Einführung
Vor der Teilprivatisierung
der Altersvorsorge wurde mit hohen Renditeversprechungen für die
kapitalgedeckte Altersvorsorge als bessere Alternative zur
gesetzlichen Rentenversicherung geworben (vgl.
Axel BÖRSCH-SUPAN 1997). Diese kommentierte
Bibliografie soll die Entwicklung der Lebensversicherer als
einem zentralen Akteur der betrieblichen und privaten
Altersvorsorge anhand der öffentlichen Debatte nachvollziehbar
machen.
Übersicht: Journalisten, die in der Mainstreampresse über
Lebensversicherer berichten
Tabelle:
Journalisten, die in der Mainstreampresse über
Lebensversicherer
berichten |
Zeitung/Zeitschrift |
Journalist/-innen |
Weitere Medien,
in
denen die Journalisten
berichten |
Capital |
LANGENBERG, Britta |
|
Frankfurter
Allgemeine Zeitung |
KROHN,
Philipp |
|
Handelsblatt |
HERZ, Carsten |
|
REZMER, Anke |
|
SCHNELL, Christian |
|
Neue Zürcher
Zeitung |
ENZ, Werner |
|
Süddeutsche Zeitung |
FROMME,
Herbert |
Herbert Frommes
Versicherungsmonitor |
GENTRUP, Anna |
KRIEGER, Friederike |
TAUBER, Jonas |
Welt |
KUNZ, Anne |
|
|
Übersicht:
Politiker, die sich in den Parteien mit den Lebensversicherern
befassen
Tabelle:
Politiker, die sich in den Parteien mit den
Lebensversicherern befassen |
Politiker |
Partei |
BIRKWALD, Martin
W. |
Die Linke |
SCHICK, Gerhard |
Bündnis 90/Die
Grünen |
|
Übersicht: Lobbyisten und Institutionen im
Bereich der Lebensversicherer
Tabelle:
Lobbyisten und Institutionen im Bereich der
Lebensversicherer |
Organisation/Unternehmen |
Tätigkeit |
AfW Bundesverband
Finanzdienstleistungen e.V. |
Berufsständige
Interessenvertretung von Versicherungsmakler und -
vertreter, Kapitalanlage- und Finanzvermittler sowie
Finanzdienstleistungsinstitute. |
Assekurata |
Ratingagentur |
Bund der
Versicherten e.V. |
Verbraucherschutzorganisation |
Bundesanstalt für
Finanzaufsicht (BaFin) |
Versicherungsaufsicht, die dem
Bundesfinanzministerium untersteht |
Bundesverband
Deutscher Vermögensberater e.V. |
|
Bundesverband der
Deutschen Versicherungskaufleute e.V. (BVK) |
Berufsständige
Interessenvertretung der Versicherungsvermittler |
Bundesverband
Deutscher Versicherungsmakler e.V. (BDVM) |
Bis 2018 Verband
Deutscher Versicherungsmakler e.V.. Berufsständige
Interessenvertretung der Versicherungsmakler |
Bundesverband
Vermögensanlagen im Zweitmarkt Lebensversicherungen
e.V. (BVZL) |
Politische
Interessenvertretung der
Aufkäufer von Lebensversicherungen, z.B. Policen
Direkt |
Deutsche
Aktuarvereinigung e.V. |
|
Finanzausschuss des Bundestags |
Federführende
Beratung bei Gesetzen zur Finanzmarktregulierung |
Gesamtverband der
Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) |
Politische
Interessenvertretung
der Versicherungswirtschaft |
Verband
öffentlicher Versicherer |
Politische
Interessenvertretung der öffentlichen Versicherer |
Verbraucherzentrale
Bundesverband e.V. |
Verbraucherschutzorganisation |
Verbund Deutscher
Honorarberater (VDH) |
Berufsständische
Interessenvertretung der Honorarberater |
VersicherungsJournal |
Informationsdienst
für die Versicherungsbranche, u.a. Map-Report |
|
Übersicht: Marktanteile der 10 größten
Lebensversicherer des Jahres 2001 im Jahr 1985 und 2016
Tabelle:
Entwicklung der Marktanteile der 10 größten
Lebensversicherer des Jahres 2001
im Vergleich zu 1985 und 2016 |
Lebensversicherungsunternehmen |
2001 |
1985 |
2016 |
Marktanteil |
Rang |
Marktanteil |
Rang |
Marktanteil |
Rang |
Allianz |
13,32 % |
1 |
14,03 % |
1 |
20,91 % |
1 |
Hamburg Mannheimer
(Abwicklung
durch Ergo-Gruppe) |
4,62 % |
2 |
6,78 % |
2 |
- |
- |
Aachener und
Münchner |
4,49 % |
3 |
2,65 % |
10 |
5,68 % |
3 |
R + V |
4,17 % |
4 |
3,90 % |
4 |
5,90 % |
2 |
(Zurich) Deutscher
Herold |
4,03 % |
5 |
2,34 % |
14 |
4,07 % |
4 |
Victoria
(Tochtergesellschaft der Ergo-Gruppe) |
3,49 % |
6 |
3,67 % |
7 |
- |
- |
Volksfürsorge
(Übernahme
durch Generali) |
3,48 % |
7 |
6,60 % |
3 |
3,66 % |
6 |
Axa |
3,16 % |
8 |
3,71 % |
6 |
3,15 % |
7 |
Debeka |
2,84 % |
9 |
1,43 % |
21 |
3,96 % |
5 |
DBV Winterthur |
2,62 % |
10 |
2,95 % |
9 |
- |
- |
Bayern-Versicherung |
2,53 % |
12 |
2,21 % |
15 |
3,13 % |
8 |
Ergo |
- |
- |
- |
- |
2,95 % |
9 |
Alte Leipziger |
- |
- |
- |
- |
2,74 % |
10 |
|
Quelle: BAFIN
(2002): Geschäftsbericht 2001, Teil 2, S.10: 1985 und
2001;
BAFIN (2018):
Erstversicherungsstatistik 2016, Gesamtausgabe PDF,
S.11 |
Übersicht:
Entwicklung der Riester-Verträge in Deutschland
Tabelle:
Anzahl der Riesterverträge 2001-2018 (in Tausend) |
Jahr |
Versicherungsverträge |
Gesamtzahl aller
Riester-Verträge |
2001 |
1.400 |
1.400 |
2002 |
2.998 |
3.322 |
2003 |
3.451 |
3.889 |
2004 |
3.557 |
4.086 |
2005 |
4.524 |
5.358 |
2006 |
6.388 |
7.970 |
2007 |
8.194 |
10.596 |
2008 |
9.285 |
12.248 |
2009 |
9.995 |
13.454 |
2010 |
10.484 |
14.462 |
2011 |
10.998 |
15.426 |
2012 |
11.023 |
15.746 |
2013 |
11.013 |
16.000 |
2014 |
11.030 |
16.293 |
2015 |
10.996 |
16.489 |
2016 |
10.931 |
16.570 |
2017 |
10.867 |
16.593 |
2018 |
|
|
|
Quelle:
Bundesarbeitsministerium
(Stand: 10.04.2018) |
Kommentierte Bibliografie (1997 - 2015)
1997
BÖRSCH-SUPAN, Axel (1997): Eine umfassende Verpflichtung zur
Solidarität. Das Festhalten am Umlageverfahren gefährdet den
Generationenvertrag - Kapitaldeckung ist möglich und
vorteilhaft. In: Annette Lepenies (Hrsg.) Alt und Jung: Das
Abenteuer der Generationen, Basel/Frankfurt a/M: Stroemfeld
Verlag, S.34-40
Axel BÖRSCH-SUPAN
plädiert für einen Umstieg vom Umlageverfahren auf die
Kapitaldeckung und verspricht für die kapitalgedeckte Rente
weit höhere Renditen als das jetzige Umlageverfahren:
"Um
während eines 40jährigen Erwerbslebens das Deckungskapital
für eine Rente auf dem heutigen Niveau zu sammeln, ist bei
einer Kapitalrendite von 5 Prozent eine Sparquote von 4,7
Prozent notwendig. Im Vergleich mit dem derzeitigen
Beitragssatz von mehr als 20 Prozent würden unsere Kinder
also nicht lange fackeln, wenn sie wählen könnten."
