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Zielgruppe: Die allein stehende Frau
über vierzig
Solo aufs Parkett. Anleitung fürs Glück allein
"In
Deutschland gehen mehr als neun Millionen Frauen über
vierzig ledig, geschieden oder verwitwet durchs Leben.
(...). Sie ziehen Kinder groß. Sie führen einen Haushalt.
Sie versorgen alte Eltern. Sie sind für Freundinnen und
Freunde da. Sie engagieren sich für das Gemeinwohl. (...).
Kurzum: Sie können stolz auf sich sein. Doch all diese
Frauen sollen ein Defizit haben: Es fehlt ihnen ein Mann."
(2006, S.7)
"Frauen, die nicht über
Männer zu definieren sind, werden gerne ins Abseits gerückt.
(...). Ein-Personen-Haushalte (sind) mit siebenunddreißig
Prozent mittlerweile die größte Gruppe unter allen
Haushaltsformen. Dabei sind es überwiegend Frauen ab
fünfundfünfzig Jahren, die alleine leben."
(2006, S.9f) |
Die Situation der
älteren allein stehenden Frau
Die Rede von der
vergreisenden Gesellschaft ersetzt zurzeit den genauen Blick auf
die Lebenssituation derer, die den demografischen Wandel wie
keine andere Gruppe verkörpert: allein stehende Frauen. Die
Süddeutsche Zeitung forderte im Jahr 2002 in einer
Serie
über die demographische Zeitenwende den Niedergang der
vergreisenden Gesellschaft zu bebildern. Das
ZDF hat daraus einen Drei-Teiler mit dem reißerischen Titel
2030 - Aufstand der Alten gemacht. Hoffentlich Allianz
versichert, hätte man dieses wenig hilfreiche Horror-Szenario
ebenfalls betiteln können.
Soylent Green
"Im
Jahr 2022 hat die Stadt New York 40 Millionen Einwohner; 20
Millionen davon sind arbeitslos. (...). Der kürzlich
verstorbene Regisseur Richard Fleischer hat in seinem
Science-Fiction-Film »Soylent Green« von 1973 die Dystopie
einer korrumpierten und totalitären Gesellschaft entworfen,
die sich durch jahrzehntelange Misswirtschaft an den Rand
der Apokalypse gebracht hat. Die größten Probleme sind hier
Überbevölkerung und Klimakatastrophe. Weil die Rohstoffe
überall restlos ausgebeutet sind, gibt es nicht genug
Nahrung für die unzähligen Menschen, schon gar keine
natürliche Nahrung. Die Lebensmittelausgabestellen sind
hochgesichert. Nur eine kleine reiche Oberschicht kann zu
Wucherpreisen Kleinstmengen an Äpfeln, Eiern, Tomaten,
Sellerie oder Fleisch kaufen."
(1973) |
Soylent
Green hieß dagegen ein Schocker, der in Zeiten entstand, als das
Problem noch Bevölkerungsexplosion hieß. Die gesellschaftlichen
Probleme sind also vollkommen austauschbar. Ob
Bevölkerungsimplosion oder Bevölkerungsexplosion, die
biologistische Betrachtung sieht im Altern keinen eigenständigen
Sinn. Einzig die Fortpflanzungsfähigkeit rechtfertigt ein Leben.
Die
Gesellschaft der Langlebigen erscheint vielen Werteeliten
offenbar nur als entartete Gesellschaft. Umso wichtiger sind
Beiträge, die sich den älteren Menschen nicht vorwurfsvoll oder
missionarisch zuwenden, sondern Hilfestellungen für ein
würdevolles Leben jenseits von "Kinderkriegen und Heiraten"
geben
Monika
HOFFMANN widmet sich in ihrem Buch Solo aufs Parkett den
allein stehenden Frauen ohne Mann, die in Zeiten des
demografischen Imperativs unter besonderem Rechtfertigungszwang
stehen. Ihre Lebensweise gilt im besten Falle als
bemitleidenswert, oftmals jedoch nur als defizitär.
Zwei Zugangsweisen zu Frauen ohne Männer
Die Ratgeberliteratur zum
Single-Dasein kann man danach unterscheiden, ob sie das
Überwinden eines unerwünschten Zustandes in den Mittelpunkt
stellen oder ob sie die Bewältigung des Single-Daseins in den
Vordergrund rücken. Traditionell geht es bei ersteren um die
Partnersuche, während letztere die Probleme des Single-Alltags
behandeln.
