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Kommentierte Bibliografie

 
       
   

Die Lebensversicherer als Akteur der Altersvorsorge

 
       
   

Deutschland: Von vollmundigen Versprechungen über die Teilprivatisierung der Alterssicherung zur Entledigung der Altlasten und Risikoabwälzung auf die Versicherten (Teil 1)

 
       
   

Die Chronologie der Debatte

1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009
2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019
 
       
   
     
 

Einführung

Vor der Teilprivatisierung der Altersvorsorge wurde mit hohen Renditeversprechungen für die kapitalgedeckte Altersvorsorge als bessere Alternative zur gesetzlichen Rentenversicherung geworben (vgl. Axel BÖRSCH-SUPAN 1997). Diese kommentierte Bibliografie soll die Entwicklung der Lebensversicherer als einem zentralen Akteur der betrieblichen und privaten Altersvorsorge anhand der öffentlichen Debatte nachvollziehbar machen.

Übersicht: Journalisten, die in der Mainstreampresse über Lebensversicherer berichten

Tabelle: Journalisten, die in der Mainstreampresse über Lebensversicherer
berichten
Zeitung/Zeitschrift

Journalist/-innen

Weitere Medien, in
denen die Journalisten
berichten
Capital LANGENBERG, Britta  
Frankfurter Allgemeine Zeitung KROHN, Philipp  
Handelsblatt HERZ, Carsten  
REZMER, Anke  
SCHNELL, Christian  
Neue Zürcher Zeitung ENZ, Werner  
Süddeutsche Zeitung FROMME, Herbert Herbert Frommes
Versicherungsmonitor
GENTRUP, Anna
KRIEGER, Friederike
TAUBER, Jonas
Welt KUNZ, Anne  

Übersicht: Politiker, die sich in den Parteien mit den Lebensversicherern befassen

Tabelle: Politiker, die sich in den Parteien mit den Lebensversicherern befassen
Politiker

Partei

BIRKWALD, Martin W. Die Linke
SCHICK, Gerhard Bündnis 90/Die Grünen

Übersicht: Lobbyisten und Institutionen im Bereich der Lebensversicherer

Tabelle: Lobbyisten und Institutionen im Bereich der Lebensversicherer
Organisation/Unternehmen

Tätigkeit

AfW Bundesverband Finanzdienstleistungen e.V. Berufsständige Interessenvertretung von Versicherungsmakler und - vertreter, Kapitalanlage- und Finanzvermittler sowie Finanzdienstleistungsinstitute.
Assekurata Ratingagentur
Bund der Versicherten e.V. Verbraucherschutzorganisation
Bundesanstalt für Finanzaufsicht (BaFin) Versicherungsaufsicht, die dem Bundesfinanzministerium untersteht
Bundesverband Deutscher Vermögensberater e.V.  
Bundesverband der Deutschen Versicherungskaufleute e.V. (BVK) Berufsständige Interessenvertretung der Versicherungsvermittler
Bundesverband Deutscher Versicherungsmakler e.V. (BDVM) Bis 2018 Verband Deutscher Versicherungsmakler e.V.. Berufsständige Interessenvertretung der Versicherungsmakler
Bundesverband Vermögensanlagen im Zweitmarkt Lebensversicherungen e.V. (BVZL) Politische Interessenvertretung der Aufkäufer von Lebensversicherungen, z.B. Policen Direkt
Deutsche Aktuarvereinigung e.V.  
Finanzausschuss des Bundestags Federführende Beratung bei Gesetzen zur Finanzmarktregulierung
Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) Politische Interessenvertretung
der Versicherungswirtschaft
Verband öffentlicher Versicherer Politische Interessenvertretung der öffentlichen Versicherer
Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. Verbraucherschutzorganisation
Verbund Deutscher Honorarberater (VDH) Berufsständische Interessenvertretung der Honorarberater
VersicherungsJournal Informationsdienst für die Versicherungsbranche, u.a. Map-Report

Übersicht: Marktanteile der 10 größten Lebensversicherer des Jahres 2001 im Jahr 1985 und 2016

Tabelle: Entwicklung der Marktanteile der 10 größten Lebensversicherer des Jahres 2001
im Vergleich zu 1985 und 2016
Lebensversicherungsunternehmen

2001

1985 2016
Marktanteil Rang Marktanteil Rang Marktanteil Rang
Allianz 13,32 %

1

14,03 % 1 20,91 % 1
Hamburg Mannheimer
(Abwicklung durch Ergo-Gruppe)
4,62 % 2 6,78 % 2 - -
Aachener und Münchner 4,49 % 3 2,65 % 10 5,68 % 3
R + V 4,17 % 4 3,90 % 4 5,90 % 2
(Zurich) Deutscher Herold 4,03 % 5 2,34 % 14 4,07 % 4
Victoria
(Tochtergesellschaft der Ergo-Gruppe)
3,49 % 6 3,67 % 7 - -
Volksfürsorge
(Übernahme durch Generali)
3,48 % 7 6,60 % 3 3,66 % 6
Axa 3,16 % 8 3,71 % 6 3,15 % 7
Debeka 2,84 % 9 1,43 % 21 3,96 % 5
DBV Winterthur 2,62 % 10 2,95 % 9 - -
Bayern-Versicherung 2,53 % 12 2,21 % 15 3,13 % 8
Ergo - - - - 2,95 % 9
Alte Leipziger - - - - 2,74 % 10
Quelle: BAFIN (2002): Geschäftsbericht 2001, Teil 2, S.10: 1985 und 2001;
BAFIN (2018): Erstversicherungsstatistik 2016, Gesamtausgabe PDF, S.11

 Übersicht: Entwicklung der Riester-Verträge in Deutschland

Tabelle: Anzahl der Riesterverträge 2001-2018 (in Tausend)
Jahr

Versicherungsverträge

Gesamtzahl aller Riester-Verträge

2001 1.400

1.400

2002 2.998 3.322
2003 3.451 3.889
2004 3.557 4.086
2005 4.524 5.358
2006 6.388 7.970
2007 8.194 10.596
2008 9.285 12.248
2009 9.995 13.454
2010 10.484 14.462
2011 10.998 15.426
2012 11.023 15.746
2013 11.013 16.000
2014 11.030 16.293
2015 10.996 16.489
2016 10.931 16.570
2017 10.867 16.593
2018    
Quelle: Bundesarbeitsministerium (Stand: 10.04.2018)

Kommentierte Bibliografie (1997 - 2015)

1997

BÖRSCH-SUPAN, Axel (1997): Eine umfassende Verpflichtung zur Solidarität. Das Festhalten am Umlageverfahren gefährdet den Generationenvertrag - Kapitaldeckung ist möglich und vorteilhaft. In: Annette Lepenies (Hrsg.) Alt und Jung: Das Abenteuer der Generationen, Basel/Frankfurt a/M: Stroemfeld Verlag, S.34-40

Axel BÖRSCH-SUPAN plädiert für einen Umstieg vom Umlageverfahren auf die Kapitaldeckung und verspricht für die kapitalgedeckte Rente weit höhere Renditen als das jetzige Umlageverfahren:

"Um während eines 40jährigen Erwerbslebens das Deckungskapital für eine Rente auf dem heutigen Niveau zu sammeln, ist bei einer Kapitalrendite von 5 Prozent eine Sparquote von 4,7 Prozent notwendig. Im Vergleich mit dem derzeitigen Beitragssatz von mehr als 20 Prozent würden unsere Kinder also nicht lange fackeln, wenn sie wählen könnten."
(1997, S.39)

Das Kapitalmarktrisiko wird mit Blick auf die Niederlande und Schweiz klein geredet.

