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1995
LANZEZ, Emilie (1995):
La planète de célibataires,
in:
Le Point
Nr.1197 v. 26.08.
1999
PETITJEAN,
Gerard (1999): Femmes le boom des vies en solo.
A
Paris, une femme sur quatre vit seule,
in:
Nouvel
Observateur Nr. 1789 v.
18.02.
PETITJEAN,
Gerard (1999): Une idée neuve dans l'histoire.
Vivre
heureuse en solo,
in:
Nouvel
Observateur Nr. 1789 v.
18.02.
Interview mit dem Familienhistoriker André Burguière
DUBOIS,
Jean-Paul (1999): Drague sur dossier.
Etat-Unis:
la solitude du bomeur moderne.
in:
Nouvel
Observateur Nr. 1789 v.
18.02.
CRIGNON,
Anne (1999): Les allumées suédoises.
Au
royaume des célibataires,
in:
Nouvel
Observateur Nr. 1789 v.
18.02.
LANEZ, Emilie (1999):
En attendant le prince charmant,
in:
Le Point
Nr.1379 v. 20.02.
2001
Das französische
Nachrichtenmagazin bringt diese Woche
eine umfangreiche Cover-Story über die
"Neuen Singles" Die
franösischen Singles haben mit der
l'Union
nationale des groupes d'action des
personnes qui vivent seules
(Unagraps) einen
Interessenverband, der beansprucht, die
Alleinlebenden politisch zu vertreten.
Davon können deutsche Singles nur
träumen, denn hierzulande gibt es nur
Splittergruppen, die für ihre eigene
Sub-Klientel sozialstaatliche Vorteile
sichern möchte. Am erfolgreichsten sind
noch die Alleinerziehenden, denn sie
haben als anerkannte Familien moralische
Vorteile. Ansonsten sind Singles vor
allem in "Heimatlosenvereinen"
(neudeutsch: Single-Club) organisiert. Ob
der kommende Familienwahlkampf daran
etwas ändert, ist fraglich, stehen doch
Singles unter dem Generalverdacht Yuppies
zu sein, während Familien und wenn sie
noch so wohlhabend sind, politisch
korrekt am Hungertuch nagen. Beim
L'Express ist noch der glückliche Single
- und nicht das glückliche Paar - das
Thema. Man orientiert sich dabei an der
Modezeitschrift Elle, die in ihrer
neuesten Ausgabe einen Bericht über die
Freiheiten des Single-Lebens
veröffentlicht hat. Daneben wird der
französische Soziologe Jean-Claude
KAUFMANN zitiert, der 1999 einen
Bestseller über die alleinlebenden
Frauen und ihre Sehnsucht nach dem
Prinzen veröffentlicht hat. Aber Bridget
Jones und das Drama der einsamen
Karrierefrau, die verzweifelt nach ihrem
Mann der Träume sucht, ist megaout. So ganz
selbstbewusst können die französischen Singles auch nicht
sein, denn die Werbeindustrie vermeidet es, Singles zu
offensiv als Zielgruppe zu umwerben. Und die üblichen Stimmen
vom unfreiwilligen Single finden sich auch.
taz-Thema:
Kein Nachwuchs für
Europa |
HAHN, Dorothea
(2001): Die Französinnen sind optimistisch (Paris),
in:
TAZ v.
22.03.
HAHN,
Dorothea (2001): Kinderkriegen ist keine
Privatsache (Paris),
in: TAZ
v. 06.04.
LEO,
Maxim (2001): Frankreich: Karrierefrauen
sind gute Mütter,
in: Berliner
Zeitung v. 14.04.
HAL
(2001): Der Staat hilft
Kosten der
Kindererziehung im Weltvergleich,
in: Welt
v. 20.04.
BREMER,
Hans-Hagen (2001): Ein Paradies für
Kinder.
Die französische Regierung
gibt weit mehr Geld für die Eltern aus
als andere europäische Länder,
in: Frankfurter
Rundschau v. 27.04.
"Es stimmt zwar, dass in Ländern mit
vielen berufstätigen Frauen auch viele Kinder geboren werden:
Norwegen, Schweden, Dänemark, Frankreich. Wenn die Bevölkerung nicht
weiter altern sollte, müssten die Frauen im Durchschnitt aber nicht
zwei, sondern vier Kinder bekommen - und das wollen sie nicht", meint
der französische Bevölkerungswissenschaftler Hervé Le BRAS.
GAUTHIER,
Ursula (2001): Trouver un jules.
NOUVEL OBS-Dossier: 2 millions de
femmes seules à la recherche de l'âme
soeur,
in:
Nouvel
Observateur Nr.1919
v. 16.08.
GAUTHIER
klärt partnerlose Frauen ab 35
bzw. 40 Jahren über ihre
schlechten Chancen auf dem
Heiratsmarkt auf:
"Le taux de vie en couple
culmine à 40 ans pour les
femmes, à 55 ans pour les
hommes. Les chances de se
remettre en couple après une
rupture sont cinq fois moindres
à 50 ans qu'à 25 ans pour une
femme."
Ausgehend von den USA (siehe
hierzu die
Kritik
von Susan FALUDI in ihrem Buch Backlash)
wird seit Anfang der 80er Jahre
immer wieder versucht ein
statistisch ermitteltes
Geschlechterungleichgewicht in
einen mehr oder weniger direkten
Zusammenhang mit dem Partner-
bzw. Heiratsmarkt zu bringen. Mit
stichhaltigen Zahlen belegt wird
dieser angebliche Heiratsengpass
von GAUTHIER jedoch nicht. Als
Gründe für den konstatierten
Heiratsengpass werden die
unterschiedlichen
Partnerwahlmuster von Mann und
Frau genannt. Ältere Männer
heiraten demnach bevorzugt junge
Frauen.
Nachdem den Partnerlosen ihre
schlechten Heiratschancen vor
Augen geführt wurden, werden
ihnen anschliessend
Möglichkeiten genannt ihre
Chancen gegenüber der Konkurrenz
zu verbessern. Der Titel des Beitrags ist
identisch mit einem neu erschienenen
Parisführer für Partnersuchende
von Valérie APPERT, einem
35jährigen Journalisten:
"Bridget Jones drague à
Londres, Ally McBeal cherche à
Chicago et vous c'est à Paris
que vous allez LE trouver. Et
même si trouver un jules dans
notre Capitale relève parfois du
parcours de la combattante, cette
grande ville peut être un
terrain de jeu rêvé pour les
célibataires en tout
genre",
verheisst der Klappentext. Für
Deutsche sucht
Ally
McBeal
natürlich nicht in Chicago,
sondern in Boston.
GAUTHIER,
Ursula (2001): Audrey et les mecs bien,
in:
Nouvel
Observateur Nr.1919
v. 16.08.
LEMONNIER,
Marie (2001): Mettez un gay dans votre
jeu.
Consolateur,
chevalier servant, relookeur au besoin,
un peu rabatteur aussi, l'ami homo est
décidément irremplaçable
in:
Nouvel
Observateur Nr.1919
v. 16.08.
LEMONNIER,
Marie (2001): Rendez-vous sur la Toile,
in:
Nouvel
Observateur Nr.1919
v. 16.08.
Bericht
über Partnersuche im Internet.
Manhattan,
das ist der amerikanische
Single-Mythos par excellence -
sowohl im Positiven als auch im
Negativen. Seit den 80ern wird
immer wieder über die New Yorker
Single-Hölle berichtet:
"La Grosse Pomme est une
véritable réserve de
célibataires, et un paradis pour
les dragueurs : on y compterait
537 111 femmes seules de plus que
d'hommes seuls !"
Frauenüberschuss wie nicht
anders zu erwarten. Aber zu
glauben diese Frauen wären alle
Partnerlose - wie das der Artikel
nahe zu legen versucht - ist
natürlich falsch. Aber irgendwie
muss man ja den Leser bei der
Stange halten.
Das Treibhaus "Grosse Pomme"
(Big Apple) jedenfalls ist der Nährboden für solche Serien wie
Sex
and the City, die das Thema
Männerjagd in den Vordergrund
stellen.
Sex
and the Single Girl von
Helen Gurley Brown
hat dieses Genre - unter anderen
Vorzeichen - Anfang der 60er
Jahre begründet.
LEMONNIER,
Marie (2001): "J'ai peur des femmes
qui cherchent".
Hommes:
L'embarras du choix.
Pour
les mâles solitaires, la situation est
à première vue idéale. Mais le coeur a
ses raisons que la démographie ne
connaît pas...
in:
Nouvel
Observateur Nr.1919
v. 16.08.
Die Angst
der knappen Singlemänner vor den
einsamen Karrierefrauen...
GARCIA,
Laure (2001): La vie en solo est un
roman.
NOUVEL
OBS-Dossier:
Nous sommes
toute des Bridget Jones. Les tribulations
des « célibattantes » sont devenues un
filon littéraire. Des histoires crues,
grinçantes et surtout très drôles.
Dans lesquelles beaucoup de femmes se
reconnaissent,
in:
Nouvel
Observateur Nr.1919
v. 16.08.
Bridget
Jones ist gemäß GARCIA das
gegenwärtige Leitbild der alleinlebenden Frau. Wenn
dies auch nicht zutreffend ist,
zumindest ist Bridget Jones zum Vorbild
für andere schreibende Frauen geworden.
Bericht
über die Zunahme der Bi-Lokalität in
Frankreich, die durch schnelle TGVs (der
französische ICE) und kürzere
Arbeitszeiten möglich geworden ist.
HERMANN, Lutz
(2001): Allein, aber nicht einsam.
Immer mehr Singles in
Frankreich suchen einen Partner. In jeder dritten
Pariser Wohnung lebt mittlerweile ein
Alleinstehender,
in: Kölner Stadt-Anzeiger
v. 06.11.
Lutz HERMANN hat in Paris
einen Swinging Single gefunden,
natürlich eine Frau. Und welche Sendung
schaut sich diese Solistin an? Sex and the City.
HENARD, Jacqueline (2001): Vater unser.
Warum überaltert unsere Gesellschaft? Wegen allgemeiner
Zukunftsunsicherheit und weil Frauen Karriere machen wollen, so
sagt man. Aber wie denken eigentlich Männer über Kinder?
in: Die ZEIT Nr.01 v. 27.12.
Während
Alice SCHWARZER
den Geburtenrückgang als Resultat eines
"Gebärstreiks" der Mittelschichtfrauen vermarktet, ist für
HENARD der "Zeugungsstreik" der Männer mitverantwortlich für die
Misere. Überhaupt die Männer! Kinderlose Männer und ihre Motive
sind nach Meinung von HENARD ein vernachlässigtes
Forschungsthema.
HENARD unterstellt den
Männern politisch korrekte Antworten bei Meinungsumfragen.
Wissenschaftler nennen dies soziale Erwünschtheit von
Antwortverhalten. Auch Frauen antworten politisch korrekt.
Dieser blinde Fleck der feministischen Forschung bleibt
unerwähnt.
