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MAYER, Susanne
(2000): Kinder, Kinder!
Die Zahl der Deutschen fällt rapide. Noch immer
fehlt ein Familienpolitik,
in: Die ZEIT Nr.33 v. 10.08.
MAYER, Susanne (2001): Die
betrogene Familie.
Demografischer Irrsinn: Die Regierung hat
die Kinder vergessen,
in:
Die ZEIT Nr.6 v. 01.02.
Susanne MAYER möchte Kinderlose verstärkt zur Finanzierung
des Sozialstaates heranziehen, aber sie besitzt keine
Definition dieser Gruppe, weshalb sie das Problem verkürzt:
"Richtlinie für Zuwendung
oder Förderung kann nicht 'verheiratet' oder 'alleinstehend'
sein, sondern allein die Anzahl der Personen im Haushalt:
zum Vorteil von allen".
MAYER
kann mit ihrem schwammigen Begriff der "Kinderlosen"
wesentliche Veränderungen der Familienbildung in Deutschland
nicht berücksichtigen. In
Baden-Württemberg hat sich z.B. die Spanne zwischen der
Geburt des ersten Kindes bis zum 3. Kind von
durchschnittlich 5,1 Jahren (1965) auf 3,2 Jahre (1999)
verkürzt (aus: Baden-Württemberg in Wort und Zahl 12/2000).
Allein durch diese Tatsache verkürzt sich das Zusammenleben
mit Kindern, d.h. die Anzahl von "Kinderlosen" erhöht sich,
auch wenn in Wirklichkeit kein einziges Kind weniger geboren
wird. Mit
der Kategorie "Familienhaushalt" wird es möglich die
Ausgaben des Sozialstaates zu senken und dies auch noch als
Erfolg der Familienpolitik zu verkaufen. In Wahrheit werden
die Zahlungen nur zwischen Familien umverteilt. Es
ist eine Mär, dass die Kinderlosen in dem Maße zugenommen
haben, wie uns das die Polarisierer weismachen möchten.
BIEN/BAYER/BAUERREIß/DANNENBECK (1996) hatten bei ihrer
Stichprobe von 1127 "Kinderlosen" wie sie von MAYER
definiert werden, gerade einmal 290 tatsächlich Kinderlose
darunter. Ihr Fazit:
"Die Gruppe der dauerhaft
Kinderlosen ist immer noch relativ klein, zwischen 10 % und
20 % der Bevölkerung. Sie liegt in der Wirtschaftskraft
nicht deutlich über den anderen Gruppen (mit Kindern in und
außerhalb des Haushalts)."
(Quelle: BIEN, Walter
(1996)(Hg.):
Familie an der Schwelle zum neuen Jahrtausend,
S.104).
In
der Familienpolitik werden immer noch die Kämpfe der 1970er
Jahre ausgefochten. MAYERs Feindbild ist deshalb auch
Alice SCHWARZER. Es ist kein Zufall,
dass erst nach dem "Deutschen Herbst" 1977 der
Geburtenrückgang und die Single-Gesellschaft auf die Agenda
der Politik gesetzt wurde. Der Zusammenbruch alter Feindbilder
musste kompensiert werden. Die Enttäuschung der politischen
Linken entlud sich in Begriffen wie "Neue Innerlichkeit" und
"Rückzug ins Private", mit der die "Entpolitisierung" damals
bezeichnet wurde. Alice
SCHWARZER hat den "Gebärstreik" erfunden, um "Kinderlose"
als politisches Druckmittel einsetzen zu können. Der
Geburtenrückgang machte so etwas plausibel, auch wenn der
Anteil der Frauenbewegung daran geringer ist, als dies
Feministinnen wahrhaben möchten. Bis heute wird dadurch
jedoch eine sachliche Auseinandersetzung unmöglich gemacht.
Ein Blick
auf die Geburtenstatistik zeigt, dass die Anzahl der
Geburten im früheren Bundesgebiet 1999 höher war als
in den Jahren 1973 - 1987:
Geburtenstatistik der Bundesrepublik 1946-1999
Welche
rigiden Vorstellungen sich hinter MAYERs
Familienbegriff verbergen, lesen Sie hier:
Der Familiensektor: Vom unerfüllbaren
Kinderwunsch zur Dramatisierung des Geburtenrückgangs
Lesen
Sie zu den Positionen der Frauenbewegung:
Der Kampf der Lebensstile und die
Normalfamilie der Neuen Mitte
MAYER, Susanne (2001):
Frauenwünsche, Frauenwut.