(1997, S.39)
Das Kapitalmarktrisiko
wird mit Blick auf die
Niederlande und
Schweiz
klein geredet.
BMAS (1997): Alterssicherungsbericht 1997. Ergänzender
Bericht der Bundesregierung zum Rentenversicherungsbericht 1997
über die Leistungen der ganz oder teilweise öffentlich
finanzierten Alterssicherungssysteme, deren Finanzierung, die
Einkommenssituation der Leistungsbezieher und das
Zusammentreffen von Leistungen der Alterssicherungssysteme gemäß
§ 154 Abs. 3 SGB VI, Bundestag-Drucksache 13/9570
1.
Alterssicherungsbericht der Bundesregierung.
Lebensversicherungen werden nur in einem kleinen Absatz erwähnt:
"Bei Versorgungsrenten von 3
000 DM und mehr wird es sich insbesondere um ehemalige
außertarifliche Arbeitnehmer handeln, für die eine zusätzliche
Umlage in Höhe von 9 % des die tarifliche Vergütung
übersteigenden Betrages zu entrichten ist, oder um Fälle, in
denen der Berechtigte Ansprüche aus einer Lebensversicherung an
die VBL abgetreten hat und aus diesem Grund sich die
Versorgungsrente um den entsprechenden Betrag der
Grundversorgung in Form der Lebensversicherung erhöht." (1997,
S.57)
Der Bericht spiegelt die Lage
der Alterssicherungssysteme im Jahr 1995 und auf
Gesetzesgrundlage 1. Juli 1997 wieder. Lebensversicherer wurden
im ersten Alterssicherungsbericht nicht als zentraler Akteur im
Rahmen der Alterssicherung begriffen.
1999
SPIEGELONLINE (1999): Riesenboom durch Angst vor Altersarmut.
Lebensversicherungen: Die Sorge der Bundesbürger um ihre private
Altersversorgung und die geplante Besteuerung von
Kapitallebensversicherungen hat der Versicherungswirtschaft in
diesem Jahr ein außerordentlich gutes Geschäft beschert. Die
Lebensversicherer rechnen bis zum Jahresende mit 7,45 Millionen
neuen Verträgen und einem Plus von insgesamt 35 Prozent im
Neugeschäft,
in: Spiegel Online v. 22.11.
2001
BMAS (2001): Alterssicherungsbericht 2001. Ergänzender
Bericht der Bundesregierung zum Rentenversicherungsbericht 2001
über die Leistungen der ganz oder teilweise öffentlich
finanzierten Alterssicherungssysteme, deren Finanzierung, die
Einkommenssituation der Leistungsbezieher und das
Zusammentreffen von Leistungen der Alterssicherungssysteme gemäß
§ 154 Abs. 3 SGB VII, Bundestag-Drucksache 14/7640
Auch der zweite
Alterssicherungsbericht der Bundesregierung erwähnt
Lebensversicherungen nur an einer Stelle:
"Insbesondere bei den
leitenden Angestellten hingegen wird hier die fehlende
Betriebsrente durch weit überdurchschnittliche private Vorsorge
ersetzt (möglicherweise auch unterstützt vom Arbeitgeber, etwa
durch eine Direktversicherung teilweise Beitragsübernahme für
Gruppenlebensversicherungen oder durch einmalige
Kapitalzahlungen beim Ausscheiden aus dem Betrieb)." (2001,
S.99).
Lebensversicherer
kommen auch in
diesem Alterssicherungsbericht nicht als zentraler Akteur der
Altersvorsorge in den Blick. Dies hat auch damit zu tun, dass
der Bericht die Lage im Jahr 1999 wiederspiegelt.
2002
BAV (2002): Geschäftsbericht 2001 des Bundesaufsichtsamts für
das Versicherungswesen, Teil B, herausgegeben von der
Bundesanstalt für Finanzaufsicht
2003
BAFIN (2003): Jahresbericht 2002,
Teil A, herausgegeben von der Bundesanstalt für Finanzaufsicht
Die BaFin führt 114
Lebensversicherer mit Geschäftstätigkeit und 18 ohne
Geschäftstätigkeit sowie 154 Pensionskassen mit
Geschäftstätigkeit und 4 ohne Geschäftstätigkeit im Jahr 2002
auf (vgl. S.103). Hinzu gekommen sind die Auffanggesellschaft
Protektor Lebensversicherungs-AG und und drei neue
Niederlassungen ausländischer Lebensversicherer.
WELTER, Patrick
(2003): Am Kapitalmarkt gibt es mehr.
Renditevergleiche lassen die Rente schlecht aussehen,
in: Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 14.08.
SCHERFF, Dyrk
(2003): Wieviel Rente bleibt mir noch?
Die
Regierung kürzt weiter: Die zehn wichtigsten Fragen zur
Altersvorsorge,
in: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung v. 26.10.
ERLENBACH, Erich
(2003): Mehr Sicherheit für Lebensversicherer.
Kommentar,
in: Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 02.12.
"Für eine
Branche, die Sicherheit verkauft, gibt es nichts
Gefährlicheres, als selbst von Unsicherheit betroffen zu
sein. Das spüren derzeit besonders die Lebensversicherer.
Fragen ihrer Bilanzierung, der Besteuerung der Erträge bei
den Kunden, des Verbraucherschutzes und die Herabsetzung des
Rechnungszinses (Garantiezins) für Neuverträge zu Beginn des
kommenden Jahres von 3,25 Prozent auf 2,75 Prozent könnten
das Geschäft vor dem Jahresende überraschend noch lähmen,
aber auch noch weiter gehörig anheizen",
erklärt uns
Erich ERLENBACH. Unsicherheit ist insbesondere durch
die Pleite der
Mannheimer Leben und die Übertragung auf die neu gegründete
Auffanggesellschaft Protektor entstanden. ERLENBACH fordert
deshalb mehr Transparenz von den Lebensversicherern, die mit
"Informationen über die Kosten, aktuelle Rückkaufwerte von
Verträgen und die Überschussbeteiligung"
zurückhaltend seien. Entsprechende Nachweise müssen nur der
Bafin, aber nicht dem Kunden offen gelegt werden.
Uns wird
z.B. von Lobbyisten der Versicherer erzählt, dass
Überschussbeteiligungen wegen steigender Lebenserwartung
gekürzt werden müssen. Der Fall der Mannheimer Leben und die
Kursverluste am Aktienmarkt zeigen dagegen, dass vor allem
Unsicherheiten am Kapitalmarkt zu Lasten der Versicherten
gehen.
2004
MAIDT-ZINKE,
Kristina (2004): Arme Alte.
Lang ist
der Lebensabend, doch immer kürzer die Rente,
in: Süddeutsche Zeitung v. 28.01.
BUNZENTHAL, Roland
(2004): Höheres Alter verteuert private Vorsorge.
Neue
Sterbetafeln lassen Beiträge der Lebensversicherung steigen.
Kritik an optimistischen Prognosen,
in: Frankfurter Rundschau v. 10.10.
"In diesem Jahr gelten
noch die Prognosen über die durchschnittliche
Lebenserwartung von 1994. Die Aktualisierung ergibt, dass
die Versicherten immer älter werden. Was den
Risikolebensversicherern nützt, beeinträchtigt die Anbieter
von Rentenpolicen. Wie stark, hat jetzt der Gesamtverband
der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) errechnet: Bei
gleichem monatlichen Beitrag sinkt im Vergleich zur
derzeitigen Kalkulation je nach Ansparzeit die garantierte
versicherte Rente um acht bis 15 Prozent",
berichtet Roland BUNZENTHAL,
der uns je ein Beispiel für einen 30-jährigen Mann bzw. Frau
vorrechnet. Uns wird erklärt, dass neben dem Rechnungszins die
Sterbetafel die jeweilige Beitragshöhe bestimmt. Die
Lebensversicherer gleichen eine Erhöhung der
"Restlebenserwartung" und damit der Rentenbezugsdauer mit dem
Absenken der Überschussbeteiligung aus.