Die Autorin zitiert u.a. aus den
Untersuchungen von
Wassilios E. FTHENAKIS
und Christine CASTELAIN-MEUNIER. Die Pariser Soziologin hat die
Leserschaft der französischen Männerzeitschriften untersucht:
"Im Vordergrund stehen
Gesundheit (!), Sex- und Ernährungstipps. Die klassischen
Männerthemen - Politik, dicke Autos, nackte Mädchen und
Gehaltsvergleiche - sind an den Rand gedrängt."
Moniert wird, dass Väter und
Vaterschaft kein zentrales Thema sind. Aber dann müssten sie
wohl auch Väter- und nicht Männerzeitschriften heißen!
Für HENARD
liegt das Übel im Zerfall der Vaterschaft seit den Zeiten des
Patriarchen. Besonders erwähnt werden die Jahreszahlen 1968 und
1789:
"Die Revolution holte Ehe und
Familie aus den Höhen des Pakts vor Gott in die irdische
Vertragswirklichkeit herunter, indem sie die standesamtliche
Trauung einführte. Die Entheiligung der Ehe ermöglichte einen
neuen Blick auf die Kinder und die (Wieder-)Begründung der
sozialen Vaterschaft. Kinder konnten nun adoptiert werden."
HENARD ist jedoch davon
überzeugt, dass die zukünftige Familienpolitik die Väter wieder
vermehrt in den Blick bekommt. "Work-Life-Balance" ist hierfür
das Zauberwort. Frankreich erscheint in dieser Sicht
vorbildhaft:
"Frankreich, wo knapp die
Hälfte aller Kinder außerehelich geboren wird, will als
vorbeugende Maßnahme im kommenden Jahr einen »Vaterschaftspass«
einführen. Er soll werdenden Vätern ihre Pflichten vor Augen
führen - und auch ihre Rechte gegen weibliche
Allmachtsansprüche. Außerdem tritt ein bezahlter
Vaterschaftsurlaub (elf zusätzliche Tage in den ersten vier
Lebensmonaten) nach skandinavischem Modell in Kraft. Den
Einwand, dass 14 Tage bezahlter Urlaub volkswirtschaftlich teuer
seien, wischt die französische Familienministerin schlicht vom
Tisch: Teuer sei es für eine Gesellschaft vor allem, wenn sie
nicht genügend Kinder hätte und die Väter keine ausreichend
tiefe Bindung zu ihrem Nachwuchs entwickelten."
Im internationalen Vergleich
stehen die Deutschen nach Meinung von HENARD schlecht da.
In solchen Vergleichen wird
aber grundsätzlich nicht auf die unterschiedlichen
Rahmenbedingungen der verschiedenen Länder eingegangen: weder
findet die historisch gewordene Altersstruktur Erwähnung, noch
die unterschiedlichen Bevölkerungsstrukturen (agrarisch
orientierte, industrielle oder postindustrielle Gesellschaften)
oder die Bevölkerungsdichte. Stattdessen wird suggeriert, dass
das Verhalten einer Generation ausschlaggebend für die
demografische Entwicklung sei. Wer die Geburtenraten isoliert
betrachtet, der muss zwangsläufig enttäuscht werden, wenn
Familienpolitik oder Bevölkerungspolitik keine Änderungen
bewirkt.
SCHWARZ, Karl
(2001): Kinderzahl der im vergangenen Jahrhundert geborenen
Frauen in Frankreich und Deutschland,
in:
BIB-Mitteilungen
Nr.4, S.13-17
2002
GB (2002): Kindersegen in Frankreich.
Geburtenrate weiter hoch,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 07.02.
HEIMGÄRTNER,
Sabine (2002): Post aus Frankreich.
Kindersegen
für die Grande Nation,
in:
Tagesspiegel v. 10.02.
KRÖNCKE hat die Coverstory Enquête sur la vie
sexuelle en France im
französischen Nachrichtenmagazin L'Express vom 28.02.2002 gelesen und
berichtet darüber ohne die Quelle zu
nennen. Er zitiert u. a. aus dem Interview
mit der französischen Soziologin Janine
MOSSUZ-LAVAU, deren
Studie demnächst als Buch erscheint
("Les Lois de l'amour").
RITZENHOFEN,
Medard (2002): Diesmal eine stille Revolution.
Beinahe unbemerkt setzte
sich die Grande Nation an die Spitze des
europäischen Fortschritts,
in: Rheinischer Merkur
Nr.15 v. 11.04.
RITZENHOFEN
präsentiert das katholische Frankreich
als europäischen Musterknaben:
"Mit
allseits Staunen erregenden
Wachstumsraten profilierte sich das Land
zwischen dem Sommer 1998 und Frühjahr
2001 als europäische
Konjunkturlokomotive. Gleichzeitig
führte die Linkskoalition die
35-Stunden-Woche ein, die seit Beginn
dieses Jahres für alle Betriebe
gesetzliche Gültigkeit hat."
Spaßgesellschaft und
Babyboom sind aufgrund der 35-Stunden
Woche in Frankreich vereinbar:
"Verlängerte
Wochenenden laden zu Kurzreisen ein.
Restaurants, Kinos und Fitnessstudios melden
verstärkte Umsätze. Die neu gewonnene
freie Zeit belebt nicht nur die
Freizeitindustrie, sondern kommt auch den
Familien zugute. Berufstätige Eltern
kümmern sich mehr um ihre Kinder."
RITZENHOFEN
knüpft an die Tradition des
deutsch-französischen Geburtenwettlaufs
(siehe
Jean-Claude GUILLEBAUD) an, wenn
er anmerkt:
"Da (...) der Alterungsprozess der
Gesellschaft weniger stark ausgeprägt
ist als in Deutschland könnte Frankreich
- laut langfristiger Kalkulationen - im
Jahr 2040 oder 2050 mehr Einwohner
zählen als Deutschland."
Die
Behauptung von RITZENHOFEN, dass dies die
Franzosen - trotz weniger Zuwanderung
vollbracht haben - ist eine Mogelpackung.
Dieter
OBERNDÖRFER hat darauf
hingewiesen, dass in Frankreich Menschen, die bei uns als Zuwanderer
gezählt werden würden, als Franzosen in die Statistik eingehen.
Klaus HUWE sieht
im
"demografischen
Schrecken"
den Motor der französischen
Bevölkerungspolitik, die
Frankreich zum katholischen
Vorzeigeland werden lässt.
HEIMGÄRTNER, Sabine (2002): Liebe auf Zeit.
Zurück zur Familie: Wenn in Frankreich die Ferien enden, ist auch
Schluss mit Tausenden von Seitensprüngen,
in: Tagesspiegel v.
02.09.
Die traditionelle Familie führt in den Sommermonaten
in Frankreich zur Situation, dass der Ehemann wieder arbeiten muss,
während die nicht-berufstätige Ehefrau mit den Kindern weiterhin
Urlaub macht. In dieser Zeit werden Ehemänner oftmals zu "maribataires"
wie Sabine HEIMGÄRTNER berichtet:
"»Maribataires«
heißen die temporär untreuen Gatten, ledige Ehemänner, ein
französisches Wortspiel aus »mari« für Ehemann und »celibataire« für
Single.
2003
FISCHER, Heimo (2003): Beamte wollen kämpfen.
Premierminister Jean-Pierre Raffarin muss gegen den Widerstand
aller Beteiligter das marode Rentensystem reformieren,
in: Rheinischer Merkur Nr.8 v. 20.02.
Wenn man FISCHER glauben darf, dann soll das kinderfreundliche Frankreich teilweise noch größere Probleme mit dem
Rentensystem haben als Deutschland.
RITZENHOFEN, Medard
(2003): Adieu, Sorgenkinder.
Frankreich:
Europäische Rekordzahlen bei der Geburtenrate,
in: Rheinischer Merkur Nr.17 v. 24.04.
BLÄSKE,
Gerhard (2003): Kinder, Frauen, Wachstum.
Warum Frankreich mehr Geld für die Familienpolitik ausgibt,
in:
Süddeutsche
Zeitung v. 02.05.
MÖNNINGER, Michael (2003): Klammern an den Staat.
Generalstreik in Frankreich: Die Regierung
treibt kleine Reformen voran, doch die Gegner fürchten Schlimmeres,
in: Die ZEIT Nr.21 v. 15.05.
"Bei allem Nachholbedarf, den
die Republik im europäischen Wettlauf um Schuldenabbau und
Sozialreformen hat, kann sie auf einem entscheidenden Feld den
ungeteilten Sieg davontragen: auf dem der Demografie, die auch die
Sozialsysteme rettet. Denn der fortgesetzte Geburtenrekord mit
durchschnittlich 1,9 Kindern pro Frau – gegenüber gerade mal 1,3 in
Deutschland – wird dazu beitragen, dass sich in Frankreich nicht alles
ändern muss, damit das Land so bleiben kann, wie es ist",
behauptet MÖNNINGER.
Benchmarking nennt man das: Man pickt sich immer den aktuellsten
Musterschüler auf einem Gebiet heraus, um damit angebliche Schwächen
aufzuzeigen. War nicht
einmal
Japan ein solcher Musterknabe? Und war nicht
noch Anfang des Jahrzehnts
Frankreich gar kein Musterland? Dass
Frankreich weniger Probleme bekommen wird, ist keineswegs ausgemacht.
BRAUNBERGER, Gerald
(2003): Über 300 Rentenkassen in Frankreich.
Alle großen
Parteien lehnen eine kapitalgedeckte Rente ab,
in: Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 21.08.
Gerald BRAUNBERGER
beschreibt das französische Rentensystem als fragmentiert, sodass
Reformen schwer durchsetzbar sind. Die Franzosen sorgen noch weniger
als die Deutschen privat vor, weswegen Frankreich bei einer DIA-Grafik
zur Zusammensetzung der Alterseinkommen fehlt. Dagegen wird es
in der DIA-Grafik zum BIP-Anteil
neben Deutschland und Italien als Problemland geführt.
MÖNNINGER, Michael (2003): Allons, les enfants.
Frankreich hat die höchste Geburtenrate in
der EU, weil Politik und Gesellschaft familienfreundlich sind,
in: Die ZEIT Nr.36 v. 28.08.
Nach MÖNNINGER ist Frankreich ein
Vorbild auf den Gebiet der Geburtenrate.
Tatsächlich jedoch
sind internationale Vergleiche in dieser simplen Form mehr als
fragwürdig, denn die Voraussetzungen der Bevölkerungsstruktur sind
zu unterschiedlich.
Weder die unterschiedliche
Altersstruktur noch die Milieustruktur werden von MÖNNINGER erwähnt,
stattdessen wird die unterschiedliche Geburtenrate einzig der
besseren Familienpolitik zugeschrieben.
