2016
THEILE, Charlotte (2016): Ein Tag Elternzeit.
Junge Väter haben in der Schweiz
keinen Anspruch auf einen längeren Erziehungsurlaub. Das hat
negative Auswirkungen auf die Frauen: In 30 Prozent der Haushalte
haben Mütter gar keinen Erwerbsjob,
in:
Süddeutsche Zeitung v.
05.01.
MÜLLER, Jürg (2016):
Diese Ökonomen prägen die Debatte.
Das "Ökonomen-Einfluss-Ranking"
der NZZ misst neben der akademischen Leistung auch die öffentliche
Wahrnehmung,
in:
Neue Zürcher Zeitung v.
05.09.
"Wenn ein
Journalist einmal einen Experten für ein Thema gefunden hat,
greift er gerne wieder auf ihn zurück",
erklärt uns
Jürg MÜLLER
das Trägheitsgesetz der Medien, das dazu führt, dass
neue Sichten auf ein Thema
unterbelichtet bleiben.
In der Schweiz rangiert der
Ökonom Heiner FLASSBECK auf Rang 8, während er
in Deutschland lediglich auf Platz 76 liegt. Thomas
STRAUBHAAR (Rang 15 Schweiz) liegt in Deutschland auf Platz 33.
Der in Deutschland mit
Hans-Werner-Sinn (Platz 2) stark vertretene Neoliberalismus mit
seiner Nähe zum Nationalkonservativismus liegt in der Schweiz
auf Rang 5 und in Österreich auf Rang 8.
RITTER, Johannes (2016): Inflationsflut erzürnt
die Schweizer Wirtschaft.
Die Eidgenossen stimmen über
immer mehr wirtschaftsfeindliche Vorschläge ab - zum Ärger von
Unternehmern,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung
v. 20.09.
STADLER, Rainer (2016):
Eine Bestenliste der Informationsmedien.
Wirtschaftsleute wollen mit einem
Rating das Qualitätsbewusstsein in der Medienbranche fördern,
in:
Neue Zürcher Zeitung v.
21. 09.
Rainer STADLER stellt uns ein Ranking der
wirtschaftsfreundlichsten Medien der Schweiz vor, bei der die NZZ
naturgemäß gut abschneidet, während die Boulevard- bzw.
Klatschpresse schlecht abschneidet.
MARTEL, Andrea
(2016): Jeder Zehnte findet seine Wohnung zu groß.
Was sich machen liesse, um in der
Schweiz den Wohnflächenkonsum zu bremsen,
in:
Neue Zürcher Zeitung v.
10.12.
KUCERA, Andrea & Heidi GMÜR (2016): Das Jahr 2016 von A bis Z.
Die NZZ-Auswahl der Begriffe,
welche die Schweizer Politik im abgelaufenen Jahr geprägt haben,
in:
Neue Zürcher Zeitung v.
31.12.
2017
GRATWOHL, Natalie
(2017): Wo lohnt sich die Arbeit?.
In der Schweiz ist die
Belastung der Lohnempfänger nicht einmal halb so hoch wie in
Deutschland,
in:
Neue Zürcher Zeitung v.
13.04.
GMÜR, Heidi
(2017): "Ich habe die Attraktivität der Schweiz unterschätzt".
NZZ-Thema 15
Jahre Personenfreizügigkeit: Migrationsforscher Thomas
Straubhaar rechnete mit einer Netto-Einwanderung von 10.000 Personen
pro Jahr - es kam anders,
in:
Neue Zürcher Zeitung v. 02.06.
Was in
Deutschland kaum vorstellbar ist, in den Schweizer Medien wird es
praktiziert: Ökonomen müssen sich für ihre Fehlprognosen
rechtfertigen, so z.B. Thomas STRAUBHAAR, der bei zwei von drei
Gründen für Fehleinschätzungen patzte. Während die empirische
Extrapolation zum Handwerkszeug eines Prognostikers gehört, sind
die WENN-Annahmen das A und O vernünftiger Vorausberechnungen, die
jedoch meist den Interessen der Auftragsgeber geopfert werden.
Interessen als Grund zu nennen, geht für einen Wissenschaftler
jedoch nicht, weshalb STRAUBHAAR als Ursachen seiner
Fehleinschätzung eine "falsche Theorie" und "falsche
Schlussfolgerungen" nennt.
