[ Übersicht der Themen des Monats ] [ Rezensionen ] [ Homepage ]

 
       
   

Kommentierte Bibliografie

 
       
   

Die Lebensversicherer als Akteur der Altersvorsorge

 
       
   

Deutschland: Von vollmundigen Versprechungen über die Teilprivatisierung der Alterssicherung zur Entledigung der Altlasten und Risikoabwälzung auf die Versicherten (Teil 2)  

 
       
   

Die Chronologie der Debatte

1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009
2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019
 
       
   
     
 

Kommentierte Bibliografie (2016)

2016

LANGENBERG, Britta (2016): Gewinnwarnung.
Eine exklusive Übersicht legt offen, wie Lebensversicherungen die Gelder ihrer Versicherten erwirtschaften. Die wichtigste Lektion für Kunden: Sie müssen vor Vertragsabschluss genauer hinschauen,
in: Capital Nr.3, März

Britta LANGENBERG berichtet anlässlich eines BGH-Urteils vom Januar über die mangelhafte Offenlegung der Beteiligung von Versicherten an Risikogewinnen bzw. Kostenüberschüssen.

"Noch erwirtschaften die 25 größten Gesellschaften den Löwenanteil der Kundengutschriften an den Kapitalmärkten - durchschnittlich rund 80 Prozent. Doch je stärker die Zinsflaute die Erträge schmälert, desto wichtiger werden die anderen Komponenten: zum einen Risikogewinne, die entstehen, wenn etwa Zahlungen für Todesfälle geringer ausfallen als ursprünglich kalkuliert. Zum anderen geht es etwa um Kostenüberschüsse. Diese Positionen erwirtschafteten die Versicherer traditionell, indem sie ihre Prämien bewusst vorsichtig kalkulieren - mit dem Versprechen, den Kunden nicht benötigte Gelder für Versicherungsschutz und Gebühren später wieder gutzuschreiben. Beide Posten summierten sich zuletzt auf rund 8 Mrd. Euro",

berichtet uns Britta LANGENBERG. Seit 2014 müssen Lebensversicherer ihre Gewinnquellen offen legen. Eine Tabelle zeigt die Entwicklung der Gewinnquellen in den Jahren 2005, 2010 und 2014 für die Sparten Kapitalanlage, Risikogeschäft und Kosten. Eine Grafik zeigt die Situation für das Jahr 2014, wobei jedoch sich die Sparte "Übriges Ergebnis/Kosten" aus Kostenüberschüssen, Buchungen aus Stornos oder Rückversicherungen zusammensetzt. Während bei Zins- und Risikogewinnen die Kunden zu mindestens 90 Prozent beteiligt werden müssen, liegt die Beteiligung bei den Kostenüberschüssen nur bei mindestens 50 Prozent. Die Offenlegung verhindert aber offenbar nicht, dass die konkreten Kundengutschriftsanteile sowohl zwischen als auch innerhalb einer Lebensversicherung stark differieren können. Eine Übersicht dazu fehlt deshalb. Stattdessen werden uns Hinweise darauf gegeben, worauf besonders geachtet werden muss - Transparenz sieht anders aus!

JELLEN, Reinhard (2016): Wer wird schon 100 Jahre alt?
Holger Balodis über das Geschäft der privaten Rentenversicherungen,
in:
Telepolis v. 20.03.

KRÜGER, Anja (2016): Angst vor Altersarmut.
Versicherungsbranche: Die Gewinne sind hoch, die Auszahlungen für die Versicherten dagegen mickrig. Trotzdem schließen viele Menschen private Rentenversicherungen ab, weil sei keine Alternative sehen. Linkspolitiker Matthias W. Birkwald will das ändern,
in:
TAZ v. 06.04.

Anja KRÜGER stellt anlässlich der Geschäftszahlen der Versicherungswirtschaft die Sicht von Matthias W. BIRKWALD, dem rentenpolitischen Sprecher der Linkspartei und Kritiker der privaten Altersvorsorge, sowie des Sozialwissenschaftlers Stefan SELL vor, der vom "Cappucino"-Modell à la Schweiz schwärmt. Außerdem wird auf die geplante Kampagne der Gewerkschaften zur Stabilisierung des Rentenniveaus der gesetzlichen Rente bzw. die weitreichendere Forderung der IG Metall nach Rückgängigmachung der Rentenkürzungen von 2002 eingegangen.

Zum Schluss wird der Gesetzesentwurf des Bundesarbeitsministeriums kritisiert, der durch die Kopplung der geplanten Lebensleistungsrente an Einzahlungen in die private Altersvorsorge sozusagen die Versicherungswirtschaft subventioniert.

FROMME, Herbert (2016): Neuanfang gesucht.
Versicherer: Die niedrigen Zinsen bringen ans Licht, dass das Geschäftsmodell gescheitert ist,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 08.04.

Herbert FROMME sieht die Kritik der Lebensversicherer an der Nullzinspolitik der EZB als unberechtigt, stattdessen fordert er, dass sie ihr Geschäftsmodell ändern sollen. Den Beginn der Misere der Lebensversicherer legt FROMME auf die 1990er Jahre:

"Das Risiko schien überschaubar (...).
Das änderte sich erst in den Neunzigerjahren, als die Versicherer dazu übergingen, die Lebensversicherung ernsthaft als private Altersvorsorge zu positionieren. Ebenfalls in den Neunzigern gaben die Versicherer ihren Kunden immer höhere Zinsgarantien. Wer zwischen Juli 1994 und Juli 2000 eine Lebensversicherung oder private Rentenversicherung abschloss, dem garantierte der Anbieter eine Verzinsung von mindestens vier Prozent für die gesamte Laufzeit des Vertrages."

War da nicht etwas? Das war doch jene Zeit, als uns Politik und Medien die sagenhaften Renditen der privaten Altersvorsorge im Gegensatz zu der sinkenden Rendite der gesetzlichen Rente schmackhaft machten. Haben die Versicherer diese Zinszusagen nicht vielleicht nur deshalb gemacht, dass wir uns keine Sorgen machen sollten und die Rentenreform ohne Murren durchwinken sollten? Das hatte ja auch hervorragend geklappt. Leider liest man davon nichts in der SZ.

Bernd W. KLÖCKNER rechnete in seiner 2003 erschienen Lobpreisung der privaten Altersvorsorge mit Titel Die gierige Generation noch mit einer effektiven Verzinsung von 5 %. Mit 169 Euro Sparbetrag pro Monat, sollte man demnach in 40 Jahren ein Vermögen von 250.000 Euro aufgebaut haben. Davon können Sparer heutzutage nur noch träumen.

FROMME hat jedoch ebenfalls keine Lösung anzubieten, da er nur die private Altersvorsorge im Blick hat. Seine einzige Empfehlung: Arbeitsplatzabbau im Vertrieb der Versicherer, um die Vertriebskosten der Vorsorgeprodukte zu senken.

"Die Versicherer kennen sich gut mit Todesfall- und Langlebigkeitsrisiken aus",

preist FROMME die Versicherer als Partner der Politik an. Eines ist gewiss: Versicherer verrechnen sich bei der Lebenserwartung ihrer Kunden sicher nicht zu ihren Ungunsten.

GREIVE, Martin/KAMANN, Matthias/SEIBEL, Karsten/VITZTHUM, Tomas/ZSCHÄPITZ, Holger (2016): Schleichende Enteignung.
Ein Schreckgespenst geht um: Armut im Alter. Denn die niedrigen Zinsen entwerten alles, worauf die Deutschen traditionell ihre Vorsorge bauen: Riester, Sparbuch, Lebensversicherung,
in:
Welt am Sonntag kompakt v. 10.04.

Martin GREIVE u.a. zitieren Berechnungen der DZ-Bank zu den Verlusten der deutschen Sparer durch die Niedrigzinsen. Daneben haben die Autoren Markus GRABKA (DIW) befragt, dessen Zahlen jedoch nicht genannt werden, sondern der Experte dient nur dazu, die Berechnungen der DZ-Bank zu bestätigen. Der Berliner Politik wird zudem ein Teil der Schuld an dieser Misere zugeschrieben:

"Durch Steueranreize haben diverse Koalitionen in Berlin die Bundesbürger in Lebensversicherungen oder Riester-Renten gelockt. Auch deshalb haben die Deutschen inzwischen 16 Millionen Riester-Verträge. Und 88 Millionen Lebensversicherungen, es gibt also mehr Lebensversicherungen als Deutsche."

Der Branchenverband der Versicherungswirtschaft (GDV) wird dahingehend zitiert, dass die Verzinsung weiter fallen wird, wenn die Niedrigzinspolitik andauert.

Mit Berechnungen von Olaf STOTZ, einem Professor an der Frankfurt School of Finance & Management, belegen die Autoren, dass Frauen aufgrund ihrer höheren Lebenserwartung stärker betroffen seien als Männer. Am Ende wird ein Paradoxon unserer Lage konstatiert:

 "Eigentlich müssten die Bürger mehr Geld ausgeben (...) um die Wirtschaft in Schwung zu bringen. Um aber das Vermögen zu bilden, das ihnen ein sorgloses Alter ermöglicht, müssten sie auch immer mehr sparen. Denn schon bald werden die staatlichen Mini-Renten nicht mehr ausreichen."

Es wird also das Politikziel der EZB: die Inflationsbekämpfung - was nichts mit zu niedrigen Konsumausgaben der Bürger, sondern mit zu wenig Investitionen der Unternehmen zu tun hat, und das neoliberale Dogma der privaten Altersvorsorge in einen nicht existenten Zusammenhang gebracht und gleichzeitig die Angst vor Altersarmut geschürt.

HERRMANN, Ulrike (2016): Billiges Geld, billige Sprüche.
Ist EZB-Chef Draghi für die niedrigen Zinsen verantwortlich? Schön wär's,
in:
TAZ v. 15.04.

Ulrike HERRMANN hält nicht die Sparquote, sondern die Kreditnachfrage für das Problem der Stunde. Mit Hinweis auf die Ratingagentur Assekurate macht HERRMANN folgende Rechnung auf:

"Wer heute eine private Rentenversicherung mit 1,25 Prozent Garantiezins abschließt, hat aus heutiger Sicht nach 25 Jahren eine garantierte Beitragsrendite von 0,42 Prozent."

Philipp KROHN will in der FAZ den Garantiezins gleich ganz abschaffen, weil er den Spielraum der Versicherer einengt. HERRMANNs Darstellungsweise bezüglich der Riester-Rente würde KROHN wohl als Vorsorge-Mythen anprangern:

"Hartnäckig hält sich der Vorwurf, staatliche Zulagen dienten bloß dazu, Vertriebe satt zu machen. Dabei gehen bei Riester-Verträgen 5 Prozent der Beitragssumme - auf die Laufzeit gerechnet - für den Abschluss drauf; der Zulagenanteil an den Beiträgen liegt dagegen bei etwa einem Drittel. Ein großer Teil der Zulage nützt also dem Kunden, nicht den Vertrieben",

meint KROHN. HERRMANN sieht das dagegen folgendermaßen:

Die "Riester-Rente (war) schon immer ein schwachsinniges Produkt, weil die staatlichen Zulagen von bisher mehr als 25 Milliarden Euro letztlich dazu dienten, die üppigen Provisionen der Banken und Versicherungen zu finanzieren. (...) Die Garantierente bei den Lebensversicherungen sinkt unablässig und liegt derzeit bei 1,25 Prozent. Demnächst dürften es nur noch 1,0 Prozent sein. Selbst diese bescheidene Rendite klingt besser als sie ist, denn die Garantierente wird nur auf den »Sparanteil« der Versicherungsverträge gezahlt. Bekanntlich geht aber ein großer Teil der monatlichen Raten dafür drauf, die teuren Provisionen der Versicherungskonzerne zu decken.
Die wahre Rendite ist eine Katastrophe".

Offenbar ist also das Hauptproblem der privaten Vorsorgeprodukte die mangelnde Transparenz (sonst könnten sich die Darstellungsweisen nicht so unterscheiden), die hohen Kosten und die mangelnde Rendite.

Während die Befürworter der Riester-Rente die Ursache vornehmlich in politischen Fehlentscheidungen in der Ausgestaltung sehen, machen die Kritiker der Riester-Rente die Profitgier der Versicherungswirtschaft bzw. ein ineffizientes Vertriebssystem für den Misserfolg der Riester-Rente verantwortlich. Diejenigen, die wie KROHN lediglich das Kapitaldeckungsprinzip stärken und gleichzeitig die Versicherungswirtschaft möglichst schonen wollen, streben daher lediglich eine Modifizierung der Riester-Rente an, aber nicht deren Abschaffung. 

SEIBEL, Karsten & Holger ZSCHÄPITZ (2016): Gut gemeint.
Das Vertrauen in die Riester-Rente ist verloren: hohe Kosten, magere Renditen. Drei Strategien, die Altersvorsorge umzubauen,
in:
Welt am Sonntag kompakt v. 24.04.

SEIBEL & ZSCHÄPITZ versprechen den überlebenden Riester-Sparern goldene Riester-Zeiten angesichts der von den Versicherungen zu hoch angesetzten Lebenserwartung:

"In den nächsten Jahrzehnten müssten Riester-Sparer allein schon davon profitieren, dass Versicherte früher sterben als angenommen. Für die Berechnung der jährlichen Rentenzahlung nehmen die Anbieter eine bestimmte Lebenserwartung an. Stirbt der Versicherte früher, gehen 90 Prozent der nun nicht mehr notwendigen Zahlungen laut Gesetz an alle Kunden. Da der Großteil der Riester-Sparer nach maximal 25 Beitragsjahren vom Rentenalter noch ein Stück entfernt ist, kann diese Gewinnquelle noch nicht sprudeln."

Gemäß dem Diskussionspapier Zur Kritik an der Riester-Rente des Otto-Wolf-Instituts aus dem Jahr 2013 haben SEIBEL & ZSCHÄPITZ offenbar die Gesetzesänderung des Jahres 2005 nicht berücksichtigt:

"Bis 2005 waren Versicherungen verpflichtet, 90% der Risiko- und Sterblichkeitsüberschüsse an die Versicherten zu verteilen und 2005 wurde diese Grenze rückwirkend für alle seit 2001 abgeschlossenen Riester-Verträge auf 75% gesenkt (Hagen / Kleinlein, 2011, 9-10)."
(2013, S.7)

Wie weiter unten noch beschrieben, gibt es auch keine einheitliche Sterbetafel, wie uns SEIBEL & ZSCHÄPITZ suggerieren.

Wie schon die FAZ jubeln uns SEIBEL & ZSCHÄPITZ Zahlen eines mysteriösen Instituts für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP) unter, um die Riester-Rente schönzureden. Die IVFP macht Front gegen die Riesterprodukte der Versicherungen und rät dagegen zu Bankenprodukten. Der Bund der Versicherten, der ebenfalls Versicherungsprodukte kritisiert, sieht Korrekturbedarf bei der Auszahlungsphase. Die Deutsche Rentenversicherung Baden-Württemberg propagiert ein Vorsorgekonto mit allen Rentenprodukten und möchte selber als Player auf Vorsorgemarkt einsteigen. Bei der Deutschland-Rente wird die Opt-out-Regel gepriesen, weil sie der privaten Altersvorsorge zu mehr Verbreitung verhelfen soll.

Zuletzt wenden sich SEIBEL & ZSCHÄPITZ gegen eine Rückabwicklung der Riester-Rente. Dieser ständen juristische und einkommenssteuergesetzliche Hindernisse im Wege. Sie propagieren deshalb eine Individuallösung: Weder Verträge kündigen noch den Anbieter wechseln, sondern den alten Vertrag ruhen lassen und einen neuen Vertrag mit besseren Konditionen abschließen.

Am Schluss blicken die Autoren noch einmal zurück auf die goldenen Zeiten der Anfangsphase:

"Am besten stehen noch Policen-Sparer der ersten Stunden da: Bis 2004 noch lag der Garantiezins bei 3,25 Prozent. Zudem war die Sterbetafel sparerfreundlicher. Kunden von damals müssen also längst nicht so alt werden wie die heutigen, damit sich die Versicherung rechnet."

Das wird Neukunden ab 2004 wenig trösten, was jedoch nicht das einzigste Problem dieser Sichtweise ist: Wie die Autoren darauf kommen, dass die damalige Sterbetafel sparerfreundlicher war, ist unklar.

Das Diskussionspapier Zur Kritik an der Riester-Rente des wirtschaftsnahen Otto-Wolf-Instituts zur Riester-Rente aus dem Jahr 2013 weist darauf hin, dass staatliche Förderungen NICHT an eine einheitliche Sterbetafel gebunden sind:

"§ 1 Abs. 1 Nr. 3 AltZertG definiert als Bedingung für riesterförderungsfähige Produkte, dass der Anbieter zusagen muss, dass »zu Beginn der Auszahlungsphase mindestens die eingezahlten Altersvorsorgebeiträge für die Auszahlungsphase zur Verfügung stehen und für die Leistungserbringung genutzt werden«. Nicht gesetzlich regu-liert ist hingegen, welche Sterbetafel ein Versicherungsunternehmen zugrunde zu legen hat. Welche Sterbetafel eine Versicherung bei der Kalkulation eines Versicherungstarifs zugrunde legt, hat große Auswirkungen auf die Versicherten. Je höher die kalkulierte Lebenserwartung, desto höher fällt die Versicherungsprämie bzw. desto niedriger die Versicherungsleistung im Rentenalter aus."
(2013, S.5f.)