SCHERFF, Dyrk
(2004): Die neue Rürup-Rente ist schon jetzt eine Fehlgeburt.
Vom 1.
Januar an werden Renten besteuert. Lebensversicherungen
verlieren an Reiz. Attraktiv ist hingegen die betriebliche
Altersvorsorge,
in: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung v. 25.12.
Dyrk SCHERFF sieht
in der Einführung der nachgelagerten Besteuerung die
bedeutendste Änderung im Bereich der Altersvorsorge.
FAS (2005): Gute
Geschäfte mit der privaten Altersvorsorge 2004,
in: Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 08.06.
Grafiken
zeigen uns die Verkaufserfolge der Lebensversicherer in den
Bereichen private Rentenversicherungen, fondsgebundene Renten-
und Lebensversicherungen, Kapital-Lebensversicherungen und
Risiko-Lebensversicherungen. Die auslaufende Steuerbegünstigung
für Lebensversicherungen wird uns als Grund für ein gutes
Neugeschäft genannt.
2005
RUHKAMP, Stefan
(2005): Verkaufserfolg für Betriebsrente.
Lebensversicherer steigern Absatz. Anleger müssen in der
Direktversicherung entscheiden,
in: Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 08.06.
Stefan RUHKAMP
erklärt uns die Zunahme des Neugeschäftes von
Lebensversicherern im Bereich der betrieblichen
Altersversorgung zum einen mit neuen Bilanzierungsregeln für
Aktiengesellschaften und zum anderen durch den Anspruch von
Arbeitnehmern auf Entgeltumwandlung. Das Wachstumspotenzial
der betrieblichen Altersversorgung sei aber noch lange nicht
ausgeschöpft:
"Bei den 30 im Deutschen
Aktienindex vertretenen Unternehmen seien es erst 14 Prozent
der Beschäftigten."
Aufgrund des neuen
Alterseinkünftegesetzes müssen
sich Beschäftigte, die sich für eine Direktversicherung
entschieden haben für eine Art der Besteuerung entscheiden.
RUHKAMP stellt die Möglichkeiten und ihre Vor- und Nachteile
dar.
2006
SCHERFF, Dyrk (2006): Die Rente steigt nie wieder.
Nominal
gibt es nur noch selten Erhöhungen. Real wird es immer weniger.
Denn die Inflation zehrt an der Rente,
in: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung v. 22.01.
BMAS (2006): Alterssicherungsbericht 2005. Ergänzender
Bericht der Bundesregierung zum Rentenversicherungsbericht 2005
und Gutachten des Sozialbeirats zum Rentenversicherungsbericht
2005 und zum Alterssicherungsbericht 2005, Bundestag-Drucksache
16/906
Im dritten
Alterssicherungsbericht 2005 werden erstmals Lebensversicherer
als zentraler Akteur der Altersvorsorge begriffen. Im Teil C
geht es um die Gesamteinkommen im Seniorenalter. Dazu heißt es:
"Erstaunlich
gering ist der Anteil der Bezieher und Bezieherinnen von Renten
aus privaten Lebens- oder Rentenversicherungen. 54 Nur 3 Prozent
aller Seniorinnen und Senioren erhalten solche Leistungen. In
den alten Ländern beziehen 5 Prozent der Männer und 2 Prozent
der Frauen solche privaten Renten. In den neuen Ländern beträgt
der entsprechende Anteil bei den Männern ein Prozent; für Frauen
ist die Verbreitung von Renten aus privaten Lebens- oder
Rentenversicherungen aufgrund geringer Fallzahlen statistisch
nicht valide auszuweisen. Ein Grund für die geringe Verbreitung
dieser Art der zusätzlichen Altersvorsorge liegt zum einen
darin, dass sie in der aktiven Phase der heute 65-Jährigen und
Älteren weit weniger populär war als heute. Hinzu kommt, dass im
Fall von Lebensversicherungen oftmals keine Verrentung, sondern
die Auszahlung einer einmaligen Kapitalleistung gewählt wurde.55
Die privaten Renten betragen in den alten Ländern
durchschnittlich 472 Euro und in den neuen Ländern 312 Euro.
Frauen erreichen in den alten Ländern mit durchschnittlich 385
Euro 73 Prozent der Leistungen an Männer in Höhe von
durchschnittlich 526 Euro monatlich (Anhangtabellen C.17.1 bis
C.17.3)." (2006, S.88)
Die Daten
stammen aus dem Jahr 2003 und beruhen auf der ASID-Studie. Auch
im Teil D, in dem es um die geförderte Altersvorsorge geht,
spielen Lebensversicherungen eine Rolle, wobei hier die
Entwicklung bis 2005 berücksichtigt wird (vgl. 2006, S.118ff.).
HEISS, Sonja (2006): Die Institutionalisierung der deutschen
Lebensversicherung, Schriften zur Rechtsgeschichte, Verlag:
Duncker & Humblot
Sonja HEISS
nennt folgende 8 Lebensversicherer als dauerhafte Gründungen der
Gründerphase der Lebensversicherungen:
1. Die
Lebensversicherungsbank für Deutschland zu Gotha (2018: Gothaer
Lebensversicherung AG)
2. Die Deutsche Lebensversicherungs-Gesellschaft zu Lübeck (1927
durch die Allianz AG übernommen)
3. Die Lebensversicherungs-Gesellschaft zu Leipzig (2018: Alte
Leipziger Lebensversicherung a.G.)
4. Die Allgemeine Lebens-Versicherungs-Anstalt für das
Königreich Hannover zu Hannover (Es gibt eine
Hannoversche Lebensversicherung a.G, die ihre Gründung
jedoch auf eine 1875 gegründeten Preußischen Beamten-Verein
zurückführt)
5. Die Berlinische Lebens-Versicherungs-Gesellschaft zu Berlin
(2018:
Athene Lebensversicherung AG, die nur noch als
Abwicklungsplattform für "Run offs" existiert)
6. Die Lebensversicherungs-Anstalt der Bayerischen Hypotheken-
und Wechselbank zu München (Übernahme durch die Allianz AG)
7. Die Braunschweigische Allgemeine Versicherungs-Anstalt zu
Braunschweig (2018: Öffentliche Lebensversicherung Braunschweig)
8. Die Frankfurter Lebens-Versicherungs-Gesellschaft zu
Frankfurt am Main (2018: keine Informationen vorhanden!)
HOFFMANN, Catherine (2006): Das Geschäft mit Riester brummt.
Immer mehr
Menschen setzen bei der privaten Altersvorsorge auf
Rentenversicherungen. Die herkömmliche Lebensversicherung ist
ein Auslaufmodell. Zu Recht,
in: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung v. 10.09.
"Die
Krise der Assekuranzen ist vergessen. Lebensversicherungen
gelten längst wieder als eine verläßliche Größe für die
Altersvorsorge. Denn sie sind die einzige Anlage, die
lebenslange Garantien bietet. Die Versicherer sind selbst
überrascht, wie gut das Geschäft läuft. Die Unternehmen
verkauften im ersten Halbjahr 3,8 Millionen neue Policen mit
einem Beitragsvolumen von acht Milliarden Euro, teilte der
Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV)
mit. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2005 ergibt das 14
Prozent mehr Verträge und 30 Prozent mehr Beiträge aus dem
Neugeschäft",
bejubelt
Catherine HOFFMANN die Zahlen des Lobbyverbandes. Der Anstieg
wird auf die besseren Möglichkeiten bei der staatlichen
Förderung von Riester-Verträgen zurückgeführt:
"Seit
Jahresanfang dürfen mit Riester-Policen drei statt anfangs
einem Prozent des Einkommens gespart werden, maximal 1575
Euro im Jahr. Die Förderquote beträgt in den meisten Fällen
zwischen 30 und 50 Prozent der Beiträge. Von 100 Euro, die
in einen Riester-Vertrag eingezahlt werden, müssen die
Sparer also nur 50 bis 70 Euro aus eigener Tasche zahlen,
den Rest schießt der Staat zu. Die nächste Stufe der
Riester-Treppe wird im Jahr 2008 erreicht. Dann dürfen vier
Prozent gespart werden."
