Kommentierte Bibliografie (2018)
2018
KROHN, Philipp (2018): Eine kleine Revolution in der Altersvorsorge.
Die Betriebsrentenreform ist ein Kind der
großen Koalition. Setzen Unternehmen und ihre Belegschaften ihr Ideen
um, könnten Betriebspensionen wieder attraktiver werden,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 03.01.
Philipp KROHN stellt uns die
Finanzdienstleistungsakteure vor, die vom
Betriebsrentenstärkungsgesetz profitieren. Das
Sozialpartnermodell führt dazu, dass sich nunmehr
Lebensversicherer und Fondsgesellschaften den profitablen
Kuchen teilen und die Risiken auf die Arbeitnehmer abwälzen
können. Die Schwankungen am Kapitalmarkt sind beträchtlich wie
der Blick auf den schwedischen Staatsfonds zeigt:
"Der schwedische
Staatsfonds habe mit einer diversifizierten Anlage jährlich
5 bis 6 Prozent Rendite in den vergangenen 30 Jahren
erzielt. Zweimal habe er aber auch 20 Prozent verloren."
Fazit: Pech für jene, die
zum falschen Zeitpunkt in Rente gehen werden!
ENGER, Sven (2018): Alt, arm und abgezockt. Der Crash der privaten
Altersvorsorge und wie Sie sich darauf vorbereiten können, Econ Verlag
WENIG, Mirko (2018): Lebensversicherung - Früherer
Versicherungsvorstand prophezeit Kollaps der Branche.
Niedrigzins: Sven Enger, ein
früherer Versicherungsmanager und jetziger Buchautor, schlägt in einem
Interview mit dem "Stern" Alarm: Es drohe ein Crash der
Lebensversicherer, die Deutschen sollen ihre Altersvorsorge möglichst
schnell kündigen.
Das nötigt nun den GDV zu einer Gegendarstellung:
der Branchenverband der Versicherungswirtschaft warnt vor Panikmache
und dem Schüren "unbegründeter Ängste".,
in:
versicherungsbote.de v. 12.01.
"Schon bald würden Millionen
Baby-Boomer
in Rente gehen und die Auszahlung ihrer Verträge verlangen: Menschen
also, die in Wirtschaftswunder-Zeiten ab 1955 geboren wurden. Das
könnten viele Versicherer in Zeiten des Niedrigzinses nicht stemmen,
ein Crash sei die Folge",
fasst Mirko WENIG das Szenario von Sven ENGER zusammen, das dieser in
einem
Stern-Interview gezeichnet hat. Dort heißt es jedoch:
"Es gibt zahlreiche Anzeichen. Die einst versprochenen Renditen lösen
sich in Luft auf. In den kommenden Jahren stehen Millionen Verträge
der Babyboomer zur Auszahlung an. Das System gerät in eine
Demografiefalle. Viele Firmen haben den Vertrieb von traditionellen
Lebensversicherungen ganz eingestellt. Millionen Policen sollen kalt
entsorgt werden, indem sie an spezialisierte Abwicklungsgesellschaften
verkauft werden."
Was Sven ENGER unter den Baby-Boomern versteht, ist aus dem Stern-Interview
nicht ersichtlich, sondern eine Definition, die WENIG ins Spiel
bringt,
da es keine allgemeingültige Definition gibt. Das Statistische
Bundesamt hat die Babyboomer im Jahr 2014 z.B. als die 1954 - 1969
Geborenen bezeichnet.
GENTRUP, Anne &
Friederike KRIEGER (2018): Kürzer leben.
Zu viel Fett, zu wenig Bewegung:
Kommt die Trendwende bei der Lebenserwartung?
in:
Süddeutsche Zeitung v. 15.01.
GENTRUP & KRIEGER lassen die Interessenvertreter
der Versicherungswirtschaft zu Wort kommen, die natürlich nichts von
einer Trendwende bei der Lebenserwartung in Deutschland wissen wollen.
Die Interpretation von Fakten - so zeigt der Artikel - ist abhängig
von den Interessen. Hätte man Verbraucherschützer zu Wort kommen
lassen oder unabhängige Experten, dann wäre der Artikel informativer
gewesen. Der aktuelle Rentenversicherungsbericht 2017 geht bereits von
einer Verlangsamung des Anstiegs der Lebenserwartung aus. Für die
Lebensversicherer wäre dagegen ein solcher Trend profitabel, weil sich
für sie steigende Profite aus der Kluft zwischen tatsächlicher und
prognostizierter Lebenserwartung ergeben.
KROHN, Philipp (2018):
Der Versicherungs-Crash.
Wirtschaftsbücher: Ehemaliger
Lebensversicherer sieht schwarz,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 29.01.
Rezension des Buchs Alt,
arm und abgezockt von Sven ENGER.
KROHN, Philipp
(2018):
Versicherungskunden mögen neue
Garantieprodukte.
Die Deutschen lassen sich von ihren
Garantien nicht abbringen - auch nicht durch die hochkomplexen neuen
Varianten der Lebensversicherer,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 01.02.
HERZ, Carsten (2018): Die Leiden der
Assekuranz.
Die Versicherer kämpfen mit
sinkenden Zinsen und wachsenden Problemen. Dennoch setzen sie
2018 auf mehr Geschäft und mahnen in Berlin die rasche
Regierungsbildung an,
in:
Handelsblatt v. 01.02.
SIEVERS, Markus (2018): "Kein Grund für
Crash-Szenarien".
Lage der Lebensversicherer
ist stabil. Die gesamte Branche verzeichnet Umsatzplus,
in:
Frankfurter Rundschau
v. 01.02.
KROHN, Philipp (2018): Gib
meine Police nicht weiter!
Lebensversicherer wollen sich von
ihren Beständen trennen. Doch ihnen weht scharfer Wind entgegen. Die
Finanzaufsicht versucht zu vermitteln. Was bedeutet die Abwicklung für
Kunden?
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 20.02.
Philipp KROHN arbeitet daran, das schlechte
Image der Abwicklungsplattformen zu beseitigen. Als Sprachrohr
dieser Branche lässt er lediglich deren Vertreter zu Wort
kommen, weshalb Kritik außen vor bleibt. Das schlechte Image
wird als Ausdruck von Wahlkampfrhetorik hingestellt:
"Durch den unglücklichen
Zeitpunkt, an dem mit der Generali und der Ergo zwei der
größten Anbieter auf dem Markt über einen Verkauf
nachdachten, vermischten sich der innerbetriebliche
Widerstand mit Wahlkampfargumenten und wurde unsachlich."
Das zielt auf die Neue
Assekuranz Gewerkschaft, während die Kritik von
Verbraucherschützern einfach ignoriert wird. Nebenbei wird
berichtet, dass der Axa-Konzern seine Pensionskasse bAV
bereits Ende Januar an die Abwicklungsgesellschaft Frankfurter
Leben verscherbelt hat:
"Die Pensionskasse wurde
erst im Jahr 2001 gegründet, schon seit 2012 wurde kein
Neugeschäft in der Gesellschaft mehr schrieben."
Der Tenor des Artikel läuft
darauf hinaus, dass das schlechte Image der
Abwicklungsgesellschaften als Kommunikationsproblem aufgefasst
wird, d.h. den Bürgern steht eine Imagekampagne bevor, die das
Image verbessern soll. Der Artikel von KROHN kann als Teil
dieser Kampagne aufgefasst werden.
MOHR, Daniel
(2018):
So viele Aktionäre wie seit 2003 nicht mehr.
Die neuesten Zahlen des Deutschen
Aktieninstituts zeigen eine wieder stärkere Hinwendung zur Aktie. Doch
das große Geld fließt woanders hin,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 20.02.
Daniel MOHR ergänzt die Zahlen des DIA durch Zahlen
der Finanzdienstleister Lobbyverbände GDV und BVI sowie der
Bundesbank. Obwohl er davon ausgeht, dass die Zahlen des DIA die
Verbreitung aufgrund mangelnden Wissens der Privatanleger
unterschätzt, ist ihm das in Aktien angelegte Vermögen entschieden zu
wenig. Im Kommentar Die Profis enttäuschen, beklagt er die
Zurückhaltung der Lebensversicherer. Diesen wirft er
Fehlentscheidungen vor. Das kann man so interpretieren, dass die
Lebensversicherer endlich von Garantien Abschied nehmen sollen.
Abwicklungsgesellschaften sind eine Möglichkeit um diese unprofitablen
Policen abzustoßen, deren Image Philipp KROHN
gerade aufpoliert. An der FAZ liegt es also nicht, dass die
Deutschen Aktienmuffel sind, denn diese rührt unermüdlich die
Werbetrommel für den Finanzkapitalismus. Dabei gibt es durchaus Gründe
für die Aktienabstinenz. Das gilt insbesondere für Geringverdiener,
die ihr Geld nicht einfach zum Fenster hinauswerfen können.
BAFIN (2018): Statistik
Erstversicherungsunternehmen und Pensionsfonds, herausgegeben von
der Bundesanstalt für Finanzaufsicht
Die BAFIN listet 87 Lebensversicherer, 138 Pensionskassen und 29
Pensionsfonds auf.
FROMME, Herbert &
Friederike KRIEGER (2018): Generali macht Ernst.
Der italienische Konzern will einen
seiner Lebensversicherer loswerden. Die Verträge Millionen deutscher
Kunden könnten bald anderswo verwaltet werden. Die Politik ist
alarmiert,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 03.03.
FROMME & KRIEGER berichten über den
geplanten Verkauf der Generali Leben mit ca. 4,2 Millionen
Versicherungsverträgen an eine Abwicklungsplattform. Während
die Munich Re-Tochter Ergo seinen Plan im November letzten
Jahres aufgegeben hat, hat Generali die Pläne nur kurzfristig
auf Eis gelegt.
"Kommt ein Deal zustande,
setzt das andere börsennotierte Versicherer erheblich unter
Druck. Sie müssten vor ihren Aktionären rechtfertigen, warum
sie die Altbestände selbst verwalten und dafür viel Kapital
binden, das sie sonst ausschütten könnten",
meinen FROMME & KRIEGER.
Die Finanzaufsicht Bafin - alles andere als eine
Verbraucherschutzorganisation - ist der Meinung, dass solche
Verkäufe kein Problem darstellen, während unabhängige
Verbraucherschützer (also nicht die von staatlichen Geldern
abhängige Verbraucherzentrale) dagegen auf die Gefahren
hinweisen.
KROHN, Philipp (2018): Die neue Betriebsrente gewinnt Konturen.
Genossenschaftlicher Verbund und
Rentenwerk präsentieren ihre Modelle für Sozialpartner,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 07.03.
Philipp KROHN berichtet
über die Werbeveranstaltungen zweier Konkurrenten auf dem
lukrativen Markt der betrieblichen Rentenvorsorge: zum einen
die R + V mit der Fondsgesellschaft Union Investment und zum
anderen das Rentenwerk, einem Zusammenschluss der
Lebensversicherer Gothaer, Barmenia, Stuttgarter, Debeka und
HUK Coburg, der sich als neuer Anbieter Marktanteile erhofft.
Zu den Produkten berichtet
KROHN nur wenig Konkretes. Klar ist nur, dass die Risiken
verstärkt auf die Arbeitnehmer abgewälzt werden sollen.
KROHN, Philipp (2018): Lebensversicherern sterben die Kunden weg.
KPMG-Studie: Durch Geburtenrückgang
könnte die Branche ein Drittel ihrer Einnahmen verlieren,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 08.03.
Philipp KROHN berichtet über die PR
Zukunft der Lebensversicherung. Leider werden im Artikel keine
Angaben zu den Annahmen gemacht, sodass sich die Frage stellt wie
realistisch die Szenarien zur Bevölkerungsentwicklung sein können.
KROHN macht sich also lediglich zum Sprachrohr einer
Unternehmensberatung, die ihre Dienstleistungen für Lebensversicherer
vermarkten möchte. Angeblich sind die "nicht geborenen Kinder" das
Problem der Lebensversicherer. Der Begriff entstammt dem
nationalkonservativen Begriffsinventar altmodischer
Bevölkerungswissenschaft, das in die Irre führt, denn entscheidend ist
die Anzahl potenzieller Mütter.
Beide Begriffe sind nur scheinbar identisch. So erleben wir
angeblich ein "demografisches Zwischenhoch", das Ökonomen erfunden
haben, weil ihre Prognosen zur Bevölkerungsentwicklung voll daneben
liegen.
KROHN, Philipp (2018):
Abmahnung gegen Neue Leben,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 10.03.
Philipp KROHN berichtet über eine Abmahnung der
Hamburger Verbraucherzentrale an die Talanx-Tochtergesellschaft Neue
Leben aus Hannover. Statt sich auf die Faktenlage zu beschränken,
stellt er sich wertend auf die Seite des Lebensversicherers, wenn er
von einem "vermeintlichen Missstand" spricht.
FROMME, Herbert (2018): Briten zerlegen
Lebensversicherer,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 15.03.
Herbert FROMME berichtet
über die Zerschlagung des größten britischen
Lebensversicherers Prudential, um die Ansprüche der
Hauptaktionäre zu befriedigen:
"Mit dem Schritt reagiert
die Führung auf den Druck von Aktionären. Sie glauben, dass
die stagnierenden Unternehmensteile in den alten Märkten
Europas die stark wachsenden anderen Segmente behindern.