Jede Versicherung zimmert sich mehr oder weniger seine eigene Sterbetafel zusammen, weshalb die oben genannten Ausschüttungen auch nicht bundeseinheitlich sind, sondern von Versicherung zu Versicherung differieren können. Das Diskussionspapier erläutert dazu:

"In der vom Statistischen Bundesamt erstellten Sterbetafel soll die Lebenserwartung der Gesamtbevölkerung prognostiziert werden. Nachgezeichnet werden deshalb keine speziellen Risiken, sondern ausschließlich die reine Sterblichkeit nach Geburtsjahrgängen. Die von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) empfohlene Sterbetafel der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV) sowie unternehmensspezifische Sterbetafeln sollen hingegen die Lebenserwartung der jeweiligen Versicherten prognostizieren. In diesen Sterbetafeln wird nach sozioökonomischen Kriterien gewichten, da mit steigendem Bildungsniveau und steigendem Einkommen die Wahrscheinlichkeit, einen Riester-Vertrag abzuschließen, steigt (Greyer, 2011, 16-21) sowie der sozioökonomische Status die Sterblichkeit beeinflusst."
(2013, S.7f)

Fazit: Lebensversicherungen sind in jedem Fall intransparent, weil sie versicherungsmathematischen Prozeduren unterliegen, z.B. Prognosen der Sterblichkeit von Versicherten, die nicht offen gelegt werden müssen und von der jeweiligen Klientel des Unternehmens abhängen. Sie unterliegen zudem kapitalistischen Konkurrenzgesichtspunkten, die wenig mit Lebenserwartungen, sondern mehr mit Angebot und Nachfrage zu tun haben.

KUNZ, Anne (2016): Endgültige Bankrotterklärung der Lebensversicherung.
Klassische Altersvorsorge steht vor dem Aus: Der Gesetzgeber will den Garantiezins unter ein Prozent senken. Neukunden wären gekniffen,
in:
Welt v. 03.05.

Anne KUNZ berichtet über einen Vorschlag des Bundesfinanzministeriums zur Senkung des Garantiezinses zum 01.01.2017 auf 0,9 Prozent (derzeit 1,25 %). Auf Seite 1 verkündet das Titelbild deshalb das Ende der Lebensversicherung. Sofern der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) darauf Einfluss nehmen kann, wird sich das Vorhaben möglicherweise nicht realisieren lassen - was die Welt jedoch wenig interessiert. Stattdessen sieht KUNZ in der geplanten Senkung einen "erzieherischen" Akt, weil er zur besseren Vermögensbildung der Deutschen beitragen könnte. Als Alternative nennt KUNZ Fondssparpläne.

GRÖGER, Anne-Christin & Ilse SCHLINGENSIPEN (2016): Was der neue Garantiezins bedeutet.
Sollte man noch schnell eine Lebensversicherung abschließen? Fragen und Antworten,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 07.05.

Während die Welt am 3. Mai noch von einer geplanten Absenkung des Garantiezinses sprach, sprechen GRÖGER & SCHLINGENSIPEN bereits von einer beschlossenen Absenkung. Die Autoren zitieren Axel KLEINLEIN vom Bund der Versicherten, der das Problem der Banken nicht beim Garantiezins für Neuverträge sieht, sondern bei den Vorgaben zur Bildung der Zinszusatzreserve:

"Diese Reserve müssen Versicherer stellen, um zu gewährleisten, dass die Gesellschaften die Garantien von bis zu vier Prozent erfüllen können, die sie Kunden in den Neunzigerjahren zugesagt haben",

merken GRÖGER & SCHLINGENSIPEN an.

WOLFF, Volker (2016): Männer sollten ihre Rente selbst organisieren.
Die Vermögensfrage: Sofortrenten kann man kaufen oder das gesparte Geld selbst aufteilen. Doch auch die günstigsten Versicherer kalkulieren mit Magerzinsen und müssen dabei auch noch ihre Kosten decken. Deshalb ist die selbstgestrickte Rente heute fast immer die bessere Lösung,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 07.05.

Volker WOLFF erklärt uns das Prinzip einer selbst gestrickten Rente. Am Beginn steht dabei die eigene Lebenserwartung, die soll man sich im Internet ausrechnen können. Angeblich schätzen die meisten Menschen ihre Lebenserwartung zu niedrig - das ist zumindest das Credo der Versicherungsbranche.

Ein Diskussionspapier, das im Sinne der Lebensversicherungsbranche argumentiert, sieht das anders: es gibt keine wahre Lebenserwartung! Wie wahr. Jahrgang und Geschlecht, fertig ist unsere Lebenserwartung? Die Lebensversicherer sind dagegen nicht so dumm: nicht nur Jahrgang und Geschlecht, sondern auch der sozioökonomische Status ist hinsichtlich der Lebenserwartung entscheidend.

Auch WOLFF verlässt sich nicht auf den Internetrechner der Versicherungsbranche, sondern berücksichtigt auch die Sterbetafel bzw. die Modellrechnung des Statistischen Bundesamtes. WOLFF erklärt uns jedoch nicht die Hintergründe der Unterschiede, sondern wertet die Unterschiede als Vorteil der selbst gestrickten Rente gegenüber der Versichertenrente.

Und warum sollen Männer ihre Rente selber stricken? Das erklärt WOLFF durch die geschlechtsspezifische Lebenserwartung und die Unisextarife der Versicherer, wodurch Männer gegenüber Frauen benachteiligt werden.   

KROHN, Philipp (2016): Lebensversicherer lassen Verträge abwickeln.
Weil Verträge für die Altersvorsorge so viel Kapital binden, denken immer mehr Anbieter über einen Verkauf nach. Spezialisierte Plattformen wie die Heidelberger Leben wittern ein Geschäft,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 10.05.

Philipp KROHN berichtet über das Modell von Run-off-Plattformen, das aus Großbritannien stammt. Solche Plattformen kaufen die Lebensversicherungsbestände von anderen Versicherern auf, die aus dem Neugeschäft ausgestiegen sind. Diese Plattformen bieten zudem Möglichkeiten zur Umgehung von Eigenkapitalanforderungen und zur Kostensenkung, berichtet KROHN.

HAGEN, Jens & Anke REZMER (2016): Vorsorgen? Nein, danke!
Die Niedrigzinsen verleiden den Deutschen das Sparen für das Alter. Die Folge: Die Vorsorge wird vertragt. Ein Fehler, der sich kaum wieder gut wettmachen lässt,
in:
Handelsblatt v. 10.05.

Der Versicherungskonzern Axa hat eine repräsentative Umfrage zum Vorsorgeverhalten der Deutschen in Auftrag gegeben. Nicht die unlukrativen Produkte werden als Problem angesehen, sondern dass die Deutschen zu wenig sparen. Nach Meinung der Versicherer müssten die Deutschen aufgrund der Niedrigzinsphase mehr statt weniger vorsorgen. Die Deutschen investieren dagegen lieber in Immobilien.

"Im vergangenen Jahr fiel die Zahl der Verträge mit elf Millionen auf den Stand es Jahres 2011. Nur die steigende Nachfrage nach fondsbasierten Produkten und Wohnriester-Verträgen der Bausparkassen sorgt noch für eine zunehmende Zahl an Riester-Verträgen",

erklären uns HAGEN & REZMER. Das Analysehaus Morgen & Morgen hat heute abgeschlossene Verträge mit 2008 abgeschlossenen Verträgen verglichen, die den Verlust beziffern sollen. Die geplante Senkung des Garantiezinses wird nur aus Sicht der Versicherer betrachtet.

Die GDV, der Lobbyverband der Versicherungswirtschaft plädiert dafür, dass die Politik den Profit der Versicherer durch Anreize steigern soll:

"Der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft fordert eine Anhebung von Grundzulage und Fördergrenze, eine generelle Kinderzulage von mindestens 300 Euro sowie Freibeträge bei der Grundsicherung".

HAGEN, Jens (2016): "Thema weiter in die Zukunft verschieben".
Patrick Dahmen: Der Vorstand des Versicherers Axa über die Vorsorgefehler der Deutschen,
in:
Handelsblatt v. 10.05.

Patrick DAHMEN wartet darauf, dass die Politik die Lukrativität von Versicherungsprodukten erhöht. Die Debatte um die Deutschland-Rente sei gut für die Versicherungswirtschaft, weil sie die gesetzliche Rente durch den Blick auf die kommende Altersarmut schwächt und dadurch die Vorsorgebereitschaft erhöht wird. Dass der Staat als Konkurrent auftreten will, stört den Versicherer dagegen.

FRÜHAUF, Markus (2016): IWF besorgt über deutsche Banken und Versicherer.
Niedrige Zinsen belasten immer mehr,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 11.05.

Markus FRÜHAUF beschreibt die Sicht des IWF, der eine Neuausrichtung der Geschäftsmodelle bei den Versicherungen fordert. Lebensversicherungen ohne Garantien werden als neue Produkte zu mehr Profitabilität gesehen.

FROMME, Herbert (2016): Der Manndecker bittet zum Rapport.
Erstmals müssen die Lebensversicherer ihre wahre Lage nach neuen Regeln melden,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 18.05.

Herbert FROMME berichtet über das Anfang des Jahres in Kraft getretene Solvency II, das EU-Aufsichtsregeln mit langen Übergangsfristen beinhaltet. Die Anforderungen sind gemäß FROMME jedoch eher gering, sodass nur für wenige Lebensversicherer einer strengeren Beobachtung unterliegen.

KUNZ, Anne (2016): Diese Versicherer sind die größten Wackelkandidaten.
Niedrige Zinsen nagen an der Substanz der Unternehmen. Es gibt eine Kennziffer, die für einige Anbieter bedrohlich nahe rückt,
in:
Welt v. 26.05.

KROHN, Philipp (2016): Rentenversicherungen werden doppelt besteuert.
Der niedrige Zins hat schon zu einigen Verwerfungen geführt. Nun scheint er auch dafür zu sorgen, dass Vorsorgesparer zweifach Steuer abführen müssen,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 27.05.

Philipp KROHN berichtet über einen Artikel in der Online-Zeitschrift Versicherungsjournal, der sich mit einer Doppelbesteuerung von Versicherungspolicen über den Umweg des Niedrigzinses befasst. Waren solche Policen seit Mitte der 1990er Jahre durch hohe Erträge gekennzeichnet (weshalb ja die Befürworter der Einführung einer privaten Altersvorsorge die hohen Renditen loben konnten!), so hat sich inzwischen dieser Vorteil in einen Nachteil, z.B. gegenüber Bankentnahmeplänen, gewandelt.

KROHN hat nun verschiedene Lobbyverbände zu diesem Sachverhalt befragt: Der Bund der Steuerzahler war nicht in der Lage eine seriöse Stellungnahme abzugeben. Der Bund der Versicherten geht dagegen von einem relevanten Sachverhalt aus, während der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) auf die Vorteile einer pauschalierenden Regelung bei der Besteuerung hinweist. Auch das Bundesfinanzministerium sieht keinen Handlungsbedarf.

Die FAZ forciert derzeit als einzige Zeitung die Themen Doppelbesteuerung bzw. Doppelverbeitragung im Vorfeld der geplanten Reformen der Altersvorsorge. Ziel ist die Stärkung der privaten Altersvorsorge (hierzu zählt auch die betriebliche Altersversorgung) und damit eine Schwächung der gesetzlichen Rentenversicherung.

CAPITAL-Titelgeschichte: Reicht mein Geld fürs Alter?
Nullzins, Riester-Streit, Rentenpanik: Ignorieren Sie Politiker und Lobbyisten. Sorgen Sie selbst vor

LANGENBERG, Britta (2016): Spiel des Lebens.
Sinkende Erträge, kaum Rendite, düstere Prognosen: Die Sorgen der Deutschen um ihre Lebensversicherungen wachsen. Unbemerkt hat im Hintergrund das große Geschacher um Millionen Altpolicen begonnen. Wie sicher sind die Vorsorgegelder noch?
in:
Capital, Juni

Das dicke Ende kommt nun für diejenigen, die Lebensversicherungen mit hohen Renditen versprochen bekommen haben und in Zukunft abgewickelt werden, weil sich das Neugeschäft für Versicherungsunternehmen nicht mehr lohnt. LANGENBURG stellt uns die Protektor Lebensversicherung vor, eine Auffanggesellschaft, die notwendig wurde, weil 2002 die Mannheimer Leben den ersten Super-Gau der Branche erlebte: sie stand vor der Pleite und konnte nur durch die Gesamtheit der Versicherer gerettet werden. Sie ist für LANGENBURG die Blaupause für die Abwicklung des Altgeschäfts. Rund 340.000 Kunden waren damals betroffen, inzwischen wird von der Auffanggesellschaft nur noch ein Drittel verwaltet, aber die Kosten pro Vertrag steigen deshalb immens - zum Nachteil der Kunden. Noch im Jahr 2031 würden noch 26.500 im Bestand sein. Die Versicherungsbranche will ihre Auffanggesellschaft jedoch loswerden und sucht nach Investoren. Inzwischen wittern spezielle Abwicklungsgesellschaften wie Heidelberger Leben, die Frankfurter Leben oder Delta Lloyd ihr Geschäft. Sie wollen Altbestände aufkaufen und durch Größenvorteile Gewinn machen. Der Haken an der Sache: niemand weis, ob das tatsächlich gelingt. Was also wenn sich da eine Blase bildet, die immer größer wird, bis sie platzt? Kommt nach der Banken- nicht eine Immobilien- sondern eine Versicherungskrise?

Am besten schläft derjenige, der keine Lebensversicherung abgeschlossen hat und deshalb nicht befürchten muss, abgewickelt zu werden.

REUTERS (2016): Die ungeliebte Lebensversicherung.
Der Druck auf die Konzerne zum Verkauf ihrer Altbestände wird größer,
in:
Handelsblatt v. 03.06.

KROHN, Philipp (2016): Geld aus der Altersvorsorge für moderne Pflegeheime.
Versicherer erwägen in ihrer Kapitalanlage auch Investments in Pflegeimmobilien - das ist kompliziert,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 23.06.

Philipp KROHN berichtet über die Gründe, warum Versicherungen, die auf der Suche nach lukrativen Anlageformen sind, Investitionen in den deutschen Pflegeimmobilienmarkt scheuen. KROHN geht ausführlicher auf das Fallbeispiel der Kölner Gothaer Versicherung ein, die solche Investitionen tätigt. Der Pflegeimmobilienmarkt in Großbritannien gilt KROHN als Vorbild.

KÖLLING, Martin (2016): Pioniere wider Willen.
Japans Lebensversicherer gehen endgültig die Anlagealternativen aus,
in:
Handelsblatt v. 30.06.

KROHN, Philipp (2016): Folgen der Finanzkrise drehen Altersvorsorge um.
Banken waren Verursacher, Versicherer die Überträger, Pensionseinrichtungen sind Opfer der Finanzmisere. Versicherungsmathematiker suchen nach Auswegen,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 01.07.

Die Überschrift könnte auf Selbstkritik hindeuten, tut es aber nicht, sondern im Gegenteil. Philipp KROHN war auf einer Presseveranstaltung der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV). Das sei ein

"Zusammenschluss von 4800 deutschen Versicherungsmathematikern, die für die Stabilität von Vorsorgeeinrichtungen zuständig sind".

Man sollte dies eher als Lobbyverband der Finanzdienstleister bezeichnen, denn statt die eigene Misere aufzuarbeiten, bringt uns KROHN lediglich die Forderungen der Verantwortlichen für die betriebliche Altersversorgung und Lebensversicherer an die Politik mit.

Die Finanzdienstleister hätten gerne mehr Handlungsspielräume, die ihnen die Politik verschaffen solle. So wollen die Lobbyisten der betrieblichen Altersversorgung Unterdeckungen zugelassen haben und die Arbeitgeber sollen selbst bei Kürzungen der Betriebsrenten nicht dafür gerade stehen müssen, sondern die Arbeitnehmer sollen diese selber tragen.

Die Lebensversicherer drohen mit der Stilllegung ihres Neugeschäfts, wenn die Auflagen für die Zinszusatzreserve nicht gelockert werden.

An die Erhöhung der Eigenkapitalquote denken die Lobbyisten nicht, denn sie wollen schließlich ihre Aktionäre nicht vergraulen - und damit auch ihren eigenen Verdienst nicht schmälern:

"Das Problem ist, dass einen Wertverlust allein der Aktionär trägt, während an einer Wertaufholung zu 90 Prozent der Versicherte partizipieren muss",

wird uns das im schönsten Managerslang verklausuliert.

WOLFF, Volker (2016): Immer Ärger mit den Magerzinsen.
Die Vermögensfrage: Die Zinsen der Lebensversicherungen rutschen unaufhaltsam, eine reale Kapitalerhaltung scheint bei neuen Verträgen unmöglich. Und bei alten Verträgen wird sie immer problematischer,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 02.07.

Volker WOLFF stellt uns einen der wenigen behördlich zugelassenen Versicherungsberater vor: Stefan ALBERS.

"Zinsen auf Rentenversicherungen (sind) seit der Jahrtausendwende regelrecht eingebrochen: Nach Angaben des Statistikportals Statista von 7,15 Prozent im Jahre 2000 auf 2,86 im Jahre 2016. Tendenz weiter fallend, wobei festzuhalten ist, dass es die Magerzinsen nie auf die gesamten Beträge gibt, sondern immer nur auf das, was von den nach Kosten und Abzügen für den diversen Versicherungsschutz so übrig bleibt",

erklärt uns WOLFF die Lage schonungsloser als sonst in der FAZ, wo meist nur die Interessen der Finanzdienstleister und nicht deren Kunden im Fokus stehen.