Fakt ist zudem, dass die deutsche Geburtenrate von deutschen
Statistikern und Demografen - aus politischen Gründen - zu niedrig
ausgewiesen wird
"Völlig selbstverständlich muss
jede Französin die Erwartung erfüllen, mindestens zwei Kinder zu
erziehen, im Beruf Erfolg zu haben, intelligent zu sein und gut
auszusehen - und abends ihrer Familie noch ein gutes Drei-Gänge-Menü
vorzusetzen",
schreibt
MÖNNINGER in der ZEIT vom 28.08. Bei
HANIMANN heißt es hierzu:
"Die Kinder morgens vor der Arbeit
zur Amme bringen und abends wieder abholen, zugleich für Haushalt und
Essen sorgen und dabei auch noch attraktiv bleiben: das ist der teuer
bezahlte Preis für die Unabhängigkeit und die Gewißheit, unentbehrlich
zu sein".
Während bei MÖNNINGER der Satz im
Zusammenhang mit der Demografiepolitik steht, schreibt HANIMANN über
das Frauenbild in den Medien.
Und da es im FAZ-Feuilleton
immer um die
Männerdämmerung (Steve JONES) gehen muss, fehlt auch der
folgende Satz nicht im Repertoire:
"Wo die Männer in der Liege
sublimierbar, bei der Fortpflanzung bald ersetzbar, im Beruf steuerbar
und zu Hause unbrauchbar sind, eine Art lebendige Leiche (...), hat
das Zeitalter der Geschlechterauslöschung begonnen."
Ganz so schlimm steht es nach
HANIMANN um die französischen Männer nicht, denn:
"Die Französinnen spielen in dieser Phase des
Spätfeminismus (...) eine eigene Rolle. Feministisches Engagement ist
für sie nicht das Gegenteil von Feminität".
HOUELLEBECQ ist da offenbar ganz anderer Meinung...
WIEGEL, Michaela (2003):
Kinder von glücklichen Eltern.
In Frankreich
geht der Trend zur Großfamilie. Auch weil der Staat hilft,
in: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung v. 14.09.
"Zwei oder acht Kinder, das
macht keinen Unterschied",
heißt die neue
demografiepolitische Parole. Diejenige, die das sagt, gehört
natürlich zur Mütterelite. Spielt Geld keine Rolle, und steht für
jede Aufgabe das entsprechende Dienstpersonal bereit, so kann die
Kinderzahl zum Statussymbol werden.
VEIL, Mechthild
(2003): Kinderbetreuungskulturen in Europa: Schweden,
Frankreich, Deutschland,
in:
Aus Politik und Zeitgeschichte Nr.44 v.
27.10.
ONNEN-ISEMANN, Corinna (2003): Familienpolitik und Fertilitätsunterschiede in Europa:
Frankreich und Deutschland,
in:
Aus Politik und Zeitgeschichte Nr.44 v.
27.10.
Die Entwicklung der
Kinderlosigkeit in Deutschland und Frankreich beschreibt die
Soziologin Corinna ONNEN-ISEMANN folgendermaßen:
"In
Frankreich und Deutschland sind ca. 25 Prozent der um 1900/1905
geborenen Frauen kinderlos geblieben. Grund dafür war der
Männermangel als Folge der beiden Weltkriege.
Bei den um 1935 geborenen Frauen lag die Kinderlosigkeit in beiden
Ländern mit ca. zehn Prozent relativ niedrig. Dabei handelte es
sich um Frauen, die Anfang der sechziger Jahre geheiratet hatte und
von denen nur wenige kinderlos blieben (...).
Die Entwicklung in Frankreich und Deutschland klafft weit auseinander:
Während die Kinderlosigkeit bei den um 1960 geborenen Frauen in
Frankreich auf ca. 14 Prozent stieg, wuchs sie in Westdeutschland
allmählich auf gut 25 Prozent, mit steigender Tendenz. Als
Hauptursache wird immer wieder die Zunahme der Ehelosigkeit angeführt
– allein 15 Prozent der 40-jährigen deutschen Ehefrauen sind
kinderlos."
(2003, S.31f.)
REUTER, Silke (2003): Frankreich: Die vollzeitberufstätige Mutter als
Auslaufmodell.
in:
Aus Politik und Zeitgeschichte Nr.44 v.
27.10.
EMMA-Dossier:
Neue
Väter - verzweifelt gesucht.
Mütter träumen von Agassi & Co |
WAHJUDI, Claudia (2003):
Die Mutter Ich-AG fällt duch die sozialen Netze.
Intellas Précaires heißen sie in Frankreich: diese
Freiberuflerinnen, von der Künstlerin und Journalistin bis zur
Programmiererin, die Vater Staat als Mütter im Stich lässt,
in: Emma, November/Dezember
BERNATH, Markus (2003): Mit dem Skalpell ans Kuchenbüfett.
Litanei vom Abstieg. Länger arbeiten, weniger verdienen - beim
Sozialverschnitt sind Frankreichs Gaullisten nicht viel origineller
als Deutschlands Sozialdemokraten,
in: Freitag Nr.46 v. 07.11.
GEPP, Uwe (2003):
Babyboom in Frankreich.
Großzügige
finanzielle Familienförderung und umfassende Betreuungsangebote lassen
die Geburtenrate steigen,
in: Welt v. 31.12.
2004
MÖNNINGER, Michael (2004): Demografie als Volkssport.
1945 sah Charles de Gaulle sein Volk vom Aussterben bedroht:
"Frankreich braucht zwölf Millionen Babys!" Heute hat das Land die
höchste Geburtenrate in Europa,
in: Die ZEIT Nr.10 v. 26.02.
Heute ist wieder Märchenstunde bei der Tante
ZEIT. Diesmal wird uns
Frankreich als Kinderwunderland vorgestellt. Tatsächlich hat Frankreich
die gleiche Debatte nur etwas früher als Deutschland durchlaufen. Das
Buch
Tyrannei der Lust zeigt, dass der französische Babyboom
genauso "überraschend" gekommen ist, wie das in Deutschland der Fall
sein wird. Anfang der
1990er Jahre war
Schweden noch das Kinderwunderland. Schweden ist ein gutes Beispiel
dafür, dass ein Babyboom (wie das Wort es bereits nahe legt) nicht
ewig anhält.
MASCHER, Caroline (2004): Babyboom à
la française.
Kinder und Karriere sind im Nachbarland kein
Widerspruch - dank staatlicher Hilfe und eines umfassenden
Betreuungssystems,
in: Focus Nr.17 v. 19.04.
WEBER-LAMBERDIÈRE, Manfred (2004):
"Für uns gilt das Prinzip Freiheit".
Als
Familienminister setzte Christian Jacob trotz Finanzkrise ein
Milliardenprogramm durch - etwa zur Schaffung von Krippenplätzen,
in: Focus Nr.17 v. 19.04.
Der deutsch-französische
Vergleich verschweigt gerne entscheidende Unterschiede der
politischen Systeme beider Länder, die eine einfache Übertragung von
einem Land in ein anderes erschwert. Der Schweizer Soziologe Franz
SCHULTHEIS hat in seinem Buch
Familien und Politik. Formen
wohlfahrtsstaatlicher Regulierung von Familie im
deutsch-französischen Gesellschaftsvergleich aus dem Jahr 1999
einen umfassenden Politikvergleich angestellt. Er kommt zu dem
Schluss:
"Im Unterschied zum
konservativ-verharrenden Charakter bundesdeutscher Familiepolitik,
die ihre normativen Leitvorstellungen weiterhin aus der
Gründerzeit der 50er Jahre zu beziehen scheint, kennzeichnet sich
die französische »politique familiale« durch eine sukzessive
Anpassung ihrer Zielvorgaben und Instrumente an die soziologischen
Parameter des gesellschaftlichen Wandels der letzten 30 Jahre. Da
auf eine explizite normative Vorgabe betreffs zu fördernder oder
zu hemmender familialer Lebensformen (mit oder ohne Trauschein,
»vollständig« oder »unvollständig«, geschlechtsspezifische oder
-neutrale Arbeitsteilung etc.) verzichtet wird, rückt hierbei mehr
und mehr die Kategorie des »Kindeswohls« ins Zentrum und spielt
die Rolle eines kleinsten gemeinsamen Nenners familienpolitischer
Diskurse und Praktiken, während rechtsrheinisch das Modell der
Gattenfamilie weiterhin einen paradigmatischen Stellenwert für die
Familienrhetorik besitzt." (S.70f.)
SCHULTHEIS beklagt also die
Tatsache, dass hierzulande die eheliche Hausfrauenfamilie
festgeschrieben wird, während in Frankreich ein weiter
Familienbegriff bestimmend ist.
NOUVEL
OBSERVATEUR-Titelgeschichte: Les nouveaux célibataires.
Ils inventent d'autres façons
d'être ensemble |
LEMONNIER, Marie (2004): Les nouveaux célibataires.
Ils inventent d'autres façons de vivre ensemble,
in: Nouvel Observateur Nr.2060 v. 29.04.
NICOLOPOULOS, Stéphane (2004): Coeurs à
prendre,
in: Nouvel Observateur Nr.2060 v. 29.04.
LEMONNIER, Marie (2004): Suivez le guide...
in: Nouvel Observateur Nr.2060 v. 29.04.
LEMONNIER, Marie (2004): Angelina Jolie,
in: Nouvel Observateur Nr.2060 v. 29.04.
LEMONNIER, Marie (2004): De soi à soi, les vertus de la solitudes,
in: Nouvel Observateur Nr.2060 v. 29.04.
LEMONNIER, Marie (2004): Libres, ensemble?
Vivre chacun chez soi et se retrouver deux
week-ends par mois, telle est l’une des recettes des évadés de la
solitude pour éviter l’usure de la vie à deux,
in: Nouvel Observateur Nr.2060 v. 29.04.
BUI, Doan (2004): Solo bizness.
Europe: un marché de 140 milliards d'euros,
in: Nouvel Observateur Nr.2060 v. 29.04.
BUI, Doan (2004): Jeune, jolie, seule... et flambeuse,
in: Nouvel Observateur Nr.2060 v. 29.04.
BUI, Doan (2004): Le boom des romans pour coeurs solitaires,
in: Nouvel Observateur Nr.2060 v. 29.04.
PROLONGEAU, Hubert (2004): Ma vie sans sexe.
Les femmes sont le plus touchées,
in: Nouvel Observateur Nr.2093 v. 16.12.
Während in den USA die freiwillige Enthaltsamkeit
thematisiert wird, geht es bei den Franzosen - entsprechend der zentralen These von Michel HOUELLEBECQs
Roman
Ausweitung der
Kampfzone - um die unfreiwillige Enthaltsamkeit.
Hubert PROLONGEAU hat dazu sowohl den
Mann bzw. die Frau auf der Straße als auch Sexologen wie Janine MOSSUZ-LAVAU befragt.
2005
ESTEBE, Philippe (2005): Gesellschaft im Wandel.
Bevölkerungswachstum, stetige Wohlstandsentwicklung, soziale und
räumliche Mobilität, ein expandierender Bildungssektor und eine
differenzierte Medienlandschaft kennzeichnen die französische
Gesellschaft. Gleichzeitig hat sie ähnliche Probleme wie die
Nachbarländer,
in:
Informationen zur politischen Bildung
Nr.285 Frankreich
WIEGEL, Michaela (2005): Paläste zu Krippen.