Synergieeffekte zwischen den Teilen sieht die Führung kaum -
eine klare Ansage an andere europäische Versicherer wie
Allianz und Axa".
Zu der Zerschlagung gehört
auch der Verkauf von 400.000 Lebensversicherungsverträge an
die Abwicklungsplattform Rothesay Life.
Das Beispiel zeigt, wohin
der Trend auch in Deutschland gehen wird: Die Großaktionäre
bestimmen den Kurs der Lebensversicherer zu Lasten der Kunden.
DROST/HERZ/SCHNELL (2018):
Raus aus den Policen?
Titelthema: Die klassische
Lebensversicherung mit Garantiezins ist zum Ladenhüter geworden.
Die alten Bestände wollen viele Anbieter am liebsten loswerden.
Generali Deutschland könnte schon bald den ersten Großverkauf
wagen,
in:
Handelsblatt v. 20.03.
SCHNELL, Christian (2018):
"Wir schließen einen Verkauf kategorisch aus."
Markus Faulhaber: Der Chef
der Allianz Leben über den Umgang mit Altverträgen, die Vorteile
von Börsenturbulenzen und die Frage, was er von Bitcoins hält,
in:
Handelsblatt v. 20.03.
ENZ, Werner (2018): Versicherer scheuen das
Vorsorgegeschäft.
Kleine Unternehmen leiden
darunter, dass sich Lebensversicherer aus der betrieblichen
Altersvorsorge zurückziehen,
in: Neue
Zürcher Zeitung
v. 20.03.
KROHN, Philipp (2018): R + V marschiert anderen davon.
Versicherer gewinnt deutlich an
Marktanteilen,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 21.03.
Philipp KROHN berichtet über die Erfolge der R+V im Bereich der
Lebensversicherungen. Das Geschäft des Versicherer wird weiterhin von
klassischen Produkten mit Zinsgarantie dominiert. Dabei kommt ihm
zugute, dass er in Zeiten der hohen Zinsen nicht zu den Marktführern
auf diesem Gebiet gehört und damit die Altlasten nicht so sehr ins
Gewicht fallen wie bei anderen Lebensversicherern.
KROHN, Philipp (2018): Alte Leipziger setzt auf Garantien.
Versicherer will bei Betriebsrenten
unterscheidbar bleiben,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 22.03.
Philipp KROHN berichtet über den Erfolg der Alten Leipziger im
abgelaufenen Geschäftsjahr. Der Lebensversicherer setzt noch auf
klassische Produkte mit Garantiezins und auf die Zusammenarbeit mit
unabhängigen Maklern.
TAUBER, Jonas & FROMME, Herbert (2018): Letzte Chance Nahles-Rente.
SZ-Wirtschaftsthema Mehr Geld fürs
Alter: Die neue Regierung unternimmt einen weiteren Versuch, private
Altersvorsorge zu fördern. Das Modell könnte Versicherern ein neues
Geschäftsfeld eröffnen, Beschäftigte könnten profitieren,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 22.03.
"Die Nahles-Rente und die
reformierte Riester-Rente sind wohl der letzte Versuch der
Koalitionsparteien, einen nennenswerten Ausbau der
Altersversorgung mit den privaten Versicherern hinzukriegen.
Gelingt das nicht, dürfte sich die Debatte schon bald auf
die Einführung der Basis- oder Deutschlandrente
konzentrieren - dann wären die Lebensversicherer aus dem
Spiel",
schreiben TAUBER & FROMME
zum Betriebsrentenstärkungsgesetz, mit dem die betriebliche
Altersvorsorge ausgebaut werden soll. In dem Artikel werden
noch einmal die Argumente gewälzt, die schon im Vorfeld der
Gesetzesänderung zur Sprache kamen. Als Kritiker werden Markus
KURTH (noch mehr Entgegenkommen für kleine Betriebe) und
Matthias BIRKWALD (Kritik an der Unsicherheit des
Kapitaldeckungssystems). Dorothea MOHN von der
Verbraucherzentrale wirft ein, dass die Entgeltumwandlung
sowohl die Betriebsrentner als auch die gesetzliche
Rentenversicherung schädigt.
Fazit: Die Anbieter der
Betriebsrenten sehen in der betrieblichen Altersvorsorge eine
profitable Abzockemöglichkeit. Die Risiken tragen die
Arbeitnehmer. Die Alternativen von Deutschland-Rente bis
standardisiertes Riesterprodukt beheben die Schwächen der
privaten Altersvorsorge nicht wirklich, sondern verschleiern
lediglich die Probleme.
KROHN, Philipp (2018): Rentenideen nur vom Staat?
Den Versicherern fällt nichts ein.
Kommt die Deutschland-Rente, braucht sie keiner mehr,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 23.03.
Anlässlich des Antrags von Hessen zur Deutschlands-Rente im Bundesrat
setzt Philipp KROHN die Versicherungswirtschaft unter Druck, der er
vorwirft, dass sie nur auf Paradigmenwechsel des Staates reagieren,
statt selber Änderungen zu forcieren. Er droht damit, dass man bei
Einführung einer Deutschland-Rente keine Lebensversicherer mehr
brauchen würde. KROHN ist jedoch vorzuwerfen, dass er so tut, als ob
die Paradigmenwechsel zum Vorteil der Kunden gewesen wären.
Tatsächlich haben die Anbieter von Finanzleistungen ihre Interessen
bei der Gesetzgebung durchaus zu Lasten der Kunden durchsetzen können!
In Zukunft wird das nicht anders verlaufen.
FROMME, Herbert (2018): Ergo verlagert Geschäft ins Internet.
Konzernchef Markus Rieß sieht
Erfolge beim Umbau der Gruppe und will die Lebensversicherungen trotz
aller Probleme der Branche behalten,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 27.03.
SCHNELL, Christian & Carsten HERZ (2018):
Radikalkur auf Italienisch.
Generali Deutschland hat sich einen
grundlegenden Umbau verordnet. Doch dass der zweitgrößte
Privatversicherer im Land den Verkauf von vier Millionen
Lebens-Policen erwägt, stößt auf Widerstand - selbst im eigenen Haus,
in: Handelsblatt
v. 03.04.
Der Widerstand gegen den Verkauf von Lebensversicherungspolicen ist
SCHNELL & HERZ lediglich ein paar belanglose Sätze wert, denn sie
gegen davon aus, dass der Deutschland-Chef seine Vorhaben gegen den
Widerstand durchziehen wird.
HERZ, Carsten (2018):
"Wir sind strikt gegen eine Veräußerung".
Ulrich Effenberg & Daniel Schmidt:
Die Betriebsräte der Generali Deutschland wollen den Bestand an
Lebensversicherungspolicen im eigenen Haus behalten,
in: Handelsblatt
v. 03.04.
HERZ, Carsten (2018):
"Die Kunden sind verunsichert".
Walter Botermann und Christoph
Bohn: Der noch amtierende Vorstandschef des Versicherungskonzerns Alte
Leipziger-Hallesche und sein Nachfolger sprechen im Interview über den
Trend zum Verkauf alter Lebensversicherungsbestände, die
Digitalisierung der Branche und den eigenen Führungswechsel,
in: Handelsblatt v. 04.04.
KROHN, Philipp (2018):
Welcher Altersvorsorge gehört die Zukunft?
Anleihen sind in der Zinsfalle,
Aktien haussieren seit langem. Das verändert auch die
Vorsorgelandschaft. Start-ups melden sich. Etablierte reagieren,
in: Frankfurter
Allgemeine Zeitung v. 05.04.
Anlässlich der Debatte um kostengünstige
Alternativen bei der privaten Altersvorsorge stellt Philipp
KROHN die Argumente von Rogler MINDERHOUT, Gründer von
Mypension, und Claudia ANDERS vom Lebensversicherer R + V
gegenüber. Ersterer setzt auf ETF-Fonds, letztere auf die
Vorteile des Kollektivsparens.
"Für beide Produktgruppen
lassen sich Szenarien entwerfen, die sie günstiger oder
ungünstiger aussehen lassen",
heißt es salomonisch bei
KROHN, denn die Nuller Jahre und die Finanzkrise haben
gezeigt, dass vollmundige Versprechungen sich schnell als
Rohrkrepierer erweisen können.
KROHN, Philipp
(2018): Altersvorsorge ohne Versicherung.
Die schwierige Lage der Versicherer
wirft die Frage auf, ob sie noch zur Lösung der Rentenprobleme
beitragen können. Längst werden andere Modelle diskutiert,
in: Frankfurter
Allgemeine Zeitung v. 10.04.
"Anfang des Jahres war
das öffentliche Ansehen der Assekuranz auf einem gefühlten
Tiefpunkt. Ein ehemaliger Versicherungsmanager hatte ein
kritisches Buch über die Altersvorsorge geschrieben, das
Fernsehen breitete ihm den roten Teppich",
meint Philipp KROHN, der
sich das besagte Buch Alt, arm und abgezockt von Sven
ENGER bereits Ende Januar in einer Rezension vorknöpfte. Das
Insiderwissen bewertet er als "inzwischen zum Teil überholt",
formuliert das aber vorsichtig im Konjunktiv. Als Verteidiger
der Riester-Rente wird deren Namensgeber zitiert.
Die Deutschland-Rente wird
von den Grünen verteidigt. Deren Vertreter sitzen inzwischen
auch in der Verbraucherzentrale.
Das letzte Viertel liest
sich dann wie von einer PR-Agentur der Allianz
Lebensversicherung verfasst. Das allerletzte Wort hat dann
aber wieder RIESTER, der mit Blick auf 2025 droht, dass
aufgrund der Arbeitsmarktlage dann die private Altersvorsorge
zur wichtigeren Säule werde. Man wird sehen, was 2025 wirklich
Realität ist!
FROMME, Herbert
(2018): Aufsicht will Provisionen begrenzen.
Lebensversicherer sollen nur noch
vier Prozent der Beitragssumme an Vermittler auszahlen dürfen. Davon
könnten auch die Kunden profitieren - es geht um insgesamt sieben
Milliarden Euro,
in: Süddeutsche
Zeitung v. 10.04.
Herbert FROMME berichtet über die Meinung von Frank
GRUND (Bafin), der im Vorfeld eines Evaluierungsberichtes zum
Lebensversicherungs-Reformgesetz aus dem Jahr 2014, den Politikern mit
seinem Vorschlag den Wind aus den Segeln nehmen möchte und damit eine
"harte Deckelung" von Provisionen weiter in die Zukunft verschieben
hilft. Kunden dürfen von der Politik oder gar der Bafin als
Schutzmacht der Anbieter von Altersvorsorgeprodukte nichts erwarten.
Da die Lebensversicherer bei den Gesetzen immer mitschreiben, sind
Lücken zur Umgehung von Deckelungen bereits eingeplant!
WEILER, Wolfgang
(2018): Riester neu denken.
Gastkommentar: Die Riester-Verträge
müssen nicht nur bei den Produkten, sondern auch bei der Förderung
einfacher werden,
in: Handelsblatt v.
10.04.
Der Chef-Lobbyist der
Versicherungswirtschaft will bei der anstehenden Gesetzgebung zur
kapitalgedeckten Altersvorsorge mitreden, ansonsten enthält der
Beitrag die üblichen Forderungen. Zudem präsentiert er Zahlen, die die
Altersvorsorge schönreden:
"Nur gut 20 Prozent der Haushalte -
so eine Analyse des Sachverständigenrats - sparen nicht ausreichend,
um die reformbedingten Rentenlücken zu schließen."
So etwas ist eher Sterndeuterei,
denn abgerechnet wird am Schluss! Man denke nur an die vollmundigen
Renditeversprechungen der Versicherungswirtschaft und ihrer willigen
Helfer in Wissenschaft und Medien Anfang des Jahrtausends.
KROHN, Phillipp (2018): Bafin will Provisionsgrenze für Versicherungsmakler.
Finanzaufsicht bemüht sich um
höhere Überschussbeteiligungen für Lebensversicherte,
in: Frankfurter
Allgemeine Zeitung v. 11.04.
Die SZ berichtete gestern bereits über den Vorschlag der Bafin.
Philipp KROHN bringt neben der Kritik von Grünen und
Verbraucherzentrale, die Verteidigung der Versicherer, die auf
Großbritannien verweisen. Dort würde ein Provisionsverbot die
Geringverdiener von der Beratung ausgeschlossen. Da stellt sich eher
die Frage, inwiefern Geringverdiener durch eine Beratung überhaupt
profitieren können. Geringverdiener wären am besten bei der
gesetzlichen Rente aufgehoben, statt als Renditeobjekt für die
Versicherungsbranche herhalten zu müssen!
KROHN, Philipp (2018): Immer schwächere Leistungen der Lebensversicherer.
Magere Zeiten für die Verbraucher.
Während Versicherer sichtbar schwächeln, tauchen neue Wettbewerber
auf. Gibt es noch Anbieter mit guten Aussichten?
in: Frankfurter
Allgemeine Zeitung v. 25.04.
Philipp KROHN berichtet über Ergebnisse des
Map-Reports und der Anbieteranalyse der Finanzberatung Plansecur. Als
einziger neuer Anbieter wird das Start-up Vantik genannt.
KROHN, Philipp (2018): Weniger Reserven für Versicherer.
Aktuare verlangen vom Gesetzgeber
Vereinfachungen,
in: Frankfurter
Allgemeine Zeitung v. 27.04.