KROHN, Philipp (2016): Starke Lebensversicherer hängen die schwachen immer mehr ab.
Analyse: Allianz und Alte Leipziger eilen der Ergo davon,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 02.07.

FROMME, Herbert (2016): IWF fordert starke Aufsicht.
Sind deutsche Lebensversicherer ein Risiko fürs Finanzsystem,
in: Süddeutsche
Zeitung v. 06.07.

Herbert FROMME berichtet über die Kritik des neoliberalen IWF, der den Einfluss des Bundesfinanzministeriums auf die Bundesanstalt für Finanzaufsicht (Bafin) zu groß hält. Konkret geht es um Berichterstattungspflichten (weniger Transparenz!) und die Exekutivdirektoren sollten nicht so einfach von der Bundesregierung entlassen werden können.

Den Lebensversicherern wird vom IWF eine "große Bedeutung für das Weltfinanzsystem" zugemessen, weil es um ein Anlagevolumen von 851 Milliarden Euro geht (Im Vergleich: Bei Bankeinlagen auf Giro- und Sparkonten geht es um 2,036 Billionen Euro. Das ist mehr als das Doppelte an Anlagevolumen!) . Dem IWF geht es jedoch in erster Linie um eine noch größere Konzentration der Marktmacht einzelner Unternehmen im Versicherungsbereich, wenn es heißt:

"Die Aufsicht solle das Recht bekommen, notleidende Versicherer zur Abgabe von Vertragsbeständen zu zwingen, entweder an einen anderen Versicherer oder an die Sicherungseinrichtung Protektor. (...). Der IWF-Vorschlag bedeutet, dass die Behörde viel früher die Übertragung an eine gesunde Gesellschaft erzwingen könnte."

Konkret geht es offenbar um die einfachere Durchsetzung der Übertragung von Altverträgen auf Abwicklungsgesellschaften. Solche Übertragungen gehen zu Lasten der Kunden. FROMME nennt die Basler Lebensversicherung, die ihre Bestände an die Frankfurter Leben loswerden möchte, aber seit 9 Monaten auf die Genehmigung der Bafin wartet. Der IWF will also Änderungen, die zu Lasten der Kunden gehen, wie ein Bericht der Zeitschrift Capital über Protector zeigt.

Außerdem will der IWF die Öffentlichkeit beruhigen, denn offenbar befürchtet man zu Recht, dass Kunden ihre unlukrativen Versicherungsverträge kündigen könnten, das soll verhindert werden. Betrachtet man die Printmedien, dann besteht hier keine Gefahr, denn diese warnen schon seit Jahren vor einer Kündigung - ganz im Sinne der Erfolgsstatistik privater Altersvorsorge. 

SÜDDEUTSCHE ZEITUNG-Serie: Leben mit dem Niedrigzins

KRIEGER, Friederike (2016): Minusgeschäft.
Wie der Kunde einer Lebensversicherung mit seinem Vertrag draufzahlt,
in: Süddeutsche
Zeitung v. 11.07.

Friederike KRIEGER stellt uns einen Arzt vor, der durch ein berufsständiges Versorgungswerk und eine Betriebsrente bereits gut abgesichert ist. Als zusätzliche Altersversorgung hat er sich jedoch keine private Rentenversicherung, sondern eine Kapitallebensversicherung zugelegt, die auch Berufsunfähigkeit und Unfälle absichert, weswegen das Beispiel wenig mit der privaten Altersvorsorge, sondern viel mit Zusatzleistungen zu tun hat. Uns wird jedoch nur der Rückgang der Rendite als Problem beschrieben, während die Schutzfunktionen und deren Kosten gar nicht erwähnt werden.

KRIEGER erklärt uns die Überschussbeteiligung und die Beteiligung an den Bewertungsreserven. Letztere soll 2015 geändert worden sein:

"Bis 2015 gab es zusätzlich noch eine nennenswerte Beteiligung an den sogenannten Bewertungsreserven. Auf Drängender Anbieter strich der Gesetzgeber den Versicherten aber große Teile dieser Beteiligung.

Eine solche Beteiligung wurde aber erst 2008 durch ein Gesetz geregelt, was uns KRIEGER verschweigt. Der Arzt besitzt noch einen Altvertrag, der bereits 1991 abgeschlossen wurde und für den deshalb noch andere Regeln gelten, was uns nicht erklärt wird, sondern bei KRIEGER heißt es:

"Da Bewertungsreserven und Schlussüberschüsse vertraglich nicht festgeschrieben sind, können Versicherer sie als Erstes kürzen, um die hohen Garantien in ihren Beständen zu finanzieren."

Für uns Leser ist der Fall anhand des Artikels letztlich nicht nachvollziehbar, weil für das Verständnis wesentliche Informationen nicht mitgeteilt werden.

GENTRUP, Anna (2016): Erst Hoffnungsträger, nun Sorgenkind.
Die rot-grüne Regierung unter Schröder wollte die deutsche Altersvorsorge novellieren, heraus kam das Riester-Modell. Es gerät jedoch immer mehr unter Druck: Zu bürokratisch, zu kompliziert und zu teuer, monieren die Kritiker. Letztlich subventioniere der Staat die Versicherer,
in: Süddeutsche
Zeitung v. 12.07.

Anna GENTRUP macht sich das Schlagwort von Horst SEEHOFER von der gescheiterten Riester-Rente zu eigen, nur um der SPD-Linken, die für eine Abschaffung der Riester-Rente plädiert, Paroli zu bieten. Gescheitert heißt bei GENTRUP nämlich nur, dass die Riester-Rente verbessert werden muss. Dazu zieht sie Verbraucherschützer zu Rate, denn diese stützen das System, bei dem sie höchstens mangelnde Effizienz beklagen.

GENTRUP schildert uns erst einmal langatmig, warum die Riester-Rente 2001 überhaupt eingeführt wurde. Der Frontalangriff auf die gesetzliche Rente wurde mit Argumenten geführt, die sich nun als nicht mehr haltbar erwiesen haben. Da sind zuerst einmal die hohen Kosten der privaten Altersvorsorge, die von Gegnern der gesetzlichen Rente verheimlicht werden, wenn diese auf das hohe Sozialbudget der Rentenversicherung blicken:

"Ein Grund für die heftige Kritik sind die hohen Summen, die der Staat für diese Vorsorge aufbringen muss. (...). 2015 erhielten Riester-Sparer etwa drei Milliarden Euro an Zulagen, seit dem Riester-Start 2002 zahlte der Staat 25 Milliarden Euro. Dazu kommt der Aufwand für die Zentrale Zulagenstelle für Altersvermögen (ZfA). (...). Die Behörde hat rund 1400 Beschäftigte und wird von der Deutschen Rentenversicherung betrieben. 148 Millionen Euro sieht der Bundeshaushalt 2016 für die Verwaltungskosten der ZfA vor."

Einzig Axel KLEINLEIN ("Chef des Bundes der Versicherten") wird hierzu zitiert. Der Arbeitsministerin Andrea NAHLES wird jenes Reformvorhaben zugeschrieben, das GENTRUP uns kurz zuvor noch als Wunsch der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU/CSU vorgestellt wurde: Die Riester-Rente sollte "nicht vollständig mit der Grundsicher verrechnet" werden, was uns bei NAHLES dann als "neue Sparanreize" für Sozialhilfeempfänger verkauft wird.

Die staatlich gesponserte Stiftung Warentest wird dahingehend zitiert, dass Sparer "dank staatlicher Förderung eine ganz ordentliche Rendite auf ihre eingezahlten Riester-Beiträge" erhalten würden. Liest man jedoch weiter, dann bleibt davon gar nicht mehr übrig, wenn man nicht zu den privilegierten Eltern, sondern zu den Kinderlosen gehört. Aber auch bei den Eltern gibt es Eltern erster und zweiter Klasse, was eine Differenz von 125 Euro pro Jahr ausmacht. Während Kinderlose eine Rendite zwischen 3-5 Prozent erzielen könnten, seien es bei Eltern bis zu 7 Prozent. Dumm nur, dass von dieser Rendite am Ende bei den Auszahlungen abzüglich der Steuern kaum noch etwas übrig bleibt - je nach Produkt, auf das der Kunde hereingefallen ist.

Eine Mitarbeiterin einer Verbraucherzentrale erklärt uns, dass Bank- und Fondssparpläne gute Riester-Produkte seien, aber letztere auch nur, wenn man genügend Geld zurücklegen kann. Uns werden angeblich unabhängige Verbraucherschützer als Berater empfohlen, aber wer ist heutzutage überhaupt unabhängig? Die Stiftung Warentest z.B. ist nicht unabhängig, sondern hängt am Staatstropf - genauso wie die Verbraucherzentralen.

Lebensversicherer werden uns als die wahren Profiteure der privaten Altersvorsorge beschrieben. Bei ihnen könne die staatliche Förderung, die Kinderlose erhalten, völlig aufgefressen werden:

"Bei der Allianz machten schon die Verwaltungskosten von 153 Euro jährlich die Grundzulage wieder zunichte",

wird eine Verbraucherschützerin zitiert. Hinzu kommen noch die Abschlusskosten:

"Die Kosten fressen in den ersten fünf Jahren einen groß Teil der staatlichen Zuschüsse auf. Der Staat subventioniert indirekt die Versicherer und nicht die Bürger mit Niedrigeinkommen".

Der Versicherungsmathematiker KLEINLEIN kritisiert, dass die Lebenserwartung von den Lebensversicherern zu hoch kalkuliert wird. Dem Anwalt der Versicherer geht es lediglich um die Effizienz von Vorsorgeprodukte, deshalb fordert er nur günstige Produkte staatlich zu fördern. Wie das jedoch umgesetzt werden soll, das wird uns nicht erklärt.

Die Riester-Rente ist für GENTRUP nur gescheitert, weil sie derzeit nicht die Rentenlücke schließen kann, die angeblich durch die demografischen Herausforderungen (welche?) aufgebrochen ist:

"Effektiv bei der Verhinderung der Altersarmut ist das System nicht, die meisten Riester-Verträge, die heute in Kraft sind, laufen auf Zusatzrenten von weniger als 100 Euro im Monat hinaus."

Warum also diesem Unsinn nicht ein Ende machen? Private Altersvorsorge sollte wieder eine Vorsorgeform der Besserverdienenden werden, denn diese können es sich leisten die Profite der Finanzdienstleistungsbranche mitzusubventionieren. Der Staat dagegen wäre besser beraten die gesetzliche Rente zu stärken.

FROMME, Herbert (2016): Die Zweifel der Versicherer.
Hohe Kosten, kleine Summen und Garantien machen Probleme,
in: Süddeutsche
Zeitung v. 12.07.

Herbert FROMME klagt uns das Leid der Lebensversicherer, die die Riester-Verträge am liebsten abwickeln würden, weil sie damit derzeit unter Druck sind. Lediglich Schweizer Firmen wie Swiss Life, Basler und Helvetia tun dies öffentlich, während deutsche Anbieter bei der Rentendebatte mitsprechen wollen und deshalb doppeltes Spiel betreiben. Sparer mit niedrigen monatlichen Sparraten werden uns von FROMME als Problem beschrieben:

"Fünf Euro monatliche Verwaltungskosten für einen Vertrag erscheinen nicht viel. Aber wenn der Beitrag nur zehn Euro beträgt, wird es schwierig."

Daneben wird die Bürokratie durch den Zulagenprozess, der Garantiezins und die Verpflichtung zu Rückstellungen als Hemmnis für die Profite der Versicherungen beschrieben.

Fazit: Während Lebensversicherer unprofitable Altersvorsorge-Produkte einfach abwickeln können, sind die Versicherten die Dummen, wie uns das Capital-Magazin im Juni aufgezeigt hat.

FROMME, Herbert (2016): Notwendige Pleiten.
Kommentar zur Versicherungswirtschaft: Jeder Verbraucher ist für seine Auswahl selbst verantwortlich,
in: Süddeutsche
Zeitung v. 25.07.

Herbert FROMME stellt uns die Versicherungswirtschaft als Verfechter einer "Staatshilfe um jeden Preis" vor. Nicht sie seien für die Probleme der kapitalgedeckten Altersvorsorge verantwortlich, sondern allein die Politik. Sie stilisieren sich zudem zu Anwälten der Versicherten.

FROMME ist gegen eine solche Rettung der Versicherungen, die er als ineffizient und zu teuer beschreibt:

"Weil selbst sehr schlechtes Management nicht bestraft wird, können sich auch Gesellschaften und ihre Vorstände im Markt halten, die mit überhöhten Kosten ihre Kunden ausnehmen."

Aber da ihm der Markt heilig ist, sind ihm auch die Versicherten egal. Sie sind für ihn lediglich Mittel zum Zweck, nämlich der Schaffung eines effizienten Marktes:

"Für Kunden und Versicherer wäre die eine oder andere Pleite ein Segen. Sie kann zu einem effizienteren und preisgünstigeren Versicherungsmarkt führen."

Eine solche marktradikale Sicht übersieht, dass auf dem Markt die Kunden keineswegs die gleiche Macht wie die Versicherungskonzerne und ihre Lobbyisten in der Politik besitzen. Die Altersvorsorge dem Markt zu überlassen ist offenbar keine Lösung. 

KRIEGER, Friederike & Patrick HAGEN (2016): Umstrittene Policen.
An die 90 Millionen Lebensversicherungsverträge liegen in den Schubladen der Deutschen. Die meisten garantieren den Kunden eine lebenslange Rente und zwingen zum Sparen. Doch es gibt Zweifel,
in: Süddeutsche
Zeitung v. 26.07.

KRIEGER & HAGEN lassen zuerst ein Lobbyisten der GDV zu Wort kommen, der uns den Vorzug der klassischen Lebensversicherung erklärt. Demnach können sich diejenigen unter uns glücklich schätzen, die besonders lang leben. Die Versicherungswirtschaft hat dazu eigens eine Kampagne geschaltet, denn angeblich werden wir viel älter als wir glauben.

In Zeiten des Niedrigszinses wollen die Versicherer die Risiken auf die Versicherten verlagern. Dazu wurden "kapitalmarktnahe Produkte" erfunden:

"Damit meinen sie meistens Investmentfonds, die sie in einen Versicherungsmantel packen. Als Garantie versprechen sie nur noch den Kapitalerhalt. Das Risiko, am Kapitalmarkt Geld zu verlieren, trägt bei Klassik-Angeboten der Versicherer; bei den neuen Verträgen liegt das Risiko zum größten Teil beim Kunden."

Einer, der immer zitiert wird, ist Axel KLEINLEIN vom Bund der Versicherten (BdV), der von "kapitalbildenden Lebensversicherungen" nichts hält (nur für wenige wegen Steuerspareffekten interessant) und stattdessen Risikolebensversicherungen propagiert:

"Bevor sich Verbraucher um die Altersvorsorge Gedanken machen, sollten sie zunächst Schulden tilgen und sich gegen existenzbedrohende Risiken absichern",

heißt sein Credo. Niels NAUHAUSER von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg fordert eine höhere Beteiligung der Versicherten an den Gewinnen der Lebensversicherer:

"Gewinne, die entstehen, weil nicht alle Versicherten so lange leben wie erwartet, müssen komplett und zeitnah den überlebenden Versicherten gutgeschrieben werden. Zurzeit bekommen sie mindestens 90 Prozent dieser Gewinne, der Versicherer maximal zehn Prozent."

Zum Schluss kommt mit Carsten ZIELKE, Jahrgang 1968, wieder ein Lobbyist der Finanzdienstleistungsbranche zu Wort ("Beratung und Lobbyarbeit in Regulierungsfragen" heißt es dazu in seiner Kurzvita auf seiner Unternehmensseite). Er wird uns als Berater der EU-Kommission präsentiert. Seine Vorschläge könnten aber genauso gut von Versicherern stammen. Und er verherrlicht den Zwang zum Vorsorgesparen in Form von Lebensversicherungen. Zentral ist jedoch der Kampf gegen die Regulierung. Die Verpflichtung zu Rückstellungen soll aufgeweicht werden, weil sonst Leistungskürzungen drohen würden.

"Der GDV und die Verbraucherschützer des BdV drängen die Regierung deshalb dazu, die Berechnungsmethode für diese Reserve zu ändern."

ZIELKE geht das nicht weit genug, sondern er will den Garantiezins abschaffen und risikantere Anlagemöglichkeiten erlauben. Dazu soll die Zinszusatzreserve in Eigenkapital umgewandelt werden und eine Kapitalerhöhung durch die Eigner durchgeführt werden. Warum dies in dieser Form erfolgen soll, verrät uns der Artikel nicht, sondern Philipp KROHN

TAGESSPIEGEL-Wirtschaftsthema: Vorsorge

ERDLAND, Alexander (2016): "Riester lohnt sich doch".
Position: Die private Vorsorge bringt mehr Rendite, als viele denken,
in:
Tagesspiegel v. 02.08.

