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Einführung
Die netten Jahre sind
vorbei heißt der programmatische Titel eines Buches der
ZEIT-Redakteure Manuel J. HARTUNG, Jahrgang 1981, und Cosima SCHMITT,
Jahrgang 1975.
Schöner leben in der Dauerkrise wollen die 20-35Jährigen
(1975-1990Geborene), als
deren Sprecher sich die beiden Journalisten verstehen. Und weil sich
diese Generation als erste gleichberechtigte Generation
versteht, ist es nur konsequent, dass nicht wie früher üblich
ein Mann das Sprachrohr ist, sondern ein Autorenpaar. Was sich
dagegen nicht geändert hat: Generationenbücher sind
Selbstverständigungsliteratur der Mittelschicht.
Die netten Jahre sind vorbei
"Dieses
Buch ist ein Generationenbuch ohne Generation. Es
beschreibt die Generation zwischen zwanzig und Mitte
dreißig, wie sie wirklich ist." (S.20)
"Dabei können wir nur einen Ausschnitt unserer Generation
betrachten: die Studenten, die Praktikanten, die
Berufseinsteiger. Mittelschichtkinder, wenn man so will.
Wir finden sie besonders interessant, weil sie es waren,
die in der öffentlichen Debatte im Fokus standen. Und wir
schreiben über sie, weil es die Menschen sind, die wir
kennen, denen wir täglich an den Universitäten, in den
Büros in den Kneipen begegnen."
(2010, S.23) |
HARTUNG & SCHMITT
behaupten, dass ihre Generation die erste Generation seit den
68ern sei, die politisch ist, jedenfalls mehr als die ganzen
Nach-68er-Generationen vor ihnen. Formiert sich also eine
neue politische Generation? Diese Frage soll im Folgenden näher
betrachtet werden. Außerdem geht es darum, warum sich ein neuer
Großkonflikt am Horizont abzeichnet. Erleben wir gar die Revolte
der Generation Leistungsträger?
Wir wollen Spaß, dabei verstehen wir keinerlei
Spaß
Die Anspruchshaltung
schöner leben zu wollen in der Dauerkrise ist für diese
Generation der Motor des politischen Konfliktes. Als effiziente
Idealisten sehen HARTUNG & SCHMITT ihre Generation, so lautete
auch ein ZEIT-Artikel als Antwort auf Jens JESSENs
Verdikt der "traurigen Streber" (28.08.208).
Vielleicht ist das auch
die größte Schwäche des Buches. Man hat das alles schon irgendwo
gelesen: Feuilletongeplänkel, das eher die Mechanismen der
Mediengesellschaft widerspiegelt als die gesellschaftliche
Realität. Im Kern handelt es sich um die Generation
Journalismus and Friends. Aber damit kann man das Buch nicht
abtun, denn schließlich gehören die beiden Autoren zu den jungen
Leistungsträgern unserer Gesellschaft und diese definieren nun
mal mit, wohin diese Republik treibt.
Die netten Jahre sind vorbei
"Die
netten Jahre sind vorbei. Nicht nur, weil wir in der
Dauerkrise groß geworden sind. Sondern auch, weil wir in
der Dauerkrise schöner leben wollen. Wir warten nicht, ob
die Alten uns gnädig einen Teil der Macht, ein paar
Bröckchen vom Wohlstand abgeben. Wir wollen die Welt
verändern, sie ein kleines bisschen besser, gerechter und
lebenswerter machen. Wir erstreiten uns einen Platz in der
Gesellschaft, mit unseren Mitteln. Der Kampf um die
Zukunft hat gerade erst begonnen."
(2010, S.23f) |
Die Autoren lehnen ein
Label für ihre Generation ab. Darunter auch die Generation @,
unter der sie auf dieser Website läuft, versehen aber mit dem
wichtigen Zusatz: Erwachsenwerden im Zeichen der
Demografiepolitik. Die Autoren betonen zwar immer wieder, dass
ihre Generation ihr Generationenthema noch nicht gefunden hat,
aber im Kapitel Wir Revoluzzer, wird der
Generationenkonflikt beschworen und das Feinbild der Babyboomer,
die auf dieser Website auch als Teilkohorte der Single-Generation
beschrieben ist
.
