Kommentierte Bibliografie (2016)
2016
LANGENBERG, Britta (2016): Gewinnwarnung.
Eine exklusive Übersicht legt
offen, wie Lebensversicherungen die Gelder ihrer Versicherten
erwirtschaften. Die wichtigste Lektion für Kunden: Sie müssen vor
Vertragsabschluss genauer hinschauen,
in: Capital
Nr.3, März
Britta LANGENBERG berichtet
anlässlich eines BGH-Urteils vom Januar über die mangelhafte
Offenlegung der Beteiligung von Versicherten an Risikogewinnen
bzw. Kostenüberschüssen.
"Noch erwirtschaften die
25 größten Gesellschaften den Löwenanteil der
Kundengutschriften an den Kapitalmärkten - durchschnittlich
rund 80 Prozent. Doch je stärker die Zinsflaute die Erträge
schmälert, desto wichtiger werden die anderen Komponenten:
zum einen Risikogewinne, die entstehen, wenn etwa Zahlungen
für Todesfälle geringer ausfallen als ursprünglich
kalkuliert. Zum anderen geht es etwa um Kostenüberschüsse.
Diese Positionen erwirtschafteten die Versicherer
traditionell, indem sie ihre Prämien bewusst vorsichtig
kalkulieren - mit dem Versprechen, den Kunden nicht
benötigte Gelder für Versicherungsschutz und Gebühren später
wieder gutzuschreiben. Beide Posten summierten sich zuletzt
auf rund 8 Mrd. Euro",
berichtet uns Britta
LANGENBERG. Seit 2014 müssen Lebensversicherer ihre
Gewinnquellen offen legen. Eine Tabelle zeigt die Entwicklung
der Gewinnquellen in den Jahren 2005, 2010 und 2014 für die
Sparten Kapitalanlage, Risikogeschäft und Kosten. Eine Grafik
zeigt die Situation für das Jahr 2014, wobei jedoch sich die
Sparte "Übriges Ergebnis/Kosten" aus Kostenüberschüssen,
Buchungen aus Stornos oder Rückversicherungen zusammensetzt.
Während bei Zins- und Risikogewinnen die Kunden zu mindestens
90 Prozent beteiligt werden müssen, liegt die Beteiligung bei
den Kostenüberschüssen nur bei mindestens 50 Prozent. Die
Offenlegung verhindert aber offenbar nicht, dass die konkreten
Kundengutschriftsanteile sowohl zwischen als auch innerhalb
einer Lebensversicherung stark differieren können. Eine
Übersicht dazu fehlt deshalb. Stattdessen werden uns Hinweise
darauf gegeben, worauf besonders geachtet werden muss -
Transparenz sieht anders aus!
JELLEN, Reinhard (2016): Wer wird schon 100 Jahre alt?
Holger Balodis über das Geschäft
der privaten Rentenversicherungen,
in:
Telepolis v. 20.03.
KRÜGER, Anja (2016): Angst vor Altersarmut.
Versicherungsbranche: Die Gewinne
sind hoch, die Auszahlungen für die Versicherten dagegen mickrig.
Trotzdem schließen viele Menschen private Rentenversicherungen ab,
weil sei keine Alternative sehen. Linkspolitiker Matthias W. Birkwald
will das ändern,
in:
TAZ v. 06.04.
Anja
KRÜGER stellt anlässlich der Geschäftszahlen der
Versicherungswirtschaft die Sicht von Matthias W. BIRKWALD,
dem rentenpolitischen Sprecher der Linkspartei und Kritiker
der privaten Altersvorsorge, sowie des Sozialwissenschaftlers
Stefan SELL vor, der vom "Cappucino"-Modell à la Schweiz
schwärmt. Außerdem wird auf die geplante
Kampagne der Gewerkschaften zur Stabilisierung des
Rentenniveaus der gesetzlichen Rente bzw. die weitreichendere
Forderung der IG Metall nach Rückgängigmachung der
Rentenkürzungen von 2002 eingegangen.
Zum Schluss wird der
Gesetzesentwurf des Bundesarbeitsministeriums kritisiert, der
durch die Kopplung der geplanten Lebensleistungsrente an
Einzahlungen in die private Altersvorsorge sozusagen die
Versicherungswirtschaft subventioniert.
FROMME, Herbert (2016): Neuanfang gesucht.
Versicherer: Die niedrigen Zinsen
bringen ans Licht, dass das Geschäftsmodell gescheitert ist,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 08.04.
Herbert
FROMME sieht die Kritik der Lebensversicherer an der
Nullzinspolitik der EZB als unberechtigt, stattdessen fordert
er, dass sie ihr Geschäftsmodell ändern sollen. Den Beginn der
Misere der Lebensversicherer legt FROMME auf die 1990er Jahre:
"Das Risiko schien
überschaubar (...).
Das änderte sich erst in den Neunzigerjahren, als die
Versicherer dazu übergingen, die Lebensversicherung
ernsthaft als private Altersvorsorge zu positionieren.
Ebenfalls in den Neunzigern gaben die Versicherer ihren
Kunden immer höhere Zinsgarantien. Wer zwischen Juli 1994
und Juli 2000 eine Lebensversicherung oder private
Rentenversicherung abschloss, dem garantierte der Anbieter
eine Verzinsung von mindestens vier Prozent für die gesamte
Laufzeit des Vertrages."
War da nicht etwas? Das war
doch jene Zeit, als uns Politik und Medien die sagenhaften
Renditen der privaten Altersvorsorge im Gegensatz zu der
sinkenden Rendite der gesetzlichen Rente schmackhaft machten.
Haben die Versicherer diese Zinszusagen nicht vielleicht nur
deshalb gemacht, dass wir uns keine Sorgen machen sollten und
die Rentenreform ohne Murren durchwinken sollten? Das hatte ja
auch hervorragend geklappt. Leider liest man davon nichts in
der SZ.
Bernd W. KLÖCKNER rechnete
in seiner 2003 erschienen Lobpreisung der privaten
Altersvorsorge mit Titel
Die gierige Generation noch mit einer effektiven
Verzinsung von 5 %. Mit 169 Euro Sparbetrag pro Monat, sollte
man demnach in 40 Jahren ein Vermögen von 250.000 Euro
aufgebaut haben. Davon können Sparer heutzutage nur noch
träumen.
FROMME hat jedoch ebenfalls
keine Lösung anzubieten, da er nur die private Altersvorsorge
im Blick hat. Seine einzige Empfehlung: Arbeitsplatzabbau im
Vertrieb der Versicherer, um die Vertriebskosten der
Vorsorgeprodukte zu senken.
"Die Versicherer kennen
sich gut mit Todesfall- und Langlebigkeitsrisiken aus",
preist FROMME die
Versicherer als Partner der Politik an. Eines ist gewiss:
Versicherer verrechnen sich bei der Lebenserwartung ihrer
Kunden sicher nicht zu ihren Ungunsten.
GREIVE, Martin/KAMANN, Matthias/SEIBEL, Karsten/VITZTHUM, Tomas/ZSCHÄPITZ,
Holger (2016): Schleichende Enteignung.
Ein Schreckgespenst geht um: Armut
im Alter. Denn die niedrigen Zinsen entwerten alles, worauf die
Deutschen traditionell ihre Vorsorge bauen: Riester, Sparbuch,
Lebensversicherung,
in:
Welt am Sonntag kompakt v. 10.04.
Martin
GREIVE u.a. zitieren Berechnungen der DZ-Bank zu den Verlusten
der deutschen Sparer durch die Niedrigzinsen. Daneben haben
die Autoren Markus GRABKA (DIW) befragt, dessen Zahlen jedoch
nicht genannt werden, sondern der Experte dient nur dazu, die
Berechnungen der DZ-Bank zu bestätigen. Der Berliner Politik
wird zudem ein Teil der Schuld an dieser Misere zugeschrieben:
"Durch Steueranreize
haben diverse Koalitionen in Berlin die Bundesbürger in
Lebensversicherungen oder Riester-Renten gelockt. Auch
deshalb haben die Deutschen inzwischen 16 Millionen
Riester-Verträge. Und 88 Millionen Lebensversicherungen, es
gibt also mehr Lebensversicherungen als Deutsche."
Der Branchenverband der
Versicherungswirtschaft (GDV) wird dahingehend zitiert, dass
die Verzinsung weiter fallen wird, wenn die Niedrigzinspolitik
andauert.
Mit Berechnungen von Olaf
STOTZ, einem Professor an der Frankfurt School of Finance &
Management, belegen die Autoren, dass Frauen aufgrund ihrer
höheren Lebenserwartung stärker betroffen seien als Männer. Am
Ende wird ein Paradoxon unserer Lage konstatiert:
"Eigentlich müssten die
Bürger mehr Geld ausgeben (...) um die Wirtschaft in Schwung
zu bringen. Um aber das Vermögen zu bilden, das ihnen ein
sorgloses Alter ermöglicht, müssten sie auch immer mehr
sparen. Denn schon bald werden die staatlichen Mini-Renten
nicht mehr ausreichen."
Es wird also das
Politikziel der EZB: die Inflationsbekämpfung - was nichts mit
zu niedrigen Konsumausgaben der Bürger, sondern mit zu wenig
Investitionen der Unternehmen zu tun hat, und das neoliberale
Dogma der privaten Altersvorsorge in einen nicht existenten
Zusammenhang gebracht und gleichzeitig die Angst vor
Altersarmut geschürt.
HERRMANN, Ulrike (2016):
Billiges Geld, billige Sprüche.
Ist EZB-Chef Draghi für die
niedrigen Zinsen verantwortlich? Schön wär's,
in:
TAZ v. 15.04.
Ulrike
HERRMANN hält nicht die Sparquote, sondern die Kreditnachfrage
für das Problem der Stunde. Mit Hinweis auf die Ratingagentur
Assekurate macht HERRMANN folgende Rechnung auf:
"Wer heute eine private
Rentenversicherung mit 1,25 Prozent Garantiezins abschließt,
hat aus heutiger Sicht nach 25 Jahren eine garantierte
Beitragsrendite von 0,42 Prozent."
Philipp KROHN will in der FAZ den Garantiezins gleich ganz abschaffen,
weil er den Spielraum der Versicherer einengt. HERRMANNs
Darstellungsweise bezüglich der Riester-Rente würde KROHN wohl
als
Vorsorge-Mythen anprangern:
"Hartnäckig hält sich der
Vorwurf, staatliche Zulagen dienten bloß dazu, Vertriebe
satt zu machen. Dabei gehen bei Riester-Verträgen 5 Prozent
der Beitragssumme - auf die Laufzeit gerechnet - für den
Abschluss drauf; der Zulagenanteil an den Beiträgen liegt
dagegen bei etwa einem Drittel. Ein großer Teil der Zulage
nützt also dem Kunden, nicht den Vertrieben",
meint KROHN. HERRMANN sieht
das dagegen folgendermaßen:
Die "Riester-Rente (war)
schon immer ein schwachsinniges Produkt, weil die
staatlichen Zulagen von bisher mehr als 25 Milliarden Euro
letztlich dazu dienten, die üppigen Provisionen der Banken
und Versicherungen zu finanzieren. (...) Die Garantierente
bei den Lebensversicherungen sinkt unablässig und liegt
derzeit bei 1,25 Prozent. Demnächst dürften es nur noch 1,0
Prozent sein. Selbst diese bescheidene Rendite klingt besser
als sie ist, denn die Garantierente wird nur auf den
»Sparanteil« der Versicherungsverträge gezahlt. Bekanntlich
geht aber ein großer Teil der monatlichen Raten dafür drauf,
die teuren Provisionen der Versicherungskonzerne zu decken.
Die wahre Rendite ist eine Katastrophe".
Offenbar ist also das
Hauptproblem der privaten Vorsorgeprodukte die mangelnde
Transparenz (sonst könnten sich die Darstellungsweisen nicht
so unterscheiden), die hohen Kosten und die mangelnde Rendite.
Während die Befürworter der
Riester-Rente die Ursache vornehmlich in politischen
Fehlentscheidungen in der Ausgestaltung sehen, machen die
Kritiker der Riester-Rente die Profitgier der
Versicherungswirtschaft bzw. ein ineffizientes Vertriebssystem
für den Misserfolg der Riester-Rente verantwortlich.
Diejenigen, die wie KROHN lediglich das Kapitaldeckungsprinzip
stärken und gleichzeitig die Versicherungswirtschaft möglichst
schonen wollen, streben daher lediglich eine Modifizierung der
Riester-Rente an, aber nicht deren Abschaffung.
SEIBEL, Karsten & Holger
ZSCHÄPITZ (2016): Gut gemeint.
Das Vertrauen in die Riester-Rente
ist verloren: hohe Kosten, magere Renditen. Drei Strategien, die
Altersvorsorge umzubauen,
in:
Welt am Sonntag kompakt v. 24.04.
SEIBEL & ZSCHÄPITZ
versprechen den überlebenden Riester-Sparern goldene
Riester-Zeiten angesichts der von den Versicherungen zu hoch
angesetzten Lebenserwartung:
"In den nächsten
Jahrzehnten müssten Riester-Sparer allein schon davon
profitieren, dass Versicherte früher sterben als angenommen.
Für die Berechnung der jährlichen Rentenzahlung nehmen die
Anbieter eine bestimmte Lebenserwartung an. Stirbt der
Versicherte früher, gehen 90 Prozent der nun nicht mehr
notwendigen Zahlungen laut Gesetz an alle Kunden. Da der
Großteil der Riester-Sparer nach maximal 25 Beitragsjahren
vom Rentenalter noch ein Stück entfernt ist, kann diese
Gewinnquelle noch nicht sprudeln."
Gemäß dem Diskussionspapier
Zur Kritik an der Riester-Rente des
Otto-Wolf-Instituts aus dem Jahr 2013 haben SEIBEL & ZSCHÄPITZ
offenbar die Gesetzesänderung des Jahres 2005 nicht
berücksichtigt:
"Bis 2005 waren
Versicherungen verpflichtet, 90% der Risiko- und
Sterblichkeitsüberschüsse an die Versicherten zu verteilen
und 2005 wurde diese Grenze rückwirkend für alle seit 2001
abgeschlossenen Riester-Verträge auf 75% gesenkt (Hagen /
Kleinlein, 2011, 9-10)."
(2013, S.7)
Wie weiter unten noch
beschrieben, gibt es auch keine einheitliche Sterbetafel, wie
uns SEIBEL & ZSCHÄPITZ suggerieren.
Wie schon die FAZ jubeln uns SEIBEL & ZSCHÄPITZ
Zahlen eines mysteriösen Instituts für Vorsorge und
Finanzplanung (IVFP) unter, um die Riester-Rente schönzureden.
Die IVFP macht Front gegen die Riesterprodukte der
Versicherungen und rät dagegen zu Bankenprodukten. Der Bund
der Versicherten, der ebenfalls Versicherungsprodukte
kritisiert, sieht Korrekturbedarf bei der Auszahlungsphase.
Die Deutsche Rentenversicherung Baden-Württemberg propagiert
ein Vorsorgekonto mit allen Rentenprodukten und möchte selber
als Player auf Vorsorgemarkt einsteigen. Bei der
Deutschland-Rente wird die Opt-out-Regel gepriesen, weil sie
der privaten Altersvorsorge zu mehr Verbreitung verhelfen
soll.
Zuletzt wenden sich SEIBEL
& ZSCHÄPITZ gegen eine Rückabwicklung der Riester-Rente.
Dieser ständen juristische und einkommenssteuergesetzliche
Hindernisse im Wege. Sie propagieren deshalb eine
Individuallösung: Weder Verträge kündigen noch den Anbieter
wechseln, sondern den alten Vertrag ruhen lassen und einen
neuen Vertrag mit besseren Konditionen abschließen.
Am Schluss blicken die
Autoren noch einmal zurück auf die goldenen Zeiten der
Anfangsphase:
"Am besten stehen noch
Policen-Sparer der ersten Stunden da: Bis 2004 noch lag der
Garantiezins bei 3,25 Prozent. Zudem war die Sterbetafel
sparerfreundlicher. Kunden von damals müssen also längst
nicht so alt werden wie die heutigen, damit sich die
Versicherung rechnet."
Das wird Neukunden ab 2004
wenig trösten, was jedoch nicht das einzigste Problem dieser
Sichtweise ist: Wie die Autoren darauf kommen, dass die
damalige Sterbetafel sparerfreundlicher war, ist unklar.
Das
Diskussionspapier
Zur Kritik an der Riester-Rente des wirtschaftsnahen
Otto-Wolf-Instituts zur Riester-Rente aus dem Jahr 2013 weist
darauf hin, dass staatliche Förderungen NICHT an eine
einheitliche Sterbetafel gebunden sind:
"§ 1 Abs. 1 Nr. 3
AltZertG definiert als Bedingung für riesterförderungsfähige
Produkte, dass der Anbieter zusagen muss, dass »zu Beginn
der Auszahlungsphase mindestens die eingezahlten
Altersvorsorgebeiträge für die Auszahlungsphase zur
Verfügung stehen und für die Leistungserbringung genutzt
werden«. Nicht gesetzlich regu-liert ist hingegen, welche
Sterbetafel ein Versicherungsunternehmen zugrunde zu legen
hat. Welche Sterbetafel eine Versicherung bei der
Kalkulation eines Versicherungstarifs zugrunde legt, hat
große Auswirkungen auf die Versicherten. Je höher die
kalkulierte Lebenserwartung, desto höher fällt die
Versicherungsprämie bzw. desto niedriger die
Versicherungsleistung im Rentenalter aus."
(2013, S.5f.)
Jede Versicherung zimmert
sich mehr oder weniger seine eigene Sterbetafel zusammen,
weshalb die oben genannten Ausschüttungen auch nicht
bundeseinheitlich sind, sondern von Versicherung zu
Versicherung differieren können. Das Diskussionspapier
erläutert dazu:
"In der vom Statistischen
Bundesamt erstellten Sterbetafel soll die Lebenserwartung
der Gesamtbevölkerung prognostiziert werden. Nachgezeichnet
werden deshalb keine speziellen Risiken, sondern
ausschließlich die reine Sterblichkeit nach
Geburtsjahrgängen. Die von der Bundesanstalt für
Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) empfohlene Sterbetafel
der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV) sowie
unternehmensspezifische Sterbetafeln sollen hingegen die
Lebenserwartung der jeweiligen Versicherten prognostizieren.