Bevölkerungswissenschaftler
sind da noch dreister als Ökonomen, denn sie übernehmen lediglich
die Verantwortung für die empirische Extrapolation und berufen
sich dann beim Nichteintreffen von Bevölkerungsvorausberechnungen
auf unvorhersehbare Entwicklungen. Auch STRAUBHAAR greift auf
diese beliebte Argumentationsfigur zurück, wenn er von "exogenen
Schocks" spricht, damit meint der die Finanzkrise, die nicht
vorhersehbar sei.
Böswillig könnte man deshalb
behaupten, es ist völlig egal, was prognostiziert wird, wenn es
nur die herrschende Politik unterstützt. Langfristig gesehen wird
dadurch jedoch die Glaubwürdigkeit solcher Prognostik untergraben.
Mehr als reine Scholastik wäre heute die Infragestellung von
linearen Fortschreibungen der Vergangenheit gefragt. Statt Trends
fortzuschreiben, sollten mögliche Gegentrends berücksichtigt
werden. Damit aber würde die Attraktivität der Demografie als
Entlastungsstrategie politischer oder ökonomischer
Entscheidungsträger geschmälert.
Fazit: Man wünscht sich in
deutschen Medien mehr Mut, Prognostiker zur Rede zu stellen und
Fehlprognosen vermehrt zum Thema zu machen.
GEMPERLI, Simon (2017): Liechtenstein hat, was die Schweiz möchte.
NZZ-Thema 15
Jahre Personenfreizügigkeit: Im Fürstentum gilt eine
Einwanderungs-Schutzklausel,
in:
Neue Zürcher Zeitung v. 02.06.
GEMPERLI, Simon (2017): Produktivität statt Zuwanderung.
Kommentar: 15 Jahre
Personenfreizügigkeit,
in:
Neue Zürcher Zeitung v. 02.06.
SCHÖCHLI, Hansueli
(2017): Die Wirkung der Einwanderer.
Schweizer Erwerbstätige wurden
kaum durch Ausländer verdrängt,
in:
Neue Zürcher Zeitung v. 06.07.
RÜTTI, Nicole (2017):
Generation Silber soll dem Arbeitsmarkt nicht verloren gehen.
Für die stärkere Einbindung
älterer Arbeitskräfte gibt es interessante Modelle,
in:
Neue Zürcher Zeitung v.
15.07.
Wie in Deutschland, sehen
auch Neoliberale in der Schweiz die Älteren als günstige
Arbeitskräfte. Großbanken wie die UBS impfen Journalisten in
Medienveranstaltungen, damit sie wissen, was sie zu
schreiben haben. RÜTTI berichtet nun darüber, mit welchen
Maßnahmen Ältere besser ausgebeutet werden können:
"Die Lösung des
Problems wird oft mit dem schönen Begriff
»Regenbogen-Karriere« umschrieben. Konkret heisst dies:
schrittweiser Abbau von Anforderungen, Lohn und
Führungsverantwortung für ältere Arbeitnehmer."
Von diesem Regenbogen
bleibt in der Praxis meist nur der Abbau von Lohn übrig so
wie in Deutschland vom Fordern und Fördern, letzteres unter
dem Tisch fällt. Noch perfider ist es, wenn sozusagen
unverhohlen der Lohnabbau in Verbindung mit Weiterbildung
betrieben wird:
"Anstelle von
Bonuszahlungen oder Lohnerhöhungen würden Unternehmen
älteren Arbeitnehmern vermehrt Weiterbildung offerieren".
Oder anders formuliert:
Ältere Arbeitnehmer sollen ihre Weiterbildung selber
finanzieren. Wer nicht gezwungen ist weiterzuarbeiten, weil
das Geld fehlt, der dürfte mit solch durchsichtigen
Maßnahmen kaum zu ködern sein.
REINSCH, Melanie (2017): Aufatmen - ein wenig.
Leidartikel: Die Kinderlosigkeit
steigt nicht weiter. Das ist ein Erfolg. Die angestrebte Trendwende
gibt es aber nicht. Wie lässt sie sich erreichen?
in: Frankfurter
Rundschau
v. 27.07.
GERNY, Daniel (2017): Hochbetagte sterben günstiger.
Die Kosten im letzten Lebensjahr
sinken mit dem Alter - häufiger wird auf teure Eingriffe verzichtet,
was Zündstoff birgt,
in:
Neue Zürcher Zeitung v. 05.08.
Hochbetagte sind gemäß einer Studie zum Lebensende für die
Krankenkassen kostengünstiger als jüngere Todkranke. Der Artikel von
Simon HEHLI berichtet in diesem Zusammenhang über einen Vorstoß der
FDP, die den Leistungskatalog auf eine Grundversorgung
zusammenstreichen will.