BMAS (1997): Alterssicherungsbericht 1997. Ergänzender Bericht der Bundesregierung zum Rentenversicherungsbericht 1997 über die Leistungen der ganz oder teilweise öffentlich finanzierten Alterssicherungssysteme, deren Finanzierung, die Einkommenssituation der Leistungsbezieher und das Zusammentreffen von Leistungen der Alterssicherungssysteme gemäß § 154 Abs. 3 SGB VI, Bundestag-Drucksache 13/9570

1. Alterssicherungsbericht der Bundesregierung. Lebensversicherungen werden nur in einem kleinen Absatz erwähnt:

"Bei Versorgungsrenten von 3 000 DM und mehr wird es sich insbesondere um ehemalige außertarifliche Arbeitnehmer handeln, für die eine zusätzliche Umlage in Höhe von 9 % des die tarifliche Vergütung übersteigenden Betrages zu entrichten ist, oder um Fälle, in denen der Berechtigte Ansprüche aus einer Lebensversicherung an die VBL abgetreten hat und aus diesem Grund sich die Versorgungsrente um den entsprechenden Betrag der Grundversorgung in Form der Lebensversicherung erhöht." (1997, S.57)

Der Bericht spiegelt die Lage der Alterssicherungssysteme im Jahr 1995 und auf Gesetzesgrundlage 1. Juli 1997 wieder. Lebensversicherer wurden im ersten Alterssicherungsbericht nicht als zentraler Akteur im Rahmen der Alterssicherung begriffen.

1999

SPIEGELONLINE (1999): Riesenboom durch Angst vor Altersarmut.
Lebensversicherungen: Die Sorge der Bundesbürger um ihre private Altersversorgung und die geplante Besteuerung von Kapitallebensversicherungen hat der Versicherungswirtschaft in diesem Jahr ein außerordentlich gutes Geschäft beschert. Die Lebensversicherer rechnen bis zum Jahresende mit 7,45 Millionen neuen Verträgen und einem Plus von insgesamt 35 Prozent im Neugeschäft,
in: Spiegel Online v. 22.11.

2001

BMAS (2001): Alterssicherungsbericht 2001. Ergänzender Bericht der Bundesregierung zum Rentenversicherungsbericht 2001 über die Leistungen der ganz oder teilweise öffentlich finanzierten Alterssicherungssysteme, deren Finanzierung, die Einkommenssituation der Leistungsbezieher und das Zusammentreffen von Leistungen der Alterssicherungssysteme gemäß § 154 Abs. 3 SGB VII, Bundestag-Drucksache 14/7640

Auch der zweite Alterssicherungsbericht der Bundesregierung erwähnt Lebensversicherungen nur an einer Stelle:

"Insbesondere bei den leitenden Angestellten hingegen wird hier die fehlende Betriebsrente durch weit überdurchschnittliche private Vorsorge ersetzt (möglicherweise auch unterstützt vom Arbeitgeber, etwa durch eine Direktversicherung teilweise Beitragsübernahme für Gruppenlebensversicherungen oder durch einmalige Kapitalzahlungen beim Ausscheiden aus dem Betrieb)." (2001, S.99).

Lebensversicherer kommen auch in diesem Alterssicherungsbericht nicht als zentraler Akteur der Altersvorsorge in den Blick. Dies hat auch damit zu tun, dass der Bericht die Lage im Jahr 1999 wiederspiegelt.

2002

BAV (2002): Geschäftsbericht 2001 des Bundesaufsichtsamts für das Versicherungswesen, Teil B, herausgegeben von der Bundesanstalt für Finanzaufsicht 

2003

BAFIN (2003): Jahresbericht 2002, Teil A, herausgegeben von der Bundesanstalt für Finanzaufsicht

Die BaFin führt 114 Lebensversicherer mit Geschäftstätigkeit und 18 ohne Geschäftstätigkeit sowie 154 Pensionskassen mit Geschäftstätigkeit und 4 ohne Geschäftstätigkeit im Jahr 2002 auf (vgl. S.103). Hinzu gekommen sind die Auffanggesellschaft Protektor Lebensversicherungs-AG und und drei neue Niederlassungen ausländischer Lebensversicherer.

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG-Serie: Die demographische Zeitbombe (Teil 2)

WELTER, Patrick (2003): Am Kapitalmarkt gibt es mehr.
Renditevergleiche lassen die Rente schlecht aussehen,
in: Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 14.08.

SCHERFF, Dyrk (2003): Wieviel Rente bleibt mir noch?
Die Regierung kürzt weiter: Die zehn wichtigsten Fragen zur Altersvorsorge,
in: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung v. 26.10.

ERLENBACH, Erich (2003): Mehr Sicherheit für Lebensversicherer.
Kommentar,
in: Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 02.12.

"Für eine Branche, die Sicherheit verkauft, gibt es nichts Gefährlicheres, als selbst von Unsicherheit betroffen zu sein. Das spüren derzeit besonders die Lebensversicherer. Fragen ihrer Bilanzierung, der Besteuerung der Erträge bei den Kunden, des Verbraucherschutzes und die Herabsetzung des Rechnungszinses (Garantiezins) für Neuverträge zu Beginn des kommenden Jahres von 3,25 Prozent auf 2,75 Prozent könnten das Geschäft vor dem Jahresende überraschend noch lähmen, aber auch noch weiter gehörig anheizen",

erklärt uns Erich ERLENBACH. Unsicherheit ist insbesondere durch die Pleite der Mannheimer Leben und die Übertragung auf die neu gegründete Auffanggesellschaft Protektor entstanden. ERLENBACH fordert deshalb mehr Transparenz von den Lebensversicherern, die mit

"Informationen über die Kosten, aktuelle Rückkaufwerte von Verträgen und die Überschussbeteiligung"

zurückhaltend seien. Entsprechende Nachweise müssen nur der Bafin, aber nicht dem Kunden offen gelegt werden.

Uns wird z.B. von Lobbyisten der Versicherer erzählt, dass Überschussbeteiligungen wegen steigender Lebenserwartung gekürzt werden müssen. Der Fall der Mannheimer Leben und die Kursverluste am Aktienmarkt zeigen dagegen, dass vor allem Unsicherheiten am Kapitalmarkt zu Lasten der Versicherten gehen.

2004

MAIDT-ZINKE, Kristina (2004): Arme Alte.
Lang ist der Lebensabend, doch immer kürzer die Rente,
in: Süddeutsche Zeitung v. 28.01.

BUNZENTHAL, Roland (2004): Höheres Alter verteuert private Vorsorge.
Neue Sterbetafeln lassen Beiträge der Lebensversicherung steigen. Kritik an optimistischen Prognosen,
in: Frankfurter Rundschau v. 10.10.

"In diesem Jahr gelten noch die Prognosen über die durchschnittliche Lebenserwartung von 1994. Die Aktualisierung ergibt, dass die Versicherten immer älter werden. Was den Risikolebensversicherern nützt, beeinträchtigt die Anbieter von Rentenpolicen. Wie stark, hat jetzt der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) errechnet: Bei gleichem monatlichen Beitrag sinkt im Vergleich zur derzeitigen Kalkulation je nach Ansparzeit die garantierte versicherte Rente um acht bis 15 Prozent",

berichtet Roland BUNZENTHAL, der uns je ein Beispiel für einen 30-jährigen Mann bzw. Frau vorrechnet. Uns wird erklärt, dass neben dem Rechnungszins die Sterbetafel die jeweilige Beitragshöhe bestimmt. Die Lebensversicherer gleichen eine Erhöhung der "Restlebenserwartung" und damit der Rentenbezugsdauer mit dem Absenken der Überschussbeteiligung aus.

SCHERFF, Dyrk (2004): Die neue Rürup-Rente ist schon jetzt eine Fehlgeburt.
Vom 1. Januar an werden Renten besteuert. Lebensversicherungen verlieren an Reiz. Attraktiv ist hingegen die betriebliche Altersvorsorge,
in: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung v. 25.12.

