|
Tipps für die alltägliche Lebensführung -
eine Marktlücke
Am Anfang stand ein
Problem, das nach Bewältigung verlangte, wie Bernhard FINKBEINER
auf stern.de erläutert:
Frag' Mutti
"Herr Finkbeiner,
wie sind Sie auf frag-mutti.de gekommen?
Spontan. Hans-Jörg und ich haben im selben Haus in
Ludwigsburg gelebt, ich habe Zivildienst gemacht, er
gearbeitet. Und mittags wollten wir was kochen. Also sind
wir zum Aldi und haben Würstchen, Kartoffeln und
Tiefkühlgemüse gekauft. Dann wollten wir die Kartoffeln
kochen ... ähem: Mit Salz? Mit wie viel Salz? Wie lang?
Mit oder ohne Schale? Und wie kriegt man die Schale
runter? Hans-Jörg hat schließlich seine Mutter angerufen.
Und nach dem Telefonat aus einer Laune gesagt: »Frag-Mutti.de«" |
FINKBEINER & BREKLE haben
- im Gegensatz zu vielen anderen, die vor den gleichen Problemen
der alltäglichen Lebensführung standen - weiter gedacht und ihre
Idee dann auch umgesetzt. Seit dem Jahr 2003 existiert die
Website www.frag-mutti-de, zu der mittlerweile
www.frag-vati.de hinzugekommen ist.
Im Jahr 2006 ist dann das
erste dazugehörige Buch Frag Mutti erschienen und dieses
Jahr ist Frag Vati hinzugekommen. Internet und Buch haben
jeweils ihre speziellen Vor- und Nachteile und ergänzen sich
deshalb ideal.
FISCHBEINER & BREKLE wenden
sich mit ihren Websites und Büchern nicht an Könner, sondern an
Anfänger in Sachen Haushaltsführung. Bücher, die praktische
Anleitung versprechen, haben eine lange Tradition.
Das Besondere an den beiden
Büchern ist die Hauptzielgruppe: junge Männer, die sich mit
Problemen der Haushaltsführung im engeren Sinne (Frag Mutti) und
der alltäglichen Lebensführung im weiteren Sinne (Frag Vati)
konfrontiert sehen. In diesem Sinne ist Frag Mutti das
unkonventionellere Buch, weil Kochen, Putzen, Waschen und Bügeln
traditionell der weiblichen Sphäre zugehören, während
Heimwerken, Renovieren, Autopflege oder Grillen typisch
männliche Tätigkeiten sind.
Warum die Selbständigkeit von Männern einerseits
zu wünschen übrig lässt, aber andererseits notwendiger denn je
ist
Seit den 1990ern Jahren
erregen zwei Phänomene die Öffentlichkeit: zum einen der
Anstieg der Einpersonenhaushalte und zum anderen die Zunahme der Nesthocker. Auf den ersten Blick scheint beides
nichts miteinander zu tun zu haben.
Auf den zweiten Blick zeigt
sich jedoch, dass sowohl das Alleinwohnen als auch das Wohnen
bei den Eltern zum Anstieg der Einpersonenhaushalte beiträgt
. Ursache
ist die Suburbanisierung seit den 1980er Jahren, die insbesondere
durch den Bau von Einliegerwohnungen das Wohnen bei den Eltern
veränderte. Das Alleinwirtschaften im Sinne der amtlichen
Statistik ist also nicht gleichbedeutend mit selbständigem
Alleinwohnen.
Während jedoch Nesthocker in
der Regel Pseudo-Selbständige sind, erfordert das Alleinwohnen
notgedrungen eine gewisse Selbständigkeit, obwohl sowohl die
Haushaltstechnisierung als auch die
Dienstleistungsgesellschaft
dazu beiträgt, dass auch weniger
Selbständige überleben können, zumindest wenn sie über die
nötigen Geldmittel oder umfangreiche Netzwerke verfügen.
Während die erregte
Öffentlichkeit lange Zeit nur die allein lebende Karrierefrau
mit dem Anstieg der Einpersonenhaushalte in Verbindung brachte,
zeigen die Fakten ein anderes Bild. Insbesondere seit den 1990er
Jahren hat sich der Anteil der allein lebenden Männer
überproportional erhöht
.
Gleichzeitig wohnen Männer länger als Frauen im "Hotel Mama",
weshalb ihnen oftmals die Voraussetzungen zur selbständigen
Haushaltsführung fehlen.