Wie Alice Schwarzer mich beinahe zum Weinen brachte. Oder:
Wo die Frauenbewegung noch viel zu tun hat,
in:
Die ZEIT
Nr.6 v. 01.02.
Rezension
des Buches
Der große Unterschied
von Alice SCHWARZER.
MAYER, Susanne (2001):
Die Doppeltbedienten.
Mehr Hilfe für Familien! Und wer soll's bezahlen? Natürlich
die Kinderlosen. Eine tägliche Provokation für jene, die
vergeblich versuchen, Eltern zu werden. Statt endlich
Windeln wechseln zu dürfen, geraten sie unter pauschalen
Verdacht, Hedonisten zu sein,
in:
Die ZEIT
Nr.19 v. 03.05.
"Nun gibt es
statt Urteilen vor allem Vorurteile. Eine
neue Variante des Klassenkampfes wird
geübt: solche mit gegen solche ohne
Kinder. Jede Gruppe unterstellt der
anderen Vorteile, für die man selber zur
Kasse gebeten werde",
schreibt Susanne MAYER. Dieser Klassenkampf ist die
konsequente Folge der
Individualisierungsdebatte, die von dem
Soziologen Ulrich BECK forciert wurde.
Die Individualisierungsthese hat sich
seit den 80er Jahren als
selbstverständlicher
Deutungszusammenhang etabliert. Lesen Sie
hierzu:
Der
Familiensektor: Vom unerfüllbaren Kinderwunsch zur
Dramatisierung des Geburtenrückgangs
Unfruchtbarkeit - Die Debatte um Ursachen und Lösungen
MAYER,
Susanne (2001): Wollt ihr die totale
Mutter?
Beschimpfungen,
Verdächtigungen, Belehrungen: Barbara
Vinken und andere Frauen streiten über
das Leben mit Kindern,
in:
Die
ZEIT Nr.26
v. 21.06.
Susanne MAYER
kritisiert den ideologischen
Streit zwischen
Vollzeitmütter-Ideologinnen wie
Ulrike HORN und
Karrieremütter-Ideologinnen wie
Barbara
VINKEN.
Auf der Strecke bleiben nach
Meinung von MAYER diejenigen
Mütter, die mit einem
Teilzeitjob Geld für ein Leben
mit Kindern verdienen wollen.
Einzig das Buch von
Stella
BETTERMANN findet vor MAYER
Gnade, da es Spaß am Muttersein
vermittelt...
MAYER, Susanne
(2001): Und er bewegt sich doch.
Väter wollen ihre Kinder erziehen.
Jetzt müssen sie es nur noch tun,
in:
Die ZEIT
Nr.30 v. 19.07.
MAYER, Susanne (2001): Ich
Staubsauger, du Laptop.
Arbeit ist ein Fluch. Oder nur Lifestyle? Zwei
Autorinnen denken nach,
in:
Die ZEIT
Nr.41 v. 04.10.
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Rezension des Buches
Arbeit poor
von Barbara Ehrenreich
Genau einen
Tag nach dem
Kommentar zu OPASCHOWSKIs Studie, hat sich die
Familienpolitik im Vorfeld des SPD-Parteitags zurückgemeldet. MAYER stellt die
Machtverhältnisse auf den Kopf, wenn sie behauptet "Familien haben
heute Schmarotzerimage". Schließlich konnten Singles von Stern ("Sind
Kinderlose jetzt Sozialschmarotzer?") bis
Spiegel ("Zurück
zur Familie") das Gegenteil lesen! Die ZEIT startet
heute eine Serie, in der eine Familienpolitik im Mittelpunkt
steht, die an den
Besserverdienenden der Generation Golf (Neue Mitte)
ausgerichtet ist.
MAYER, Susanne (2002): Es ist
ein Junge!
Nachwuchs für die Familienpolitik: Der jüngste Hoffnungsträger heißt
- Roland Koch,
in:
Die ZEIT Nr.7 v. 07.02.