Die netten Jahre sind vorbei
"Für
uns ist die Lage nicht nett, daher werden auch wir nicht
nett sein. Wir müssen und werden uns zur Wehr setzen. Wir
wissen. Es wird ein harter Kampf. Die Babyboomer sind mehr
als wir.
Unser Leben wird sich auch daran entscheiden, ob wir
diesen Kampf aufnehmen. Ob wir diesen Kampf sogar
gewinnen. Daran werden sich vier Dinge zeigen: Erstens, ob
wir in Wohlstand und Prosperität leben können, zweitens,
ob unsere Kinder in Wohlstand und Prosperität leben
werden, und drittens, ob es damit dauerhaft inneren
Frieden und öffentliche Sicherheit gibt. Viertens wird
sich auch der Charakter unserer Generation zeigen. Sind
wir Streber und Karrieristen oder kämpfen wir für eine
Sache?
Wir können den Kampf gewinnen, wenn wir als effiziente
Idealisten gegen die Babyboomer-Egoisten kämpfen. Wir
müssen uns fragen: Was heißt Generationengerechtigkeit und
wie können wir diese schaffen?"
(2010, S.184) |
Generation Leistungsträger
Die Generation Golf
definierte sich als die best ausgebildeste Generation. Das
gleichnamige Buch von Florian ILLIES wurde zum Bestseller. Dann
kam die Krise und Generation Golf zwei. In der Jobkrise
wurden die Angehörigen der Generation Golf, die sich als
Leistungsträger definierten, zu Jammerlappen
.
Davon distanzieren sich
die effizienten Idealisten genauso wie von der Generation
Praktikum, ein Label, das die ZEIT erfunden hat und
ein paar Jahre durch die Gazetten geisterte und inzwischen zur
Generation Prekär avancierte. Sie halten sich zwar
ebenfalls für die best ausgebildeste Generation, aber sie haben
zudem gelernt die neuen Zwänge der Arbeitswelt auch als Chancen zu
sehen
.
Die netten Jahre sind vorbei
"Unsere
Eltern verlangen in der Regel nicht, dass wir ihnen
beruflich nacheifern. (...). Dabei hilft häufig der
Umstand, dass wir in großen Städten fernab des
Elternhauses wohnen. Sozialer Druck (»Ein Lehrerkind kann
doch nicht Maurer werden!«) besteht nicht mehr. Wir können
uns ein großes Stück von Erwartungen lösen, die an unsere
Herkunft geknüpft sind. Eine Freiheit, die wir auch im
Privaten schätzen. Wir können uns »neu erfinden« (...)."
(2010, S.27)
"Wir sind auch freier
in der Festlegung, was ein guter Job ist. »Was Anständiges
machen« definieren wir nach unseren eigenen Kriterien.
Prestigeträchtig sind für uns besonders Berufe, die
Menschen als kreativ und intellektuell ausweisen oder die
ihnen ermöglichen, interessante Leute zu treffen. Sich mit
einem mageren Forschungsstipendium übers Jahr zu retten
ist durchaus angesehen - eher, als ein Vermögen mit dem
Betreiben von Sonnenstudios zu machen.
Das Spektrum dessen, was wir als »erfolgreich« bezeichnen,
hat sich erweitert."
(2010, S.28) |
Helene HEGEMANN und ihre
Protagonisten aus Axolotl Roadkill würden nach diesen
Kriterien als cool gelten - eine Vorstellung, die unsere
Gesellschaft nicht unbedingt teilt bzw. Neid hervorruft
.
Inwiefern Leistung
überhaupt der Motor unserer Erfolgsgesellschaft ist, ist
fraglich. Sozialforscher wie Michael HARTMANN behaupten dagegen,
dass die Herkunft weiterhin ausschlaggebend ist (vgl.