Der Lobbyverband der Versicherungsmathematiker will
weniger Zinszusatzreserven der Lebensversicherer und eine Beibehaltung
des derzeitigen Höchstrechnungszinses. Der Verband hat nicht in erster
Linie die Interessen der Kunden, sondern die Renditeinteressen der
Lebensversicherer im Auge.
FROMME, Herbert (2018): Die Kunden schützen.
Grüne fordern neue Regeln für
Verkauf von Lebens-Policen,
in: Süddeutsche
Zeitung v. 28.04.
Herbert FROMME berichtet
über die kleine Anfrage der Grünen
Externe Run-offs bei Lebensversicherern (BT-Drs.
19/1429 v. 22.03.2018). Die
Antwort der Bundesregierung liegt zwar vor, wurde aber
noch nicht veröffentlicht. Eine
Antwort auf die kleine Anfrage der FDP zu Run-Off-Plattformen
(BT-Drs 19/1235 v. 14.03.2018) wurde dagegen bereits
veröffentlicht.
Während die Bafin, die in
erster Linie die Interessen der Lebensversicherer vertritt,
keine Probleme für die Kunden sehen mag, befürchtet Gerhard
SCHICK, das Run-off Plattformen ihre Renditeinteressen über
die Kundeninteressen stellen werden.
KROHN, Philipp (2018):
Zu wenig Kapital für
Lebensversicherungs-Käufer.
Ob der Aufkauf von
Policen-Beständen erfolgreich wird, hängt von vielen Faktoren ab,
zeigt eine Studie. Doch die offensichtlichste Chance bleibt liegen,
in: Frankfurter
Allgemeine Zeitung v. 03.05.
Philipp KROHN, der die
Praxis der Abwicklungsplattformen bislang eher befürwortend
begleitete, schlägt nun skeptischere Töne an. Ursache ist eine
jährlich durchgeführte Versicherungsstudie von Carsten
ZIELKE, in dem es um die Bedingungen für erfolgreiche Run-offs
geht. Als Alternative zum Verkauf von Altbeständen schlägt
ZIELKE Rückversicherungslösungen vor, bei denen
Lebensversicherungen die Anforderungen von Solvency II
aushebeln können.
Ein erfolgreiches Run-off
macht den ständigen Zufluss neuer Verträge notwendig, um die
Kosten im Zaum zu halten. Doch wer kann garantieren, dass dies
auf Jahrzehnte hinaus gesichert ist?
ENZ, Werner (2018):
Swiss Life bleibt im BVG-Geschäft vorsichtig,
in:
Neue Zürcher Zeitung v. 11.05.
Werner ENZ weist darauf hin, dass Swiss Life im Eiopa-Solvenztest
besser abschnitt als im Schweizer Finma-Solvenztest, was auf die
Klagen deutscher Lebensversicherer wegen regulatorischer Gängelung ein
Schlaglicht wirft.
FROMME, Herbert & Jonas
TAUBER (2018): Heißer Sommer in Berlin.
Die Lebensversicherer kämpfen für Erleichterungen in
Niedrigzinszeiten. An den Provisionen wollen sie nicht rütteln,
in: Süddeutsche
Zeitung v. 18.05.
FROMME & TAUBER stilisieren die geplante
Abwicklung der Generali-Altbestände zum Problem für die
politischen Wünsche der Lebensversicherer an die Politik,
denn:
"Der
Juni
2018
wird
ein
entscheidender
Monat
für
die
deutschen
Lebensversicherer.
Denn dann müsste der Finanzausschuss des Bundestages
Änderungen bei der Zinszusatzreserve (ZZR) anstoßen, damit
sie für die Bilanzen des Jahres 2018 noch Wirkung entfalten.
Gleichzeitig wird das Gremium wohl einen Bericht des
Bundesfinanzministeriums zum Lebensversicherungsreformgesetz
(LVRG) von 2014 diskutieren."
Es geht also wieder einmal
um die Deckelung der Provisionen von Lebensversicherungen.
FROMME & TAUBER präsentieren die Positionen der
Koalitionspartner, wobei diese durch Sarah RYGLEWSKI (SPD) und
Carsten BRODESSER (CDU) vertreten sind. Daneben kommen Gerhard
SCHICK von den Grünen und Frank SCHÄFFLER (FDP) zu Wort. Die
Kritiker der kapitalgedeckten Altersvorsorge werden also erst
gar nicht ins Spiel gebracht.
FROMME, Herbert (2018):
Die Lösung wird zum Problem.
Für Kunden mit hohen Zinsgarantien gibt es seit 2011
eine besondere Rückstellung,
in: Süddeutsche
Zeitung v. 18.05.
Herbert FROMME schildert wieder einmal wie
2011 auf Drängen der Lebensversicherer die Zinszusatzreserve (ZZR)
eingeführt wurde, um die Eigner zu schonen und die Lasten der
vollmundigen Versprechungen auf das Versichertenkollektiv
abzuwälzen, denn die ZZR schmälert die Überschüsse. Nun soll
diese ZZR reduziert werden.
Fazit:
Da die BAFIN die Forderungen der Lebensversicherer
unterstützt, ist kaum damit zu rechnen, dass die
Koalitionspartner sich dem widersetzen werden. Dass es dabei
zu einem "Kuhhandel" kommt à la Reduzierung der ZZR nur gegen
Deckelung der Provisionen, wie FROMME & TAUBER suggerieren,
dürfte eher unwahrscheinlich sein. Die Lebensversicherer sind
immer noch die Hätschelkinder der Politiker, weshalb sie nicht
davon ausgehen, dass eine Deckelung kommt (siehe auch
heutigen Artikel von versicherungsbote.de) .
Schließlich wurde ihnen mit dem Betriebsrentenstärkungsgesetz
ein neues Geschäftsfeld eröffnet und Simone BOEHRINGER war
gestern in der SZ bereits als Lobbyistin für die
Lebensversicherungsinteressen tätig. Auch in Zukunft werden
die neoliberalen Politiker aller Parteien und
Lebensversicherer Altersvorsorge-Gesetze zu Lasten der
Versicherten machen!
KROHN, Philipp (2018):
Deutschland-Rente macht Versicherern Beine.
Die Altersvorsorge soll einfacher
werden. Das zwingt die Branche zum schnellen Handeln. Denn liefert
sie nicht, steht ein Modell bereit, das Politiker mögen,
in: Frankfurter
Allgemeine Zeitung v. 24.05.
Die Deutschland-Rente mögen Politiker?
Warum ist sie dann vor kurzem im Bundesrat durchgefallen? Die
Lebensversicherer wollen sich auch keine Beine machen lassen,
wie KROHN verspricht. Oder weshalb waren sie so empört,
weil durch ein Bericht des VersicherungsJournal bekannt wurde
wer den Vorsitz eines GDV-Arbeitskreises innehat, der ein
standardisiertes Riester-Versicherungsprodukt erarbeiten soll?
"Hinter vorgehaltener
Hand kritisieren Politiker, dass sich ausgerechnet ein
Versicherer an vorderster Front in die Debatte um ein
reformiertes Riester-Produkt einbringt, der auch schon vor
der ursprünglichen Riester-Reform 2001 Empfehlungen
abgegeben hat und nun bereit war, solche Verträge an einen
Investor weiterzureichen."
KROHN präsentiert die
Meinung der Ökonomen Joachim WEIMANN und Andreas KNABE, die
die Vorzüge der Deutschland-Rente preisen. Darunter befindet
sich auch die Herzensangelegenheit von KROHN, nämlich den
Verzicht auf Garantien. Die Risiken können dadurch
sozialisiert (also auf die Versicherten abgewälzt werden) und
die Profite können privatisiert werden - zumindest wenn die
Lebensversicherer das in die Hand nehmen. Der
Lebensversicherer Allianz ist Vorreiter dieses Trends.
KROHN, Philipp (2018):
Politisch umstrittene Versicherer.
Die Assekuranz nimmt das Angebot
zum Dialog über ein neues Standardprodukt an. Unterschätzt sie, wie
politisch sensibel das Thema ist?
in: Frankfurter
Allgemeine Zeitung v. 30.05.
Der Artikel lässt eine
ganze Reihe von Artikeln in letzter Zeit zu den
Lebensversicherern (mehr hier und
hier) in einem ganz neuen Licht
erscheinen. Erstmals wird hier der Name desjenigen Politikers
genannt, dessen Sicht bislang nur ganz allgemein als die Sicht
der Politik beschrieben wurde. Der Politiker heißt Lothar
BINDING. Zu ihm heißt es:
"(E)iner (...), der schon
damals und auch heute auf Seiten des Gesetzgebers dabei war.
»Damals war Riester die richtige Idee«, sagt Lothar Bindung,
seit 1998 für die SPD im Finanzausschuss des Bundestags".
Unter den Mitgliedern des
Finanzausschusses der 14. Wahlperiode 1998 - 2002 findet sich
der Name jedoch nicht. BINDING findet sich erst unter den
Mitgliedern der 15. Wahlperiode 2002 - 2005. BINDING, derzeit
Obmann im Finanzausschuss, wird als einflussreicher
Abgeordneter mit Sympathie für die Deutschland-Rente
beschrieben. So wurde z.B. kritisiert, dass
Michael FAUSER von der Ergo die
Lebensversicherer beim Dialog vertreten soll, was nun
indirekt BINDING zugeschrieben wird. KROHN beschreibt nun auch
Differenzen zwischen BINDUNG und Gerhard SCHICK, der für die
Grünen im Finanzausschuss sitzt. Diesem missfällt die positive
Sicht auf Run-off-Plattformen von BINDING. SCHICK wirft gemäß
KROHN der großen Koalition von SPD/CDU/CSU einen
unerklärlichen Meinungsumschwung vor. BINDING wird zudem eine
Sicht auf die Run-off-Plattformen zugeschrieben, die sich
zuletzt in einer Studie von Carsten
ZIELKE fand, über die KROHN berichtete:
"Ihre größte
Herausforderung sieht er darin, Kosten für Verbraucher
niedrig zu halten, wenn keine neuen Verträge mehr
hinzugekauft werden. »Das ist aus meiner Sicht eine
ungelöste Problematik«, sagt Binding."
Kann man jedoch
Lebensversicherern wie Allianz und der R + V mehr trauen als
anderen, nur weil sie sich derzeit nicht für den Verkauf von
Altbeständen aussprechen wie BINDING glaubt?
Managemententscheidungen können jederzeit revidiert werden,
aus welchen Gründen auch immer. Vielleicht verhalten sich
diese Lebensversicherer nur taktisch klüger?
Am Ende des Artikels wird
BINDING als Befürworter der Einführung der Riester-Rente
dargestellt, der dies nicht bereut, sondern als Rettung des
Systems vor dem Zusammenbruch schönfärbt. Bereuen tut BINDING
gemäß KROHN nur, dass er damals zu blauäugig war. Ob er daraus
etwas gelernt hat, das wird sich aber noch zeigen müssen.
BELLMANN, Christian
(2018): Axa kündigt Verträge mit lebenslanger Rente.
Der Versicherer bricht sein
Leistungsversprechen. Er hat sich verrechnet, die Folgen tragen die
Kunden,
in: Süddeutsche
Zeitung v. 04.06.
Inwiefern der Axa-Konzern sich verrechnet hat, das wird im Artikel nicht belegt. Es heißt
stattdessen nur, dass die erst 2006 eingeführte Unfall-Kombirente
und bereits 2010 vom Markt genommene Versicherung nun gekündigt
wird. Zum Angebot heißt es:
"Sie zahlt nur in bestimmten
Fällen: Wenn ein Unfall oder bestimmte schwere Krankheiten wie Krebs
zur Invalidität führen, gibt es, so das Versprechen der Axa, eine
lebenslange Rente zwischen 500 Euro und 3000 Euro, je nach
Beitragshöhe. Bei anderen Gründen wie zum Beispiel psychischen
Erkrankungen leistet die Versicherung nicht, das wird in den
Bedingungen klar gesagt. Dennoch schlossen Tausende von Kunden die
Police ab."
Als Alternative wird eine
wesentlich schlechtere Versicherung angeboten, die nur bis zum 67.
Lebensjahr eine Rente zahlt und zudem noch mehr kostet.
Die Mainstreamzeitung, die den
Ausbau der privaten Altersvorsorge kräftig publizistisch
unterstützt, zeigt sich besorgt, dass durch das Verhalten von Axa
ein Imageschaden entstehen könnte:
"Denn das Vertrauen in die
private Absicherung fördert das nicht gerade. Die Axa hat ohnehin
ein Imageproblem. Im Januar hat sie ihre Pro-BAV-Pensionskasse und
einen weiteren Bestand an den Abwicklungsspezialisten Frankfurter
Leben verkauft, 290 000 Kunden sind betroffen",
schreibt BELLMANN aus dem
Redaktionsteam von Herbert FROMMEs Versicherungsmonitor..
SIEDENBIEDEL, Christian
(2018):
Axa kündigt Verträge zur
Unfall-Kombirente.
Ersatz für
Berufsunfähigkeitsversicherung wird Versicherer wegen Niedrigzinsen
und Medizinfortschritt zu teuer,
in: Frankfurter
Allgemeine
Zeitung v. 05.06.
Christian SIEDENBIEDEL kritisiert
den gestrigen SZ-Artikel aus
Sicht des Axa-Konzerns. Von einer möglichen Kündigung sind 17.861
Verträge von 17.500 Versicherten betroffen, die die angebotene
Alternative ausschlagen. Außerdem gibt es eine Einschätzung der
Stiftung Warentest aus der Zeit 2006 bis 2010 als das Produkt noch
vermarktet wurde.