HEHLI, Simon (2017): Der freie Markt als Medizin.
Was bei Architekten und Garagisten
funktioniert, soll auch für Ärzte gelten - die individuelle
Festsetzung der Preise,
in:
Neue Zürcher Zeitung v. 05.08.
KUCERA, Andrea
(2017): Das Wunder von Jaun.
Das 660-Seelen-Dorf ist die
einzige deutschsprachige Gemeinde im Bezirk Greyerz - die Frage ist,
wie lange noch,
in:
Neue Zürcher Zeitung v. 17.08.
"Das Dorf auf 1000 Metern über
Meer ist nicht nur die höchstgelegene Gemeinde des Kantons Freiburg,
sondern auch das einzige deutschsprachige Fleckchen im Bezirk
Greyerz", berichtet Andrea KUCERA über die schrumpfende Gemeinde
Jaun
in der Schweiz.
HOLZ,
Wolfgang (2017): In der Idylle hat die EU keinen Platz.
StZ-Serie
Leben in Europa (5): Banken vor der Pleite, Staaten vor dem
Bankrott: Die Krise, die 2007 begann, hat die EU und das Leben der
Menschen verändert. Die Folgen sind noch immer zu spüren. Unsere
Serie beleuchtet den Alltag. Heute: Familie Reichmuth in der
Schweiz,
in:
Stuttgarter Zeitung v. 19.08.
Wolfgang HOLZ porträtiert eine
Schweizer Familie mit 2 Kindern im Kanton Zug ("Steueroase zwischen
Luzern und Zürich"), die im Urlaub von dem starken Preisgefälle
zwischen dem Franken und dem Euroraum.
"(Die) starke jährliche
Zuwanderung Tausender EU-Ausländer in die Schweiz (hat) Sorgen um
die nationale Identität unter den Eidgenossen hervorgerufen.
Immerhin leben und arbeiten mittlerweile rund 300.000 Deutsche in
der Schweiz. Und
gut 20 Prozent der 8,3 Millionen Menschen, die in der Schweiz leben,
sind Ausländer. Zum Vergleich:
In Deutschland
ist unter den 82 Millionen Einwohnern nur knapp jeder zehnte ein
Ausländer",
erklärt uns HOLZ die
EU-Feindlichkeit in der Schweiz.
FORSTER, Christof (2017): Mann, geschieden, alleine lebend.
In Einpersonenhaushalten steigt
das Armutsrisiko an - betroffen sind vor allem Männer im besten
Erwerbstätigenalter,
in:
Neue Zürcher Zeitung v. 09.11.
Christoph FORSTER berichtet über
die Auftrags-Studie
Kennzahlenvergleich zur Sozialhilfe in Schweizer Städten
Berichtsjahr 2016, 14 Städte im Vergleich der
Städteinitiative Sozialpolitik. Aus der folgenden Tabelle ist die
Sozialhilfequote der 14 Städte bzw. der Einpersonenhaushalte bzw.
der Männer aus Einpersonenhaushalten ersichtlich.
