Familie
Deutschland
Die
Bundesregierung hat eine kostspielige
Plakataktion gestartet, um für die Familie in
Deutschland zu werben. Auf diesen Plakaten soll
die Familienvielfalt und damit die
Familienwirklichkeit
zum Ausdruck gebracht werden. Der
plakatierten Familie entspricht jedoch keineswegs
eine adäquate politische Praxis.
Der
Familienbegriff des statistischen
Bundesamtes in Wiesbaden und damit
der
amtlichen Statistik, auf die sich die
Familienpolitik stützt, widerspricht dem
jetzt plakatierten Familienbild.
Auf einem
Plakat sehen wir z.B. eine schwangere
Frau und einen Mann. Im besten Fall ist
hier ein Paarhaushalt dargestellt,
möglicherweise führen diese Menschen sogar zwei
Single-Haushalte!
Die
amtliche Statistik kennt keine "werdende
Familie". Auch die tonangebenden
und einflussreichen Anwälte der Familie, z.B.
Jürgen BORCHERT, kennen solche Familien nicht.
Für diese Schwarz-Weiss-Maler gibt es nur
Singles, d.h. Personen, die keinen
Familienhaushalt führen, und Familien im Sinne
der Haushaltsfamilie.
Die
Grosseltern
mit ihrem Enkel - ist das eine Familie?
Die sogenannte Mehrgenerationenfamilie ist
heutzutage mehrheitlich eine multilokale
Familie, d.h. sie wird statistisch
aufgespalten in die junge Haushaltsfamilie der Generation
Golf und die "atomisierten"
Singles der Generation @ oder der Generation
Kukident. Auch wenn die Grosseltern im
selben Haus leben, aber eine - eventuell sogar
staatlich geförderte - Einliegerwohnung
bewohnen, sind sie statistisch gesehen nur ein
kinderloses Paar, ergo Singles.
Und diese
sympathische
Normalfamilie aus Frau, Mann, Junge und
Mädchen? Ist das tatsächlich eine Familie? Der
Vater könnte gezwungen sein, einen Job weit weg
anzunehmen und in einer fremden Stadt die Woche
über ein Single-Apartement zu bewohnen. Er wäre
dann sowohl Mitglied eines
Familienhaushalts als auch ein Single,
der die Zahl der Single-Haushalte in die Höhe
treibt.
Solange die
Plakataktion nicht mit dem Familienbegriff der
amtlichen Statistik übereinstimmt, handelt es
sich hier bestenfalls um folgenlose
Regierungspropaganda
und schlimmstenfalls wird dadurch die
politikentscheidende
Begriffspolitik verdeckt.
Kein Anwalt
der Familie macht sich stark für diese
Plakatfamilie, sondern die Familienmitglieder
werden im sozialstaatlichen
Verteilungskampf gegeneinander
ausgespielt, indem die Scheinkontroverse
"Familien contra Singles" forciert
wird.
Single-Dasein
und Familie sind kein Gegensatz, sondern Phasen
im Normallebenslauf. Wann wird diese
Erkenntnis auch begriffspolitisch umgesetzt und
nicht nur bildlich simuliert? Erst dann hat das
Familienbild auch politische Konsequenzen.
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