Zitat:
Frauen übernehmen die Macht in der zerfallenden Gesellschaft
Männerdämmerung
"Ein
Kreis mächtiger Frauen um Friede Springer und Ann-Katrin
Bauknecht hat sich unterdessen zusammengetan, um privat Angela
Merkel zu stützen, die sich ihrerseits bis weit in manche
Landesverbände in der Personalpolitik der CDU durchzusetzen
beginnt.
Eine solche Akkumulation weiblicher Macht ist noch nicht
dagewesen in der Geschichte des Landes, das einst als
»vaterlose Gesellschaft« begann. Sie ist auch ziemlich
sensationell. (...). Frauen übernehmen die Vermittlung und
sogar die Macht in einer zerfallenden Gesellschaft."
(Frank Schirrmacher in der
Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 01. 07.2003) |
Ein
MANN strebt die Deutungshoheit für das nächste halbe Jahrhundert
an!
FAZ-Herausgeber Frank
SCHIRRMACHER hat ein neues Buch geschrieben: Das
Methusalem-Komplott. Der SPIEGEL hat ihm Gelegenheit gegeben in
einem Essay UNGEHEUERLICHES zu verbreiten. Sowohl
im Negativen als auch im Positiven wird damit eine Debatte
eröffnet, deren Horizonte weitreichend sind.
Das Methusalem-Komplott
"Sorge
dich nicht, werde alt!
Unsere Gesellschaft wird schon in wenigen Jahren ihre
Alterung als einen Schock erfahren, der mit dem der
Weltkriege vergleichbar ist. Nur eine militante Revolution
unseres Bewusstseins kann uns wieder verjüngen. Anhand
neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse erstellt das Buch
eine erschreckende Diagnose unserer Gesellschaft und ruft
zu einem Komplott gegen den biologischen und sozialen
Terror der Altersangst auf. Noch bleibt uns eine Chance."
(2004) |
Nachdem
im Jahr 2002 die Novemberrevolution fehlgeschlagen ist und uns
Rot-Grün immer noch regiert, greift der gescheiterte Putschist
nun erneut nach der kulturellen Hegemonie in Deutschland.
Diesmal möchte er sich die Deutungshoheit gleich bis zum Jahr
2050 sichern.
Der
Essay gibt einen Vorgeschmack auf das demagogische Denken von
SCHIRRMACHER. Mit
sicherem Instinkt für deutsche Gefühlslagen, hat SCHIRRMACHER
das Gelände zukünftiger Debatten dreist vermint. Wer
sich mit der Thematik bisher nicht intensiv beschäftigt hat -
und das sind die Wenigsten - wird sicher die eine oder andere
Tretmine auslösen.
Das Verweissystem des demografischen
Wandels als unhinterfragbare Selbstverständlichkeit
Der naive Leser wird
das von SCHIRRMACHER Vorgetragene möglicherweise ganz vernünftig
finden, denn unsere Mitte-Eliten haben ganze Arbeit geleistet. Seit
gut 3 Jahren (alles fein säuberlich auf single-generation.de und
single-dasein.de dokumentiert) wird uns Nicht-Eliten tagein
tagaus das Verweissystem des demografischen Wandels
eingehämmert. Würde
uns jemand mitten in der Nacht wecken und uns danach fragen,
dann würden wir gedankenlos antworten: Vergreisung - zu wenige
Kinder - wir dürfen uns auf den Sozialstaat nicht mehr
verlassen, sondern müssen selber vorsorgen. Als Poppen für
die Rente hat das jemand scheinbar konsequent auf den Punkt
gebracht.
Die zwei Elementarteilchen der Sinnstiftung
Der Essay leistet
zwei zentrale Aufgaben: zum einen stiftet er eine deutsche
Eliten-Identität und zum zweiten befeuert er die
europäische Angstgesellschaft. Beides sind der Stoff, aus
dem heutzutage Bestseller gemacht werden.
Die ewige Zielgruppe als Machtbasis
Im Gegensatz zu Florian
ILLIES beschränkt sich SCHIRRMACHER nicht allein auf die
Altersgruppe der Generation Golf, sondern zielt -
wie bereits Martin SCHACHT - auf die
ewige Zielgruppe
der heute 30 - 49Jährigen.
Die ewige Zielgruppe
"Krise? Welche
Krise?