Tabelle: Vergleich
der Sozialhilfequoten in 14 Schweizer Städten |
Stadt |
Bevölkerungsstand
(31.12.2016) |
Sozialhilfequote
(2016) |
Anteil der
Sozialhilfeempfänger
im Jahr 2016 an |
Einpersonen-
haushalten |
Männern in Ein-
personen-
haushalten |
Zürich |
396.955 |
4,6 % |
45,2 % |
7,9 % |
Basel |
169.916 |
6,7 % |
48,6 % |
10,9 % |
Lausanne |
135.629 |
8,8 % |
47,5 % |
16,9 % |
Bern |
131.554 |
5,1 % |
45,1 % |
9,3 % |
Winterthur |
108.268 |
5,5 % |
38,1 % |
10,4 % |
Luzern |
81.295 |
3,8 % |
45,9 % |
6,8 % |
St. Gallen |
75.538 |
4,4 % |
44,7 % |
8,6 % |
Biel/Bienne |
54.163 |
11,8 % |
42,1 % |
20,2 % |
Schaffhausen |
35.948 |
3,3 % |
40,2 % |
7,0 % |
Chur |
34.652 |
3,2 % |
43,0 % |
7,0 % |
Ulster |
33.886 |
1,6 % |
34,5 % |
3,9 % |
Zug |
29.256 |
1,7 % |
38,4 % |
3,9 % |
Wädenswil |
21.621 |
2,6 % |
33,8 % |
7,5 % |
Schlieren |
18.454 |
5,0 % |
37,3 % |
6,8 % |
|
Quelle:
Kennzahlenvergleich zur Sozialhilfe in Schweizer Städten
Berichtsjahr 2016, 14 Städte im Vergleich, 2017, S.6
(Bevölkerungsstand); S.14 (Sozialhilfequote); S.44
(Einpersonenhaushalte); S.49 (Männer in
Einpersonenhaushalten) |
FORSTER stellt das
Sozialhilferisiko der geschiedenen, alleinlebenden Männer in den
Mittelpunkt:
"Besonders stark erhöht ist
dieses Risiko bei Alleinlebenden mittleren Alters, die ursprünglich
einen Lebensentwurf als Paar- oder Familienhaushalt hatten:
geschiedene, verwitwete und getrennt lebende Verheiratete. Gemäss
dem Bericht ist der Anteil der Männer, die Sozialhilfe beziehen, in
manchen Städten sogar doppelt so hoch wie jener der Frauen. Einen
Teil dieses Unterschieds erklärt der Umstand, dass 30 Prozent der
Alleinlebenden Rentner sind, die dank AHV, 2. Säule und
Ergänzungsleistungen selten Sozialhilfegelder beziehen. Diese
Altersgruppe umfasst dreimal mehr Frauen als Männer."
In Einpersonenhaushalten leben im
mittleren Erwachsenenalter mehr Männer als Frauen, denn diese werden
als Alleinerziehende den Mehrpersonenhaushalten zugeordnet.
OELRICH, Christian (2017): 10.000
Franken für jedes Kind.
Ein kleines Schweizer Dorf wirbt
mit Geld um Mitbewohner und wird überrannt,
in:
Frankfurter Rundschau v. 30.11.
Die Sensationspresse hat dafür
gesorgt, dass das Schweizer Dorf Albinen nun zum Gespött werden
dürfte,
denn keineswegs ist das Dorf über junge Familien entzückt,
sondern nur über gut situierte Familien, die 200.000 Franken
investieren sollen. Dass eine solche Meldung weltweit lanciert
wurde, sagt einiges über unsere hysterische Medienwelt und die
Ökonomie der Aufmerksamkeit aus.
RITTER, Johannes
(2017): Das Geld ruft.
Ein Bergdorf in der Schweiz will
den Einwohnerschwund mit einer Umzugsprämie aufhalten,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 01.12.
Die Schweizer Gemeinde Albinen hat die Subventionierung gut situierter
Familien unter großem Medienrummel
beschlossen. Wird diese pervertierte neoliberale Standortpolitik von
Kommunen Schule machen?
SCHREGENBERGER, Katrin
(2017): Babys und Babyboomer.
Das Winterthurer
Mehrgenerationenhaus "Giesserei" ist kein Familienersatz - man lebt
hier aber weniger allein,
in:
Neue Zürcher Zeitung v.
20.12.
GERNY, Daniel
(2017): Ehekrise zwischen Stadt und Land.
NZZ-Serie Stadt und Land (2): Die
beiden Basel sind sich in vielem so nahe wie nie - und dennoch wird
die Beziehung schwieriger,
in:
Neue Zürcher Zeitung v.
29.12.
2018
NEUHAUS, Christina (2018): Stadt
und Land driften politisch immer weiter auseinander.
NZZ-Serie Stadt und Land: Die SP
dominiert die Städte, die SVP die ländlichen Gemeinden - der Graben
wird grösser,
in:
Neue Zürcher Zeitung v.
04.01.
FORSTER, Christof
(2018): Neues aus dem Labor für Altersfragen.
Luzern startet einen Versuch mit
Gutscheinen für möglichst langes Wohnen in den eigenen vier Wänden,
in: Neue
Zürcher Zeitung
v. 24.01.
BLEISCH,
Barbara & Eva WEBER-GUSKAR (2018): Ist ein Kind heute noch zu
rechtfertigen?
Die Debatte über eigenen
Nachwuchs wirft interessante philosophische Fragen auf,
in:
Neue Zürcher Zeitung v.
24.03.
"In jüngster Zeit hat sich der
Rechtfertigungsdruck teilweise verschoben: Die Frage an die Adresse
junger Paare lautet in einigen Kreisen nicht mehr zwingend »Warum
habt ihr keine Kinder?«, sondern ebenso oft: »Warum habt ihr
überhaupt Kinder?«",
meinen BLEISCH & WEBER-GUSKAR.
