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Rezension

 
       
   

Brigitte-Dossier

 
       
   

Mütter gegen Mütter
erschienen in: Brigitte Nr.4 vom 06.02.2002, S. 123 - 134

 
       
     
       
   
     
 

Mütter gegen Mütter

"Wer nicht stillt, ist egoistisch, wer nicht arbeiten geht, erdrückt sein Kind mit zu viel Liebe, wer seinen Kindern keine Manieren beibringt, bekommt die Quittung. Statt sich gegenseitig zu unterstützen, machen viele Frauen einander das Leben schwer. Mit Belehrungen, Vorurteilen und gnadenlosem Ehrgeiz kämpfen Mütter gegen Mütter".
(Brigitte vom 26.02.2002)

Der Mütterkrieg aus der Perspektive der berufstätigen Mütter

Das Brigitte-Dossier Mütter gegen Mütter widmet sich dem Mütterkrieg aus der Perspektive der Karrieremutter. Ziel ist es, die gegensätzlichen Mütterinteressen im Vorfeld des anstehenden Familienwahlkampfes zu bündeln, um die Kontroverse Familien contra Singles forcieren zu können. Vollzeitmütter und Halbtagsmütter sollen sich deshalb mit den Interessen der Karrieremütter solidarisieren.

Die fiesen Methoden der Mütterpolizei

Im Artikel von Birgit SCHÖNBERGER werden die "fiesen Methoden der Mütterpolizei" angeprangert. Bereits Anfang der 1980er Jahre hat die Soziologin Elisabeth BECK-GERNSHEIM die hohen Ansprüche von Müttern als eine der Ursachen der steigenden Kinderlosigkeit zum Thema gemacht. SCHÖNBERGER beschreibt aus dieser Perspektive den Konkurrenzkampf zwischen werdenden Müttern. Die Autorin kritisiert das Gebären als Hochleistungssport und fragt, ob nicht gerade jene Frauen, deren berufliche Karrieren gescheitert sind, dies auf dem Gebiet der Mutterschaft kompensieren müssen. Auch die späten Mütter, die "nach langen Single-Jahren kurz vor der Memopause" doch noch ein Kind bekommen möchten, sind anfällig für den Hochleistungssport Gebären.

SCHÖNBERGER kritisiert einerseits die Kritiksucht der anderen Mütter, die sich "ratgeberkonform" verhalten, aber andererseits kann sie sich mit einem eigenen Ratschlag auch nicht zurückhalten: "Du bist das Problem. Entspann dich, dann entspannt sich auch dein Kind". Die daraus resultierende Konsequenz: "Das ist der Anfang vom Ende der Mütterpolizei". Und man könnte hinzufügen: Das liegt genau im gegenwärtigen Wellnesstrend mit seiner entsprechenden Ratgeberliteratur.

Mamas, vereinigt euch!

Im zweiten Artikel fordert Silke PFERSDORF "Mamas, vereinigt euch!". Sie hat die Kompromissformel gefunden, hinter der die Mütterfront gemeinsam marschieren soll:

Mamas, vereinigt euch!

"Das Kind braucht seine Mutter - aber welche nur? Das 24-Stunden-Modell oder die Von-sechs-bis-acht-Uhr-spiele-ich-mit-dir-Variante? Beides taugt, sagen die Experten: Hauptsache, der Nachwuchs ist liebevoll versorgt, von wem auch immer. Au pair, Krippe und Tagesmutter richten keinen Schaden an, und sozialer, friedfertiger oder netter wird man in Ganztagsobhut der eigenen Mutter erwießenermaßen auch nicht".
(Brigitte vom 26.02.2002)

Danach kommen die üblichen Argumente, mit denen PFERSDORF für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wirbt. Der Hauptfeind der Mutter ist nicht die andere Mutter, sondern die Gesellschaft:

Mamas, vereinigt euch!

"Mit klaren Werten und Normen kann die Gesellschaft derzeit nicht dienen, die Theorien zum Durchschlafen, Grenzensetzen und Loslassen des Nachwuchs erschlagen sich gegenseitig, und stapelweise Ratgeber erdrücken das mütterliche Gewissen".
(Brigitte vom 26.02.2002)

Mit diesem Problem, das so alt ist wie die Mediengesellschaft, werden sich wohl auch die nächsten Müttergenerationen abfinden müssen. Die Alternative wäre Gleichschaltung! Nichtsdestotrotz weiß PFERSDORF genau, wo das Paradies der berufstätigen Mutter liegt: in Frankreich. Barbara VINKEN, die Hamburger Karrieremutter, hat der "deutschen Mutter" in ihrem Buch die Leviten gelesen und gleichfalls auf Frankreich verwiesen.