Statt auf
Lebensversicherungen, deren Steuerprivileg seit 2005
weggefallen ist, setzen die Vorsorgesparer nun auf
Renten-Policen.
Auch klassische Privatrenten gewinnen gemäß HOFFMANN an
Bedeutung. Von fondsgebundenen Lebensversicherungen raten
Verbraucherschützer ab. Die Rürup-Rente wird als Ladenhüter
bezeichnet.
HOFFMANN sieht die
Deutschen bei der Altersvorsorge auf dem richtigen Weg. Die
Sparraten seien jedoch zu gering und die beliebten
Lebensversicherungen würden mit 4 bis 5 Prozent zu wenig
Rendite bringen.
BMAS (2008): Alterssicherungsbericht 2008. Ergänzender
Bericht der Bundesregierung zum Rentenversicherungsbericht 2008
und Gutachten des Sozialbeirats zum Rentenversicherungsbericht
2008 und zum Alterssicherungsbericht 2008, Bundestag-Drucksache
16/11061
2008
GDV
(2008): Soziale Sicherung 2020: Angebote der deutschen
Versicherungswirtschaft. Positionspapier der deutschen
Versicherungswirtschaft zur Zukunft der sozialen Sicherung in
Deutschland (Entwurf)
MIHM, Andreas & Steffen UTTICH (2008): Weitreichende
Reformüberlegungen.
Versicherer wollen "Rückbau
der Sozialsysteme",
in: faz.net v.
11.06.
MIHM & UTTICH berichten über
den Entwurf eines Positionspapiers der GDV:
"Private Vorsorge sei
effizient, nachhaltig und belaste wegen der Kapitaldeckung
spätere Generationen nicht. Sie werde »in immer stärkerem Maße
bisher staatliche Leistungen ersetzen«, heißt es in der 49
Seiten umfassenden Ausarbeitung, deren Thesen in der Branche
sehr umstritten sind. In Branchenkreisen wurde etwa mit
Verwunderung registriert, dass die Autoren sich mit der
Forderung nach einer Grundrente linke und SPD-Positionen zu
eigen machen. Gleichzeitig schädigten die Vorschläge das
Geschäft in der klassischen Lebensversicherung, hieß es."
2009
WEHLAU, Diana (2009: Lobbyismus und Rentenreform. Der
Einfluss der Finanzdienstleistungsbranche auf die
Teil-Privatisierung der Alterssicherung, Wiesbaden: Verlag für
Sozialwissenschaften
HAGELÜKEN, Alexander
(2009): Die Rente retten,
Wegen der
Krise reduzieren viele Bürger ihre Altersvorsorge. Dabei ist sie
wichtiger denn je,
in: Süddeutsche Zeitung v. 08.10.
Einzig von
Lebensversicherungen wird aufgrund der hohen Gebühren generell
abgeraten:
"Wer 30 Jahre 300 Monat
einbezahlt, bekomme im Schnitt schon mal fünf Prozent oder
mehr als 5.000 Euro in den ersten Jahren als Gebühren
abgezogen. Dazu kommen nochmal drei Prozent laufende Kosten
pro Jahr, also in der gesamten Laufzeit weitere Tausende
Euro."
Verbraucherschützer warnen
vor einer Kündigung von Verträgen, dies kommt der
Riester-Erfolgsstatistik, auf die Verfechter der privaten
Altersvorsorge gerne verweisen, zugute, denn ruhende Verträge
zählen im Gegensatz zu gekündigten Verträgen als Erfolg.
2011
BOEHRINGER,
Simone (2011): Vorsorgen mit Verstand.
Reich in
Rente: Wer fürs Alter spart, sollte sich nicht auf
Lebensversicherungen und Bundespapiere verlassen. Auch Aktien
und Immobilien sind wichtig,
in: Süddeutsche Zeitung v. 22.02.
Lebensversicherungen werden
uns aufgrund sinkender Garantiezinsen und
Überschussbeteiligungen als unlukrativ beschrieben.
FICHTER, Alina
(2011): Tricks mit Unisex.
Frauen und
Männer sollen künftig gleich viel für Versicherungen bezahlen.
Günstiger wird es dadurch nicht - im Gegenteil: Die Unternehmen
werden die Beiträge einfach insgesamt erhöhen,
in: Süddeutsche Zeitung v. 19.03.
Alina FICHTER
beschreibt uns das Gerichtsurteil des Europäischen
Gerichtshofs (EuGH) als Revolution:
"Sie zwingt die
Gesellschaften, ab Dezember 2012 einheitliche Tarife für
Männer und Frauen anzubieten. Das stellt das bisherige
Versicherungsprinzip auf den Kopf - galt doch bisher das
Geschlecht als entscheidender Risikofaktor."
FICHTER behauptet nun aber,
dass keiner gewinnen wird und alle verlieren - zumindest was
die Versicherten betrifft. Dabei ist noch unklar, was das
Urteil für deutsche Versicherungen bedeutet. Aber mit Hinweis
auf Axel KLEINLEIN werden uns die Rentenversicherungen als
Modellfall vorgestellt. Diese machten den Großteil der Policen
aus und mit einem Gesetz von 2006 wurde für Deutschland
bereits ein Präzedenzfall geschaffen:
"Die ehemalige
Sozialministerin Ulla Schmid (SPD) zwang 2006 alle
Gesellschaften für Riester-Renten einheitliche Tarife
anzubieten; sonst wurde die Zulage und steuerliche Förderung
gestrichen. Die Unternehmen jaulten auf (...).
Und was passierte wirklich? Bei Männern stiegen die Beiträge
laut Finanzvertrieb MLP um durchschnittlich sieben Prozent;
Frauen profitierten mancherorts ein klein wenig von
sinkenden Tarifen. Niemand kehrte den Policen den Rücken, im
Gegenteil: Vor 2006 hatten die Unternehmen 5,3 Millionen
Riester-Verträge verkauft, bis 2007 verdoppelte sich die
Zahl beinahe. Und heute halten die Deutschen mehr als 14
Millionen."
Aus der damit
einhergehenden Umstellung von geschlechtsspezifischen auf
geschlechtsneutrale Sterbetafeln, leitet KLEINLEIN ab, dass
diese nun auch auf nicht-geförderte Rentenversicherungen
angewendet werden. Die Deutsche Aktuarvereinigung hat dazu
eine Sterbetafel berechnet, die den Versicherungen zur
Orientierung empfohlen wird. Daran halten müssen sich
Versicherungsunternehmen jedoch nicht. KLEINLEIN hat nun die
DAV-Sterbetafel 2006 herangezogen, um mögliche Veränderungen
durch die Unisex-Tarife aufzuzeigen. In einer Tabelle werden
uns die Auswirkungen der Unisex-Tarife für Männer und Frauen
anhand einer Beispielrechnung verdeutlicht. Dabei werden uns
zwei Unisex-Tarif-Varianten vorgestellt:
"Die erste mögliche
Variante eines Unisex-Tarifs ist dabei das für den
Verbraucher günstigste Szenario. (...) Zusammen genommen
legen sie durch die Umstellung (...) drauf. Das liege daran,
dass Versicherer in jedem Fall einen Risikopuffer einplanen
müssten, falls tatsächlich weniger Männer einen
Rentenvertrag abschließen, so Kleinlein.
Bei der zweiten Variante überträgt der Versicherer bei
seinen Unisex-Tarifen die teuren Frauen-Prämien auf all
seine Kunden - ein ungünstiges Szenario für Verbraucher."
Beim zweiten Fall erhält
die Frau die gleiche Prämie wie vorher, während der Mann eine
um den Frauenanteil erhöhte Prämie erhält. Im ersten Fall
mindert sich die Prämie der Frau, wodurch sich die Prämie des
Mannes um diesen Betrag weniger stark mindert.
Erst zum Schluss geht der
Artikel darauf ein, dass Unternehmen einen großen
Gestaltungsspielraum haben, weil sie nicht an die
DAV-Sterbetafel gebunden sind:
"Die Bandbreite an
Angeboten verschiedener Unternehmen kann enorm sein - je
nachdem, welche Sterbetafel sie als Grundlage benutzen."