Dyrk SCHERFF sieht in der Einführung der nachgelagerten Besteuerung die bedeutendste Änderung im Bereich der Altersvorsorge.

FAS (2005): Gute Geschäfte mit der privaten Altersvorsorge 2004,
in: Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 08.06.

Grafiken zeigen uns die Verkaufserfolge der Lebensversicherer in den Bereichen private Rentenversicherungen, fondsgebundene Renten- und Lebensversicherungen, Kapital-Lebensversicherungen und Risiko-Lebensversicherungen. Die auslaufende Steuerbegünstigung für Lebensversicherungen wird uns als Grund für ein gutes Neugeschäft genannt.

2005

RUHKAMP, Stefan (2005): Verkaufserfolg für Betriebsrente.
Lebensversicherer steigern Absatz. Anleger müssen in der Direktversicherung entscheiden,
in: Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 08.06.

Stefan RUHKAMP erklärt uns die Zunahme des Neugeschäftes von Lebensversicherern im Bereich der betrieblichen Altersversorgung zum einen mit neuen Bilanzierungsregeln für Aktiengesellschaften und zum anderen durch den Anspruch von Arbeitnehmern auf Entgeltumwandlung. Das Wachstumspotenzial der betrieblichen Altersversorgung sei aber noch lange nicht ausgeschöpft:

"Bei den 30 im Deutschen Aktienindex vertretenen Unternehmen seien es erst 14 Prozent der Beschäftigten."

Aufgrund des neuen Alterseinkünftegesetzes müssen sich Beschäftigte, die sich für eine Direktversicherung entschieden haben für eine Art der Besteuerung entscheiden. RUHKAMP stellt die Möglichkeiten und ihre Vor- und Nachteile dar. 

2006

SCHERFF, Dyrk (2006): Die Rente steigt nie wieder.
Nominal gibt es nur noch selten Erhöhungen. Real wird es immer weniger. Denn die Inflation zehrt an der Rente,
in: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung v. 22.01.

BMAS (2006): Alterssicherungsbericht 2005. Ergänzender Bericht der Bundesregierung zum Rentenversicherungsbericht 2005 und Gutachten des Sozialbeirats zum Rentenversicherungsbericht 2005 und zum Alterssicherungsbericht 2005, Bundestag-Drucksache 16/906

Im dritten Alterssicherungsbericht 2005 werden erstmals Lebensversicherer als zentraler Akteur der Altersvorsorge begriffen. Im Teil C geht es um die Gesamteinkommen im Seniorenalter. Dazu heißt es:

"Erstaunlich gering ist der Anteil der Bezieher und Bezieherinnen von Renten aus privaten Lebens- oder Rentenversicherungen. 54 Nur 3 Prozent aller Seniorinnen und Senioren erhalten solche Leistungen. In den alten Ländern beziehen 5 Prozent der Männer und 2 Prozent der Frauen solche privaten Renten. In den neuen Ländern beträgt der entsprechende Anteil bei den Männern ein Prozent; für Frauen ist die Verbreitung von Renten aus privaten Lebens- oder Rentenversicherungen aufgrund geringer Fallzahlen statistisch nicht valide auszuweisen. Ein Grund für die geringe Verbreitung dieser Art der zusätzlichen Altersvorsorge liegt zum einen darin, dass sie in der aktiven Phase der heute 65-Jährigen und Älteren weit weniger populär war als heute. Hinzu kommt, dass im Fall von Lebensversicherungen oftmals keine Verrentung, sondern die Auszahlung einer einmaligen Kapitalleistung gewählt wurde.55 Die privaten Renten betragen in den alten Ländern durchschnittlich 472 Euro und in den neuen Ländern 312 Euro. Frauen erreichen in den alten Ländern mit durchschnittlich 385 Euro 73 Prozent der Leistungen an Männer in Höhe von durchschnittlich 526 Euro monatlich (Anhangtabellen C.17.1 bis C.17.3)." (2006, S.88)

Die Daten stammen aus dem Jahr 2003 und beruhen auf der ASID-Studie. Auch im Teil D, in dem es um die geförderte Altersvorsorge geht, spielen Lebensversicherungen eine Rolle, wobei hier die Entwicklung bis 2005 berücksichtigt wird (vgl. 2006, S.118ff.).

HEISS, Sonja (2006): Die Institutionalisierung der deutschen Lebensversicherung, Schriften zur Rechtsgeschichte, Verlag: Duncker & Humblot

Sonja HEISS nennt folgende 8 Lebensversicherer als dauerhafte Gründungen der Gründerphase der Lebensversicherungen:

1. Die Lebensversicherungsbank für Deutschland zu Gotha (2018: Gothaer Lebensversicherung AG)
2. Die Deutsche Lebensversicherungs-Gesellschaft zu Lübeck (1927 durch die Allianz AG übernommen)
3. Die Lebensversicherungs-Gesellschaft zu Leipzig (2018: Alte Leipziger Lebensversicherung a.G.)
4. Die Allgemeine Lebens-Versicherungs-Anstalt für das Königreich Hannover zu Hannover (Es gibt eine Hannoversche Lebensversicherung a.G, die ihre Gründung jedoch auf eine 1875 gegründeten Preußischen Beamten-Verein zurückführt)
5. Die Berlinische Lebens-Versicherungs-Gesellschaft zu Berlin (2018: Athene Lebensversicherung AG, die nur noch als Abwicklungsplattform für "Run offs" existiert)
6. Die Lebensversicherungs-Anstalt der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank zu München (Übernahme durch die Allianz AG)
7. Die Braunschweigische Allgemeine Versicherungs-Anstalt zu Braunschweig (2018: Öffentliche Lebensversicherung Braunschweig)
8. Die Frankfurter Lebens-Versicherungs-Gesellschaft zu Frankfurt am Main (2018: keine Informationen vorhanden!)

HOFFMANN, Catherine (2006): Das Geschäft mit Riester brummt.
Immer mehr Menschen setzen bei der privaten Altersvorsorge auf Rentenversicherungen. Die herkömmliche Lebensversicherung ist ein Auslaufmodell. Zu Recht,
in: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung v. 10.09.

"Die Krise der Assekuranzen ist vergessen. Lebensversicherungen gelten längst wieder als eine verläßliche Größe für die Altersvorsorge. Denn sie sind die einzige Anlage, die lebenslange Garantien bietet. Die Versicherer sind selbst überrascht, wie gut das Geschäft läuft. Die Unternehmen verkauften im ersten Halbjahr 3,8 Millionen neue Policen mit einem Beitragsvolumen von acht Milliarden Euro, teilte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) mit. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2005 ergibt das 14 Prozent mehr Verträge und 30 Prozent mehr Beiträge aus dem Neugeschäft",

bejubelt Catherine HOFFMANN die Zahlen des Lobbyverbandes. Der Anstieg wird auf die besseren Möglichkeiten bei der staatlichen Förderung von Riester-Verträgen zurückgeführt:

"Seit Jahresanfang dürfen mit Riester-Policen drei statt anfangs einem Prozent des Einkommens gespart werden, maximal 1575 Euro im Jahr. Die Förderquote beträgt in den meisten Fällen zwischen 30 und 50 Prozent der Beiträge. Von 100 Euro, die in einen Riester-Vertrag eingezahlt werden, müssen die Sparer also nur 50 bis 70 Euro aus eigener Tasche zahlen, den Rest schießt der Staat zu. Die nächste Stufe der Riester-Treppe wird im Jahr 2008 erreicht. Dann dürfen vier Prozent gespart werden."

Statt auf Lebensversicherungen, deren Steuerprivileg seit 2005 weggefallen ist, setzen die Vorsorgesparer nun auf Renten-Policen. Auch klassische Privatrenten gewinnen gemäß HOFFMANN an Bedeutung. Von fondsgebundenen Lebensversicherungen raten Verbraucherschützer ab. Die Rürup-Rente wird als Ladenhüter bezeichnet.

