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HOISCHEN, Oliver (2005):
Islands coole Eltern.
Das Volk im
hohen Norden ist das gebärfreudigste Europas. Es liebt das Risiko -
und arbeitet gerne sehr lange,
in: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung v. 19.06.
Anlässlich der bevorstehenden
Geburt des 300.000sten Einwohners berichtet KEEL über Island.
WOLFF, Reinhard (2006): Sprung an die Spitze im Jahr 2000.
Elternzeiten anderswo (3): Island war in puncto Familienpolitik
Schlusslicht Europas - heute ist es Vorbild,
in: TAZ v. 17.06.
GEHRMANN, Alva (2006): Die Häupter
meiner Lieben.
FR-PLUS: Familienpolitik:
Island liegt bei der Geburtenrate europaweit an erster Stelle -
doch mit einem klassischen Familienbild hat das nicht viel zu tun,
in: Frankfurter Rundschau v. 09.08.
BERTH, Felix (2006): Island.
SZ-Thema:
Demographische Differenzen:
Das großzügige Modell,
in: Süddeutsche Zeitung v. 28.12.
KLINGHOLZ, Reiner/KRÖHNERT,
Steffen/HOßMANN, Iris (2008): Die demografische Zukunft von Europa.
Wie sich die Regionen verändern, München: Deutscher Taschenbuch
Verlag
"2006
hat Island die 300.000 Einwohnergrenze überschritten. (...).
Nachdem lange Zeit Isländer aus der Peripherie flohen, um sich im
Großraum der Hauptstadt Reykjavik
anzusiedeln, wachsen mittlerweile die entlegenen Regionen an den
Westfjorden stärker als die Hauptstadt - ein Zeichen für die
wirtschaftliche Entwicklung der Provinz. (...). Heute leben mit
192.000 Menschen 60 Prozent der Isländer im Großraum der Hauptstadt,
die als eine der kreativsten Europas gilt. (...).
Hintergrund des Bevölkerungswachstums sind vor allem die europaweit
höchsten Kinderzahlen. Die
Isländerinnen bekamen im Mittel 2,1 Kinder (2005), wobei die
Fertilitätsrate in den letzten Jahren sogar gestiegen ist.
Patchwork-Familien, die sich in der jüngeren Vergangenheit in allen
andern europäischen Ländern ausbreiten, gehören in Island zur
Tradition. Dort werden 64 Prozent aller Kinder von Müttern ohne
Trauschein geboren", schreiben die Autoren zu Island, das im
Demografieranking
des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung auf Platz 1
kam
BALZTER, Sebastian (2008): Tanz auf
der Vulkaninsel.
Ein Notstandsgesetz ermächtigt Islands Regierung, Banken zu
übernehmen. Der Ministerpräsident sagt: Das System muss sich ändern.
Dabei hat er es selbst mit geschaffen,
in: Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 08.10.
Das Berlin-Institut für Bevölkerung und
Entwicklung hat Island
vor kurzem in einem
Ranking der europäischen Regionen
nach ihrer Zukunftsfähigkeit auf Platz 1 gesetzt. Die
Finanzkrise zeigt nun deutlich, dass das gesellschaftliche Wohl und
die Zukunftsfähigkeit nicht von der demografischen Entwicklung
abhängt, sondern von einer vernünftigen Wirtschaftspolitik
KAMANN, Matthias (2008): Island ist bankrott?
Gerade wurde uns die Insel in einer Zukunftsstudie noch als
Musterregion Europas verkauft,
in: Welt v. 09.10.
Single-generation.de machte bereits gestern
darauf aufmerksam, dass das Berlin-Institut für Bevölkerung und
Entwicklung die Zukunft Islands aufgrund der demografischen
Faktoren zu rosig gesehen hat. Matthias KAMANN sieht das heute in
der Welt auch so:
"Bei
der Ermittlung der »Zukunftsfähigkeit« weit überschätzt wurde
Demografisches wie die Kinderzahl, einseitig positiv bewertet
wurde Gesellschaftspolitisches wie die Frauenerwerbsquote. Und wie
sich jetzt zeigt, hat das Berlin-Institut die finanzpolitischen
Risiken des isländischen Booms offenbar schlicht ausgeblendet,
obwohl sie gerade in eine Studie hätten einfließen müssen, die
sich mit der Bewältigung des demografischen Wandels befasst."
BERG,
Sibylle (2008): Insel der großen Kinder.
