Der Single
im Verständnis von Max
Der Single
ist bei Max weitgehend identisch mit dem
Yuppie
der Generation Golf (zu Wort kommen ein
32jähriger Marketingberater, ein 32jähriger
Personalberater, ein 31jähriger Banker und ein
34jähriger promovierter Chemiker)
und
der Generation Ally (29jährige
Pressereferentin, 26jährige Webdesignerin).
Eine Umfrage
macht noch keine gute Story
Um der
Story einen wissenschaftlichen Touch zu
verleihen, hat Max bei Forsa eine Umfrage in
Auftrag gegeben. Grafiken gaukeln Seriosität
vor, aber fehlende Hinweise auf die Art der
Stichprobe lassen an der Aussagekraft der Umfrage
zweifeln. Ansonsten gibt es
altbekannte Statements der üblichen Trendgurus
(H. W. OPASCHOWSKI und Matthias HORX) und die
Studie Wie leben die Deutschen von
Norbert F. SCHNEIDER sowie das gerade erschienene
Buch
Singlefrau und Märchenprinz des
französischen Soziologen Jean-Claude KAUFMANN
werden kurz erwähnt.
Haushaltsform
und Partnerlosigkeit - ein vernachlässigter
Zusammenhang
Positiv zu vermerken ist
die Tatsache, dass man bei Max
inzwischen auch weiß, dass der statistische
Begriff Einpersonenhaushalt nichts über
die Beziehungsform der Alleinlebenden aussagt. Leider hat diese
Erkenntnis ansonsten keinerlei Einfluss auf die
Reportage. Man hätte z.B. bei der Umfrage eine
Frage nach der Wohnform aufnehmen können und die
"Vermittelbarkeit" von
Partnerlosen in
Abhängigkeit von der Wohnform hinterfragen
können. Stattdessen steht
der übliche alleinlebende Yuppie im Vordergrund.
Mythos
Single und Familiengründung
Nie wieder allein
"Ein
Grund für die Single-Welle der letzten
Jahrzehnte ist die bessere Ausbildung der
Frauen. Erst die Karriere - Ehemann und Babys
können warten, lautet der Plan. Und so
verschiebt sich die Familiengründung Jahr
für Jahr oder findet gar nicht mehr
statt."
(Max Nr.12 vom 23.05.2002) |
Dies mag
vielleicht jener Grund sein, der am besten zum
gegenwärtigen familienpolitischen Zeitgeist
passt, aber die "Single-Welle" erklärt
er nicht. Das
Alleinwohnen
im mittleren Erwachsenenalter ist
hauptsächlich Männersache! Die Verschiebung der
Familiengründung hat dagegen in erster Linie zur
Zunahme der unverheirateten Paare geführt.
DINKs
(double income, no kids) - speziell
unverheiratet zusammenwohnende Paare und Ehepaare
- gehören zu den Modernisierungsgewinnern,
während männliche Partnerlose im mittleren
Erwachsenenalter überwiegend zu den
Modernisierungsverlierern gehören.
Die Funktion
von sozialen Netzwerken
Partnerlose
schaffen sich oftmals Ersatzfamilien, die der
kalifornische Journalist Ethan WATTERS als
Urban Tribes bezeichnet. Diese sozialen
Netzwerke sind sowohl bei der Alltagsbewältigung
als auch bei der Partnersuche hilfreich.
News you can
use?
Obwohl der
Titel verspricht Nie wieder allein,
sind die praktischen Tipps eher belanglos. Es
werden Single-Börsen getestet.
Einen solchen Test hat der Focus erst vor kurzem
(22.04.2002) wesentlich ausführlicher
vorgestellt. Max zitiert den britischen
Psychologen Jeff GAVIN, der den schlechten Ruf
der Online-Chats mit seiner
Aussage "im Chat begonnene Beziehungen (...)
haben gute Chancen, länger zu halten als
Bar-Bekanntschaften" auch nicht retten kann.
Ein Single verrät
wie er per Chats seinen Bedarf an
One-Night-Stands befriedigt und eine Liste mit
Anbietern von Single-Reisen
verspricht "Solo hin, verliebt
zurück". Ausführlicher hat darüber der Tagesspiegel
(Stefan WOLL "Kein Meerblick für Singles", 28.04.2002) berichtet. Einziger Surplus von
Max: Die Nennung von beliebten
Single-Reisezielen,
die vom spanischen Sitges über Agia Napa auf
Zypern bis zur Kykladen Insel Ios reichen. Wer
keine Lust auf Party hat, der wird bei Max nicht
berücksichtigt.
Eine Ikone
der Generation Golf erzählt vom
Yuppie-Dasein
Wegen der
dürftigen Tipps lohnt sich der Kauf nicht. Da
Max jedoch zu allererst ein People-Magazin ist,
nimmt das Interview mit der Eiskunstläuferin
Katarina WITT, die gerade solo ist, breiten Raum
ein.
Ein
City-Guide und was davon zu halten ist
Als Zugabe
gibt es einen City-Guide, der auf dem Cover als
Deutschlands erster großer Single-Guide angepriesen wird. Die Beilage
fällt eher mager aus. Ein paar Adressen aus 10
Städten. Die Kategorie "Frauen-/Männeranteil"
und "Beste Zeit" sind die
einzigen partnerwahlrelevanten Kategorien. Wie
zuverlässig solche Angaben sind, kann jeder
selbst ausprobieren. Wer in einer der 10
Städte wohnt, der ist mit dem jeweiligen
Stadtmagazin besser bedient, denn diese bieten
immer wieder auch singlespezifische Infos zu
Balzplätzen.
Parteizeitungen
und ihr Herz für Partnerlose
Selbst eine
Parteizeitung wie die Berliner Republik hat ein
Herz für Partnerlose. Der Politologe Jürgen
NEUMEYER hat für die Generation Golf/Berlin die
Single-Szene
in Berlin untersucht (Heft 2/2002) und
ist durch Clubs, Kneipen und Diskos gezogen, denn
als:
Eine Frau ohne Fisch ist wie ein Mann ohne Fahrrad
"frisch gebackener Single soll ich hier
goldrichtig sein: Berlin ist die Stadt der
Singles. Jeder vierte lebt allein: 830.000
Einpersonenhaushalte, davon 452.000 alleinlebende Frauen"
(Berliner Republik, Heft 2, 2002) |
zeigt sich der Politologe
euphorisch.
Wer nicht
nach dem Alter differenziert, der darf sich über
Fehlschlüsse nicht wundern
Dumm
gelaufen! Leider ist die SPD
noch nicht so weit, dass sie den Unterschied
zwischen Alleinlebenden und Partnerlosen kennt.
Das Zahlenverhältnis suggeriert einen
Frauenüberschuss,
den es zumindest im mittleren Lebensalter für
Männer wie NEUMEYER nicht gibt. Ältere,
alleinstehende Witwen gehören weder zur
Zielgruppe von Max, noch zu jener von NEUMEYER.
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