HOFFMANN sieht die Deutschen bei der Altersvorsorge auf dem richtigen Weg. Die Sparraten seien jedoch zu gering und die beliebten Lebensversicherungen würden mit 4 bis 5 Prozent zu wenig Rendite bringen. 

BMAS (2008): Alterssicherungsbericht 2008. Ergänzender Bericht der Bundesregierung zum Rentenversicherungsbericht 2008 und Gutachten des Sozialbeirats zum Rentenversicherungsbericht 2008 und zum Alterssicherungsbericht 2008, Bundestag-Drucksache 16/11061

2008

GDV (2008): Soziale Sicherung 2020: Angebote der deutschen Versicherungswirtschaft. Positionspapier der deutschen Versicherungswirtschaft zur Zukunft der sozialen Sicherung in Deutschland (Entwurf)

MIHM, Andreas & Steffen UTTICH (2008): Weitreichende Reformüberlegungen.
Versicherer wollen "Rückbau der Sozialsysteme",
in: faz.net
v. 11.06.

MIHM & UTTICH berichten über den Entwurf eines Positionspapiers der GDV:

 "Private Vorsorge sei effizient, nachhaltig und belaste wegen der Kapitaldeckung spätere Generationen nicht. Sie werde »in immer stärkerem Maße bisher staatliche Leistungen ersetzen«, heißt es in der 49 Seiten umfassenden Ausarbeitung, deren Thesen in der Branche sehr umstritten sind. In Branchenkreisen wurde etwa mit Verwunderung registriert, dass die Autoren sich mit der Forderung nach einer Grundrente linke und SPD-Positionen zu eigen machen. Gleichzeitig schädigten die Vorschläge das Geschäft in der klassischen Lebensversicherung, hieß es."

2009

WEHLAU, Diana (2009: Lobbyismus und Rentenreform. Der Einfluss der Finanzdienstleistungsbranche auf die Teil-Privatisierung der Alterssicherung, Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften

HAGELÜKEN, Alexander (2009): Die Rente retten,
Wegen der Krise reduzieren viele Bürger ihre Altersvorsorge. Dabei ist sie wichtiger denn je,
in: Süddeutsche Zeitung v. 08.10.

Einzig von Lebensversicherungen wird aufgrund der hohen Gebühren generell abgeraten:

"Wer 30 Jahre 300 Monat einbezahlt, bekomme im Schnitt schon mal fünf Prozent oder mehr als 5.000 Euro in den ersten Jahren als Gebühren abgezogen. Dazu kommen nochmal drei Prozent laufende Kosten pro Jahr, also in der gesamten Laufzeit weitere Tausende Euro."

Verbraucherschützer warnen vor einer Kündigung von Verträgen, dies kommt der Riester-Erfolgsstatistik, auf die Verfechter der privaten Altersvorsorge gerne verweisen,  zugute, denn ruhende Verträge zählen im Gegensatz zu gekündigten Verträgen als Erfolg. 

2011

BOEHRINGER, Simone (2011): Vorsorgen mit Verstand.
Reich in Rente: Wer fürs Alter spart, sollte sich nicht auf Lebensversicherungen und Bundespapiere verlassen. Auch Aktien und Immobilien sind wichtig,
in: Süddeutsche Zeitung v. 22.02.

Lebensversicherungen werden uns aufgrund sinkender Garantiezinsen und Überschussbeteiligungen als unlukrativ beschrieben.

FICHTER, Alina (2011): Tricks mit Unisex.
Frauen und Männer sollen künftig gleich viel für Versicherungen bezahlen. Günstiger wird es dadurch nicht - im Gegenteil: Die Unternehmen werden die Beiträge einfach insgesamt erhöhen,
in: Süddeutsche Zeitung v. 19.03.

Alina FICHTER beschreibt uns das Gerichtsurteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) als Revolution:

"Sie zwingt die Gesellschaften, ab Dezember 2012 einheitliche Tarife für Männer und Frauen anzubieten. Das stellt das bisherige Versicherungsprinzip auf den Kopf - galt doch bisher das Geschlecht als entscheidender Risikofaktor."

FICHTER behauptet nun aber, dass keiner gewinnen wird und alle verlieren - zumindest was die Versicherten betrifft. Dabei ist noch unklar, was das Urteil für deutsche Versicherungen bedeutet. Aber mit Hinweis auf Axel KLEINLEIN werden uns die Rentenversicherungen als Modellfall vorgestellt. Diese machten den Großteil der Policen aus und mit einem Gesetz von 2006 wurde für Deutschland bereits ein Präzedenzfall geschaffen:

"Die ehemalige Sozialministerin Ulla Schmid (SPD) zwang 2006 alle Gesellschaften für Riester-Renten einheitliche Tarife anzubieten; sonst wurde die Zulage und steuerliche Förderung gestrichen. Die Unternehmen jaulten auf (...).
Und was passierte wirklich? Bei Männern stiegen die Beiträge laut Finanzvertrieb MLP um durchschnittlich sieben Prozent; Frauen profitierten mancherorts ein klein wenig von sinkenden Tarifen. Niemand kehrte den Policen den Rücken, im Gegenteil: Vor 2006 hatten die Unternehmen 5,3 Millionen Riester-Verträge verkauft, bis 2007 verdoppelte sich die Zahl beinahe. Und heute halten die Deutschen mehr als 14 Millionen."

Aus der damit einhergehenden Umstellung von geschlechtsspezifischen auf geschlechtsneutrale Sterbetafeln, leitet KLEINLEIN ab, dass diese nun auch auf nicht-geförderte Rentenversicherungen angewendet werden. Die Deutsche Aktuarvereinigung hat dazu eine Sterbetafel berechnet, die den Versicherungen zur Orientierung empfohlen wird. Daran halten müssen sich Versicherungsunternehmen jedoch nicht. KLEINLEIN hat nun die DAV-Sterbetafel 2006 herangezogen, um mögliche Veränderungen durch die Unisex-Tarife aufzuzeigen. In einer Tabelle werden uns die Auswirkungen der Unisex-Tarife für Männer und Frauen anhand einer Beispielrechnung verdeutlicht. Dabei werden uns zwei Unisex-Tarif-Varianten vorgestellt:

"Die erste mögliche Variante eines Unisex-Tarifs ist dabei das für den Verbraucher günstigste Szenario. (...) Zusammen genommen legen sie durch die Umstellung (...) drauf. Das liege daran, dass Versicherer in jedem Fall einen Risikopuffer einplanen müssten, falls tatsächlich weniger Männer einen Rentenvertrag abschließen, so Kleinlein.
Bei der zweiten Variante überträgt der Versicherer bei seinen Unisex-Tarifen die teuren Frauen-Prämien auf all seine Kunden - ein ungünstiges Szenario für Verbraucher."

Beim zweiten Fall erhält die Frau die gleiche Prämie wie vorher, während der Mann eine um den Frauenanteil erhöhte Prämie erhält. Im ersten Fall mindert sich die Prämie der Frau, wodurch sich die Prämie des Mannes um diesen Betrag weniger stark mindert.

Erst zum Schluss geht der Artikel darauf ein, dass Unternehmen einen großen Gestaltungsspielraum haben, weil sie nicht an die DAV-Sterbetafel gebunden sind:

"Die Bandbreite an Angeboten verschiedener Unternehmen kann enorm sein - je nachdem, welche Sterbetafel sie als Grundlage benutzen."