Marc BEISE hat
in der SZ v. 02.02.2002 bereits über den "Wiesbadener Entwurf" von
Jürgen BORCHERT berichtet. Für
Susanne MAYER war die Vorstellung des Diskussionspapier in der
hessischen Staatskanzlei der Auftakt für den Familienwahlkampf
2002.
MAYER hat
offenbar den eigentlichen Auftakt verschlafen, denn der fand
bereits am
14. Januar in der bayerischen
Staatskanzlei
statt.
MAYER, Susanne (2002): Mach voran,
komm endlich, wir müssen los.
Kinder und Eltern befinden sich auf eiligem Transit in die
Moderne. Ganztagsschulen, berufstätige Mütter! Wie das wohl wird?
Zwei Soziologinnen erzählen es uns,
in: Die ZEIT Nr.47 Literaturbeilage v. 14.11.
-
Rezension des
Buches
Keine
Zeit von Arlie Russel HOCHSCHILD.
"Es waren die Zeiten,
in denen Frauen dreifach sortiert kamen: als Mütter (unsere Mütter),
als Jungfern (womöglich verheiratet, jedenfalls kinderlos) oder als
Geliebte (wahrscheinlich unverheiratet und auf ewig kinderlos, zur
Strafe!). Letztere waren unvermeidbar Geliebte eines Ehemannes von
Sortierung Nummer eins, schon weil Singles damals so selten waren".
So lesen sich die Märchen von
Journalistinnen, die heute Bücher schreiben wie
Deutschland armes Kinderland.
Sicherlich gab
es vor 1970 keinen Single-Begriff in Deutschland. Das heißt jedoch
nicht, dass es deshalb keine Singles gab! Der Singlebegriff wurde ursprünglich
eingeführt, um VORHANDENE Lebensverhältnisse zu entdiskriminieren. Die Zeiten, die Susanne MAYER hier
beschreibt, waren jene Zeiten, in denen die statistisch unsichtbare
und deshalb nicht existente
"Onkel-Ehe" verbreitet war. Bereits damals gab es Lebensformen,
die politisch unkorrekt waren und deren Existenz sich Gesetzen
verdankte, die nicht up to date waren.
"Hätten alle Bundesbürger genügend
Nachkommen, die sie im Alter versorgten, bräuchten wir
keine Rentenversicherung",
behauptet Susanne MAYER. Dieses Paradies auf Erden
gab es bisher noch nicht, obwohl es genügend Staaten ohne
Rentenversicherung gab. Ein Blick in die Geschichte
lehrt, dass es anscheinend nicht ohne Rentenversicherung
geht.
Selbst das von Konservativen viel gepriesene "Ganze Haus"
konnte das Problem ohne Ausbeutung von Kinderlosen nicht
lösen.
Frau Mayer hat unrecht ! - Eine Kritik von Kai
Schlesinger
MAYER, Susanne (2004): Her mit den Kindern!
Plädoyer für eine moderne Bevölkerungspolitik, die den Namen
verdient,
in: Die ZEIT Nr.11 v. 04.03.
Bevor in Deutschland eine moderne
Bevölkerungspolitik gefordert werden kann, müsste zuerst einmal eine
moderne Bevölkerungsstatistik eingeführt werden! Die von Susanne MAYER
verbreiteten Zahlen zum Ausmaß der Kinderlosigkeit in Deutschland
sind in keiner Weise hieb- und stichfest
Gert HULLEN hat
Tempo und Quantum der Reproduktion
in Deutschland untersucht. Im Gegensatz zur amtlichen Statistik ist
der Münchner Familiensurvey eine repräsentative Untersuchung, dessen Daten
1988, 1994 und 2000 erhoben wurden und aufgrund der Erfassung des
Lebensverlaufs das Ausmaß der Kinderlosigkeit genauer erfassen kann
als unsere lückenhafte Bevölkerungsstatistik. Es ist ein
himmelschreiender Skandal, dass in Deutschland die Kinderlosigkeit
nicht genau erfasst werden kann. HULLEN schreibt dazu:
"Die endgültige
Kinderlosigkeit wird in der laufenden Bevölkerungsfortschreibung
bislang nicht ausgewiesen. Sie zu ermitteln wird dadurch erschwert,
dass amtlicherseits die eheliche Parität der Geburten festgehalten
wird, d.h. die Ordnungsnummer des Kindes in der bestehenden Ehe." (2003,
S.33).