Während
Dorothee DÖRING in ihrem Buch
Warum allein bleiben? den
ersten Zugang gewählt hat, beschreitet Monika HOFFMANN den
zweiten Weg. Beide Wege haben ihre Berechtigung, speziell dann,
wenn die jeweilige Perspektive nicht dogmatisch vertreten wird.
Warum allein bleiben?
"Partnersuche
ist nicht leicht, gerade in fortgeschrittenem Alter. Um
erfolgreich zu sein, ist guter Rat aus versierter Hand
gefragt.
Anhand von Fallbeispielen aus der Praxis stelle ich
Möglichkeiten und Wege dar, auf denen man den Partner fürs
Leben finden kann.
Dabei werden Fallstricke und Risiken der Suche aufgezeigt
und Hilfen angeboten für
- die Erarbeitung eines realistischen Profils des
Wunschpartners sowie für
- die Gestaltung eines aussaggekräftigen Textes über sich
selbst.
Konkrete und erprobte Tipps für die erfolgreiche
Partnersuche kennzeichnen diesen praxisnahen Ratgeber. Jedes
Kapitel schließt mit einer Zusammenfassung. Der Anhang
bietet eine Checkliste und wertvolle Adressen für die
Partnersuche."
(aus: Klappentext, 2006) |
Wenn sich
single-generation.de hier mit dem zweiten Weg beschäftigt,
dann liegt das an der speziellen Herangehensweise dieser Website
an die Single-Kultur, die im grundlegenden Beitrag über
Die
Single-Industrie - Single-Kultur in der paar- und
familienorientierten Gesellschaft näher erläutert wird.
Das
Buch von Monika HOFFMANN unterscheidet sich von vergleichbaren
Büchern, weil es sich weniger an den überzeugten Single wendet,
sondern die Ambivalenz des Single-Status ernst nimmt.
Die bessere Hälfte schenk ich mir
"Es
gibt immer mehr Frauen, die lieber allein leben und einer
staunenden Umgebung beweisen: Single sein ist keine
Katastrophe. Zahlreiche Berichte glücklicher Singles aller
Altersgruppen, kinderlos wie alleinerziehend, zeigen: Allein
leben kann Spaß bedeuten, Luxus, Freiheit, persönliche
Entfaltung und eine Karriere ohne angezogene
Familienbremse."
(aus: Klappentext, 2000) |
Im Jahr 2000 erschien das
Buch Die bessere Hälfte schenk ich mir von Petra
MIKUTTA. Die allein lebende Karrierefrau galt - zumindest im
Aufsteigermilieu der neuen Mitte - als hip. Seit
dem Zusammenbruch der New Economy, der
Jobkrise der
Generation Golf und der Hartz-Gesetzgebung haben sich
die
ökonomischen Grundlagen für Alleinstehende rapide
verschlechtert. Der
Umbau des Sozialstaats, der hauptsächlich
mit dem demografischen Wandel und speziell mit der Zunahme der
Kinderlosigkeit begründet wurde, hat den Druck auf Singles
zusätzlich erhöht. Man
muss deshalb HOFFMANNs Buch auch als Reaktion auf veränderte
gesellschaftliche Bedingungen sehen.
Schaltstellen im Lebenslauf
Im Laufe des Lebens werden
wir gewöhnlich mehr als einmal mit grundsätzlichen
Entscheidungen konfrontiert. Die richtige Entscheidung zu
treffen, ist eine Grundvoraussetzung für ein glückliches Leben.
Monika HOFFMANN gibt dabei Hilfestellung, wenn sie Fragen
behandelt wie: Alleine leben oder nicht? Ohne Mann oder mit Mann
durchs weitere Leben gehen? Heiraten oder nicht? Diese Fragen
stellte man sich früher vielleicht nur einmal, heute dagegen
oftmals mehrfach.
Singlephasen
sind seit den 1970er Jahren mehr und mehr zum Teil der
Normalbiografie geworden. Sowohl der Beruf als auch das
Privatleben ist - aus unterschiedlichen Gründen - unsicherer
geworden. Manche Entscheidungssituationen schaffen wir uns
selber, vor andere werden wir unfreiwillig gestellt, z.B. wenn
der Partner uns verlässt oder gar stirbt. Wer unsicher ist, wie
es weiter gehen soll, der findet vielfältige Anregungen bei
HOFFMANN.