In diesen Sterbetafeln wird nach sozioökonomischen Kriterien
gewichten, da mit steigendem Bildungsniveau und steigendem
Einkommen die Wahrscheinlichkeit, einen Riester-Vertrag
abzuschließen, steigt (Greyer, 2011, 16-21) sowie der
sozioökonomische Status die Sterblichkeit beeinflusst."
(2013, S.7f)
Fazit: Lebensversicherungen
sind in jedem Fall intransparent, weil sie
versicherungsmathematischen Prozeduren unterliegen, z.B.
Prognosen der Sterblichkeit von Versicherten, die nicht offen
gelegt werden müssen und von der jeweiligen Klientel des
Unternehmens abhängen. Sie unterliegen zudem kapitalistischen
Konkurrenzgesichtspunkten, die wenig mit Lebenserwartungen,
sondern mehr mit Angebot und Nachfrage zu tun haben.
KUNZ, Anne (2016): Endgültige Bankrotterklärung der
Lebensversicherung.
Klassische Altersvorsorge steht vor dem Aus: Der Gesetzgeber will den
Garantiezins unter ein Prozent senken. Neukunden wären gekniffen,
in:
Welt v. 03.05.
Anne KUNZ berichtet über einen Vorschlag des Bundesfinanzministeriums
zur Senkung des Garantiezinses zum 01.01.2017 auf 0,9 Prozent (derzeit
1,25 %). Auf Seite 1 verkündet das Titelbild deshalb das Ende der
Lebensversicherung. Sofern der Gesamtverband der Deutschen
Versicherungswirtschaft (GDV) darauf Einfluss nehmen kann, wird sich
das Vorhaben möglicherweise nicht realisieren lassen - was die Welt
jedoch wenig interessiert. Stattdessen sieht KUNZ in der geplanten
Senkung einen "erzieherischen" Akt, weil er zur besseren
Vermögensbildung der Deutschen beitragen könnte. Als Alternative nennt
KUNZ Fondssparpläne.
GRÖGER, Anne-Christin & Ilse SCHLINGENSIPEN (2016): Was der neue
Garantiezins bedeutet.
Sollte man noch schnell eine
Lebensversicherung abschließen? Fragen und Antworten,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 07.05.
Während
die Welt am 3. Mai noch von einer geplanten
Absenkung des Garantiezinses sprach, sprechen GRÖGER &
SCHLINGENSIPEN bereits von einer beschlossenen Absenkung. Die
Autoren zitieren Axel KLEINLEIN vom Bund der Versicherten, der
das Problem der Banken nicht beim Garantiezins für Neuverträge
sieht, sondern bei den Vorgaben zur Bildung der
Zinszusatzreserve:
"Diese Reserve müssen
Versicherer stellen, um zu gewährleisten, dass die
Gesellschaften die Garantien von bis zu vier Prozent
erfüllen können, die sie Kunden in den Neunzigerjahren
zugesagt haben",
merken
GRÖGER &
SCHLINGENSIPEN an.
WOLFF, Volker (2016): Männer sollten ihre Rente selbst
organisieren.
Die Vermögensfrage:
Sofortrenten kann man kaufen oder das gesparte Geld selbst
aufteilen. Doch auch die günstigsten Versicherer kalkulieren mit
Magerzinsen und müssen dabei auch noch ihre Kosten decken.
Deshalb ist die selbstgestrickte Rente heute fast immer die
bessere Lösung,
in:
Frankfurter Allgemeine
Zeitung v. 07.05.
Volker
WOLFF erklärt uns das Prinzip einer selbst gestrickten Rente.
Am Beginn steht dabei die eigene Lebenserwartung, die soll man
sich im Internet ausrechnen können. Angeblich schätzen die
meisten Menschen ihre Lebenserwartung zu niedrig - das ist
zumindest das Credo der Versicherungsbranche.
Ein
Diskussionspapier, das im Sinne der Lebensversicherungsbranche
argumentiert, sieht das anders: es gibt keine wahre
Lebenserwartung! Wie wahr. Jahrgang und Geschlecht, fertig ist
unsere Lebenserwartung? Die Lebensversicherer sind dagegen
nicht so dumm: nicht nur Jahrgang und Geschlecht, sondern auch
der sozioökonomische Status ist hinsichtlich der
Lebenserwartung entscheidend.
Auch WOLFF verlässt sich
nicht auf den Internetrechner der Versicherungsbranche,
sondern berücksichtigt auch die Sterbetafel bzw. die
Modellrechnung des Statistischen Bundesamtes. WOLFF erklärt
uns jedoch nicht die Hintergründe der Unterschiede, sondern
wertet die Unterschiede als Vorteil der selbst gestrickten
Rente gegenüber der Versichertenrente.
Und warum sollen Männer
ihre Rente selber stricken? Das erklärt WOLFF durch die
geschlechtsspezifische Lebenserwartung und die Unisextarife
der Versicherer, wodurch Männer gegenüber Frauen benachteiligt
werden.
KROHN, Philipp (2016): Lebensversicherer lassen Verträge
abwickeln.
Weil Verträge für die
Altersvorsorge so viel Kapital binden, denken immer mehr
Anbieter über einen Verkauf nach. Spezialisierte Plattformen wie
die Heidelberger Leben wittern ein Geschäft,
in:
Frankfurter Allgemeine
Zeitung v. 10.05.
Philipp
KROHN berichtet über das Modell von Run-off-Plattformen, das aus
Großbritannien stammt. Solche Plattformen kaufen die
Lebensversicherungsbestände von anderen Versicherern auf, die
aus dem Neugeschäft ausgestiegen sind. Diese Plattformen bieten
zudem Möglichkeiten zur Umgehung von Eigenkapitalanforderungen
und zur Kostensenkung, berichtet KROHN.
HAGEN,
Jens & Anke REZMER
(2016): Vorsorgen? Nein, danke!
Die Niedrigzinsen verleiden
den Deutschen das Sparen für das Alter. Die Folge: Die Vorsorge
wird vertragt. Ein Fehler, der sich kaum wieder gut wettmachen
lässt,
in:
Handelsblatt v. 10.05.
Der
Versicherungskonzern Axa hat eine repräsentative Umfrage zum
Vorsorgeverhalten der Deutschen in Auftrag gegeben. Nicht die
unlukrativen Produkte werden als Problem angesehen, sondern
dass die Deutschen zu wenig sparen. Nach Meinung der
Versicherer müssten die Deutschen aufgrund der
Niedrigzinsphase mehr statt weniger vorsorgen. Die Deutschen
investieren dagegen lieber in Immobilien.
"Im vergangenen Jahr fiel
die Zahl der Verträge mit elf Millionen auf den Stand es
Jahres
2011. Nur die steigende Nachfrage nach fondsbasierten
Produkten und Wohnriester-Verträgen der Bausparkassen sorgt
noch für eine zunehmende Zahl an Riester-Verträgen",
erklären uns HAGEN & REZMER.
Das Analysehaus Morgen & Morgen hat heute abgeschlossene
Verträge mit 2008 abgeschlossenen Verträgen verglichen, die
den Verlust beziffern sollen. Die geplante Senkung des
Garantiezinses wird nur aus Sicht der Versicherer betrachtet.
Die GDV, der Lobbyverband
der Versicherungswirtschaft plädiert dafür, dass die Politik
den Profit der Versicherer durch Anreize steigern soll:
"Der Gesamtverband der
deutschen Versicherungswirtschaft fordert eine Anhebung von
Grundzulage und Fördergrenze, eine generelle Kinderzulage
von mindestens 300 Euro sowie Freibeträge bei der
Grundsicherung".
HAGEN, Jens
(2016): "Thema weiter in die
Zukunft verschieben".
Patrick Dahmen: Der Vorstand des
Versicherers Axa über die Vorsorgefehler der Deutschen,
in:
Handelsblatt v. 10.05.
Patrick DAHMEN wartet darauf, dass die
Politik die Lukrativität von Versicherungsprodukten erhöht. Die
Debatte um die Deutschland-Rente sei gut für die
Versicherungswirtschaft, weil sie die gesetzliche Rente durch den
Blick auf die kommende Altersarmut schwächt und dadurch die
Vorsorgebereitschaft erhöht wird. Dass der Staat als Konkurrent
auftreten will, stört den Versicherer dagegen.
FRÜHAUF,
Markus (2016): IWF besorgt über deutsche Banken und Versicherer.
Niedrige Zinsen belasten immer
mehr,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 11.05.
Markus FRÜHAUF beschreibt die Sicht des IWF, der
eine Neuausrichtung der Geschäftsmodelle bei den Versicherungen
fordert. Lebensversicherungen ohne Garantien werden als neue Produkte
zu mehr Profitabilität gesehen.
FROMME, Herbert (2016): Der Manndecker bittet zum Rapport.
Erstmals müssen die
Lebensversicherer ihre wahre Lage nach neuen Regeln melden,
in:
Süddeutsche Zeitung v.
18.05.
Herbert FROMME berichtet über das Anfang des Jahres in Kraft getretene
Solvency II, das EU-Aufsichtsregeln mit langen Übergangsfristen
beinhaltet. Die Anforderungen sind gemäß FROMME jedoch eher gering,
sodass nur für wenige Lebensversicherer einer strengeren Beobachtung
unterliegen.
KUNZ, Anne (2016): Diese Versicherer sind die größten
Wackelkandidaten.
Niedrige Zinsen nagen an der
Substanz der Unternehmen. Es gibt eine Kennziffer, die für einige
Anbieter bedrohlich nahe rückt,
in:
Welt v. 26.05.
KROHN, Philipp (2016): Rentenversicherungen werden doppelt besteuert.
Der niedrige Zins hat schon zu
einigen Verwerfungen geführt. Nun scheint er auch dafür zu sorgen,
dass Vorsorgesparer zweifach Steuer abführen müssen,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 27.05.
Philipp
KROHN berichtet über einen Artikel in der Online-Zeitschrift
Versicherungsjournal, der
sich mit einer
Doppelbesteuerung von Versicherungspolicen über den Umweg des
Niedrigzinses befasst. Waren solche Policen seit Mitte der
1990er Jahre durch hohe Erträge gekennzeichnet (weshalb ja die
Befürworter der Einführung einer privaten Altersvorsorge die
hohen Renditen loben konnten!), so hat sich inzwischen dieser
Vorteil in einen Nachteil, z.B. gegenüber Bankentnahmeplänen,
gewandelt.
KROHN hat nun verschiedene
Lobbyverbände zu diesem Sachverhalt befragt: Der Bund der
Steuerzahler war nicht in der Lage eine seriöse Stellungnahme
abzugeben. Der Bund der Versicherten geht dagegen von einem
relevanten Sachverhalt aus, während der Gesamtverband der
Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) auf die Vorteile einer
pauschalierenden Regelung bei der Besteuerung hinweist. Auch
das Bundesfinanzministerium sieht keinen Handlungsbedarf.
Die FAZ forciert
derzeit als einzige Zeitung die Themen Doppelbesteuerung bzw.
Doppelverbeitragung im Vorfeld der geplanten Reformen der
Altersvorsorge. Ziel ist die Stärkung der privaten
Altersvorsorge (hierzu zählt auch die betriebliche
Altersversorgung) und damit eine Schwächung der gesetzlichen
Rentenversicherung.
CAPITAL-Titelgeschichte:
Reicht mein Geld fürs Alter?
Nullzins, Riester-Streit, Rentenpanik: Ignorieren Sie Politiker
und Lobbyisten. Sorgen Sie selbst vor |
LANGENBERG, Britta (2016):
Spiel des Lebens.
Sinkende Erträge, kaum Rendite,
düstere Prognosen: Die Sorgen der Deutschen um ihre
Lebensversicherungen wachsen. Unbemerkt hat im Hintergrund das große
Geschacher um Millionen Altpolicen begonnen. Wie sicher sind die
Vorsorgegelder noch?
in:
Capital, Juni
Das dicke Ende kommt nun
für diejenigen, die Lebensversicherungen mit hohen Renditen
versprochen bekommen haben und in Zukunft abgewickelt werden,
weil sich das Neugeschäft für Versicherungsunternehmen nicht
mehr lohnt. LANGENBURG stellt uns die
Protektor Lebensversicherung vor, eine
Auffanggesellschaft, die notwendig wurde, weil 2002 die
Mannheimer Leben den ersten Super-Gau der Branche erlebte: sie
stand vor der Pleite und konnte nur durch die Gesamtheit der
Versicherer gerettet werden. Sie ist für LANGENBURG die
Blaupause für die Abwicklung des Altgeschäfts. Rund 340.000
Kunden waren damals betroffen, inzwischen wird von der
Auffanggesellschaft nur noch ein Drittel verwaltet, aber die
Kosten pro Vertrag steigen deshalb immens - zum Nachteil der
Kunden. Noch im Jahr 2031 würden noch 26.500 im Bestand sein.
Die Versicherungsbranche will ihre Auffanggesellschaft jedoch
loswerden und sucht nach Investoren. Inzwischen wittern
spezielle Abwicklungsgesellschaften wie Heidelberger Leben, die Frankfurter Leben oder Delta Lloyd
ihr Geschäft. Sie wollen Altbestände aufkaufen und durch
Größenvorteile Gewinn machen. Der Haken an der Sache: niemand
weis, ob das tatsächlich gelingt. Was also wenn sich da eine
Blase bildet, die immer größer wird, bis sie platzt? Kommt
nach der Banken- nicht eine Immobilien- sondern eine
Versicherungskrise?
Am besten schläft
derjenige, der keine Lebensversicherung abgeschlossen hat und
deshalb nicht befürchten muss, abgewickelt zu werden.
REUTERS (2016): Die ungeliebte Lebensversicherung.
Der Druck auf die Konzerne zum
Verkauf ihrer Altbestände wird größer,
in:
Handelsblatt v. 03.06.
KROHN, Philipp (2016): Geld aus der Altersvorsorge für moderne
Pflegeheime.
Versicherer erwägen in ihrer
Kapitalanlage auch Investments in Pflegeimmobilien - das ist
kompliziert,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 23.06.
Philipp KROHN berichtet über die Gründe, warum
Versicherungen, die auf der Suche nach lukrativen Anlageformen sind,
Investitionen in den deutschen Pflegeimmobilienmarkt scheuen. KROHN
geht ausführlicher auf das Fallbeispiel der Kölner Gothaer
Versicherung ein, die solche Investitionen tätigt. Der
Pflegeimmobilienmarkt in Großbritannien gilt KROHN als Vorbild.
KÖLLING, Martin (2016): Pioniere wider Willen.
Japans Lebensversicherer gehen
endgültig die Anlagealternativen aus,
in:
Handelsblatt v. 30.06.
KROHN, Philipp (2016): Folgen der Finanzkrise drehen Altersvorsorge
um.
Banken waren Verursacher,
Versicherer die Überträger, Pensionseinrichtungen sind Opfer der
Finanzmisere. Versicherungsmathematiker suchen nach Auswegen,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 01.07.
Die
Überschrift könnte auf Selbstkritik hindeuten, tut es aber
nicht, sondern im Gegenteil. Philipp KROHN war auf einer
Presseveranstaltung der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV). Das
sei ein
"Zusammenschluss von 4800
deutschen Versicherungsmathematikern, die für die Stabilität
von Vorsorgeeinrichtungen zuständig sind".
Man sollte dies eher als
Lobbyverband der Finanzdienstleister bezeichnen, denn statt
die eigene Misere aufzuarbeiten, bringt uns KROHN lediglich
die Forderungen der Verantwortlichen für die betriebliche
Altersversorgung und Lebensversicherer an die Politik mit.
Die Finanzdienstleister
hätten gerne mehr Handlungsspielräume, die ihnen die Politik
verschaffen solle. So wollen die Lobbyisten der betrieblichen
Altersversorgung Unterdeckungen zugelassen haben und die
Arbeitgeber sollen selbst bei Kürzungen der Betriebsrenten
nicht dafür gerade stehen müssen, sondern die Arbeitnehmer
sollen diese selber tragen.
Die Lebensversicherer
drohen mit der Stilllegung ihres Neugeschäfts, wenn die
Auflagen für die Zinszusatzreserve nicht gelockert werden.
An die Erhöhung der
Eigenkapitalquote denken die Lobbyisten nicht, denn sie wollen
schließlich ihre Aktionäre nicht vergraulen - und damit auch
ihren eigenen Verdienst nicht schmälern:
"Das Problem ist, dass
einen Wertverlust allein der Aktionär trägt, während an
einer Wertaufholung zu 90 Prozent der Versicherte
partizipieren muss",
wird uns das im schönsten
Managerslang verklausuliert.
WOLFF, Volker (2016): Immer
Ärger mit den Magerzinsen.
Die Vermögensfrage: Die Zinsen der
Lebensversicherungen rutschen unaufhaltsam, eine reale
Kapitalerhaltung scheint bei neuen Verträgen unmöglich. Und bei alten
Verträgen wird sie immer problematischer,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 02.07.
Volker
WOLFF stellt uns einen der wenigen behördlich zugelassenen
Versicherungsberater vor: Stefan ALBERS.
"Zinsen auf
Rentenversicherungen (sind) seit der Jahrtausendwende
regelrecht eingebrochen: Nach Angaben des Statistikportals
Statista von 7,15 Prozent im Jahre 2000 auf 2,86 im Jahre
2016. Tendenz weiter fallend, wobei festzuhalten ist, dass
es die Magerzinsen nie auf die gesamten Beträge gibt,
sondern immer nur auf das, was von den nach Kosten und
Abzügen für den diversen Versicherungsschutz so übrig
bleibt",
erklärt uns WOLFF die Lage
schonungsloser als sonst in der FAZ, wo meist nur die
Interessen der Finanzdienstleister und nicht deren Kunden im
Fokus stehen.
KROHN, Philipp
(2016): Starke Lebensversicherer hängen die schwachen immer mehr ab.
Analyse: Allianz und Alte Leipziger
eilen der Ergo davon,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 02.07.
FROMME, Herbert (2016): IWF fordert starke Aufsicht.
Sind deutsche Lebensversicherer ein
Risiko fürs Finanzsystem,
in: Süddeutsche
Zeitung v. 06.07.
Herbert
FROMME berichtet über die Kritik des neoliberalen IWF, der den
Einfluss des Bundesfinanzministeriums auf die Bundesanstalt
für Finanzaufsicht (Bafin) zu groß hält. Konkret geht es um
Berichterstattungspflichten (weniger Transparenz!) und die
Exekutivdirektoren sollten nicht so einfach von der
Bundesregierung entlassen werden können.