Mit Alexander ERDLAND redet ein Lobbyist der Versicherungswirtschaft (Präsident des GDV) die Riester-Rente schön. Er beruft sich dabei auf das IVFP-Institut, dessen Verflechtungen mit der Finanzwirtschaft im Dunkeln bleiben, aber gerne von Befürwortern der privaten Altersvorsorge zitiert wird (z.B. hier)

Mit welchen Tricks ERDLAND auf die hohen Renditen für Riester-Verträge kommt, lässt sich nicht nachvollziehen. Wir hätten da gerne die Berechnungen dazu. Ohne die Subventionierung durch den Staat, von der nur die Versicherungswirtschaft profitiert, wäre das Riestern längst passé. Aus Profitsicht der Versicherungsbranche sind die Forderungen von ERDLAND verständlich, denn sie zielen auf höhere Profite ab:

"Wir müssen von den 16 Millionen Riester-Verträgen auf das Doppelte kommen",

nennt er das Ziel. Der Staat soll dafür sorgen, dass dies gelingt und der Versicherungsbranche nichts kostet. Mit Hinweis auf die Demografie soll uns die unattraktive private Vorsorge schmackhaft gemacht werden:

"Wegen der Niedrigzinsen brauchen wir mehr private Vorsorge, sonst kippt die Balance von Jung und Alt: 2015 standen 842.000 Jugendlichen im Alter von 18 Jahren rund 993.000 Senioren im Renteneintrittsalter von 65 Jahren gegenüber. Bereits 2029 liegt das Verhältnis bei 708.000 Schulabgängern zu mehr als 1,3 Millionen Neurentnern."

Wie ERDLAND auf diese fiktiven Zahlen kommt, lässt sich nicht nachvollziehen. Diese Rechnung hätte man deswegen ebenfalls genauer.

Fazit: Da uns ERDLAND keine nachvollziehbaren Fakten liefert, die sich überprüfen lassen, haben wir es hier letztendlich nur mit PR der Versicherungsbranche zu tun für die der Tagesspiegel eine Plattform liefert.

KRIEGER, Friederike (2016): Lebensversicherer leiden.
Die Finanzaufsicht fordert zusätzliche Anstrengungen,
in: Süddeutsche
Zeitung v. 11.08.

HERZ, Carsten (2016): Weckruf für die Vorsorgeprofis.
Die Niedrigzinsen zehren an den Kapitalpolstern der Lebensversicherer. Erste Anbieter sind angeschlagen. Der Branche bleibt nur die Flucht nach vorn,
in:
Handelsblatt v. 11.08.

Im Gegensatz zur SZ nutzt das Handelsblatt einen Quartalsbericht der Bafin, um die Interessen der Lebensversicherer zu vertreten. HERZ bringt die Klage der DAV vor, die die Berechnungsmethode der Zinszusatzreserve (ZZR) verwässern möchte. Die Allianz wird gelobt, weil sie auf Verträge setzt, die nur noch Beitragsgarantien, aber keinen Garantiezins mehr bieten. HERZ lobt, dass damit das Kapitalmarktrisiko auf die Kunden verschoben wird.

"Rund 42 Prozent aller Neuverträge im Lebensversicherungssektor machen beim Giganten aus München diese neuen Abschlüsse bereits aus - Tendenz steigend",

berichtet HERZ zu diesem Segment.

HERZ, Carsten (2016): "Die Situation hat sich weiter verschärft".
Reiner Will: Der Geschäftsführer der Ratingagentur Assekurata über strukturelle Probleme der Versicherungsbranche,
in:
Handelsblatt v. 11.08.

SCHÄFER, Daniel (2016): Schleichende Krise.
Kommentar: Deutschlands Lebensversicherer müssen ins Risiko gehen und ihre Kräfte bündeln,
in:
Handelsblatt v. 11.08.

JURETZEK, Rainer (2016): Die Fondspolice hat Steuervorteile - und hohe Kosten.
Die Vermögensfrage: Fondsgebundene Lebensversicherung oder Fondssparplan?
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 13.08.

Rainer JURETZEK zeigt den Besser- und Spitzenverdienern auf wie sie mit Lebensversicherungen dem Steuerstaat ein Schnäppchen schlagen können. Denn während fondsgebundene Lebensversicherungen als Altersvorsorge unlukrativ sind, werden denjenigen, die viel Geld beiseite legen können oder mehr als eine Kleinigkeit zu vererben haben, die Vorzüge dieser Lebensversicherungen angepriesen. Dabei stehen die folgenden Vorteile von Fonds-Policen im Vordergrund:
1. Steueraufschub und der daraus resultierende Zinseszinseffekt
2. Steuerfreie Auszahlung im Todesfall
3. Gestaltungsinstrument für Vermögensplanung.
Als Experten zum Thema werden Stefan BRÄHLER von der Confidema GmbH und Rolf KLEIN von der Neutralis Kapitalberatung GmbH zitiert.  Das Fazit von JURETZEK:

"Aus einkommenssteuerlichen Gesichtspunkten macht eine Fonds-Police für den »normalen« Sparer in der Regel keinen Sinn. (...).
Anders kann es bei Einmalanlagen aussehen. Sinnvoll ist hier die Fonds-Police nur, wenn die Mehrkosten des Versicherungsmantels kleiner sind als die steuerlichen Vorteile. (...). In der Regel trifft dies erst ab einem Anlagebetrag von mehr als 50.000 EUR zu (...). Eine Fonds-Police wird dann interessant, wenn das Thema Nachlassmanagement mit ihr umgesetzt wird."

FROMME, Herbert (2016): Protektor gibt Kunden weiter,
in: Süddeutsche
Zeitung v. 18.08.

Herbert FROMME berichtet über die Hauptversammlung von Protektor am Dienstag auf der die Weiterverscherbelung der Versicherten der Pleite gegangenen Mannheimer Leben an die Abwicklungsgesellschaft Heidelberger Leben beschlossen wurde. Aus Steuerspargründen und zur Umgehung von rechtlichen Hindernissen wird dazu einen eigene Tochtergesellschaft gegründet ("Salvamos Lebensversicherung"). Rund 100.000 Kunden wären davon noch betroffen.

ERDLAND, Alexander (2016): Staatsrente mit Schwächen.
Gastkommentar: Erdland begrüßt neue Ansätze in der Altersvorsorge. Für die Umsetzung sollte aber die Wirtschaft sorgen,
in:
Handelsblatt v. 24.08.

Alexander ERDLAND, Präsident der Versicherungslobby GDV, lobt die geplante Betriebsrentenreform. Er sieht hier ein großes Potenzial möglicher Profite:

"Denn über die Firmen können 35 Millionen Arbeitnehmer erreicht werden, von denen immerhin 40 Prozent noch keinerlei Betriebsrentenanspruch erworben haben."

ERDLAND setzt auf Zwangsmaßnahmen, denn damit werden die Profitmöglichkeiten erhöht, was er uns natürlich als "geringere Kosten" anpreist. Dem Staat unterstellt er Unfähigkeit in Sachen Kapitaldeckung, denn nur die Versicherungswirtschaft ist unser wahrer Freund. Der Staat solle den Rahmen vorgeben, damit die Versicherungswirtschaft den Staat als Buhmann geißeln kann. Die Gewinne privatisieren und die Verluste sozialisieren ist das Motto der Versicherungswirtschaft. Der Staat dient als reines Schmiermittel, damit dies möglichst reibungslos funktioniert.

Das Niedrigzinsniveau ist für ERDLAND kein Problem, wenn dadurch die Sparanstrengungen der Deutschen erhöht werden können. Wenn sich der Zins halbiert, dann heißt das lediglich, dass die Anleger doppelt so viel sparen müssen. Zudem ködert uns ERDLAND mit einem zukünftigen Zinsanstieg. Glücklich, wer den noch vor seinem Ruhestand erlebt!

SCHERFF, Dyrk (2016): Altersvorsorge in Gefahr.
Die niedrigen Zinsen machen alle Pläne für den Ruhestand hinfällig. Wir müssen neu rechnen. Das Ergebnis: Wer mehr spart und höhere Risiken eingeht, kommt gut über die Runden,
in:
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung v. 28.08.

KREMER, Dennis (2016): Taugt die Lebensversicherung noch etwas?
Markus Faulhaber, Chef der Allianz Leben, hat Zweifel am eigenen Produkt. Sein Ausweg: Autobahnen ins Depot!
in:
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung v. 28.08.

Markus FAULHABER will keine klassischen Lebensversicherungen mehr verkaufen, sondern lieber Produkte, die der Lebensversicherung mehr Profit verschaffen. Warum Garantiezinsen, wenn man die Kunden mit höheren Renditen dazu verleiten kann, das Risiko vermehrt selber zu tragen?

GRÄBER, Berrit (2016): Der Joker für Versicherte.
Millionen Verbraucher sitzen auf unwirksamen Lebens- und Rentenpolicen. Sie könnten ihre Versicherung ohne große Einbußen loswerden. Das gilt auch für Altfälle,
in:
Welt v. 29.08.

Berrit GRÄBER berichtet über Widerspruchsmöglichkeiten bei Verträgen aus der Zeit Mitte 1994 und Ende 2007. Ein paar Pferdefüße gibt es dabei jedoch auch.

REZMER, Anke (2016): Drum prüfe, wer sich lange bindet.
Altersvorsorge: Die Versicherungs-Ratingagentur Assekurata hat für das Handelsblatt das Fondsangebot bei Rentenpolicen bewertet,
in:
Handelsblatt v. 31.08.

Die getesteten 28 Versicherungen stellen zum einen nur zwei Drittel des Marktes für Kapital-Lebens- und Rentenversicherungen dar und zum anderen werden nur fondsgebundene Rentenversicherungen betrachtet. Dabei wird lediglich auf den steigenden Anteil dieser Kategorie am Geschäft der Lebensversicherungen als Auswahlkriterium verwiesen. Ob dieser Anstieg darauf beruht, dass diese Produkte für Lebensversicherer die höchsten Gewinne abwerfen oder weil sie besonders günstig für die Versicherten sind, das wird uns verschwiegen, obwohl das für Kunden ein entscheidenderes Kriterium wäre als der reine Verkaufserfolg, der ja auf verstärktem Marketing beruhen könnte.

HERZ, Carsten (2016): Ein teurer Bund fürs Leben.
Die klassische Lebensversicherung gerät ins Abseits. Viele Topmanager sehen auf einem Handelsblatt-Strategiemeeting in Köln die Branche vor schwierigen Zeiten,
in:
Handelsblatt v. 01.09.

Carsten HERZ betätigt sich als Sprachrohr der Versicherungswirtschaft, die ihre Probleme zum einen als zu hohe staatliche Auflagen (Stichwort Zinszusatzreserve) und zum anderen als Verlagerung der Risiken auf die Versicherten beschreibt (Übertragung der Altverträge auf Abwicklungsgesellschaften, z.B. Arag und Ergo sowie Umstellung von Zins- auf reine Beitragsgarantien, z.B. Allianz als Vorreiter).

HERZ, Carsten (2016): "Die alte Lebenspolice ist ein Auslaufmodell".
Guido Bader: Der Vorstand der Stuttgarter Lebensversicherung über teure Garantien, sinkende Renditen und Sicherheitsnetze,
in:
Handelsblatt v. 01.09.

Guido BADER hält sich an die gängige Argumentation der Versicherungslobby, die auf eine Verlagerung der Risiken auf die Versicherten hinausläuft.

MOHR, Daniel (2016): Gefährlicher Eingriff,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 02.09.

Die eher zahnlose Bafin möchte ein Anlageprodukt verbieten. Dies führt bei Daniel MOHR bereits zu einem hysterischen Aufschrei:

"Mit dem Maßstab müssten die Lebensversicherungen sofort komplett vom Markt genommen werden und die Riester-Rente gleich mit. Die Verbraucherschützer und die Grünen stehen schon voller Vorfreude mit weiteren Verbotsvorschlägen parat".

Die Finanzdienstleistungsbranche wird es anerkennen, dass MOHR sich derart für ihre Profitinteressen ins Zeug legt.

KROHN, Philipp (2016): Garantien gibt es immer weniger.
Aufsicht fordert von Lebensversicherern Reserve ein,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 03.09.

Philipp KROHNs Artikel zielt darauf ab, bei uns Kunden von Lebensversicherern Verständnis für die Profitinteressen der Versicherungswirtschaft zu wecken und den Schuldigen beim Staat zu suchen, der keine andere Wahl lässt, als die Risiken auf uns Kunden abzuwälzen:

"Wegen der Niedrigzinsphase hat die Bafin (...) eine Zinszusatzreserve eingeführt, die das Potential für Überschussbeteiligungen erheblich einschränkt. Versicherer müssen viele Eigenmittel vorhalten, um Garantien zu stellen. Um sich zu entlasten, haben sie in den vergangenen Jahren Mischformen aus klassischen Policen mit Sicherungsvermögen und fondsgebundenen Policen etabliert."

Damit wird das Ursprungsproblem verdrängt: die vollmundigen Renditeversprechen, mit denen vor der Riester-Reform die Kapitaldeckung als Königsweg der Altersvorsorge schmackhaft gemacht werden sollte. Die Finanzdienstleister sind Opfer ihrer eigenen Marketingstrategien geworden und nun sollen die Kunden dafür zahlen. Zur Zeit wird uns die Aktie als Königsweg gepriesen. Man darf also gespannt sein wie lange dies gut gehen wird.

SIEDENBIEDEL, Christian (2016): Investieren in den Deckungsstock der Allianz.
Wer dieser Tage in einer Commerzbank-Filiale Geld anlegen will, bekommt oft ein eher ungewöhnliches Produkt empfohlen. Es nennt sich Index Select. Was verbirgt sich dahinter?
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 03.09.

Muss man den Artikel in Verbindung mit dem heutigen Artikel von Philipp KROHN lesen? Zumindest deuten die gleich- oder ähnlich lautenden Begrifflichkeiten sowie die Herangehensweisen an das Anlageprodukt Versicherung darauf hin, denn Christian SIEDENBIEDEL meint mit den Investitionen keine Aktien oder Unternehmensanleihen der Allianz, sondern den "Einkauf in das Vermögen eines großen Vorsorgekolletivs" (KROHN), also das "Sicherungsvermögen. Früher war der Begriff Deckungsstock üblich" (KROHN). SIEDENBIEDEL erklärt uns - eher wenig verständlich - das umstrittene Produkt "Schatzbrief Index Select", was eine "Rentenversicherung der dritten Schicht" sein soll und dennoch akzeptabel für den Kunden?

"Während das Institut für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP) das Konzept in einem Vergleich mit der Note 1,1 lobt, gab es Kritik von Verbraucherschützern, dem Bund der Versicherten und der Zeitschrift »Ökotest«."

Sich einfach an den Erfolg anderer anhängen, heißt das Motto, das uns SIEDENBIEDEL schmackhaft machen will. Man könnte es auch anders sehen: Wer am Erfolg anderer nur partizipieren will, der muss das teuer bezahlen. Und wenn der Erfolg plötzlich ganz ausbleibt?

KROHN, Philipp (2016): Fondsgebundene Lebensversicherungen sind teuer.
Ein Branchenvergleich zeigt, dass die Rendite durch hohe Kosten erheblich vermindert wird. Vor dem Abschluss ist eine genaue Analyse nötig,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 07.09.

Philipp KROHN stellt uns eine Untersuchung des Branchendienstes Map-Report vor, die sich mit fondgebundenen Lebensversicherungen beschäftigt.

WIEDUWILT, Hendrik (2016): Versicherer verlangen zu hohe Provisionen,
in: Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 08.09.

Hendrik WIEDUWILT berichtet über den Erfolg einer Klage von Verbraucherzentrale und Bund der Versicherten, die aufgrund von Zahlenangaben des GDV überhöhten Abschlusskosten eines Lebensversicherers auf die Schliche gekommen sind.

ENZ, Werner (2016): Enorme Umverteilungen im BVG-System.
Gute Leistungen der Lebensversicherer trotz politischen Missgriffen,
in:
Neue Zürcher Zeitung v.12.09.

ENZ, Werner (2016): Finma-Pflichtlektüre für die Parlamentarier.
Kommentar: BVG-Bilanz der Lebensversicherer,
in:
Neue Zürcher Zeitung v.12.09.

SCHNELL, Christian (2016): Weniger Kündigungen.
Lebensversicherung: Die Deutschen werden genügsam. Sie stornieren wieder weniger Lebensversicherungen und begnügen sich mit geringen Garantiezinsen, die es noch für Altverträge gibt,
in:
Handelsblatt v. 14.09.

Christian SCHNELL hat im gestern veröffentlichten Statistischen Taschenbuch der Versicherungswirtschaft 2016 der GDV gelesen und berichtet uns nun über Aspekte wie Stornoquote (ein Begriff, der im Taschenbuch keine Verwendung findet):

"Lediglich 2,9 Prozent der Verträge wurden im vergangenen Jahr vorzeitig gekündigt. Das klingt wenig. Über die Gesamtdauer von 30 Jahren, auf die eine Lebensversicherung in der Regel angelegt ist, werden aber gut die Hälfte aller Verträge vorzeitig gekündigt."

Die Angaben zur Stornoquote finden sich nicht im Taschenbuch, sondern auf der Website im Bereich Zahlen und Fakten. Der Begriff Lebensversicherung fasst jedoch unterschiedliche Produkte zusammen, sodass daraus nicht geschlossen werden kann, wie hoch der Anteil an Kündigungen bei z.B. bei Riester-Verträgen ist.

"Lebensversicherung ist der Oberbegriff für Kapital-Lebensversicherungen, Rentenversicherungen, Pensionskassen, Pensionsfonds und Risikoversicherungen. Also alle Versicherungen in deren Mittelpunkt eine Person steht. Die Lebensversicherung dient der privaten Altersvorsorge. Sie kann mit zusätzlichen Leistungen beispielsweise bei Tod oder Berufsunfähigkeit, sogenannten biometrischen Risiken, kombiniert werden",

erklärt uns die Website der GDV.

MOHR, Daniel (2016): Garantien haben bald ausgedient,
in: Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 15.09.