Es muss jedoch nicht so triste kommen, wie KLEINLEIN das vorrechnet, denn die Unisex-Tarife der Riester-Rente zogen nicht derart an wie vorher befürchtet. Christoph SCHMITT ("Ratingagentur Fitch") führt dies auf den Wettbewerbsdruck zurück. Männer wird jedoch nahe gelegt vor 2012 noch abzuschließen, während Frauen warten sollten.

Mehrere kleine Artikel beschäftigen sich dagegen mit den Besonderheiten bei Autoversicherung, private Krankenversicherung, Berufsunfähigkeitsversicherung und Risikolebensversicherung (bei diesen profitieren im Gegensatz zu Lebensversicherungen die Männer).

BUNDESREGIERUNG (2011): Antwort auf die Kleine Anfrage Erste Erfahrungen mit Riester-Renten – Gründe für die häufig unter den Erwartungen liegenden Renten der Abgeordneten Matthias W. Birkwald, Diana Golze, Heidrun Dittrich, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE, Bundestag-Drucksache 17/6050 v. 31.05.

BADER, Guido (2011): Perspektiven des Geschäftsmodells der deutschen Lebensversicherer. In: Peter Albrecht u.a. (Hrsg.) Aktuelle Herausforderungen für die deutsche Lebensversicherung. 35. Mannheimer Versicherungswissenschaftliche Jahrestagung, Karlsruhe: Verlag Versicherungswirtschaft

"Die Frage, was das Geschäftsmodell wirklich ausmacht, ist (...) vielschichtig. Eine entscheidende Zäsur für das Geschäftsmodell der deutschen Lebensversicherer stellte sicherlich das Alterseinkünftegesetz im Jahr 2005 dar. Standen bis dahin steuerlich begünstigte Kapitallebensversicherungen im Mittelpunkt, so werden seitdem vornehmlich Rentenversicherungen verkauft, entweder als geförderte Produkte der Schichten 1 und 2 oder als private Rentenversicherungen der Schicht 3. Statt einfacher, standardisierter Sparprodukte mit Todesfallabsicherung werden nun zunehmend komplexe und flexible Rentenprodukte verkauft, die das von den Versicherern wenig geliebte Langlebigkeitsrisiko absichern" (2011, S.7), meint Guido BADER.

BUNDESREGIERUNG (2011): Antwort auf die Kleine Anfrage Zur lückenhaften Datenlage und anhaltenden Kritik nach 10 Jahren Riester-Rente der Abgeordneten Matthias W. Birkwald, Diana Golze, Heidrun Dittrich, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE, Bundestag-Drucksache 17/7964 v. 30.11.

2012

BAFIN (2012): Zehn Jahre BaFin: Von der Blitzgeburt zur Reife,
in: BaFinJournal, Mai

Selbstbeschreibung der BaFin, die am 4. Mai 2002 gegründet wurde. Der Entwurf eines Gesetzes über die integrierte Finanzdienstleistungsaufsicht stammt vom 05.10.2001.

"Während die Prognosegüte der Risikomodelle deutscher Banken dennoch relativ robust blieb, stand die deutsche Versicherungsbranche vor bis dahin unbekannten Problemen. Betroffen waren auch einzelne Lebensversicherer, die in größerem Umfang in Aktien investiert hatten. Erstmals geriet eine Lebensversicherung ins Trudeln: die Mannheimer Lebensversicherung AG. Mitte 2003 wurde ihr Versicherungsbestand von der Protektor Lebensversicherung AG übernommen, einer neu geschaffenen Auffanglösung, die von der Branche finanziert wurde",

heißt es im Artikel zum Umfeld der damaligen Gründung im Bereich der Lebensversicherungen.

SCHERFF, Dyrk (2012): Altersvorsorge in Gefahr. Was tun?
Die Euro-Krise lässt die private Vorsorge schrumpfen. Es gibt nur einen Ausweg: Mehr sparen und mehr wagen,
in: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung v. 29.07.

KREMER, Dennis (2012): "Die deutschen Sparer sind die Verlierer der Krise".
Die Ergo-Versicherung sucht höhere Renditen in Wind- und Solarparks, schafft aber die Garantieverzinsung ab,
in: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung v. 29.07.

"Das mag wie eine gute Lösung aussehen, trotzdem halten wir unsere Aktienquote bewusst sehr niedrig. Denn das Problem der Papiere ist: Sie schwanken einfach zu sehr. Und diese Volatilität ist Gift für alle, die regelmäßig eine positive Rendite für ihre Kunden erwirtschaften müssen - also insbesondere für uns Versicherer. Hohe Dividendenrenditen sind zwar erfreulich für Anleger: Aber sie lassen sich nun einmal nicht in die Zukunft fortschreiben, mit ihnen lässt sich nicht kalkulieren. Außerdem muss man mit Blick auf die Wertentwicklung des Aktienmarktes in den vergangenen Jahren festhalten: Risiko ist nicht belohnt worden. Wer beispielsweise im Jahr 2000 in den Dax eingestiegen ist, konnte bis heute keine Gewinne erzielen", erklärt uns der Finanzvorstand der Ergo-Versicherung das Problem von Aktien.

OBERHUBER, Nadine (2012): Gleichheit in der Versicherung.
Unisextarife verlangen, dass von Dezember an Versicherungsprämien für Frauen und Männer gleich hoch sein müssen. Also lieber noch einen Vertrag zu den alten Konditionen abschließen? Oder besser abwarten?
in:
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung v. 07.10.

Nadine OBERHUBER erklärt uns, dass wegen eines Urteils des Europäischen Gerichtshofs vom 1. März diesen Jahres in allen Mitgliedsstaaten der EU bis zum 21. Dezember Unisextarife eingeführt werden müssen. Die voraussichtlichen Auswirkungen werden von OBERHUBER je nach Geschlecht und Versicherungsform unterschiedlich beurteilt. Die Einschätzungen von OBERHUBER sind in der nachfolgenden Tabelle aufgelistet:

Tabelle: Auswirkungen von Unisextarifen auf die Kosten für Männer und Frauen
bei unterschiedlichen Versicherungsformen
Versicherungsform Männer Frauen
Rentenversicherung teurer billiger
Pflegeversicherung teurer unverändert
Private Krankenversicherung teurer billiger
Berufsunfähigkeitsversicherung teurer billiger
Risikolebensversicherung billiger teurer
Kraftfahrzeugversicherung billiger teurer
Kapitallebensversicherung unverändert teurer
Quelle: Nadine Oberhuber FAS v. 07.10.2016, S.36; eigene Darstellung
 

SCHERFF, Dyrk (2012): Länger leben gibt es nicht umsonst.
Spezial Forever old: Ins Ausland reisen, in die Oper gehen und häufig Golf spielen: Das Alter ist abwechslungsreich und teuer. Wir haben genau nachgerechnet, was ein längeres Leben kostet,
in: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung v. 28.10.

Dyrk SCHERFF verteidigt die Rentenkürzungen der Lebensversicherer, die angeblich alternativ los sind, weil sich die Lebenserwartung nach ihren - für uns nicht transparenten - Berechnungen erhöht. Der Ratschlag den uns SCHERFF erteilt, liegt ganz im Profitinteresse der Versicherer:

"Sparer sollten die steigende Lebenserwartung immer im Blick haben, wenn sie überlegen, wie viel sie fürs Alter zurücklegen. Die Tendenz ist derzeit: Wir werden noch älter als gedacht und die Renten damit noch niedriger als erhofft. Oder umgekehrt: Wer im Alter einen festen Eurobetrag als Rente bekommen will, muss jetzt mehr sparen als früher."