Den Lebensversicherern wird
vom IWF eine "große Bedeutung für das Weltfinanzsystem"
zugemessen, weil es um ein Anlagevolumen von 851 Milliarden
Euro geht (Im Vergleich: Bei Bankeinlagen auf Giro- und
Sparkonten geht es um 2,036 Billionen Euro. Das ist mehr als
das Doppelte an Anlagevolumen!) . Dem IWF geht es jedoch in
erster Linie um eine noch größere Konzentration der Marktmacht
einzelner Unternehmen im Versicherungsbereich, wenn es heißt:
"Die Aufsicht solle das
Recht bekommen, notleidende Versicherer zur Abgabe von
Vertragsbeständen zu zwingen, entweder an einen anderen
Versicherer oder an die Sicherungseinrichtung Protektor.
(...). Der IWF-Vorschlag bedeutet, dass die Behörde viel
früher die Übertragung an eine gesunde Gesellschaft
erzwingen könnte."
Konkret geht es offenbar um
die einfachere Durchsetzung der Übertragung von Altverträgen
auf Abwicklungsgesellschaften. Solche Übertragungen gehen zu
Lasten der Kunden. FROMME nennt die Basler Lebensversicherung,
die ihre Bestände an die Frankfurter Leben loswerden möchte,
aber seit 9 Monaten auf die Genehmigung der Bafin wartet. Der
IWF will also Änderungen, die zu Lasten der Kunden gehen, wie
ein Bericht der Zeitschrift Capital über Protector
zeigt.
Außerdem will der IWF die
Öffentlichkeit beruhigen, denn offenbar befürchtet man zu
Recht, dass Kunden ihre unlukrativen Versicherungsverträge
kündigen könnten, das soll verhindert werden. Betrachtet man
die Printmedien, dann besteht hier keine Gefahr, denn diese
warnen schon seit Jahren vor einer Kündigung - ganz im Sinne
der Erfolgsstatistik privater Altersvorsorge.
KRIEGER, Friederike (2016):
Minusgeschäft.
Wie der Kunde einer Lebensversicherung mit seinem Vertrag draufzahlt,
in: Süddeutsche
Zeitung v. 11.07.
Friederike KRIEGER
stellt uns einen Arzt vor,
der durch ein berufsständiges Versorgungswerk und eine
Betriebsrente bereits gut abgesichert ist. Als zusätzliche
Altersversorgung hat er sich jedoch keine private
Rentenversicherung, sondern eine Kapitallebensversicherung
zugelegt, die auch Berufsunfähigkeit und Unfälle absichert,
weswegen das Beispiel wenig mit der privaten Altersvorsorge,
sondern viel mit Zusatzleistungen zu tun hat. Uns wird jedoch
nur der Rückgang der Rendite als Problem beschrieben, während
die Schutzfunktionen und deren Kosten gar nicht erwähnt
werden.
KRIEGER erklärt uns die
Überschussbeteiligung und die Beteiligung an den
Bewertungsreserven. Letztere soll 2015 geändert worden sein:
"Bis 2015 gab es
zusätzlich noch eine nennenswerte Beteiligung an den
sogenannten Bewertungsreserven. Auf Drängender Anbieter
strich der Gesetzgeber den Versicherten aber große Teile
dieser Beteiligung.
Eine solche Beteiligung
wurde aber erst
2008 durch ein Gesetz geregelt, was uns KRIEGER
verschweigt. Der Arzt besitzt noch einen Altvertrag, der
bereits 1991 abgeschlossen wurde und für den deshalb noch
andere Regeln gelten, was uns nicht erklärt wird, sondern bei
KRIEGER heißt es:
"Da Bewertungsreserven
und Schlussüberschüsse vertraglich nicht festgeschrieben
sind, können Versicherer sie als Erstes kürzen, um die hohen
Garantien in ihren Beständen zu finanzieren."
Für uns Leser ist der Fall
anhand des Artikels letztlich nicht nachvollziehbar, weil für
das Verständnis wesentliche Informationen nicht mitgeteilt
werden.
GENTRUP, Anna (2016): Erst
Hoffnungsträger, nun Sorgenkind.
Die rot-grüne Regierung unter Schröder wollte
die deutsche Altersvorsorge novellieren, heraus kam das
Riester-Modell. Es gerät jedoch immer mehr unter Druck: Zu
bürokratisch, zu kompliziert und zu teuer, monieren die Kritiker.
Letztlich subventioniere der Staat die Versicherer,
in: Süddeutsche
Zeitung v. 12.07.
Anna
GENTRUP macht sich das Schlagwort von Horst SEEHOFER von der
gescheiterten Riester-Rente zu eigen, nur um der SPD-Linken,
die für eine Abschaffung der Riester-Rente plädiert, Paroli zu
bieten. Gescheitert heißt bei GENTRUP nämlich nur, dass die
Riester-Rente verbessert werden muss. Dazu zieht sie
Verbraucherschützer zu Rate, denn diese stützen das System,
bei dem sie höchstens mangelnde Effizienz beklagen.
GENTRUP schildert uns erst
einmal langatmig, warum die Riester-Rente 2001 überhaupt
eingeführt wurde. Der Frontalangriff auf die gesetzliche Rente
wurde mit Argumenten geführt, die sich nun als nicht mehr
haltbar erwiesen haben. Da sind zuerst einmal die hohen Kosten
der privaten Altersvorsorge, die von Gegnern der gesetzlichen
Rente verheimlicht werden, wenn diese auf das hohe
Sozialbudget der Rentenversicherung blicken:
"Ein Grund für die
heftige Kritik sind die hohen Summen, die der Staat für
diese Vorsorge aufbringen muss. (...). 2015 erhielten
Riester-Sparer etwa drei Milliarden Euro an Zulagen, seit
dem Riester-Start 2002 zahlte der Staat 25 Milliarden Euro.
Dazu kommt der Aufwand für die Zentrale Zulagenstelle für
Altersvermögen (ZfA). (...). Die Behörde hat rund 1400
Beschäftigte und wird von der Deutschen Rentenversicherung
betrieben. 148 Millionen Euro sieht der Bundeshaushalt 2016
für die Verwaltungskosten der ZfA vor."
Einzig Axel KLEINLEIN
("Chef des Bundes der Versicherten") wird hierzu zitiert. Der
Arbeitsministerin Andrea NAHLES wird jenes Reformvorhaben
zugeschrieben, das GENTRUP uns kurz zuvor noch als Wunsch der
Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU/CSU
vorgestellt wurde: Die Riester-Rente sollte "nicht vollständig
mit der Grundsicher verrechnet" werden, was uns bei NAHLES
dann als "neue Sparanreize" für Sozialhilfeempfänger verkauft
wird.
Die staatlich gesponserte
Stiftung Warentest wird dahingehend zitiert, dass Sparer "dank
staatlicher Förderung eine ganz ordentliche Rendite auf ihre
eingezahlten Riester-Beiträge" erhalten würden. Liest man
jedoch weiter, dann bleibt davon gar nicht mehr übrig, wenn
man nicht zu den privilegierten Eltern, sondern zu den
Kinderlosen gehört. Aber auch bei den Eltern gibt es Eltern
erster und zweiter Klasse, was eine Differenz von 125 Euro pro
Jahr ausmacht. Während Kinderlose eine Rendite zwischen 3-5
Prozent erzielen könnten, seien es bei Eltern bis zu 7
Prozent. Dumm nur, dass von dieser Rendite am Ende bei den
Auszahlungen abzüglich der Steuern kaum noch etwas übrig
bleibt - je nach Produkt, auf das der Kunde hereingefallen
ist.
Eine Mitarbeiterin einer
Verbraucherzentrale erklärt uns, dass Bank- und Fondssparpläne
gute Riester-Produkte seien, aber letztere auch nur, wenn man
genügend Geld zurücklegen kann. Uns werden angeblich
unabhängige Verbraucherschützer als Berater empfohlen, aber
wer ist heutzutage überhaupt unabhängig? Die Stiftung
Warentest z.B. ist nicht unabhängig, sondern hängt am
Staatstropf - genauso wie die Verbraucherzentralen.
Lebensversicherer werden
uns als die wahren Profiteure der privaten Altersvorsorge
beschrieben. Bei ihnen könne die staatliche Förderung, die
Kinderlose erhalten, völlig aufgefressen werden:
"Bei der Allianz machten
schon die Verwaltungskosten von 153 Euro jährlich die
Grundzulage wieder zunichte",
wird eine
Verbraucherschützerin zitiert. Hinzu kommen noch die
Abschlusskosten:
"Die Kosten fressen in
den ersten fünf Jahren einen groß Teil der staatlichen
Zuschüsse auf. Der Staat subventioniert indirekt die
Versicherer und nicht die Bürger mit Niedrigeinkommen".
Der
Versicherungsmathematiker KLEINLEIN kritisiert, dass die
Lebenserwartung von den Lebensversicherern zu hoch kalkuliert
wird. Dem Anwalt der Versicherer geht es lediglich um die
Effizienz von Vorsorgeprodukte, deshalb fordert er nur
günstige Produkte staatlich zu fördern. Wie das jedoch
umgesetzt werden soll, das wird uns nicht erklärt.
Die Riester-Rente ist für
GENTRUP nur gescheitert, weil sie derzeit nicht die
Rentenlücke schließen kann, die angeblich durch die
demografischen Herausforderungen (welche?) aufgebrochen ist:
"Effektiv bei der
Verhinderung der Altersarmut ist das System nicht, die
meisten Riester-Verträge, die heute in Kraft sind, laufen
auf Zusatzrenten von weniger als 100 Euro im Monat hinaus."
Warum also diesem Unsinn
nicht ein Ende machen? Private Altersvorsorge sollte wieder
eine Vorsorgeform der Besserverdienenden werden, denn diese
können es sich leisten die Profite der
Finanzdienstleistungsbranche mitzusubventionieren. Der Staat
dagegen wäre besser beraten die gesetzliche Rente zu stärken.
FROMME, Herbert (2016): Die Zweifel der Versicherer.
Hohe Kosten, kleine Summen und Garantien machen
Probleme,
in: Süddeutsche
Zeitung v. 12.07.
Herbert
FROMME klagt uns das Leid der Lebensversicherer, die die
Riester-Verträge am liebsten abwickeln würden, weil sie damit
derzeit unter Druck sind. Lediglich Schweizer Firmen wie Swiss
Life, Basler und Helvetia tun dies öffentlich, während
deutsche Anbieter bei der Rentendebatte mitsprechen wollen und
deshalb doppeltes Spiel betreiben. Sparer mit niedrigen
monatlichen Sparraten werden uns von FROMME als Problem
beschrieben:
"Fünf Euro monatliche
Verwaltungskosten für einen Vertrag erscheinen nicht viel.
Aber wenn der Beitrag nur zehn Euro beträgt, wird es
schwierig."
Daneben wird die Bürokratie
durch den Zulagenprozess, der Garantiezins und die
Verpflichtung zu Rückstellungen als Hemmnis für die Profite
der Versicherungen beschrieben.
Fazit: Während
Lebensversicherer unprofitable Altersvorsorge-Produkte einfach
abwickeln können, sind die Versicherten die Dummen, wie uns
das Capital-Magazin im Juni
aufgezeigt hat.
FROMME, Herbert (2016): Notwendige Pleiten.
Kommentar zur
Versicherungswirtschaft: Jeder Verbraucher ist für seine Auswahl
selbst verantwortlich,
in: Süddeutsche
Zeitung v. 25.07.
Herbert
FROMME stellt uns die Versicherungswirtschaft als Verfechter
einer "Staatshilfe um jeden Preis" vor. Nicht sie seien für
die Probleme der kapitalgedeckten Altersvorsorge
verantwortlich, sondern allein die Politik. Sie stilisieren
sich zudem zu Anwälten der Versicherten.
FROMME ist gegen eine
solche Rettung der Versicherungen, die er als ineffizient und
zu teuer beschreibt:
"Weil selbst sehr
schlechtes Management nicht bestraft wird, können sich auch
Gesellschaften und ihre Vorstände im Markt halten, die mit
überhöhten Kosten ihre Kunden ausnehmen."
Aber da ihm der Markt
heilig ist, sind ihm auch die Versicherten egal. Sie sind für
ihn lediglich Mittel zum Zweck, nämlich der Schaffung eines
effizienten Marktes:
"Für Kunden und
Versicherer wäre die eine oder andere Pleite ein Segen. Sie
kann zu einem effizienteren und preisgünstigeren
Versicherungsmarkt führen."
Eine solche marktradikale
Sicht übersieht, dass auf dem Markt die Kunden keineswegs die
gleiche Macht wie die Versicherungskonzerne und ihre
Lobbyisten in der Politik besitzen. Die Altersvorsorge dem
Markt zu überlassen ist offenbar keine Lösung.
KRIEGER, Friederike & Patrick HAGEN
(2016): Umstrittene Policen.
An die 90 Millionen
Lebensversicherungsverträge liegen in den Schubladen der Deutschen.
Die meisten garantieren den Kunden eine lebenslange Rente und zwingen
zum Sparen. Doch es gibt Zweifel,
in: Süddeutsche
Zeitung v. 26.07.
KRIEGER & HAGEN lassen
zuerst ein Lobbyisten der GDV zu Wort kommen, der uns den
Vorzug der klassischen Lebensversicherung erklärt. Demnach
können sich diejenigen unter uns glücklich schätzen, die
besonders lang leben. Die Versicherungswirtschaft hat dazu
eigens eine Kampagne geschaltet, denn angeblich werden wir
viel älter als wir glauben.
In Zeiten des
Niedrigszinses wollen die Versicherer die Risiken auf die
Versicherten verlagern. Dazu wurden "kapitalmarktnahe
Produkte" erfunden:
"Damit meinen sie
meistens Investmentfonds, die sie in einen
Versicherungsmantel packen. Als Garantie versprechen sie nur
noch den Kapitalerhalt. Das Risiko, am Kapitalmarkt Geld zu
verlieren, trägt bei Klassik-Angeboten der Versicherer; bei
den neuen Verträgen liegt das Risiko zum größten Teil beim
Kunden."
Einer, der immer zitiert
wird, ist Axel KLEINLEIN vom Bund der Versicherten (BdV), der
von "kapitalbildenden Lebensversicherungen" nichts hält (nur
für wenige wegen Steuerspareffekten interessant) und
stattdessen Risikolebensversicherungen propagiert:
"Bevor sich Verbraucher
um die Altersvorsorge Gedanken machen, sollten sie zunächst
Schulden tilgen und sich gegen existenzbedrohende Risiken
absichern",
heißt sein Credo. Niels
NAUHAUSER von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg
fordert eine höhere Beteiligung der Versicherten an den
Gewinnen der Lebensversicherer:
"Gewinne, die entstehen,
weil nicht alle Versicherten so lange leben wie erwartet,
müssen komplett und zeitnah den überlebenden Versicherten
gutgeschrieben werden. Zurzeit bekommen sie mindestens 90
Prozent dieser Gewinne, der Versicherer maximal zehn
Prozent."
Zum Schluss kommt mit
Carsten ZIELKE, Jahrgang 1968, wieder ein Lobbyist der
Finanzdienstleistungsbranche zu Wort ("Beratung und
Lobbyarbeit in Regulierungsfragen" heißt es dazu in seiner
Kurzvita auf seiner
Unternehmensseite). Er wird uns als Berater der
EU-Kommission präsentiert. Seine Vorschläge könnten aber
genauso gut von Versicherern stammen. Und er verherrlicht den
Zwang zum Vorsorgesparen in Form von Lebensversicherungen.
Zentral ist jedoch der Kampf gegen die Regulierung. Die
Verpflichtung zu Rückstellungen soll aufgeweicht werden, weil
sonst Leistungskürzungen drohen würden.
"Der GDV und die
Verbraucherschützer des BdV drängen die Regierung deshalb
dazu, die Berechnungsmethode für diese Reserve zu ändern."
ZIELKE geht das nicht weit
genug, sondern er will den Garantiezins abschaffen und
risikantere Anlagemöglichkeiten erlauben. Dazu soll die
Zinszusatzreserve in Eigenkapital umgewandelt werden und eine
Kapitalerhöhung durch die Eigner durchgeführt werden.
Warum dies in dieser Form erfolgen soll, verrät uns der
Artikel nicht, sondern Philipp KROHN.
ERDLAND, Alexander (2016): "Riester lohnt sich doch".
Position: Die private Vorsorge
bringt mehr Rendite, als viele denken,
in:
Tagesspiegel v. 02.08.
Mit Alexander ERDLAND redet
ein Lobbyist der Versicherungswirtschaft (Präsident des GDV)
die Riester-Rente schön. Er beruft sich dabei auf das
IVFP-Institut, dessen Verflechtungen mit der Finanzwirtschaft
im Dunkeln bleiben, aber gerne von Befürwortern der privaten
Altersvorsorge zitiert wird (z.B. hier)
Mit welchen Tricks ERDLAND
auf die hohen Renditen für Riester-Verträge kommt, lässt sich
nicht nachvollziehen. Wir hätten da gerne die Berechnungen
dazu. Ohne die Subventionierung durch den Staat, von der nur
die Versicherungswirtschaft profitiert, wäre das Riestern
längst passé. Aus Profitsicht der Versicherungsbranche sind
die Forderungen von ERDLAND verständlich, denn sie zielen auf
höhere Profite ab:
"Wir müssen von den 16
Millionen Riester-Verträgen auf das Doppelte kommen",
nennt er das Ziel. Der
Staat soll dafür sorgen, dass dies gelingt und der
Versicherungsbranche nichts kostet. Mit Hinweis auf die
Demografie soll uns die unattraktive private Vorsorge
schmackhaft gemacht werden:
"Wegen der Niedrigzinsen
brauchen wir mehr private Vorsorge, sonst kippt die Balance
von Jung und Alt: 2015 standen 842.000 Jugendlichen im Alter
von 18 Jahren rund 993.000 Senioren im Renteneintrittsalter
von 65 Jahren gegenüber. Bereits 2029 liegt das Verhältnis
bei 708.000 Schulabgängern zu mehr als 1,3 Millionen
Neurentnern."
Wie ERDLAND auf diese
fiktiven Zahlen kommt, lässt sich nicht nachvollziehen. Diese
Rechnung hätte man deswegen ebenfalls genauer.