Daniel MOHR berichtet über eine Umfrage von Pionier Investments unter Entscheidern der Versicherungsbranche. Deren Ergebnis ist wenig verwunderlich: Die Versicherungsbranche will ihre Risiken auf die Versicherten abwälzen:

"Sollten Anleger unbedingt Garantien fordern, sehen die Fachleute in flexiblen und weichen Garantien eine Zukunft, die zum Beispiel einen Kapitalerhalt anstreben, aber nicht garantieren müssen."

HERZ, Carsten (2016): Ein Brief mit Fragezeichen.
Jedes Jahr erhalten Millionen von Deutschen eine Standmitteilung ihrer Assekuranz. Eine Analyse belegt, dass es mit der Übersichtlichkeit nicht weit her ist,
in:
Handelsblatt v. 20.09.

Carsten HERZ berichtet über die eigennützige Untersuchung der Firma Partner in Life (PiL), die vom Aufkauf von Versicherungen lebt und deshalb von mehr Transparenz profitieren würde.

"Mehr als 55 unterschiedliche jährliche Standmitteilungen von 38 deutschen Versicherungsunternehmen mit einem Marktanteil von insgesamt knapp 90 Prozent hat das Unternehmen gesammelt und ausgewertet",

beschreibt HERZ die Stichprobe von PiL. Auch die Verbraucherzentrale Hamburg hat die Standmitteilungen von Versicherern untersucht:

"Ihr Team wertete eine Stichprobe von 68 Standmitteilungen von 48 Lebensversicherern aus, die rund 89 Prozent des Bruttoumsatzes der Branche abdecken."

In der Einleitung spricht HERZ nur von Kapitallebensversicherungen, während der GDV auch  Musterstandmitteilungen für weitere Arten von Lebensversicherungen auflistet. Es ist daher unklar, auf welche Arten von Lebensversicherungen sich der Bericht bezieht. Uns wird nur verraten, dass 23 Kennziffern von PiL als wichtig erachtet werden, jedoch nicht welche. Der Artikel lässt uns Laien deshalb eher ratlos zurück. 

HERZ, Carsten (2016): Mehr Durchblick.
Versicherer: Die Politik muss dafür sorgen, dass die Standmitteilungen der Versicherer klarer werden,
in:
Handelsblatt v. 20.09.

SCHARRENBROCH, Christine (2016): Arag stößt Lebensversicherungen ab.
Bestände gehen an die Frankfurter Leben,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 23.09.

WOLFF, Volker (2016): Investmentsfonds sind die bessere Lebensversicherung.
Die Vermögensfrage: Fondsgebundene Lebensversicherungen verlieren jeden Vergleich mit ETF-Sparplänen. Ihr Kosten sind viel zu hoch. Außer in einem speziellen Fall,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 24.09.

Volker WOLFF rechnet uns vor, dass bei fondsgebundenen Lebens- oder Rentenversicherungen die Kosten und die großzügig kalkulierten Sterbetafeln die Steuervorteile auffressen. ETF-Sparpläne seien demgegenüber günstiger, jedoch gilt:

"Nur in einem sind Fondspolicen und ETF-Sparpläne gleichwertig: Der Anleger trägt das gesamte Risiko."

Als Ausnahme von der Regel beschreibt uns WOLFF Nettopolicen, die jedoch von Versicherern nicht vertrieben werden:

"Keiner der rund 230.000 Versicherungsvertreter und -makler wird sie auf den Tisch legen. Nur Versicherungsberater und Honorarberater bieten diese provisionsfreien Versicherungsverträge an. (...). Das Angebot ist begrenzt. »Finanztest« zählte 2013 elf Lebensversicherer mit Nettotarifen. Elf von über 70."

Fazit: Letztendlich trägt der Versicherte bei der kapitalgedeckten Altersvorsorge alleine das gesamte Risiko. Dagegen sind die Erträge der gesetzlichen Rentenversicherung sicher und entgegen der Propaganda vor der Teilprivatisierung sogar lukrativer, weswegen inzwischen selbst die FAZ freiwillige Einzahlungen in die Rentenkasse propagiert. Unschlagbar ist alleine die gesetzliche Rentenversicherung! Daran wird auch die demografische Entwicklung nichts ändern, denn auch die Kapitalmärkte sind davon betroffen. Dort wo die Demografie angeblich günstiger ist, ist die Unsicherheit größer. Die Finanzdienstleistungsbranche gewinnt dabei jedoch immer - nur die Versicherten tragen das Risiko der Fehlspekulation!

FROMME, Herbert (2016): "Das rechnet sich nicht".
Viele Versicherungsmakler empfehlen Lebenspolicen nur noch eingeschränkt zur privaten Altersvorsorge. Und raten dazu, bald auslaufende Verträge zu prüfen,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 26.09.

Herbert FROMME vermittelt uns die Sicht von Oliver FELLMANN, der nicht nur Chef einer Maklerfirma ist, sondern auch Vorstandsmitglied des Verbands Deutscher Versicherungsmakler. Gemäß FROMME repräsentiert der Verband 640 Firmen mit ca. 12.000 Mitarbeitern. Wikipedia weist für 2009 nur 620 Firmen, aber eine gleich hohe Mitarbeiterzahl aus. Die Selbstdarstellung des Verbandes weist dagegen 636 Firmen, ebenfalls mit gleich hoher Mitarbeiterzahl aus.

JAHBERG, Heike (2016): "Wir versichern auch selbstfahrende Autos".
Alexander Erdland, Präsident des Versicherungsverbands über Unfälle, Naturkatastrophen und die Altersvorsorge
in:
Tagesspiegel v. 26.09.

Der Tagesspiegel hofiert gerne den Lobbyisten der Versicherungswirtschaft. Wenig uneigennützig erklärt uns Alexander ERDLAND, dass die 3 Milliarden Euro angesichts der Summen für die gesetzliche Rentenversicherung lediglich ein Almosen seien, mit der wir die Finanzdienstleistungsbranche subventionieren sollen. Das ist jedoch eine Milchmädchenrechnung, denn die private Altersvorsorge ist in den meisten Fällen eine mickrige Rente, die weit hinter dem Niveau der gesetzlichen Rente zurückbleibt. Zudem zahlt nicht der Staat die Renten, sondern die Beitragszahler. Der Staat zahlt nicht einmal jene versicherungsfremden Leistungen, die eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sind, sondern bürdet sie allein den Beitragszahlern auf.

GRÄBER, Berrit (2016): Widersprechen statt kündigen.
Viele alte Lebens- und Rentenversicherungen lassen sich rückabwickeln - auch wenn sie lang gekündigt sind. Ein neuer Online-Rechner hilft beim Abschätzen der Ansprüche,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 30.09.

Berrit GRÄBER berichtet in der SZ über eine Thema, das sie bereits vor einem Monat in der Welt behandelte.

BIRK, Karin & Steffen RANGE (2016): "In der Falle fühlen wir uns sicher nicht".
Versicherungspräsident Alexander Erdland über die Zukunft der Lebensversicherung, die Reform der Riester-Rente und Pflichtversicherungen gegen Hochwasserschäden,
in: Deutsche Handwerks
Zeitung v. 30.09.

"Was wir jetzt brauchen ist ein Schulterschluss zwischen Branche und Politik. Die Grundzulage sollte von 154 Euro auf 200 Euro erhöht werden. Außerdem sollten Riester-Renten nicht voll mit der Grundsicherung verrechnet werden. (...)
Wichtig wäre außerdem, dass auch Solo-Selbständige die Riester-Förderung in Anspruch nehmen können. ",

erklärt uns Versicherungslobbyist Alexander ERDLAND wovon er sich mehr Profite für die Versicherungswirtschaft verspricht. Hinsichtlich der Ausgestaltung der betrieblichen Altersvorsorge hat ERDLAND gleich eine ganze Reihe von Wünschen, um die Profite der Versicherungswirtschaft zu steigern:

"Erstens, mit Blick auf Geringverdiener empfehlen wir einen Zuschuss. Dazu gehört, dass auch die betriebliche Altersversorgung nicht voll mit der Grundsicherung verrechnet wird. Hier brauchen wir einen Freibetrag. Des Weiteren befürworten wir, dass die Grenzen für eine steuerfreie Einzahlung von derzeit vier Prozent des Einkommens bis zur Beitragsbemessungsgrenze auf acht Prozent verdoppelt wird. Drittens fordern wir mehr Möglichkeiten für Opting-out-Modelle. (...). Wir halten nichts davon, tarifliche Regelungen gegenüber anderen besserzustellen. Dieses Sozialpartner-Modell mag für die Gewerkschaften verlockend sein".

RIEDEL, Donata (2016): Lohnende Ausgaben.
Erstmals beziffert eine Studie für das Wirtschaftsministerium die Rendite von Staatsausgaben für Infrastruktur und Bildung,
in:
Handelsblatt v. 30.09.

"Am schnellsten amortisierten sich laut Studie die Ausgaben für Kitas und Schulen. Bereits nach elf Jahren brachten sie dem Staat mehr ein als sie kosteten. Die Ursache sind gleich mehrere positive Effekte: Zuerst kehren mehr Mütter schneller in den Beruf zurück, wenn es ein gutes Angebot an Kitas und Ganztagsschulen gibt. Dann verschafft bessere Bildung für Kinder bessere Berufsaussichten und später höhere Einkommen. Die Steuereinnahmen steigen und die Arbeitslosenrate sinkt. Das spart dem Staat Ausgaben",

fasst Donata RIEDEL die Argumentation in Kapitel 4 des Gutachtens Quantifizierung der gesamtwirtschaftlichen und fiskalischen Effekte ausgewählter Infrastruktur- und Bildungsinvestitionen in Deutschland zu Investitionen in Kitas und Ganztagsschulen zusammen. Empirische Grundlage war das Investitionsprogramm Zukunft Bildung und Betreuung (IZBB) der Jahre 2003 - 2009.

"Die Entscheidung, welche Schulen und Schulformen gefördert wurden, sowie die inhaltliche Ausgestaltung und die Personalausstattung oblagen den Ländern",

heißt es dazu auf der zugehörigen Website des Bildungsministeriums. Anders ausgedrückt: Wir haben es hier mit einer Mogelpackung zu tun, weil Bildung nur als Beton und nicht als Qualität des Unterrichts begriffen wird. Die entscheidende Größe der Personalkosten bleibt außen vor. Ein solch neoliberal verkürzter Investitionsbegriff kann die Bildungskosten nicht adäquat erfassen und führt zu kontraproduktiven Konflikten innerhalb der unterschiedlichen politischen Ebenen. Solange Personalkosten im Bildungsbereich als Konsumausgaben (richtig eigentlich: konsumtive Ausgaben) diffamiert werden, kann von Bildung nicht gesprochen werden. Denn dadurch wird die Subventionierung der Baubranche höher bewertet als die Qualität von Betreuung und Unterricht.

OBERHUBER, Nadine (2016): Das leere Versprechen.
Lebensversicherer, die in Aktienfonds anlegen, werben mit hohen Renditen. Vom Gewinn an der Börse kommt beim Kunde nicht mal die Hälfte an,
in:
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung v. 02.10.

"Trotz aller Unkenrufe, die Lebensversicherung sei tot, (...) wittert die Versicherungszunft ein gutes Geschäft: mit fondsgebundenen Lebens- und Rentenversicherungen.
(...). Dafür (...) werben die Anbieter mit dem riesigen möglichen Kursgewinn (...). Genau das ist das Hauptargument, mit dem sich die Fondspolicen über 800.000 Mal im Jahr verkaufen. Inzwischen ist schon jede sechste Lebens- und Rentenversicherung eine auf Fondsbasis. In ein paar Jahren wird die Fondspolice die klassische Kapitallebensversicherung mengenmäßig überholt haben",

klagt uns Nadine OBERHUBER. Und nicht nur sie, denn gegen dieses Produkt läuft die geballte Medienberichterstattung der FAS/FAZ Sturm (mehr hier und hier,).

KREMER, Dennis (2016): "Die Lage ist bedrohlich".
Felix Hufeld, Deutschlands oberster Finanzaufseher, sagt Banken und Lebensversicherern schwere Zeiten voraus. Muss er bald die Deutsche Bank retten?
in:
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung v. 02.10.

Felix HUFELD sieht die Lebensversicherer nicht in Gefahr, denn sie können ihre Risiken voll auf die Versicherten abwälzen. Dazu haben sie einen großen Spielraum, denn:

"solange die Anbieter die gesetzlichen Voraussetzungen erfüllen, haben wir uns in solche Fragen nicht einzumischen. Es ist nicht die Aufgabe der Bafin, Schulnoten für Finanzprodukte zu verteilen. Das können andere besser als wir".

Die gesetzlichen Voraussetzungen sind - dank Lobbyarbeit der Versicherungsbranche - so lasch, dass hier nichts zu befürchten ist! Daran wird auch das Kleinanlegerschutzgesetz nichts ändern. Es sieht eine "Pflicht zum kollektiven Verbraucherschutz" vor - was immer man darunter verstehen will...

HOYER, Niklas (2016): Nur die Besten bieten noch gute Rendite.
Lebensversicherung: Im Niedrigzinsumfeld ist Kapitalstärke wichtiger denn je. Die 20. Auflage unseres Ratings zeigt, welche Anbieter damit punkten,
in:
Wirtschaftswoche, Nr.42 v. 07.10.

Niklas HOYER lobt das Wirtschaftswoche-Ranking, das auf Prognosen setzt - die bekanntermaßen keine Stärke von Ökonomen sind. Der Nachteil wird verschwiegen: Nicht Produkte werden bewertet, sondern nur die Unternehmen, deren Produktpalette jedoch gewaltig differiert. Was nützt eine hohe Ausschüttungquote, wenn der konkrete Vertrag durch seine hohen Kosten die Rendite so schrumpfen lässt, dass am Ende nichts davon übrig bleibt?

Fazit: Das Ranking der Wirtschaftswoche betrachtet lediglich einen Teilaspekt, sodass der Versicherte mit den Vor- und Nachteilen konkreter Verträge allein gelassen wird. Durchschnittswerte bei den Kosten vernebeln den Blick auf die Unterschiede - besser wären Extremwertangaben, wodurch die Kostenspanne zwischen Produkten mit niedrigsten/höchsten Kosten eines Versicherers erkennbar würden.

MORTSIEFER, Henrik (2016): Versicherer gehen auf die Straße.
Die Finanzbranche wirbt mit einem neuen Gutachten für die Vorzüge privater Infrastruktur-Investitionen,
in:
Tagesspiegel v. 07.10.

Was in Zeiten der Globalisierungseuphorie Public-Private-Partnership genannt wurde, wird in Zeiten des Nationalkonservatismus nun wieder mit öffentlich-privater Partnerschaft rückübersetzt. Nicht nur die Bauindustrie auch die Versicherungswirtschaft will ihre Profite dadurch erhöhen. Dazu schlägt die GDV mit ihrem Gutachten Volkswirtschaftlicher Nutzen privater Infrastrukturbeteiligungen in die gleiche Kerbe wie das kürzlich veröffentlichte BMWI-Gutachten.

Den Versicherern geht es nicht etwa um das Wohl der Gesellschaft, sondern das Gutachten zielt zum einen auf die Verringerung von Risiken für die Versicherungswirtschaft, die auf den Staat abgewälzt werden sollen und zum anderen um die Verringerung der Regulierung:

"Mit dem Start des neuen europäischen risikobasierten Aufsichtsregimes Solvency II am 1. Januar 2016 wurden die aufsichtsrechtlichen Rahmenbedingungen für Infrastrukturinvestments für die Versicherungswirtschaft grundlegend neu gestaltet. Die hierin vorgeschriebene Eigenmittelunterlegung von Infrastrukturinvestitionen ist sehr hoch" (2016, S.35),

lautet eine der vielen Klagen. Nichts davon liest man bei Henrik MORTSIEFER. Aufklärung? Dafür sehen sich Mainstreamzeitungen längst nicht mehr zuständig.

JAHBERG, Heike (2016): "Bei der Betriebsrente gibt es Nachholbedarf".
Allianz-Vorstand Andreas Wimmer über die Reformpläne der Regierung und die Probleme der Geringverdiener,
in:
Tagesspiegel v. 08.10.

Der Tagesspiegel versteht sich als Sprachrohr der Versicherungswirtschaft, weshalb sich hier deren Lobbyisten - ohne Gefahr mit kritischen Fragen konfrontiert zu werden - selbst darstellen dürfen. Andreas WIMMER nutzt dies weidlich aus, um die Profitinteressen des Konzerns als Vorteil von Geringverdienern und Arbeitgebern zu vermarkten. Insbesondere das Finanzministerium kommt diesen Profitinteressen entgegen, während die Sozialministerin ignoriert wird. WIMMER propagiert nämlich die Direktversicherung als einzigen Weg der betrieblichen Altersvorsorge, denn dieser umgeht das Sozialpartnermodell, das die Gewerkschaften und Andrea NAHLES favorisieren. Direktversicherungen versprechen den maximalen Profit für die Versicherungswirtschaft, insbesondere wenn dadurch Produkte verkauft werden können, die Risiken auf die Versicherten abwälzen.

WIMMER klopft sich selber auf die Schulter, wenn er mit einer hohen Überschussbeteiligung für risikoreiche Produkte lockt: "höher rentierliche Produkte" heißen risikoreichere Verträge im Marketingsprech. Hohe Überschussbeteiligungen sagen für sich allein genommen nichts über die Rendite eines Versicherungsprodukts aus.