Verschwiegen wird uns jedoch, dass Lebensversicherer mit ganz anderen Lebenserwartungen rechnen als z.B. das statistische Bundesamt, denn wenn vorwiegend Besserverdienende, die länger leben, solche Verträge abschließen, dann sind Geringverdiener, die nicht so lange leben, die Dummen dieses Systems. Die FAZ legt uns Berechnungen der Württembergischen Lebensversicherung vor, die im Sinne ihrer Branche folgendermaßen argumentiert:

"Am stärksten spüren höhere Jahrgänge eine steigende Lebenserwartung. Denn sie haben weniger Zeit, auf das nötige Kapital zu kommen, aus dem die Renten bezahlt werden. Ein 50-Jähriger muss derzeit im Branchendurchschnitt 140 Euro im Monat bezahlen, wenn er von 65 an bis zu seinem Tod 100 Euro Monatsrente bekommen will und die Verzinsung das aktuell garantierte Niveau von 1,75 Prozent nicht übersteigt. Die Versicherungsbranche geht für diesen Fall von einer Lebenserwartung von 91 Jahren aus. Steigt diese um fünf Jahre auf 96 Jahre, klettert der Beitrag auf 158 Euro."

SCHERFF verteidigt diese hohen Annahmen zur Steigerung der Lebenserwartung folgendermaßen:

"Jetzt werden viele einwenden, dass eine Lebenserwartung von 91 Jahren viel zu hoch gegriffen sei und damit auch die Beiträge zu üppig ausfiel. Schließlich geht das Statistische Bundesamt für 50-Jährige derzeit von 80 Jahren aus. Die Versicherungen rechnen anders, aber deswegen nicht falsch. Sie nehmen die Daten der Statistikbehörde und modifizieren sie. Sie berücksichtigen, dass die Medizin sich während der jahrzehntelangen Laufzeit des Vertrages weiterentwickelt. Dadurch erhöht sich die Lebenserwartung jedes Jahr um zwei bis drei Monate. Das haben langfristige Beobachtungen seit 1830 ergeben. Der Zuwachs an Lebenserwartung ist demnach über den ganzen Zeitraum ziemlich konstant. Die Versicherer schreiben diesen Zuwachs in die Zukunft fort."

Wir können das jedoch nicht überprüfen, weshalb man uns jeden Unsinn erzählen könnte. Nur eines ist klar: Die Versicherungen verrechnen sich niemals zu ihren Ungunsten, sondern passen die Sterbetafeln so an, dass ihr Profit nicht schmilzt:

"Sie waren dabei in der Vergangenheit noch zu vorsichtig. Zuletzt passten sie daher die Daten vor einigen Jahren mit der Sterbetafel DAV 2004 R an, was damals für einen Aufschrei unter den Kunden sorgte, weil die Lebenserwartung höher ausfiel und die monatlichen Renten damit niedriger. Die DAV 2004 R ist noch heute die Grundlage fast aller Versicherungsverträge",

erklärt uns SCHERFF. Erst danach kommt er zum Kern des Problems:

"Kunden in der Regel finanziell bessergestellt sind und daher mehr Geld für ein gesünderes Leben ausgeben. Sie werden dadurch auch älter als Gleichaltrige ohne Versicherung."

Durch die Zunahme von Geringverdienern - also z.B. durch die staatliche Förderung von Riester-Verträgen, würden sich die Profite verbessern, weil dadurch eine Umverteilung von unten nach oben geschieht. Verstärkt wird diese Umverteilung noch, wenn sich Menschen nicht rational verhalten, so wie es uns SCHERFF im Sinne eines Homo oeconomicus schildert:

"Hinzu kommt, dass Kunden sich in den Monaten vor dem Beginn des Ruhestandes entscheiden können, ob sie ihr angesammeltes Kapital voll ausbezahlt oder tatsächlich in Monatsrenten umgewandelt haben wollen. Erfahrungsgemäß entscheiden sich nur die für eine Monatsrente, die gesund sind und daher ein besonders langes Leben erhoffen. Wer schon krank ist, lässt sich das Geld lieber auszahlen. Auch deswegen leben Rentenversicherte oft länger als der Durchschnitt im gleichen Alter."

Matthias EISENMENGER & Dieter EMMERLING erklären den Unterschied zwischen den Sterbetafeln des Statistischen Bundesamtes und der Versicherungswirtschaft in ihrem Artikel Amtliche Sterbetafeln und Entwicklung der Sterblichkeit folgendermaßen:

"Von den amtlichen Periodensterbetafeln zu unterscheiden sind die Sterbetafeln der Versicherungswirtschaft, wie etwa die Sterbetafeln der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV). Diese Sterbetafeln sind auf den jeweiligen Versicherungszweck ausgerichtet und werden unter versicherungswirtschaftlichen Gesichtspunkten erstellt. Damit stellen die Sterbetafeln der Versicherungswirtschaft im Gegensatz zu den amtlichen Periodensterbetafeln keine Beschreibung der Sterblichkeitsverhältnisse und der Lebenserwartung dar. So besteht beispielsweise die DAV-Sterbetafel 2004 R für private Rentenversicherungen aus einem System von Generationensterbetafeln, das eine Schätzung des zukünftigen Sterblichkeitstrends und entsprechende Sicherheitsmargen beinhaltet. Sofern die Tafeln der Versicherungswirtschaft – wie dies bei der DAV-Sterbetafel 2004 R der Fall ist – auch auf Versichertendaten beruhen, ist insbesondere auch zu berücksichtigen, dass die Versichertengesamtheit eine positive Auswahl darstellt. Dies bedeutet konkret, dass ihre Sterblichkeit niedriger ist als die der Gesamtbevölkerung."
(2011, S.224)

Ganz dreist wird es, wenn SCHERFF auch noch die hohe Lebenserwartung verteidigt, wenn es um Riester-Verträge geht, die doch in erster Linie für Geringverdiener gedacht sind, die früher sterben als der Durchschnitt. Mit Hilfe von Berechnungen der Württembergischen Leben wird uns noch vorgerechnet, dass das Zinsniveau für die Rendite eine Rentenversicherung entscheidender ist als die steigende Lebenserwartung. Außerdem geht SCHERFF von einer steigenden Inflation aus, weswegen uns Riester-Fonds als Königsweg angepriesen werden.

Eine Grafik veranschaulicht die Berechnungen der Württembergischen Leben, die auf der Sterbetafel DAV 2004 R beruht und nur für Renten- aber nicht für Lebensversicherungen gilt, die noch schlechtere Konditionen bieten. Die Berechnung gilt für einen Mann, obwohl für Riester-Verträge Unisex-Tarife gelten, was uns nicht erläutert wird. Und die Berechnung gilt für eine Garantierente von 100 Euro im Monat, bei der keine Inflation berücksichtigt wurde. Bei Tod vor Rentenbeginn werden zudem nur die Beiträge zurückgezahlt. Eine Rentengarantie gibt es nur für 10 Jahre ab Rentenbeginn - was immer das heißen mag.

Uns werden drei Beispielrechnungen für einen 30-Jährigen, 40-Jährigen und 50-Jährigen präsentiert, die jeweils für 1,75 % und 4 % Verzinsung berechnet wurden. Es wird zwischen drei Renteneintrittsaltern unterschieden (65 Jahre, 67 Jahre und 70 Jahre). Die Lebenserwartung wird jeweils für die aktuelle Lebenserwartung gemäß DAV 2004 R (30 Jahre = 95 Jahre Lebenserwartung; 40 = 93 LE; 50 = 91 LE) und einer um 5 Jahre höheren Lebenserwartung ausgewiesen.

Und zum Schluss wird uns von SCHERFF wieder einmal seine Faustformel für das anzustrebende Rentenniveau variiert:

"Experten leiten (...) grob einen Bedarf von rund 70 Prozent des letzten Nettoeinkommens ab. Besser aber, man führt für ein Jahr ein Haushaltsbuch mit den wichtigsten Posten und errechnet erst dann, was man genau braucht. Auf den so ermittelten Bedarf müssen noch die später zu zahlende Steuer und die Inflation aufgeschlagen werden. Das ergibt dann die fürs Sparen anzustrebende Bruttorente. Denn um in 3o Jahren 100 Euro in heutiger Kaufkraft zu bekommen, muss bei zwei Prozent Geldentwertung für eine Rente von 181 Euro gespart werden."