"Der Mythos von den Leistungseliten" 2002). Sozialer
Aufstieg ist seit den goldenen Jahren der Bildungsexpansion
Anfang der 1970er Jahre schwieriger geworden. Nur in neu
entstehenden Sektoren der Arbeitswelt existieren noch mehr
Freiräume, aber auch mehr Unsicherheiten. Die Frauen der
Generation Golf profitierten z.B. von der Privatisierung der
Medien, während die nachfolgenden Generationen die neuen Medien
besetzen. Die so genannte Kreativwirtschaft gilt gegenwärtig
noch als das Experimentierfeld, nachdem die goldenen Zeiten der
New Economy vorbei sind. Seit der Generation Golf spricht
man aber auch von den künftigen Erbengenerationen, ein Thema das in
unserem Zusammenhang auch noch wichtig sein wird.
Urbane Kosmopoliten gegen
Unterschicht
Deutschland - eine
gespaltene Gesellschaft hieß ein Buch, das 2006 erschienen
ist und die zukünftigen Konfliktlinien aufzuzeigen versuchte. Die Autoren
betonten insbesondere, dass weniger Generationen- sondern
Klassenkonflikte drohen. Verständlich wird
dies, wenn man sieht, dass die jüngere Generation sich als
urbane Kosmopoliten verstehen, denen die so genannte
Unterschicht bzw. "nicht-individualisierte Milieus" mehr oder
weniger fremd sind.
Die netten Jahre sind vorbei
"Unsere
Heimat sind nicht die eigenen vier Wände, die wir ein
Leben lang anzustarren und abzuzahlen gedenken, sondern
unsere Freunde, unsere Familie, unsere Partner. Und mehr
noch: ein Milieu, in dem wir uns zu Hause fühlen und das
wir an vielen Orten in der Welt finden könnten - in Köln
oder Berlin ebenso wie in Barcelona, Kopenhagen oder New
York.
(...).
Manche Soziologen gehen sogar so weit, dass Menschen
verschiedener Länder, die ähnlichen Milieus entstammen,
mehr gemein haben als Angehörige einer Nation, die
unterschiedlichen Schichten angehören. Glaubt man ihnen,
dann hat der junge Politologe in Prenzlauer Berg mehr mit
einem jungen chilenischen Politologen gemein als mit dem
Hartz-IV-Emfpänger ohne Schulabschluss im Berliner
Nachbarstadtteil Wedding. Die Erfahrung, dass wir an
vielen Orten der Erde Gleichgesinnte finden, uns
wohlfühlen können, hat uns geprägt."
(2010, S.29) |
Treiben wir also eher auf
einen Generationenkonflikt zu oder auf einen Klassenkonflikt?
Die Debatten der letzten Monate deuten eher auf die zweite
Möglichkeit hin. Sowohl die Debatte um Peter SLOTERDIJK als auch
die Debatte um Thilo SARRAZIN zeigen die konfrontativen
Interessenlagen der Leistungsträger auf und ihre Zuschreibungen
bezüglich dessen, was würdige und unwürdige Leistungsempfänger
sind. Zu fragen wäre deshalb:
Ist der Generationenkonflikt nicht in Wirklichkeit ein
verdeckter Klassenkonflikt?
Feindbild Babyboomer
Am Anfang stand ein
ZEITMagazin-Artikel von Manuel J. HARTUNG über den Jahrgang
1964, weshalb die Buchpassagen in den Aussagen etwas
inkonsistent sind, denn einmal wird der Jahrgang 1964 zum
"gefährlichsten Jahrgang aller Zeiten" stilisiert (offenbar nur
weil der SPIEGEL-Reporter Thomas TUMA und der
Babyboomer-Autor Martin RUPPS darüber geschrieben
haben) und ein andermal - beim Kampf um die Rente - werden die
über 14 Millionen Menschen der Jahrgänge 1957 bis 1967 als Babyboomer bezeichnet.
Martin RUPPS, Jahrgang 1964, hat 2008 das Buch Wir Babyboomer
verfasst und dieses Jahr mit
Ich will nicht mehr zwanzig sein
nachgelegt. RUPPS schreibt über die Jahrgänge 1959 - 1964.