Arbeitslosigkeit? Zukunftslosigkeit? Rentenloch? Nicht für
die Generation der 30- bis 49-Jährigen! Martin Schacht
befreit sie von der Angst vor dem Leben im Abseits und
zeigt, dass sie trotz eines momentanen Zwischentiefs die
von allen umworbene Gruppe ist - und es bleiben wird.
Sie
waren die Babyboomer, die Generation, der allein wegen
ihrer Größe Zukunftsängste und Konkurrenzdenken eingeimpft
wurde. Sie waren immer zu viele. Doch etwas Entscheidendes
wurde lange Zeit übersehen: Wo Masse ist, ist immer auch
Macht, ist immer auch ein Markt! Die geburtenstärkste
Generation des 20. Jahrhunderts, die der heute 30- bis
49-Jährigen, ist der Markt der Gegenwart - und der
Zukunft! Sie ist kaufkräftig und meinungsbildend.
Die
ewige Zielgruppe gibt einen vollständig veränderten
Ausblick auf das Altern einer Generation: Sie wird trotz
aller Krisen nicht im Abseits stehen, sondern immer im
Mittelpunkt."
(aus: Klappentext 2004) |
Der Aufstieg von der verlorenen Generation
zur umworbenen Elite
Nach dem Motto
"Masse = Kaufkraft = Macht" bastelt SCHIRRMACHER den bislang nur
noch als verlorener Generation bekannten Altersgruppen einen
goldenen Notausgang. Dieses
Katz-und-Maus-Spiel gelingt am ehesten in Situationen der Panik,
in denen man immer die einzige offene Tür wählt - selbst wenn
sie in den Abgrund führt! Nach
dieser - notwendig - weit schweifenden Einleitung, sollen nun
zwei konkrete Aspekte behandelt werden.
Der säkulare Geburtenrückgang als
Hauptproblem der vergreisenden Gesellschaft
Mit nichts weniger
als dem "Trauma eines rapide alternden Landes" befasst sich
unser selbsternannter Vordenker:
Die Revolution der Hundertjährigen
"Manches spricht
heute dafür, dass jene demografischen Veränderungen, die 2014
zweifellos schon für jedermann mit Händen zu greifen sein
werden, das 20. Jahrhundert beerdigen werden."
(Frank Schirrmacher im Spiegel vom 15.03.2004) |
Dieser Satz
entfaltet seine Sprengkraft nur im Zusammenhang mit dem perfiden
Vergleich. SCHIRRMACHER beruft sich nicht auf eine soziale
Innovation, sondern - das Wort "beerdigen" signalisiert es
bereits - er vergleicht die zukünftige Situation mit dem Beginn
des 1. Weltkrieges. Wir dürfen uns also als eine Art
Generation Stahlgewitter 2.0 vorstellen!
Ein wichtiges Thema wird verschenkt: Die
Folgen einer Gesellschaft der Langlebigen
Hätte sich SCHIRRMACHER
nur mit den Folgen der verlängerten Lebenserwartung
befasst, single-generation.de wäre ganz einverstanden gewesen,
denn vor kurzem wurde an dieser Stelle "nichts anderes als eine
kopernikanische Wende"
der Politik im Umgang mit dem Alter gefordert (siehe hierzu
das Essay zur Gesellschaft der Langlebigen
). Das
tut SCHIRRMACHER ebenfalls. Er prangert die
Altersdiskriminierung ( neudeutsch: "Ageism") an.
Schließlich wird er ja ebenfalls zu diesen "neuen Alten"
gehören!
Die Alten schlagen zurück: Die Gefahr
der Unterjüngung
SCHIRRMACHER begnügt
sich jedoch nicht mit diesem Aspekt, dessen Ausführungen man
gerne gefolgt wäre, nein,
SCHIRRMACHER geht es primär um das, was Wissenschaftler
neuerdings als "Unterjüngung" bezeichnen. Dieser Terminus
beinhaltet eine implizite Schuldzuweisung, die eigentlich eine
Kernzielgruppe von SCHIRRMACHER, nämlich die Generation Golf,
attackiert. Das
passiert so nonchalant nebenbei, dass es im Strahlen der
Nebelkerzen nahezu untergeht:
Die Revolution der Hundertjährigen
"Unsere Gesellschaft
wird aus zwei Richtungen untergraben: Zum einen sind die
Menschen, um die es mir geht, alle schon geboren (...). Zum
anderen wurden die Jungen, die wir für die Zukunft benötigen,
niemals geboren."