Fazit: Da uns ERDLAND keine
nachvollziehbaren Fakten liefert, die sich überprüfen lassen,
haben wir es hier letztendlich nur mit PR der
Versicherungsbranche zu tun für die der Tagesspiegel
eine Plattform liefert.
KRIEGER, Friederike (2016):
Lebensversicherer leiden.
Die Finanzaufsicht fordert
zusätzliche Anstrengungen,
in: Süddeutsche
Zeitung v. 11.08.
HERZ, Carsten (2016): Weckruf
für die Vorsorgeprofis.
Die Niedrigzinsen zehren an den
Kapitalpolstern der Lebensversicherer. Erste Anbieter sind
angeschlagen. Der Branche bleibt nur die Flucht nach vorn,
in:
Handelsblatt v. 11.08.
Im Gegensatz zur SZ
nutzt das Handelsblatt einen Quartalsbericht der Bafin, um die
Interessen der Lebensversicherer zu vertreten. HERZ bringt die
Klage der DAV vor, die die Berechnungsmethode der
Zinszusatzreserve (ZZR) verwässern möchte. Die Allianz wird
gelobt, weil sie auf Verträge setzt, die nur noch
Beitragsgarantien, aber keinen Garantiezins mehr bieten. HERZ
lobt, dass damit das Kapitalmarktrisiko auf die Kunden
verschoben wird.
"Rund 42 Prozent aller
Neuverträge im Lebensversicherungssektor machen beim
Giganten aus München diese neuen Abschlüsse bereits aus -
Tendenz steigend",
berichtet HERZ zu diesem
Segment.
HERZ,
Carsten (2016): "Die Situation hat sich weiter verschärft".
Reiner Will: Der
Geschäftsführer der Ratingagentur Assekurata über strukturelle
Probleme der Versicherungsbranche,
in:
Handelsblatt v. 11.08.
SCHÄFER,
Daniel (2016): Schleichende Krise.
Kommentar: Deutschlands
Lebensversicherer müssen ins Risiko gehen und ihre Kräfte
bündeln,
in:
Handelsblatt v. 11.08.
JURETZEK, Rainer
(2016): Die Fondspolice hat Steuervorteile - und hohe Kosten.
Die Vermögensfrage: Fondsgebundene
Lebensversicherung oder Fondssparplan?
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 13.08.
Rainer JURETZEK zeigt den
Besser- und Spitzenverdienern auf wie sie mit
Lebensversicherungen dem Steuerstaat ein Schnäppchen schlagen
können. Denn während fondsgebundene Lebensversicherungen als
Altersvorsorge unlukrativ sind, werden denjenigen, die viel
Geld beiseite legen können oder mehr als eine Kleinigkeit zu
vererben haben, die Vorzüge dieser Lebensversicherungen
angepriesen. Dabei stehen die folgenden Vorteile von
Fonds-Policen im Vordergrund:
1. Steueraufschub und der daraus resultierende
Zinseszinseffekt
2. Steuerfreie Auszahlung im Todesfall
3. Gestaltungsinstrument für Vermögensplanung.
Als Experten zum Thema werden Stefan BRÄHLER von der Confidema
GmbH und Rolf KLEIN von der Neutralis Kapitalberatung GmbH
zitiert. Das Fazit von JURETZEK:
"Aus
einkommenssteuerlichen Gesichtspunkten macht eine
Fonds-Police für den »normalen« Sparer in der Regel keinen
Sinn. (...).
Anders kann es bei Einmalanlagen aussehen. Sinnvoll ist hier
die Fonds-Police nur, wenn die Mehrkosten des
Versicherungsmantels kleiner sind als die steuerlichen
Vorteile. (...). In der Regel trifft dies erst ab einem
Anlagebetrag von mehr als 50.000 EUR zu (...). Eine
Fonds-Police wird dann interessant, wenn das Thema
Nachlassmanagement mit ihr umgesetzt wird."
FROMME, Herbert (2016): Protektor gibt Kunden weiter,
in: Süddeutsche
Zeitung v. 18.08.
Herbert FROMME berichtet über die Hauptversammlung
von Protektor am Dienstag auf der die Weiterverscherbelung der
Versicherten der Pleite gegangenen Mannheimer
Leben an die Abwicklungsgesellschaft
Heidelberger Leben beschlossen wurde. Aus Steuerspargründen und
zur Umgehung von rechtlichen Hindernissen wird dazu einen eigene
Tochtergesellschaft gegründet ("Salvamos Lebensversicherung"). Rund
100.000 Kunden wären davon noch betroffen.
ERDLAND, Alexander (2016):
Staatsrente mit Schwächen.
Gastkommentar: Erdland begrüßt neue
Ansätze in der Altersvorsorge. Für die Umsetzung sollte aber die
Wirtschaft sorgen,
in:
Handelsblatt v. 24.08.
Alexander
ERDLAND, Präsident der Versicherungslobby GDV, lobt die
geplante Betriebsrentenreform. Er sieht hier ein großes
Potenzial möglicher Profite:
"Denn über die Firmen
können 35 Millionen Arbeitnehmer erreicht werden, von denen
immerhin 40 Prozent noch keinerlei Betriebsrentenanspruch
erworben haben."
ERDLAND setzt auf
Zwangsmaßnahmen, denn damit werden die Profitmöglichkeiten
erhöht, was er uns natürlich als "geringere Kosten" anpreist.
Dem Staat unterstellt er Unfähigkeit in Sachen Kapitaldeckung,
denn nur die Versicherungswirtschaft ist unser wahrer Freund.
Der Staat solle den Rahmen vorgeben, damit die
Versicherungswirtschaft den Staat als Buhmann geißeln kann.
Die Gewinne privatisieren und die Verluste sozialisieren ist
das Motto der Versicherungswirtschaft. Der Staat dient als
reines Schmiermittel, damit dies möglichst reibungslos
funktioniert.
Das Niedrigzinsniveau ist
für ERDLAND kein Problem, wenn dadurch die Sparanstrengungen
der Deutschen erhöht werden können. Wenn sich der Zins
halbiert, dann heißt das lediglich, dass die Anleger doppelt
so viel sparen müssen. Zudem ködert uns ERDLAND mit einem
zukünftigen Zinsanstieg. Glücklich, wer den noch vor seinem
Ruhestand erlebt!
SCHERFF, Dyrk (2016): Altersvorsorge in Gefahr.
Die niedrigen Zinsen machen alle
Pläne für den Ruhestand hinfällig. Wir müssen neu rechnen. Das
Ergebnis: Wer mehr spart und höhere Risiken eingeht, kommt gut über
die Runden,
in:
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung v. 28.08.
KREMER, Dennis (2016):
Taugt die Lebensversicherung noch etwas?
Markus Faulhaber, Chef der Allianz
Leben, hat Zweifel am eigenen Produkt. Sein Ausweg: Autobahnen ins
Depot!
in:
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung v. 28.08.
Markus FAULHABER will keine klassischen
Lebensversicherungen mehr verkaufen, sondern lieber Produkte, die der
Lebensversicherung mehr Profit verschaffen. Warum Garantiezinsen, wenn
man die Kunden mit höheren Renditen dazu verleiten kann, das Risiko
vermehrt selber zu tragen?
GRÄBER, Berrit (2016): Der Joker für Versicherte.
Millionen Verbraucher sitzen auf
unwirksamen Lebens- und Rentenpolicen. Sie könnten ihre Versicherung
ohne große Einbußen loswerden. Das gilt auch für Altfälle,
in:
Welt v. 29.08.
Berrit GRÄBER berichtet über
Widerspruchsmöglichkeiten bei Verträgen aus der Zeit Mitte 1994 und
Ende 2007. Ein paar Pferdefüße gibt es dabei jedoch auch.
REZMER, Anke (2016): Drum
prüfe, wer sich lange bindet.
Altersvorsorge: Die
Versicherungs-Ratingagentur Assekurata hat für das Handelsblatt das
Fondsangebot bei Rentenpolicen bewertet,
in:
Handelsblatt v. 31.08.
Die getesteten 28 Versicherungen stellen zum einen
nur zwei Drittel des Marktes für Kapital-Lebens- und
Rentenversicherungen dar und zum anderen werden nur fondsgebundene
Rentenversicherungen betrachtet.
Dabei wird lediglich auf den steigenden Anteil dieser Kategorie am
Geschäft der Lebensversicherungen als Auswahlkriterium verwiesen. Ob
dieser Anstieg darauf beruht, dass diese Produkte für
Lebensversicherer die höchsten Gewinne abwerfen oder weil sie
besonders günstig für die Versicherten sind, das wird uns
verschwiegen, obwohl das für Kunden ein entscheidenderes Kriterium
wäre als der reine Verkaufserfolg, der ja auf verstärktem Marketing
beruhen könnte.
HERZ, Carsten
(2016): Ein teurer Bund fürs Leben.
Die klassische Lebensversicherung
gerät ins Abseits. Viele Topmanager sehen auf einem
Handelsblatt-Strategiemeeting in Köln die Branche vor schwierigen
Zeiten,
in:
Handelsblatt v. 01.09.
Carsten HERZ betätigt sich als Sprachrohr der Versicherungswirtschaft,
die ihre Probleme zum einen als zu hohe staatliche Auflagen (Stichwort
Zinszusatzreserve) und zum anderen als Verlagerung der Risiken auf die
Versicherten beschreibt (Übertragung der Altverträge auf
Abwicklungsgesellschaften, z.B. Arag und Ergo sowie Umstellung von
Zins- auf reine Beitragsgarantien, z.B. Allianz als Vorreiter).
HERZ, Carsten
(2016): "Die alte Lebenspolice ist ein Auslaufmodell".
Guido Bader: Der Vorstand der
Stuttgarter Lebensversicherung über teure Garantien, sinkende Renditen
und Sicherheitsnetze,
in:
Handelsblatt v. 01.09.
Guido BADER hält sich an die gängige Argumentation der
Versicherungslobby, die auf eine Verlagerung der Risiken auf die
Versicherten hinausläuft.
MOHR, Daniel (2016): Gefährlicher Eingriff,
in:
Frankfurter
Allgemeine Zeitung v. 02.09.
Die eher zahnlose Bafin
möchte ein Anlageprodukt verbieten. Dies führt bei Daniel MOHR
bereits zu einem hysterischen Aufschrei:
"Mit dem Maßstab müssten
die Lebensversicherungen sofort komplett vom Markt genommen
werden und die Riester-Rente gleich mit. Die
Verbraucherschützer und die Grünen stehen schon voller
Vorfreude mit weiteren Verbotsvorschlägen parat".
Die
Finanzdienstleistungsbranche wird es anerkennen, dass MOHR
sich derart für ihre Profitinteressen ins Zeug legt.
KROHN, Philipp (2016): Garantien gibt es immer weniger.
Aufsicht fordert von
Lebensversicherern Reserve ein,
in:
Frankfurter Allgemeine
Zeitung v. 03.09.
Philipp
KROHNs Artikel zielt darauf ab, bei uns Kunden von
Lebensversicherern Verständnis für die Profitinteressen der
Versicherungswirtschaft zu wecken und den Schuldigen beim
Staat zu suchen, der keine andere Wahl lässt, als die Risiken
auf uns Kunden abzuwälzen:
"Wegen der
Niedrigzinsphase hat die Bafin (...) eine Zinszusatzreserve
eingeführt, die das Potential für Überschussbeteiligungen
erheblich einschränkt. Versicherer müssen viele Eigenmittel
vorhalten, um Garantien zu stellen. Um sich zu entlasten,
haben sie in den vergangenen Jahren Mischformen aus
klassischen Policen mit Sicherungsvermögen und
fondsgebundenen Policen etabliert."
Damit wird das
Ursprungsproblem verdrängt: die vollmundigen
Renditeversprechen, mit denen vor der Riester-Reform die
Kapitaldeckung als Königsweg der Altersvorsorge schmackhaft
gemacht werden sollte. Die Finanzdienstleister sind Opfer
ihrer eigenen Marketingstrategien geworden und nun sollen die
Kunden dafür zahlen. Zur Zeit wird uns die Aktie als Königsweg
gepriesen. Man darf also gespannt sein wie lange dies gut
gehen wird.
SIEDENBIEDEL, Christian (2016):
Investieren in den Deckungsstock der Allianz.
Wer dieser Tage in einer
Commerzbank-Filiale Geld anlegen will, bekommt oft ein eher
ungewöhnliches Produkt empfohlen. Es nennt sich Index Select.
Was verbirgt sich dahinter?
in:
Frankfurter Allgemeine
Zeitung v. 03.09.
Muss man den Artikel in
Verbindung mit dem heutigen Artikel von Philipp KROHN lesen?
Zumindest deuten die gleich- oder ähnlich lautenden
Begrifflichkeiten sowie die Herangehensweisen an das
Anlageprodukt Versicherung darauf hin, denn Christian
SIEDENBIEDEL meint mit den Investitionen keine Aktien oder
Unternehmensanleihen der Allianz, sondern den "Einkauf in das
Vermögen eines großen Vorsorgekolletivs" (KROHN), also das
"Sicherungsvermögen. Früher war der Begriff Deckungsstock
üblich" (KROHN). SIEDENBIEDEL erklärt uns - eher wenig
verständlich - das umstrittene Produkt "Schatzbrief Index
Select", was eine "Rentenversicherung der dritten Schicht"
sein soll und dennoch akzeptabel für den Kunden?
"Während das
Institut für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP) das
Konzept in einem Vergleich mit der Note 1,1 lobt, gab es
Kritik von Verbraucherschützern, dem Bund der Versicherten
und der Zeitschrift »Ökotest«."
Sich einfach an den Erfolg
anderer anhängen, heißt das Motto, das uns SIEDENBIEDEL
schmackhaft machen will. Man könnte es auch anders sehen: Wer
am Erfolg anderer nur partizipieren will, der muss das teuer
bezahlen. Und wenn der Erfolg plötzlich ganz ausbleibt?
KROHN, Philipp (2016): Fondsgebundene Lebensversicherungen sind teuer.
Ein Branchenvergleich zeigt, dass
die Rendite durch hohe Kosten erheblich vermindert wird. Vor dem
Abschluss ist eine genaue Analyse nötig,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 07.09.
Philipp KROHN stellt uns eine Untersuchung des
Branchendienstes Map-Report vor, die sich mit fondgebundenen
Lebensversicherungen beschäftigt.
WIEDUWILT, Hendrik
(2016): Versicherer
verlangen zu hohe Provisionen,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 08.09.
Hendrik WIEDUWILT berichtet über den Erfolg einer Klage von
Verbraucherzentrale und Bund der Versicherten, die aufgrund von
Zahlenangaben des GDV überhöhten Abschlusskosten eines
Lebensversicherers auf die Schliche gekommen sind.
ENZ,
Werner (2016): Enorme Umverteilungen im BVG-System.
Gute Leistungen der
Lebensversicherer trotz politischen Missgriffen,
in:
Neue Zürcher Zeitung
v.12.09.
ENZ, Werner (2016): Finma-Pflichtlektüre für die Parlamentarier.
Kommentar: BVG-Bilanz der
Lebensversicherer,
in:
Neue Zürcher Zeitung
v.12.09.
SCHNELL, Christian (2016):
Weniger Kündigungen.
Lebensversicherung: Die Deutschen
werden genügsam. Sie stornieren wieder weniger Lebensversicherungen
und begnügen sich mit geringen Garantiezinsen, die es noch für
Altverträge gibt,
in:
Handelsblatt v. 14.09.
Christian
SCHNELL hat im gestern veröffentlichten
Statistischen Taschenbuch der Versicherungswirtschaft 2016
der GDV gelesen und berichtet uns nun über Aspekte wie
Stornoquote (ein Begriff, der im Taschenbuch keine Verwendung
findet):
"Lediglich 2,9 Prozent
der Verträge wurden im vergangenen Jahr vorzeitig gekündigt.
Das klingt wenig. Über die Gesamtdauer von 30 Jahren, auf
die eine Lebensversicherung in der Regel angelegt ist,
werden aber gut die Hälfte aller Verträge vorzeitig
gekündigt."
Die Angaben zur Stornoquote
finden sich nicht im Taschenbuch, sondern auf der Website im
Bereich Zahlen
und Fakten. Der Begriff Lebensversicherung fasst
jedoch unterschiedliche Produkte zusammen, sodass daraus nicht
geschlossen werden kann, wie hoch der Anteil an Kündigungen
bei z.B. bei Riester-Verträgen ist.
"Lebensversicherung ist
der Oberbegriff für Kapital-Lebensversicherungen,
Rentenversicherungen, Pensionskassen, Pensionsfonds und
Risikoversicherungen. Also alle Versicherungen in deren
Mittelpunkt eine Person steht. Die Lebensversicherung dient
der privaten Altersvorsorge. Sie kann mit zusätzlichen
Leistungen beispielsweise bei Tod oder Berufsunfähigkeit,
sogenannten biometrischen Risiken, kombiniert werden",
erklärt uns die Website der
GDV.
MOHR, Daniel (2016): Garantien haben bald ausgedient,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 15.09.
Daniel
MOHR berichtet über eine Umfrage von Pionier Investments unter
Entscheidern der Versicherungsbranche. Deren Ergebnis ist
wenig verwunderlich: Die Versicherungsbranche will ihre
Risiken auf die Versicherten abwälzen:
"Sollten Anleger
unbedingt Garantien fordern, sehen die Fachleute in
flexiblen und weichen Garantien eine Zukunft, die zum
Beispiel einen Kapitalerhalt anstreben, aber nicht
garantieren müssen."
HERZ, Carsten (2016): Ein
Brief mit Fragezeichen.
Jedes Jahr erhalten Millionen von
Deutschen eine Standmitteilung ihrer Assekuranz. Eine Analyse belegt,
dass es mit der Übersichtlichkeit nicht weit her ist,
in:
Handelsblatt v. 20.09.
Carsten
HERZ berichtet über die eigennützige Untersuchung der Firma
Partner in Life (PiL), die vom Aufkauf von Versicherungen lebt
und deshalb von mehr Transparenz profitieren würde.
"Mehr als 55
unterschiedliche jährliche Standmitteilungen von 38
deutschen Versicherungsunternehmen mit einem Marktanteil von
insgesamt knapp 90 Prozent hat das Unternehmen gesammelt und
ausgewertet",
beschreibt HERZ die
Stichprobe von PiL. Auch die Verbraucherzentrale Hamburg hat
die Standmitteilungen von Versicherern untersucht:
"Ihr Team wertete eine
Stichprobe von 68 Standmitteilungen von 48
Lebensversicherern aus, die rund 89 Prozent des
Bruttoumsatzes der Branche abdecken."