Den Alltag bewältigen
Nicht nur grundsätzliche
Entscheidungen, sondern auch die Bewältigung des Alltags stellt
die allein stehende Frau vor einige Probleme. HOFFMANN
beginnt mit den gesellschaftlichen Bildern von der allein
stehenden Frau. Die negativen Vorstellungen der anderen und die
Medienberichterstattung verursachen allzu oft Selbstzweifel an
den persönlichen Wünschen, weswegen HOFFMANN diese Mechanismen
verdeutlicht.
Die
Autorin stellt einerseits historische Vorbilder starker Frauen
vor und anderseits das Bild der allein stehenden Frau in der
Literatur. Die Bandbreite reicht von MOLIÈRE bis Helen FIELDING.
Zwölf typische Charakterzüge, die den allein stehenden Frauen
zugeschrieben werden, und die auch heute noch das Bild von der
allein stehenden
Frau prägen, stellt HOFFMANN vor.
Weit verbreitet ist auch
das Missverständnis, dass Alleinsein etwas Negatives ist, weil
es allzu oft mit
Einsamkeit verwechselt wird. HOFFMANN sieht
dagegen das Alleinsein können als wichtigen Aspekt der
Beziehungsfähigkeit an. Das Alleinleben steigert in diesem Sinne
unseren Marktwert auf dem Beziehungsmarkt.
Ein
eigenes Kapitel ist den Problemen am Arbeitsplatz gewidmet, denn
es ist abzusehen, dass in Zukunft Familienfreundlichkeit groß
geschrieben wird. Alleinstehen oder Alleinleben wird allzu oft
als Ungebundenheit gedeutet:
Solo aufs Parkett. Anleitung fürs Glück allein
"Helga
und Alice stehen vor der Liste mit den Urlaubswünschen.
(...). »Warum nimmst du nicht den Juni? (...). Du weißt
genau, dass ich mit den Kindern auf die Ferien angewiesen
bin. « (...).
Sie
kann tun und sagen, was sie will; was mehr wiegt als alles
andere, ist die Tatsache, dass sie eine alleinstehende Frau
ist. Danach wird sie beurteilt. Bei der Arbeit zeigt sich
dieses Urteil darin, dass sie die unangenehmensten Dienste
kriegt, die meisten Wochenenden und fast alle Feiertage.
»Das kann Alice mal machen«, heißt es dann, und an dem
kleinen Wörtchen »mal« ist zu erkennen, was gemeint ist: Die
macht ja sonst nichts."
Alice macht viel. Sie kümmert sich um ihre alte Mutter, die
alleine nicht mehr gut zurechtkommt. Mit ihr verbringt Alice
die meisten ihrer freien Tage. Alice hat Freundschaften, die
sie sehr ernst nimmt und für die sie einiges tut. Für ihre
frisch geschiedene Freundin Ingrid zum Beispiel, die sich
nicht traut, mit den zwei Kindern alleine zu verreisen. Ihr
hat Alice versprochen, dass sie zusammen wegfahren - wenn
sie denn in den Ferien Urlaub bekommt. Alice hat außerdem
ein offenes Ohr für alle, die es brauchen. Wo andere sich
umdrehen und gehen, weil zu Hause die Männer warten, da
bleibt Alice stehen und hört zu. Nur zählt das ja alles
nicht. Denn Alice hat sich, wie gesagt, nicht vermehrt."
(2006, S.116f.) |
Die Praxis in den USA
zeigt z. B, dass sich Alleinstehende dadurch zurecht
diskriminiert fühlen können, wenn sich Familienfreundlichkeit
nur auf Ehe und die biologische Familie beschränkt, während die
"gelebte Familie", d.h. soziale Beziehungen mit
Familiencharakter, unberücksichtigt bleiben (vgl. Elinor BURKETT
"The Baby Boon", 2000). HOFFMANN
zeigt auf, wie man sich in solchen Situationen angemessen
verhält.
Auch
dem Reisen widmet HOFFMANN ein eigenes Kapitel. Allein stehende
Frauen bzw. Alleinlebende müssen nicht unbedingt als
Alleinreisende unterwegs sein. Es
werden deshalb die unterschiedlichen Reiseformen vorgestellt.
Das Spektrum reicht dabei von der Gruppenreise über das
Verreisen mit einer Freundin, einem Reisepartner oder mit
Familienanschluss bis zum Alleinreisen. HOFFMANN zeigt auf, dass
das Reisen mit Familienanschluss keineswegs so ungebräuchlich
ist, wie das viele glauben.