Die französische Methode: Familie und Beruf
gehören zusammen,
in: Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 22.01.
KRÖNCKE,
Gerd (2005): Bébé-Boom.
Paris fördert den Wunsch vieler Franzosen nach drei Kindern,
in:
Süddeutsche
Zeitung v. 23.09.
Christian SCHUBERT blickt durch die
deutsche Brille auf die französische Familienpolitik. Das Zitat in der
Überschrift stammt von Henri JOYEUX, Präsident der Familienlobby
"Famille en France".
2006
MEISTER, Martina (2006): Das Modell Frankreich.
Berufstätige
Mütter sind jenseits des Rheins ebenso eine Selbstverständlichkeit wie
eine kontinuierlich steigende Geburtenrate,
in: Frankfurter Rundschau v. 25.01.
Martina
MEISTER verteidigt die das französische Modell der
Vereinbarkeit von Beruf und Familie mit überhöhten Zahlen zur
deutschen Akademikerinnenkinderlosigkeit,
während die
französische Geburtenrate
in allzu rosigen Tönen erscheint.
Die
Sozialstatistiken von Deutschland und Frankreich sind nicht
vergleichbar, da sie auf einem anderen Bevölkerungskonzept
beruhen. Die Folge: die Geburtenrate der deutschen Frau ist
mit 1,4 zu niedrig, die der französischen Frau mit 1,94 zu
hoch angesetzt.
Die Ursachen
liegen in
unterschiedlichen Timingeffekten,
anderen Abgrenzungen zwischen Ausländern und Inländern
(bedingt dadurch, dass Angehörige der ehemaligen französischen
Kolonien als Franzosen gezählt werden) sowie der
deutschen Weigerung, Kinder pro Frau statt pro lebenslanger
Ehe zu erfassen.
WIEGEL, Michaela (2006):
Kinderreichtum dank gut verdienender Frauen.
Angesichts der
hohen Geburtenrate gilt in Frankreich die Förderung der
Kinderbetreuung als großer Erfolg - auch für den Arbeitsmarkt,
in: Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 28.01.
Die neue Bundesregierung
vermarktet die Bevölkerungspolitik neuerdings als
Arbeitsmarktpolitik. Dies steht auch bei Michaela WIEGEL im
Vordergrund, wenn sie mit Blick auf Frankreich schreibt:
"Insgesamt 450 000
Beschäftigte betreuen in Frankreich als »nourrice« oder als »assistante
maternelle« Kinder, die Tendenz ist steigend."
Nicht die staatliche
Kindergartenbetreuung soll jedoch ausgebaut werden, sondern
haushaltsbezogene Dienstleistungen wie z.B. Tagesmütter sollen
gefördert werden. An
dieser Kontroverse entzündet sich zurzeit der Streit zwischen der
Tagesmütter-CDU und Kita-SPD - immerhin stehen 3 Landtagswahlkämpfe
an.
Deutsche Karrierefrauen (z.B. Martina MEISTER)
verweisen gerne auf das Modell Frankreich, wenn es um die
Vereinbarkeit von Beruf und Familie geht. Der
französische Familienminister weist dagegen darauf hin, dass die
berufstätigen Frauen in Frankreich in erster Linie im
Niedriglohnsektor zu finden sind:
"Es arbeiten in Frankreich viele
Frauen ohne Studium. Zwei Drittel der Empfänger des nationalen
Mindestlohnes sind Frauen."
KOHL, Hans-Helmut (2006): Der Begriff "Rabenmutter" ist den Franzosen fremd.
Die französische
Familienpolitik gilt in vielen Ländern Europas als vorbildlich. Das
hat die erwünschten Folgen: Die Geburtenrate ist hoch,
in: Frankfurter Rundschau v. 19.04.
HUGUES, Pascale (2006): Paradies mit
Schönheitsfehlern.
Wenn es um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf geht, gilt
Frankreich weithin als Vorbild - doch das stimmt nur zum Teil,
in: Tagesspiegel v. 28.05.
2007
WIEGEL, Michaela (2007): Geburtenrate.
Französinnen erobern Spitzenplatz,
in: Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 17.01.
"Seit
1993, als die
Geburtenrate in Frankreich einen Tiefpunkt erreichte,
ist die Tendenz zu steigenden Zahlen ungebrochen", berichtet Michaela
WIEGEL.
HEHN, Jochen (2007): Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit -
Fruchtbarkeit.
Französische Frauen bekommen die meisten Kinder im europäischen
Vergleich. Eine erfolgreiche Familienpolitik sorgt dafür, dass sich
Job und Mutterpflichten gut vereinbaren lassen,
in: Welt v. 18.01.
MEISTER, Martina (2007): Kinderregen,
in: Frankfurter Rundschau v. 10.02.
Martina MEISTER
berichtet aus dem fruchtbaren
Frankreich über das bretonische 1633-Einwohner Dorf
Ahuillé, in dem im vergangenen Jahr 33 Babys zur Welt kamen.
ZEIT-THEMA: Das
war das Glück der Mittelschicht |
MÖNNINGER, Michael
(2007): Generation "Non".
Frankreich: Die Jugend trägt ihre
Zukunftsangst auf die Straße - und bringt ihre Eltern gleich mit,
in: Die ZEIT Nr.8 v. 15.02.
SPIEGEL
-Titelgeschichte: Der vergoldete Käfig.
Wie
der Staat die Frauen vom Beruf fernhält - und trotzdem nicht mehr
Kinder geboren werden |
SANDBERG, Britta (2007): Avantgarde der Fruchtbarkeit.
In Frankreich können Frauen beides haben, Kinder und Karriere -
niemand erklärt sie zu Rabenmüttern,
in: Spiegel Nr.9 v. 26.02.
GAUTHIER, Ursula (2007): Vive les bébés!
La France championne d'Europe des naissances,
in: Nouvel Observateur Nr.2208 v. 01.03.
GAUTHIER, Ursula (2007): Une exception française,
in: Nouvel Observateur Nr.2208 v. 01.03.
COURAGE, Sylvain (2007): "Un démenti à la sinistrose".
Selon l'historien et démographe Emmanuel Todd, c'est
l'association de l'individualisme et des aides de l'Etat qui
explique ce sursaut de la natalité,
in: Nouvel Observateur Nr.2208 v. 01.03.
FLEURY, Claire/PADOVANI, Marcelle/MARTIN, Marie-Hélène (2007):
Espagne, Italie, Allemagne, Grande-Bretagne...
L'Europe des berceaus vides,
in: Nouvel Observateur Nr.2208 v. 01.03.
FLEURY, Claire (2007): Des bébés qui rapprochent.
A la maternité de Grenoble,
in: Nouvel Observateur Nr.2208 v. 01.03.
TROTHA, Trutz von (2007): Wie machen
die das bloß, die Gallierinnen?
in: Frankfurter Rundschau v. 06.03.
Frankreich gilt in
Deutschland seit kurzem als familienpolitisches Vorbild. Im
aktuellen Heft des Nouvel Observateur
wird Frankreich als Europameister gefeiert.
Vergessen ist mittlerweile, dass die Franzosen noch Ende der 1990er
Jahre in Europa als bevölkerungspolitische Blindgänger galten.
Der französische
Journalist Jean-Claude GUILLEBAUD geißelte z.B. noch 1998 in seinem
Buch Die
Tyrannei der Lust, den
Lebensstilpluralismus und forderte aus bevölkerungspolitischen
Gründen die Rückkehr zur klassischen Familie. Genauso
wie in Deutschland, speist sich auch in Frankreich das
bevölkerungspolitische Herzblut aus der Ex-Linken, die - aus Sicht
der
angegriffenen Poplinken (für Deutschland
siehe z.B. Mark TERKESSIDIS "Zombies aus dem Grab der Ideen", taz
03.03.2007) - zu "neuen Reaktionären" mutiert sind.
Norbert BOLZ ist
hierzulande nur die Spitze eines Eisbergs, der sein wahres Ausmaß in
den nächsten Jahren zeigen wird.
Es dürfte auch kein Zufall
sein, dass Jean-Claude GUILLEBAUD einer der Gewährsmänner von
Ariadne von SCHIRACH ist, die mit ihrem gerade erschienenen Buch
Tanz um die Lust sozusagen die deutsche Version der Tyrannei
der Lust verfasst hat.
Der Soziologe Trutz von TROTHA
meint nun in der unterschiedlichen Familienkultur den Schlüssel zum
Verständnis der unterschiedlichen französischen und deutschen
Geburtenentwicklung gefunden zu haben:
"Was macht Frankreich so
exzeptionell? Seit längerer Zeit schon besitzt das Hexagon all die
Einrichtungen, die der wohlfahrtsstaatliche Diskurs einfordert,
und die darauf gerichtet sind, Eltern-, sprich, Mutterrolle und
Erwerbsarbeit zu vereinbaren. Aber anders als die deutsche Debatte
unterstellt, ist dieses institutionelle Instrumentarium selbst
wiederum nur der Ausdruck eines Zusammenhangs, der der Schlüssel
für die demographische Entwicklung ist: eine starke
Familienkultur, die jedoch anders als in Deutschland weniger
kindzentriert ist. Das demographische Problem ist tatsächlich das
Problem einer Familienkultur, die eine neue Balance zwischen
Kindzentrierung und -dezentrierung herstellen muss.
(...).
Die Kindzentrierung der bürgerlichen und postbürgerlichen Familie
hat viele Erscheinungsformen. (...).
Vor allem anderen
gehört die historisch einzigartige Emotionalisierung der
Eltern-Kind-Beziehung dazu, die mit dem historisch bemerkenswerten
Abbau von Herrschaft und Autorität in der Eltern-Kind-Beziehung
verbunden ist. In der Familienpolitik hat die Kindzentrierung in
den letzten dreißig Jahren zu einer Familienmitgliederpolitik
geführt, welche die Deinstitutionalisierung der Familie und die
Individualisierung ihrer Mitglieder stützt und vorantreibt, (...).
Demographisch am folgenreichsten
ist die Kindzentrierung (...) dadurch geworden, dass sie in ihrem
Schoß eine gegenläufige Entwicklung geboren hat, die
Kinddezentrierung, für welche die kinderlosen ausbildungs- und
mobilitätsbewussten Akademiker - mit den Journalistinnen und
Journalisten an erster Stelle - beispielhaft sind.
Frankreich, wo
Familie und Verwandtschaft im sozialen Leben wesentlich stärker
verankert sind als in Deutschland, hat die zugespitzte bürgerliche
und postbürgerliche Kindzentrierung nicht mitgemacht und ein
ausgewogeneres Verhältnis zwischen Kindzentrierung und
Kinddezentrierung gefunden."