WIMMER ist sich mit Alexander ERDLAND einig, was die Grobausrichtung auf die Profitinteressen betrifft. Lediglich das Opt-out-Modell spielt bei ihm keine Rolle, weil dieses ja nur für das Sozialpartnermodell gelten soll. WIMMER gehört gemäß Herbert FROMME (SZ v. 05.10.) zu jenen Hardlinern, die Garantien bei Lebens- bzw. Rentenversicherungen  am liebsten so schnell wie möglich loswerden möchten.

HERZ, Carsten & Peter KÖHLER (2016): Unter Zugzwang.
Wegen Minizinsen stehen Versicherer unter gewaltigem Druck. Also erweitern sie die Spielräume ihrer Geldverwalter - und gehen dadurch mehr ins Risiko, wie eine Studie belegt,
in:
Handelsblatt v. 10.10.

Die auf dem Finanzmarkt dominierende Fondsgesellschaft Blackrock hat dem Handelsblatt vorab eine Studie zugespielt, die im Zusammenhang mit den Empfehlungen von Blackrock gesehen werden muss, um die Macht dieses Finanzgiganten besser einordnen zu können. Die Umfrage zu den Einstellungen der Lebensversicherer gegenüber Kapitalmarktstrategien stimmen überein mit dem, was Blackrock für diese Unternehmen als notwendig erachtet. Inwiefern die Befragung überhaupt repräsentativ ist für die Branche ist, das lässt der unkritische Bericht außen vor.

Die Renditegier der Lebensversicherer wird mit der Renditegier der Versicherten begründet. Wenn also das Vorsorgesparen unlukrativ ist, dann würden die Menschen lieber ihr Geld der Konsumindustrie zukommen lassen oder zuhause horten. Das mag sicher das Schreckgespenst der Versicherungsindustrie sein, aber nicht unbedingt der kommenden Generation von Rentnern wie uns die Autoren erklären. Diese könnten stattdessen auf die Stärkung der gesetzlichen Rente setzen, denn diese muss der Profitgier der Finanzbranche keinen Tribut zollen.

HERZ, Carsten & Peter KÖHLER (2016): "Die Bereitschaft zu mehr Risiko ist klar vorhanden".
Der Blackrock-Versicherungsexperte über Wachstumsprobleme der Branche und neue Investmentstrategien,
in:
Handelsblatt v. 10.10.

KOKOLOGIANNIS, Georgios (2016): Risikoreiche Versicherer.
Hohe Dividenden machen Aktien aus der Versicherungsbranche interessant. Anleger sollten aber auf Unternehmen mit geringem Geschäftsanteil bei Lebenspolicen setzen,
in:
Handelsblatt v. 11.10.

Georgios KOKOLOGIANNIS stellt uns eine Liste der 15 Versicherungskonzerne mit der höchsten Börsennotierung vor, die ein Vermögensverwalter zu PR-Zwecken erstellt hat. In Zeiten der Dividendenstrategie wird uns die diesjährige Rendite von Versicherungsaktien als Köder für unsere Profitgier angeboten. Ein hoher Anteil von Lebensversicherungen soll jedoch schlecht sein. Eine solche Aussage bevorzugt von vornherein reine Rückversicherungen. Als Problem von Lebensversicherungen wird uns der Garantiezins von Altverträgen genannt. Warum wird uns also nicht dieser Anteil genannt? Dies würde ein genaueres Bild über die Situation von Lebensversicherungen bieten. Die Rendite der Dividende für 2016 reicht von 2,5 bis 6,2 %, wobei dieser Momentanwert nichts über die Entwicklung der Rendite aussagt, weder für die Vergangenheit und erst Recht nicht für die Zukunft.

KROHN, Philipp (2016): Versicherer sind immer noch nicht vergleichbar,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 12.10.

HERZ, Carsten & Christian SCHNELL (2016): Der Reiz der Resterampe.
Für viele Versicherer verlieren die alten Lebens-Policen angesichts der Niedrigzinsen an Attraktivität. Spezialisierte Firmen wittern nun das große Geschäft,
in:
Handelsblatt v. 14.10.

Abwicklungsgesellschaften nennen sich neuerdings "Konsolidierungsplattformen", um ihr negatives Image aufzupolieren. Die Teilprivatisierung der Altersversicherung ist geschafft, nun müssen deren Altlasten - also die vollmundigen Renditeversprechungen der Finanzdienstleister - entsorgt werden. Dabei sollen Abwicklungsgesellschaften wie die Frankfurter Leben helfen. HERZ & SCHNELL berichten über den Stand dieser neuen Geschäftssparte, von denen sich die Abwicklungsgesellschaften Profite versprechen. Sie werben mit Kostenvorteilen durch IT. Großbritannien gilt als Pionierland auf diesem Gebiet, weshalb dort schon Arbeitskämpfe um die betriebliche Altersvorsorge toben. Offenbar ist nicht alles Gold was glänzt.

HERZ & SCHNELL berichten, dass vor einem Jahr der Schweizer Rückversicherer Swiss Re die Abwicklungsgesellschaft Guardian Financial Services aufgekauft hat, die in Großbritannien und Irland tätig ist. Merkwürdigerweise taucht dieses Engagement der Swiss Re im Bereich Lebensversicherungen in der Liste von Georgios KOKOLOGIANNIS gar nicht auf.

Skeptisch sollte machen, dass diese Abwicklungsgesellschaften ihre Namen wie am Fließband ändern. So heißt die Heidelberger Leben nun Viridium Gruppe, nachdem MLP Leben und Skandia Leben geschluckt wurden. Was passiert, wenn nur noch ein Monopolist übrig ist und die Zahl der Altverträge derart geschrumpft ist, dass kein Mengenvorteil mehr besteht? Das Beispiel Protector zeigt das Problem: Diese Auffanggesellschaft der Mannheimer Leben ist mit rund 100.000 Verträgen nicht mehr tragbar geworden und soll nun in der Viridium Gruppe aufgehen.

Verbraucherschützer wie Axel KLEINLEIN sehen das kritisch, werden aber von HERZ & SCHNELL lediglich erwähnt, um dann wieder das Sprachrohr für die Abwicklungsgesellschaften zu spielen. Die Finanzaufsicht Bafin, die der Hochschullehrer Hermann WEINMANN in der Pflicht sieht, ist bisher nicht besonders als Verbraucherschützer aufgefallen.

SCHNELL, Christian (2016): "Das Geschäft war noch nie einfach".
Der Chef der Frankfurter Leben über die Perspektiven seines Geschäfts und warum Spezialanbieter Lebensversicherungen besser verwalten können als die großen Assekuranzen,
in:
Handelsblatt v. 14.10.

DPA (2016): Hohe Hürden.
Nur wenige Versicherer verkaufen Lebenspolicen an Konkurrenten,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 17.10.

DpA-Meldung, die sich gegen ein Handelsblatt-Interview wendet. Frank GRUND von der Finanzaufsicht Bafin geht nicht von einem sich rasant entwickelnden neuen Geschäftsfeld für Abwicklungsgesellschaften aus.

MAGENHEIM, Thomas (2016): Versicherer will Kunden loswerden.
Verbraucherschützer warnen, Lebenspolice vorzeitig zu kündigen,
in:
Frankfurter Rundschau v. 19.10.

Thomas MAGENHEIM beschreibt an einem Fallbeispiel die Praxis der Talanx-Lebensversicherungstochter Neue Leben, überwiegend Versicherte mit lukrativen Altverträgen über die Kündigung zu informieren. MAGENHEIM stellt diese Praxis in einen Zusammenhang mit dem Verkauf solcher Verträge an Abwicklungsgesellschaft ("Run off-Plattformen").

Dagegen stellt Nina NÖTHLING in der SZ das Vorgehen der Marktwächter Finanzen in den Mittelpunkt.

"Verbraucherschützer (kritisieren), dass die Talanx-Tochter die Kunden nicht auf Nachteile einer vorzeitigen Beendigung ihres Vertrages hinweise, zum Beispiel den Verlust des Risikoschutzes",

wird Sandra KLUG vom Marktwächter Finanzen zitiert. Ob es jedoch zu einer Abmahnung kommt, ist noch offen. Die Leser werden um Zusendung von Schreiben gebeten.

NÖTHLING, Nina (2016): Tipps zur Kündigung.
Versicherer wollen Kunden mit Altverträgen loswerden,
in: Süddeutsche
Zeitung v. 19.10.

OBERHUBER, Nadine (2016): Wie Lebensversicherer ihre Altkunden wegloben.
Versicherte erhalten nette Briefe mit einem brisanten Angebot: Beenden Sie ihre Verträge! Wer darauf eingeht, verzichtet auf viel Geld,
in:
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung v. 30.10.

SZ und FR berichteten schon vor fast 2 Wochen über den Fall des Lebensversicherers Neue Leben, der Kunden mit lukrativen Altverträgen loswerden will.

LANGENBERG, Britta (2016): Sicher ist sicher.
Eine Lebensversicherung zu kündigen lohnt sich nur selten. Die Verzinsung vieler Altverträge ist kaum zu toppen, und die Gesellschaften wirtschaften meist solide. Trotzdem sollten Kunden ihre Policen von Zeit zu Zeit überprüfen lassen,
in: Capital, November

Britta LANGENBERG präsentiert uns nicht in erster Linie die Versichertensicht, sondern die Sicht der Versicherer, die uns die Ohren mit ihren angeblichen Problemen voll jammern. Tatsächlich sind sie dabei ihre Altlasten elegant zu entsorgen und auf die Versicherten abzuwälzen. Das geplante Betriebsrentenstärkungsgesetz soll den Weg dazu frei machen.

Außerdem haben die Versicherer jetzt schon die Möglichkeit von ihren Altkunden zu profitieren:

"Die Versicherer (...) mindern nun teilweise bereits sicher geglaubte Zahlungen, die nicht garantiert sind (...).
So reduzieren die Gesellschaften ihren Versicherten beispielsweise nachträglich bereits eingestellte Schlussüberschüsse (...). Als Schlussüberschuss werden Gelder reserviert, die Kunden erst zum Vertragsende zustehen - zuvor allerdings gekürzt werden können."

Eine andere Option ist die Einstellung des Neugeschäfts und der Verkauf von Altverträgen an Abwicklungsgesellschaften. Die Finanzaufsicht Bafin soll zwar dafür sorgen, dass dadurch Versicherte nicht schlechter gestellt werden sollen, aber sie ist keine Verbraucherschutzorganisation, sondern schützt in erster Linie die Versicherer. Im Zweifelsfall entscheidet sich die Bafin deshalb zur Abwälzung der Risiken auf die Versicherten.

Die Versicherten haben dagegen nur wenige Möglichkeiten, um ihre Kosten zu senken:

"Erstens, den Vertrag auf jährliche Zahlungsweise umstellen; zweitens, unnötige Zusatzpolicen zum Unfalltod kündigen; und drittens, auf dynamische Erhöhungen im letzten Vertragsdrittel verzichten",

erklärt uns LANGENBURG dazu. Nur in einer finanziellen Notlage, sieht LANGENBURG eine Kündigung gerechtfertigt. In diesem Zusammenhang weist sie darauf hin, dass viele Verträge vor 2008 aufgrund fehlerhafter Beratung ungültig sind und deshalb durch Widerruf ohne die sonst hohen Verluste gekündigt werden können.

Die hohen Hürden für die Kündigung sind politisch gewollt und verursacht, denn Kündigungen werden im Gegensatz zum Einstellen der Zahlungen, als Scheitern der Riester-Verträge gezählt. Wenn LANGENBURG also bejubelt, dass die Deutschen 2015 weniger Verträge gekündigt haben, dann ist das eine zweischneidige Sache, denn Versicherer müssen sich dadurch weniger um die Belange der Versicherten kümmern, sondern können weiterhin mit unseriösen Praktiken und durch die Abwälzung der Risiken auf die Versicherten ihre Profite maximieren.

Wenig erhellend für jene, die eine Kaufentscheidung treffen müssen, ist das Ranking der Lebensversicherer, denn es wurde lediglich ein einziges Produkt verglichen und zwar eine  Sofortrente, obwohl die gesetzliche Rentenversicherung derzeit den Renditen jeder Sofortrente überlegen ist, weshalb inzwischen so gut wie jede Mainstreamzeitung Werbung für freiwillige Ausgleichszahlungen macht. Dass es nicht nur auf die Lebensversicherer, sondern auch auf das konkrete Produkt ankommt, zeigt gerade das Scheitern des Altersvorsorgeprodukt DWS Flexpension, das auch von einem 5-Sterne-Lebensversicherer (höchste Kategorie) angeboten wird.

KANNING, Tim (2016): Das Zinstief lässt die private Altersvorsorge bröckeln.
Wegen der niedrigen Anleihezinsen funktionieren viele Vorsorgemodelle nicht mehr. Die DWS schließt mehrere Fonds und schraubt auch an den Riesterverträgen,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 02.11.

"Nun müssen sich gut eine Million Kunden, die insgesamt mehr als 2 Milliarden Euro in ein Fondsprodukt der Deutschen Bank gesteckt haben, nach einer Alternative umschauen. Denn die Fondstochter DWS schließt mehrer ihrer Garantieprodukte vorzeitig, mit denen Sparer für ihr Alter vorsorgen wollten. (...). Vor allem über fondsgebundene Lebensversicherungen sind viele Anleger in den Fonds investiert. (...). Sie sind also in der Regel nicht direkt Kunden der DWS, sondern haben entsprechende Versicherungen bei großen Anbietern wie Allianz, Zurich oder Nürnberger abgeschlossen",

erklärt uns Tim KANNING zum Scheitern des Altersvorsorgeprodukts Flexpension. Anfang September hat Philipp KROHN den gepriesenen MAP-Report 2016 vorgestellt. Darin wurden Anbieter wie Allianz und Zurich gelobt, die auch Flexpension-Produkte in ihrem Angebot haben. Da uns die FAZ/FAS vor allem ans Herz legt - nicht nur - bei fondsgebundenen Lebensversicherungen auf die Gebühren zu achten, erscheint das Flexpension-Produkt als hervorragend, denn die Fondsgesellschaft DWS hat die Verwaltungsgebühren für dieses Produkt von "ursprünglich 1,1 Prozent auf zuletzt 0,1 Prozent" abgesenkt. Das könnte man also auch als vorletzten Schritt vor dem endgültigen Scheiterns eines Produkts interpretieren.

Bei Rentenversicherungen der DWS wird dagegen die Mindestlaufzeit der Verträge um 5 Jahre erhöht:

"So muss die DWS Basisrente Premium von Mitte November an mindestens 15 Jahre laufen, die DWS Toprente 20 Jahre und die DWS Riesterrente Premium sogar 25 Jahre lang."

Dies ist lediglich eine Wette auf die Zukunft. Sollte diese nicht aufgehen, weil sich die Niedrigzinsphase so nicht aussitzen lässt, dann drohen auch bei diesen Produkten Verluste. Im übrigen befinden sich die Finanzdienstleister mit ihrer Wette auf die Zukunft in guter Gesellschaft, denn auch die Bundesregierung geht in ihren schönfärberischen Annahmen des Alterssicherungsberichts 2016 nur von einem kurzfristigen Renditetief der kapitalgedeckten Altersvorsorge. Verschwörungstheoretiker könnten dahinter ein System sehen, aber eher stecken dahinter die jeweiligen Eigeninteressen, die zu Lasten der Versicherten gehen. 

KANNING, Tim (2016): Keine Garantie.
Kommentar,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 02.11.

"Mag sein, dass jeder Anleger, der auf die Flexpension-Fonds der DWS gesetzt hat, nun tatsächlich die einmal zugesagte Summe ausgezahlt bekommt, nur eben im Zweifel 10 Jahre früher, als er wollte. Dabei gilt gerade bei der Lebensversicherung, dass sich die Kunden darauf verlassen wollen, dass ihnen ihr Finanzinstitut das Geld sicher über die Zeit bringt - und bestenfalls noch mit einer ordentlichen Rendite", meint Tim KANNING zu dem Fall.

KROHN, Philipp (2016): Aufkäufer finden Lebensversicherungen wieder attraktiv.
Immer weniger Policen wechselten in der jüngeren Vergangenheit den Besitzer. Nun gibt es neue Akteure am Markt. Ist das von Vorteil für die Kunden,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 08.11.

Nicht nur versuchen Lebensversicherer Kunden mit lukrativen Altverträgen zur Kündigung zu bewegen, sondern auch Arbitrage-Geschäfte haben wieder Aufwind. Aufkäufer von Lebensversicherungen wie die Winniger AG oder Policen Direkt erhoffen sich risikolose Gewinnmitnahmen.

Besitzer von Lebensversicherungen mit Geldnot haben maximal vier Optionen: Kündigung, Beitragsfreistellung, Verkauf auf dem Zweitmarkt und Rückabwicklung von Verträgen. Die Kündigung ist finanziell gesehen die ungünstigste Variante, weil sie politisch sanktioniert wird. Kündigungen sind schlecht fürs Image der Lebensversicherer und die neoliberale Politik setzt auf Kapitaldeckung. Würden viele ihre unlukrativen Verträge kündigen, dann müsste die Politik ihr Scheitern zugeben, weshalb hohe Hürden zu Lasten der Kunden und zur Profitsicherung der Finanzdienstleister aufgebaut wurden.

Statt des Verkaufs, mit dem Geschäftemacher unterstützt werden, lohnt sich eher die Rückabwicklung, zu der die Verbraucherzentralen raten, was jedoch nicht bei allen Verträgen möglich ist.

KROHN, Philipp (2016): Erfolgreiche Policen.
Kommentar,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 08.11.