In der Einleitung spricht
HERZ nur von Kapitallebensversicherungen, während der GDV
auch
Musterstandmitteilungen für weitere Arten von
Lebensversicherungen auflistet. Es ist daher unklar, auf
welche Arten von Lebensversicherungen sich der Bericht
bezieht. Uns wird nur verraten, dass 23 Kennziffern von PiL
als wichtig erachtet werden, jedoch nicht welche. Der Artikel
lässt uns Laien deshalb eher ratlos zurück.
HERZ, Carsten (2016): Mehr Durchblick.
Versicherer: Die Politik muss dafür
sorgen, dass die Standmitteilungen der Versicherer klarer werden,
in:
Handelsblatt v. 20.09.
SCHARRENBROCH, Christine
(2016): Arag stößt Lebensversicherungen ab.
Bestände gehen an die Frankfurter
Leben,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 23.09.
WOLFF, Volker
(2016): Investmentsfonds sind
die bessere Lebensversicherung.
Die Vermögensfrage: Fondsgebundene
Lebensversicherungen verlieren jeden Vergleich mit ETF-Sparplänen. Ihr
Kosten sind viel zu hoch. Außer in einem speziellen Fall,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 24.09.
Volker WOLFF rechnet uns
vor, dass bei fondsgebundenen Lebens- oder
Rentenversicherungen die Kosten und die großzügig kalkulierten
Sterbetafeln die Steuervorteile auffressen. ETF-Sparpläne
seien demgegenüber günstiger, jedoch gilt:
"Nur in einem sind
Fondspolicen und ETF-Sparpläne gleichwertig: Der Anleger
trägt das gesamte Risiko."
Als Ausnahme von der Regel
beschreibt uns WOLFF Nettopolicen, die jedoch von Versicherern
nicht vertrieben werden:
"Keiner der rund 230.000
Versicherungsvertreter und -makler wird sie auf den Tisch
legen. Nur Versicherungsberater und Honorarberater bieten
diese provisionsfreien Versicherungsverträge an. (...). Das
Angebot ist begrenzt. »Finanztest« zählte 2013 elf
Lebensversicherer mit Nettotarifen. Elf von über 70."
Fazit: Letztendlich trägt
der Versicherte bei der kapitalgedeckten Altersvorsorge
alleine das gesamte Risiko. Dagegen sind die Erträge der
gesetzlichen Rentenversicherung sicher und entgegen der
Propaganda vor der Teilprivatisierung sogar lukrativer,
weswegen inzwischen
selbst die FAZ freiwillige Einzahlungen in die
Rentenkasse propagiert. Unschlagbar ist alleine die
gesetzliche Rentenversicherung! Daran wird auch die
demografische Entwicklung nichts ändern, denn auch die
Kapitalmärkte sind davon betroffen. Dort wo die Demografie
angeblich günstiger ist, ist die Unsicherheit größer. Die
Finanzdienstleistungsbranche gewinnt dabei jedoch immer - nur
die Versicherten tragen das Risiko der Fehlspekulation!
FROMME, Herbert (2016): "Das rechnet sich nicht".
Viele Versicherungsmakler
empfehlen Lebenspolicen nur noch eingeschränkt zur privaten
Altersvorsorge. Und raten dazu, bald auslaufende Verträge zu
prüfen,
in:
Süddeutsche Zeitung v.
26.09.
Herbert FROMME vermittelt uns
die Sicht von Oliver FELLMANN, der nicht nur Chef einer
Maklerfirma ist, sondern auch Vorstandsmitglied des Verbands
Deutscher Versicherungsmakler. Gemäß FROMME repräsentiert der
Verband 640 Firmen mit ca. 12.000 Mitarbeitern.
Wikipedia weist für 2009 nur 620 Firmen, aber eine gleich
hohe Mitarbeiterzahl aus. Die
Selbstdarstellung des Verbandes weist dagegen 636 Firmen,
ebenfalls mit gleich hoher Mitarbeiterzahl aus.
JAHBERG, Heike (2016): "Wir versichern
auch selbstfahrende Autos".
Alexander Erdland, Präsident
des Versicherungsverbands über Unfälle, Naturkatastrophen und
die Altersvorsorge
in:
Tagesspiegel v. 26.09.
Der Tagesspiegel hofiert gerne den Lobbyisten der
Versicherungswirtschaft. Wenig uneigennützig erklärt uns Alexander
ERDLAND, dass die 3 Milliarden Euro angesichts der Summen für die
gesetzliche Rentenversicherung lediglich ein Almosen seien, mit der
wir die Finanzdienstleistungsbranche subventionieren sollen. Das ist
jedoch eine Milchmädchenrechnung, denn die private Altersvorsorge ist
in den meisten Fällen eine mickrige Rente, die weit hinter dem Niveau
der gesetzlichen Rente zurückbleibt. Zudem zahlt nicht der Staat die
Renten, sondern die Beitragszahler. Der Staat zahlt nicht einmal jene
versicherungsfremden Leistungen, die eine gesamtgesellschaftliche
Aufgabe sind, sondern bürdet sie allein den Beitragszahlern auf.
GRÄBER, Berrit
(2016): Widersprechen statt kündigen.
Viele alte Lebens- und
Rentenversicherungen lassen sich rückabwickeln - auch wenn sie lang
gekündigt sind. Ein neuer Online-Rechner hilft beim Abschätzen der
Ansprüche,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 30.09.
Berrit GRÄBER berichtet in der SZ über eine Thema, das sie
bereits vor einem Monat in der Welt behandelte.
BIRK, Karin & Steffen RANGE
(2016): "In der Falle fühlen wir uns sicher nicht".
Versicherungspräsident Alexander
Erdland über die Zukunft der Lebensversicherung, die Reform der
Riester-Rente und Pflichtversicherungen gegen Hochwasserschäden,
in: Deutsche
Handwerks
Zeitung v. 30.09.
"Was
wir jetzt brauchen ist ein Schulterschluss zwischen Branche
und Politik. Die Grundzulage sollte von 154 Euro auf 200
Euro erhöht werden. Außerdem sollten Riester-Renten nicht
voll mit der Grundsicherung verrechnet werden. (...)
Wichtig wäre außerdem, dass auch Solo-Selbständige die
Riester-Förderung in Anspruch nehmen können. ",
erklärt uns
Versicherungslobbyist Alexander ERDLAND wovon er sich mehr
Profite für die Versicherungswirtschaft verspricht.
Hinsichtlich der Ausgestaltung der betrieblichen
Altersvorsorge hat ERDLAND gleich eine ganze Reihe von
Wünschen, um die Profite der Versicherungswirtschaft zu
steigern:
"Erstens, mit Blick auf
Geringverdiener empfehlen wir einen Zuschuss. Dazu gehört,
dass auch die betriebliche Altersversorgung nicht voll mit
der Grundsicherung verrechnet wird. Hier brauchen wir einen
Freibetrag. Des Weiteren befürworten wir, dass die Grenzen
für eine steuerfreie Einzahlung von derzeit vier Prozent des
Einkommens bis zur Beitragsbemessungsgrenze auf acht Prozent
verdoppelt wird. Drittens fordern wir mehr Möglichkeiten für
Opting-out-Modelle. (...). Wir halten nichts davon,
tarifliche Regelungen gegenüber anderen besserzustellen.
Dieses Sozialpartner-Modell mag für die Gewerkschaften
verlockend sein".
RIEDEL, Donata (2016): Lohnende Ausgaben.
Erstmals beziffert eine Studie für
das Wirtschaftsministerium die Rendite von Staatsausgaben für
Infrastruktur und Bildung,
in:
Handelsblatt v. 30.09.
"Am
schnellsten amortisierten sich laut Studie die Ausgaben für
Kitas und Schulen. Bereits nach elf Jahren brachten sie dem
Staat mehr ein als sie kosteten. Die Ursache sind gleich
mehrere positive Effekte: Zuerst kehren mehr Mütter
schneller in den Beruf zurück, wenn es ein gutes Angebot an
Kitas und Ganztagsschulen gibt. Dann verschafft bessere
Bildung für Kinder bessere Berufsaussichten und später
höhere Einkommen. Die Steuereinnahmen steigen und die
Arbeitslosenrate sinkt. Das spart dem Staat Ausgaben",
fasst
Donata
RIEDEL die Argumentation in Kapitel 4 des Gutachtens
Quantifizierung der gesamtwirtschaftlichen und fiskalischen
Effekte ausgewählter Infrastruktur- und Bildungsinvestitionen
in Deutschland
zu Investitionen in Kitas und Ganztagsschulen zusammen.
Empirische Grundlage war das Investitionsprogramm
Zukunft Bildung und Betreuung (IZBB) der Jahre 2003 -
2009.
"Die Entscheidung, welche
Schulen und Schulformen gefördert wurden, sowie die
inhaltliche Ausgestaltung und die Personalausstattung
oblagen den Ländern",
heißt es dazu auf der
zugehörigen Website des Bildungsministeriums. Anders
ausgedrückt: Wir haben es hier mit einer Mogelpackung zu tun,
weil Bildung nur als Beton und nicht als Qualität des
Unterrichts begriffen wird. Die entscheidende Größe der
Personalkosten bleibt außen vor. Ein solch neoliberal
verkürzter Investitionsbegriff kann die Bildungskosten nicht
adäquat erfassen und führt zu kontraproduktiven Konflikten
innerhalb der unterschiedlichen politischen Ebenen. Solange
Personalkosten im Bildungsbereich als Konsumausgaben (richtig
eigentlich: konsumtive Ausgaben) diffamiert werden, kann von
Bildung nicht gesprochen werden. Denn dadurch wird die
Subventionierung der Baubranche höher bewertet als die
Qualität von Betreuung und Unterricht.
OBERHUBER, Nadine (2016): Das leere Versprechen.
Lebensversicherer, die in
Aktienfonds anlegen, werben mit hohen Renditen. Vom Gewinn an der
Börse kommt beim Kunde nicht mal die Hälfte an,
in:
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung v. 02.10.
"Trotz aller Unkenrufe,
die Lebensversicherung sei tot, (...) wittert die
Versicherungszunft ein gutes Geschäft: mit fondsgebundenen
Lebens- und Rentenversicherungen.
(...). Dafür (...) werben die Anbieter mit dem riesigen
möglichen Kursgewinn (...). Genau das ist das Hauptargument,
mit dem sich die Fondspolicen über 800.000 Mal im Jahr
verkaufen. Inzwischen ist schon jede sechste Lebens- und
Rentenversicherung eine auf Fondsbasis. In ein paar Jahren
wird die Fondspolice die klassische
Kapitallebensversicherung mengenmäßig überholt haben",
klagt uns Nadine OBERHUBER.
Und nicht nur sie, denn gegen dieses Produkt läuft die
geballte Medienberichterstattung der FAS/FAZ Sturm (mehr
hier und hier,).
KREMER, Dennis (2016): "Die
Lage ist bedrohlich".
Felix Hufeld, Deutschlands oberster
Finanzaufseher, sagt Banken und Lebensversicherern schwere Zeiten
voraus. Muss er bald die Deutsche Bank retten?
in:
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung v. 02.10.
Felix
HUFELD sieht die Lebensversicherer nicht in Gefahr, denn sie
können ihre Risiken voll auf die Versicherten abwälzen. Dazu
haben sie einen großen Spielraum, denn:
"solange die Anbieter die
gesetzlichen Voraussetzungen erfüllen, haben wir uns in
solche Fragen nicht einzumischen. Es ist nicht die Aufgabe
der Bafin, Schulnoten für Finanzprodukte zu verteilen. Das
können andere besser als wir".
Die gesetzlichen
Voraussetzungen sind - dank Lobbyarbeit der
Versicherungsbranche - so lasch, dass hier nichts zu
befürchten ist! Daran wird auch das Kleinanlegerschutzgesetz
nichts ändern. Es sieht eine "Pflicht zum kollektiven
Verbraucherschutz" vor - was immer man darunter verstehen
will...
HOYER, Niklas (2016): Nur die
Besten bieten noch gute Rendite.
Lebensversicherung: Im
Niedrigzinsumfeld ist Kapitalstärke wichtiger denn je. Die 20. Auflage
unseres Ratings zeigt, welche Anbieter damit punkten,
in:
Wirtschaftswoche, Nr.42 v. 07.10.
Niklas
HOYER lobt das Wirtschaftswoche-Ranking, das auf
Prognosen setzt - die bekanntermaßen keine Stärke von Ökonomen
sind. Der Nachteil wird verschwiegen: Nicht Produkte werden
bewertet, sondern nur die Unternehmen, deren Produktpalette
jedoch gewaltig differiert. Was nützt eine hohe
Ausschüttungquote, wenn der konkrete Vertrag durch seine hohen
Kosten die Rendite so schrumpfen lässt, dass am Ende nichts
davon übrig bleibt?
Fazit: Das Ranking der
Wirtschaftswoche betrachtet lediglich einen Teilaspekt,
sodass der Versicherte mit den Vor- und Nachteilen konkreter
Verträge allein gelassen wird. Durchschnittswerte bei den
Kosten vernebeln den Blick auf die Unterschiede - besser wären
Extremwertangaben, wodurch die Kostenspanne zwischen Produkten
mit niedrigsten/höchsten Kosten eines Versicherers erkennbar
würden.
MORTSIEFER, Henrik
(2016): Versicherer gehen auf die Straße.
Die Finanzbranche wirbt mit einem
neuen Gutachten für die Vorzüge privater Infrastruktur-Investitionen,
in:
Tagesspiegel v. 07.10.
Was in
Zeiten der Globalisierungseuphorie Public-Private-Partnership
genannt wurde, wird in Zeiten des Nationalkonservatismus nun
wieder mit öffentlich-privater Partnerschaft rückübersetzt.
Nicht nur die Bauindustrie auch die Versicherungswirtschaft
will ihre Profite dadurch erhöhen. Dazu schlägt die GDV mit
ihrem Gutachten
Volkswirtschaftlicher Nutzen privater
Infrastrukturbeteiligungen in die gleiche Kerbe wie
das kürzlich veröffentlichte BMWI-Gutachten.
Den Versicherern geht es
nicht etwa um das Wohl der Gesellschaft, sondern das Gutachten
zielt zum einen auf die Verringerung von Risiken für die
Versicherungswirtschaft, die auf den Staat abgewälzt werden
sollen und zum anderen um die Verringerung der Regulierung:
"Mit dem Start des neuen
europäischen risikobasierten Aufsichtsregimes Solvency II am
1. Januar 2016 wurden die aufsichtsrechtlichen
Rahmenbedingungen für Infrastrukturinvestments für die
Versicherungswirtschaft grundlegend neu gestaltet. Die
hierin vorgeschriebene Eigenmittelunterlegung von
Infrastrukturinvestitionen ist sehr hoch" (2016, S.35),
lautet eine der vielen
Klagen. Nichts davon liest man bei Henrik MORTSIEFER.
Aufklärung? Dafür sehen sich Mainstreamzeitungen längst nicht
mehr zuständig.
JAHBERG, Heike (2016): "Bei
der Betriebsrente gibt es Nachholbedarf".
Allianz-Vorstand Andreas Wimmer
über die Reformpläne der Regierung und die Probleme der
Geringverdiener,
in:
Tagesspiegel v. 08.10.
Der
Tagesspiegel versteht sich als Sprachrohr der
Versicherungswirtschaft, weshalb sich hier deren Lobbyisten -
ohne Gefahr mit kritischen Fragen konfrontiert zu werden -
selbst darstellen dürfen. Andreas WIMMER nutzt dies weidlich
aus, um die Profitinteressen des Konzerns als Vorteil von
Geringverdienern und Arbeitgebern zu vermarkten.
Insbesondere das
Finanzministerium kommt diesen Profitinteressen entgegen,
während die Sozialministerin ignoriert wird. WIMMER propagiert
nämlich die Direktversicherung als einzigen Weg der
betrieblichen Altersvorsorge, denn dieser umgeht das
Sozialpartnermodell, das die Gewerkschaften und Andrea NAHLES
favorisieren. Direktversicherungen versprechen den maximalen
Profit für die Versicherungswirtschaft, insbesondere wenn
dadurch Produkte verkauft werden können, die Risiken auf die
Versicherten abwälzen.
WIMMER klopft sich selber
auf die Schulter, wenn er mit einer hohen
Überschussbeteiligung für risikoreiche Produkte lockt: "höher
rentierliche Produkte" heißen risikoreichere Verträge im
Marketingsprech. Hohe Überschussbeteiligungen sagen für sich
allein genommen nichts über die Rendite eines
Versicherungsprodukts aus.
WIMMER ist sich mit
Alexander ERDLAND einig, was die Grobausrichtung auf die
Profitinteressen betrifft. Lediglich das Opt-out-Modell spielt
bei ihm keine Rolle, weil dieses ja nur für das
Sozialpartnermodell gelten soll. WIMMER gehört gemäß Herbert
FROMME (SZ
v. 05.10.) zu jenen Hardlinern, die Garantien bei Lebens-
bzw. Rentenversicherungen am liebsten so schnell wie möglich
loswerden möchten.
HERZ, Carsten & Peter KÖHLER
(2016): Unter Zugzwang.
Wegen Minizinsen stehen Versicherer
unter gewaltigem Druck. Also erweitern sie die Spielräume ihrer
Geldverwalter - und gehen dadurch mehr ins Risiko, wie eine Studie
belegt,
in:
Handelsblatt v. 10.10.
Die auf
dem Finanzmarkt dominierende Fondsgesellschaft Blackrock hat
dem Handelsblatt vorab eine Studie zugespielt, die im
Zusammenhang mit den Empfehlungen von Blackrock gesehen werden
muss, um die Macht dieses Finanzgiganten besser einordnen zu
können. Die Umfrage zu den Einstellungen der Lebensversicherer
gegenüber Kapitalmarktstrategien stimmen überein mit dem, was
Blackrock für diese Unternehmen als notwendig erachtet.
Inwiefern die Befragung überhaupt repräsentativ ist für die
Branche ist, das lässt der unkritische Bericht außen vor.
