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Einführung
Auch wenn unsere
Gesellschaft das Etikett
"Single-Gesellschaft" verpasst bekommen
hat, die Realität ist eine andere: Wir leben in einer paar- und familienorientierten Gesellschaft, in der das Single-Dasein
wieder zunehmend als abweichendes Verhalten gilt
. Das
lässt sich auch daran ablesen, dass der Buchmarkt von Büchern
überschwemmt wird, die Singles mit Partner- und Familienwunsch
ansprechen. Komplementär dazu zielen Bücher zum Thema Partnerschaft
darauf ab, Partnerschaften zu reparieren bzw. es gar nicht so
weit kommen zu lassen. Es wird uns erklärt, wie wir an unserer
Partnerschaft arbeiten sollen (z.B.
"Was glückliche Paare richtig machen",
"Love Talk" oder
"Schatz, wir müssen gar nicht reden!").
Paare aller Länder sprengt eure Ketten!
Vor dem Hintergrund einer
Gesellschaft, in der Trennung und Scheidung zunehmend als
persönliches Versagen interpretiert wird, dem man mit der Arbeit an
seiner Beziehung entgegen zu wirken hat, werden auch wieder jene
Stimmen lauter, die Alternativen zum Paar fordern. Hierzu
gehören Schlagwörter wie Polyamory, also Liebesbeziehungen zu
mehr als einem Menschen zur gleichen Zeit (im Gegensatz zur
üblichen Doppelmoral in Paarbeziehungen
) oder das
Junggesellentum, das bis in die 1960er Jahren nur dem Mann, dann
unter dem Begriff Single auch den Frauen zugestanden wurde.
Während es in den 1950er Jahre noch Sinn machte, in der Ehe das
Gegenteil des Junggesellen zu sehen, so ist heutzutage die
Abgrenzung zwischen Single und Paar üblich geworden.
Ich bin ein Junggeselle
"In
allen Literaturen gibt es Berge von Büchern, die uns vom
vollkommenen Ehemann, von der perfekten Ehefrau und vom
glücklichen Familienleben vorschwärmen...ja, und daß uns,
die bösen Junggesellen, der Blitz erschlagen möge!
Warum nur in aller Welt schreibt man nicht einmal über die
lieben, netten Junggesellen? Warum versucht man nicht,
Verständnis für das Junggesellentum zu wecken: wie man es
genießen, wie man alles Gute und Schöne, das es umschließt,
auskosten, wie man es in seiner ganzen Fülle mit Bedacht
erleben soll?
Nun, dies zu tun, entspricht genau meiner Absicht. Mag die
Ehe eine gute Sache sein; ich als alter Junggeselle fühle
mich ohne Zaudern zu der Behauptung berechtigt, daß ein
wohlgeführtes Junggesellenleben die wirklich gute Sache ist.
Und standesbewußt füge ich noch hinzu, daß wir uns damit auf
stichhaltige Beweise stützen."
(Joaquin Verdaguer 1956, S.9f.)
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MACIA & PELUCHON
stellen weniger das erfüllte Alleinleben in den Mittelpunkt (das
wird eher nur am Rande behandelt) - wie das Junggesellentum
heutzutage genannt wird, sondern sie fordern dazu auf, die Ketten der
Paarbeziehungen zu sprengen. Das Buch kommt im Stile eines Manifests
daher, die
derzeit besonders bei Männern angesagt sind, und im grellen Pink, wovon sich Männer nicht abschrecken lassen sollten.
Humorvoll und völlig ohne Psycho-Slang
auskommend
Im Gegensatz zur üblichen
Ratgeberliteratur, die zur soziologischen Diagnose
Therapie-Gesellschaft beigetragen hat, kommt das Buch von MACIA
& PELUCHON ganz ohne den typischen Psycho-Slang aus.
Stattdessen setzen die Autoren auf Humor, der wichtige
Einsichten ganz nebenbei vermittelt. Die flotte Schreibe richtet
sich eher an ein jüngeres Publikum. Es fehlen zudem Tipps zum
Thema Kinder und Scheidung, was das Buch eher für
unverheiratete, kinderlose Frauen und Männer eignet. Trost und
wichtige Einsichten bietet es aber auch für alle anderen, die
mit Trennungsabsichten liebäugeln.
Die Pärchen-Lüge
Die Pärchen-Lüge
"Das
Leben ist schon hart genug
Alleinstehende haben's doppelt schwer
Pärchen sind wie Parasiten
Pärchen werden immer mehr
Sie küssen wo sie gehn' und stehn'
und schauen sich nicht um"
(Lassie Singers "The Best of Lassie Singlers", 1998) |
In Deutschland haben die
Lassie Singers in ihren Songs das Pärchen-Thema aus der
Single-Sicht beschrieben und spenden mit ihren Liedern Trost
("Liebe wird oft überbewertet"), denn die Verliebtheitsphase
von
Paaren ist meist kurz und danach sieht die Sache schon ganz
anders aus. MACIA & PELUCHON widmen sich im ersten Drittel ihres
Buches der Frage, warum die Partnerschaft abgeschafft werden
muss. Sie beschreiben das aus der Männerperspektive, denn nicht
nur in Frankreich (dem Heimatland des Schriftstellers Michel
HOUELLBECQ), ist die Akzeptanz des Alleinlebens bei Frauen höher
als bei den Männern
.
Endlich Single! Das Manifest
"Stellen
wir uns vor, ein Mann begegnet eines Abends einer jungen
Frau, verliebt sich und schwebt wie auf Wolken. Drei Monate
später zieht das frischgebackene Paar zusammen. Das ist der
Anfang vom Ende. Von nun an verengt sich der Horizont des
Mannes rapide. Er vernachlässigt seine Freunde, wird
jähzornig, pedantisch, empfindlich und verändert sich stark.