"Dass nun neue Akteure versuchen, auf dem Zweitmarkt für Lebensversicherungen mehr Policen aufzukaufen, ist ein (...) Indiz dafür, dass diese in der derzeitigen Lage am Kapitalmarkt weiterhin recht attraktiv sind. Wer noch einen hoch verzinsten Vertrag hält, sollte sich deshalb zweimal überlegen, ob er ihn wirklich veräußern will",

meint Philipp KROHN aus seiner neoliberalen Sicht. Tatsächlich ist jedoch die gesetzliche Rentenversicherung derzeit unschlagbar, was Renditen angeht. Kapitaldeckung lohnt sich nur für langlebige Besserverdienende. Wenn die neoliberale Politik Arme dem Kapitalmarkt ausliefert, dann profitieren davon nur Finanzdienstleister und Besserverdienende. Erfolg sieht anders aus! 

ZDRZALEK, Lukas (2016):Wenn Anbieter ihre Fonds plötzlich schließen.
Verbraucherschützer warnen davor, dass Lebens- und Rentenversicherer ihr Kunden in teuere und riskantere Anlagen drängen wollen,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 14.11.

Lukas ZDRZALEK berichtet nun ebenfalls über die DWS-Altersvorsorgeprodukte, über die Tim KANNING bereits Anfang November in der FAZ informierte. Anhand eines Fallbeispiels wird klar, dass spätestens seit Ende September bekannt ist, dass DWS-Fonds geschlossen worden sind. Warum wird das aber erst jetzt in der Presse bekannt gemacht?

ZDRAZELK schiebt die Schuld für die Fondsschließung auf die Niedrigzinspolitik der EZB. Dann müssten aber alle Fonds geschlossen werden, was nicht der Fall ist. Also geht es hier allein um das Missmanagement der DWS und dessen Auswirkungen.

Der Bericht erwähnt nur die Praxis der WWK und der Aachen-Münchner, die ihre Klientel vor die Wahl stellen:

"Sie können entweder selbst bis Mitte November einen Alternativ-Dons auswählen - oder die Versicherer schichten das Guthaben des alten Fonds automatisch in einen »möglichst gleichwertigen« neuen Fonds um."

Der Zeitungsartikel kommt also reichlich spät. Mit Niels NAUHAUSER von der Verbraucherzentrale werden uns vier Probleme bei diesen Optionen aufgezeigt:
1) Die Alternativfonds sind keine Garantiefonds mehr
2) Die Fonds können einer höheren Risikoklasse angehören
3) Die Gebühren können wesentlich höher sein
4) Für den Kunden wichtige Informationen über die Alternativfonds fehlen in den Anschreiben der Versicherer

Fazit: Wer dem Kapitalmarkt ausgeliefert ist, der kann sich offenbar auch auf den Verbraucherschutz nicht unbedingt verlassen. Die Finanzdienstleistungsbranche hat eine gute Lobby, weshalb solche Praktiken nicht durch die Politik unterbunden werden. Schließlich soll diese Form der kapitalgedeckten Altersvorsorge noch gefördert werden. 

GENTRUP, Anna (2016): Neue Kapitalquelle willkommen.
Die Versicherer freut es, dass die Regierung über Privatinvestoren nachdenkt. Das finden nicht alle gut,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 17.11.

Vor 6 Wochen hat die Versicherungslobby ein Gutachten veröffentlicht, mit dem sie ihre Interesse an mehr Privatinvestitionen kundtat. Kaum ist das geschehen, da will der Bundesfinanzminister diese Investitionen auch schon fördern. Anna GENTRUF zitiert Carsten ZIELKE, der bei der SZ die Versicherungsbranche in Regulierungsfragen vertritt. Der Begriff "Finanzanalyst" soll das verschleiern. Aber natürlich sind die Versicherungen nur unter bestimmten Bedingungen zu Investitionen bereit - schließlich wollen sie davon profitieren. Die Allgemeinheit soll also die Zeche zahlen, die sich die Versicherungen bei der Altersvorsorge selber eingebrockt haben: Mit hohen Garantieversprechen haben sie sich zur besseren Alternative zur gesetzlichen Rentenversicherung stilisiert - nun wollen sie sich ihrer Verantwortung entziehen und der Finanzminister hilft ihnen gerne dabei. Als einzigen Kritiker präsentiert uns Axel KLEINLEIN vom Bund der Versicherten.

FROMME, Herbert (2016): Herr Kaiser kommt nicht wieder.
Die klassische Lebensversicherung ist in der Krise. Dabei gibt es einen großen Markt für die Altersvorsorge,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 17.11.

Herbert FROMME erklärt uns, dass die Versicherer in den 1990er Jahren die Bundesregierung dazu gedrängt hat, die Obergrenzen für Zinsgarantien nach oben zu setzen, um gegenüber den Banken ein Alleinstellungsmerkmal zu haben:

"Der Garantiezins für die gesamte Dauer des Vertrags war das Alleinstellungsmerkmal, auch wenn er nicht auf die eingezahlte Summe, sondern nur auf den Sparanteil gutgeschrieben wird. Er beträgt bei den meisten Gesellschaften um die 90 Prozent der Zahlungen, bei manchen auch nur 80 Prozent oder noch weniger."

Nun wollen sie sich aus ihrer Verantwortung für die damaligen vollmundigen Renditeversprechen stehlen. Die Zinszusatzreserve stellt FROMME als Hilfestellung des Gesetzgebers dar, die jedoch neue Probleme aufgeworfen hat:

"Der Gesetzgeber hat geholfen und eine besondere Reserve für die Alt-Garantien eingeführt, die Zinszusatzreserve. Aufgebaut wird sie aber nicht von den Aktionären der Versicherer, die damals die Zinsgarantien abgaben, sondern von den übrigen Kunden mit niedrigeren Garantien. Ihre Renditegutschriften werden gekürzt, damit die Versicherer die hohen Garantien bedienen können."

FROMME weist auf unseriöse Praktiken hin, mit denen nun Versicherer versuchen ihre Kunden mit lukrativen Garantien loszuwerden. Bei den Alternativen stellt FROMME das Kostenproblem in den Mittelpunkt, das Friederike KRIEGER ausführlicher behandelt. Auch die Abwicklung von Altverträgen wird als Möglichkeit der Versicherer genannt.

Das Betriebsrentenstärkungsgesetz erklärt FROMME zum Rettungspaket für Lebensversicherer, denen ein lukrativer neuer Markt erschlossen werden soll. Dazu dient das Opt-Out-Modell, das mit sanftem Zwang auch Arbeitnehmer, die als Geringverdiener kaum profitieren können, in die Fänge der Finanzdienstleister locken soll.

"Bezieher kleiner Einkommen (...) haben selten die 100 Euro bis 200 Euro monatlich übrig, die sie zum Ansparen für eine fühlbare private Altersrente brauche. Wer im Berufsleben arm ist, weil er schlecht verdient, ist auch arm als Rentner",

meint FROMME, der vor allem bei den Besserverdienenden und Selbständigen einen Bedarf an privater Altersvorsorge sieht.

"Möglicherweise legen Banken und Sparkassen doch sinnvolle Sparpläne und Entnahmepläne auf, statt nur an den Provisionen aus der Vermittlung von Lebensversicherungen an ihre Kunden verdienen zu wollen",

hofft FROMME. Warum aber sollten Finanzdienstleister freiwillig ihre Profite schmälern wollen?

SCHWERDTFEGER, Heike (2016): Wie Versicherte den Renditeturbo einschalten.
Fondspolicen: Mit den richtigen Fonds können Versicherte die Rendite ihrer fondsgebundenen Lebens- und Rentenpolicen steigern - und langfristig profitieren,
in:
Wirtschaftswoche Nr.48 v. 18.11.

Fondsschließungen sind für Heike SCHWERTFEGER - anders als für SZ und FAZ - kein Problem, sondern lediglich eine Herausforderung:

"2,4 Milliarden Euro Vermögen sind derzeit unmittelbar betroffen. Sie sind in Garantiefonds der DWS-Flex-Pension-Palette angespart worden. Doch 17 der 22 Fonds werden jetzt geschlossen. Das Geld muss in andere Fons umgeschichtet werden. Doch nicht nur die von den Fondsschließungen betroffenen Versicherten, sondern alle gut 14 Millionen Kunden mit fondsgebundenen Policen sollten regelmäßig überprüfen, ob ihre Fonds noch die Erwartungen erfüllen".

Verbraucherschutz sieht anders aus. SCHWERTFEGER ist nichts als eine willige Erfüllungsgehilfin der Finanzdienstleisterlobby. Dazu gehört z.B. die Ratingagentur Assekurata, die von SCHWERTFEGER hofiert wird:

"Die WirtschaftsWoche stellt die empfehlenswertesten Fonds der fünf - gemessen am auf Fondspolicen entfallendem Beitragsteil - größten Anbieter vor (...) Da Assekurata von einigen Anbietern keine Daten vorlagen, konnten sie nicht berücksichtigt werden."

Uns werden 18 Fondspolicen vorgestellt. Allein 7 Fonds stammen von der Deutsche Bank-Tochter DWS, die gemäß SCHWERTFEGER 17 ihrer 22 Fonds geschlossen hat, was kein Ausweis für die Güte dieser Fondsgesellschaft ist. Jemand mit gesundem Menschenverstand würde die Finger weg lassen, denn was ist ein Rating Wert, wenn die Basis lediglich aus noch nicht geschlossener Fonds besteht? Schulnoten zu vergeben (alternativ Sterne) täuscht vor, dass es möglich ist, gute von schlechten Fonds zu trennen, aber die dahinter stehenden Kriterien werden nicht offen gelegt. Und wie kann ein Fonds, der bei Risiko mit "mangelhaft" bewertet wird, noch ein Gesamturteil von "gut" bekommen?

Man muss den Artikel bis zur letzten Seite lesen, um zu den Problemen zu kommen. Da wird uns als Beispiel nicht etwa eine deutsche Fondsgesellschaft als unseriös dargestellt, sondern eine Gesellschaft für Investmentprodukte GIP International aus Luxemburg. Die unseriösen Praktiken der Aachen-Münchener, die bei den fünf größten Anbietern aufgeführt ist, werden uns von SCHWERTFEGER sogar noch als Positivbeispiel präsentiert:

"Viele der von den aktuellen Flex-Pension-Fondschließungen betroffenen Kunden haben Policen der Aachen-Münchener Versicherung abgeschlossen. Vor allem Verkäufer der Deutschen Vermögensberatung (DVAG) haben sie vertickt - das Deutsche-Bankd-Fondshaus DWS pflegt eine exklusive Vertriebskooperation mit der DVAG.
Deshalb bietet das Unternehmen den Anlegern nun auch DWS-Fonds als Alternative an. Darunter auch sehr gute Aktienfonds (...). Weil viele der Flex-Pensions-Fonds aber risikoarme Garantiefonds waren, ohne große Kursschwankungen, dürfte Kunden ein Umstieg auf riskantere Aktienfonds mitunter schwerfallen. Unter den DWS-Fonds bliebe dann der DWS Balance als Alternative."

Am Schluss macht SCHWERTFEGER aus dem DWS-Missmangement sogar noch einen angeblichen Vorteil des Kunden:

"Ohne die aktuellen Fondschließungen wäre sie ihrem Flex-Pensions-Fonds treu geblieben. Streng genommen muss sie der Fondsgesellschaft für die Schließung dankbar sein."

Nur eine gewiefte Verfechterin der Kapitaldeckung, kann auf solch eine absurde Wendung kommen und Missmanagement zur Wohltat für Kunden zu stilisieren! Freiwillige Einzahlungen in die gesetzliche Rente sind da sicher lukrativer als Altersvorsorge. Lebensversicherungen sind lediglich für Besserverdiener mit zuviel Geld und jene, die biometrische Risiken versichern müssen, sinnvoll.

Langfristig profitieren ist einer der Slogans. Das hat den Vorteil, dass eine Überprüfung nicht möglich ist. Erst am Ende kommt die Stunde der Wahrheit, aber dann sind unsere Ratgeber bereits über alle Berge und wir stehen allein da mit unserer Fehlentscheidung. Die Finanzdienstleister gewinnen immer: Wir haben Missmanagement betrieben? Kein Problem: der Kunde zahlt die Zeche!

RETZLOFF, Arne (2016): Ein Stück vom Kuchen.
Das Lügenspiel der ERGO-Versicherungsgruppe - eine Innenansicht,
in:
Neues Deutschland v. 18.11.

Gestern erzählte uns Herbert FROMME in der SZ, dass die Hamburg-Mannheimer mit ihrem Herr Kaiser das Gesicht der Lebensversicherung in Deutschland war. Heute dagegen erzählt uns Arne RETZLOFF von der anderen Seite dieses Gesichts: Die Ergo ist hervorgegangen aus der Victoria und der Hamburg-Mannheimer, deren Manager durch Lustreisen nach Budapest ins Gerede kamen. Das bezeichnet RETZLOFF als

"Sex auf Kosten der Versicherten als Belohnung".

RETZLOFF beschreibt nun das System, mit dem der Lebensversicherer heutzutage seine Versicherungen auf der untersten Ebene unter die Leute bringt:

"Es gibt keine Ausbildungspauschale, kein Gehalt, nichts. Nur über eigene Verträge und Verträge des Teams kann man Einkünfte erwirtschaften und in der Struktur des Konzerns aufsteigen (...). Man (...) stellt seine Arbeitskraft nebenberuflich und unentgeltlich der ERGO zur Verfügung, wobei der Lebensunterhalt in dieser Zeit oft von der Agentur für Arbeit bestritten wird. Darüber hinaus bezahlt man Ausbildung und Gehalt selbst - durch eigene Vertragsabschlüsse, an denen die jeweiligen Strukturhöheren immer kräftig mitverdienen",

schreibt RETZLOFF über das Heer von jungen Menschen, die auf dem normalen Arbeitsmarkt keinen Job finden und in die Fänge von als private Arbeitsvermittler getarnte Menschenmaterial-Zulieferanten der Ergo fungieren. Dort werden diese Schwervermittelbaren mit ihrer Sehnsucht nach dem großen Geld geködert und sollen ihr persönlichen Kontakte ausbeuten. Dazu werden ihnen die Grundlagen des Verkaufsgesprächs eingebleut.

Am Anfang steht die durch die Teilprivatisierung der gesetzlichen Rentenversicherung 2001 geschaffene Versorgungslücke, die mit Altersvorsorgeprodukten der Ergo geschlossen werden soll. Das Mantra, das den Kunden vorgebetet wird, kennen wir aus den Mainstreamzeitungen, die uns unisoni die Kapitaldeckung als angeblich lukrativere Form der Altersvorsorge einreden:

"Es werden immer weniger Kinder geboren, die Menschen werden immer älter, das Verhältnis zwischen Beitragszahler und Rentenempfänger wird immer kritischer. Die gesetzliche Rentenversicherung ist kurz vor dem Kollaps. Die Vorsorgelücke wird immer größer, darum droht Altersarmut, und die einzige Rettung ist eine private Rentenversicherung".

Uns wird erzählt, dass das Rentenniveau in Zukunft bei 40 Prozent liegen wird - und das nutzt in erster Linie den Profitinteressen von Versicherungen und Banken, die bekanntlich über zu geringe Profite jammern. Denn genug ist nie genug. Oder wie es RETZLOFF formuliert:

"Bei der Riester-Rente muss man vier Prozent vom Brutto als Eigenanteil einbringen, um die vollen staatlichen Fördergelder zu erhalten, die wiederum aus Steuermitteln kommen. Für den Arbeitnehmer eine reale Beitragserhöhung, der Arbeitgeber spart seinen Arbeitgeberanteil und die Versicherungen machen garantierte Gewinne."

Befürworter dieses Systems werden einwenden, dass nicht jeder Arbeitgeber knausrig ist und dass es Unterschiede bei den Altersvorsorgeprodukten gibt. Die Vorteile kommen jedoch in erster Linie Besser- und Spitzenverdiener zugute. Der Rest zahlt diese Zeche des Systems.

Fazit: Für 9,50 Euro pro Vertrag auf der untersten Ebene verkaufen diese Mitglieder der Kapitaldeckungssekte ihre Kontakte. Sie brauchen keine Skrupel dabei zu haben, denn Medien und Politik haben längst jegliche Hemmschwelle abgebaut: Jeder ist seines Glückes Schmied. Wer reinfällt ist selber schuld!

FROMME, Herbert (2016): Der Verlierer ist der Kunde.
Lebensversicherung: Der Konstruktionsfehler: Für die Zinsgarantien kommt die Mehrheit der Versicherten auf,
in: Süddeutsche Zeitung
v. 24.11.

Vor einer Woche führte Herbert FROMME einen neuen Gedankengang ein, den er nun mit unseriösen Praktiken der Lebensversicherer Talanx inklusive deren Töchter Neue Leben, HDI und Targo sowie der Gothaer in Verbindung bringt, die versuchen Kunden mit lukrativen Altverträgen zur Kündigung zu bewegen.

Dass die Versicherer auf unseriöse Praktiken zurückgreifen, rechtfertigt FROMME damit, dass diese durch einen Konstruktionsfehler dazu gewissermaßen gezwungen werden:

"Hinter dem Problem steckt ein Konstruktionsfehler der deutschen Lebensversicherer, der die Mehrzahl der Kunden Geld kostet. Denn keineswegs sind es die Eigner der Versicherer, die für die Einhaltung der hohen Zinsgarantien aufkommen. Nein, zahlen dürfen die übrigen Kunden. Ihre Rendite wird entsprechend gekürzt. (...).
Die Bundesregierung hat auf Anregung der Versicherer 2011 eine spezielle Rückstellung eingeführt, mit der die Gesellschaften die Verpflichtungen aus den hohen Zinsgarantien bedecken müssen. (...). Fast die gesamte Summe haben die Kunden der Lebensversicherer mit schlechteren Garantiezinsen aufgebracht, nur in wenigen Fällen haben die Eigner Geld eingeschossen."