Die Renditegier der
Lebensversicherer wird mit der Renditegier der Versicherten
begründet. Wenn also das Vorsorgesparen unlukrativ ist, dann
würden die Menschen lieber ihr Geld der Konsumindustrie
zukommen lassen oder zuhause horten. Das mag sicher das
Schreckgespenst der Versicherungsindustrie sein, aber nicht
unbedingt der kommenden Generation von Rentnern wie uns die
Autoren erklären. Diese könnten stattdessen auf die Stärkung
der gesetzlichen Rente setzen, denn diese muss der Profitgier
der Finanzbranche keinen Tribut zollen.
HERZ, Carsten & Peter KÖHLER (2016): "Die
Bereitschaft zu mehr Risiko ist klar vorhanden".
Der Blackrock-Versicherungsexperte
über Wachstumsprobleme der Branche und neue Investmentstrategien,
in:
Handelsblatt v. 10.10.
KOKOLOGIANNIS,
Georgios (2016): Risikoreiche Versicherer.
Hohe Dividenden machen Aktien aus
der Versicherungsbranche interessant. Anleger sollten aber auf
Unternehmen mit geringem Geschäftsanteil bei Lebenspolicen setzen,
in:
Handelsblatt v. 11.10.
Georgios KOKOLOGIANNIS stellt uns eine Liste der 15
Versicherungskonzerne mit der höchsten Börsennotierung vor, die ein
Vermögensverwalter zu PR-Zwecken erstellt hat. In Zeiten der
Dividendenstrategie wird uns die diesjährige Rendite von
Versicherungsaktien als Köder für unsere Profitgier angeboten. Ein
hoher Anteil von Lebensversicherungen soll jedoch schlecht sein. Eine
solche Aussage bevorzugt von vornherein reine Rückversicherungen. Als
Problem von Lebensversicherungen wird uns der Garantiezins von
Altverträgen genannt. Warum wird uns also nicht dieser Anteil genannt?
Dies würde ein genaueres Bild über die Situation von
Lebensversicherungen bieten. Die Rendite der Dividende für 2016 reicht
von 2,5 bis 6,2 %, wobei dieser Momentanwert nichts über die
Entwicklung der Rendite aussagt, weder für die Vergangenheit und erst
Recht nicht für die Zukunft.
KROHN, Philipp (2016): Versicherer sind immer noch
nicht vergleichbar,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 12.10.
HERZ, Carsten & Christian SCHNELL
(2016): Der Reiz der Resterampe.
Für viele Versicherer verlieren die
alten Lebens-Policen angesichts der Niedrigzinsen an Attraktivität.
Spezialisierte Firmen wittern nun das große Geschäft,
in:
Handelsblatt v. 14.10.
Abwicklungsgesellschaften
nennen sich neuerdings "Konsolidierungsplattformen", um ihr
negatives Image aufzupolieren. Die Teilprivatisierung der
Altersversicherung ist geschafft, nun müssen deren Altlasten -
also die vollmundigen Renditeversprechungen der
Finanzdienstleister - entsorgt werden. Dabei sollen
Abwicklungsgesellschaften wie die Frankfurter Leben helfen.
HERZ & SCHNELL berichten über den Stand dieser neuen
Geschäftssparte, von denen sich die Abwicklungsgesellschaften
Profite versprechen. Sie werben mit Kostenvorteilen durch IT.
Großbritannien gilt als Pionierland auf diesem Gebiet, weshalb
dort schon Arbeitskämpfe um die betriebliche Altersvorsorge
toben. Offenbar ist nicht alles Gold was glänzt.
HERZ & SCHNELL berichten,
dass vor einem Jahr der Schweizer Rückversicherer Swiss Re die
Abwicklungsgesellschaft Guardian Financial Services aufgekauft
hat, die in Großbritannien und Irland tätig ist.
Merkwürdigerweise taucht dieses Engagement der Swiss Re im
Bereich Lebensversicherungen in der Liste von
Georgios KOKOLOGIANNIS gar nicht auf.
Skeptisch sollte machen,
dass diese Abwicklungsgesellschaften ihre Namen wie am
Fließband ändern. So heißt die Heidelberger Leben nun Viridium
Gruppe, nachdem MLP Leben und Skandia Leben geschluckt wurden.
Was passiert, wenn nur noch ein Monopolist übrig ist und die
Zahl der Altverträge derart geschrumpft ist, dass kein
Mengenvorteil mehr besteht? Das Beispiel Protector zeigt das
Problem: Diese Auffanggesellschaft der Mannheimer Leben ist
mit rund 100.000 Verträgen nicht mehr tragbar geworden und
soll nun in der Viridium Gruppe aufgehen.
Verbraucherschützer wie
Axel KLEINLEIN sehen das kritisch, werden aber von HERZ &
SCHNELL lediglich erwähnt, um dann wieder das Sprachrohr für
die Abwicklungsgesellschaften zu spielen. Die Finanzaufsicht
Bafin, die der Hochschullehrer Hermann WEINMANN in der Pflicht
sieht, ist bisher nicht besonders als Verbraucherschützer
aufgefallen.
SCHNELL, Christian
(2016): "Das Geschäft war noch nie einfach".
Der Chef der Frankfurter Leben über
die Perspektiven seines Geschäfts und warum Spezialanbieter
Lebensversicherungen besser verwalten können als die großen
Assekuranzen,
in:
Handelsblatt v. 14.10.
DPA (2016): Hohe Hürden.
Nur wenige Versicherer verkaufen
Lebenspolicen an Konkurrenten,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 17.10.
DpA-Meldung, die sich gegen ein
Handelsblatt-Interview wendet. Frank GRUND von der
Finanzaufsicht Bafin geht nicht von einem sich rasant entwickelnden
neuen Geschäftsfeld für Abwicklungsgesellschaften aus.
MAGENHEIM, Thomas (2016):
Versicherer will Kunden loswerden.
Verbraucherschützer warnen,
Lebenspolice vorzeitig zu kündigen,
in:
Frankfurter Rundschau v. 19.10.
Thomas
MAGENHEIM beschreibt an einem Fallbeispiel die Praxis der
Talanx-Lebensversicherungstochter Neue Leben, überwiegend
Versicherte mit lukrativen Altverträgen über die Kündigung zu
informieren. MAGENHEIM stellt diese Praxis in einen
Zusammenhang mit dem Verkauf solcher Verträge an
Abwicklungsgesellschaft ("Run off-Plattformen").
Dagegen stellt Nina
NÖTHLING in der SZ das Vorgehen der Marktwächter Finanzen in
den Mittelpunkt.
"Verbraucherschützer
(kritisieren), dass die Talanx-Tochter die Kunden nicht auf
Nachteile einer vorzeitigen Beendigung ihres Vertrages
hinweise, zum Beispiel den Verlust des Risikoschutzes",
wird Sandra KLUG vom
Marktwächter Finanzen zitiert. Ob es jedoch zu einer Abmahnung
kommt, ist noch offen. Die Leser werden um Zusendung von
Schreiben gebeten.
NÖTHLING, Nina (2016): Tipps zur Kündigung.
Versicherer wollen Kunden mit
Altverträgen loswerden,
in: Süddeutsche
Zeitung v. 19.10.
OBERHUBER, Nadine (2016):
Wie Lebensversicherer ihre Altkunden wegloben.
Versicherte erhalten nette Briefe
mit einem brisanten Angebot: Beenden Sie ihre Verträge! Wer darauf
eingeht, verzichtet auf viel Geld,
in:
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung v. 30.10.
SZ und FR berichteten schon vor fast 2 Wochen über den Fall des Lebensversicherers Neue Leben,
der Kunden mit lukrativen Altverträgen loswerden will.
LANGENBERG, Britta (2016):
Sicher ist sicher.
Eine Lebensversicherung zu kündigen
lohnt sich nur selten. Die Verzinsung vieler Altverträge ist kaum zu
toppen, und die Gesellschaften wirtschaften meist solide. Trotzdem
sollten Kunden ihre Policen von Zeit zu Zeit überprüfen lassen,
in: Capital,
November
Britta
LANGENBERG präsentiert uns nicht in erster Linie die
Versichertensicht, sondern die Sicht der Versicherer, die uns
die Ohren mit ihren angeblichen Problemen voll jammern.
Tatsächlich sind sie dabei ihre Altlasten elegant zu entsorgen
und auf die Versicherten abzuwälzen. Das geplante Betriebsrentenstärkungsgesetz soll den Weg dazu
frei machen.
Außerdem haben die
Versicherer jetzt schon die Möglichkeit von ihren Altkunden zu
profitieren:
"Die Versicherer (...)
mindern nun teilweise bereits sicher geglaubte Zahlungen,
die nicht garantiert sind (...).
So reduzieren die Gesellschaften ihren Versicherten
beispielsweise nachträglich bereits eingestellte
Schlussüberschüsse (...). Als Schlussüberschuss werden
Gelder reserviert, die Kunden erst zum Vertragsende zustehen
- zuvor allerdings gekürzt werden können."
Eine andere Option ist die
Einstellung des Neugeschäfts und der Verkauf von Altverträgen
an Abwicklungsgesellschaften. Die Finanzaufsicht Bafin soll
zwar dafür sorgen, dass dadurch Versicherte nicht schlechter
gestellt werden sollen, aber sie ist keine
Verbraucherschutzorganisation, sondern schützt in erster Linie
die Versicherer. Im Zweifelsfall entscheidet sich die Bafin
deshalb zur Abwälzung der Risiken auf die Versicherten.
Die Versicherten haben
dagegen nur wenige Möglichkeiten, um ihre Kosten zu senken:
"Erstens, den Vertrag auf
jährliche Zahlungsweise umstellen; zweitens, unnötige
Zusatzpolicen zum Unfalltod kündigen; und drittens, auf
dynamische Erhöhungen im letzten Vertragsdrittel
verzichten",
erklärt uns LANGENBURG
dazu. Nur in einer finanziellen Notlage, sieht LANGENBURG eine
Kündigung gerechtfertigt. In diesem Zusammenhang weist sie
darauf hin, dass viele Verträge vor 2008 aufgrund fehlerhafter
Beratung ungültig sind und deshalb durch Widerruf ohne die
sonst hohen Verluste gekündigt werden können.
Die hohen Hürden für die
Kündigung sind politisch gewollt und verursacht, denn
Kündigungen werden im Gegensatz zum Einstellen der Zahlungen,
als Scheitern der Riester-Verträge gezählt. Wenn LANGENBURG
also bejubelt, dass die Deutschen 2015 weniger Verträge
gekündigt haben, dann ist das eine zweischneidige Sache, denn
Versicherer müssen sich dadurch weniger um die Belange der
Versicherten kümmern, sondern können weiterhin mit
unseriösen Praktiken und durch die Abwälzung der Risiken
auf die Versicherten ihre Profite maximieren.
Wenig erhellend für jene,
die eine Kaufentscheidung treffen müssen, ist das Ranking der
Lebensversicherer, denn es wurde lediglich ein einziges
Produkt verglichen und zwar eine Sofortrente, obwohl die
gesetzliche Rentenversicherung derzeit den Renditen jeder
Sofortrente überlegen ist, weshalb inzwischen so gut wie jede
Mainstreamzeitung Werbung für freiwillige Ausgleichszahlungen
macht. Dass es nicht nur auf die Lebensversicherer, sondern
auch auf das konkrete Produkt ankommt, zeigt gerade das
Scheitern des Altersvorsorgeprodukt DWS Flexpension, das
auch von einem 5-Sterne-Lebensversicherer (höchste Kategorie)
angeboten wird.
KANNING, Tim (2016): Das
Zinstief lässt die private Altersvorsorge bröckeln.
Wegen der niedrigen Anleihezinsen
funktionieren viele Vorsorgemodelle nicht mehr. Die DWS schließt
mehrere Fonds und schraubt auch an den Riesterverträgen,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 02.11.
"Nun müssen sich gut eine
Million Kunden, die insgesamt mehr als 2 Milliarden Euro in
ein Fondsprodukt der Deutschen Bank gesteckt haben, nach
einer Alternative umschauen. Denn die Fondstochter DWS
schließt mehrer ihrer Garantieprodukte vorzeitig, mit denen
Sparer für ihr Alter vorsorgen wollten. (...). Vor allem
über fondsgebundene Lebensversicherungen sind viele Anleger
in den Fonds investiert. (...). Sie sind also in der Regel
nicht direkt Kunden der DWS, sondern haben entsprechende
Versicherungen bei großen Anbietern wie Allianz, Zurich oder
Nürnberger abgeschlossen",
erklärt uns Tim KANNING zum
Scheitern des Altersvorsorgeprodukts Flexpension.
Anfang September hat Philipp KROHN den gepriesenen
MAP-Report 2016 vorgestellt. Darin wurden Anbieter wie Allianz
und Zurich gelobt, die auch Flexpension-Produkte in ihrem
Angebot haben. Da uns die FAZ/FAS vor allem ans Herz
legt - nicht nur - bei fondsgebundenen Lebensversicherungen
auf die Gebühren zu achten, erscheint das Flexpension-Produkt
als hervorragend, denn die Fondsgesellschaft DWS hat die
Verwaltungsgebühren für dieses Produkt von "ursprünglich 1,1
Prozent auf zuletzt 0,1 Prozent" abgesenkt. Das könnte man
also auch als vorletzten Schritt vor dem endgültigen
Scheiterns eines Produkts interpretieren.
Bei Rentenversicherungen
der DWS wird dagegen die Mindestlaufzeit der Verträge um 5
Jahre erhöht:
"So muss die DWS
Basisrente Premium von Mitte November an mindestens 15 Jahre
laufen, die DWS Toprente 20 Jahre und die DWS Riesterrente
Premium sogar 25 Jahre lang."
Dies ist lediglich eine
Wette auf die Zukunft. Sollte diese nicht aufgehen, weil sich
die Niedrigzinsphase so nicht aussitzen lässt, dann drohen
auch bei diesen Produkten Verluste. Im übrigen befinden sich
die Finanzdienstleister mit ihrer Wette auf die Zukunft in
guter Gesellschaft, denn auch die Bundesregierung geht in
ihren schönfärberischen Annahmen des Alterssicherungsberichts 2016 nur von einem
kurzfristigen Renditetief der kapitalgedeckten Altersvorsorge.
Verschwörungstheoretiker könnten dahinter ein System sehen,
aber eher stecken dahinter die jeweiligen Eigeninteressen, die
zu Lasten der Versicherten gehen.
KANNING, Tim (2016): Keine Garantie.
Kommentar,
in:
Frankfurter Allgemeine
Zeitung v. 02.11.
"Mag sein, dass jeder
Anleger, der auf die Flexpension-Fonds der DWS gesetzt hat,
nun tatsächlich die einmal zugesagte Summe ausgezahlt bekommt,
nur eben im Zweifel 10 Jahre früher, als er wollte. Dabei gilt
gerade bei der Lebensversicherung, dass sich die Kunden darauf
verlassen wollen, dass ihnen ihr Finanzinstitut das Geld
sicher über die Zeit bringt - und bestenfalls noch mit einer
ordentlichen Rendite", meint Tim KANNING zu dem Fall.
KROHN, Philipp (2016): Aufkäufer finden Lebensversicherungen
wieder attraktiv.
Immer weniger Policen
wechselten in der jüngeren Vergangenheit den Besitzer. Nun gibt
es neue Akteure am Markt. Ist das von Vorteil für die Kunden,
in:
Frankfurter Allgemeine
Zeitung v. 08.11.
Nicht nur versuchen
Lebensversicherer Kunden mit lukrativen Altverträgen zur
Kündigung zu bewegen, sondern auch Arbitrage-Geschäfte haben
wieder Aufwind. Aufkäufer von Lebensversicherungen wie die
Winniger AG oder Policen Direkt erhoffen sich risikolose
Gewinnmitnahmen.
Besitzer von
Lebensversicherungen mit Geldnot haben maximal vier Optionen:
Kündigung, Beitragsfreistellung, Verkauf auf dem Zweitmarkt
und Rückabwicklung von Verträgen. Die Kündigung ist finanziell
gesehen die ungünstigste Variante, weil sie politisch
sanktioniert wird. Kündigungen sind schlecht fürs Image der
Lebensversicherer und die neoliberale Politik setzt auf
Kapitaldeckung. Würden viele ihre unlukrativen Verträge
kündigen, dann müsste die Politik ihr Scheitern zugeben,
weshalb hohe Hürden zu Lasten der Kunden und zur
Profitsicherung der Finanzdienstleister aufgebaut wurden.
Statt des Verkaufs, mit dem
Geschäftemacher unterstützt werden, lohnt sich eher die
Rückabwicklung, zu der die Verbraucherzentralen raten, was
jedoch nicht bei allen Verträgen möglich ist.
KROHN, Philipp (2016): Erfolgreiche Policen.
Kommentar,
in:
Frankfurter Allgemeine
Zeitung v. 08.11.
"Dass nun neue Akteure
versuchen, auf dem Zweitmarkt für Lebensversicherungen mehr
Policen aufzukaufen, ist ein (...) Indiz dafür, dass diese
in der derzeitigen Lage am Kapitalmarkt weiterhin recht
attraktiv sind. Wer noch einen hoch verzinsten Vertrag hält,
sollte sich deshalb zweimal überlegen, ob er ihn wirklich
veräußern will",
meint Philipp KROHN aus
seiner neoliberalen Sicht. Tatsächlich ist jedoch die
gesetzliche Rentenversicherung derzeit unschlagbar, was
Renditen angeht. Kapitaldeckung lohnt sich nur für langlebige
Besserverdienende. Wenn die neoliberale Politik Arme dem
Kapitalmarkt ausliefert, dann profitieren davon nur
Finanzdienstleister und Besserverdienende. Erfolg sieht anders
aus!
ZDRZALEK, Lukas (2016):Wenn Anbieter
ihre Fonds plötzlich schließen.
Verbraucherschützer warnen
davor, dass Lebens- und Rentenversicherer ihr Kunden in teuere
und riskantere Anlagen drängen wollen,
in:
Süddeutsche Zeitung v.
14.11.
Lukas
ZDRZALEK berichtet nun ebenfalls über die DWS-Altersvorsorgeprodukte,
über die Tim KANNING bereits Anfang
November in der FAZ informierte. Anhand eines
Fallbeispiels wird klar, dass spätestens seit Ende September
bekannt ist, dass DWS-Fonds geschlossen worden sind. Warum
wird das aber erst jetzt in der Presse bekannt gemacht?
ZDRAZELK schiebt die Schuld
für die Fondsschließung auf die Niedrigzinspolitik der EZB.
Dann müssten aber alle Fonds geschlossen werden, was nicht der
Fall ist. Also geht es hier allein um das Missmanagement der
DWS und dessen Auswirkungen.