(Frank Schirrmacher im Spiegel vom 15.03.2004) |
Der dreiste Versuch der
Demografiepolitiker ihre Vorausberechnungen gegen Kritik zu
immunisieren
SCHIRRMACHER betet
hier die Parolen des nationalkonservativen
Bevölkerungswissenschaftlers Herwig BIRG und seiner Linientreuen
in den Statistikverwaltungen nach. Am
7. März hat die greisenhafte Süddeutsche Zeitung ( meist
mit der Verbreitung von Niedergangsszenarien beschäftigt
) die
Vorwürfe des Statistikers Gerd BOSBACH an der neuesten Bevölkerungsvorausberechnung
mit den
gleichen Argumenten zu entkräften versucht wie SCHIRRMACHER in
seinem Essay. Angeblich sind die neuesten Prognosen ja immer die
Genauesten und die Menschen, um die es geht, sind bereits
geboren. Ist immer irgendwie richtig! Eigentlich
ist die SZ nicht mehr im Netz zu lesen, aber der Versuch BOSBACH
zu entkräften, wurde von der neoliberalen Elite extra ins Netz
gestellt. Offenbar nimmt man die Kritik von BOSBACH ernst.
Der einzige Zweck der neuesten
Bevölkerungsvorausberechnung: Die reibungslose Durchsetzung der
Agenda 2010-Reformen
Die
Bevölkerungsvorausberechnung vom Juni 2003 diente einzig dem
Zweck, die Agenda 2010-Reformen ungestörter durchzusetzen. Und
der Zweck heiligte dabei gewaltig die demagogischen Mittel! Man
erinnere sich. Gravierendste Neuerung: eine enorme Zunahme
der Lebenserwartung, die bislang in Vorausberechnungen zu
niedrig angesetzt worden ist. Was
aber wirklich dreist war, das war die Beibehaltung einer
Geburtenrate von 1,4 für die nächsten Jahrzehnte! Und genau
das ist der Knackpunkt, der das Machwerk der
Bevölkerungsvorausberechnung zu Fall bringen wird.
Die Single-Lüge - Eine Kritik der
Argumentationsmuster im Zeitalter der Demografiepolitik
"Dies
ist die erste grundlegende Auseinandersetzung mit dem
nationalkonservativen Argumentationsmuster, das zunehmend
die Debatte um den demografischen Wandel bestimmt.
Hauptvertreter dieser Strömung sind Herwig Birg, Meinhard
Miegel, Jürgen Borchert und Hans-Werner Sinn. Die
Spannbreite der Sympathisanten reicht von Frank
Schirrmacher bis zu Susanne Gaschke. Als wichtigster
Wegbereiter dieses neuen Familienfundamentalismus muss der
Soziologe Ulrich Beck angesehen werden.
Es wird aufgezeigt, dass sich die
nationalkonservative Kritik keineswegs nur gegen Singles
im engeren Sinne richtet, sondern auch gegen Eltern, die
nicht dem klassischen Familienverständnis entsprechen." |
Uns blüht ein statistisches Waterloo
Wir können uns noch
genau an die letzte Präsidentschaftswahl in den USA erinnern.
BUSH wurde nur Präsident, weil mit einem vorsintflutlichen
Wahlverfahren gearbeitet wurde. Wir
Deutschen haben uns über die "High-Tech"-US-Nation mit ihrer
Low-Tech-Ausstattung lustig gemacht. Unser eigenes statistisches
Waterloo steht uns dagegen noch bevor.
Das Golden Age of Marriage als Maßstab der
Bevölkerungsfortschreibung
Unsere
Bevölkerungsstatistik basiert auf den Normen der 1950er Jahre-Gesellschaft. Eine korrekte Erfassung setzt ein Golden Age
of Marriage voraus! Die
lebenslange Ehe ist notwendig, damit Geburten korrekt einer Frau
zugeordnet werden können. NULL
voreheliche Geburten! NULL Scheidungen! NULL
Wiederverheiratungen! Ist das gegeben, dann kann das Ausmaß der
lebenslangen Kinderlosigkeit korrekt gemessen werden.
Ein lange bekannter Skandal, den niemand
interessiert
Bereits Anfang der 1980er
Jahre wies die Bevölkerungswissenschaftlerin Charlotte HÖHN auf
diesen Missstand hin.