Solo aufs Parkett. Anleitung fürs Glück allein
"Es
ist ein Vorurteil, dass Alleinstehende und Familien nicht
miteinander können. Im Gegenteil: Sie haben einander einiges
zu bieten, und viele wissen das zu schätzen - auch auf
Reisen. Das könnte zum Beispiel so ablaufen: Die
alleinstehende Frau, Rita, hat eine Freundin, Cornelia, die
jeden Sommer mit Mann und drei Kindern in einem Ferienhaus
in Frankreich verbringt. Die beiden verabreden, dass Rita
ein Zimmer ganz in der Nähe nimmt. Damit schafft man eine
ganze Palette von Möglichkeiten. Mal trifft man sich zum
Abendessen und fällt gemeinsam über einen Topf Spaghetti
her. Mal ziehen Rita und Cornelia alleine los, um in der
nahe gelegen Stadt zu bummeln. Ein andermal geht Rita mit
den Mädchen an den Strand, sodass Cornelia und ihr Mann
einen Nachmittag ganz für sich haben. Und dann gibt es auch
Tage, an denen man getrennte Wege geht. Ein solches
Arrangement funktioniert allerdings nur unter einer
Bedingung: dass alle miteinander können."
(2006, S.135) |
Netzwerke - Die Nachbarschaft erhält eine
neue Bedeutung
Die zentrale Bedeutung von
Netzwerken ist wohl inzwischen den meisten Menschen bewusst. Was
aber vielleicht nicht so ganz selbstverständlich ist, das ist
die Tatsache, dass sich das Verständnis von Nachbarschaft
verändert hat. Nachbarschaft
galt in der traditionellen Soziologie als vorgegeben. Inzwischen
gibt es Hausgemeinschaften, die sich aufgrund gemeinsamer
Interessen zusammen
gefunden haben. Nachbarschaft ist also nicht mehr nur vorgegeben,
sondern wird mehr und mehr selbst gewählt. HOFFMANN
geht nicht nur auf solche neuen Hausgemeinschaften ein, sondern
sie zeigt auch auf, dass selbst die vorgegebene Nachbarschaft
gestaltbar ist. Gerade ältere Alleinlebende sind auf eine
bessere Eingebundenheit angewiesen.
Solo aufs Parkett. Anleitung fürs Glück allein
"Birgit
und ihre Freundinnen (...) wohnen allein, und ihnen allen
ist klar, dass sie das im Alter nicht fortführen können oder
wollen. Sie werden das Geld nicht haben und irgendwann auch
nicht mehr die Mobilität. Und bevor eine jede einsam in
ihrer Wohnung festsitzt und darbt, wollen sie lieber
zusammenrücken: ins »Stachelschweingehege«. So nennen sie
es. So hat der Philosoph Arthur Schopenhauer es in einer
Geschichte beschrieben (...). Eine jede Frau im
Stachelschweingehege soll ihre eigene Wohnung haben - wegen
der Stacheln; aber die Wohnungen sollen dicht beieinander
liegen, wenn möglich in einem Haus - als Schutz gegen die
Kälte."
(2006, S.147) |
Fazit: Ein hilfreiches Buch für Frauen, die einem Leben ohne feste Partnerschaft
mehr abgewinnen
wollen
Monika HOFFMANNs Ratgeber
Solo aufs Parkett ist ein abwechslungsreiches Buch, das
mit Fallbeispielen, Gedankenspielen, Übungsvorschlägen,
prägnanten Merksätzen und kurzen Zusammenfassungen, einen guten
Zugang zum Thema bietet. Sowohl grundsätzliche
Entscheidungssituationen als auch die Bewältigung typischer
Alltagssituationen allein stehender Frauen werden behandelt. Der
Anhang bietet zudem weiterführende Literatur und nützliche
Adressen sowie Hinweise auf Internetseiten. Wer nicht nur an
Tipps zur Partnersuche interessiert ist oder sich nur über ganz
spezielle Probleme informieren möchte (z.B. Bewältigung von
Partnerverlust), der wird in dem Buch fündig werden.
Angesichts
der Tatsache, dass auch immer mehr
Männer jenseits der vierzig
allein stehend sind, wäre es zu wünschen, dass sich jemand auch
dieser Zielgruppe annimmt.
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