Es muss jedoch nicht so
triste kommen, wie KLEINLEIN das vorrechnet, denn die
Unisex-Tarife der Riester-Rente zogen nicht derart an wie
vorher befürchtet. Christoph SCHMITT ("Ratingagentur Fitch")
führt dies auf den Wettbewerbsdruck zurück. Männer wird jedoch
nahe gelegt vor 2012 noch abzuschließen, während Frauen warten
sollten.
Mehrere kleine Artikel
beschäftigen sich dagegen mit den Besonderheiten bei
Autoversicherung, private Krankenversicherung,
Berufsunfähigkeitsversicherung und Risikolebensversicherung
(bei diesen profitieren im Gegensatz zu Lebensversicherungen
die Männer).
BUNDESREGIERUNG (2011):
Antwort auf die Kleine Anfrage Erste Erfahrungen mit
Riester-Renten – Gründe für die häufig unter den Erwartungen
liegenden Renten der Abgeordneten Matthias W. Birkwald,
Diana Golze, Heidrun Dittrich, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion DIE LINKE,
Bundestag-Drucksache 17/6050 v. 31.05.
BADER,
Guido (2011): Perspektiven des Geschäftsmodells der deutschen
Lebensversicherer. In: Peter Albrecht u.a. (Hrsg.) Aktuelle
Herausforderungen für die deutsche Lebensversicherung. 35.
Mannheimer Versicherungswissenschaftliche Jahrestagung,
Karlsruhe: Verlag Versicherungswirtschaft
"Die Frage, was das
Geschäftsmodell wirklich ausmacht, ist (...) vielschichtig. Eine
entscheidende Zäsur für das Geschäftsmodell der deutschen
Lebensversicherer stellte sicherlich das Alterseinkünftegesetz
im Jahr 2005 dar. Standen bis dahin steuerlich begünstigte
Kapitallebensversicherungen im Mittelpunkt, so werden seitdem
vornehmlich Rentenversicherungen verkauft, entweder als
geförderte Produkte der Schichten 1 und 2 oder als private
Rentenversicherungen der Schicht 3. Statt einfacher,
standardisierter Sparprodukte mit Todesfallabsicherung werden
nun zunehmend komplexe und flexible Rentenprodukte verkauft, die
das von den Versicherern wenig geliebte Langlebigkeitsrisiko
absichern" (2011, S.7), meint Guido BADER.
BUNDESREGIERUNG (2011):
Antwort auf die Kleine Anfrage Zur lückenhaften Datenlage und
anhaltenden Kritik nach 10 Jahren Riester-Rente der
Abgeordneten Matthias W. Birkwald, Diana Golze, Heidrun
Dittrich, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE,
Bundestag-Drucksache 17/7964 v. 30.11.
2012
BAFIN (2012): Zehn Jahre BaFin: Von der Blitzgeburt zur Reife,
in: BaFinJournal,
Mai
Selbstbeschreibung der
BaFin, die am 4. Mai 2002 gegründet wurde. Der
Entwurf eines Gesetzes über die integrierte
Finanzdienstleistungsaufsicht stammt vom 05.10.2001.
"Während die Prognosegüte der
Risikomodelle deutscher Banken dennoch relativ robust blieb,
stand die deutsche Versicherungsbranche vor bis dahin
unbekannten Problemen. Betroffen waren auch einzelne
Lebensversicherer, die in größerem Umfang in Aktien investiert
hatten. Erstmals geriet eine Lebensversicherung ins Trudeln: die
Mannheimer Lebensversicherung AG. Mitte 2003 wurde ihr
Versicherungsbestand von der Protektor Lebensversicherung AG
übernommen, einer neu geschaffenen Auffanglösung, die von der
Branche finanziert wurde",
heißt es im Artikel zum
Umfeld der damaligen Gründung im Bereich der
Lebensversicherungen.
SCHERFF, Dyrk (2012): Altersvorsorge in Gefahr. Was tun?
Die
Euro-Krise lässt die private Vorsorge schrumpfen. Es gibt nur
einen Ausweg: Mehr sparen und mehr wagen,
in: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung v. 29.07.
KREMER, Dennis (2012): "Die deutschen Sparer sind die Verlierer
der Krise".
Die
Ergo-Versicherung sucht höhere Renditen in Wind- und Solarparks,
schafft aber die Garantieverzinsung ab,
in: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung v. 29.07.
"Das mag wie eine gute
Lösung aussehen, trotzdem halten wir unsere Aktienquote
bewusst sehr niedrig. Denn das Problem der Papiere ist: Sie
schwanken einfach zu sehr. Und diese Volatilität ist Gift für
alle, die regelmäßig eine positive Rendite für ihre Kunden
erwirtschaften müssen - also insbesondere für uns Versicherer.
Hohe Dividendenrenditen sind zwar erfreulich für Anleger: Aber
sie lassen sich nun einmal nicht in die Zukunft fortschreiben,
mit ihnen lässt sich nicht kalkulieren. Außerdem muss man mit
Blick auf die Wertentwicklung des Aktienmarktes in den
vergangenen Jahren festhalten: Risiko ist nicht belohnt
worden. Wer beispielsweise im Jahr 2000 in den Dax
eingestiegen ist, konnte bis heute keine Gewinne erzielen",
erklärt uns der Finanzvorstand der Ergo-Versicherung das
Problem von Aktien.
OBERHUBER,
Nadine (2012): Gleichheit in der Versicherung.
Unisextarife verlangen, dass
von Dezember an Versicherungsprämien für Frauen und Männer
gleich hoch sein müssen. Also lieber noch einen Vertrag zu den
alten Konditionen abschließen? Oder besser abwarten?
in:
Frankfurter Allgemeine
Sonntagszeitung v. 07.10.
Nadine
OBERHUBER erklärt uns, dass wegen eines Urteils des Europäischen
Gerichtshofs vom 1. März diesen Jahres in allen Mitgliedsstaaten
der EU bis zum 21. Dezember Unisextarife eingeführt werden
müssen. Die voraussichtlichen Auswirkungen werden von OBERHUBER
je nach Geschlecht und Versicherungsform unterschiedlich
beurteilt. Die Einschätzungen von OBERHUBER sind in der
nachfolgenden Tabelle aufgelistet:
Tabelle:
Auswirkungen von Unisextarifen auf die Kosten für
Männer und Frauen
bei unterschiedlichen
Versicherungsformen |
Versicherungsform |
Männer |
Frauen |
Rentenversicherung |
teurer |
billiger |
Pflegeversicherung |
teurer |
unverändert |
Private
Krankenversicherung |
teurer |
billiger |
Berufsunfähigkeitsversicherung |
teurer |
billiger |
Risikolebensversicherung |
billiger |
teurer |
Kraftfahrzeugversicherung |
billiger |
teurer |
Kapitallebensversicherung |
unverändert |
teurer |
|
Quelle: Nadine Oberhuber FAS v.
07.10.2016, S.36; eigene Darstellung |
|
SCHERFF, Dyrk (2012): Länger leben gibt es nicht umsonst.
Spezial
Forever old: Ins Ausland reisen, in die Oper gehen und häufig
Golf spielen: Das Alter ist abwechslungsreich und teuer. Wir
haben genau nachgerechnet, was ein längeres Leben kostet,
in: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung v. 28.10.
Dyrk SCHERFF
verteidigt die Rentenkürzungen der Lebensversicherer, die
angeblich alternativ los sind, weil sich die Lebenserwartung
nach ihren - für uns nicht transparenten - Berechnungen erhöht.
Der Ratschlag den uns SCHERFF erteilt, liegt ganz im
Profitinteresse der Versicherer:
"Sparer sollten die
steigende Lebenserwartung immer im Blick haben, wenn sie
überlegen, wie viel sie fürs Alter zurücklegen. Die Tendenz
ist derzeit: Wir werden noch älter als gedacht und die Renten
damit noch niedriger als erhofft. Oder umgekehrt: Wer im Alter
einen festen Eurobetrag als Rente bekommen will, muss jetzt
mehr sparen als früher."