Was TROTHA hier verschleiernd
als "Kinddezentrierung" bezeichnet, das wird neuerdings auch unter
dem Schlagwort
"Kultur der
Kinderlosigkeit"
diskutiert. Außer Acht dagegen lässt TROTHA, dass - im Gegensatz zu
Frankreich - Deutschland eine vorsintflutliche Bevölkerungsstatistik
besitzt. Wer seine Theorien einzig auf trügerische Kennziffern
münzt, der könnte in den nächsten Jahren gewaltig Schiffbruch
erleiden. Die deutsche Geburtenentwicklung der jüngeren Generation
lässt sich mit den veralteten Methoden der deutschen
Bevölkerungswissenschaft gar nicht mehr berechnen.
Ein Desaster, das erst seit kurzem auch von den
Bevölkerungswissenschaftlern selber zugegeben wird.
APPEL, Holger (2007): "Schule mit drei Jahren ist keinesfalls zu
früh".
Krippenspiele (4): Frankreich,
in: Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 13.03.
SÜDDEUTSCHE ZEITUNG-Serie: Projekt
Familie (Teil 2) Kinder, Krippen, Karriere.
SZ-Korrespondenten berichten, wie die Kinderbetreuung im Ausland
funktioniert. Die Unterschiede sind gewaltig |
KLÄSGEN, Michael (2007): Mittwochs frei.
Frankreich: Auch Mütter mit drei Kindern können Karriere machen,
in: Süddeutsche Zeitung v. 16.03.
SCHUBERT, Christian (2007): "Geht es den Eltern gut, geht es auch den
Kinder gut".
Krippenspiele (8): Vielfältige Betreuungsangebote in Frankreich.
Private Unternehmen auf dem Vormarsch,
in: Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 17.03.
MEISTER, Martina (2007): Revolution auf französisch.
Vive la France?
Unser hassgeliebtes Nachbarland steckt in der Krise und zweifelt
neuerdings sogar an sich selbst. Das war nicht immer so,
in: Tagesspiegel v. 24.03.
Frankreich gilt deutschen
berufstätigen Karrierefrauen mit Kinderwunsch - wie z.B. Martina
MEISTER, als Paradies auf Erden.
Nationalkonservative Apologeten
der Bevölkerungspolitik wie Franz-Xaver KAUFMANN oder Herwig BIRG
behaupten gar einen engen Zusammenhang zwischen der
Geburtenentwicklung und der Wohlstandsentwicklung eines Landes.
Die französische Krise, die
MEISTER nun beschreibt, dürfte es in der Lesart von Franz-Xaver
KAUFMANN und Herwig BIRG
nicht geben:
"3,7
Millionen Franzosen leben in Armut, jeder sechste Arbeitnehmer
muss mit dem Mindestlohn von 1250 Euro auskommen. In Sachen
Arbeitslosigkeit steht Frankreich mit einer Quote von 8,6 Prozent
gemeinsam mit Spanien und Griechenland im europäischen Vergleich
am schlechtesten da. Besonders hoch ist die
Jugendarbeitslosigkeit. 23 Prozent der Jugendlichen unter 25
Jahren sind ohne Job, in Vorstädten wie Clichy-sous-Bois, wo im
Herbst 2005 die Aufstände losbrachen, steigt diese Zahl sogar auf
bis zu 50 Prozent.
Leicht ließe sich die
Reihe der ökonomischen Desaster fortsetzen: Das
Außenhandelsdefizit hat im vergangenen Jahr mit knapp 30
Milliarden Euro Rekordniveau erreicht. Und nach Schweden hat
Frankreich mit 54 Prozent immer noch die zweithöchste Staatsquote,
obwohl die Verschuldung mittlerweile 65 Prozent des
Bruttoinlandproduktes ausmacht. »The sick man of Europe«, titelte
unlängst der britische »Economist«. Ja, Frankreich ist ein müder,
kranker Mann.
Es geht
wirtschaftlich schlecht, aber noch schlimmer ist, dass Frankreich
an sich selbst zweifelt. In den Buchläden steht meterweise
Literatur zum »declin«, zum nationalen Untergang. »Der Absturz«,
»Die Angstgesellschaft«, »Das französische Malheur« heißen die
Titel dieser Pamphlete und Plädoyers für einen Neuanfang, allesamt
Bestseller, geschrieben zum großen Teil von den Apologeten des
Neoliberalismus, den so genannten »Deklinologen«. Längst hat man
für den Volkssport der Selbstgeißelung ein neues Wort geschöpft.
(...).
Ein Staat in der Krise, eine Gesellschaft im Umbruch, ein Land
voll sagenhafter Widersprüche: Frankreich befindet sich in der
Depression, verzeichnet aber gleichzeitig die höchste Geburtenrate
Europas. Es hat den weltweit höchsten Konsum an Antidepressiva –
und gilt immer noch als Inbegriff des savoir vivre. Es ist mit
Deutschland das Zugpferd der Europäischen Union gewesen, hat aber
im Referendum gegen die neue Verfassung gestimmt. Wie geht
zusammen, so fragt man sich".
So fragen
sich nur die Anhänger der Ideologie "Wir brauchen mehr Kinder"
(Susanne LANG).
In diesem Monat ist mit dem Buch
Weniger sind mehr
des prominenten Soziologen Karl Otto HONDRICH jedoch ein Buch auf
den Markt gekommen, das wie bereits das Buch
Die
Single-Lüge in der
Bestandserhaltungszahl 2,1
keineswegs den Maßstab für eine nachhaltige Gesellschaftspolitik
sieht.
Für HONDRICH ist die französische
Krise auch die Konsequenz einer Bevölkerungspolitik, die am
gesellschaftlichen Bedarf an Nachwuchs vorbeigeplant hat.
Zudem - darauf hat
single-generation.de bereits des Öfteren hingewiesen - werden
die
Geburtenraten
der Französinnen überschätzt, während diejenigen der Deutschen
unterschätzt werden.
Frankreich gilt diesseits des Rheins als
bevölkerungspolitisches Musterland, während gleichzeitig
die deutsche Reformschwäche beklagt wird. Jenseits des Rheins schaut
man dagegen neidvoll auf Deutschland:
"André Glucksmann: Ich glaube,
dass Frankreich eine Weichenstellung braucht - deswegen Sarkozy. Ich
verspreche mir von ihm eine energische Entscheidung. Warum diese
notwendig ist, verdeutlicht ein Blick aus Frankreich auf
Deutschland: Da haben wir zwei Nachbarländer, beide mit einer
sozialen Marktwirtschaft. Beide müssen das System verbessern, es
braucht Einschnitte. Ich konstatiere: Deutschland macht das viel
besser. Die Armut ist nicht so ausgeprägt, und das Land hat immerhin
16 Millionen »Ossis« absorbiert. Frankreich hat in derselben Zeit
fünf Millionen Menschen in den Banlieues praktisch aufgegeben."
Im Buch
Weniger sind mehr löst der
deutsche Soziologe Karl Otto HONDRICH das deutsch-französische
Paradoxon auf. Bevölkerungspolitik ist nicht die Lösung, sondern das
Problem:
"Wenn Kultur und Politik (...)
können sie allem Anschein nach den Fall der Geburtenrate aufhalten.
Ein Erfolg für das politische System. Aber mit welchen Folgen? Die
Jugendarbeitslosigkeit ist in Frankreich durchgehend doppelt so hoch
wie in Deutschland. In den Vorstädten der Großstädte erreicht sie 40
bis 50 Prozent. Die Unzufriedenheit der Jungen macht sich in Unruhen
und Brandstiftungen Luft. (...).
Wenn viele Kinder geboren werden,
die mit dem Credo der Chancengleichheit und der Verheißung
beruflicher Integration heranwachsen, macht sich die Enttäuschung in
offener Gewalt und latenter Aggressivität Luft. Was von der Politik
so lebhaft beklagt wird, ist doch auch von ihr zu verantworten. Denn
einen Bevölkerungspolitik (...) kann zwar Geburtenraten hoch halten.
Mit diesem seinem »Erfolg« überfordert das politische System sich
aber selbst. Denn seine Macht reicht nicht aus, um für die
heranwachsenden Jugendlichen, auf deren große Zahl es mit nationalem
Stolz blickt, Arbeitsplätze zu schaffen. Die Eigenlogik des
wirtschaftlichen Systems (...) steht dem entgegen." (2007, S.246f.)
Das britische Magazin
New Statesman hat in seiner aktuellen Titelgeschichte Frankreich
ein Special gewidmet, in dem unter anderem von Frédéric NIEL auf die
verlorene französische Jugend ("Lost
youth") eingegangen wird.
BMFSFJ (2007):
Land ohne Kinder? - Ein deutsch-französischer Vergleich,
in: bmfsfj.de v. 03.05.
WELT (2007): Viele
Deutsche sind kinderlos aus Überzeugung.
In Deutschland
und Frankreich gibt es deutliche Unterschiede in den Einstellungen zu
Kindern, in den Rollenbildern aber auch in den Möglichkeiten Familie
und Beruf miteinander zu vereinbaren. Diese Unterschiede können in
einem Zusammenhang zu den unterschiedlichen Geburtenraten in beiden
Ländern gesehen werden,
in: Welt v. 03.05.
BLÄSKE, Gerhard (2007): Richtige
Verteilung.
Vor einem Jahrhundert hatte Frankreich die
niedrigste Geburtenrate Europas. Heute ist das Land mit einer Quote
von 2,1 Kindern je Frau europäische Spitze - dank eines dichten Netzes
von Betreuungseinrichtungen und steuerlicher Anreize,
in: Wirtschaftswoche Nr.26 v. 25.06.
KEGEL, Sandra (2007): Ist das ihr Ernst?
Vierzig Gründe,
keine Kinder zu bekommen: Corinne Maier versucht, Frankreich mit einem
albernen Pamphlet zu provozieren,
in: Literaturbeilage der Frankfurter Allgemeinen Zeitung v.
10.10.
Sandra KEGEL verteidigt
ihr Frankreich-Bild von der glücklichen Karrieremutter
(idealtypischer Gegenentwurf der "Gebärmutter-Feministinnen" [Mirja
STÖCKER] zur
deutschen Mutter)
gegen die zornige Karrieremutter Corinne MAIER, die in ihrem Buch
No Kid das
Ideal der französischen Mutter kritisiert und in der
"Kinderfreiheit" die bessere Alternative
sieht. KEGEL
rät Kinderlosen mit Kinderwunsch davon ab, das Buch zu lesen:
"Wer (...) kinderlos ist,
aber ernsthaft erwägt, Nachwuchs zu bekommen, sollte die
Streitschrift (...) lieber gar nicht erst zur Hand nehmen".
Im Gegensatz zur Überschrift,
die ein albernes Pamphlet suggeriert, konnte sich KEGEL den
Argumenten von MAIER doch nicht ganz entziehen
2008
FINKENZELLER, Karin
(2008): Am Tabu gerüttelt.
Frankreichs
Regierung ist so klamm, dass sie das Kindergeld kürzt. Bisher galt die
großzügige Familienpolitik des Landes als vorbildlich für Europa,
in: Die ZEIT Nr.23 v. 29.05.