Der Bericht erwähnt nur die
Praxis der WWK und der Aachen-Münchner, die ihre Klientel vor
die Wahl stellen:
"Sie können entweder
selbst bis Mitte November einen Alternativ-Dons auswählen -
oder die Versicherer schichten das Guthaben des alten Fonds
automatisch in einen »möglichst gleichwertigen« neuen Fonds
um."
Der Zeitungsartikel kommt
also reichlich spät. Mit Niels NAUHAUSER von der
Verbraucherzentrale werden uns vier Probleme bei diesen
Optionen aufgezeigt:
1) Die Alternativfonds sind keine Garantiefonds mehr
2) Die Fonds können einer höheren Risikoklasse angehören
3) Die Gebühren können wesentlich höher sein
4) Für den Kunden wichtige Informationen über die
Alternativfonds fehlen in den Anschreiben der Versicherer
Fazit: Wer dem Kapitalmarkt
ausgeliefert ist, der kann sich offenbar auch auf den
Verbraucherschutz nicht unbedingt verlassen. Die
Finanzdienstleistungsbranche hat eine gute Lobby, weshalb
solche Praktiken nicht durch die Politik unterbunden werden.
Schließlich soll diese Form der kapitalgedeckten
Altersvorsorge noch gefördert werden.
GENTRUP, Anna (2016): Neue
Kapitalquelle willkommen.
Die Versicherer freut es, dass die
Regierung über Privatinvestoren nachdenkt. Das finden nicht alle gut,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 17.11.
Vor 6 Wochen hat die Versicherungslobby ein Gutachten
veröffentlicht, mit dem sie ihre Interesse an mehr Privatinvestitionen
kundtat. Kaum ist das geschehen, da will der Bundesfinanzminister
diese Investitionen auch schon fördern. Anna GENTRUF zitiert Carsten
ZIELKE, der bei der SZ die Versicherungsbranche in Regulierungsfragen
vertritt. Der Begriff "Finanzanalyst" soll das verschleiern. Aber
natürlich sind die Versicherungen nur unter bestimmten Bedingungen zu
Investitionen bereit - schließlich wollen sie davon profitieren. Die
Allgemeinheit soll also die Zeche zahlen, die sich die Versicherungen
bei der Altersvorsorge selber eingebrockt haben: Mit hohen
Garantieversprechen haben sie sich zur besseren Alternative zur
gesetzlichen Rentenversicherung stilisiert - nun wollen sie sich ihrer
Verantwortung entziehen und der Finanzminister hilft ihnen gerne
dabei. Als einzigen Kritiker präsentiert uns Axel KLEINLEIN vom Bund
der Versicherten.
FROMME, Herbert (2016): Herr Kaiser kommt nicht wieder.
Die klassische Lebensversicherung
ist in der Krise. Dabei gibt es einen großen Markt für die
Altersvorsorge,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 17.11.
Herbert FROMME erklärt uns,
dass die Versicherer in den 1990er Jahren die Bundesregierung
dazu gedrängt hat, die Obergrenzen für Zinsgarantien nach oben
zu setzen, um gegenüber den Banken ein Alleinstellungsmerkmal
zu haben:
"Der Garantiezins für die
gesamte Dauer des Vertrags war das Alleinstellungsmerkmal,
auch wenn er nicht auf die eingezahlte Summe, sondern nur
auf den Sparanteil gutgeschrieben wird. Er beträgt bei den
meisten Gesellschaften um die 90 Prozent der Zahlungen, bei
manchen auch nur 80 Prozent oder noch weniger."
Nun wollen sie sich aus
ihrer Verantwortung für die damaligen vollmundigen
Renditeversprechen stehlen. Die Zinszusatzreserve stellt
FROMME als Hilfestellung des Gesetzgebers dar, die jedoch neue
Probleme aufgeworfen hat:
"Der Gesetzgeber hat
geholfen und eine besondere Reserve für die Alt-Garantien
eingeführt, die Zinszusatzreserve. Aufgebaut wird sie aber
nicht von den Aktionären der Versicherer, die damals die
Zinsgarantien abgaben, sondern von den übrigen Kunden mit
niedrigeren Garantien. Ihre Renditegutschriften werden
gekürzt, damit die Versicherer die hohen Garantien bedienen
können."
FROMME weist auf unseriöse
Praktiken hin, mit denen nun Versicherer versuchen ihre Kunden
mit lukrativen Garantien loszuwerden. Bei den Alternativen
stellt FROMME das Kostenproblem in den Mittelpunkt, das
Friederike KRIEGER ausführlicher behandelt. Auch die
Abwicklung von Altverträgen wird als Möglichkeit der
Versicherer genannt.
Das
Betriebsrentenstärkungsgesetz erklärt FROMME zum Rettungspaket
für Lebensversicherer, denen ein lukrativer neuer Markt
erschlossen werden soll. Dazu dient das Opt-Out-Modell, das
mit sanftem Zwang auch Arbeitnehmer, die als Geringverdiener
kaum profitieren können, in die Fänge der Finanzdienstleister
locken soll.
"Bezieher kleiner
Einkommen (...) haben selten die 100 Euro bis 200 Euro
monatlich übrig, die sie zum Ansparen für eine fühlbare
private Altersrente brauche. Wer im Berufsleben arm ist,
weil er schlecht verdient, ist auch arm als Rentner",
meint FROMME, der vor allem
bei den Besserverdienenden und Selbständigen einen Bedarf an
privater Altersvorsorge sieht.
"Möglicherweise legen
Banken und Sparkassen doch sinnvolle Sparpläne und
Entnahmepläne auf, statt nur an den Provisionen aus der
Vermittlung von Lebensversicherungen an ihre Kunden
verdienen zu wollen",
hofft FROMME. Warum aber
sollten Finanzdienstleister freiwillig ihre Profite schmälern
wollen?
SCHWERDTFEGER, Heike (2016): Wie Versicherte den Renditeturbo
einschalten.
Fondspolicen: Mit den richtigen
Fonds können Versicherte die Rendite ihrer fondsgebundenen Lebens- und
Rentenpolicen steigern - und langfristig profitieren,
in:
Wirtschaftswoche Nr.48 v. 18.11.
Fondsschließungen sind für
Heike SCHWERTFEGER - anders als für
SZ und
FAZ - kein Problem, sondern lediglich eine
Herausforderung:
"2,4 Milliarden Euro
Vermögen sind derzeit unmittelbar betroffen. Sie sind in
Garantiefonds der DWS-Flex-Pension-Palette angespart worden.
Doch 17 der 22 Fonds werden jetzt geschlossen. Das Geld muss
in andere Fons umgeschichtet werden. Doch nicht nur die von
den Fondsschließungen betroffenen Versicherten, sondern alle
gut 14 Millionen Kunden mit fondsgebundenen Policen sollten
regelmäßig überprüfen, ob ihre Fonds noch die Erwartungen
erfüllen".
Verbraucherschutz sieht
anders aus. SCHWERTFEGER ist nichts als eine willige
Erfüllungsgehilfin der Finanzdienstleisterlobby. Dazu gehört
z.B. die Ratingagentur Assekurata, die von SCHWERTFEGER
hofiert wird:
"Die WirtschaftsWoche
stellt die empfehlenswertesten Fonds der fünf - gemessen am
auf Fondspolicen entfallendem Beitragsteil - größten
Anbieter vor (...) Da Assekurata von einigen Anbietern keine
Daten vorlagen, konnten sie nicht berücksichtigt werden."
Uns werden 18 Fondspolicen
vorgestellt. Allein 7 Fonds stammen von der Deutsche
Bank-Tochter DWS, die gemäß SCHWERTFEGER 17 ihrer 22 Fonds
geschlossen hat, was kein Ausweis für die Güte dieser
Fondsgesellschaft ist. Jemand mit gesundem Menschenverstand
würde die Finger weg lassen, denn was ist ein Rating Wert,
wenn die Basis lediglich aus noch nicht geschlossener Fonds
besteht? Schulnoten zu vergeben (alternativ Sterne) täuscht
vor, dass es möglich ist, gute von schlechten Fonds zu
trennen, aber die dahinter stehenden Kriterien werden nicht
offen gelegt. Und wie kann ein Fonds, der bei Risiko mit
"mangelhaft" bewertet wird, noch ein Gesamturteil von "gut"
bekommen?
Man muss den Artikel bis
zur letzten Seite lesen, um zu den Problemen zu kommen. Da
wird uns als Beispiel nicht etwa eine deutsche
Fondsgesellschaft als unseriös dargestellt, sondern eine
Gesellschaft für Investmentprodukte GIP International aus
Luxemburg. Die unseriösen Praktiken der Aachen-Münchener, die bei den
fünf größten Anbietern aufgeführt ist, werden uns von
SCHWERTFEGER sogar noch als Positivbeispiel präsentiert:
"Viele der von den
aktuellen Flex-Pension-Fondschließungen betroffenen Kunden
haben Policen der Aachen-Münchener Versicherung
abgeschlossen. Vor allem Verkäufer der Deutschen
Vermögensberatung (DVAG) haben sie vertickt - das
Deutsche-Bankd-Fondshaus DWS pflegt eine exklusive
Vertriebskooperation mit der DVAG.
Deshalb bietet das Unternehmen den Anlegern nun auch
DWS-Fonds als Alternative an. Darunter auch sehr gute
Aktienfonds (...). Weil viele der Flex-Pensions-Fonds aber
risikoarme Garantiefonds waren, ohne große Kursschwankungen,
dürfte Kunden ein Umstieg auf riskantere Aktienfonds
mitunter schwerfallen. Unter den DWS-Fonds bliebe dann der
DWS Balance als Alternative."
Am Schluss macht
SCHWERTFEGER aus dem DWS-Missmangement sogar noch einen
angeblichen Vorteil des Kunden:
"Ohne die aktuellen
Fondschließungen wäre sie ihrem Flex-Pensions-Fonds treu
geblieben. Streng genommen muss sie der Fondsgesellschaft
für die Schließung dankbar sein."
Nur eine gewiefte
Verfechterin der Kapitaldeckung, kann auf solch eine absurde
Wendung kommen und Missmanagement zur Wohltat für Kunden zu
stilisieren! Freiwillige Einzahlungen in die gesetzliche Rente
sind da sicher lukrativer als Altersvorsorge.
Lebensversicherungen sind lediglich für Besserverdiener mit
zuviel Geld und jene, die biometrische Risiken versichern
müssen, sinnvoll.
Langfristig profitieren ist
einer der Slogans. Das hat den Vorteil, dass eine Überprüfung
nicht möglich ist. Erst am Ende kommt die Stunde der Wahrheit,
aber dann sind unsere Ratgeber bereits über alle Berge und wir
stehen allein da mit unserer Fehlentscheidung. Die
Finanzdienstleister gewinnen immer: Wir haben Missmanagement
betrieben? Kein Problem: der Kunde zahlt die Zeche!
RETZLOFF, Arne (2016): Ein
Stück vom Kuchen.
Das Lügenspiel der
ERGO-Versicherungsgruppe - eine Innenansicht,
in:
Neues Deutschland v. 18.11.
Gestern erzählte uns
Herbert FROMME in der SZ, dass die Hamburg-Mannheimer mit
ihrem Herr Kaiser das Gesicht der Lebensversicherung in
Deutschland war. Heute dagegen erzählt uns Arne RETZLOFF von
der anderen Seite dieses Gesichts: Die Ergo ist hervorgegangen
aus der Victoria und der Hamburg-Mannheimer, deren Manager
durch Lustreisen nach Budapest ins Gerede kamen. Das
bezeichnet RETZLOFF als
"Sex auf Kosten der
Versicherten als Belohnung".
RETZLOFF beschreibt nun das
System, mit dem der Lebensversicherer heutzutage seine
Versicherungen auf der untersten Ebene unter die Leute bringt:
"Es gibt keine
Ausbildungspauschale, kein Gehalt, nichts. Nur über eigene
Verträge und Verträge des Teams kann man Einkünfte
erwirtschaften und in der Struktur des Konzerns aufsteigen
(...). Man (...) stellt seine Arbeitskraft nebenberuflich
und unentgeltlich der ERGO zur Verfügung, wobei der
Lebensunterhalt in dieser Zeit oft von der Agentur für
Arbeit bestritten wird. Darüber hinaus bezahlt man
Ausbildung und Gehalt selbst - durch eigene
Vertragsabschlüsse, an denen die jeweiligen Strukturhöheren
immer kräftig mitverdienen",
schreibt RETZLOFF über das
Heer von jungen Menschen, die auf dem normalen Arbeitsmarkt
keinen Job finden und in die Fänge von als private
Arbeitsvermittler getarnte Menschenmaterial-Zulieferanten der
Ergo fungieren. Dort werden diese Schwervermittelbaren mit
ihrer Sehnsucht nach dem großen Geld geködert und sollen ihr
persönlichen Kontakte ausbeuten. Dazu werden ihnen die
Grundlagen des Verkaufsgesprächs eingebleut.
Am Anfang steht die durch
die Teilprivatisierung der gesetzlichen Rentenversicherung
2001 geschaffene Versorgungslücke, die mit
Altersvorsorgeprodukten der Ergo geschlossen werden soll. Das
Mantra, das den Kunden vorgebetet wird, kennen wir aus den
Mainstreamzeitungen, die uns unisoni die Kapitaldeckung als
angeblich lukrativere Form der Altersvorsorge einreden:
"Es werden immer weniger
Kinder geboren, die Menschen werden immer älter, das
Verhältnis zwischen Beitragszahler und Rentenempfänger wird
immer kritischer. Die gesetzliche Rentenversicherung ist
kurz vor dem Kollaps. Die Vorsorgelücke wird immer größer,
darum droht Altersarmut, und die einzige Rettung ist eine
private Rentenversicherung".
Uns wird erzählt, dass das
Rentenniveau in Zukunft bei 40 Prozent liegen wird - und das
nutzt in erster Linie den Profitinteressen von Versicherungen
und Banken, die bekanntlich über zu geringe Profite jammern.
Denn genug ist nie genug. Oder wie es RETZLOFF formuliert:
"Bei der Riester-Rente
muss man vier Prozent vom Brutto als Eigenanteil einbringen,
um die vollen staatlichen Fördergelder zu erhalten, die
wiederum aus Steuermitteln kommen. Für den Arbeitnehmer eine
reale Beitragserhöhung, der Arbeitgeber spart seinen
Arbeitgeberanteil und die Versicherungen machen garantierte
Gewinne."
Befürworter dieses Systems
werden einwenden, dass nicht jeder Arbeitgeber knausrig ist
und dass es Unterschiede bei den Altersvorsorgeprodukten gibt.
Die Vorteile kommen jedoch in erster Linie Besser- und
Spitzenverdiener zugute. Der Rest zahlt diese Zeche des
Systems.
Fazit: Für 9,50 Euro pro
Vertrag auf der untersten Ebene verkaufen diese Mitglieder der
Kapitaldeckungssekte ihre Kontakte. Sie brauchen keine Skrupel
dabei zu haben, denn Medien und Politik haben längst jegliche
Hemmschwelle abgebaut: Jeder ist seines Glückes Schmied. Wer
reinfällt ist selber schuld!
FROMME, Herbert (2016): Der Verlierer ist der Kunde.
Lebensversicherung: Der
Konstruktionsfehler: Für die Zinsgarantien kommt die Mehrheit der
Versicherten auf,
in: Süddeutsche
Zeitung
v. 24.11.
Vor
einer Woche führte Herbert FROMME einen neuen Gedankengang
ein, den er nun mit unseriösen Praktiken der Lebensversicherer
Talanx inklusive deren Töchter Neue
Leben, HDI und Targo sowie der Gothaer in Verbindung
bringt, die versuchen Kunden mit lukrativen Altverträgen zur
Kündigung zu bewegen.
Dass die Versicherer auf
unseriöse Praktiken zurückgreifen, rechtfertigt FROMME damit,
dass diese durch einen Konstruktionsfehler dazu gewissermaßen
gezwungen werden:
"Hinter dem Problem
steckt ein Konstruktionsfehler der deutschen
Lebensversicherer, der die Mehrzahl der Kunden Geld kostet.
Denn keineswegs sind es die Eigner der Versicherer, die für
die Einhaltung der hohen Zinsgarantien aufkommen. Nein,
zahlen dürfen die übrigen Kunden. Ihre Rendite wird
entsprechend gekürzt. (...).
Die Bundesregierung hat auf Anregung der Versicherer 2011
eine spezielle Rückstellung eingeführt, mit der die
Gesellschaften die Verpflichtungen aus den hohen
Zinsgarantien bedecken müssen. (...). Fast die gesamte Summe
haben die Kunden der Lebensversicherer mit schlechteren
Garantiezinsen aufgebracht, nur in wenigen Fällen haben die
Eigner Geld eingeschossen."
Statt aber dafür zu
plädieren, dass dies dahingehend geändert wird, dass die
Eigner für den Schaden aufkommen, soll stattdessen den Kunden
die Zinsgarantien gekürzt werden:
"Bundesregierung und
Finanzaufsicht könnten die Zinsgarantien kürzen oder
zeitweise aussetzen, also bei steigenden Zinsen wieder in
Kraft setzen. Dafür gibt es schon Gesetze, sie müssen
wahrscheinlich ausgeweitet werden."
FROMME strebt also an dass
alle Kunden und nicht nur Neukunden, die Kosten falscher
Versprechungen tragen sollen, während die Eigner weiterhin
verschont werden.
Fazit: Der Vorschlag von
FROMME läuft darauf hinaus die Kosten vollmundiger
Versprechungen auf die Versicherten abzuwälzen und unseriöse
Praktiken der Versicherer letztlich zu rechtfertigen. Sie
können ja angeblich wegen der Niedrigzinsen nicht anders.
Besser wäre es die kapitalgedeckte Altersvorsorge
abzuschaffen, denn offensichtlich ist sie der gesetzlichen
Rentenversicherung nicht überlegen wie das Anfang des
Jahrtausends behauptet wurde.
KROHN, Philipp (2016): Alte Leipziger senkt Verzinsung ebenfalls,
in: Frankfurter
Allgemeine Zeitung
v. 29.11.