Scheidungen und
Wiederverheiratungen sind in der Bevölkerungsstatistik genauso wenig
vorgesehen wie uneheliche Kinder! Seit 15 Jahren behaupten unsere
Sozialpopulisten, dass die Normalfamilie im Verschwinden ist. Wie
ist es also möglich, dass die Normalfamilie noch immer das
Erfassungskriterium unserer Bevölkerungsstatistik ist? Offenbar verhindern
einflussreiche politische Kreise eine exakte Erfassung. Sie könnte
nämlich offenbaren, dass eine Geburtenkrise nicht existiert! Anhand der Daten des
Familiensurvey kommt Gert HULLEN zu einem erstaunlichen Ergebnis:
"Bei den vor 1960
geborenen Frauen lag die Kinderlosigkeit bei ungefähr 16 Prozent,
bei den jüngeren, den zwischen 1950 und 1959 Geborenen, ein bisschen
darüber. Die Kohorte der in den 60er Jahren Geborenen aber bekam
noch bis über 35 Jahre hinaus häufiger erste Kinder, »überholte«
dabei die älteren Frauen und hatte schließlich eine geringere
Kinderlosigkeit (14 Prozent). Die Geburtenrate dieser Kohorte blieb
auch in der zweiten Hälfte der fertilen Phase, Jahre nach dem
Median, sehr hoch, während sie bei den früheren Kohorten bald (...)
abflachte." (2003, S.32f.)
Die Berechnungen
von HULLEN widersprechen also eindeutig den in der Öffentlichkeit
von Bevölkerungswissenschaftlern verbreiteten Zahlen. Das Ausmaß
der Kinderlosigkeit ist wesentlich geringer als behauptet.
Nochmals HULLEN:
"Während die
Kinderlosigkeit der älteren Frauen des Familiensurveys also mit den
genannten Berechnungen übereinstimmt, zeichnen sich die jüngeren
Kohorten der Stichprobe durch eine deutlich unter den Erwartungen
liegende Kinderlosigkeit aus." (2003, S.33).
Im Klartext: Unsere
deutschen Bevölkerungswissenschaftler weisen die Geburtenrate der
jüngeren Frauen viel zu niedrig aus!
"Managerinnen
sind zu 60 Prozent kinderlos,
Professorinnen zu 80 Prozent.
Wohin das führt? Kann man sich leicht klarmachen. Wenn die Zeitungen
in diesen Tagen die strahlenden Abiturienten abbilden – durchzählen,
eins, zwei, eins, zwei: Jeder Zweite der jungen Leute wird wohl
kinderlos bleiben. Nicht, weil es ihnen an Mut fehle. Versagt haben
ihre Eltern, Politiker, die Eliten. Zum Beispiel jene, die unsere
Jungakademiker zum Semester empfangen werden, Professoren aller
Couleur, meist jedoch eines Geschlechts, die so gerne
sozialkritische Diskurse pflegen, aber den einen verpasst haben. Den
um Nachwuchs",
behauptet Susanne MAYER.
Journalisten setzen am
liebsten auf die Analyse, empirische Probleme werden deshalb
politisch korrekt ausgeblendet.
Über die Kinderlosigkeit
der Akademikerinnen wird zurzeit viel geredet, aber eine Debatte
über das Problem der Erfassung von Akademikerkinderlosigkeit fehlt
bislang.
Wenn MAYER nahe legt, dass
jede zweite Abiturientin kinderlos bleiben wird, dann ist das
sozialpolitische Demagogie.
Christian SCHMITT
hat anhand von Lebensverlaufsdaten (normalerweise werden von
Bevölkerungswissenschaftler gerne
wenig aussagekräftige Haushaltszahlen benutzt) belegt, dass
weniger als 30 % der Akademikerinnen kinderlosen bleiben werden.
Aber nicht jede Abiturientin wird
auch Akademikerin, d.h. die Kinderlosigkeit von Abiturientinnen wird
noch geringer sein.
Die ZEIT veröffentlich heute auch
jede Menge Leserbriefe zu Bernd ULRICH, Stephan LEBERT und die
Akademikerkinderlosigkeit.
MAYER, Susanne (2005): Familie geht doch.