Die Unfall-Kombirente gilt nicht
als Altersvorsorge, sondern als Unfallversicherung, weshalb sie
gekündigt werden kann.
Fazit: Dass die SZ erst
jetzt über den Fall berichtet, obwohl die Aktion schon seit April
läuft, ist auch vor dem Hintergrund der Dialog-Gespräche mit den
Lebensversicherern zu sehen, denn diesen Zusammenhang hat die SZ
selber hergestellt, während die FAZ darauf hinweist, dass es
sich hier um zwei verschiedene Versicherungssparten handelt.
BELLMANN/FROMME/SCHLINGENSIEPEN
(2018): Treulose Versicherer.
Wann darf ein Anbieter einen
Vertrag kündigen?
in: Süddeutsche
Zeitung v. 05.06.
FROMME, Herbert
(2018): Null Euro zum Dank.
Die Allianz streicht die
Erfolgsprämie für Vertreter,
in: Süddeutsche
Zeitung v. 05.06.
Herbert FROMME hegt Sympathie für die Interessen
der Versicherungsvertreter, obwohl er ansonsten ständig beteuert,
dass die Vertriebe zu teuer sind. Offensichtlich ist, dass es hier
Interessenkonflikte gibt, zwischen den Versicherungsvertretern und
den Versicherten, die nicht nur bei FROMME nicht immer deutlich
werden, sondern an der Art der Berichterstattung in den
Mainstreammedien liegt.
MOSCHNER, Andree
(2018):
Ohne Aktien keine Altersvorsorge.
Standpunkt,
in: Frankfurter
Allgemeine
Zeitung v. 06.06.
Die Ergo Group ist nicht nur durch Michael FAUSER als
Verhandlungsführer der Lebensversicherer vertreten, sondern darf
durch Andree MOSCHNER auch noch selbst die Argumentation der
Versicherer in der FAZ präsentieren.
Die Dreistigkeit der Versicherer
ist kaum zu überbieten. Weil der Vertrieb der Lebensversicherer im
Kreuzfeuer der öffentlichen Kritik steht, soll nun eine
"Vorsorgeuntersuchung" der neue Goldesel für die Versicherer werden:
"Standardprodukte sind nicht die
ganze Lösung. Der erste Schritt: Anleger müssen ihre
Versorgungslücke kennen. Nötig ist eine Vorsorgeuntersuchung. (...).
Wenn der Bürger es von sich aus nicht tut, muss der Staat
nachhelfen."
Damit diese Vorsorgeuntersuchung
auch ein Goldesel wird, soll der Staat diese Beratung mit einer
"staatlichen Bonifizierung" sanktionieren. Eine einmalige
"Vorsorgeuntersuchung" ist den jedoch nicht genug, sondern wie der
jährliche zahnärztliche Untersuchung soll eine "regelmäßige"
Beratung verpflichtend sein, um in den Genuss einer staatlichen
Förderung zu kommen.
Fazit: Die Versicherer sehen im
Staat einen Garant dafür dass sie in Form einer verpflichtenden
Altersvorsorgeberatung weiterhin satt profitieren können. Der
kostspielige Vertrieb könnte damit umgebaut und mit einem neuen
Image versehen werden.
SIEVERS, Markus (2018): Was von der Lebenspolice bleibt.
Versicherungsnehmer müssen ihre
Erträge mindestens zur Hälfte versteuern,
in: Frankfurter
Rundschau v. 12.06.
Markus SIEVERS erinnert an den Paradigmenwechsel im Jahre 2005 als
mit einer Umstellung der Besteuerung die Altersvorsorge zum neuen
Profitcenter der Lebensversicherer gemacht werden sollte. Die
Kollateralschäden treffen die junge Generation besonders hart!
DROST, Frank M. & Carsten HERZ
(2018): Berlin begrenzt Provisionen.
Die Bundesregierung will die
Abschlusskosten der Lebensversicherungen deckeln. Gleichzeitig soll
der Zinspuffer künftig langsamer wachsen,
in: Handelsblatt v. 13.06.
Zur geplanten Deckelung der
Provisionen wird lediglich der seit April
bekannte Vorschlag der Bafin präsentiert, mit dem härtere
Regulierungen vermieden werden. Künftig soll außerdem der
Höchstrechnungszins nicht mehr vom Bundesfinanzministerium, sondern
von der Bafin festgelegt werden.
HERZ, Carsten (2018):
Viel zu komplex.
Kommentar: Eine Deckelung der
Provisionen kann nur ein erster Schritt sein. Die Assekuranzen
müssen auch an ihre Kosten ran,
in: Handelsblatt v. 13.06.
SCHÄFERS, Manfred & Philipp KROHN (2018):
Regierung will Lebensversicherungsmarkt klarer regeln.
Evaluierungsbericht: Reformgesetz
hat nicht die erwünschten Effekte gehabt. Provisionsdeckel soll
kommen,
in: Frankfurter
Allgemeine Zeitung v. 13.06.
SCHÄFERS & KROHN melden die
Fertigstellung des Evaluierungsberichts zum 2014 in Kraft
getretenen Lebensversicherungsreformgesetz (LVRG). Es geht um
die Deckelung von Provisionen und die weitere Beschränkung von
Gewinnabführungen:
"Entweder werde man die
Ausschüttungssperre auf Gewinnabführungsverträge erweitern.
Oder die Finanzaufsicht Bafin erhalte mehr Rechte, sodass
sie gegebenenfalls die Verlustabdeckung effektiv durchsetzen
könne",
zitieren SCHÄFERS & KROHN.
Erleichterungen gibt es dagegen bei der Zinszusatzreserve, die
2011 auf Drängen der Versicherungsmathematiker eingeführt
wurde. Die Erleichterungen werden nun damit begründet, dass
die "Länge und Tiefe des Zinstals" damals unterschätzt worden
sei.
MATHEZ, Antje (2018): Flüchtige und Verwerter.
Die Versicherungsbranche versucht, ihre
Bestände an Lebensversicherungen loszuwerden. In Deutschland geht es
um 89 Millionen Policen. Zwei Prozent sind bislang über das
Geschäftsmodell des "Run-off" abgewickelt,
in: Frankfurter
Rundschau v. 14.06.
Im Bericht von Antje MATHEZ werden lediglich die Vorteile von
Run-Offs erwähnt, was daran liegt, dass lediglich die Lobbyisten der
Versicherungsbranche zu Wort kommen. Die Bafin vertritt in erster
Linie die Interessen der Branche und verteidigt deswegen die
fehlende Regulierung des Verkaufs. Schließlich hat die Bafin ein
großes Eigeninteresse daran, dass sie als Instanz die Fäden eines
Verkaufs ziehen kann. Die Konsequenzen der Abwicklung zeigen sich
erst in langen Zeiträumen, was ja das Wesen der Altersvorsorge ist.
Eine Folgenabschätzung über mehrere Jahrzehnte ist kaum zu
bewerkstelligen - egal was die Bafin heute sagt!
MATHEZ, Antje (2018): Wie sich Versicherer am Geld der Kunden
bedienen.
Unternehmen kommen mit einem Kniff an das
Ersparte,
in: Frankfurter
Rundschau v. 14.06.
Antje MATHEZ berichtet über das Problem der
Gewinnabführungsverträge, ohne jedoch den politischen Hintergrund zu erwähnen wie das für seriöse
Aufklärung der Fall sein sollte. Stattdessen wird nur eine Antwort
auf eine kleine Anfrage der Grünen erwähnt, die das Versagen der
jetzigen Praxis aufzeigt:
"Versicherer haben die
Möglichkeit, Gewinne aus dem Bestand abzuziehen und ihn anschließend
zu verkaufen (...). Motto (...) In guten Zeiten ziehe ich das Geld
raus und in schlechten Zeiten erkaufe ich den Bestand an Dritte",
wird der Verbraucherschützer Lars
GATSCHKE zitiert. Statt des Evaluierungsberichts zum
Lebensversicherungsreformgesetz (LVRG) wird lediglich ein
BGH-Prozess erwähnt, dessen Urteil für Ende Juni erwartet wird.
Dabei geht es jedoch nur um die Verfassungsmäßigkeit des 2014 in
Kraft getretenen LVRG - ein Kampf gegen vergangene politischen
Entscheidungen, während die aktuell anstehenden politischen
Entscheidungen außen vor bleiben.
HERZ, Carsten & Laura de la MOTTE (2018): Ein Schatz von 132
Milliarden Euro.
Lebensversicherte können in der
Niedrigzinsphase nicht auf höhere Auszahlungen von Buchgewinnen
hoffen, deutet der BGH an. Doch für Verbraucher lohnt es sich, ihre
Verträge rechtzeitig zu prüfen,
in: Handelsblatt v. 14.06.
Im Gegensatz zur heutigen FR liefern HERZ & MOTTE Hintergründe zur
Interessenverteilung bei Run-Offs und den Interessenorganisationen,
die sich bei der Neuregelung der Überschussbeteiligung
gegenüberstehen.
"Analysten und Anleger drängen
den Versicherer, sich von dem wenig rentablen Geschäft zu trennen.
Bei Betriebsräten und in der Politik werden die Verkaufspläne jedoch
mit großer Skepsis verfolgt",
heißt es zu einer möglichen
Abwicklung bei der Generali-Lebensversicherung. Die Versicherten
werden als Verlierer der "kapitalgebundenen Lebensversicherung" in
der privaten Altersvorsorge betrachtet:
"Die niedrigen Zinsen bringen die
Versicherer in Not. (...). Zusammen mit schärferen
Eigenkapitalregeln und tendenziell sinkenden Gewinnen führt dies
dazu, dass sich die Kunden (...) auf immer geringere Erträge
einstellen mussten. Der Gesetzgeber hat der Branche dafür vor vier
Jahren auch mit einer Neuregelung der Überschussbeteiligung den Weg
geebnet. (...).
Bei Kündigung oder regulärem Ablauf ihres Vertrags bekamen Kunden
früher die Hälfte dieser Kursgewinne - eine Regelung, die der Bund
der Versicherten (BdV) vor mehr als zehn Jahren vor dem
Bundesverfassungsgericht erkämpft hatte. Mit dem Lebensreformgesetz
von 2014 wurde die Regelung dann aber wieder aufgeweicht. (...).
Seit 2014 dürfen die Versicherer die Bewertungsreserven darum nur
noch in dem Maße ausschütten, wie Garantiezusagen für die restlichen
Versicherten sicher sind. Zuvor waren 50 Prozent verpflichtend."
Die europäische Aufsichtsbehörde
Eiopa sieht Fusionen als Möglichkeit, um den Bankrott von
Lebensversicherern zu verhindern. Zum Schluss wird die Einschätzung
eines Geschäftsführers des Zweitverwerters Partner in Life (PiL) zur
Gefährdung von Lebensversicherern zitiert. Demnach wären nur einige
wenige Lebensversicherer in Gefahr, aber auch nur, wenn das Zinstief
weitere 5 Jahre anhalten würde. Zusammen mit der Verbraucherzentrale
Bremen will der Zweitverwerter ein Vergleichsportal einrichten, das
einen Überblick über die Situation in der Lebensversicherungsbranche
ermöglichen soll. PiL hat gewissermaßen ein Eigeninteresse an solch
einem Vergleichsportal, denn die Zielgruppe soll ja ihre Policen
möglichst an PiL veräußern.
PFEIFFER, Hermannus (2018): Wohin mit den Altversicherungen.
Große Versicherer wie Generali wollen ihr
Lebensversicherungsgeschäft abstoßen,
in:
Neues Deutschland v.
18.06.
Hermannus PFEIFFER berichtet darüber, dass der Betriebsrat von
Generali ein Gutachten beauftrag hat, indem die ökonomische
Wirtschaftlichkeit eines Run-offs angezweifelt wird.
BOEHRINGER, Simone (2018): Beliebte eigene vier Wände.
Die Deutschen setzen weniger auf
Lebensversicherungen und mehr auf Immobilien,
in: Süddeutsche Zeitung v. 19.06.
Simone BOEHRINGER berichtet über eine Forsa-Umfrage. Im Vergleich zu
2013 hat die Lebensversicherung gegenüber einer Immobilie als
Altersvorsorge Vertrauen eingebüsst. Das übersieht jedoch, dass
Lebensversicherer nicht nur auf dem Felde der privaten
Altersvorsorge, sondern auch bei der betrieblichen Altersvorsorge
eine zentrale Rolle spielen.
TAUBER,
Jonas
(2018): Berlin beunruhigt Lebensversicherer.
Regierung will Erleichterungen
und neue Regeln durchsetzen,
in: Süddeutsche Zeitung v. 22.06.
Im Vorfeld der Veröffentlichung
des Evaluierungsberichts zur Wirkung des
Lebensversicherungsreformgesetzes 2014 (LVRG), die bereits im Mai
geplant war, berichtet Jonas TAUBER über die Positionskämpfe, die
sich um ein ominöses Regierungskonzept ranken:
"Das Finanzministerium
kommentiert das Papier nicht. Es ist als Entwurf gekennzeichnet und
auf den 7. Juni 2016 datiert."