Verschwiegen wird uns
jedoch, dass Lebensversicherer mit ganz anderen
Lebenserwartungen rechnen als z.B. das
statistische Bundesamt, denn wenn
vorwiegend Besserverdienende, die länger leben, solche Verträge
abschließen, dann sind Geringverdiener, die nicht so lange
leben, die Dummen dieses Systems. Die FAZ legt uns
Berechnungen der Württembergischen Lebensversicherung vor, die
im Sinne ihrer Branche folgendermaßen argumentiert:
"Am stärksten spüren
höhere Jahrgänge eine steigende Lebenserwartung. Denn sie
haben weniger Zeit, auf das nötige Kapital zu kommen, aus dem
die Renten bezahlt werden. Ein 50-Jähriger muss derzeit im
Branchendurchschnitt 140 Euro im Monat bezahlen, wenn er von
65 an bis zu seinem Tod 100 Euro Monatsrente bekommen will und
die Verzinsung das aktuell garantierte Niveau von 1,75 Prozent
nicht übersteigt. Die Versicherungsbranche geht für diesen
Fall von einer Lebenserwartung von 91 Jahren aus. Steigt diese
um fünf Jahre auf 96 Jahre, klettert der Beitrag auf 158
Euro."
SCHERFF verteidigt diese
hohen Annahmen zur Steigerung der Lebenserwartung
folgendermaßen:
"Jetzt werden viele
einwenden, dass eine Lebenserwartung von 91 Jahren viel zu
hoch gegriffen sei und damit auch die Beiträge zu üppig
ausfiel. Schließlich geht das Statistische Bundesamt für
50-Jährige derzeit von 80 Jahren aus. Die Versicherungen
rechnen anders, aber deswegen nicht falsch. Sie nehmen die
Daten der Statistikbehörde und modifizieren sie. Sie
berücksichtigen, dass die Medizin sich während der
jahrzehntelangen Laufzeit des Vertrages weiterentwickelt.
Dadurch erhöht sich die Lebenserwartung jedes Jahr um zwei bis
drei Monate. Das haben langfristige Beobachtungen seit 1830
ergeben. Der Zuwachs an Lebenserwartung ist demnach über den
ganzen Zeitraum ziemlich konstant. Die Versicherer schreiben
diesen Zuwachs in die Zukunft fort."
Wir können das jedoch
nicht überprüfen, weshalb man uns jeden Unsinn erzählen könnte.
Nur eines ist klar: Die Versicherungen verrechnen sich niemals
zu ihren Ungunsten, sondern passen die Sterbetafeln so an, dass
ihr Profit nicht schmilzt:
"Sie waren dabei in der
Vergangenheit noch zu vorsichtig. Zuletzt passten sie daher
die Daten vor einigen Jahren mit der Sterbetafel DAV 2004 R
an, was damals für einen Aufschrei unter den Kunden sorgte,
weil die Lebenserwartung höher ausfiel und die monatlichen
Renten damit niedriger.
Die DAV 2004 R ist noch heute die Grundlage fast aller
Versicherungsverträge",
erklärt uns SCHERFF. Erst
danach kommt er zum Kern des Problems:
"Kunden in der Regel
finanziell bessergestellt sind und daher mehr Geld für ein
gesünderes Leben ausgeben. Sie werden dadurch auch älter als
Gleichaltrige ohne Versicherung."
Durch die Zunahme von
Geringverdienern - also z.B. durch die staatliche Förderung von
Riester-Verträgen, würden sich die Profite verbessern, weil
dadurch eine Umverteilung von unten nach oben geschieht.
Verstärkt wird diese Umverteilung noch, wenn sich Menschen nicht
rational verhalten, so wie es uns SCHERFF im Sinne eines Homo
oeconomicus schildert:
"Hinzu kommt, dass
Kunden sich in den Monaten vor dem Beginn des Ruhestandes
entscheiden können, ob sie ihr angesammeltes Kapital voll
ausbezahlt oder tatsächlich in Monatsrenten umgewandelt haben
wollen. Erfahrungsgemäß entscheiden sich nur die für eine
Monatsrente, die gesund sind und daher ein besonders langes
Leben erhoffen. Wer schon krank ist, lässt sich das Geld
lieber auszahlen. Auch deswegen leben Rentenversicherte oft
länger als der Durchschnitt im gleichen Alter."
Matthias EISENMENGER & Dieter EMMERLING erklären den
Unterschied zwischen den Sterbetafeln des Statistischen
Bundesamtes und der Versicherungswirtschaft in ihrem Artikel
Amtliche Sterbetafeln und Entwicklung der Sterblichkeit
folgendermaßen:
"Von den amtlichen
Periodensterbetafeln zu unterscheiden sind die Sterbetafeln
der Versicherungswirtschaft, wie etwa die Sterbetafeln der
Deutschen Aktuarvereinigung (DAV). Diese Sterbetafeln sind auf
den jeweiligen Versicherungszweck ausgerichtet und werden
unter versicherungswirtschaftlichen Gesichtspunkten erstellt.
Damit stellen die Sterbetafeln der Versicherungswirtschaft im
Gegensatz zu den amtlichen Periodensterbetafeln keine
Beschreibung der Sterblichkeitsverhältnisse und der
Lebenserwartung dar. So besteht beispielsweise die
DAV-Sterbetafel 2004 R für private Rentenversicherungen aus
einem System von Generationensterbetafeln, das eine Schätzung
des zukünftigen Sterblichkeitstrends und entsprechende
Sicherheitsmargen beinhaltet. Sofern die Tafeln der
Versicherungswirtschaft – wie dies bei der DAV-Sterbetafel
2004 R der Fall ist – auch auf Versichertendaten beruhen, ist
insbesondere auch zu berücksichtigen, dass die
Versichertengesamtheit eine positive Auswahl darstellt. Dies
bedeutet konkret, dass ihre Sterblichkeit niedriger ist als
die der Gesamtbevölkerung."
(2011, S.224)
Ganz dreist wird es, wenn
SCHERFF auch noch die hohe Lebenserwartung verteidigt, wenn es
um Riester-Verträge geht, die doch in erster Linie für
Geringverdiener gedacht sind, die früher sterben als der
Durchschnitt. Mit Hilfe von Berechnungen der Württembergischen
Leben wird uns noch vorgerechnet, dass das Zinsniveau für die
Rendite eine Rentenversicherung entscheidender ist als die
steigende Lebenserwartung. Außerdem geht SCHERFF von einer
steigenden Inflation aus, weswegen uns Riester-Fonds als
Königsweg angepriesen werden.
Eine Grafik
veranschaulicht die Berechnungen der Württembergischen Leben,
die auf der Sterbetafel DAV 2004 R beruht und nur für Renten-
aber nicht für Lebensversicherungen gilt, die noch schlechtere
Konditionen bieten. Die Berechnung gilt für einen Mann, obwohl
für Riester-Verträge Unisex-Tarife gelten, was uns nicht
erläutert wird. Und die Berechnung gilt für eine Garantierente
von 100 Euro im Monat, bei der keine Inflation berücksichtigt
wurde. Bei Tod vor Rentenbeginn werden zudem nur die Beiträge
zurückgezahlt. Eine Rentengarantie gibt es nur für 10 Jahre ab
Rentenbeginn - was immer das heißen mag.
Uns werden drei
Beispielrechnungen für einen 30-Jährigen, 40-Jährigen und
50-Jährigen präsentiert, die jeweils für 1,75 % und 4 %
Verzinsung berechnet wurden. Es wird zwischen drei
Renteneintrittsaltern unterschieden (65 Jahre, 67 Jahre und 70
Jahre). Die Lebenserwartung wird jeweils für die aktuelle
Lebenserwartung gemäß DAV 2004 R (30 Jahre = 95 Jahre
Lebenserwartung; 40 = 93 LE; 50 = 91 LE) und einer um 5 Jahre
höheren Lebenserwartung ausgewiesen.