Sie meinen damit die Feuilletondebatten in den Mainstreamzeitungen,
in denen sich die Minderheit der Akademikerinnen zu Wort melden. Die
Mehrheit derjenigen, die Eltern werden, schlagen sich mit den
Argumenten, die hier gewälzt werden, überhaupt nicht herum.
Die Kinderwunschforschung, in
denen das ideale Paar ihr Wunschkind im gegenseitigen Einverständnis
bekommt, ist eine
akademische Kopfgeburt. Mit der Realität der Familiengründung
hat das wenig zu tun.
SCHMIDT, Susanne (2018): Im
Sportwagen durch die Vierziger.
Oft ist die Midlife-Crisis der
Männer eine Midlife-Chance für die Frauen, in den Beruf
zurückzukehren,
in:
Neue Zürcher Zeitung v.
28.03.
HEHLI, Simon
(2018): Ausländer können die Lücke nicht füllen.
Wegen der verminderten Zuwanderung
fehlen Fachkräfte im Pflegebereich, Heime und Spitäler geraten in die
Bredouille,
in: Neue Zürcher
Zeitung v. 05.04.
"Kritisch ist die Situation bei den
diplomierten Pflegefachpersonen. Sie erlangen einen Abschluss auf
Tertiärstufe, also an einer höheren Fachschule oder an einer
Fachhochschule. (...).
In der Schweiz gibt es derzeit rund 90.000 Pflegende auf dieser
Tertiärstufe, zwei Drittel sind in Spitälern beschäftigt, der Rest in
Heimen und bei Spitex. Weil die Babyboomer in den nächsten Jahren Heime und Spitäler stark
beanspruchen werden, braucht es laut Schätzung des Bundes bis zum Jahr
2030 etwa 120.000 Pflegefachleute. Das ist ein Plus von 32 Prozent. Um
diesen Bedarf zu decken, müssten jährlich gegen 6.000 Pflegefachleute
neu ausgebildet werden - doch es sind derzeit nicht einmal 3.000",
klagt Simon HEHLI.
BFS (2018): Starker Rückgang des Bevölkerungswachstums im Jahr 2017.
Bevölkerungsentwicklung 2017:
Provisorische Ergebnisse,
in: Pressemitteilung
des Bundesamts für Statistik v. 06.04.
Gemäß den vorläufigen Zahlen (Rubrik
"Geburten und Todesfälle") gab es in der Schweiz 84.959
Lebendgeburten im Jahr 2017 (Vorjahr: 87.883). Die zusammengefasste
Geburtenziffer (TFR) fiel auf 1,48 Kinder pro Frau (Vorjahr: 1,55)
ZASLAWSKI, Valerie (2018):
Der Faktenlieferant steht unter Druck.
Im Zeitalter von Fake-News betont
das Bundesamt für Statistik die Wichtigkeit von öffentlichen Daten,
in: Neue Zürcher
Zeitung v. 06.04.
Valerie ZASLAWSKI beschreibt wie Statistik
idealerweise funktioniert. Wie in Deutschland ist die Statistik ein
Amt des Innenministeriums:
"das grösste Amt des
Innendepartements mit rund 800 Angestellten und einem Budget von
jährlich 170 Millionen Franken".
Die Statistik werde im Auftrag des
Parlaments produziert.
"Während das BfS (...) eine reine
Diskussionsbasis anhand deskriptiver Daten liefert, übernehmen die
normative Interpretation andere",
behauptet ZASLAWSKI. Dies ist
natürlich Unsinn. Bevölkerungsvorausberechnungen z.B. bestehen aus
Annahmen und damit nicht aus reinen deskriptiven Daten. Auch in
Pressemeldungen der Statistischen Ämter werden neben deskriptiven
Daten auch normative Interpretationen mitgeliefert.
ZASLAWSKIs Artikel wendet sich in
erster Linie gegen die Schweizer Volkspartei (SVP), deren Sichtweisen
der NZZ ein Dorn im Auge ist. In Deutschland geht es analog um die AfD.
Das Schweizer Bundesamt für
Statistik möchte nun die sozialen Medien kontrollieren und
entsprechend "erklärend" ("Klarstellungen") eingreifen.