Kommentare gibt es dagegen vom
Bund der Versicherten (BdV), der aus den Inhalten auf eine
Gefährdung der Lebensversicherungsbranche schließt. Mit dem LRVG
wurden 2014 die Ansprüche der Kunden zugunsten der Lebensversicherer
beschnitten, die eine Zinszusatzreserve forderten, die sie nun
wieder reduziert haben möchten.
KROHN, Philipp
(2018): Versicherungsvermittler bangen um ihr Einkommen.
Die Abschlusskosten in der
Lebensversicherung sinken zu langsam. Der Gesetzgeber will nun die
Provisionen deckeln. Doch die Zweifel sind groß, ob es etwas bringt,
in: Frankfurter
Allgemeine Zeitung v. 26.06.
"Eine Handvoll Interessengruppen
profitiert von der Lebensversicherung als
Altersvorsorgeprodukt: Kunden und Versicherer, Aktionäre und
Vermittler sowie der Staat",
erklärt uns Philipp KROHN.
Da fehlt jedoch die ganze Unternehmensberatungsbranche sowie
die Verbraucherschutzverbände und die Lobbyverbände der
Versicherungswirtschaft. An dem Lebensversicherungsprodukt
hängen direkt oder indirekt jede Menge Arbeitsplätze. Nicht zu
vergessen die Versicherungsjournalisten!
Angeblich soll die
Niedrigzinsphase zuerst vor allem die Kunden und Versicherer
sowie Aktionäre getroffen haben. Erst das
Lebensversicherungsreformgesetz hätte die Vermittlungsbranche
in den Kreis derjenigen miteinbezogen, die sich an den Folgen
zu beteiligen hätten, so jedenfalls will es die
Legendenbildung der Versicherungsjournalisten. Nur eines
dürfte sicher sein: Ohne Kunden wäre die
Lebensversicherungsbranche dem Untergang geweiht. KROHN
präsentiert einige Stimmen der verschiedensten
Vermittlungsakteure.
Als Experte wird uns
Matthias BEENKEN vorgestellt, der als "Dortmunder
Fachhochschulprofessor" tituliert wird, obwohl er ein Lobbyist
der Versicherungswirtschaft ist, der "publizistische und
journalistische Dienstleistungen rund um Themen der
Versicherungswirtschaft und der Versicherungsvermittlung"
anbietet (So die
Selbstbeschreibung auf seiner Website) BEENKEN lehrt an
dem
Kölner Institut für Versicherungswesen, das von der
Versicherungswirtschaft gefördert wird.
REZMER, Anke & Peter THELEN (2018): Die Angst vor Altersarmut.
Immer mehr Menschen fürchten, im
Ruhestand zu verarmen, zeigt eine Umfrage. Statt mehr zu sparen,
rufen sie nach dem Staat. Die Versicherer wollen mit besseren
Produkten reagieren,
in:
Handelsblatt v. 26.06.
FROMME, Herbert
(2018): Große Koalition hilft Lebensversicherern.
Regierung will Belastungen aus
Zinspuffern reduzieren. Gleichzeitig sollen Abschlussprovisionen
begrenzt werden,
in: Süddeutsche Zeitung v. 27.06.
HERZ/RIEDEL/SCHNELL: (2018): Lebensversicherer
in Not.
Die niedrigen Zinsen bedrohen das Geschäftsmodell der Assekuranzen.
Die Bafin hat nun jeden dritten Anbieter in Deutschland unter
verschärfte Aussicht gestellt,
in:
Handelsblatt v.
28.06.
Richtig müsste es heißen: Die Kunden der Lebensversicherer in Not,
denn das BGH hat gerade festgestellt, dass die Profitinteressen der
Lebensversicherer über die Kundeninteressen zu stellen sind. Es ist
keine Rede mehr davon, dass die kapitalgedeckte Altersvorsorge von
der Bevölkerungsentwicklung unberührt bleibt. Im Gegenteil lautet
nun die Devise, dass bei den Lebensversicherern die Interessen der
Kunden hinter das Versichertenkollektiv zurückstehen müssen. Im
Klartext heißt dies: Die kapitalgedeckte Altersvorsorge ist
möglicherweise noch anfälliger als die Rentenversicherung. Im
Extremfall könnten Kunden leer ausgehen. Davor kann niemand
schützen!
HERZ/NEUERER/RIEDEL/SCHNELL (2018): Weckruf
des Finanzministers.
Die klassische Lebensversicherung war lange der Gewinnbringer der
Branche. Doch inzwischen füllt es vielen Firmen schwer, die alten
Versprechungen zu halten. Die Finanzaufsicht beobachtet die
Versicherer,
in:
Handelsblatt v.
28.06.
Der Artikel wiederholt lediglich das Mantra, das im Handelsblatt
bereits vor zwei
Wochen zu lesen war. Den Lebensversicherern geht es besser als
der Alarmismus es vermuten lässt, heißt der Tenor, der vom
Zweitvermarkter PiL vorgegeben wird, dessen Eigeninteresse jedoch
skeptisch machen sollte.
HERZ/SCHÄFER/SCHNELL (2018): "Wir stehen
besser da als vor zwei Jahren".
Der Präsident des Versicherungsverbandes GDV über die Gefahren für
Lebensversicherer, die Provisionen in der Branche und den Verkauf
von Altbeständen,
in:
Handelsblatt v.
28.06.
Der Lobbyist der Versicherungswirtschaft sieht die Probleme nur bei
anderen. Das Förderverfahren bei der Riester-Rente sei zu
bürokratisch. Dann wäre es also am besten die Förderung der
Lebensversicherer durch unnötige Subventionen - mitsamt der
Riester-Rente abzuschaffen. Dies würde dem GDV natürlich erst recht
nicht passen.
"Wir haben Vertragsbeziehungen, die 50 oder 60 Jahre laufen. In
derartigen Zeitläufen gibt es immer wieder auch erhebliche
gesellschaftliche und rechtliche Änderungen",
erklärt uns der Lobbyist, um Run-Offs zu rechtfertigen, mit denen
die Lebensversicherer ihre Altlasten günstig entsorgen können. Ob
Run-Offs jedoch halten, was versprochen wird, das ist eine ganz
andere Sache. Niemand kann garantieren, dass damit nur Zeit
geschunden wird, bevor der Bankrott der Branche ganz offensichtlich
wird. In Zeiten, in denen Lebensversicherer viele Altverträge
verkaufen wollen, haben Run-Offs sicherlich keine Probleme. Was
aber, wenn keine Alterverträge mehr aufgekauft werden können und die
Bestände schmelzen und damit immer teurer werden? Darauf besitzt die
Lebensversicherungsbranche keine Antworten!
MOTTE, Laura de la
(2018):
Kein Vorteil für Altkunden.
BGH-Urteil,
in:
Handelsblatt v.
28.06.
Laura de la MOTTE wiederholt lediglich, was bereits
vor zwei Wochen
im Handelsblatt dazu gesagt wurde.
SCHNELL, Christian
(2018):
Allgemeinheit geht vor.
Beim Lieblingsprodukt der deutschen Sparer geht es um mehr als um
Einzelinteressen,
in:
Handelsblatt v.
28.06.
Die Lebensversicherer stehen angeblich gut da. Dem steht jedoch
gegenüber, dass die Kunden die Zeche zahlen. Um die Profite der
Lebensversicherer zu sichern, wird von Christian SCHNELL das
Allgemeinwohl vorgeschoben. Eine beliebte Ausrede, um die wirklichen
Gründe zu vertuschen.
KROHN, Philipp
(2018): Regierung will Versicherern in der Zinszusatzreserve helfen.
Im Gegenzug sollen Versicherer
weiter Kosten senken,
in: Frankfurter
Allgemeine Zeitung v. 28.06.
Philipp KROHN referiert die
Sichtweise der Versicherungswirtschaft, deren Sicht jedoch von
niemandem überprüft werden kann, weil die Berechnungen geheim
und geschützt sind:
"Das
Lebensversicherungsreformgesetz war damals geschaffen
worden, nachdem Versicherer beklagt hatten, die bis dahin
geltende Ausschüttungsregel zwinge sie, Wertpapiere zu
veräußern, die sie benötigten, um die Zinsgarantien
gegenüber ihren Kunden zu erfüllen. Nach ihrer Lesart
drohten innerhalb eines Jahres rund 3 Milliarden Euro an
ausscheidenden Kunden ausgezahlt zu werden, mit denen die
finanzielle Stabilität der Unternehmen hätte gestärkt werden
können."
Der Bund der Versicherten
sieht das dagegen anders: Weil sich die Versicherer
verkalkuliert hätten, sollen die Kunden die Zeche zahlen. Im
Falle des Klägers machte der Unterschied immerhin 5 % des
ausgezahlten Betrages aus. Der Fall zeigt das bestehende
Machtgefälle zwischen Versicherten und Lebensversicherern auf.
KROHN, Philipp
(2018): Tote Lebensversicherung.
Kommentar,
in: Frankfurter
Allgemeine Zeitung v. 28.06.
Philipp KROHN, der von
Garantien nichts hält, sieht angesichts des BGH-Urteils
"Spielraum, um ein totes
Geschäftsmodell angemessen zu beerdigen".
Damit werden dann
gleichzeitig die vollmundigen Versprechungen zu Grab getragen,
um sie gegen andere vollmundige Versprechungen auszutauschen.
"Den Versicherern ist der
Vorwurf zu machen, (...) zu hohe Versprechungen gegeben zu
haben. (...). Dabei waren in Japan schon Lebensversicherer
insolvent gegangen",
meint der Neoliberale
KROHN, der die Schuld am Dilemma aber nicht nur bei den
Lebensversicherern sieht, sondern beim
Bundesverfassungsgericht und dem Gesetzgeber, die dafür
sorgten, dass Kunden an "Luftbuchungen" beteiligt werden
müssen, was die Branche angeblich in existenzielle Not
gebracht habe. In Not gebracht haben sich die
Lebensversicherer jedoch schon selber durch ihre
Versprechungen, die nicht zu halten waren. Man wollte die
gesetzliche Rentenversicherung unbedingt schlecht reden, was
gelungen ist, aber die Kosten tragen nun jene, die auf die
Versprechungen hereingefallen sind!
FROMME, Herbert
(2018): Sinnvolle Kostenbremse.
Kommentar zu
Lebensversicherungen: Der Provisionsdeckel könnte zum dringend
notwendigen Umdenken in der Branche führen,
in: Süddeutsche Zeitung v. 28.06.
RATH, Christian
(2018): Das lang anhaltende Niedrigzinsumfeld ist schuld.
Die Nachricht: Die Regelung zur Beteiligung an Bewertungsreserven
ist verfassungsgemäß, sagt der Bundesgerichtshof. Auszahlungen an
Versicherte wurden zum Teil deutlich gekürzt,
in:
TAZ v.
28.06.
"Der konkrete Fall wurde vom BGH (...) an das Landgericht Düsseldorf
zurückverwiesen. Dort muss noch geprüft werden, ob die Lage der
Victoria-Versicherung wirklich so schlecht war, das sie den
Kundenanteil an den Bewertungsreserven so stark reduzieren musste",
erklärt uns Christian RATH. Muss also in Zukunft jeder einzelne
Kunde klagen, um überprüfen zu lassen, inwiefern solche Kürzungen
rechtmäßig sind? Wäre es nicht Aufgabe der Bafin oder des
Gesetzgebers dafür zu sorgen, dass es klare Bestimmungen dafür gibt?
Auch hier zeigt sich, dass es ein Machtungleichgewicht zulasten der
Kunden gibt.
JUNG, Marcus & Philipp KROHN
(2018): Versicherer müssen Reserven nicht ausschütten.
Die Richter am Bundesgerichtshof
erklären Neuregelung von 2014 für verfassungsmäßig. Ausscheidende
Kunden erhalten weniger,
in: Frankfurter
Allgemeine Zeitung v. 28.06.
MAGENHEIM, Thomas
(2018): Versicherer gewinnen vor Gericht.
Urteil: Wer eine
Lebensversicherung hat, muss damit rechnen, dass seine Beteiligung
an den Bewertungsreserven gekürzt wird,
in: Frankfurter
Rundschau v. 28.06.
MAGENHEIM, Thomas
(2018): Ein gutes Urteil.
Kommentar,
in: Frankfurter
Rundschau v. 28.06.
Thomas MAGENHEIM diffamiert die Kundeninteressen als verfrühstücken
der Garantieversprechen anderer. Außerdem behauptet er, dass
Versicherer nun Kunden genauer erklären müssten, warum ihr
Überschuss gekürzt wird. Das ist eine ziemlich optimistische Sicht.
Eher ist davon auszugehen, dass jeder Einzelne gezwungen ist zu
klagen, um die
Angemessenheit von Kürzungen zu erfahren.
PFEIFFER, Hermannus
(2018):
Weniger Geld von der Assekuranz.
BGH-Urteil: Lebensversicherer dürfen Bewertungsreserven aus
Wertpapierdeals behalten,
in:
Neues Deutschland v.
28.06.
"Die Regierung wollte
sicherstellen, dass auch für Versicherte mit jüngeren Verträgen noch
genügend Geld in den Kassen der Versicherten verbleibt. Davon
profitieren nach Expertenmeinung auch die Unternehmen, auf Kosten
der Versicherten mit älteren Verträgen", erklärt Hermannus PFEIFFER.
FROMME, Herbert (2018): Generali kurz vor dem Verkauf.
Konzern will Lebensversicherer an
Investoren abgaben,
in: Süddeutsche
Zeitung v. 29.06.