Die deutsche Mutter

"In Deutschland müssen Frauen sich immer noch entscheiden: entweder Kinder oder Karriere. Warum? Muss es uns nicht beunruhigen, dass eine Französin, eine Dänin oder eine Italienerin sich nicht vor diese Wahl gestellt sieht? Und warum glauben wir trotzdem immer noch, in Sachen Emanzipation Vorreiter in Europa zu sein? Barbara Vinken analysiert den Zusammenhang dieses Missverhältnisses, seine Ursprünge und Auswirkungen. Ihr Fazit: Die deutsche Politik hat sich immer viel mehr um die Familie als um die Selbständigkeit der Frau gekümmert. Der Grund für diese Einseitigkeit ist der uralte, bis heute ungebrochene Mythos der Mütterlichkeit. Wie ein roter Faden zieht er sich vom Protestantismus durch die nationalsozialistische Ideologie bis zum heutigen Bio-Gesundheitswahn: Nur die gesunde Kleinfamilie mit einer Mutter, die sich um alles kümmert, kann gegen die kalte, harte Welt bestehen."
(Klappentext, 2001)

Aber wenn man dem Soziologen Jean-Claude KAUFMANN glauben darf, dann gibt es dort genauso Kämpfe um die Schmutzige Wäsche und die Singlefrau wartet vergeblich auf den Märchenprinzen. Der französische Journalist GUILLEBAUD prangert die Tyrannei der Lust an und Michel HOUELLEBECQ hat in Frankreich die "Rabenmutter" salonfähig gemacht. Möglicherweise ist also in Frankreich das Paradies der berufstätigen Mutter - trotz momentan höherer Geburtenrate - massiv am Verschwinden.

Bei der Oma wird nicht rumgesaut

Im dritten Artikel beklagt sich eine Mutter über die antiautoritären Erziehungsmethoden ihrer Tochter. "Grenzen setzen" lautet der unüberhörbare Zeitgeist, der von der Generation Golf diktiert wird (vgl. Susanne GASCHKE "Die Erziehungskatastrophe", 2001).

Die Mutter seiner Kinder

Im darauf folgenden Beitrag protokolliert Nicola RICCI das Leid einer Stiefmutter, der die leibliche Mutter ständig in die Quere kommt.

Es gibt kein Richtig und kein Falsch

Zum Abschluss werden zwei Mütter interviewt, die auf den ersten Blick gegensätzlicher nicht sein könnten: Einerseits eine Bäuerin auf dem Dorf und andererseits eine großstädtische Architektin. Großfamilie hier und allein Erziehende dort. Die Gemeinsamkeiten überwiegen jedoch: beide sind Ende 30, beide leben jenseits der Ein-Kind-Familie, beide leben nicht die traditionelle Form der Kernfamilie und beide sind keine typischen Vertreterinnen ihres Berufsstandes. Die Bäuerin hat eine Ausbildung als Bankkauffrau durchlaufen und betreibt mit dem Reiten ein Hobby, das dem bäuerlichen Landleben widerspricht. Die Architektin wohnt dagegen im vornehmen Hamburger "Single"-Stadtteil Eppendorf. Dort vermutet man kaum die medientypischen allein Erziehenden, die sozialhilfeabhängig am Rande des Existenzminimums leben.

Die Single-Lüge - Das Buch zur Debatte

"Dieses Buch sollte als Beitrag zur Versachlichung der Debatte verstanden werden und liefert deshalb Argumente für eine neue Sichtweise auf das Single-Dasein im Zeitalter der Demografiepolitik. In einer funktional-differenzierten Gesellschaft sollten Kinderlose genauso selbstverständlich sein wie Kinderreiche. Warum sollten sich unterschiedliche Lebensformen, mit ihren jeweils spezifischen Potenzialen nicht sinnvoll ergänzen können? Solange jedoch in Singles nur eine Bedrohung und nicht auch eine Chance gesehen wird, leben wir in einer blockierten Gesellschaft, in der wichtige Energien gebunden sind, die bei den anstehenden Herausforderungen fehlen werden.
(2006, S.254)"

 
     
 
       
   

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Bernd Kittlaus
webmaster@single-generation.de Erstellt am: 11. Februar 2002
Stand: 03. Februar 2019