Frankreich gilt in Sachen
Familienpolitik vielen unkritisch als Vorbild.
Der Soziologe Karl-Otto HONDRICH
hat dagegen in seinem Buch
Weniger sind mehr
auf die Gefahren hingewiesen. Und vor kurzem ist das Buch
Generation Kinderlos
erschienen, in dem darauf hingewiesen wird, dass Deutschland in eine
Finanzkrise geraten würde, wenn nun plötzlich 300.000 Kinderlose dem
patriotischen Appell (z.B. à la Christoph KEESE) nachkämen und
Familien gründen würden. Das Beispiel Frankreich zeigt, dass dies
nicht so abwegig ist, wie es bis vor kurzem noch vielen erschien.
KRÖNCKE, Gerd (2008): Ehe annuliert, weil Braut keine Jungfrau war.
In Frankreich hat ein Gericht eine Ehe für
ungültig erklärt, weil die Braut Jungfräulichkeit vortäuschte. Die
französische Öffentlichkeit hat erschrocken auf das archaische Urteil
reagiert,
in: Süddeutsche Zeitung v. 31.05.
ROUDINESCO, Elisabeth
(2008): Die Familie lebt.
Einst wurde sie
bespöttelt und bekämpft. Nun sehnen sich selbst jene nach ihr, die sie
als ein Mittel der Unterwerfung abtaten,
in: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung v. 13.07.
Auszug aus dem Buch Die Familie
ist tot. Es lebe die Familie, das bereits im Jahr 2002 in
Frankreich erschienen ist und jetzt in deutscher Übersetzung
erscheint.
KLINGHOLZ,
Reiner/KRÖHNERT, Steffen/HOßMANN, Iris (2008): Die
demografische Zukunft von Europa. Wie sich die Regionen
verändern, München: Deutscher Taschenbuch Verlag
COUDENHOVE-KALERGI (2008): Kinderparadies Frankreich.
Wie kommt es, dass Frankreich die höchste Geburtenrate in
Kontinentaleuropa hat?
in: Der Standard v. 27.08.
GÜCKEL, Bernhard (2008): Fast die Hälfte aller Neugeborenen kamen in
Frankreich 2007 außerehelich zur Welt,
in: BIB-Mitteilungen, Heft 2 v. 08.09.
Zusammenfassung des Artikels
The Population of France in 2007
von Gilles PISON.
HIRIGOYEN, Marie-France (2008):
Solotanz - Anleitung zum Alleinsein. Glück und Unglück einer
neuen Lebensform, CH. Beck Verlag
In dem 2007 unter dem Titel
Les nouvelles solitudes
in Frankreich
erschienenen Buch, das nun auch in Deutschland erschienen ist,
wird uns die Situation der Alleinstehenden in Frankreich
folgendermaßen beschrieben:
"Im Gegensatz zum Gefühl der
Einsamkeit bildet die soziale Isolation im Prinzip eine objektive,
beobachtbare Größe, die mehreren Kriterien gehorcht: allein oder
zurückgezogen lebende Personen mit wenigen Beziehungen oder
oberflächlichen Kontakten. So beschrieb es Eugène Ionesco in
seinem Roman Der Einzelgänger: »Isolation bedeutet nicht die
absolute Einsamkeit, die sich auf das Universum bezieht; die
andere Einsamkeit, die kleine Einsamkeit, ist auf die Gesellschaft
begrenzt.« 1999 wurde diese gesellschaftliche Einsamkeit in
Frankreich durch das staatliche Institut für Statistik und
Wirtschaftsforschung INSEE in der Studie »Beziehungen des
täglichen Lebens und soziale Isolation« untersucht, in der die
Zahl der allein lebenden Personen mit 7,2 Millionen beziffert
wurde, das entsprach 30 % aller Haushalte, im Vergleich zu den
etwas mehr als 25 % zehn Jahre zuvor. Und der Studie »Soziale
Isolation und zwischenmenschliche Beziehungen« zufolge, die 2006
im Auftrag des acht NGOs vereinigenden Kollektivs »gegen
Einsamkeit« durchgeführt wurde, hatte jede fünfte Person keine
Gelegenheit, täglich mit jemanden zu sprechen. Die Hauptgründe für
diese Situation waren: der Mangel an Freunden (100 %), der Verlust
eines nahestehenden Menschen (45 %) und Krankheit (31 %).
Aber entgegen einer weitverbreiteten Vorstellung zeigt die Studie
von 1999 auch, dass die jungen Ledigen von dieser
»zwischenmenschlichen Isolation« keineswegs am stärksten betroffen
waren: Es waren nur 14 % dieser Personengruppe, dagegen 25 % der
Geschiedenen und 35 % der Verwitweten." (2008, S.21f.)
Als Problem erweist sich
jedoch, dass zwischen den Begriffen "Einsamkeit" und "soziale
Isolation" und der Situation von Alleinstehenden und
Alleinlebenden eine große Kluft besteht, die sich mit
sozialstrukturellen Begriffen nicht in Deckung bringen lässt:
"2004 lebten einer Studie
zufolge in Frankreich 8,3 Millionen Menschen allein in ihrer
Wohnung, das entsprach 14 % der Bevölkerung. Diese Zahl hat sich
in dreißig Jahren verdoppelt. Laut dem staatlichen Institut für
Statistik und Wirtschaftsforschung INSEE wird diese Entwicklung
anhalten und im Jahr 2030 den Wert von 17 % erreichen. (...).
Allerdings werden die Statistiken durch die Ungenauigkeit der
Begriffe verfälscht. Wenn zum Beispiel von 8,3 Millionen Menschen
die Rede ist, die in Frankreich allein leben, geht daraus
keinesfalls hervor, wie viele von ihnen einen Gefährten oder eine
Gefährtin mit einem anderen Wohnsitz haben. (...) Eine weitere
Gruppe »Alleinstehender« bilden getrennt lebende Eltern, die ihre
Kinder regelmäßig und für längere Zeiten bei sich aufnehmen."
(2008, S.23)
In Deutschland wurde uns
bislang Frankreich als Mütterparadies geschildert, in dem
kinderlose Akademikerinnen die Ausnahme sind. Bei Marie-France
HIRIGOYEN wird nun das Kinderkriegen in Frankreich als Problem von
Akademikerinnen, die keinen Partner finden, beschrieben:
"Immer mehr junge Frauen -
meistens Akademikerinnen mit einem verantwortungsvollen Posten -
zögern den Zeitpunkt der Bindung in einer Ehe so weit wie möglich
hinaus. Und wenn sie sich zur Heirat entschließen, dann deshalb,
weil sie sich, auf die 40 zugehend, plötzlich vor die Entscheidung
gestellt sehen, ein Kind allein zu bekommen oder Gefahr zu laufen,
nie eines zu haben. (...).
Mittlerweile ist es einfacher, ein Kind zu bekommen, als
einen Vater zu finden, um ein Kind zu machen".
(2008, S.49)
2009
KLÄSGEN, Michael (2009): Ärger über Supermama.
An Rachida Dati scheiden sich die Geister.
Frankreichs Justizministerin arbeitet kurz nach der Geburt weiter -
das regt die Franzosen auf: Dürfen Mütter das?
in:
Süddeutsche
Zeitung v. 10.01.
LEHNARTZ, Sascha (2009): Die Mutter der Nation.
Vom Kreißsaal ins Kabinett: Wie Frankreichs
Justizministerin Rachida Dati das Land spaltet,
in:
Welt
v. 10.01.
FLORIN, Christiane (2009): Freiheit, Gleichheit,
Mütterlichkeit.
Frankreich: Eine Ministerin entbindet mal
eben und kehr in den Job zurück. Ist das feministisch korrekt?
in:
Rheinischer
Merkur v. 15.01.
KOHL,
Hans-Helmut (2009): Rachida Dati.
Die öffentliche Mutter,
in:
Frankfurter Rundschau v. 15.01.
BRÜNING, Franziska (2009): Ihr Kinderlein kommet
zurück.
Frankreich und Schweden stellen die
Ganztagsbetreuung für den Nachwuchs in Frage,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 14.02.
BALMER, Rudolf (2009): Madame traut sich.
Die Französinnen sind Europameister im Kinderkriegen – doch auch
Deutschland steigert erstmals seit dem Jahr 2000 die Geburtenrate,
in: Tagesspiegel v. 05.09.
Hohe Geburtenraten haben auch Nachteile, wie
BALMER am Nachbarland Frankreich zeigt:
"Obwohl
in keinem anderen europäischen Land die 57- bis 65-Jährigen so
früh und massenhaft aus der Berufswelt ausscheiden, ist parallel
dazu die Jugendarbeitslosigkeit mit 24 Prozent eine der höchsten
in der EU. Möglicherweise fehlt das Geld, das für die Geburten-
und Familienförderung ausgegeben wird, für die Schaffung von
Arbeitsplätzen für den Nachwuchs".
PANY, Thomas (2009): Drinnen und Draußen im Nachbarland.
Die Angst vor dem sozialen Abstieg in Frankreich,
in: Telepolis v. 07.10.
2010
Das
Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung
zeichnet sich dadurch aus, dass es hohe Geburtenraten mit
wirtschaftlichem Erfolg gleichsetzt. Das ging bereits ziemlich
daneben. Kurz bevor Island in den Staatsbankrott driftete, kürte das
Berlin-Institut Island
zum Sieger in Sachen Nachhaltigkeit. Nun hat Reiner KLINGHOLZ
erneut zugeschlagen. Diesmal nicht Island, sondern Frankreich.
Ungleiche Nachbarn heißt das neue Machwerk dieser
Vulgär-Demografie, in der die
gesellschaftlichen Probleme hoher Geburtenraten
- die Jugendunruhen der vergangenen Jahre sind offenbar bereits
vergessen - ausgeblendet werden. Ein Schwachpunkt ist auch die
mangelnde Vergleichbarkeit der deutschen und französischen
Bevölkerungskonzepte. Das Konzept "Frauen mit Migrationshintergrund"
kennt man in Frankreich nicht. Viele Frauen, die bei uns als
Ausländerinnen eingestuft würden, werden in Frankreich als
Französinnen gezählt
Auch in Frankreich gebären
Akademikerinnen weniger Kinder als die so genannte "Unterschicht",
wenngleich die Kinderlosigkeit geringer ist.
Der Ländervergleich Deutschland - Frankreich
hat nicht zuletzt eine
lange unselige historische Tradition.
Es waren in der Vergangenheit hauptsächlich militärische Gründe, die
zu verzerrten Vergleichen führten. Diese werden nun offensichtlich
von ökonomischen Gründen abgelöst.
BADINTER, Elisabeth (2010): Der Konflikt. Die Frau und die
Mutter, CH. Beck Verlag
SCHMID, Bernard (2010): Sozialer Aufruhr in Frankreich.
Das Ringen um die Rente – ein Vergleich über die Grenzen hinweg
zwischen Frankreich und Deutschland,
in: Telepolis v. 12.10.