Dagegen verschweigt uns SCHERFF wie z.B. ein 30-Jähriger sein letztes Nettoeinkommen wissen kann. Hellseher sind wohl die Wenigsten von uns!

SCHERFF, Dyrk (2012): Altersvorsorge in Gefahr.
Die Inflation frisst die Erträge der Lebensversicherungen auf. Doch wer kündigt, zahlt drauf,
in: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung v. 11.11.

Dyrk SCHERFF widmet sich den Problemen der Volksanlage:

"Die wahre Volksanlage ist eine Versicherung: die Lebens- und Rentenversicherung. Statistisch gesehen hat jeder Deutsche mindestens eine. Sie wird privat und auch über den Arbeitgeber als betriebliche Altersvorsorge abgeschlossen. Keine Geldanlage ist verbreiteter."

Ein Papier des Bundesfinanzministeriums brachte uns in der vergangenen Woche eine Hiobsbotschaft:

"Danach könnten rund 20 Versicherer, ein Fünftel der Branche, schon in sechs Jahren in so arge finanzielle Bedrängnis kommen, dass sie ihren Kunden nicht mehr die garantierten Zinsen zahlen können."

Noch gut dran seien lediglich jene, die noch zu Zeiten eines Garantiezinses von 4 Prozent abgeschlossen hätten, also zwischen 1994 und Mitte der Nuller Jahre. Inzwischen liegt der Garantiezins bei 1,75 Prozent. Da Lebensversicherer für Neuanlagen weniger Zinsen erhalten, kommen sie bei länger andauernder Niedrigzinsphase Probleme. SCHERFF schildert uns, was passiert, wenn ein Versicherer vor der Pleite steht:

"Wie sicher sind ihre Policen? Die beruhigende Antwort: Sie sind zumindest vor der Pleite eines Versicherers geschützt. Das Geld der Kunden fließt in solch einem Fall nicht in die Insolvenzmasse ein. Aber schon bevor es zur Insolvenz kommt, greift die Finanzaufsicht ein. Sie kann die Versicherung zu einer anderen Anlagepolitik drängen und wenn das nicht hilft, sogar Kundenverträge auf solventere Versicherungsgesellschaften übertragen, die die Verpflichtungen fortführen. Oder sie leitet sie an die Auffanggesellschaft Protektor weiter, die von der ganzen Branche getragen wird."

Drei Alternativen zeigt uns SCHERFF für jene auf, die einen unlukrativen abgeschlossen haben: Kündigung, Verkauf am Zweitmarkt (z.B. Cash Life) und die Einstellung der Beitragszahlungen. Letzteres sei die weniger schmerzhafte Alternative. Ansonsten heißt es: Finger weg von Verträgen bei Lebensversicherungen.

2013

BALODIS, Holger & Dagmar HÜHNE (2013): Die Vorsorgelüge. Wie Politik und private Rentenversicherungen uns in die Altersarmut treiben, Ullstein Verlag

BALODIS & HÜHNE berufen sich bei ihrer Kritik an der privaten Altersvorsorge auf den Ökonom Albrecht MÜLLER und den ehemaligen Sozialbeirat Winfried SCHMÄHL. Die Rolle der Stiftung Warentest wird ebenfalls kritisch gesehen:

"Die Stiftung Warentest erhält jährlich einen millionenschweren Zuschuss aus dem Etat der Bundesregierung, und Finanztext gelt bis heute als einer der engagierten Verteidiger der Riester-Rente. Mit den Riester-Tests für Millionen verunsicherte Verbraucher sicherte sich Finanztest auch selbst ein großes Beschäftigungsfeld. Wie objektiv kann eine Stiftung unter diesen Umständen sein?" (S.13)

Die Autoren beschreiben den Erfolg der neuen Rentenversicherungen, der erst durch die Teilprivatisierung der gesetzlichen Rente durch die rot-grüne Regierung möglich wurde und seitdem die Kapitallebensversicherungen verdrängt. Für den Versicherungsmathematiker Guido BADER wurde die Rentenversicherung erst durch das Alterseinkünftegesetz zum wirklichen Erfolgsprodukt. Im Jahr 2013 erlebten die Lebensversicherer ihren ersten Einbruch an Bestandszahlen bei den Riester-Verträgen.

BALODIS & HÜHNE beschreiben in dem Buch wie die Teilprivatisierung der gesetzlichen Rente durch Medienkampagnen und ein Expertenkartell durchgesetzt wurde:

"Die gesetzliche Rentenversicherung geriet ab Mitte der 1990er-Jahre immer mehr in den Fokus öffentlicher Kritik. Medienkampagnen schürten Angst, dass die Rentenkasse schon bald vor dem Kollaps stünde und die heutigen jungen Arbeitnehmer nur noch in ein Fass ohne Boden einzahlten. Höhepunkt der polemischen Diskussion war der Spiegel-Titel vom 3. Februar 1997: »Wie die Alten die Jungen ausplündern«. Im gleichen Heft, unmittelbar vor der Titelgeschichte über die »marode Rentenkasse«, prangte eine Anzeige der Allianz-Lebensversicherung: »Die Allianz Privatrente ergänzt, was die Gesetzliche nicht leisten kann«.
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Prüft man die Berichterstattung dieser Tage, so tauche in allen Gazetten immer wieder vier Professoren auf, die als Kronzeugen eines überfälligen Reformbedarfes herhalten:
Professor Meinhard Miegel (...) propagierte den Ausbau der kapitalgedeckten Altersvorsorge. Professor Bernd Raffelhüschen (...) versuchte (...) eindrucksvoll zu belegen, wie sehr die junge Generation benachteiligt werden. Professor Bert Rürup, der sich als sozialdemokratischer Finanzwissenschaftler schon lange mit Rentenfragen befasste (...) saß in sämtlichen Enquete-Kommissionen zum demographischen Wandel des Deutschen Bundestages und sollte später (...) den der Regierung unbequemen Professor Winfried Schmähl als Vorsitzender des Sozialbeirates ablösen. Schließlich Professor Axel Börsch-Supan, der es sich (...) zur Lebensaufgabe gemacht hatte, die Überlegenheit privater Altersvorsorge wissenschaftlich zu untermauern. So verkündete Börsch-Supan, dass man bei identischem Rentenniveau mit privater Altersvorsorge nur ein Viertel so viel einzahlen müsse wie beim gesetzlichen Umlageverfahren." (S.46f.)

Wer es wissenschaftlicher mag, der findet die Geschichte der Teilprivatisierung auch bei Diana WEHLAU in dem 2009 erschienenen Buch Lobbyismus und Rentenreform.

2014

KREMER, Dennis (2014): Lohnt sich die Lebensversicherung noch?
Die Rendite der Lebensversicherung sind mickrig. Höchste Zeit, über die Lieblingsanlage der Deutschen nachzudenken,
in: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung v. 15.06.

Nur noch 76 Millionen Lebensversicherungen besitzen die Deutschen, was von Dennis KREMER immer noch als zu viele angesehen wird, denn der niedrige Garantiezins, der derzeit bei 1,75 Prozent liegt, soll ab Januar 2015 auf 1,25 Prozent sinken. Und ein Ende der Niedrigzinsphase sei nicht abzusehen, weshalb uns Indexfonds als Alternative angepriesen werden.

Zwei Nachteile werden uns von KREMER genannt:
1) Die neue Regelung zu Risikogewinnen, die das geplante Lebensversicherungsreformgesetz vorsieht:

"Wenn die Versicherten früher sterben als versicherungsmathematisch kalkuliert, erzielt die Versicherung damit einen Gewinn. Davon müssen die Anbieter in Zukunft 90 Prozent an ihre Kunden ausschütten."