Und zum Schluss wird uns
von SCHERFF wieder einmal seine Faustformel für das
anzustrebende Rentenniveau variiert:
"Experten leiten (...)
grob einen Bedarf von rund 70 Prozent des letzten
Nettoeinkommens ab. Besser aber, man führt für ein Jahr ein
Haushaltsbuch mit den wichtigsten Posten und errechnet erst
dann, was man genau braucht. Auf den so ermittelten Bedarf
müssen noch die später zu zahlende Steuer und die Inflation
aufgeschlagen werden. Das ergibt dann die fürs Sparen
anzustrebende Bruttorente. Denn um in 3o Jahren 100 Euro in
heutiger Kaufkraft zu bekommen, muss bei zwei Prozent
Geldentwertung für eine Rente von 181 Euro gespart werden."
Dagegen verschweigt uns
SCHERFF wie z.B. ein 30-Jähriger sein letztes Nettoeinkommen
wissen kann. Hellseher sind wohl die Wenigsten von uns!
SCHERFF, Dyrk (2012): Altersvorsorge in Gefahr.
Die
Inflation frisst die Erträge der Lebensversicherungen auf. Doch
wer kündigt, zahlt drauf,
in: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung v. 11.11.
Dyrk SCHERFF widmet sich
den Problemen der Volksanlage:
"Die wahre Volksanlage
ist eine Versicherung: die Lebens- und Rentenversicherung.
Statistisch gesehen hat jeder Deutsche mindestens eine. Sie
wird privat und auch über den Arbeitgeber als betriebliche
Altersvorsorge abgeschlossen. Keine Geldanlage ist
verbreiteter."
Ein Papier des
Bundesfinanzministeriums brachte uns in der vergangenen Woche
eine Hiobsbotschaft:
"Danach könnten rund
20 Versicherer, ein Fünftel der Branche, schon in sechs
Jahren in so arge finanzielle Bedrängnis kommen, dass sie
ihren Kunden nicht mehr die garantierten Zinsen zahlen
können."
Noch gut dran seien
lediglich jene, die noch zu Zeiten eines Garantiezinses von 4
Prozent abgeschlossen hätten, also zwischen 1994 und Mitte der
Nuller Jahre. Inzwischen liegt der Garantiezins bei 1,75
Prozent. Da Lebensversicherer für Neuanlagen weniger Zinsen
erhalten, kommen sie bei länger andauernder Niedrigzinsphase
Probleme. SCHERFF schildert uns, was passiert, wenn ein
Versicherer vor der Pleite steht:
"Wie sicher sind ihre
Policen? Die beruhigende Antwort: Sie sind zumindest vor der
Pleite eines Versicherers geschützt. Das Geld der Kunden
fließt in solch einem Fall nicht in die Insolvenzmasse ein.
Aber schon bevor es zur Insolvenz kommt, greift die
Finanzaufsicht ein. Sie kann die Versicherung zu einer
anderen Anlagepolitik drängen und wenn das nicht hilft,
sogar Kundenverträge auf solventere
Versicherungsgesellschaften übertragen, die die
Verpflichtungen fortführen. Oder sie leitet sie an die
Auffanggesellschaft Protektor weiter, die von der ganzen
Branche getragen wird."
Drei Alternativen zeigt
uns SCHERFF für jene auf, die einen unlukrativen abgeschlossen
haben: Kündigung, Verkauf am Zweitmarkt (z.B. Cash Life) und
die Einstellung der Beitragszahlungen. Letzteres sei die
weniger schmerzhafte Alternative. Ansonsten heißt es: Finger
weg von Verträgen bei Lebensversicherungen.
2013
BALODIS, Holger & Dagmar HÜHNE (2013):
Die Vorsorgelüge. Wie Politik und private
Rentenversicherungen uns in die Altersarmut treiben, Ullstein
Verlag
BALODIS & HÜHNE
berufen sich bei ihrer Kritik an der privaten Altersvorsorge auf
den Ökonom Albrecht MÜLLER und den ehemaligen Sozialbeirat
Winfried SCHMÄHL. Die Rolle der
Stiftung Warentest wird ebenfalls kritisch gesehen:
"Die Stiftung
Warentest erhält jährlich einen millionenschweren Zuschuss aus
dem Etat der Bundesregierung, und Finanztext gelt bis
heute als einer der engagierten Verteidiger der Riester-Rente.
Mit den Riester-Tests für Millionen verunsicherte Verbraucher
sicherte sich Finanztest auch selbst ein großes
Beschäftigungsfeld. Wie objektiv kann eine Stiftung unter diesen
Umständen sein?" (S.13)
Die Autoren
beschreiben den Erfolg der neuen Rentenversicherungen, der erst
durch die Teilprivatisierung der gesetzlichen Rente durch die
rot-grüne Regierung möglich wurde und seitdem die
Kapitallebensversicherungen verdrängt. Für den
Versicherungsmathematiker Guido BADER
wurde die Rentenversicherung erst durch das
Alterseinkünftegesetz zum wirklichen Erfolgsprodukt.
Im Jahr 2013 erlebten die Lebensversicherer ihren ersten
Einbruch an Bestandszahlen bei den Riester-Verträgen.
BALODIS & HÜHNE
beschreiben in dem Buch wie die Teilprivatisierung der
gesetzlichen Rente durch Medienkampagnen und ein Expertenkartell
durchgesetzt wurde:
"Die
gesetzliche Rentenversicherung geriet ab Mitte der 1990er-Jahre
immer mehr in den Fokus öffentlicher Kritik. Medienkampagnen
schürten Angst, dass die Rentenkasse schon bald vor dem Kollaps
stünde und die heutigen jungen Arbeitnehmer nur noch in ein Fass
ohne Boden einzahlten. Höhepunkt der polemischen Diskussion war
der
Spiegel-Titel vom 3. Februar 1997: »Wie die Alten die
Jungen ausplündern«. Im gleichen Heft, unmittelbar vor der
Titelgeschichte über die »marode Rentenkasse«, prangte eine
Anzeige der Allianz-Lebensversicherung: »Die Allianz Privatrente
ergänzt, was die Gesetzliche nicht leisten kann«.
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Prüft man die
Berichterstattung dieser Tage, so tauche in allen Gazetten immer
wieder vier Professoren auf, die als Kronzeugen eines
überfälligen Reformbedarfes herhalten:
Professor Meinhard
Miegel (...) propagierte den Ausbau der kapitalgedeckten
Altersvorsorge. Professor Bernd
Raffelhüschen (...) versuchte (...) eindrucksvoll zu
belegen, wie sehr die junge Generation benachteiligt werden.
Professor Bert Rürup,
der sich als sozialdemokratischer Finanzwissenschaftler schon
lange mit Rentenfragen befasste (...) saß in sämtlichen
Enquete-Kommissionen zum demographischen Wandel des Deutschen
Bundestages und sollte später (...) den der Regierung unbequemen
Professor
Winfried Schmähl als Vorsitzender des Sozialbeirates
ablösen. Schließlich Professor Axel
Börsch-Supan, der es sich (...) zur Lebensaufgabe gemacht
hatte, die Überlegenheit privater Altersvorsorge
wissenschaftlich zu untermauern. So
verkündete Börsch-Supan, dass man bei identischem Rentenniveau
mit privater Altersvorsorge nur ein Viertel so viel einzahlen
müsse wie beim gesetzlichen Umlageverfahren." (S.46f.)
Wer es
wissenschaftlicher mag, der findet die Geschichte der
Teilprivatisierung auch bei Diana WEHLAU in dem 2009
erschienenen Buch Lobbyismus und Rentenreform.
2014
KREMER, Dennis (2014): Lohnt sich die Lebensversicherung noch?
Die
Rendite der Lebensversicherung sind mickrig. Höchste Zeit, über
die Lieblingsanlage der Deutschen nachzudenken,
in: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung v. 15.06.
Nur noch 76 Millionen
Lebensversicherungen besitzen die Deutschen, was von Dennis
KREMER immer noch als zu viele angesehen wird, denn der
niedrige Garantiezins, der derzeit bei 1,75 Prozent liegt,
soll ab Januar 2015 auf 1,25 Prozent sinken. Und ein Ende der
Niedrigzinsphase sei nicht abzusehen, weshalb uns Indexfonds
als Alternative angepriesen werden.