WIEGEL, Michaela (2010):
In einem überspannten Land.
Frankreich
protestiert gegen die Rentenreform. Vor allem die Jugend hat Angst vor
der Zukunft,
in: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung v. 24.10.
Frankreich gilt Verfechtern hoher
Geburtenraten wie Thilo SARRAZIN als Vorbild. In Deutschland
schafft sich ab schreibt er:
"USA, Großbritannien, Frankreich und die
skandinavischen Länder (...). In jedem dieer Länder sind die
gebildeten Schichten von unterdurchschnittlicher Fruchtbarkeit,
jedoch ist die Abweichung vom Durchschnitt bei weitem nicht so
krasse wie in Deutschland, und das Geburtenniveau ist generell
höher. (S.377)"
Die Realität sieht anders aus,
wie WIEGEL schreibt:
"Jedes Jahr verlassen 150.000 junge Franzosen
ohne Abschluss, ohne jegliche Ausbildungschance die Schule. (...).
Die Arbeitslosenrate der unter 25 Jahre alten Personen in
Frankreich liegt derzeit bei 23 Prozent."
2011
RUCKDESCHEL, Kerstin (2009): Rabenmutter contra
Mère Poule.
Kinderwunsch und
Mutterbild im deutsch-französischen Vergleich.
In: Zeitschrift für Bevölkerungswissenschaft, Heft 1-2, S.
105-134 (15.02.2011)
In den deutschen Medien wird
Frankreich gerne als Vorbild gepriesen, nicht nur weil dort die
strukturellen Rahmenbedingungen zur Vereinbarkeit von Beruf und
Familie besser seien, sondern auch weil das Mutterbild einer
Berufstätigkeit weniger im Wege ist:
"Zu denken ist hier an das
gängige Argument, dass der Ausdruck »Rabenmutter« in Deutschland
unbekannt sei und dessen Stelle dagegen von der »Mère poule«, der
»Mutterglucke, die ihre Kinder nicht loslassen will« eingenommen
würde". (S.106)
Kerstin RUCKDESCHEL geht
deshalb diesen Unterschieden nach. Existieren sie tatsächlich oder
sind sie lediglich Ausdruck nationaler Klischees?
Bereits die Vergleichbarkeit
der länderspezifischen Daten ist oftmals nicht gegeben. Es zeigt
sich, dass Frankreich im Vergleich zu Skandinavien alles andere als
ein Hort der Doppelkarriere-Paare ist, wie er gerne dargestellt wird
(z.B. von Martina MEISTER oder Barbara VINKEN):
"Als Erwerbstätigkeit wird
im internationalen Vergleich eine bezahlte Beschäftigung von
mindestens einer Stunde pro Woche definiert, eingeschlossen
vorübergehende Beurlaubungen von mehr als drei Monaten, d.h. in
manchen Fällen auch Elternzeit. Müttererwerbstätigkeit ist demnach
der Anteil der in diesem Sinne erwerbstätigen Mütter an allen
Müttern (...). Aus diesem Grunde macht es Sinn, zusätzlich den
Anteil der aktiv erwerbstätigen Mütter zu vergleichen, in
Frankreich waren nach Angaben der OECD (...) im Jahr 2006 47%
aller Mütter mit mindestens einem Kind unter 3 Jahren aktiv
erwerbstätig, in Deutschland dagegen nur 32 %. Gleichzeitig
erreicht die Müttererwerbstätigkeit in Frankreich aber keine
Dimensionen wie z.B. in den skandinavischen Ländern, was die
spezielle Situation in Frankreich, mit einem hohen Anteil an
Doppelverdiener-Paaren und einem gleichzeitig relativ starken
Aufkommen der traditionellen Hausfrauenehe (...) nochmals
verdeutlicht." (S.109)
Zum anderen ist Deutschland
ein gespaltenes Land, d.h. es bestehen große Unterschiede zwischen
West- und Ostdeutschland hinsichtlich der Vereinbarkeit von Beruf
und Familie.
Problematisch ist, dass die
Untersuchung von RUCKDESCHEL auf Kinderwünschen beruht, deren
Stabilität nicht gegeben ist. Es handelt sich sogar nur um eine
Querschnittsuntersuchung, was den Wert der Untersuchung stark
beeinträchtigt.
Was
aber bedeutsam ist und selten erwähnt wird, ist, dass nämlich das
Gebäralter in Frankreich keineswegs niedriger ist als in
Deutschland. Nicht das Rabenmutterargument wäre dann
ausschlaggebend, sondern die weit verbreitete Kritik an später
Mutterschaft:
"Das durchschnittliche
Erstgeburtsalter in Frankreich ist ähnlich hoch wie in
Deutschland, es bleiben aber wesentlich weniger Menschen ihr Leben
lang kinderlos und die Mehrheit der Franzosen hat mindestens zwei
Kinder (...). Die Folge ist, dass gerade in der Altersgruppe ab 30
Jahre Familiengründungen entsprechend häufig sein müssen (...).
Während sich (...) in Deutschland Frauen relativ bald bereits zu
alt für Kinder zu fühlen scheinen, scheinen die Altersnormen in
Bezug auf ein Höchstalter in Frankreich wesentlich breiter zu
sein." (S.123f.)
Der Versuch in Deutschland das
Erstgebäralter - durch Moralisierung und Frühgebärrhetorik - zu
senken, könnte sich also als kontraproduktiv erweisen. Die
Debatte
um reproduktionstechnologische Verfahren zeigt, dass
Altersgrenzen auch per Gesetz niedrig gehalten werden.
Den Unterschied im Mutterbild
sieht RUCKDESCHEL weniger in einem simplen Gegensatz zwischen
Frankreich (berufstätige Mutter als Vorbild) und Deutschland
(Hausfrau als Vorbild), sondern darin, dass in Frankreich sowohl die
berufstätige Mutter als auch die Hausfrau gesellschaftliche
anerkannt ist, während in (West-)Deutschland (noch) das
Hausfrauenideal vorherrscht.
Die Untersuchung stammt jedoch
aus dem Jahr 2005, d.h. vor Einführung des Elterngeldes, dem Ausbau
der Kinderbetreuung und der Einführung des Betreuungsgeldes.
2012
BALMER, Rudolf (2012): Vater Staat will berufstätige Mütter.
In Frankreich
hat die Geburtenförderung eine lange Tradition - Freiräume für die
Frau sind eine Nebenwirkung,
in:
Neue Zürcher Zeitung v. 09.03.
PASSET, Jasmim & Gil VIRY (2012): Der zunehmende Einfluss der Bildung
auf den Zeitpunkt der Erstgeburt in
Deutschland, Frankreich und der
Schweiz im
Kohortenvergleich,
in:
Bevölkerungsforschung Aktuell, Heft
3 v. 24.05.
MAUGER, Gérard (2012): Eine "geopferte Generation"? "Prekäre
Gebildete" und "Jugendliche in Schwierigkeiten". In: Alexander
Mejstrik/Thomas Hübel/Sigrid Wadauer (Hrsg.) Die Krise des
Sozialstaats und die Intellektuellen. Sozialwissenschaftliche
Perspektiven aus Frankreich, Frankfurt/New York: Campus Verlag,
S.37-51
Gérard MAUGER beschäftigt sich mit der Inszenierung einer verlorenen
Generation in Frankreich:
"Diese These impliziert zwei
Annahmen. Erstens wird mit ihr behauptet, dass es eine einheitliche
junge Generation gibt, die mit einer Störung des
gesamtgesellschaftlichen Aufstiegs (...) konfrontiert ist und daher
als ganze von Pessimismus beherrscht wird. Zweitens soll das Unglück
dieser »frustrierten Generation« von der vorhergehenden Generation
verursacht worden sein. Louis Chauvel etwa meint, dass »der Traum der
68er-Generation der Alptraum ihrer Kinder sein könnte«". (S.37f.)
MAUGER geht anhand einer
empirischen Untersuchung der Frage nach, ob es eine solche "verlorene
Generation" gibt, wobei er Personen mit Hochschulabschluss, d.h.
jene die sich
in Deutschland als verlorene Generation inszeniert haben, gar
nicht erst in seine Untersuchung einbezieht:
"Stattdessen möchte ich mich mit
zwei anderen Fraktionen beschäftigen, die (...) von der Entwertung der
Schulabschlüsse betroffen sind. Auf der einen Seite sind da jene, die
man nach einem Bestseller von Anne und Marine Rambach aus dem Jahr
2001 als »prekäre Gebildete« (intellos précaires) bezeichnen
kann. (...). Auf der anderen Seite gibt es jene Fraktion der »jungen
Bevölkerung«, die man heute »Jugendliche in Schwierigkeiten« (les
jeunes en difficultés) nennt." (S.39)
MAUGER kommt zum Schluß, dass nicht
ein Generationenkonflikt, sondern "Strategien der Multinationalen"
Ursache für die schlechteren Aufstiegschancen der jungen Generation
ist.
2013
DRUCKERMAN, Pamela (2013): Modell Frankreich.
Emma-Thema: Das Ende der Rabenmütter,
in:
Emma, März/April
ASTHEIMER, Sven (2013): Weniger Kinder wegen der Wirtschaftskrise.
Vielen Menschen passen sich der
Krise an: Weil sie weniger verdienen und sich um ihre Zukunft sorgen,
stellen vor allem junge Europäer Kinderwünsche zurück. Frankreich ist
eine Ausnahme,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 10.07.
DÜCKERS, Tanja (2013): Brave Kinder, arbeitende Mütter, bessere Kitas.
Erziehung: In Frankreich machen die
Familien alles besser – so scheint es. Manche deutsche Mutter fühlt
sich unter Druck gesetzt. Tanja Dückers schaut genauer hin,
in:
ZEIT Online v. 20.08.
MASSON, LUC (2013): Avez-vous eu des enfants ? Si oui, combien?
in: France
Portrait social, S.93–109 v. 14.11.
PARUSSINI, Gabriele (2013): Babyboom überfordert klammes Frankreich,
in:
Wallstreet Journal Online
v. 26.11.
WIEGEL, Michaela
(2013): "Französinnen sind zuallererst Frauen – dann Mütter".
Die französische Feministin Elisabeth Badinter spricht im
F.A.Z.-Interview über weibliche Rollenmuster, Kindererziehung und den
Unsinn eines Prostitutionsverbots,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung
v. 26.11.
2014
BRONISCH, Johannes
(2014): Angriff auf die Familie.
Wie französische
Frauenministerin das Steuersystem ändern will,
in: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung v. 12.01.
Frankreich will sein - vor allem in Deutschland bei
klassenbewussten Familienideologen à la Hans-Werner SINN und Martin WERDING (Motto: Kinder sollen nur die
besserverdienenden Akademikerinnen und die vermögende
Oberschicht bekommen) als vorbildlich betrachtetes - Familiensplitting
abschaffen. Welch ein Frevel! Und das gerade jetzt, wo Frankreich in
Deutschland oftmals als Familienwunderland gilt.