Island ist bankrott. Literarischer
Nachruf auf ein schräges und verwunschenes Land,
in: Die ZEIT Nr.43 v. 16.10.
Ein Blick nach Island müsste eigentlich
genügen, um zu wissen, dass der "demografische Faktor" vor schweren
Krisen nicht schützt. Es
ist noch keine 3 Jahr her, da beschrieb Aldo KEEL in der Neuen
Zürcher Zeitung Island folgendermaßen:
"In
weniger als 40 Jahren hat die Bevölkerung der Saga-Insel um ein
Drittel zugenommen. Die isländische Gesellschaft ist jung, die
Pensionsfonds sind prall gefüllt, eine Vergreisung ist nicht zu
befürchten" (NZZ 06.01.2006).
Dem
Jubel-Demographismus setzte das Berlin-Institut für Bevölkerung
und Entwicklung noch eines obendrauf, indem es
Island Ende August diesen Jahres zur
Musterregion Europas kürte.
RÜHLE, Alex (2008): Im Eissturm.
"Gott schütze Island!" Die Finanzkrise bricht über die
nordatlantische Insel herein wie eine Naturkatastrophe - nur dass
Menschen sie verursacht haben,
in:
Süddeutsche
Zeitung v. 20.12.
"320 000 Menschen. Bis vor kurzem weltweiter
Musterknabe. Vierthöchstes Prokopf-Einkommen, kaum Arbeitslose.
Fruchtbar sind sie
und kriegen vorbildlich früh ihre Kinder, selbst in der
Uni-Mensa stehen überall Tripptrapp-Stühle herum. Noch vier Wochen
vor dem Kollaps kürte eine OECD-Studie Island zur
»zukunftsfähigsten Region Europas« vor allem wegen seiner Banken",
erläutert Alex RÜHLE.
GUDMUDSSON, Halldor (2009): Island steht Kopf.
Der Inselstaat war eine heile Welt. Die Finanzkrise brach über ihn
herein wie eine Naturkatastrophe. Und plötzlich brauchen auch Islands
Polizisten Tränengas,
in:
Welt
v. 07.02.
GUDMUNDSSON, Einar Mar (2009): Darf ich Ihnen das Einwohnerverzeichnis
anbieten?
Warum Islands Finanzkollaps ein politischer und moralischer Skandal
ist,
in:
Süddeutsche Zeitung
v. 17.02.
PIPER, Nikolaus
(2016): Das größere Wunder.
Island schafft nicht nur im
Fußball Erstaunliches, sondern auch in der Wirtschaft: 2008 war das
Land praktisch pleite, heute erlebt es einen regelrechten Boom, der
Ökonomen staunen lässt,
in: Süddeutsche Zeitung v.
01.07.
Gerne erzählen uns Ökonomen von Wundern, aber Island ist kein
Wunderland, sondern es konnte im Gegensatz zu EU-Ländern dem
Neoliberalismus eine Absage erteilen:
"So erklärte die isländische
Regierung einen einseitigen Schuldenschnitt: Ausländische Banken
und Sparer wurden enteignet, inländische geschützt."
Die Zocker-Banken wurden in
Island - im Gegensatz zu Deutschland - nicht durch Steuergelder
aufgepäppelt, sondern verstaatlicht. Eine verstaatlichte Commerzbank
hätte dann nicht mehr Milliardengelder am deutschen Fiskus vorbei
schleusen können, wie geschehen.
Der Boom der isländischen Wirtschaft steht aber auf wackeligen
Füssen, und kann genauso gefährlich werden wie jener Boom, der zur
Finanzkrise führte, denn:
"Der Leitzins der Zentralbank
von Island liegt bei 5,75 Prozent (...), die Inflation bei 2,6
Prozent. Man kann sich also vorstellen, dass in Island gute
Realzinsen zu verdienen sind."
Was also wenn die derzeit
strikten Kapitalverkehrskontrollen gelockert werden und von
Niedrigzinsen geplagte Europäer ihr Geld in Island anlegen und so
eine neue Finanzblase auf der Insel schaffen?
PIPER jedoch erblickt mit seinem
neoliberalen Tunnelblick nur eine Gefahr:
"Gefährden können die Isländer
ihr Modell eigentlich nur selbst - dann, wenn sie mit ihren
Ansprüchen an das Sozialprodukt maßlos werden, wie vor der
Finanzkrise."
Island ist aber keine Insel,
sondern Teil der Weltwirtschaft, weswegen immer auch die weltweiten
Beziehungen zwischen den Ländern Gefahren mit sich bringen können.
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