ROHWETTER,
Marcus (2018): Was tun mit meiner Lebensversicherung?
Künftig gibt es bei Vertragsende
womöglich weniger Geld. Die fünf wichtigsten Fragen und Antworten,
in: Die ZEIT
Nr.28 v. 05.07.
Marcus ROHWETTER geht anlässlich des
BGH-Urteils zur Kürzung der Überschussbeteiligung bei
Kapitallebensversicherungen auf die Optionen der Kunden ein.
Dabei unterscheidet er zwischen Kündigung,
Beitragsfreistellung und Widerruf.
Problematisch sind jedoch
Kapitallebensversicherungen, weil sie zugleich
Risikolebensversicherung und Sparprodukt sind:
"Wie sich Spar- und
Risikoanteil zueinander verhalten, ist ein gut gehütetes
Geheimnis der Versicherungsgesellschaften.
Solche Geheimnisse gibt es viele. Denn obwohl
Lebensversicherungen nicht selten über 30 Jahre laufen, sind
die jährlichen Standmitteilungen nicht standardisiert.
(...). Seit Anfang Juli ist ein neues Gesetz in Kraft, das
zumindest einige der häufig gerügten Mängel behebt. Alle
künftigen Standmitteilungen müssen Pflichtangaben
enthalten",
meint ROHWEITTER.
Kapitallebensversicherungen, die nach 2005 abgeschlossen
wurden, besitzen meist gravierende Nachteile. Weder die
Garantiezinsen noch die Besteuerung sprechen für sie. Besser
fährt auf alle Fälle, wer Risikolebensversicherung und
Altersvorsorge trennt.
FROMME,
Herbert & Jonas TAUBER (2018): Ausverkauf bei Generali.
Vier Millionen
Lebensversicherungen gehen an einen externen Abwickler. Experten
befürchten Nachteile für die Kunden,
in: Süddeutsche
Zeitung v. 06.07.
Herbert FROMME berichtete bereits
Ende Juni über den Deal zwischen
Generali und Viridium. FROMME & TAUBER bringen zwar weitere
Einzelheiten zum Verkauf, aber hinsichtlich der Auswirkungen auf die
Versicherten werden nur die bereits bekannten Argumente
wiedergekäut. Als Experten werden wie üblich Gerhard SCHICK (Grüne),
Axel KLEINLEIN (BdV) und Lars GATSCHKE (Verbraucherzentrale Bund),
die keine grundsätzliche Kritik an der kapitalgedeckten
Altersvorsorge üben, sondern lediglich Befürchtungen äußern.
HERZ,
Carsten & Frank M. DROST (2018): Scheidung auf Italienisch.
Generali verkauf vier Millionen
Lebensversicherungen an den Abwickler Viridium. Der Deal ist der
größte seiner Art in Deutschland - und weckt neue Sorgen in der
Politik,
in:
Handelsblatt v. 06.07.
HERZ & DROST präsentieren
mit Willis Towers Watson und der Ratingagentur Fitch zwei
Akteure, die sich viel von dem Run-Off-Markt Deutschland
versprechen. Außer den bei der SZ genannten Experten werden
noch Lothar BINDING (SPD) und Carsten BRODESSER (CDU) zitiert.
Die Tatsache, dass die nun
zur Abwicklung anstehende Generali Leben einer von 34
Lebensversicherern ist, die unter verschärfter Aufsicht der
BaFin stehen, sollte eigentlich zu denken geben.
HERZ,
Carsten (2018): Die Profis der Resterampe.
Abwicklungsplattformen,
in:
Handelsblatt v. 06.07.
Carsten HERZ geht näher auf
den zweifelhaften Ruf des Finanzinvestors Cinven ein, der
hinter Viridium steht:
"Als abschreckendes
Beispiel wird unter Verbraucherschützern oft Großbritannien
genannt. Dort hat nicht jeder gute Erinnerungen an die
Beteiligungsgesellschaft Cinven.
Auf der Insel begann die Konsolidierung (...) bereits vor 20
Jahren. Die Risikoaufschläge auf Anleihen waren stark
gesunken, nachdem die Regierung die Bank of England im Jahr
1997 in die Unabhängigkeit entlassen hatte. Das traf die
Gewinne der Versicherer empfindlich, sie konnten die hohen
Garantiezinsen nicht mehr finanzieren.
Doch einige der Abwicklungsplattformen gingen recht ruppig
mit den neuen Kunden um: Die Ausschüttungen wurden immer
schlechter, was ihnen in der britischen Presse den Titel
»Zombie-Fonds« eintrug."
Im Gegensatz zu HERZ,
definiert das Lexikon der Financial Times "Zombie Funds" nicht
als Abwicklungsplattformen, sondern als geschlossene Bestände
von Lebensversicherungen, bei denen es keine Neugeschäfte mehr
gibt ("This is a closed with-profits fund that no longer
writes new business or policies"). Die Generali Leben wäre
somit ein solcher "Zombie Funds". Die Generali will diese
Altbestände auch deshalb abwickeln, weil dieses Segment
Gefahren birgt. Dass diese Gefahren durch den Verkauf an eine
Abwicklungsplattform reduziert werden, wird die Zukunft zeigen
müssen.
Erst 2014 ging die
britische Finanzaufsicht FCA den Vorwürfen nach und deckte
Missstände auf. Cinven war seit 2011 auf dem britischen Markt
und kaufte Guardian Life zu einem Spottpreis auf, um ihn vier
Jahre später mit fünffachem Gewinn wieder abzustoßen.
MAGENHEIM,
Thomas (2018): Bloß weg damit!
Die Generali verkauft rund vier
Millionen Lebensversicherungspolicen an einen Abwickler.
Verbraucherschützer sind alarmiert,
in: Frankfurter
Rundschau v. 06.07.
Der Artikel von Thomas MAGENHEIM geht nur
in einem Punkt über die anderen Artikeln hinaus, wenn er auf
die Beschwerdenstatistik der BaFin verweist:
"Zufriedene Kunden hat
der professionelle Abwickler (...) nicht unbedingt. Für die
Bestände des Versicherers Skandia, die Viridium seit einigen
Jahren abwickelt, weist die Statistik der Bafin eine
Beschwerde je 3.865 Verträgen. Im Branchenschnitt über alle
in Deutschland noch aktiven Lebensversicherer ist es eine
Beschwerde je 63.000 Verträgen. Ob die Beschwerden jeweils
berechtigt sind, sagt die Bafin-Statistik zwar nicht.
Zweifel an Viridium & Co räumt sie aber nicht gerade aus."
SCHARRENBROCH, Christine
(2018): Generali stößt 4 Millionen Lebensversicherungspolicen
ab.
Zum ersten Mal wird ein
großer Lebensversicherer an einen Abwickler verkauft. Der Bund
der Versicherten fürchtet Nachteile,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 06.07.
BRAUNBERGER, Gerald
(2018): Niedrigzinsen müssen kein Todesurteil sein.
Banken können besser mit
ihnen umgehen als Versicherer,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 06.07.
Wer ist der beste
Finanzdienstleister im ganzen Land? Die unterschiedlichen
Finanzdienstleister versuchen derzeit mit Studien ihre eigene
Lage möglichst gut und die Lage der anderen möglichst schlecht
darzustellen:
"Pensionskassen haben
heute schon Verträge abgeschlossen, die sie, die
durchschnittliche Lebenserwartung angenommen, noch in 50
Jahren dazu verpflichten werden, Zahlungen an Kunden
vorzunehmen. Diese Pensionskassen werden aber in den
wenigsten Fällen viele Kapitalanlagen mit einer Laufzeit von
50 Jahren besitzen. Solche Diskrepanzen belasten die
Bilanzen von Lebensversicherern und Pensionskassen in Zeiten
niedriger Zinsen stärker als bei höheren Zinsen. Das ist ein
Grund, warum eine zweistellige Zahl deutscher
Lebensversicherungen derzeit von der Aufsicht sorgfältig auf
die Tragfähigkeit ihrer Geschäftsmodelle überprüft werden."
SCHWENN, Kerstin (2018):
Lebenslange Rente statt Einmalzahlung,
in: Frankfurter
Allgemeine Zeitung v. 06.07.
Kerstin SCHWENN macht sich zum Sprachrohr
des Lobbyverbandes der Versicherer GDV. Die Lebensversicherer
würden von den Geldern ihrer Kunden gerne länger profitieren.
Diese aber ziehen Einmalauszahlungen der Rentenzahlung vor,
was angesichts der desolaten Lage der Lebensversicherer
vernünftig ist.
Um den Profitinteressen der
Lebensversicherer einen Hauch von Wissenschaftlichkeit zu
verpassen, wurde das Gutachten
Bedarfsgerecht, aber unbeliebt
von
Jochen RUß, Geschäftsführer des "Ulmer Instituts für Finanz-
und Aktuarwissenschaften" in Auftrag gegeben. Dabei handelt es
sich nicht etwa - wie der Namen vermuten ließe, um ein
wissenschaftliches Institut, sondern um ein
"Beratungsunternehmen".
Die steigende
Lebenserwartung wird als Argument für Rentenauszahlungen
missbraucht. Derzeit wäre es wesentlich sinnvoller das Geld
einer Lebensversicherung als freiwillige Einzahlung in die
Rentenversicherung zu nutzen. Natürlich wissen das die
Lebensversicherer nur zu gut, denn sonst müssten sie nicht so
viel Werbung für ihr schlechtes Produkt machen!
ENZ, Werner (2018): Lebensversicherungen im Abseits.
Für Versicherer bietet
zurzeit einzig der boomende chinesische Markt ein starkes
Wachstumsfeld,
in:
Neue Zürcher Zeitung
v. 12.07.
Werner ENZ berichtet über
die Ergebnisse der Studie
Globale Assekuranz 2017.
"Wenn (...) in
Großbritannien und zunehmend in Kontinentaleuropa
Versicherungen in den Run-off, also die Abwicklung
bestehender Verträge, geschickt werden, dürfte das
Prämienaufkommen weiter sinken. Statt sich in Deutschland
graue Haare wachsen zu lassen, böte es sich für einen
internationalen Versicherer wie Generali an, seine
Positionen in aufstrebenden Märkten zu verstärken",
meint ENZ zum
Lebensversicherer Generali, der gerade in Deutschland in die
Schlagzeilen geraten ist.
HANDELSBLATT-Wochenendthema:
Magere Zeiten.
Was Lebensversicherungen jetzt
noch bringen. Plus: Das große Gespräch mit Allianz-Chef Oliver
Bäte |
HERZ, Carsten
(2018): Niedergang eines Klassikers.
Die Lebensversicherung war lange
Zeit der Deutschen liebste Geldanlage. Doch der Reiz der Policen
geht in der Ära chronischer Niedrigzinsen völlig verloren. Erste
Konzerne trennen sich von ihren Beständen - und verunsichern damit
die Verbraucher erst recht. Ist das Produkt noch zu retten?
in:
Handelsblatt v. 13.07.
"Zum Garantiezins von
2004 werfen 30-jährige Verträge bei 100 Euro monatlicher
Einzahlung knapp 100.000 Euro ab, im besten Fall sogar
116.000 Euro. Inzwischen sind es laut dem Branchendienst
Map-Report weniger als 79.000 Euro im Marktschnitt",
berichtet Carsten HERZ über
den Niedergang der Rendite bei Lebensversicherungen, obwohl
2004 bereits die besten Zeiten vorbei waren:
"Zwischen 1994 bis zum
Jahr 2000 Lag er noch bei vier Prozent, mittlerweile beträgt
er nur noch 0,9 Prozent",
heißt es bei HERZ zur
Entwicklung des Garantiezinses.
Die Lebensversicherer sprechen hier von Höchstrechnungszins.
Der Artikel ist insofern irreführend, weil nicht zwischen
einer Kapitallebensversicherung und einer Rentenversicherung
unterschieden wird. Beides sind völlig unterschiedliche
Produkte. Während erstere ursprünglich für eine einmalige
Auszahlung gedacht war, soll letztere eine lebenslange
Auszahlung garantieren. Dass Lebensversicherungen zu
Altersvorsorgeprodukten umfunktioniert wurden, ist das
eigentliche Problem der Lebensversicherer. Das aber wird bei
HERZ ausgeblendet - oder was noch schlimmer ist: durcheinander
gebracht.
Nur weil
Lebensversicherungen - ihrer eigentlichen Intension zuwider,
im Zuge der Teilprivatisierung der gesetzlichen
Rentenversicherung zu Altersvorsorgeprodukten umfunktioniert
wurden, haben nun die Lebensversicherer mit den Folgen des
demografischen Wandels zu kämpfen. Dabei behaupteten sie im
Zuge der Durchsetzung der Teilprivatisierung, dass der
demografische Wandel bei kapitalgedeckten Systemen - im
Gegensatz zu umlagefinanzierten Systemen - keine Probleme
hätten. Das Gegenteil war aber bereits im Jahr 2001 am
Beispiel Japans zu sehen:
"Ein Blick nach Japan, wo
der Zins seit mittlerweile zwei Jahrzehnten verschwunden
ist, zeigt, was droht. Dort sind 2001 gleich fünf
Versicherer pleitegegangen",
schreibt HERZ. Das Beispiel
Japan zeigt, dass Niedrigzinsphasen keineswegs ein
europäisches Novum sind. Die Schuld auf die EZB zu schieben,
wie es die Lebensversicherer zu ihrer Entlastung tun, ist
deshalb verlogen.