Bis heute basiert die amtliche Statistik auf den 50er Jahre
Normen. Dies störte bislang niemand. NIEMAND! Die Mehrzahl
profitierte auf irgendeine Weise von diesem skandalösen Zustand!
Die Profiteure einer vorsintflutlichen
Statistik
Die Aufdeckung
dieser Misere könnte dazu führen, dass das beliebte Schlagwort
von der "Single"-Gesellschaft völlig absurdum geführt
würde (siehe hierzu auch den Essay zum Terror der
Individualisierungsthese
). Viele
Minderheiten - wie z.B. zusammenlebende Paare mit Kind(ern), die
sich aufgrund eines Alleinerziehenden-Status Vorteile
verschaffen, haben es sich in ihrer "Individualisierungs-Nische"
bequem gemacht. Der eine Lebenspartner firmiert als
Single-Haushalt, der andere als Alleinerziehenden-Haushalt.
Postmoderne Arithmetik:
Zwei Haushalte - eine Familie
Zwei-Haushalte - eine
Familie! Wundersame Explosion der Single-Zahlen!
Sozusagen ein familienpolitisch nutzbares Perpetuum Mobile! Die
Single-Zahlen steigen mit der Zunahme postmoderner
Familienformen an und führen gleichzeitig wieder zu
vermehrten Erwartungen an die Familienpolitik. Alleinerziehende
sind nur ein Beispiel für diese postmoderne Unübersichtlichkeit.
Die Haushaltsstatistik kennt nur Haushaltsfamilien. Alle
haushaltsübergreifenden Familienformen fallen durch die Raster
der herkömmlichem Amtsstatistik
.
Der Familiensurvey 2000 enthüllt die
eklatante Schwäche der Bevölkerungsstatistik
Der Knüller kommt jedoch
noch! Der Bevölkerungswissenschaftler Gert HULLEN
(2003) hat anhand einer sozialwissenschaftlichen Erhebung
erstmalig nachgewiesen, dass von den in den 1960er Jahren
geborenen Frauen nur 14 % lebenslang kinderlos geblieben sind!
Tempo und Quantum der Reproduktion
"Der
Familiensurvey gibt anders als der Mikrozensus erstens
Angaben über alle Kinder wieder, im Fachterminus: über die
biologische, nicht nur über die eheliche Fertilität, und
darüber hinaus hat dieser Survey, verglichen mit anderen,
eine außerordentlich breite Altersspanne von unter 20 bis
über 50 Jahren."
(aus:
Partnerschaft und Familiengründung
2003, S.28) |
In
der öffentlichen Debatte schwanken dagegen die Zahlen von über
20 % bis zu über 30 % (1965 Geborene; siehe hierzu auch den
Essay zur Geburtenkrise als politische Konstruktion
).
Die Gebärfaulheit der
60er-Jahre-Frauenjahrgänge als Artefakt der
Bevölkerungsstatistik
Die angebliche
Gebärfaulheit ist auf gravierende Messfehler der amtlichen
Bevölkerungsfortschreibung zurückzuführen. Dies
wird sich nicht mehr lange geheim halten lassen. Der Mohr (also
die Bevölkerungsvorausberechnung vom Juni 2003) hat inzwischen
jedoch seine Schuldigkeit getan und eine Aufdeckung dieses
Skandals wird die Reformen nicht mehr rückgängig machen. Unsere
Elite hat uns getäuscht. Sie wird uns sagen, dass es nur zu
unserem Besten war. Sie wird verschweigen, dass es vor allem ihr
Bestes war! Während
die Anschuldigungen von BOSBACH halbherzig waren, ist die Kritik
von single-generation.de nicht zu entkräften. Die Geburtenrate der
jüngeren Kohorten werden zu pessimistisch eingeschätzt. Das ist
FAKT! Die
Surveydaten mögen nicht exakt sein, weil die Datenbasis nicht
genau der Bevölkerungsstruktur entspricht. Die Verzerrung ist
jedoch nicht so hoch, dass die Ergebnisse von HULLEN gänzlich
angezweifelt werden könnten. Es mag um einige Prozentpunkte
gehen, aber die Tendenz ist eindeutig:
die in den 1960er Jahren geborenen Frauen sind nicht so gebärfaul
wie sie in der Öffentlichkeit dargestellt werden.