Ich will nicht mehr zwanzig sein. Das Weltwissen der
Babyboomer
"Aber
wer sind eigentlich die Babyboomer? Von wann bis wann
reicht der Nachmittag des Lebens? Die Autoren einer
Verbraucheranalyse, die kürzlich der Springer-Verlag in
Auftrag gegeben hat, zählten die Jahrgänge 1954 bis 1968
zu den deutschen Babyboomern. Ich selbst habe diese
Generation in meinem Buch
»Wir Babyboomer. Die wahre Geschichte unseres Lebens« auf
die Jahrgänge 1959 bis 1964 eingegrenzt.
Beide Vorschläge haben ihre Berechtigung, aber einen
unterschiedlichen Zweck. Wenn es darum geht, die
»großen Linien« der Spezies Babyboomer im Hinblick auf das
Konsumverhalten zu beschreiben - wie im Fall der
Springer-Studie - drängt sich ein Vergleich über einige
Jahrgänge hin auf. Das Konsumverhalten von Angehörigen der
Jahrgänge 1958 und 1968 ist offensichtlich ähnlich -
weshalb sollen die Jahrgänge dann nicht in einen
gemeinsamen Topf wandern?
Ich selbst hatte bei meiner Eingrenzung auf die Jahrgänge
1959 bis 1964 die Alltagskultur der Babyboomer im Blick,
die gemeinsamen prägenden Erlebnisse (...). In dieser
Hinsicht haben sich ein Babyboomer-Exemplar des Jahrgangs
1959 und eines von 1964 viel mehr zu erzählen als, sagen
wir, jeweils eines von 1958 und 1968."
(2010, S.15) |
Wer
die Babyboomer sind, das ist offenbar nicht genau abgrenzbar,
sondern hängt vom Zweck der Generationenkonstruktion zusammen.
Daraus ergibt sich die entscheidende Frage, welche
Generationenabgrenzungen für die Frage nach Verlierer- und
Gewinnergenerationen im Hinblick auf die Sozialversicherungen,
so genannte Wohlfahrtsgenerationen, überhaupt sinnvoll sind.
Möglicherweise entscheidet dies zukünftig, ob es zu einem
Generationenkonflikt oder einem Generationenfrieden kommen wird.
Der
Journalist Martin RUPPS befasst sich in der Rubrik
Generationenkonkurrenz mit Manuel J. HARTUNG und verpasst
ihm das Etikett Generation Praktikum, das dieser jedoch
ablehnt. Solche Mediengefechte sind zwar immer auch im hohen
Maße selbstreferientiell, spiegeln aber auch die Interessenlagen
der Leistungsträger bzw. Eliten wider.
Ich will nicht mehr zwanzig sein. Das Weltwissen der
Babyboomer
"Wir
Babyboomer besetzen und beherrschen heute die Systeme und
die großen Unternehmen, aber das kann morgen schon anders
sein. Die Generation Golf ist uns, was die Besetzung von
Schlüsselpositionen und die gesellschaftliche Macht
angeht, dicht auf den Fersen. Wer Mitte 30 bis 40 ist,
möchte - nach vielen Jahren in der gesellschaftlichen
Bedeutungslosigkeit - endlich
»ankommen«. Viele Babyboomer fürchten sich vor dieser
Generation der Vierzigjährigen.
Die Generation Praktikum probt ebenfalls schon dafür, uns
Babyboomer zu beerben, aber einstweilen nur auf dem
Papier. Manuel Hartung, Jahrgang 1981, erhob vergangenes
Jahr den Anspruch, dass seine Generation in zwanzig Jahren
am Ruder sitzt. (...). Der junge Mann sagt uns Babyboomern
schon einmal den Kampf an". (2010, S.79)
"Seit der Generation
Golf sind Mütter die besten Freundinnen ihrer Töchter. Die
Verbindung zwischen Väter und Söhnen ist wenniger innig,
aber ebenfalls intakt. Nein, einen Kampf der Generationen
werden wir in Deutschland nicht erleben, dazu fehlt uns
Deutschen die Courage. Und doch lässt sich die Konkurrenz
der Generationen nicht aufheben. Stets treffen
Platzansprüche der Folgegeneration mit der
Platzverteidigung der Vorgenerationen aufeinander. Die
Jungen drängen nach, die Älteren kleben an ihren Stühlen.