Der Artikel krankt also
daran, dass zwei verschiedene Phänomene so behandelt werden,
als ob es eines wäre. Dadurch werden verschiedene
Ursachenphänomene aufgrund von Produktzuschneidungen
ausgeblendet. Lediglich bei Rentenversicherungen sind
Veränderungen der Lebenserwartung relevant,
Kapitallebensversicherungen mit Einmalauszahlungen sind davon
jedoch gar nicht betroffen. Das Problem der hohen
Garantiezinsen mit 4 Prozent betrifft jedoch lediglich
Kapitallebensversicherungen, da nach 2000 diese Zeiten der
hohen Garantiezinsen bereits vorbei waren.
Es ist deshalb mehr als
erstaunlich, dass nun der Geburtenrückgang von den Lobbyisten
der Lebensversicherer zum Problemfall erhoben wird, obwohl
dies bei der Einführung der Teilprivatisierung vehement
bestritten wurde.
"Das größte Problem sind
nicht die Niedrigzinsen,
sondern die nicht geborenen Kinder in Deutschland",
schwadroniert nun HERZ
angesichts eines Pamphlets der
Unternehmensberatung KPMG:
"Die Zahl der
Neuabschlüsse ist seit 2014 um gut zehn Prozent
zurückgegangen, von damals 5,5 auf 4,9 Millionen neue
Verträge im vergangenen Jahr. Und nach einer Studie (...)
werden die Prämieneinnahmen der Lebensversicherer in
Deutschland angesichts dieser demografischen Entwicklung bis
zum Jahr 2030 voraussichtlich um rund sechs Milliarden Euro
einbrechen.
(...) In der Altersgruppe der 25- bis 54 Jährigen ist bis
zum Jahr 2060 ein Rückgang um 10.7 Millionen Menschen in
Deutschland zu erwarten. (...). Diese Alterskohorte ist für
Lebensversicherer besonders wichtig, weil (...) die meisten
Versicherungen abgeschlossen und die meisten Beiträge
eingezahlt werden."
In dieser Argumentation
wird der selbstverschuldete Einbruch bei den
Lebensversicherern aufgrund der Unlukrativität der Policen mit
Spekulationen zur Bevölkerungsentwicklung vermengt.
Die letzten Bevölkerungsvorausberechnungen waren bereits bei
ihrer Publikation überholt, was die Geburtenentwicklung
betrifft. Von daher sind Annahmen bis 2060 lediglich
Kaffeesatzleserei.
"Gleichzeitig steigt die
Lebenserwartung von Generation zu Generation. (...). Was für
die einzelnen Menschen eine gute Nachricht ist, bedeutet für
die Versicherer, dass sie immer mehr Geld zurücklegen
müssen, um die Privatrenten zu bezahlen. Also jene
Lebensversicherungspolicen, bei denen das angesparte Kapital
nicht au einen Schlag zur Auszahlung kommt, sondern in einer
garantierten lebenslangen Rente",
erklärt uns HERZ. Da
wundert es umso mehr, wenn die Versicherer kürzlich darüber
klagten, dass zu wenig Menschen ihre Rentenversicherung als
lebenslange Rente, sondern als Einmalzahlung ausbezahlen
lassen.
"Nach einer aktuellen
Forsa-Umfrage für den GDV entscheiden sich (...) rund zwei
Drittel der Deutschen bei Fälligkeit ihrer privaten
Rentenversicherung für eine einmalige Kapitalzahlung – und
gegen eine lebenslange Rente",
heißt es in einer
Pressemitteilung der GDV. Wenn die
Argumentation von HERZ richtig wäre, dann müssten die
Lebensversicherer im Gegenteil für Einmalzahlungen plädieren
statt für lebenslange Renten.
"Wichtiges Element der
Aufsicht ist die intensivierte Aufsicht, der derzeit 34
Lebensversicherer unterliegen. Unternehmen, bei denen sich
aus der jährlichen Prognoserechnung ergibt, dass sie mittel-
bis langfristig finanzielle Schwierigkeiten haben könnten,
müssen der BaFin halbjährig einen Sachstandsbericht zur
wirtschaftlichen Entwicklung über einen mittel- und
langfristigen Zeithorizont vorlegen" (S.15),
heißt es im
Evaluierungsbericht zum Lebensversicherungsreformgesetz
(LVRG) des Bundesfinanzministeriums. Welche Lebensversicherer
unter verschärfter Aufsicht stehen, wird geheim gehalten.
Lediglich der Lebensversicherer Generali, der sich gerade von
seinen ungeliebten Altbeständen trennen will und die
Abwicklung der Abwicklungsplattform Viridium überlassen will,
und Debeka bekennen sich offen dazu, dass sie unter
verschärfter Aufsicht stehen.
Die Bafin soll in erster
Linie die Interessen der Lebensversicherer schützen, was zu
Lasten der Versicherten geht. Der Trend geht in allen Fällen
dahin, dass die Risiken komplett den Versicherten zugemutet
werden:
"Die neuen Angebote
kommen ohne Garantiezins aus. Die Versicherer versprechen
(...) meist nur die Rückzahlung des eingesetzten Kapitals,
werben dafür aber mit höheren Renditechancen."
Ob die Lebensversicherer
jedoch höhere Renditen erwirtschaften ist ungewiss. Das Risiko
trägt allein der Versicherte und die Lebensversicherer sind
fein raus. HERZ versucht hinsichtlich der Gefahren für die
Lebensversicherer zu beschwichtigen, schließlich muss er nicht
dafür gerade stehen, wenn es trotzdem schief geht. Die
Ratschläge des Handelsblatts nutzen in erster Linie den
Lebensversicherern. Der Tenor lautet: Sollte die
Lebensversicherungsbranche doch in die Krise geraten, dann
soll es der Staat richten!
HERZ, Carsten
(2018): Police verkauft - was nun?
HB-Wochenendthema Krise der
Lebensversicherung: Rechte beim Verkauf,
in:
Handelsblatt v. 13.07.
AFHÜPPE, Sven/HERZ,
Carsten/SCHNELL, Christian
(2018): "Redet die Lebensversicherung nicht tot!"
HB-Wochenendthema Krise der
Lebensversicherung: Der Chef von Europas größter Assekuranz,
Oliver Bäte, spricht über die Zukunft der Lebensversicherung,
die Umbaupläne des Dax-Konzerns und die Gefahr eines
Handelskriegs zwischen China und den USA,
in:
Handelsblatt v. 13.07.
KLEMM, Thomas (2018):
"Mit Altersvorsorge spielt man
nicht".
Heinz-Peter Roß kauft Millionen
Lebensversicherungen und legt sie dann still. Das klingt schlimmer,
als es ist,
in: Frankfurter
Allgemeine Sonntagszeitung v. 22.07.
KRÜGER,
Anja
(2018): Verrechnet, aber richtig.
Abzocke: Versicherer wollen
weniger von ihren Gewinnen rausrücken. Schuld daran sollen die
Niedrigzinsen sein,
in: Freitag
Nr.30 v. 26.07.
Anja KRÜGER berichtet über
die Position des Bundes der Versicherten und dessen Sicht auf
das BGH-Urteil vom Juni zur Beteiligung der Versicherten an
den Bewertungsreserven der Lebensversicherer.
Wer in den 1990er Jahren
oder zu Beginn des Jahrtausends eine klassische
Kapitallebens- oder eine private Rentenversicherung
abschloss, bekam von den Anbietern die Garantie, dass die
Beiträge und as angesammelte Kapital - je nach Abschlussjahr
- mit bis zu vier Prozent verzinst werden. Damals priesen
die Anbieter die Verträge gerade damit an, dass
Lebensversicherungen auch in schlechten Kapitalmarktzeiten
rentabel seien. Heute (...) lohn sich (ein Abschluss) nicht
mehr; einen alten Vertrag zu behalten, aber umso mehr.
Das zeigt die Krise des Geschäftsmodells
Lebensversicherung",
meint Anja KRÜGER. Die
Lebensversicherer haben sich verkalkuliert, so die Sicht des
Bundes der Versicherten, aber statt dafür einzustehen, sollen
die Kunden für die Probleme zahlen. Das BGH hat dieses Modell
der Abzocke für rechtens erklärt. Dieses Prinzip wurde bereits
bei der Bankenrettung praktiziert. 2011 wurde die
Zinszusatzreserve auf Wunsch der Lebensversicherer eingeführt,
um deren Profite zu sichern. Nun soll sie aus dem gleichen
Grund reduziert werden. Die Grünen beschränken ihre Kritik wie
der Bund der Versicherten auf kosmetische Korrekturen.
Konsequent wäre die Streichung der Förderung der
kapitalgedeckten Altersvorsorge, wenn die Finanzdienstleister
nicht in der Lage sind ihre vollmundig gegebenen Versprechen
auch in schwierigerer Lage einzulösen. KRÜGER verweist darauf,
dass die Renditen der Lebensversicherer - trotz aller Jammerei
- immer noch hoch sind.
HEFER, Cornelia (2018): Die Branche bringt sich für die Nahles-Rente
in Stellung.
"Initiative Vorsorge" heißt der
neue Zusammenschluss für das Sozialpartner-Modell von Alte
Leipziger, 1871, der Bayerischen und dem Volkswohl Bund. Für die
Geldanlage an den internationalen Märkten arbeitet die Gruppe mit
HSBC zusammen. Mit der neuen Kooperation gibt es jetzt fünf
verschiedene Konsortien, die schon Produkte vorgestellt haben – oder
noch an konkreten Lösungen arbeiten,
in:
versicherungsjournal.de
v. 27.07.
FROMME, Herbert (2018):
Runter mit den Provisionen.
Versicherungsvermittler: Nötig
sind Vertreter, die wirklich beraten wollen und nicht nur verkaufen,
in: Süddeutsche
Zeitung v. 30.07.
"Großbritannien, die Niederlande
und die nordischen Länder haben reagiert und Provisionen auf
Lebensversicherungen verboten. Die Bundesregierung sollte ebenfalls
entschlossen handeln", fordert Herbert FROMME, als ob damit die
Probleme der Altersvorsorge gelöst wären.
LANGENBERG, Britta (2018):
Auflösungserscheinungen.
Die Axa kündigt Tausenden Kunden
ihre Unfall-Kombirente auf. Das ist bitter für die Betroffenen - und
offenbart die Probleme einer ganzen Produktgruppe,
in: Capital,
August
FROMME, Herbert
(2018): Digital und trotzdem teuer.
Die Allianz zielt in der
Lebensversicherung auf junge Kunden,
in: Süddeutsche
Zeitung v. 01.08.
MAGENHEIM, Thomas
(2018): Allianz bekennt sich zu deutschen Kunden.
Lebensversicherungen bleiben im
Haus,
in: Frankfurter
Rundschau v. 04.08.
Thomas MAGENHEIM berichtet
über die Allianz, die bei der Abwälzung von Risiken auf ihre
Kunden in Deutschland eine Vorreiterrolle innehat
und alles andere als günstig ist.
Während für Deutschland der Verkauf von Altbeständen derzeit
ausgeschlossen wird, hält sich die Allianz in anderen Ländern
nicht daran:
"Bereits vor zwei Jahren
hatte die Allianz in Südkorea einen solchen Bestand
abgestoßen. Nun wurde auch in Taiwan ein
Lebensversicherungsportfolio verkauft und das unter einigen
Schmerzen."
Was ist das Wort eines
Managers der Allianz also Wert?
PFEIFFER,
Hermannus (2018): Lebensversicherer unter Beobachtung.
Der Ausverkauf alter Verträge an
Finanzinvestoren ruft die Bundesfinanzaufsicht auf den Plan,
in: Neues
Deutschland v. 10.08.
"Jetzt kommt Axa. Der
französische Versicherungsriese will sich von einem Teil
seines Lebensversicherungsbestandes trennen. Dazu soll die
irische Tochtergesellschaft an den Londoner Finanzinvestor
Cinven verkauft werden. Im Gepäck sind unter anderem 230.000
deutsche Verträge,
meldete der Fachinformationsdienst »Versicherungsjournal«
kürzlich",
schreibt Hermannus PFEIFFER
zum externen Run-off von "Twin-Star"-Policen, der in
Deutschland - im Gegensatz zu anderen Verkäufen von
Altbeständen -
keine große Nachricht mehr war.
"Unter dem Strich soll
für Generali ein kleiner Gewinn von 275 Millionen Euro
verbleiben.
Solche bescheidenen Zahlen stoßen auf Skepsis. Der frühere
Versicherungsmanager
Holger Balodis wirft der Branche »legalen Betrug« vor.
(...). Die jüngsten Zahlen der Generali scheinen Balodis
recht zu geben: Der Versicherungsriese hat im ersten
Halbjahr mit netto 1,3 Milliarden Euro so viel Gewinn
erwirtschaftet wie seit zehn Jahren nicht mehr",
meint PFEIFFER zum Run-Off
bei Generali.
KROHN, Philipp
(2018):
Was steigt, ist Definitionssache.
Verbraucherschützer regen Debatte
über Provisionen an,
in: Frankfurter
Allgemeine Zeitung v. 11.08.