Die Unterjüngung wird niedriger ausfallen
Die Konsequenz ist:
der demografische Wandel wird - aufgrund der niedrigeren "Unterjüngung"
nicht so dramatisch ausfallen wie unsere Sozialpopulisten und
SCHIRRMACHER behaupten:
Die Revolution der Hundertjährigen
"Ein
Kreis mächtiger Frauen um Friede Springer und Ann-Katrin
Bauknecht hat sich unterdessen zusammengetan, um privat Angela
Merkel zu stützen, die sich ihrerseits bis weit in manche
Landesverbände in der Personalpolitik der CDU durchzusetzen
beginnt.
Eine solche Akkumulation weiblicher Macht ist noch nicht
dagewesen in der Geschichte des Landes, das einst als
»vaterlose Gesellschaft« begann. Sie ist auch ziemlich
sensationell. (...). Frauen übernehmen die Vermittlung und
sogar die Macht in einer zerfallenden Gesellschaft."
(Frank Schirrmacher im Spiegel vom 15.03.2004) |
"Spätestens im Jahr
2050 wird eine Gesellschaft entstehen, in der sich der Anteil
der mindestens 80-Jährigen auf fast 12 Prozent verdreifacht
haben wird",
prophezeit SCHIRRMACHER.
Diese Relationen basieren auf der zu niedrig angesetzten
Geburtenrate und werden deshalb keinen Bestand haben. Das wird
jedoch im Jahr 2050 niemanden mehr interessieren. Über
die Geburtenrate der jüngeren Frauen lässt sich noch nicht
viel sagen. Nur eines ist gewiss: Die Berechnungsgrundlage von
Bevölkerungsvorausberechnungen müsste GRUNDLEGEND revidiert
werden. Andere europäische Länder sind da weiter.
Die Kritik international renommierter
Demografen wird in Deutschland nicht zur Kenntnis genommen
International
renommierte Demografen wie Ron LESTHAEGHE oder John BONGAARTS
haben darauf hingewiesen. In der Mitte-Presse gab es darauf
jedoch keinerlei Echo. Im schwer verständlichen
wissenschaftlichen Jargon liest sich das bei Gert HULLEN folgendermaßen:
Tempo und Quantum der Reproduktion
"Bongaarts und Feeney
haben darauf jüngst hingewiesen und eine breite Diskussion
eröffnet, ob bzw. dass die Kohortenfertilität gerade zuzeiten
rapider Erhöhungen des Medians deutlich über der
Periodenfertilität liegen könne. (...). Daran entzündeten sich
auch Erwartungen einer schließlich wieder höheren
Geburtenhäufigkeit heutiger Frauenjahrgänge (Lesthaeghe 2001)."
(aus: Partnerschaft und Familiengründung 2003, S.33) |
Einzig Detlef GÜRTLER hat
auf eigene Faust Berechnungen angestellt, die sich erst mehr als
ein Jahrzehnt später als zutreffend erweisen werden
. HULLENs Ergebnisse
bestätigen GÜRTLERs Kritik an der Bevölkerungsvorausberechnung. Die
einstmals alternative taz lehnte dagegen sogar einen Leserbrief
von single-generation.de mit einer ziemlich fadenscheinigen
Begründung ab.
Die Mitte-Eliten verspielen ihren
Vertrauensvorschuss
Die Mitte-Elite hat
nun erfolgreich den Ausstieg aus dem Umlagesystem der
Sozialversicherung eingeleitet. Der Skandal ist jetzt nur noch
von historischem Interesse, aber er könnte langfristig die
Glaubwürdigkeit der selbstgefälligen Eliten erschüttern. Der
Machtzerfall eines überlebten Regimes fängt gewöhnlich an der
Peripherie an! SCHIRRMACHERs
Pamphlet steht und fällt aber mit der Richtigkeit der
Datenbasis, die alles andere als gegeben ist.
Die Ausweitung der Kampfzone: Die
Demografiepolitik erobert neue Politikfelder
Der zweite Aspekt, der
hier herausgehoben werden soll, besteht in dem Versuch die
Demografie aus der gegenwärtigen familienpolitischen
Engführung zu befreien und stattdessen Demografiepolitik
primär als Außen- und Innenpolitik zu begreifen.
Der Youth Bulge und die islamistischen 68er
Frank SCHIRRMACHER
befeuert die europäische Angstgesellschaft
mit seinen Thesen zum Youth Bulge
in den muslimischen Ländern.