Die Älteren halten sich für unersetzlich. Und die Jungen
finden das auf ihre Weise auch.
Wie hat doch Manuel Hartung, Jahrgang 1981, uns
Babyboomern angekündigt:
»Wir werden aufhören, nett zu sein«"
(2010, S.148)
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Im
Jahr 2004 schrieb Martin SCHACHT, Jahrgang 1965, über die "ewige
Zielgruppe" und meinte damit die "geburtenstärksten Jahrgänge"
der 1953-1974Geborenen.
Die ewige Zielgruppe
"Die
Alten stellen in absehbarer Zukunft die große Mehrheit.
Werden sich die Jungen durchsetzen können?
Ich glaube, weltweit geht es nicht um Jung gegen Alt,
sondern um Reich gegen Arm. Der Geburtenrückgang ist nur
ein Problem der Industrieländer. Die Ausländer werden
durch die Grenzen diffundieren, und unsere Gesellschaft
wird zwangsläufig multikultureller. Die Völkerwanderung
von Süd nach Nord, von Arm nach Reich ist ja schon im
Gange."
(Interview mit Axel Berg, SPD, Jahrgang 1959, 2004, S.159f.)
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Ebenfalls im Jahr 2004 befasste sich
Frank SCHIRRMACHER, Jahrgang 1959 und damit Babyboomer gemäß
RUPPS und HARTUNG, in dem Bestseller Das Methusalemkomplott
mit den Babyboomern. Als Großmeister des Alarmismus begnügte er
sich nicht mit Deutschland, sondern entwarf ein globales
Szenario der Babyboomer, definiert als 1950 - 1964 Geborene
.
Das Methusalem-Komplott
"Der Eintritt der Babyboomer ins Rentendasein wird in
der ganzen westlichen Welt einen Altersschub auslösen und
wie ein nie verglühender Raketentreibsatz über Jahrzehnte
Millionen von Menschen, Einzelne, die sich zu ganzen
Völkern summieren, über die Datumsgrenze des 65.
Lebensjahrs katapultieren (...). Den Countdown dieser
gewaltigen Mission haben die amerikanischen
Bevölkerungsinstitute mit großem Alarm vordatiert: »In den
USA haben die Versuche, den Terrorismus zu bekämpfen,
andere eminente soziale Probleme in den Hintergrund
gerückt. Aber die Uhr tickt, und die Babyboomer nähern
sich der Pensionierung ... Bisher glaubte man, dass die
ersten Boomer im Jahre 2011 in den Ruhestand treten, und
die Alterswelle uns dann erst erreicht. Heute ist die
Annahme realistischer, dass die erste Welle uns bereits im
Jahre 2008 trifft.«
Übersetzt man sich die Schätzungen in Bilder, dann wird
die Erde wie ein riesiges Altersheim durchs Weltall
kreisen. (...). Die Babyboomer, die zwischen 1950 und 1964
geborenen Generationen, werden spätestens in dem Moment,
in dem sie in Rente gehen, die ganze westliche Welt in
einen Ausnahmezustand versetzen"
(2004, S.17f) |
Wikipedia
Deutschland, die vielgelobte Internetenzyklopädie, lässt uns
beim Stichwort Baby-Boomer ziemlich im Stich. Weder
Martin RUPPS noch Martin SCHACHT oder Frank SCHIRRMACHER werden
genannt, sondern es kommt zum Ausdruck, dass es wenig
gesichertes Wissen zu diesem Thema gibt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Baby-Boomer
"In Deutschland werden
die im Zeitraum von 1955 bis 1965 Geborenen von
Statistikern als geburtenstarke Jahrgänge bezeichnet. In
den USA entspricht dieser Alterskohorte sowohl altersmäßig
als auch in Bezug auf den typischen Habitus eher die sog.