Männer kommen jedoch von zwei
Seiten unter Druck. Zum einen verlangt der Arbeitsmarkt
eine größere Mobilität. Die Ausbildung, das Studium, der Beruf
verlangen des Öfteren einen Umzug oder zumindest einen
Zweitwohnsitz.
Zum anderen verlangt das
moderne Partnerschaftsideal, dass der Mann im Haushalt
gleichberechtigt mithilft.
Simplify your love
"Seien
Sie vorsichtig bei einem Partner, der niemals wirklich
allein gewohnt hat. Wenn ein Mann von der Vollversorgung im
Hotel Mama direkt in die Bequemlichkeitszone bei seiner
künftigen Frau zieht, dann ist das eine schwere Hypothek für
eine Partnerschaft. Auch das klassische Modell einer
schutzbedürftigen hilflosen Frau, die sich nach den starken
Schultern eines Mannes sehnt, ist keine gute Basis für eine
dauerhafte Beziehung."
(2006, S.43) |
Die
Alpha-Mädchen (Spiegel
vom 11.06.2007)
verlangen vom Mann eine größere Selbständigkeit als es der
traditionelle Macho bislang gewohnt war. Wer also nicht zu den
Modernisierungsverlierern gehören möchte, der sollte sich
beizeiten das nötige Knowhow aneignen. FINKBEINER & BREKLE
helfen mit ihren Websites und Büchern dabei.
Das Defizit der Sozialwissenschaften und warum
sie an Pionieren wie Finkbeiner & Brekle nicht mehr
vorbeikommen werden
Die Sozialwissenschaften
haben die Lebensphase der jungen Männer zwischen dem Auszug aus
dem Kinderzimmer bis zur Familiengründung bislang sträflich
vernachlässigt. Die Dominanz des Feminismus und der
Familienforschung hat dazu geführt, dass wir über junge Mädchen
und Frauen bedeutend mehr wissen als über junge Männer.
Dem französischen Soziologen
Jean-Claude KAUFMANN verdanken wir zwei wichtige Bücher, die
sich mit den Problemen der Paarbildung im Zusammenhang mit
der alltäglichen Lebensführung beschäftigen. In
Schmutzige Wäsche
und in
Kochende Leidenschaft stehen der Alltag des
Waschens und Kochens im Mittelpunkt. In letzterem Buch wird auch
die Weitergabe von Praxiswissen von einer Generation zur anderen
problematisiert.
Kochende Leidenschaft
"Es
findet (...) keine völlige Unterbrechung der Weitergabe
statt. Sichtbar ist vor allem die Bewegung des
Widerstands, die die Jungen dazu treibt, ihre
Vorgehensweise selbst zu bestimmen, und ganz speziell die
Frauen, sich zu weigern, gezwungenermaßen zu den Fahnen
der Haushaltspflichten zu eilen. Unter der Oberfläche
findet jedoch weiterhin implizit oder bloß unauffälliger
Weitergabe statt.
(...).
Im Elternhaus hat der Heranwachsende mehr als Esser denn
als richtiger Koch einige extravagante Erfahrungen
gemacht, etwas unauffälliger unendlich viele Einzelheiten
beobachtet und sich sogar mit manchen Geräten (oft mit der
Mikrowelle, manchmal auch der Pfanne) vertraut gemacht.
Später, wenn der junge Mensch seine eigenen vier Wände
bezieht, wird sich die Bewegung des Lernens beschleunigen;
von einem Tag auf den anderen wird der Küchenchef und sei
es nur von zwei bescheidenen Eiern auf dem Teller. (...).
In der Folge nimmt sein Lernen vor allem die Form eines
Experiments mit Versuch und Irrtum an. Er ist Autodidakt,
und er brüstet sich damit. Er spürt, dass seine Handgriffe
allmählich automatisch werden, dass sich ein richtiger
kulinarischer Stil zu etablieren beginnt. (...). Die
Gewürze sind häufig die Hauptwaffe des Anfängers. (...).
Den jungen
Küchenchef, den die im Entstehen ergriffene Erfahrung
bereits beruhigt und der sich mehr um die Genießbarkeit
seiner Errungenschaften sorgt, leitet nichtsdestoweniger
ein Ideal der Innovation. (...). Bücher werden zu Rate
gezogen, Bestandsaufnahmen mit Freunden ausgetauscht.
Manchmal wird sogar schnell die Mutter (oder der Vater)
angerufen. »Ich wusste nicht, wie man Nudeln kocht,
überhaupt nicht. Da habe ich meine Mutter angerufen. Ich
stellte Fragen à la: 'Nudeln oder grüne Bohnen, macht man
die am besten in der Pfanne, oder wie kocht man sie in
Wasser?' Jetzt geht es mehr um Ideen« (...). Welch
wundersames Band der kulinarischen Herkunft, eine
Weitergabe, auf die die Eltern nicht mehr gefasst waren."