Schon die Forderung, dass
"Informationen (...) zeitlich und räumlich vergleichbar sein" müssen,
wird nirgends geleistet, sondern ist reine Illusion. Tatsächlich
werden ständig Erhebungsmethoden und Begrifflichkeiten verändert,
wodurch Vergleichbarkeit verhindert wird. Dies geschieht in der Regel
in voller Absicht.
Fazit: Die Realität der
Statistikproduktion hat mit der idealen Darstellung von ZASLAWSKI nur
wenig gemein.
FORSTER, Christof (2018):
Heikler Kampf gegen Fake-News.
Kommentar: Offensive des Bundesamts
für Statistik,
in: Neue Zürcher
Zeitung v. 06.04.
Christof FORSTER kritisiert die Ausweitung der Aufgaben mit falschen
Argumenten. Warum sollen eigentlich nur die sozialen Medien
kontrolliert werden, obwohl tagtäglich in den so genannten
Qualitätsmedien Falschinterpretationen oder gar Falschmeldungen
gedruckt werden? Die Statistiker wären nicht einmal in der Lage alle
Fehler in den Printmedien aufzudecken, geschweige denn in den sozialen
Medien.
HAEFELI, Rebekka (2018): Heiratsschwindler lauern
auch im Netz.
Ältere Leute nutzen für die
Partnersuche vermehrt das Internet - Frauen sind dabei besonders
vorsichtig,
in: Neue Zürcher
Zeitung v. 02.05.
HENDRICHS, Vincent & Johannes JÜTTING (2018):
Für eine starke öffentliche Statistik.
Gastkommentar: Tribüne,
in: Neue Zürcher
Zeitung v. 02.05.
"An die Stelle von Fakten treten
tendenziöse Berichte oder »alternative Fakten«",
meinen HENDRICHS & JÜTTING, die
offenbar in den letzten Jahrzehnten auf dem Mond gelebt haben,
denn sonst wüssten sie, dass "tendenziöse Berichte" in den Medien
die Regel sind. Was sich jedoch geändert hat: Die Menschen nehmen
tendenziöse Berichte nicht mehr einfach so hin wie noch zu
Glanzzeiten der neoliberalen Deutungshochzeit. Wer nun tendenziöse
Berichte beklagt, will lediglich eines: Die Deutungshoheit unserer
Eliten wieder herstellen und zwar möglichst so, dass sich am
herrschenden System nichts ändern muß.
VÖGELI, Dorothee
(2018):
Alt und allein zu Hause.
Es gibt viele sinnvolle Ansätze
zur Entlastung von Betagten, die trotz schwindenden Kräften zu Hause
leben. Im weiten Feld ambulanter Altersbetreuung bleibt in der
Schweiz aber noch viel zu tun,
in: Neue Zürcher
Zeitung v. 09.05.
"Angesichts der demografischen
Entwicklung sind Konzepte, die Partner, Töchter und Söhne von
Demenzkranken vor Überforderung schützen, besonders dringlich: Die
Lebenserwartung steigt und mit ihr das Risiko, dement zu werden.
Gleichzeitig wird sich die Zahl der über 65-Jährigen bald markant
erhöhen. (...).
Die Zeit drängt. Die geburtenstarken Jahrgänge kommen bald ins
Rentenalter. Noch leisten in der Schweiz Angehörige, vor allem
Frauen, jährlich rund 60 Millionen Stunden Alterspflege- und
Betreuungsarbeit. Ihre Berufstätigkeit wird aber weiter zunehmen,
die Familienbande werden sich noch mehr lockern",
erklärt uns Dorothee VÖGELI.
Statt der Schweiz könnte man viele andere Staaten einsetzen, um die neoliberale Perspektive auf die Babyboomer-Generationen x-beliebiger
Länder zu erhalten. Japan sollte 2007 ein Problem mit seinen
Babyboomern haben. Die USA kurz danach. Doch nichts davon hatte
rückblickend Bestand, sondern die Probleme vor denen wir heutzutage
stehen, sind ganz anderer - nicht-demografischer Art! Man könnte
auch von unbeachteten Nebeneffekten eines Demografiediskurses
sprechen, dessen blinde Flecken zum Verhängnis zu werden drohen. So
hat man z.B. vor lauter Angst vor dem Aussterben den Geburtenanstieg
und dessen Herausforderungen verschlafen. Die Kurzsichtigkeit
neoliberaler Politik unter dem irreführenden Label der
Generationengerechtigkeit könnte sich sehr schnell rächen!
SCHMID, Birgit (2018):
Sind Männer die besseren Freunde?