Europa fehlen die
Kinder. Im Wahlkampf herrscht dazu dröhnendes Schweigen. Aus
Unwissenheit? Pessimismus? Lektüretipps für Politiker,
in: Die ZEIT Nr.37 v. 08.09.
Susanne MAYER klagt darüber, dass
Katastrophismus in Sachen
Kinderlosigkeit nicht geduldet wird. Das
muss man sich einmal vorstellen, Katastrophismus in Sachen
Kinderlosigkeit allüberall und Frau MAYER bedauert, dass
diese Hysterie
nicht honoriert wird.
In
dem Beitrag wird das Buch
Schrumpfende Gesellschaft
von Franz-Xaver KAUFMANN vorgestellt. Wissenschaftlich
soll es gemäß Frau MAYER sein, obwohl dieses Etikett der
Autor nicht einmal selber an sein Buch pappen würde, denn
seine Thesen sind hochgradig spekulativ, sozusagen eher
Theologie als Soziologie. Gläubige
braucht es schon, um dem zu folgen, was KAUFMANN in dem
Buch zusammengetragen hat. Fakten soll es geben, aber die
Faktenlage ist in Sachen Kinderlosigkeit eben alles andere
als gesichert. KAUFMANN
gehört zur Fraktion der Familienfundamentalisten und das
heißt: Das Ziel - Bevölkerungsvermehrung - heiligt jedes
Mittel. Der
Götze, den KAUFMANN anbetet, ist eine magische Zahl: 2,1.
Im
Gegensatz zu seinem Kollegen Karl Otto HONDRICH sieht
KAUFMANN einen engen Zusammenhang zwischen
Wirtschaftswachstum = Wohlstand und Bevölkerungswachstum.
Entgegen jeglicher Historie wird dieser auch noch als
durchgehend positiv beschrieben. In
diesem Zusammenhang sollte man die Lektüren der 1960er Jahre
zur Bevölkerungsexplosion hervorkramen. Der Zusammenhang
zwischen Wohlstand und Bevölkerungsvermehrung wurde damals
- genau umgekehrt zu heute - als negativ beschrieben. Ein
Blick in die Geschichte könnte so manches relativieren,
was heutzutage zu diesem Thema geschrieben wird. In
ihrem familienfundamentalistischen Rundumschlag streift
Susanne MAYER auch die Bücher von
Ulrich DEUPMANN,
Meike DINKLAGE und
Viola ROGGENKAMP.
MAYER, Susanne (2006): Im Land der Muttis.
Die deutsche
Hausfrau gilt als Stütze der Nation. Dabei kostet es uns ein
Vermögen, wenn bestens ausgebildete Frauen zu Hause bleiben,
in: Die ZEIT Nr.29 v. 13.07.
Was Susanne MAYER da über den
volkswirtschaftlichen Schaden der
Ehegattin mit Hochschulabschluss
schreibt, das konnte man in ähnlicher Weise bereits bei
Susanne FENGLER im Mai/Juni-Heft der
Zeitschrift Emma
lesen. In
Zeiten der neuen Sparsamkeitsrhetorik steht sowohl das
"Prinzip der Ehegattensubsidiarität" (Sabine BERGHAHN),
besser bekannt als
Ehegattensplitting, als
auch die staatliche Finanzierung der Hochschulbildung zur
Disposition. MAYER schreibt dazu:
"Seit
einem halben Jahrhundert werden Frauen in Deutschland
tipptopp ausgebildet. In den sechziger Jahren machten nur
acht Prozent der Frauen einen Höheren Schulabschluss, zur
Wende ins 21. Jahrhundert waren es 29 Prozent. Anfang der
fünfziger Jahre tendierte die Zahl der Frauen mit
akademischem Abschluss gegen null, 25 Jahre später waren
es 40.000, heute verlassen 100.000 Frauen jedes Jahr
unsere Universitäten. Mit welchem Resultat? Schauen wir
uns um. Die Frau des Rechtsanwaltes, den wir nicht nennen
wollen, ist eigentlich Lehrerin, die Frau seines Kollegen
ausgebildete Ärztin, die Mutter des Freundes meines Sohnes
ist Betriebswirtin, eine Freundin ist Grafikerin, deren
Freundin promovierte Germanistin. Alles Frauen, die trotz
unterschiedlichster Ausbildungen exakt den gleichen Job
machen: Hausfrau. Ernsthaft berufstätig: wenige. In der
Lage, sich zu erhalten: nur eine Minderheit. Die meisten
sind Zuverdienerinnen. So gesehen, hätte es statt BWL oder
Medizin, den mühsamen Jahren der Promotion, den teuren
Auslandsemestern auch eine kleine Hauswirtschaftslehre
getan.