(2006, S.279f.) |
Die
Generation @
kann nun dank FINKBEINER & BREKLE sowie anderer Pioniere des
Internets nicht nur Bücher zur Rate ziehen, sondern auch das Web
zur Problemlösung heranziehen.
Der Austausch von
Praxiswissen wird damit neu organisiert. Die
Weitergabe geschieht nicht mehr allein in lokalen
Zusammenhängen, entweder innerhalb einer Familie (von Generation
zu Generation) oder innerhalb von Cliquen bzw. Verwandtschaften,
sondern erweitet sich auf virtuelle Gemeinschaften. Horizontale
Verflechtungen (zwischen Gleichaltrigen) können dadurch die
mangelhafte vertikale Weitergabe (von Generation zu Generation)
kompensieren.
Der Einfluss des Internets
reicht bis in die Gestaltung des Buches hinein. Nicht nur, dass
Links genannt werden, die eine weiterführende Information
gewährleisten, sondern zu jedem Tipp gibt es mehrere Kommentare,
die die mögliche Meinungsvielfalt wiedergibt. Das sieht dann
folgendermaßen aus:
Frag Vati
"Mal
wieder das falsche Buch von Omi zum Geburtstag geschenkt
bekommen? Neben Weiterschenken gibt's noch die
Möglichkeit, den Schmöker der örtlichen Bücherei zu
spenden. Die freuen sich (haben eh kein Geld), und alle
haben was davon. Englische und fremdsprachige Sachen gibst
du einfach in der örtlichen Schule ab.
Was meint
die Jury?
: Sehr soziale
Einstellung. Das lob ich mir. Endlich mal einer der
wenigen, die nicht aus jedem Dreck Geld machen wollen. Ich
werde es in Zukunft genauso angehen
: Man kann sie
auch für teuer Geld bei eBay verchecken!
: Dann versuch
mal unbekannte Bücher da loszuwerden!
: Die richtige
Präsentation bringt's, da muss halt eine gute Beschreibung
her!
: Man kann sie
aber auch bei www.tauschticket.de tauschen... Wobei,
spenden ist doch edler.
: Super Idee.
Habe gerade meine Charles-Bukowski-Sammlung in der
örtlichen Grundschule abgegeben."
(2006, S. 44) |
Männer lesen bekanntlich
seltener Bücher als Frauen. Die Autoren versuchen dem mit
amüsanten Geschichten rund um Ingos Imponiergehabe, das durch
die Sichtweise von Freundin Kathrin auf den Boden der Tatsachen
zurückgeholt wird, entgegenzuwirken.
Die kurzen Tipps sind mit 1
bis 5 Sternen bewertet. Der obige Buchtipp wurde mit 4 Sternen
bewertet. Die Tipps im Buch rangieren meistens zwischen 4 oder
gar 5 Sternen.
So mancher Kurztipp hat
mitunter hohen Unterhaltungswert, aber nur geringen
Gebrauchswert. In der Sprache der Autoren bewegt sich das "frei
zwischen genial und etwas durchgeknallt". Wessen Neugier bereits
geweckt ist, oder wer gerade verzweifelt auf der Suche nach
einem brauchbaren Tipp ist, der wird darüber hinweglesen.
Dazwischen gibt es aber auch
zahlreiche längere, informative Texte und bildliche
Darstellungen, die Orientierung zu diversen Problemen der
alltäglichen Lebensführung vermitteln. Und nicht zuletzt
ermöglicht ein - Suchmaschine genanntes - Register das
schnelle Auffinden von Problemlösungen.
Fazit: Die Bücher und
Websites von Finkbeiner & Brekle ermöglichen einen guten
Einstieg bei Problemen der alltäglichen Lebensführung
Die Generation @
geht neue Wege und das ist gut so. Die Weitergabe von
Praxiswissen ist nicht länger allein Familiensache oder in den
Händen traditioneller Medienmacher, sondern wird durch das
Internet zur Sache Gleichaltriger mit ähnlichen Problemen der
alltäglichen Lebensführung. Originalität und Innovation sind
mitunter wichtiger als die bloße Tradierung von Praktiken.
FINKBEINER & BREKLE zeigen mit ihren Websites und Büchern wie
moderne Wissensvermittlung im Bereich der alltäglichen
Lebensführung aussieht.
|
|