|
|
|
|
|
|
-
Der
Begriff Single-Gesellschaft kam in den 1970er Jahren in den USA auf und
wurde ab Mitte der 1980er Jahre von dem Soziologen Ulrich
BECK in Deutschland populär gemacht (1)(2). Die
Single-Gesellschaft gilt den Kritikern zufolge als Irrweg
der Moderne (2)(3). Der Sozialstrukturforscher Stefan
HRADIL befasste sich in einer Auftragsstudie des
Bundeskanzleramtes, die 1995 als Buch Die
"Single-Gesellschaft" erschien, erstmals ausführlicher
mit dem Begriff (4).
In dem Aufsatz Sind wir auf dem Wege zur
Single-Gesellschaft? beschreibt HRADIL eine
Single-Gesellschaft im wörtlichen Sinne als
"Gesellschaft, in der der Bevölkerungsanteil von Singles so
deutlich anwächst oder bereits dominiert, daß die
gesamtgesellschaftliche Entwicklung hiervon maßgeblich
bestimmt wird" (5). Im Gegensatz zur öffentlichen
Debatte, wird der Begriff Single
von HRADIL nicht als Synonym für den
Einpersonenhaushalt benutzt, sondern enger gefasst
(4). In diesem wörtlichen Sinne sind wir nicht auf dem
Weg in eine Single-Gesellschaft.
-
-
Im übertragenen Sinne ist eine Single-Gesellschaft gemäß HRADIL eine weitgehend individualisierte Gesellschaft: "Wenn
Menschen ihr Leben so gestalten oder gestalten möchten, daß
sie - bewußt oder unbewußt, eigennützig oder selbstlos,
alleine oder in Familie - primär eigene Ziele und Wege
verfolgen bzw. verfolgen wollen, führen sie ihr Leben
individualisiert und sind, was ihr Denken und z. T. Handeln
anbelangt, auf eine gewisse Weise »Singles«."
(5) Nur in diesem Sinne, für den dann jedoch der
Indikator
Einpersonenhaushalt als Beleg für eine
Single-Gesellschaft unbrauchbar ist, könnte von unserer
Gesellschaft als Single-Gesellschaft gesprochen werden.
Literatur:
(1)
BECK, Ulrich
(1987): Die Zukunft der Familie, in:
Psychologie Heute,
November
(2)
BECK,
Ulrich & Elisabeth BECK-GERNSHEIM (1990): Das ganz normale
Chaos der Liebe, Frankfurt a/M: Suhrkamp
(3)
HRADIL, Stefan (2007):
Vom
Leitbild zum "Leidbild". Singles als Symbole der Moderne,
in:
Susanne Mayer & Dietmar Schulte (Hrsg.): Die Zukunft der
Familie, München: Fink Verlag,
S. 137-147
(4)
HRADIL, Stefan (1995): Die "Single-Gesellschaft",
München: Verlag C.H. Beck
(5)
HRADIL,
Stefan (1995): Auf dem Wege zur Single-Gesellschaft?
In:
Uta
Gerhardt / Stefan Hradil / Doris Lucke / Bernhard Nauck
(Hrsg.): Familie der Zukunft,
Opladen: Leske + Budrich, S. 189-226
|
|
|
|
|
|
|