NZZ-Serie Beste Freund: Einst
beneideten Männer Frauen um deren beste Freundinnen. Seit auch
Männer gerne über Gefühle reden, zeigen sie sich oft
freundschaftsbegabter als Frauen,
in:
Neue Zürcher Zeitung v.
22.05.
RITTER, Johannes
(2018):
Verlassen am Hang.
Ein verwunschenes Dorf in einem
malerischen Tessiner Tal droht zu sterben. Ein ungewöhnliches
Projekt soll die Rettung bringen,
in: Frankfurter
Allgemeine
Sonntagszeitung v. 27.05.
Johannes RITTER berichtet über
das Schweizer Haufendorf
Corippo, das seit 1975 als Denkmal dahinvegetiert und nun durch
ein "Hoteldorf" wiederbelebt werden soll:
"Der italienische Begriff
albergo diffuso, das frei übersetzt so etwas wie »verstreute
Unterkunft« bedeutet, trifft den Kern des Konzepts eigentlich viel
besser als die Beschreibung »Hoteldorf«, die fälschlich
suggeriert, der ganze Ort nehme am Projekt teil und werde zum Hotel.
Die Idee stammt auch tatsächlich aus Italien. Dort gibt es bereits
zahlreiche albergo diffuso, die dazu beitragen, dass schöne,
historisch wertvolle, entlegene Orte nicht verfallen."
JÜRGENSEN, Nadine
(2018): Die Schattenmütter.
Berufliche Karriere, Partnerschaft
und Kinder miteinander zu vereinbaren, ist eine Herausforderung. Das
macht die Betreuung durch eine Nanny interessant - auch im Vergleich
mit Krippen,
in:
Neue Zürcher Zeitung v. 05.06.
SCHÖCHLI, Hansueli (2018):
Man darf nun von der Heiratsstrafe sprechen.
Die Korrekturen von Zahlen durch
die Steuerverwaltung über die Belastung von Ehepaaren regt zum
Nachdenken an,
in:
Neue Zürcher Zeitung v.
19.06.
Hansueli SCHÖCHLI
erweitert das Sprachrepertoire um den Begriff "Faktenirrtümer"
angesichts einer Statistikkorrektur durch die Schweizer
Steuerverwaltung. Durch Faktenirrtümer werden plötzlich aus falschen
Behauptungen korrekte Fakten! Damit dürfte die Debatte um Fake-News um
eine neue Facette bereichert werden!
KOHLER, Alexandra & Marie-José
KOLLY (2018):
Jenseits des Röstgrabens altert die Bevölkerung langsamer.
In Tourismusorten steigt das
mittlere Alter besonders stark, wie eine Analyse der NZZ zeigt,
in:
Neue Zürcher Zeitung v.
22.06.
KOHLER, Alexandra & Marie-José
KOLLY (2018): Die
Schweiz altert - aber nicht überall.
Viele Deutschschweizer Gemeinden
altern seit 1970 stark. Ein gegenläufiger Trend ist in der Romandie
auszumachen: Dort sinkt der Altersmedian vielerorts. Das liegt vor
allem an der Zuwanderung,
in:
Neue Zürcher Zeitung v.
22.06.
SCHNEEBERGER, Paul
(2018): Heute braucht es Schulhäuser, morgen Altersheime.
Die Demografie wird die Gemeinden
in den nächsten Jahrzehnten herausfordern,
in:
Neue Zürcher Zeitung v.
22.06.
BFS (2018): 2017 wurden in der Schweiz 2000
Todesfälle mehr verzeichnet.
Natürliche Bevölkerungsbewegung
2017,
in:
Pressemitteilung Bundesamt für
Statistik v.
28.06.
"Die Geburtenzahl ging von 87 900
im Jahr 2016 auf 87 400 im Jahr 2017 leicht zurück (–0,6%). In den
meisten Kantonen wurden 2017 weniger Kinder geboren als im Vorjahr.
Lediglich die Kantone Zürich, Bern, Genf, Jura, Obwalden, Luzern,
Basel-Landschaft, Nidwalden und Uri registrierten einen
Geburtenanstieg. Die zusammengefasste Geburtenziffer blieb dagegen
stabil bei 1,5 Kindern pro Frau, und auch das Durchschnittsalter der
Mutter bei der Geburt des ersten Kindes betrug weiterhin 30,8 Jahre",
meldet das Schweizer Bundesamt für Statistik.
FUMAGALLI, Antonio (2018): Die doppelten
Schweizer Meister.