(...).
Es wird immer wieder erregt über die Kinderlosigkeit der
akademischen Frau diskutiert, vielleicht, um ja nicht
darüber nachzudenken, was die Akademikerin, die Kinder
hat, uns kostet. Die Rechnung sieht so aus: In eine
akademische Ausbildung investiert die Gesellschaft bis zu
200.000 Euro. Dafür könnte sie eigentlich 30.000 Euro pro
Jahr an Steuern und Sozialabgaben zurückerwarten.
Wer zehn Jahre ausfällt, erzeugt in öffentlichen Kassen
also ein Abgaben-Minus von 300.000 Euro. Dazu addiert sich
im ungünstigsten Fall, wenn die nichtbeschäftigte
Akademikerin beispielsweise mit einem gut beschäftigten
Akademiker verheiratet ist, eine Steuersubvention über das
Ehegattensplitting von maximal 7914 Euro pro Jahr, was
sich auf zehn Jahre zu rund 80.000 Euro an entgangenen
Steuern addiert. Für zehn Jahre subventionierten
Berufsausstieg macht das rund 380.000 Euro Verlust. Privat
fühlt es sich natürlich an wie Gewinn. Und wird als
»Wahlfreiheit« verteidigt. Wer gar nicht in den Beruf
zurückkehrt, nun, der kann dann schon mit einem Minus von
über einer Million Euro zu Buche schlagen. Weshalb
skandinavische Politiker nicht müde werden, ihre Kollegen
in Berlin zu fragen, wieso man sich in Deutschland eine
Hausfrauensubvention leiste, wo es doch an Investitionen
im Bildungsbereich fehle, in Höhe von Milliarden Euro, für
Krippen, Kitas, man weiß es."
Susanne MAYER beginnt mit einem Geständnis:
"Darf
ich gestehen: Ich war eine Kinderlose. Ich wollte keine Kinder, bis
es fast zu spät war, Kinder zu bekommen. (...). Über zehn Jahre lang
war ich eine begeisterte Kinderlose, die ein wenig fassungslos auf
Frauen sah, die mit ihrem Kinderwagen einsam durch die Gegend
schoben, während ich auf dem Weg zu meinem Traumberuf, dem schönen
Journalismus, war."
Aus
ihrer persönlichen Konversion leitet sie die These ab, dass Kinder
zu haben und kinderlos zu sein, polare Lebensformen seien. Die
Konsequenz dieser Sichtweise sind Schwarz-Weiß-Malereien. Eine
Entschärfung des heillosen Konflikts, die der Artikel verspricht,
sucht man deshalb vergebens.
MAYER, Susanne (2011): Liebe und solche Sachen.
Eva Illouz blickt uns ins Herz und
entdeckt darin so manches Schmerzliche. Ihre Analyse ist gnadenlos die
Aussichten sind mau,
in: Die ZEIT Nr.41
Literaturbeilage v. 06.10.
Neu:
MAYER, Susanne (2015): Armes Mutti.
Das Elend der Alleinerziehenden wird beklagt – das habe der
Feminismus nicht gewollt. Na: Ein bisschen doch!
in:
Die ZEIT Nr.37 v.
10.09.
"Rabenmutter! Das Wort meiner
Jugend, es waren die fünfziger Jahre (...). Kümmert sich nicht um
ihre Kinder. Arbeitet die? Hat sie womöglich »Fremdbetreuer?« Dann
hatte »Rabenmutter« plötzlich einen neuen Sound, (...). Es waren
die wilden achtziger Jahre. (...). Rabenmutter sein wurde ein
Lifestyle. Alleinerziehend wurde später die Steigerung von
Rabenmutter – Geburtstag ohne Kinder, und sogar ohne Mann!
Daran musste ich denken, als ich
letzte
Woche in der Süddeutschen Zeitung den wütenden Artikel
von Susan Vahabzadeh las", meint Susanne MAYER.
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