Generation Jones. Die Geburtenzahlen erreichten im Jahr
1964 ihren Höhepunkt mit 1.357.304 Lebendgeborenen. Diese
Entwicklung endete jedoch abrupt ab dem Jahre 1965 mit dem
sog. »Pillenknick«, seit dem die Geburtenzahlen stetig
sinken. Im Vergleich zu 1964 war die Zahl der Geburten im
Jahre 2002 nur halb so hoch. Obwohl die geburtenstarke
Generation einen zahlenmächtigen demografischen Faktor
darstellt, existieren über ihr Lebensgefühl und ihren
Sozialisationstyp keine Untersuchungen mit eindeutigen
Ergebnissen. Demgegenüber finden sich in den Medien und in
der Wirtschaft zunehmend Aussagen, die sich auf
Vermutungen, Spekulationen und Deutungen stützen."
(Stand
04.09.2010) |
Der Harvard Business
Manager, der mit dem Wissen der Besten für sich
wirbt, kennt zumindest Frank SCHIRRMACHER. Für Cornelia GEIßLER
sind es die 1945 - 1964 Geborenen, die zu den Babyboomern
gehören.
Was sind ... Babyboomer?
"Spätestens
seit der Herausgeber der »Frankfurter Allgemeinen
Zeitung«, Frank Schirrmacher (Jahrgang 1959), der Nation
mit seinem Buch »Das Methusalem-Komplott« ins Gewissen
redete, ist nun auch in Deutschland klar, wie schlecht wir
auf den stark wachsenden Anteil der Alten vorbereitet
sind. Die Demografiedebatte ist ins Rollen gekommen.
(...).
21 der 30 heute amtierenden Dax-Vorstände sind zwischen
1945 und 1964 geboren und gehören damit der
Babyboomer-Generation an." (Januar 2005) |
In
einer Publikation des Deutschen Zentrums für Altersfragen
wird das demografische Porträt der Babyboomer erstellt. Im
Gegensatz zu Frank SCHIRRMACHER, der die US-amerikanischen
Verhältnisse mit den deutschen Verhältnissen gleichsetzt,
vermitteln Sonja MENNING & Elke HOFFMANN ein differenzierteres
Bild. Das Problem der Babyboomer ist - gerade wegen des allseits
beklagten Geburtenrückgangs - wesentlich geringer als in den
USA. Es lässt sich also daraus folgern, dass sich hinter dem
Kampf um die Rente noch ganz andere Interessenlagen verbergen.
Die Babyboomer - ein demografisches Porträt
"Die Zeitangaben für
den Babyboom in Deutschland schwanken je nachdem, welche
Kriterien für Beginn und Ende des Babybooms angenommen
werden. Setzt man für den Babyboom die Periode des
Anstiegs der Geburtenzahlen an, ist der Zeitraum des
Babybooms etwa Anfang bis Mitte der 1950-er Jahre bis zur
Mitte der 1960-er Jahre zu verorten. Die Spezifik der
Babyboomer liegt in ihrer absoluten Kohortenstärke. Daher
werden für diesen Report diejenigen Geburtsjahrgänge als
Babyboomer definiert, die die höchsten absoluten
Geburtenzahlen aufweisen. Für Deutschland sind das zehn
Jahrgänge, deren Geburtskohorte größer war als 1,2 Mio.
Lebendgeborene - die Geburtsjahrgänge 1959 bis 1968 (...).
Damit fand in
Deutschland der Geburtenanstieg der Nachkriegszeit später
statt als in den USA und anderen Staaten, er ist zeitlich
enger begrenzt und das Phänomen der Babyboom-Kohorten
erreicht nicht das quantitative Ausmaß wie in den USA. Die
US-amerikanischen Babyboomern machen inzwischen ein
Drittel der gesamten Bevölkerun aus, die deutschen
Babyboomer umfassen dagegen nur 17 Prozent der
Gesamtbevölkerung."
(GeroStat Report Altersdaten, Heft 2,
2009
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