"Im Vorgriff auf die seit
diesem Jahr geltenden europäischen Aufsichtsregeln (Solvency
II) hatte die Alte Leipziger über mehrere Jahre das
Eigenkapital gestärkt und zu diesem Zweck Mittel im
Unternehmen belassen, statt sie direkt an Kunden
auszuschütten",
übernimmt Philipp KROHN die
Sicht des Pressesprechers des Unternehmens, mit der die
Tatsache, dass für auslaufende Verträge die
Überschussbeteiligung von 3,7 Prozent auf 3,15 Prozent gesenkt
wurde, gerechtfertigt wird. Notwendig wäre dies nicht gewesen,
denn für Versicherer gelten Übergangsfristen bis zu 16
Jahren.
THELEN, Peter & Anke REZMER
(2016): Mehr Rendite ohne Garantie.
Betriebliche Altersvorsorge: Den
Versicherern geht diese neue Prinzip für tariflich vereinbarte
Betriebsrente zu weit. Die Investmentgesellschaften wollen mehr davon,
in:
Handelsblatt v. 29.11.
Bereits gestern hat die SZ über die Kritik der
Versicherungswirtschaftslobbyisten (GDV) am
Betriebsrentenstärkungsgesetz berichtet, dabei blieben aber
die Interessen der Lobbyisten im Dunkeln. THELEN & REZMER
berichten nun darüber, welche Interessen die
Finanzdienstleistungsbranche bei der betrieblichen
Altersvorsorge (BAV) haben:
"Direktversicherungen
(sind) derzeit das Hauptgeschäft der Versicherer im Bereich
der BAV. Sie haben offenbar ein großes Interesse, dieses
Produkt auch im Rahmen des Sozialpartnermodells weiter
anzubieten. Deshalb sind sie auch dagegen, Opting-out-Regeln
künftig für ganze Branchen per Tarifvertrag zu ermöglichen."
Dass die BDA ebenfalls der
gleichen Ansicht ist, erstaunt kaum. Der Bundesverband der
Investmentgesellschaften (BDI) hat im Gegensatz zu den
Lebensversicherern kein Interesse das Alleinstellungsmerkmal
Garantie zu verteidigen. Diese kämpfen dagegen für eine
Gleichstellung von Direktzusagen und Unterstützungskassen als
weitere Durchführungswege. Lob gibt es von der neoliberalen
Unternehmensberatung Willis Towers Watson.
Uwe BUCHEM von der
Unternehmensberatung Mercer, dessen Stellungnahme vom 7.
November zum Gesetzesentwurf
hier zu finden ist, sieht in einer Marketingkampagne für
die neue Zielrente die wichtigste Aufgabe. Das ist nur zu
verständlich, denn die neue Zielrente bedeutet eine
Risikoabwälzung auf die Arbeitnehmer. Und ob sie die höheren
Renditen wirklich bringt, darf bezweifelt werden. Wie in
Großbritannien oder den USA wird die Rente zum Lotto. Wer Pech
hat, muss dann wegen Einbrüchen am Kapitalmarkt eben länger
arbeiten als er vorhatte.
KROHN,
Philipp (2016): Das Herz der deutschen Lebensversicherer ist
schwächer.
Ratingagentur Assekurata
unterzieht Branche einem Test,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung
v. 30.11.
Philipp KROHN übersetzt uns
das
Marketingsprech der Pressemitteilung. Die "Studie" der
Ratingagentur soll Auskunft über den Zustand der 75
betrachteten Lebensversicherer geben. Da KROHN uns nur die
Vorgehensweise der Studie erläutert und sich jeglicher
Bewertung über die Nützlichkeit der einzelnen Kennwerte
enthält, ist es ganz allein dem Leser überlassen, inwiefern er
die Informationen ebenfalls für nützlich hält, sofern er nicht
davon ausgeht, dass fehlende Kritik gleichbedeutend mit
sinnvoller Vorgehensweise ist.
"Bei 20 der untersuchten
Unternehmen reichen die Kapitalerträge schon nicht mehr aus,
um die Garantieverpflichtungen zu bedienen. Ohne Überschüsse
zum Beispiel aus der Risikokalkulation wären sie schon jetzt
auf Zuschüsse aus anderen Geschäftszweigen angewiesen",
erklärt uns z.B. KROHN.
Diese Information ist jedoch wenig aussagekräftig, wenn man
nicht weiß, dass 75 Unternehmen untersucht wurden - was uns
KROHN jedoch verschweigt. Es sind solche Details, die
journalistische Artikel oftmals unleserlich machen.
"Durch die Pflicht,
Garantien der Vergangenheit durch eine Zinszusatzreserve
zusätzlich zu stützen, entziehen die Versicherer jüngeren
Kunden Geld, das nicht zur Ausschüttung bereitsteht",
erklärt uns KROHN. Es wird
hier vorausgesetzt, dass diese Praxis sozusagen alternativlos
ist, was jedoch nicht der Fall ist, wenn man die vorhergehende
Aussage hinzunimmt. Im Unternehmen könnte genauso gut ein
interner Risikoausgleich zwischen verschiedenen
Geschäftszweigen erfolgen, wodurch jüngere Kunden nicht
benachteiligt werden müssten. Es liegt also allein an der
gängigen Unternehmenspraxis, wenn bestimmte Maßnahmen eher
ergriffen werden als andere.
KROHN,
Philipp & Hendrik WIEDUWILT (2016): Scharfe Kritik an
Versicherern.
Justizministerium rügt
Kündigungs-Empfehlung,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung
v. 30.11.
KROHN & WIEDUWILT berichten
darüber, dass die Fälle bei den
Talanx-Töchtern Neue Leben, HDI und Targo sowie der Gothaer
nun zu einer Reaktion des Justizministeriums geführt haben. Die
Kündigungs-Empfehlungen seien ein Verstoß gegen das
Versicherungsvertragsgesetz (VVG) gewesen.
JURETZEK, Rainer
(2016): Mehr auf
das Risiko achten.
Käufer von Anteilen an
Investmentfonds achten häufig vor allem auf die erwartete Rendite. Es
wäre aber sinnvoll, mehr auf die erwarteten Risiken zu schauen,
in: Frankfurter
Allgemeine Zeitung
v. 03.12.
Rainer JURETZEK erklärt das Geschäftsmodell der Fondspolicen der
Versicherer für tot und propagiert dagegen Mischfonds, die auf
Risikominimierung setzen.
HERZ, Carsten
(2016): Wenn
Kunden zur Last fallen.
Bausparkassen und Versicherer
versuchen im Schatten der Niedrigzinsen, ihre steigenden
Renditerisiken auf die Verbraucher abzuwälzen. Doch selbst innerhalb
der Branche löst mancher Vorstoß Kopfschütteln aus,
in:
Handelsblatt v. 06.12.
"Bausparkassen und
Versicherer versuchen im Schatten der Niedrigzinsen, das
steigende Renditerisiko zu minimieren - und Kunden mit
lukrativem Altvertrag zu einer vorzeitigen Kündigung zu
bewegen",
erklärt uns Carsten HERZ
die Gründe für unseriöse Praktiken.
HERZ, Carsten
(2016):
"Versicherer denken mehr an sich".
Sandra Klug: Die
Verbraucherschützerin über die vereinzelten Versuche der Branche, die
Kündigung von Altverträgen nahezulegen,
in:
Handelsblatt v. 06.12.
Sandra KLUG vom Marktwächter-Team für Versicherungen der
Verbraucherzentrale Hamburg berichtet über die unseriösen Praktiken
der Neue Leben und Gothaer Versicherung, die Altkunden die Kündigung
ihrer lukrativen Verträge nahe legen.
SCHNELL, Christian & Carsten
HERZ
(2016):
Rendite im Abwärtssog.
Besitzer von
Lebensversicherungen müssen tapfer sein: Im nächsten Jahr
bekommen sie noch weniger auf die angesparten Beträge
gutgeschrieben,
in:
Handelsblatt v. 07.12.
"Seit Dienstag gibt es
die bittere Gewissheit, dass am Ende der Laufzeit bei vielen
Versicherten wieder etwas weniger herauskommen wird als
bisher vermutet. Mit Allianz, Axa und Ergo haben drei
Schwergewichte der Branche die Zahlen zur laufenden
Verzinsung ihrer Lebensversicherungen im kommenden Jahr
genannt. Einig sind sie sich in einem: Die laufende
Verzinsung sinkt",
berichten SCHNELL & HERZ.
Die Versicherer wollen keine Garantiezinsen mehr anbieten. Um
Policen mit weniger Garantien (z.B. Bestandsgarantie) zu
vermarkten, greifen Versicherer wie die Allianz darauf zurück,
den Versicherten mit Garantiezinsen geringere Anteile am
Schlussgewinn und den Bewertungsreserven zuzugestehen als
Neukunden mit Bestandsgarantie. Bei der Allianz beträgt der
Unterschied für das Jahr 2017 0,3 Prozent.
MAGENHEIM, Thomas
(2016): Auch die
Stärksten werden schwächer.
Analyse: Lebenspolicen werden
2017 erneut schlechter rentieren. Ein Ende des Abwärtstrends ist
nicht in Sicht. Und es kann noch schlimmer werden - Pleiten von
Versicherern eingeschlossen,
in:
Frankfurter
Rundschau v. 07.12.
Thomas MAGENHEIM vermischt
die Ankündigungen von Allianz und Ergo, ihre Verzinsung zu
senken, mit Einschätzungen von Axel KLEINLEIN (BDV), der
befürchtet, dass die Lebensversicherer die Krise mit Hilfe von
Intransparenz auszusitzen versuchen. Auch der Map-Report weist
für MAGENHEIM in eine bedenkliche Richtung. Niedrige
Stornierungsraten sind da keineswegs eine frohe Botschaft,
sondern belegen höchstens, dass Altkunden ihre wertvollen
Verträge lieber behalten. Unseriöse Lebensversicherer
versuchen deshalb ihre Altkunden zu Kündigungen zu überreden.
KROHN, Philipp (2016): Überschussbeteiligungen schmelzen dahin.
Keine guten Zeiten für
Lebensversicherte: Die Policen werfen immer weniger ab. 10
Prozent weniger Verzinsung sind normal. Woran liegt das?
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung
v. 07.12.
"Alle drei großen
Versicherer kürzten am Dienstag ihre Überschussbeteiligung
für die Kunden um gut 10 Prozent oder mehr. Marktführer
Allianz senkte die laufende Verzinsung von 3,1 auf 2,8
Prozent. Dabei handelt es sich nicht um die Beitragsrendite,
sondern die Verzinsung für den Sparanteil der Police – also
alles das, was nach Abzug der Kosten für Vertrieb und
Risikoschutz in die Altersvorsorge des Kunden geht. Läuft
ein Vertrag aus, kommen ein Sockelbetrag und eine
Beteiligung an den Bewertungsreserven hinzu, die sich
zusammen auf 0,6 Prozent addieren. So kommt eine
Gesamtverzinsung von 3,4 Prozent für das Jahr 2017
zustande",
berichtet Philipp KROHN,
der die Unternehmensinteressen in den Vordergrund seiner
Berichterstattung stellt. So brüsten sich die
Lebensversicherer damit, dass sie jetzt schon die Bedingungen
von Solvency II erfüllen, die sie vorher vehement bekämpft
haben. Dese Maßnahme geht nämlich voll zu Lasten der Kunden,
deren Beteiligung aus den Überschüssen gekürzt werden.
Die unseriöse Praktiken,
mit denen Kunden zur Kündigung von lukrativen Altverträgen
bewegt werden sollen, werden als "subtil" verharmlost.
Marktführer Allianz ist
zudem Vorreiter bei der neuen Abzocke der Kunden mit
niedrigeren Garantien, die auch noch mehr Kosten als die
höheren alten Garantien. Solange die Kunden sich das bieten
lassen, können sich die Versicherer freuen. Die breitflächige
Propaganda der Mainstreamzeitungen, die in erster Linie die
Interessen der Finanzdienstleister statt der Kunden im Auge
haben, hat offenbar ihre Wirkung nicht verfehlt - zumindest
lautet so die Sprachregelung bei den Medien. Inwiefern dies
ebenfalls nur Propaganda ist, lässt sich kaum nachprüfen.
KROHN, Philipp (2016): Andere Lehren.
Kommentar,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung
v. 07.12.
"Zwischen
zwei revolutionären Ideen konnten sie sich entscheiden -
entweder das Kollektiv abschaffen, um die Garantien zu retten,
oder die Garantien abschaffen, um das Kollektiv zu retten. Den
meisten war es so wichtig, Kunden weiterhin Sicherheit (...) zu
versprechen, dass ihre Verträge zu besseren Fondssparverträgen
verkommen sind. An die Idee, dass Sparen in der Gruppe effizient
die Schwankungen der Kapitalmärkte glättet, glauben sie nicht
mehr ", kritisiert Philipp KROHN.
SCHLIETER, Kai
(2016): Auf ins
Konzernland.
Die Bundesregierung lässt eine
private Gesellschaft designen, damit Konzernen höhere Renditen
erzielen. Finanziert von Steuerzahlern. Möglich wird nun eine
weitreichende Privatisierung der Infrastruktur,
in:
TAZ v. 09.12.
Der Bericht von Kai
SCHLIETER ist mehr als verlogen: Wir sind längst ein
Konzernland und die Infrastrukturgesellschaft ist lediglich
ein weiterer Baustein eines Prozesses, den Rot-Grün und deren
Regierungsblatt taz in Gang gesetzt hat. Es wird von
Konzernen gesprochen, obwohl es in erster Linie um
institutionelle Anleger wie z.B. Fondsgesellschaften oder
Lebensversicherer, geht. Deren Renditewünsche resultieren aus
der Teilprivatisierung der gesetzlichen Rentenversicherung,
mit der die Renten von immer mehr Menschen der Willkür der
Kapitalmärkte ausgeliefert wurden. In einem
Gutachten der Versicherungswirtschaft war zu lesen, was
sich die Lobbyisten vom Staat wünschten. Wenn heute also mit
einem Kabinettsbeschluss ein Gesetzesentwurf auf den Weg
gebracht wird, der die Profite derjenigen, die durch die
Niedrigzinsphase derzeit etwas weniger Gewinn machen, stärkt,
dann muss dies in diesem Kontext gesehen werden. Davon liest
man bei SCHLIETER jedoch nichts, denn schließlich gehört die
taz nicht zu jenen Zeitungen, die das kapitalgedeckte
Altersvorsorgesystem besonders kritisieren.
SCHARRENBROCH, Christine
(2016):
Eiserner Sparkurs bei Zurich Deutschland.
Beim Versicherer fällt ein
Sechstel aller Stellen weg,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung
v. 09.12.
Lebensversicherer klagen
über die schlechten Bedingungen auf dem deutschen
Lebensversicherungsmarkt und die neoliberalen
Mainstreamjournalisten machen sich deren Klagen zu eigen. Vor
diesem Hintergrund müsste man annehmen, dass der geplante
Stellenabbau der defizitären Lebensversicherungssparte
geschuldet sei. Christine SCHARRENBROCH belehrt uns dagegen,
dass der Stellenabbau mit den Defiziten bei der Schadens- und
Unfallversicherungsparte des Versicherungskonzerns Zurich
begründet wird.
FERBER, Michael (2016): Sparen und Versichern sollte man
trennen.
Mit Versicherungspolicen in
der gebundenen Vorsorge lassen sich Risiken absichern -
allerdings haben die Produkte mehrere Nachteile,
in:
Neue Zürcher Zeitung
v. 13.12.
FROMME, Herbert (2016): Allianz sticht Ergo aus.
Versicherer übernimmt Vertrieb
über HVB-Filialen,
in:
Süddeutsche Zeitung
v. 14.12.
KROHN, Philipp (2016): Versicherungsmakler laufen Sturm gegen
neue Regeln.
Mit der Richtlinie für den
Versicherungsvertrieb soll sich die Beratungsqualität
verbessern. Doch der Berufsstand unabhängiger Vermittler
befürchtet, marginalisiert zu werden,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung
v. 16.12.
KROHN, Philipp
(2016): Versicherer widersprechen
Stresstestergebnissen.
Starke Kritik an der
Berechnung unangenehmer Szenarien durch die Aufsichtsbehörde,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung
v. 17.12.
SCHNELL, Christian
(2016): Viel
Werbung - wenig Zins.
Noch bis Jahresende gibt es
den Garantiezins von 1,25 Prozent auf Lebensversicherungen.
Manche Anbieter machen deshalb kräftig Werbung. Vorsicht ist
angebracht,
in:
Handelsblatt v. 19.12.
Christian SCHNELL berichtet
über den Versuch von Lebensversicherern neue Kunden mit
mickrigen Garantiezinsen vor deren weiteren Senkung noch zu
ködern. Verbraucherschützer wie Axel KLEINLEIN sehen in
Kapitallebensversicherungen sowieso kein lukratives Produkt.
Die Stiftung Warentest wird damit zitiert, dass sich die
Senkung des Garantiezinses mit einem Minus von 5,5 Prozent zu
Buche schlägt. Dies erscheint nur viel, ist jedoch bescheiden
im Vergleich zu Altkunden mit einem Garantiezins von 4
Prozent.
Die großen Versicherer
wollen sowieso mit kapitalmarktnahen Lebensversicherungen
Kasse machen, weshalb sie Policen mit Garantiezinsen entweder
eingestellt haben oder nicht mehr bewerben. Kapitalmarktnahe
Lebensversicherungen wälzen die Risiken auf die Kunden ab,
wovon die Lebensversicherer in jedem Fall profitieren.
Die CDU-Politikerin Anja
KARLICZEK sieht bei Lebensversicherungen die langen
Bindungszeiten als Problem, denn der Arbeitsmarkt erfordere
Flexibilität, die mit Bindung kollidiert. Gebrochene
Biographien gelten heute - dank Joschka FISCHER und digitaler
Bohème - als Statussymbol unserer Helden der Arbeit.
KROHN, Philipp
(2016): Neue Leben gibt klein bei,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung
v. 20.12.
Philipp KROHN berichtet
darüber, dass der Lebensversicherer Neue Leben es nun
unterlässt, Altkunden mit lukrativen Verträgen eine Kündigung
nahe zu legen.
DRIBBUSCH,
Barbara (2016): 57 Euro mehr im Monat.
Geld: Löhne, Rente, Pflege.
Einiges ändert sich im neuen Jahr. Mindestlöhner, Demenzkranke
und Besitzer einer alten Lebensversicherung haben Vorteile beim
Geld,
in: TAZ
v. 30.12.
REUTERS
(2016): Lebensversicherung bringt weniger.
Die meisten Versicherer senken
2017 die Verzinsung,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung
v. 30.12.