PANY, Thomas
(2014): Kinderlose als glückliche Außenseiter.
Demografie: In Frankreich sind Kinder die Norm,
in: Telepolis v. 13.02.
Thomas PANY berichtet über die
Studie
Rester sans enfant : un choix de vie à contre-courant des
Nationalen Instituts für Demografische Studien (INED), die sich mit
der Kinderlosigkeit in Frankreich beschäftigt. Dort sei im Gegensatz
zu Deutschland die Kinderlosigkeit ein abweichendes Verhalten.
Tatsächlich beschreiben sich in Deutschland mehr Frauen als in
Frankreich als
"freiwillig", "gewollt" bzw. "bewusst" kinderlos - u.a. auch
deswegen, weil in Deutschland seit der Wiedervereinigung ein
zunehmender
Terror der
Individualisierungsthese herrscht.
Kinderwunschstudien zeigen
jedoch, dass
Befragungen zum Kinderwunsch von Kinderlosen eher skeptisch zu
betrachten sind. Die Aussagen der Kinderlosen sind zeitlich eher
instabil und haben in erster Linie mit ihrer aktuellen
Lebenssituation zu tun: Partnerlosigkeit, Arbeitslosigkeit, geringe
Dauer der Partnerschaft, Mobilitätszwang und vieles mehr führt zu
einer geringen Neigung Kinder zu kriegen.
PANY weist zudem auf die
aktuelle
Debatte um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie hin, die in
erster Linie in der
ZEIT,
FAZ
und
Spiegel geführt wird. Während PANY diese Debatte mit der
aktuellen Rentendebatte in Verbindung bringt, wird auf dieser
Website davon ausgegangen, dass sie auch mit der politischen
Durchsetzung einer familienpolitischen Zeitpolitik in Verbindung
steht. In der rentenpolitischen Debatte greift man Kinderlose direkt
an, z.B. über Forderungen nach einer Rente nach Kinderzahl, oder man lässt kinderlose
Journalistinnen ihre Kinderlosigkeit rechtfertigen. Schließlich
sind
lebenslang Kinderlose (ob gewollt oder ungewollt) selbst bei den
1963-1967 Geborenen eine Minderheit von 20 %. Bis Mitte des
Jahrtausends wurde deren Anteil auf ein Drittel geschätzt und
in der Debatte um die Pflegeversicherung wurde gar ein Anteil von 40
% ins Spiel gebracht. In Deutschland wurde und wird vereinzelt
immer noch auf Kinderlose insbesondere durch überhöhte Zahlen zur
Kinderlosigkeit in den Medien Druck gemacht.
FINKENZELLER, Karin (2014): Die Superfrauen
begehren auf.
Frankreich: Das Bild des
Musterlandes in der Vereinbarkeit von Familie und Beruf bekommt
Risse,
in:
Wirtschaftswoche Nr.10 v. 01.03.
Karin FINKENZELLER räumt mit einem
einseitigen französischen Mütterbild auf,
das in Deutschland die Vereinbarkeitsdebatte prägte und eher
deutscher Ideologie als französischer Realität entspricht.
WIEGEL, Michaela (2014):
Auf die Familie lässt der Franzose nichts kommen.
Allein unter Frauen: Für mehr als
die Hälfte der französischen Männer ist die Familie mit drei oder vier
Kindern ein Ideal. Das mag auch daran liegen, dass Elternschaft für
den Franzosen keine sakrale Aufgabe ist. Permanente Nähe, Alltag ohne
Einschränkung und wenig Schlaf – darüber kann er nur lachen,
in:
faz.net v. 06.05.
2015
WIEGEL, Michaela (2015): Frankreichs Babyboom ist vorbei.
Jahrelang galt Frankreich mit
seiner hohen Geburtenrate als europäisches Vorbildland für
familienfreundliche Politik. Nun sinkt die Zahl der Neugeborenen
erstmals seit Jahren. Die konservative Opposition hat schon einen
Schuldigen ausgemacht,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung
v. 05.11.
WERNICKE, Christian (2015): Baby-Blues.
Den Franzosen gehen die Kinder aus:
Im bislang fruchtbarsten Land Europas geht die Zahl der Geburten stark
zurück. Die Kürzung des Kindergelds für reiche Eltern scheint nur
einer von mehreren Gründen zu sein,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 05.11.
2016
VEIEL, Axel (2016): Weniger Kinder im Vorzeigeland.
Frankreich verzeichnet Minus bei
Geburtenrate,
in:
Frankfurter Rundschau v. 21.01.
"Die Französinnen bringen weniger Kinder zur Welt als bisher, viel
weniger sogar. Hatte die Statistik für 2014 noch 2,1 Kinder pro rau
ausgewiesen, waren es für 2015 nur noch 1,96. Mit einem Minus
von 19.000 Geburten (2,3 Prozent) verzeichnet das Land den stärksten
Rückgang seit 20 Jahren und den niedrigsten Kindersegen seit 1999",
berichtet Axel VEIEL.
TZERMIAS, Nikos (2016): Bürgerliche Opposition geisselt die Familienpolitik der
regierenden Sozialisten.
Geburtenknick in Frankreich: Die
Franzosen sind stolz auf ihre überdurchschnittlich hohe Geburtenrate.
Die Fertilität jedoch droht immer mehr unter der Wirtschaftsmisere zu
leiden und ist unter die Marke von zwei Kindern je Frau gerutscht,
in:
Neue Zürcher Zeitung Online v. 21.01.
2017
KÖPPEN, Katja/MAZUY, Magali/TOULEMON, Laurent
(2017): Childlessness
in France.
In:
Michaela Kreyenfeld & Dirk Konietzka (Hrsg.) Childlessness in
Europa: Contexts, Causes, and Consequences, Springer,
S.77-95
In Frankreich ist der Daten- und
Forschungsstand zur Kinderlosigkeit noch rückständiger als in
Deutschland. Das Land gilt familienpolitisch als Vorbild, weil es
(noch ?) hohe zusammengefasste Geburtenziffern vorweisen kann und die
Kinderlosigkeit - soweit sie überhaupt gemessen werden kann - gering
ist.
"France has one of the highest birth rates in Europe. Since 1975 the
total fertility rate has been rather stable, at an average of 1.8
children per woman, and recent numbers indicate that the TFR has risen
to two children per woman" (2017, S.81),
schreiben KÖPPEN/MAZUY/TOULEMON auf Basis ihrer Daten, die nur bis zum
Jahr 2014 reichen. Im Jahr 2017 lag dagegen
die Geburtenrate (TFR) "nur" noch bei 1,88 Kinder pro Frau. in
Frankreich wird immer noch nicht die biologische Geburtenfolge
erhoben, sondern man ist in Frankreich auf Erhebungen mit - im
Vergleich z.B. zum deutschen Mikrozensus - geringen Fallzahlen
angewiesen. Aus diesem Grund werden meist 5 Frauenjahrgänge
zusammengefasst, um überhaupt verwertbare Daten zur Kinderlosigkeit zu
erhalten (vgl. MASSON 2013).
So schreibt
z.B. Tomáš SOBOTKA
in seinem Beitrag
zur Kinderlosigkeit in Europa über Frankreich:
"Data quality problems, such as a
high share of births with an unknown birth order, the publication of
the birth order for 5-year age groups only (this practice was common
in the past in some of the countries of the former Yugoslavia and the
Soviet Union), and the incorrect or inconsistent reporting of
biological birth order (this practice is common in France) make the
resulting cohort childlessness estimates volatile and often useless."
(2017, S.23)
Wie in Deutschland werden zur Schätzung der Kinderlosigkeit
notgedrungen die Haushalte von Kinderlosen herangezogen, mit all den
Problemen, die sich daraus ergeben. Auf solche Haushaltszahlen aus dem
Jahr 2011 stützen sich auch KÖPPEN/MAZUY/TOULEMON. Die Entwicklungen
in den letzten 6 Jahren bleiben damit im Beitrag unberücksichtigt.
"For women born between 1935 and 1955, childlessness stabilises at
around 12 % (11 % for cohorts around 1945). A slight increase can be
observed for women born after 1960, and the proportion childless
increases to 15 % among women born in 1980" (2017, S.83f.),
prognostizieren KÖPPEN/MAZUY/TOULEMON die Entwicklung der
Kinderlosigkeit in den jüngeren Frauenjahrgängen in Frankreich. Die
Autoren geben sich jedoch hoffnungsvoll:
"While
the age at first birth in France has been increasing, birth rates have
not been decreasing. Thus, it is possible that a non-negligible share
of those men and women who are still childless at ages 35+ may still
have children in the future." (2017, S.92)
Während Deutschland auf Schrumpfung und Alterung fixiert ist und sich
dies auch in der Darstellung bzw. Beurteilung der Geburtenentwicklung
wiederspiegelt, gilt für Frankreich das Gegenteil. Man kann sich dort
genauso wenig einen Umbruch in der demografischen Entwicklung des
Landes vorstellen wie anderswo.
SIEVERT, Stefan u.a. (2017): Europas demografische Zukunft. Wie
sich die Regionen nach einem Jahrzehnt der Krisen entwickeln
MAYAULT, Isabelle (2017): Ein
Feld für eine Welt.
Utopie: Im Städtchen Cahors im
ländlichen Südwesten Frankreichs entstand Ende der 1940er Jahre eine
Bewegung für mehr Globalisierung. Die Gründer verstanden darunter
noch etwas anderes,
in:
Freitag Nr.31 v. 03.08.
"Die erste offizielle Weltstadt
sollte nicht London, New York oder Paris sein, sondern
Cahors, eine Kleinstadt im ländlich geprägten Département Lot im
sonnigen Südwesten Frankreichs, das heute weit bekannter ist wegen
seiner Grotten, Schlösser und seiner Küche als wegen dieses
einmaligen Experiments einer weltbürgerlichen Utopie. (...).
Heute ist Cahors eine friedliche Kleinstadt mit 12.000 Einwohnern,
die für ihren Wein und eine Brücke mit befestigten Türmen aus dem
14. Jahrhundert berühmt ist. Es fällt schwer, sich dieses
mittelalterliche französische Städtchen, das von japanischen
Reiseanbietern geliebt wird, als eine Brutstätte utopischer
Leidenschaften vorzustellen",
berichtet Isabelle MAYAULT über
die Weltstadt der mondialistischen Bewegung, die nicht einmal dem
deutschen Wikipedia bekannt ist.
EUROSTAT (2017): Teenage and older mothers in the EU,
in:
Pressemitteilung des statistischen Amt der Europäischen Union
v. 08.08.
STRAUBHAAR, Thomas (2017): Mehr Kinder machen glücklich(er)!
Kolumne,
in:
Welt v. 09.08.
BÜCHI, Christophe (2017): Die umgekehrten
Grenzgänger.
NZZ-Serie Die fünfte Schweiz: Über
die Genfer, die - klandestin und regulär - im benachbarten Frankreich
wohnen,
in:
Neue Zürcher Zeitung v. 11.08.
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