Mit ausdruckslosem Blick schleppt er sich in Filzpantoffeln
vom Sessel zum Sofa. Er setzt Hüftspeck an, wird blass und
schlaff. Er erträgt kaum noch den eigenen Anblick im
Spiegel; er schämt sich. Er ist nicht mehr Herr über sein
Leben, seine Sexualität und seine Freizeit. Er verdrängt und
grollt. Die Erinnerung an das Leben davor schnürt ihm die
Kehle zu. Er fragt sich, ob er eine neue Brille braucht. Die
Haare fallen ihm aus. Binnen drei Monaten ist er um ein Jahr
gealtert."
(2011, S.13)
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Raus aus dieser Hölle!
meinen MACIA & PELUCHON. Mit Statistiken
und der Widerlegung gängiger Klischee rücken sie dem
Irrtum zu Leibe, dass Partnerschaften zu besserer Gesundheit und zur
Gleichheit beitragen.
Wie man aus seiner Beziehung herauskommt
Wie beendet man eine
Beziehung richtig? Vor der Trennung sollte man sich Gedanken
über Vorbereitung, Zeitpunkt und Ort machen, denn so mancher
Trennungswillige stürzt sich unüberlegt in das Abenteuer. Dabei
haben Schüchterne, Harmoniesüchtige, Spontane oder Unschlüssige
ganz unterschiedliche Probleme mit Trennungen. Was z.B. wenn man
nach einem unerwarteten Rauswurf kein Ausweichquartier hat?
Endlich Single! Das Manifest
"Vermeiden
Sie Wochenenden und besonders den Samstag (tagsüber und
abends), denn sonst müssen Sie den ganzen Sonntag
durchhalten. Schwer ist das vor allem allein vor dem
Bildschirm mit den Porno-Seiten oder mit dem neuesten
Frauenroman."
(2011, S.62)
"Trennung im Restaurant:
Zweifelsohne ein schickes Ambiente, aber wer will seine
Mahlzeit allein inmitten feindselig blickender Menschen
beschließen, nachdem das Gegenüber weinend zusammengebrochen
ist? Oder sich vor interessiertem Publikum lächerlich machen
und als »kurzschwänzig« oder »hysterische Kuh« bezeichnen
lassen? In jedem Fall müssten Sie auch noch die Rechnung
begleichen.
Die jüngeren unter Ihnen sollten bedenken, dass man Sie auch
verstehen können muss. Clubs und andere laute Orte (wie
Punkkonzerte oder Szene-Kneipen) sind zu vermeiden."
(2011, S.66f.)
"Wenn Sie kein
Ausweichquartier haben
Falls einen weder die Eltern (die im Wohnwagen durch
Südmarokko reisen) noch Freunde (die alle in Beziehungen
leben) aufnehmen können, ist das sehr schade. Denn so muss
man weiterhin mit dem oder der Ex zusammenleben. Falls er
oder sie nichts dagegen hat. Hier müssen Sie
Überzeugungsarbeit leisten. Ziehen Sie von sich aus auf das
Sofa um. Sonst müssen Sie wahrscheinlich im Auto oder im
Hotel schlafen. Genauso sollte man an den Personalausweis
denken. Falls Sie aufgegriffen werden, würde Ihr(e) Ex Sie
wahrscheinlich nicht bei der Polizei abholen."
(2011, S.80)
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Wie man Rückfälle vermeidet
Mit der Trennung ist es
selten getan, sondern insbesondere die moderne Welt mit ihren
neuartigen Kommunikationsmöglichkeiten macht
Rückfälle leicht. Und was, wenn man nicht in eine andere Stadt
umziehen kann? Der Schriftsteller Jochen SCHIMMANG, Deutschlands
Spezialist für das männliche Single-Dasein, hat darüber das
lesenswerte Buch Vertrautes Gelände, besetzte Stadt
geschrieben
.
Endlich Single! Das Manifest
"·
Wenn Sie innerhalb der gleichen Stadt oder des gleichen
Viertels umgezogen sind:
Gehen Sie nicht ständig an Ihrer alten Wohnung vorbei, und
meiden Sie Kneipen und Restaurants, die Sie früher gemeinsam
besucht haben. Neutralität ist Trumpf. Auch in anderen
Lokalen kann man gut essen."
(2011, S.97)
"· Besorgen Sie sich ein
Programm, das impulsives Versenden von E-Mails begrenzt. Sie
müssen dann vor jedem Absenden eine Frage beantworten oder
eine Rechnung lösen. So vermeiden Sie übereilte Aktionen,
die Sie den Rest des Tages bereuen."
(2011, S.100) |
Fazit: Wer bei Trennungen keine unliebsamen
Überraschungen erleben möchte oder nur Trost braucht, der kann
mit dem Buch unterhaltsame Stunden verbringen
Auch wer nicht gleich dem
Paar an sich abschwören möchte, in unserem Zeitalter der
seriellen Monogamie
sind
Trennungen keine Seltenheit mehr. Wer verlassen wird oder gar
selbst den aktiven Part spielte, der findet in dem Buch Trost
und Trennungswillige werden auf unterhaltsame Weise auf mögliche
Probleme hingewiesen. Heiratswilligen könnte es zudem dabei
nützlich sein, den Schritt nochmals genauer zu überlegen.
Scheidungsfragen im engeren Sinne sowie Schwierigkeiten, die
dadurch entstehen, dass Kinder von Trennungen betroffen sind,
bleiben aus gutem Grund außen vor.
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