Söhne und Weltmacht
"Mit
diesem Buch liefert der Völkermordforscher Gunnar Heinsohn
eine spannende und zugleich provokative Antwort auf den
weltweit eskalierenden Terror.
Mit eindrücklichen Beispielen aus der Aktualität und der
Geschichte belegt er, dass weder religiöser Fanatismus
noch Armut für tödliche Gewaltbereitschaft sorgen.
Vielmehr erweist sich ein übergrosser Anteil
perspektivloser Jugendlicher an der Gesamtbevölkerung als
Hauptgrund für Unruhen, Terror und Krieg, bis hin zum
Aufstieg und Fall ganzer Nationen."
(aus: Klappentext 2003) |
Gunnar
HEINSOHN hat im letzten Jahr das Buch Söhne und Weltmacht
veröffentlicht. Dieses Buch wurde bislang nur in der Welt
und in der ZEIT besprochen. Nach den Anschlägen von
Madrid und dem Essay von SCHIRRMACHER wird diesem Buch
sicherlich vermehrte Beachtung zukommen. Eine gewaltige Jugendwelle in den muslimischen Ländern steht
den vergreisenden Gesellschaften in Europa gegenüber.
Demografiepolitik als die Politik der großen Zahl zieht
daraus seine neue Attraktivität. Zusammen
mit dem Ansatz von HUNTINGTON wird hier die Front einer neuen
Weltordnung skizziert, die den kalten Krieg im
Ost-West-Konflikt in einen heißen Krieg zwischen McWorld und
Dschihad zu überführen droht:
Die Revolution der Hundertjährigen
"In vielem gleicht die
Protesthaltung der jungen Muslimen jener der Studenten von 1968
(...). Immer mehr Kinder aus bürgerlichen muslimischen
Mittelstandsmilieus sammeln sich, geprägt von einer
fundamentalistischen Ideologie und verbittert über die
Ungerechtigkeit in der Welt, zu einer Wiederaufführung des
Revolutionsdramas von einst genau in dem Augenblick, da die
westlichen Revolutionäre, die Achtundsechziger aus Berkeley,
Berlin und Paris, im Begriff sind, in Rente zu gehen."
(Frank Schirrmacher im Spiegel vom 15.03.2004) |
SCHIRRMACHER spielt hier
mit den Ängsten der alten Mitte vor den 68ern. Der Vergleich
hinkt jedoch gewaltig. Während die 68er innenpolitische
Veränderungen anstrebten, zielt SCHIRRMACHER hier auf
einen außenpolitischen Konflikt. Der
68er-Vergleich zielt einzig auf die Reflexe des alten
Bürgertums. Bei der neuen Mitte wird sich SCHIRRMACHER damit
jedoch keine Freunde machen.
Fazit: Eine EinMANN-Armee erobert die
Bewusstseinsindustrie zurück
Die Angst vor der
Machtübernahme durch die Frauen hat ein Buch gezeugt.
SCHIRRMACHER
bietet seinen männlichen Leidensgenossen eine neue Sinnstiftung
für das nächste halbe Jahrhundert an. Beim Kriegshandwerk
haben Frauen nichts zu suchen. Der Mann hat seinen letzten
genuinen Gegenstand gefunden. Den islamistischen
Fundamentalisten sei dank, könnte ein allzu zynisches
Schlusswort lauten. Aber so einfach wollen wir es uns nicht
machen. SCHIRRMACHER
hat mit sicherem Instinkt die Themen der Zeit mit der spezifisch
deutschen Gefühlslage verknüpft. Das Buch wird ein Bestseller
werden und wer es nicht kennt, der wird im Kampf um die
kulturelle Hegemonie in Deutschland ins Hintertreffen
kommen. Frauen mögen das anders sehen.
Mit
dem Essay hat SCHIRRMACHER eine Debatte eröffnet, deren Verlauf
möglicherweise zu ganz neuen Fronten führen könnte. Neben
der konfrontativen Strategie (Clash der Zivilisationen) enthält
der Essay versöhnliche Töne, die auf eine Annäherung von alter
und neuer Mitte abzielen. Beim
Putschversuch im Jahre 2002 hat die Neue Mitte SCHIRRMACHER noch
kalt abblitzen lassen (siehe hierzu die verbitterte Anklage
in der FAZ vom 17.12. 2002
). Wird sie nun sein neues Angebot
annehmen?
|