NZZ-Serie Junge Schweiz, alte
Schweiz: Keine Gemeinde ist jünger als
Leysin,
und nirgends gibt es mehr Ausländer - beide Rekorde sind auf den
gleichen Grund zurückzuführen,
in:
Neue Zürcher Zeitung v. 29.06.
SEELMANN, Kurt
(2018): Fortpflanzungsmedizin für alle?
Gastkommentar: Recht und Moral im
Dilemma,
in:
Neue Zürcher Zeitung v.
07.07.
KOHLER, Alexandra
(2018): Die Städte werden wieder jünger.
NZZ-Serie Junge Schweiz, alte
Schweiz: Am deutlichsten ist der Trend in Zürich - einzig Lugano
altert stetig,
in:
Neue Zürcher Zeitung v.
07.07.
MARTI, Gian Andrea
(2018): Die Stadt der Jungen.
NZZ-Serie Junge Schweiz, alte
Schweiz: Opfikon ist die jüngste Gemeinde der überdurchschnittlich
gealterten Deutschschweiz - dennoch ist sie nur bedingt ein
Sonderfall,
in:
Neue Zürcher Zeitung v.
16.07.
Andrea MARTI porträtiert die Kleinstadt
Opfikon, die durch den Glattpark - einen neuen, typisch suburbanen
Stadtteil, auf ca. 20.000 Einwohner anwuchs, während es vor der
Jahrtausendwende noch halb so viele Einwohner waren. Opfikon liegt im
Speckgürtel von Zürich und nahe des Flughafens, weshalb sich dort die
akademischen Kosmopoliten wohl fühlen. Die alteingesessenen Bewohner
interessieren MARTI dagegen nicht.
ASCHWANDEN, Erich
(2018): "Schluss mit dem Wachstum".
Viele Dörfer wollen den Baumboom
einschränken - das beschert Probleme vor Ort,
in:
Neue Zürcher Zeitung v.
16.07.
Erich ASCHWANDEN berichtet über den
Widerstand der Luzerner Speckgürtel-Gemeinde
Emmen,
die mit über 30.000 Einwohnern, ein Dorf bleiben will. Daneben werden
Hochdorf (fast 10.000 Einwohner) und
Möhlin
(über 11.000 Einwohner) im Einzugsbereich von Basel als Gemeinden
genannt, die sich gegen ein zu starkes Bevölkerungswachstum wehren.
KÖHLER, Alexandra
(2018): Die Alpenstadt, die ein Dorf bleiben möchte.
NZZ-Serie Junge Schweiz, alte
Schweiz: Die Gemeinde Naters im Oberwallis ist stark gewachsen. Es
ziehen aber nicht nur Junge zu, sondern auch viele Ältere,
in:
Neue Zürcher Zeitung v.
21.07.
"Seit 2016 wohnen mehr als 10.000
Einwohner in der zweitgrössten Walliser Gemeinde.
Naters
könnte Stadtrechte beantragen, macht es aber nicht. (...).
Im schweizweiten Vergleich ist die Bevölkerung der Walliser Gemeinden
seit 1970 stark gealtert. Am stärksten zugenommen hat im Kanton der
Altersdurchschnitt der Gemeinde Eggersberg und schweizweit ist das
Dorf Simplon die Tourismusgemeinde, welche am stärksten gealtert ist.
Auch in Naters wohnen trotz dem Wachstum immer mehr Pensionäre: 1970
waren nur 7 Prozent aller Einwohner von Naters 65 Jahre alt oder
älter, 2016 trifft das auf einen Fünftel der Bevölkerung zu",
erklärt uns Alexandra KÖHLER, die
bereits über 80-Jährigen zu den "Hochbetagten" zählt. Meist werden mit
dem Begriff heutzutage die 85-Jährigen und älteren Menschen
bezeichnet. Als eine Ursache des Wachstums wird der Zuzug aus den
umliegenden Berggemeinden und die verkehrliche Anbindung an die Städte
mit vielen Arbeitsplätzen genannt. Aber auch die Geburtenrate sorgt
für Wachstum:
"Viele Junge kehren nach der
Ausbildung oder dem Studium nach Naters zurück, manche vor, manche
nach der Familiengründung. Kindertagesstätten, Betreuung von Schülern
nach der Schule, Dutzende Vereine, Freizeitmöglichkeiten - für Eltern
ist Wohnen in Naters attraktiv."
BFS (2018): Geburtenhäufigkeit: Situation 2016 und Tendenzen.
in:
Bundesamt für Statistik
aktuell v.
23.10.