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Ulrike
FLEISCHMANN nähert sich dem Phänomen
"Single" über die Selbstbeschreibungen
von Menschen, die üblicherweise in der
Wissenschaft oder in der Mediendebatte als
Singles bezeichnet werden. Dabei wird die
Kluft
zwischen dem offiziellen Singlebild und dem
Selbstbild der damit bezeichneten Menschen
deutlich. Die
zugeschriebene Identität wird ausgerechnet von
jenen abgewehrt, die man als "sichere
Singles" bezeichnen könnte, d.h.
alleinlebende
Partnerlose im mittleren Lebensalter. Dagegen
fühlen sich Menschen als Singles, die in der
familienpolitischen Debatte den Nicht-Singles
zugerechnet werden. Eine verheiratete Mutter mit
zwei Kindern erzählt z.B. "im Grunde meines
Herzens bin ich Single" und eine alleinerziehende Partnerlose fühlt sich als
"temporärer Single".
Das
Single-Dasein gilt den einen als Sehnsuchtsbild
grenzenloser Freiheit und den anderen als
unangenehmer, zu überwindener Zustand. Die
überzeugten Singles bleiben dagegen eher
unsichtbar.
In den
Medienberichten werden normalerweise einseitige
Klischees verbreitet wie z.B. im Focus-Bericht
Verfluchte
Freiheit von Frank GERBERT (18.02.2002). Dagegen
illustriert FLEISCHMANN in ihrer Bestandsaufnahme
die Vielfalt der Lebensverhältnisse von
Singles. Es wird deutlich gemacht, dass
das Single-Dasein weder mit Partnerlosigkeit
gleichgesetzt werden darf, noch als Gegensatz zum
Familienleben aufzufassen ist. Der verheiratete
Familienvater mit 3 Kindern gehört genauso zu
den Alleinlebenden wie die alleinwohnende Witwe,
die wieder einen festen Partner hat oder der
Geschiedene im mittleren Lebensalter, der seine
Tochter regelmässig besucht.
Wenn man die
Singles dann noch unter dem Aspekt des
Lebenslaufs betrachtet, dann wird die
Normalität
des Single-Daseins als voreheliche bzw.
nacheheliche Lebensphase sichtbar:
Single-Dasein - kein Einzelfall
"So genannte Singles im
Familienlebensalter - sie werden in Fachkreisen als im
Alter zwischen 30 und 40 Jahren definiert - sind in der
Gruppe der Alleinlebenden eine echte Minorität, was sie
besonders immer dann spüren, wenn für alle anderen
»Familie« angesagt ist: abends und an Sonn- und Feiertagen
beispielsweise."
(Das Journal, Heft 1, 2002) |
Es wäre zu begrüßen, wenn diese Art der sachlichen
Berichterstattung in den Medien Schule machen
würde. |
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