Zwei Nachteile werden uns
von KREMER genannt:
1) Die neue Regelung zu Risikogewinnen, die das geplante
Lebensversicherungsreformgesetz vorsieht:
"Wenn die Versicherten
früher sterben als versicherungsmathematisch kalkuliert,
erzielt die Versicherung damit einen Gewinn. Davon müssen die
Anbieter in Zukunft 90 Prozent an ihre Kunden ausschütten."
Was für den Kunden als
Vorteil erscheint, das wird uns als Schwächung der Finanzkraft
von Lebensversicherern verkauft.
2) Angesichts der enormen Kosten bei Lebensversicherungen
schmelzen die Garantiezinsen faktisch dahin:
"Assekurata-Fachleute haben
berechnet, was dies bei einem Garantiezins von 1,25 Prozent
für einen Mustervertrag mit 25 Jahren Laufzeit heißt:
Tatsächlich liegt die garantierte Verzinsung des eingezahlten
Geldes in der Ansparzeit dann im Branchenschnitt bei nur 0,3
Prozent. Bei einer Laufzeit von knapp 20 Jahren wird die
Zinsgarantie sogar komplett aufgefressen. Ein Desaster."
Von Vertragskündigungen
wird uns trotzdem abgeraten. Als Gewinner werden uns dagegen
jene vorgestellt, die zwischen 1994 und 2000 eine
Lebensversicherung zum Garantiezins von 4 Prozent
abgeschlossen haben. Eine Grafik veranschaulicht wie die
Rendite in Abhängigkeit vom Garantiezins bei
Lebensversicherungen sinkt:
Tabelle: Entwicklung des Garantiezinses und Rendite bei
Lebensversicherungen |
Zeitraum |
Garantiezins |
Rendite nach Abzug der Kosten |
2004 - 2007 |
2,75 % |
1,86 % |
2007 - 2012 |
2,25 % |
1,39 % |
Seit 2012 |
1,75 % |
0,93 % |
Ab 2015 |
1,25 % |
0,30 % |
|
Quellen: FAS-Grafik
15.06.2014; Assekurata |
LINGLAU, Guido (2014): Auch die sicheren
Häfen sind in Gefahr: Schützen Sie Ihr Vermögen vor der
demografischen Katastrophe, FinanzBuch Verlag
"Auch nach der Finanz- und
Immobilienkrise scheint es kaum mehr sichere Häfen für das
gesparte Geld zu geben. Viele Deutsche nehmen Zuflucht in
Wohnimmobilien, Lebensversicherungen und Bankguthaben. Doch die
demografische Entwicklung stellt genau diese Anlagen als sichere
Häfen infrage. Es sei denn, Sie verstehen und berücksichtigen
den Zusammenhang zwischen Bevölkerungs- und
Wirtschaftsentwicklung. Guido Lingnau zeigt fundiert und
faktenreich, wie die Generation der »Babyboomer«, der
geburtenstarken Jahrgänge in den 1960er-Jahren, den Takt unserer
Volkswirtschaft bestimmt – und damit auch die Richtung der
Aktienmärkte. Kraft ihrer großen Zahl stoßen sie Trends an,
lösen Krisen auf den Aktien- und Immobilienmärkten aus und sind
entscheidend dafür verantwortlich, ob es Deflation oder
Inflation gibt, ob Boom oder Rezession. Wer profitiert, wer
verliert, erfahren Sie in diesem Buch. Die Demografie ist die
optimale Landkarte für die persönliche Geldanlage. Sie hilft
Ihnen, das eigene Geld auch vor einem möglichen Totalschaden
durch Inflation, Währungsreform, Staatsbankrott, Überalterung
und Bevölkerungsschrumpfung zu schützen",
behauptet der Klappentext des
Buchs. Dem demografischen Wandel werden gerne negative
Entwicklungen zugeschrieben und die
Babyboomer gelten als Urheber x-beliebiger
Katastrophenszenarien. Tatsächlich handelt es sich meistens nur
um Annahmen, denn empirische Forschung gibt es zu den
Auswirkungen nur wenig, was daran liegt, dass bis vor kurzem gar
keine Möglichkeit bestand, die jeweiligen Annahmen zu belegen
oder widerlegen. Das ändert sich nun jedoch, denn in
Japan und den
USA
haben die ersten Babyboomer das 70. Lebensjahr erreicht - ohne
dass bislang ein Kollaps stattgefunden hätte.
LANGENBERG,
Britta (2014): Mission 1,75 Prozent.
Lebensversicherungen: Der
Garantiezins für Lebensversicherungen sinkt 2015 auf ein
Allzeittief. Das beste Argument für Versicherungsvermittler, vor
Silvester auf Kundenfang zu gehen. Doch eine aktuelle
Capital-Analyse zeigt: Nur eine Handvoll Gesellschaften kann
rundum überzeugen,
in: Capital
Nr.11,
November
"Morgen
& Morgen (hat) zum 20. Mal Tausende Bilanzdaten von 69
Lebensversicherern geprüft, die die Branche nahezu
vollständig abbilden. Die Fachleute bewerteten im Rating,
das Capital exklusiv präsentiert, die Entwicklung und
Konstitution jeder einzelnen Gesellschaft",
verspricht uns
Britta
LANGENBERG. Angesichts sinkender Garantiezinsen sind die
Absatzzahlen eingebrochen:
"Die Absatzzahlen der
Branche sind eingebrochen - selbst wenn Peter Schwark,
Geschäftsführer beim Verband der Versicherungswirtschaft,
beschönigend (...) spricht. Die Fakten sind eindeutig: Die
Zahl der neu verkauften Lebensversicherungsverträge sackte
im vergangenen Jahr von zuvor 6 auf 5,3 Millionen ab. Im
Kengeschäft mit klassischen Renten betrug das Minus
gegenüber den Vorjahren sogar 20 bis 30 Prozent."
In dieser Situation
versuchten die Versicherungen die Risiken auf die Kunden
abzuwälzen. Einen Vertrauensverlust gibt es nicht erst in den
letzten Jahren, sondern bereits nach 2001 und nach 2004.
Zuerst weil die hohen Renditenversprechen nicht eingehalten
wurden und dann weil die Praktiken der Versicherer immer
dreister wurden. Eine Gesetzesreform soll den hohen
Abschlusskosten entgegenwirken:
"Im Januar greift ein
Reformgesetz. Es soll nach dem Willen der Regierung die
hohen Abschluss- und Vertriebskosten senken. Zuletzt
betrugen diese 7,4 Mrd. Euro."
Außerdem soll die neue
Messgröße "Effektivkosten" den Markt transparenter machen.
Eine Grafik zeigt uns den
Schwund der Garantiezinsen zwischen 1999 und 2015. Lag dieser
1999 noch bei einer Beispielpolice bei 560 Euro. So waren es
2001 noch 450 Euro, 2005 nur 390 Euro, 2008 fiel sie er auf
330, um nächstes Jahr auf 240 Euro zu fallen. Der Garantiezins
wird im Rating höher bewertet als die momentane
Gewinnbeteiligung, da letztere gekürzt werden könne.
2015
taz-Tagesthema:
denn eins ist unsicher: die Rente.
Kapitalfehler: Versicherungskonzerne steigen aus der klassischen
privaten Rentenversicherung aus, weil sie sich wegen der
Niedrigzinsen nicht mehr lohnt. Damit steht das ganze System auf
der Kippe |
KRÜGER,
Anja (2015): Auslaufmodell Lebensversicherung.
Altersvorsorge: Mit der Hannover Talanx gibt der erste große
deutsche Lebensversicherer die traditionelle Lebensversicherung
auf. Die Branche will Kunden keine Garantien mehr geben,
in:
TAZ
v. 30.07.
PONTIUS, Jakob (2015): "Es geht um kurzfristigen Profit".
Der Finanzmathematiker Axel Kleinlein sieht keine Gefahr für die
Branche der Versicherer – sondern eine Gefährdung der Kunden,
in:
TAZ
v. 30.07.
BALODIS, Holger & Dagmar HÜHNE (2015):
Garantiert beschissen! Der ganz legale Betrug mit den
Lebensversicherungen, Westend Verlag
Das Buch knüpft an das
Vorgängerbuch Die Vorsorgelüge
an.