Der Artikel von Philipp KROHN offenbart,
dass Berechnungen in politischen Debatten nicht als
falsch/richtig oder gar wahr/unwahr einzuordnen sind, sondern
ausschließlich aufgrund ihrer Interessenlage. KROHN erregt
sich über die Stellungnahme des Bundes der Versicherten (BdV)
zur "Evaluierung der Lebensversicherungsreform 2014", damit
macht er sich zugleich zum Sprachrohr des Lobbyverbandes der
Versicherungswirtschaft und der Versicherungsvermittler. In
dem Artikel stellt KROHN die Sicht von
Versicherungsvermittlern, des BdV, der GDV und eines
Versicherungsmathematiker, der als "unabhängig" klassifiziert
wird. Keiner ist jedoch unabhängig, sondern alle Standpunkte
sind interessengeleitet, wobei sich gewisse Interessen
diametral entgegen stehen. Dies gilt insbesondere für die
Interessen der Versicherten, deren Höhe der Altersvorsorge von
der Profitgier der Lebensversicherer und den Interessen nach
einem möglichst hohen Einkommen der Versicherungsvermittler
geschmälert wird. Die von KROHN in den Raum geworfene Frage
nach einer "fairen Bezugsgröße" ist hier lediglich eine
Nebelkerze. Es gibt nur Bezugsgrößen, die entweder der einen
oder der anderen Seite gerechter werden.
Wenn man auf dem Standpunkt
steht, dass die Altersvorsorge in der Hand der
Lebensversicherer grundsätzlich nichts zu suchen hat, dann ist
dieser Streit sowieso nur Ablenkungsmanöver von
grundsätzlicheren Frage zur Sicherstellung der Altersvorsorge.
ENZ, Werner
(2018): Weitere Schwächung des Schweizer BVG-Systems.
Die Lebensversicherer und ihre
Kunden leiden unter der Umverteilung - die beklagenswerten
Zinsverhältnisse als Hypothek,
in:
Neue Zürcher Zeitung v.
10.09.
KROHN, Philipp (2018):
Markt für Lebensversicherungen wird immer enger.
Allianz setzt sich von
Wettbewerbern ab. Viele können sich renditereiche Kapitalanlagen
nicht leisten,
in: Frankfurter
Allgemeine Zeitung v. 13.09.
Philipp KROHN stellt Ergebnisse einer Analyse von
Carsten ZIELKE vor, bei der 84 Lebensversicherer untersucht wurden.
TAUBER, Jonas
(2018): Entlastung für Lebensversicherer.
Bundesregierung kündigt neue
Regeln für die Zinszusatzreserve an,
in: Süddeutsche
Zeitung v. 13.09.
Jonas TAUBER berichtet über ein weitgehendes
Entgegenkommen der Regierung gegenüber der Versicherungswirtschaft.
Während Beschränkungen der Provisionen erst 2019 kommen sollen (wenn
überhaupt!), soll die Entlastung der Versicherungswirtschaft bei der
Zinszusatzreserve lautlos durchgewinkt werden. Dafür steht Olaf
SCHOLZ, der angeblich die gesetzliche Rente stärken will.
HERZ, Carsten
(2018): Wenig Licht, viel Schatten.
Die Niedrigzinsen setzen die
Lebensversicherer unter Druck. Eine Studie wertet wichtige
wirtschaftliche Kennziffern der Unternehmen aus,
in:
Handelsblatt v. 17.09.
Carsten HERZ berichtet über die Ergebnisse eines
Vergleichs der Kennzahlen der 12 wichtigsten deutschen
Lebensversicherer, den Hermann WEINMANN vom Institut für
Finanzwirtschaft an der Hochschule Ludwigshafen am Rhein
durchgeführt hat.
RITTER, Johannes (2018):
Nestlé verkauft Lebensversicherer für 1,6 Milliarden Dollar.
Der hohe Preis überrascht,
in: Frankfurter
Allgemeine Zeitung v. 19.09.
Johannes RITTER berichtet über den Verkauf des
Lebensversicherers Gerber Life an die Western & Southern Financial
Group.
KROHN, Philipp (2018):
Lebensversicherern winkt Entlastung.
Bundesfinanzministerium will
Kalkulation der Zusatzreserve ändern. Risikogewinne werden immer
wichtiger,
in: Frankfurter
Allgemeine Zeitung v. 20.09.
Die SZ berichtete bereits
vor einer Woche über das schnelle
Entgegenkommen des Finanzministeriums auf die Wünsche der
Versicherungswirtschaft. Den Wegfall des geplanten
Provisionsdeckels verschweigt Philipp KROHN lieber ganz. Damit
hat sich die SPD - und insbesondere Olaf SCHOLZ - eines
Druckmittels beraubt und zeigt, dass es ihr mit der Stärkung
der gesetzlichen Rente nicht sehr ernst ist. Das passt zur
derzeitigen desaströsen Lage der SPD, die gerne betont wie
wichtig ihnen Sachthemen seien, aber dann jeder Konfrontation
aus dem Weg gehen!
Hinter dem Begriff
"Risikogewinne" verbirgt sicht eine Sache, die zeigt wie die
Versicherungswirtschaft sich zu Lasten ihrer Versicherten
bereichern kann.
Risikogewinne ergeben sich nämlich immer dann, wenn die
"kalkulierten und tatsächlichen Kosten" auseinanderklaffen.
Oder anders formuliert: wenn bei Lebensversicherungen
Sterbetafeln verwendet werden, die mit einer viel höheren
Lebenserwartung kalkulieren als die tatsächliche
Lebenserwartung der Versicherten. Über das Ausmaß dieser
Profite zu Lasten der Versicherten schweigt KROHN, denn ihm
geht es einzig um die Stabilität der Lebensversicherer und
nicht um die Belange der Versicherten. Als Quelle gibt er
einen Zeitschriftenartikel von Hermann WEINMANN an, der sich
in einer betriebswirtschaftlichen Analyse erschöpft. Die
Frage, inwiefern sich die Lebensversicherer ihre Stabilität
auf Kosten der Versicherten erkaufen, stellt sich in einer
solchen Sichtweise erst gar nicht. Aus diesem Grund betrachtet
KROHN die große Koalition als Glücksfall der deutschen
Lebensversicherer.
HOYER, Niklas (2018): Nicht alle sind schlecht.
Geringe Erträge, hohe Kosten:
Lebensversicherungen haben einen zweifelhaften Ruf - und
Niedrigzinsen konsolidieren die Branche. Ein exklusives Rating
zeigt, welche Anbieter der Krise standhalten,
in:
WirtschaftsWoche Nr.42 v. 12.10.
"Scharnhauser Park in Ostfildern (...).
Auf einem ehemaligen US-Militärgelände südlich von Stuttgart
sollen bis 2022 insgesamt 145 Mietwohnungen in grauen
Blöcken mit lang gezogenen weißen Balkonen entstehen.
Das Besondere an dem Vorhaben: Die Bewohner werden mit ihrer
Miete, geplant sind 13 Euro pro Quadratmeter, die Renditen
von vier Millionen Kunden der R+V Lebensversicherung
absichern. Die R+V ist Eigentümerin des Wohnprojekts. Sie
hat einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag investiert
- und baut ihr Engagement in Immobilien massiv aus",
erklärt uns
Niklas
HOYER. Was als Beruhigungspille gedacht ist, ist eher
beängstigend, denn die nächste, und deutlich größere
Finanzkrise, wird nicht mehr allein durch eine Immobilien- und
Bankenkrise ausgelöst werden, sondern von der
Altersvorsorgebranche, die mit ihrem Kapital nicht wer weiß
wohin und deshalb nicht nur in einen überteuerten
Immobilienmarkt investiert, sondern auch in viele andere
gefährliche Abenteuer Geld investiert.
"Wohnraum bleibt in den
Städten vorerst knapp, was die Nachfrage selbst bei
steigenden Zinsen - und teueren Krediten - kaum einbrechen
lassen dürfte.
Auch Marktführer Allianz setzt neue Akzente, um seine
Zinsversprechen einzuhalten: auf Investments in Immobilien,
in Infrastruktur (Autobahnen in Frankreich, ein
Abwassertunnel in London) und erneuerbare Energien (...).
Die Lebensversicherer wollen den Vorteil ausspielen, dass
Kunden ihnen, im Gegensatz zu den Banken, langfristig Geld
anvertrauen",
meint HOYER. Ob die
Lebensversicherer dieses Vertrauen der Kunden nicht mit ihren
Abenteuern gefährden, das werden die nächsten Jahre zeigen.
"Nur finanzstarke
Anbieter sind für die Herausforderungen gerüstet. (...). Das
seit 1997 jährlich veröffentlichte, vom Wiener
Finanzwissenschaftler Jörg Finsinger entwickelte
Lebensversicherungs-Rating der WirtschaftsWoche spürt solche
Anbieter auf. Das Hamburger Ratinghaus softfair analyse
erstellt die Auswertung",
erklärt HOYER das Rating,
das die künftige Leistungsfähigkeit von 61 Lebensversicherern
aus Kundensicht zu progostizieren beansprucht. Wir werden
sehen, welche der Lebensversicherer, die den Herausforderungen
gewachsen sein sollen und mit fünf Sternen versehen werden,
tatsächlich überleben werden. Das Rating ist zudem sehr
eingeschränkt, weil nur klassische Verträge mit Garantiezins
und nicht fondsgebundene Policen gemeint sind. Das Rating
könnte also schon bald seinen Wert durch mangelnde
Vergleichbarkeit mit der Vergangenheit völlig verlieren.
HOYER, Niklas (2018): Bleiben oder gehen?
Viele Lebensversicherte sind
unzufrieden. Warum eine Kündigung der Verträge meist nicht ratsam
ist, welche Alternativen es gibt,
in:
WirtschaftsWoche Nr.42 v. 12.10.
SCHNELL, Christian
(2018): Flexibilität als Lockmittel.
Die Lebensversicherung gilt als
starr. Neue Produkte sollen nun flexible Einzahlungen und sogar
Auszahlungen ermöglichen. Umsonst gibt es diesen Service allerdings
nicht,
in:
Handelsblatt v. 16.10.
KROHN, Philipp & Manfred
SCHÄFERS (2018): Entlastung für Lebensversicherer.
Die erzwungene Zusatzreserve wird
abgeschwächt,
in: Frankfurter
Allgemeine Zeitung v. 19.10.
KROHN & SCHÄFERS berichten über einen weiteren
Sieg der Lebensversicherer, deren Lobbyverband Deutsche
Aktuarvereinigung die Rechtfertigung der Verordnung geliefert hat,
die Olaf SCHOLZ (SPD) nun durchgewinkt hat. Die Zinszusatzreserve
(ZZS) war einst von der Versicherungswirtschaft als Abwehr gegen
weitreichendere Regulierungen gedacht gewesen. Weil aber die
Niedrigzinsphase länger als erwartet dauerte, soll die nun
abgespeckt werden. Die Versicherten werden davon am wenigsten
profitieren, denn es geht vorrangig um die Profitsteigerung.
KRIEGER,
Friederike (2018): Ausstieg in Raten.
Ein Versicherungsexperte will den
Verkauf von alten Policen attraktiver gestalten,
in: Süddeutsche
Zeitung v. 22.10.
Run-offs bei Lebensversicherern
haben einen schlechten Ruf, weshalb unsere neoliberalen
Wirtschaftsjournalisten an einer Verbesserung gelegen ist. Der
Artikel zeigt jedoch, dass selbst Insider wie Arndt GOSSMANN, der
acht Jahre beim Abwickler Darag tätig war, die Finger lieber weg
lässt vom Geschäft mit Lebensversicherungsaltbeständen.
KROHN, Philipp (2018):
Immer weniger Versicherungsvermittler in Deutschland.
Zahl nähert sich allmählich der
Marke von 200.000. Makler halten tapfer ihre Position,
in: Frankfurter
Allgemeine Zeitung v. 24.10.
"Während Vertreter im
Lager des Anbieters stehen, vertritt der Makler die
Interessen des Kunden. Aber so differenziert sehen es die
wenigsten Schulabgänger",
klagt Philipp KROHN als
Sprachrohr der Finanzdienstleister. Makler vertreten aber
nicht die Interessen der Kunden, sondern der
Finanzdienstleistungsbranche. Selbst wenn sie selbstlos wären,
können Makler nur das anbieten, was der Markt anbietet und
nicht das, was im Interesse derjenigen wäre, die sich
berechtigte Sorgen um ihre Alterssicherung machen. Aber so
differenziert sehen das Verfechter der privaten Altersvorsorge
leider nicht!
KROHN, Philipp (2018):
Versicherer verweigern Transparenz,
in: Frankfurter
Allgemeine Zeitung v. 24.10.
Transparenz und Profitinteresse sind selten
miteinander vereinbar, weshalb es kaum verwundert, dass die
Basisinformationsblätter der Lebensversicherer die Transparenz nicht
erhöht haben, obwohl sich doch vorher alle so viel davon versprochen
hatten - insbesondere die von der Regierung gesponserten
Verbraucherschützer.
CAPITAL-Titelgeschichte:
Genug Geld für später.
Viele fragen
sich: Reicht meine Rente? Ein Leitfaden für Ihre Vorsorge |
LANGENBERG, Britta
(2018): Lichtblicke.
Lebensversicherer sollen weniger
Geld für Altgarantien bunkern. Das stabilisiert die Anbieter - und
beschert den Kunden auf absehbare Zeit auch bessere Chancen,
in: Capital,
November
ENZ, Werner (2018):
Zurich setzt auf Leben-Geschäft.
Versicherer profitiert von einer
forschen Wachstumsstrategie,
in:
Neue Zürcher Zeitung v.
09.11.