Was für den Kunden als Vorteil erscheint, das wird uns als Schwächung der Finanzkraft von Lebensversicherern verkauft.
2) Angesichts der enormen Kosten bei Lebensversicherungen schmelzen die Garantiezinsen faktisch dahin:

"Assekurata-Fachleute haben berechnet, was dies bei einem Garantiezins von 1,25 Prozent für einen Mustervertrag mit 25 Jahren Laufzeit heißt: Tatsächlich liegt die garantierte Verzinsung des eingezahlten Geldes in der Ansparzeit dann im Branchenschnitt bei nur 0,3 Prozent. Bei einer Laufzeit von knapp 20 Jahren wird die Zinsgarantie sogar komplett aufgefressen. Ein Desaster."

Von Vertragskündigungen wird uns trotzdem abgeraten. Als Gewinner werden uns dagegen jene vorgestellt, die zwischen 1994 und 2000 eine Lebensversicherung zum Garantiezins von 4 Prozent abgeschlossen haben. Eine Grafik veranschaulicht wie die Rendite in Abhängigkeit vom Garantiezins bei Lebensversicherungen sinkt:

Tabelle: Entwicklung des Garantiezinses und Rendite bei Lebensversicherungen
Zeitraum Garantiezins Rendite nach Abzug der Kosten
2004 - 2007 2,75 % 1,86 %
2007 - 2012 2,25 % 1,39 %
Seit 2012 1,75 % 0,93 %
Ab 2015 1,25 % 0,30 %
Quellen: FAS-Grafik 15.06.2014; Assekurata

LINGLAU, Guido (2014): Auch die sicheren Häfen sind in Gefahr: Schützen Sie Ihr Vermögen vor der demografischen Katastrophe, FinanzBuch Verlag

"Auch nach der Finanz- und Immobilienkrise scheint es kaum mehr sichere Häfen für das gesparte Geld zu geben. Viele Deutsche nehmen Zuflucht in Wohnimmobilien, Lebensversicherungen und Bankguthaben. Doch die demografische Entwicklung stellt genau diese Anlagen als sichere Häfen infrage. Es sei denn, Sie verstehen und berücksichtigen den Zusammenhang zwischen Bevölkerungs- und Wirtschaftsentwicklung. Guido Lingnau zeigt fundiert und faktenreich, wie die Generation der »Babyboomer«, der geburtenstarken Jahrgänge in den 1960er-Jahren, den Takt unserer Volkswirtschaft bestimmt – und damit auch die Richtung der Aktienmärkte. Kraft ihrer großen Zahl stoßen sie Trends an, lösen Krisen auf den Aktien- und Immobilienmärkten aus und sind entscheidend dafür verantwortlich, ob es Deflation oder Inflation gibt, ob Boom oder Rezession. Wer profitiert, wer verliert, erfahren Sie in diesem Buch. Die Demografie ist die optimale Landkarte für die persönliche Geldanlage. Sie hilft Ihnen, das eigene Geld auch vor einem möglichen Totalschaden durch Inflation, Währungsreform, Staatsbankrott, Überalterung und Bevölkerungsschrumpfung zu schützen",

behauptet der Klappentext des Buchs. Dem demografischen Wandel werden gerne negative Entwicklungen zugeschrieben und die Babyboomer gelten als Urheber x-beliebiger Katastrophenszenarien. Tatsächlich handelt es sich meistens nur um Annahmen, denn empirische Forschung gibt es zu den Auswirkungen nur wenig, was daran liegt, dass bis vor kurzem gar keine Möglichkeit bestand, die jeweiligen Annahmen zu belegen oder widerlegen. Das ändert sich nun jedoch, denn in Japan und den USA haben die ersten Babyboomer das 70. Lebensjahr erreicht - ohne dass bislang ein Kollaps stattgefunden hätte.  

LANGENBERG, Britta (2014): Mission 1,75 Prozent.
Lebensversicherungen: Der Garantiezins für Lebensversicherungen sinkt 2015 auf ein Allzeittief. Das beste Argument für Versicherungsvermittler, vor Silvester auf Kundenfang zu gehen. Doch eine aktuelle Capital-Analyse zeigt: Nur eine Handvoll Gesellschaften kann rundum überzeugen,
in: Capital Nr.11,
November

"Morgen & Morgen (hat) zum 20. Mal Tausende Bilanzdaten von 69 Lebensversicherern geprüft, die die Branche nahezu vollständig abbilden. Die Fachleute bewerteten im Rating, das Capital exklusiv präsentiert, die Entwicklung und Konstitution jeder einzelnen Gesellschaft",

verspricht uns Britta LANGENBERG. Angesichts sinkender Garantiezinsen sind die Absatzzahlen eingebrochen:

"Die Absatzzahlen der Branche sind eingebrochen - selbst wenn Peter Schwark, Geschäftsführer beim Verband der Versicherungswirtschaft, beschönigend (...) spricht. Die Fakten sind eindeutig: Die Zahl der neu verkauften Lebensversicherungsverträge sackte im vergangenen Jahr von zuvor 6 auf 5,3 Millionen ab. Im Kengeschäft mit klassischen Renten betrug das Minus gegenüber den Vorjahren sogar 20 bis 30 Prozent."

In dieser Situation versuchten die Versicherungen die Risiken auf die Kunden abzuwälzen. Einen Vertrauensverlust gibt es nicht erst in den letzten Jahren, sondern bereits nach 2001 und nach 2004. Zuerst weil die hohen Renditenversprechen nicht eingehalten wurden und dann weil die Praktiken der Versicherer immer dreister wurden. Eine Gesetzesreform soll den hohen Abschlusskosten entgegenwirken:

"Im Januar greift ein Reformgesetz. Es soll nach dem Willen der Regierung die hohen Abschluss- und Vertriebskosten senken. Zuletzt betrugen diese 7,4 Mrd. Euro."

Außerdem soll die neue Messgröße "Effektivkosten" den Markt transparenter machen.

Eine Grafik zeigt uns den Schwund der Garantiezinsen zwischen 1999 und 2015. Lag dieser 1999 noch bei einer Beispielpolice bei 560 Euro. So waren es 2001 noch 450 Euro, 2005 nur 390 Euro, 2008 fiel sie er auf 330, um nächstes Jahr auf 240 Euro zu fallen. Der Garantiezins wird im Rating höher bewertet als die momentane Gewinnbeteiligung, da letztere gekürzt werden könne.

2015 

taz-Tagesthema: denn eins ist unsicher: die Rente.
Kapitalfehler: Versicherungskonzerne steigen aus der klassischen privaten Rentenversicherung aus, weil sie sich wegen der Niedrigzinsen nicht mehr lohnt. Damit steht das ganze System auf der Kippe

KRÜGER, Anja (2015): Auslaufmodell Lebensversicherung.
Altersvorsorge: Mit der Hannover Talanx gibt der erste große deutsche Lebensversicherer die traditionelle Lebensversicherung auf. Die Branche will Kunden keine Garantien mehr geben,
in: TAZ v. 30.07.

PONTIUS, Jakob (2015): "Es geht um kurzfristigen Profit".
Der Finanzmathematiker Axel Kleinlein sieht keine Gefahr für die Branche der Versicherer – sondern eine Gefährdung der Kunden,
in: TAZ v. 30.07.

BALODIS, Holger & Dagmar HÜHNE (2015): Garantiert beschissen! Der ganz legale Betrug mit den Lebensversicherungen, Westend Verlag

Das Buch knüpft an das Vorgängerbuch Die Vorsorgelüge an.

 
     
 
       
   

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webmaster@single-generation.de Erstellt: 14. Mai 2018
Update: 10. Februar 2019