Statt aber dafür zu plädieren, dass dies dahingehend geändert wird, dass die Eigner für den Schaden aufkommen, soll stattdessen den Kunden die Zinsgarantien gekürzt werden:

"Bundesregierung und Finanzaufsicht könnten die Zinsgarantien kürzen oder zeitweise aussetzen, also bei steigenden Zinsen wieder in Kraft setzen. Dafür gibt es schon Gesetze, sie müssen wahrscheinlich ausgeweitet werden."

FROMME strebt also an dass alle Kunden und nicht nur Neukunden, die Kosten falscher Versprechungen tragen sollen, während die Eigner weiterhin verschont werden.

Fazit: Der Vorschlag von FROMME läuft darauf hinaus die Kosten vollmundiger Versprechungen auf die Versicherten abzuwälzen und unseriöse Praktiken der Versicherer letztlich zu rechtfertigen. Sie können ja angeblich wegen der Niedrigzinsen nicht anders. Besser wäre es die kapitalgedeckte Altersvorsorge abzuschaffen, denn offensichtlich ist sie der gesetzlichen Rentenversicherung nicht überlegen wie das Anfang des Jahrtausends behauptet wurde.

KROHN, Philipp (2016): Alte Leipziger senkt Verzinsung ebenfalls,
in: Frankfurter Allgemeine Zeitung
v. 29.11.

"Im Vorgriff auf die seit diesem Jahr geltenden europäischen Aufsichtsregeln (Solvency II) hatte die Alte Leipziger über mehrere Jahre das Eigenkapital gestärkt und zu diesem Zweck Mittel im Unternehmen belassen, statt sie direkt an Kunden auszuschütten",

übernimmt Philipp KROHN die Sicht des Pressesprechers des Unternehmens, mit der die Tatsache, dass für auslaufende Verträge die Überschussbeteiligung von 3,7 Prozent auf 3,15 Prozent gesenkt wurde, gerechtfertigt wird. Notwendig wäre dies nicht gewesen, denn für Versicherer gelten Übergangsfristen bis zu 16 Jahren. 

THELEN, Peter & Anke REZMER (2016): Mehr Rendite ohne Garantie.
Betriebliche Altersvorsorge: Den Versicherern geht diese neue Prinzip für tariflich vereinbarte Betriebsrente zu weit. Die Investmentgesellschaften wollen mehr davon,
in:
Handelsblatt v. 29.11.

Bereits gestern hat die SZ über die Kritik der Versicherungswirtschaftslobbyisten (GDV) am Betriebsrentenstärkungsgesetz berichtet, dabei blieben aber die Interessen der Lobbyisten im Dunkeln. THELEN & REZMER berichten nun darüber, welche Interessen die Finanzdienstleistungsbranche bei der betrieblichen Altersvorsorge (BAV) haben:

"Direktversicherungen (sind) derzeit das Hauptgeschäft der Versicherer im Bereich der BAV. Sie haben offenbar ein großes Interesse, dieses Produkt auch im Rahmen des Sozialpartnermodells weiter anzubieten. Deshalb sind sie auch dagegen, Opting-out-Regeln künftig für ganze Branchen per Tarifvertrag zu ermöglichen."

Dass die BDA ebenfalls der gleichen Ansicht ist, erstaunt kaum. Der Bundesverband der Investmentgesellschaften (BDI) hat im Gegensatz zu den Lebensversicherern kein Interesse das Alleinstellungsmerkmal Garantie zu verteidigen. Diese kämpfen dagegen für eine Gleichstellung von Direktzusagen und Unterstützungskassen als weitere Durchführungswege. Lob gibt es von der neoliberalen Unternehmensberatung Willis Towers Watson.

Uwe BUCHEM von der Unternehmensberatung Mercer, dessen Stellungnahme vom 7. November zum Gesetzesentwurf hier zu finden ist, sieht in einer Marketingkampagne für die neue Zielrente die wichtigste Aufgabe. Das ist nur zu verständlich, denn die neue Zielrente bedeutet eine Risikoabwälzung auf die Arbeitnehmer. Und ob sie die höheren Renditen wirklich bringt, darf bezweifelt werden. Wie in Großbritannien oder den USA wird die Rente zum Lotto. Wer Pech hat, muss dann wegen Einbrüchen am Kapitalmarkt eben länger arbeiten als er vorhatte.

KROHN, Philipp (2016): Das Herz der deutschen Lebensversicherer ist schwächer.
Ratingagentur Assekurata unterzieht Branche einem Test,
in: Frankfurter Allgemeine Zeitung
v. 30.11.

Philipp KROHN übersetzt uns das Marketingsprech der Pressemitteilung. Die "Studie" der Ratingagentur soll Auskunft über den Zustand der 75 betrachteten Lebensversicherer geben. Da KROHN uns nur die Vorgehensweise der Studie erläutert und sich jeglicher Bewertung über die Nützlichkeit der einzelnen Kennwerte enthält, ist es ganz allein dem Leser überlassen, inwiefern er die Informationen ebenfalls für nützlich hält, sofern er nicht davon ausgeht, dass fehlende Kritik gleichbedeutend mit sinnvoller Vorgehensweise ist.

"Bei 20 der untersuchten Unternehmen reichen die Kapitalerträge schon nicht mehr aus, um die Garantieverpflichtungen zu bedienen. Ohne Überschüsse zum Beispiel aus der Risikokalkulation wären sie schon jetzt auf Zuschüsse aus anderen Geschäftszweigen angewiesen",

erklärt uns z.B. KROHN. Diese Information ist jedoch wenig aussagekräftig, wenn man nicht weiß, dass 75 Unternehmen untersucht wurden - was uns KROHN jedoch verschweigt. Es sind solche Details, die journalistische Artikel oftmals unleserlich machen.

"Durch die Pflicht, Garantien der Vergangenheit durch eine Zinszusatzreserve zusätzlich zu stützen, entziehen die Versicherer jüngeren Kunden Geld, das nicht zur Ausschüttung bereitsteht",

erklärt uns KROHN. Es wird hier vorausgesetzt, dass diese Praxis sozusagen alternativlos ist, was jedoch nicht der Fall ist, wenn man die vorhergehende Aussage hinzunimmt. Im Unternehmen könnte genauso gut ein interner Risikoausgleich zwischen verschiedenen Geschäftszweigen erfolgen, wodurch jüngere Kunden nicht benachteiligt werden müssten. Es liegt also allein an der gängigen Unternehmenspraxis, wenn bestimmte Maßnahmen eher ergriffen werden als andere.

KROHN, Philipp & Hendrik WIEDUWILT (2016): Scharfe Kritik an Versicherern.
Justizministerium rügt Kündigungs-Empfehlung,
in: Frankfurter Allgemeine Zeitung
v. 30.11.

KROHN & WIEDUWILT berichten darüber, dass die Fälle bei den Talanx-Töchtern Neue Leben,  HDI und Targo sowie der Gothaer nun zu einer Reaktion des Justizministeriums geführt haben. Die Kündigungs-Empfehlungen seien ein Verstoß gegen das Versicherungsvertragsgesetz (VVG) gewesen.

JURETZEK, Rainer (2016): Mehr auf das Risiko achten.
Käufer von Anteilen an Investmentfonds achten häufig vor allem auf die erwartete Rendite. Es wäre aber sinnvoll, mehr auf die erwarteten Risiken zu schauen,
in: Frankfurter Allgemeine Zeitung
v. 03.12.

Rainer JURETZEK erklärt das Geschäftsmodell der Fondspolicen der Versicherer für tot und propagiert dagegen Mischfonds, die auf Risikominimierung setzen.

HERZ, Carsten (2016): Wenn Kunden zur Last fallen.
Bausparkassen und Versicherer versuchen im Schatten der Niedrigzinsen, ihre steigenden Renditerisiken auf die Verbraucher abzuwälzen. Doch selbst innerhalb der Branche löst mancher Vorstoß Kopfschütteln aus,
in:
Handelsblatt v. 06.12.

"Bausparkassen und Versicherer versuchen im Schatten der Niedrigzinsen, das steigende Renditerisiko zu minimieren - und Kunden mit lukrativem Altvertrag zu einer vorzeitigen Kündigung zu bewegen",

erklärt uns Carsten HERZ die Gründe für unseriöse Praktiken.

HERZ, Carsten (2016): "Versicherer denken mehr an sich".
Sandra Klug: Die Verbraucherschützerin über die vereinzelten Versuche der Branche, die Kündigung von Altverträgen nahezulegen,
in:
Handelsblatt v. 06.12.

Sandra KLUG vom Marktwächter-Team für Versicherungen der Verbraucherzentrale Hamburg  berichtet über die unseriösen Praktiken der Neue Leben und Gothaer Versicherung, die Altkunden die Kündigung ihrer lukrativen Verträge nahe legen.

SCHNELL, Christian & Carsten HERZ (2016): Rendite im Abwärtssog.
Besitzer von Lebensversicherungen müssen tapfer sein: Im nächsten Jahr bekommen sie noch weniger auf die angesparten Beträge gutgeschrieben,
in:
Handelsblatt v. 07.12.

"Seit Dienstag gibt es die bittere Gewissheit, dass am Ende der Laufzeit bei vielen Versicherten wieder etwas weniger herauskommen wird als bisher vermutet. Mit Allianz, Axa und Ergo haben drei Schwergewichte der Branche die Zahlen zur laufenden Verzinsung ihrer Lebensversicherungen im kommenden Jahr genannt. Einig sind sie sich in einem: Die laufende Verzinsung sinkt",

berichten SCHNELL & HERZ. Die Versicherer wollen keine Garantiezinsen mehr anbieten. Um Policen mit weniger Garantien (z.B. Bestandsgarantie) zu vermarkten, greifen Versicherer wie die Allianz darauf zurück, den Versicherten mit Garantiezinsen geringere Anteile am Schlussgewinn und den Bewertungsreserven zuzugestehen als Neukunden mit Bestandsgarantie. Bei der Allianz beträgt der Unterschied für das Jahr 2017 0,3 Prozent.

MAGENHEIM, Thomas (2016): Auch die Stärksten werden schwächer.
Analyse: Lebenspolicen werden 2017 erneut schlechter rentieren. Ein Ende des Abwärtstrends ist nicht in Sicht. Und es kann noch schlimmer werden - Pleiten von Versicherern eingeschlossen,
in: Frankfurter
Rundschau v. 07.12.

Thomas MAGENHEIM vermischt die Ankündigungen von Allianz und Ergo, ihre Verzinsung zu senken, mit Einschätzungen von Axel KLEINLEIN (BDV), der befürchtet, dass die Lebensversicherer die Krise mit Hilfe von Intransparenz auszusitzen versuchen. Auch der Map-Report weist für MAGENHEIM in eine bedenkliche Richtung. Niedrige Stornierungsraten sind da keineswegs eine frohe Botschaft, sondern belegen höchstens, dass Altkunden ihre wertvollen Verträge lieber behalten. Unseriöse Lebensversicherer versuchen deshalb ihre Altkunden zu Kündigungen zu überreden.

KROHN, Philipp (2016): Überschussbeteiligungen schmelzen dahin.
Keine guten Zeiten für Lebensversicherte: Die Policen werfen immer weniger ab. 10 Prozent weniger Verzinsung sind normal. Woran liegt das?
in: Frankfurter Allgemeine Zeitung
v. 07.12.

"Alle drei großen Versicherer kürzten am Dienstag ihre Überschussbeteiligung für die Kunden um gut 10 Prozent oder mehr. Marktführer Allianz senkte die laufende Verzinsung von 3,1 auf 2,8 Prozent. Dabei handelt es sich nicht um die Beitragsrendite, sondern die Verzinsung für den Sparanteil der Police – also alles das, was nach Abzug der Kosten für Vertrieb und Risikoschutz in die Altersvorsorge des Kunden geht. Läuft ein Vertrag aus, kommen ein Sockelbetrag und eine Beteiligung an den Bewertungsreserven hinzu, die sich zusammen auf 0,6 Prozent addieren. So kommt eine Gesamtverzinsung von 3,4 Prozent für das Jahr 2017 zustande",

berichtet Philipp KROHN, der die Unternehmensinteressen in den Vordergrund seiner Berichterstattung stellt. So brüsten sich die Lebensversicherer damit, dass sie jetzt schon die Bedingungen von Solvency II erfüllen, die sie vorher vehement bekämpft haben. Dese Maßnahme geht nämlich voll zu Lasten der Kunden, deren Beteiligung aus den Überschüssen gekürzt werden.

Die unseriöse Praktiken, mit denen Kunden zur Kündigung von lukrativen Altverträgen bewegt werden sollen, werden als "subtil" verharmlost.

Marktführer Allianz ist zudem Vorreiter bei der neuen Abzocke der Kunden mit niedrigeren Garantien, die auch noch mehr Kosten als die höheren alten Garantien. Solange die Kunden sich das bieten lassen, können sich die Versicherer freuen. Die breitflächige Propaganda der Mainstreamzeitungen, die in erster Linie die Interessen der Finanzdienstleister statt der Kunden im Auge haben, hat offenbar ihre Wirkung nicht verfehlt - zumindest lautet so die Sprachregelung bei den Medien. Inwiefern dies ebenfalls nur Propaganda ist, lässt sich kaum nachprüfen.

KROHN, Philipp (2016): Andere Lehren.
Kommentar,
in: Frankfurter Allgemeine Zeitung
v. 07.12.

"Zwischen zwei revolutionären Ideen konnten sie sich entscheiden - entweder das Kollektiv abschaffen, um die Garantien zu retten, oder die Garantien abschaffen, um das Kollektiv zu retten. Den meisten war es so wichtig, Kunden weiterhin Sicherheit (...) zu versprechen, dass ihre Verträge zu besseren Fondssparverträgen verkommen sind. An die Idee, dass Sparen in der Gruppe effizient die Schwankungen der Kapitalmärkte glättet, glauben sie nicht mehr ", kritisiert Philipp KROHN.

SCHLIETER, Kai (2016): Auf ins Konzernland.
Die Bundesregierung lässt eine private Gesellschaft designen, damit Konzernen höhere Renditen erzielen. Finanziert von Steuerzahlern. Möglich wird nun eine weitreichende Privatisierung der Infrastruktur,
in:
TAZ v. 09.12.

Der Bericht von Kai SCHLIETER ist mehr als verlogen: Wir sind längst ein Konzernland und die Infrastrukturgesellschaft ist lediglich ein weiterer Baustein eines Prozesses, den Rot-Grün und deren Regierungsblatt taz in Gang gesetzt hat. Es wird von Konzernen gesprochen, obwohl es in erster Linie um institutionelle Anleger wie z.B. Fondsgesellschaften oder Lebensversicherer, geht. Deren Renditewünsche resultieren aus der Teilprivatisierung der gesetzlichen Rentenversicherung, mit der die Renten von immer mehr Menschen der Willkür der Kapitalmärkte ausgeliefert wurden. In einem Gutachten der Versicherungswirtschaft war zu lesen, was sich die Lobbyisten vom Staat wünschten. Wenn heute also mit einem Kabinettsbeschluss ein Gesetzesentwurf auf den Weg gebracht wird, der die Profite derjenigen, die durch die Niedrigzinsphase derzeit etwas weniger Gewinn machen, stärkt, dann muss dies in diesem Kontext gesehen werden. Davon liest man bei SCHLIETER jedoch nichts, denn schließlich gehört die taz nicht zu jenen Zeitungen, die das kapitalgedeckte Altersvorsorgesystem besonders kritisieren.

SCHARRENBROCH, Christine (2016): Eiserner Sparkurs bei Zurich Deutschland.
Beim Versicherer fällt ein Sechstel aller Stellen weg,
in: Frankfurter Allgemeine Zeitung
v. 09.12.

Lebensversicherer klagen über die schlechten Bedingungen auf dem deutschen Lebensversicherungsmarkt und die neoliberalen Mainstreamjournalisten machen sich deren Klagen zu eigen. Vor diesem Hintergrund müsste man annehmen, dass der geplante Stellenabbau der defizitären Lebensversicherungssparte geschuldet sei. Christine SCHARRENBROCH belehrt uns dagegen, dass der Stellenabbau mit den Defiziten bei der Schadens- und Unfallversicherungsparte des Versicherungskonzerns Zurich begründet wird.

FERBER, Michael (2016): Sparen und Versichern sollte man trennen.
Mit Versicherungspolicen in der gebundenen Vorsorge lassen sich Risiken absichern - allerdings haben die Produkte mehrere Nachteile,
in:
Neue Zürcher Zeitung v. 13.12.

FROMME, Herbert (2016): Allianz sticht Ergo aus.
Versicherer übernimmt Vertrieb über HVB-Filialen,
in: Süddeutsche Zeitung
v. 14.12.

KROHN, Philipp (2016): Versicherungsmakler laufen Sturm gegen neue Regeln.
Mit der Richtlinie für den Versicherungsvertrieb soll sich die Beratungsqualität verbessern. Doch der Berufsstand unabhängiger Vermittler befürchtet, marginalisiert zu werden,
in: Frankfurter Allgemeine Zeitung
v. 16.12.

KROHN, Philipp (2016): Versicherer widersprechen Stresstestergebnissen.
Starke Kritik an der Berechnung unangenehmer Szenarien durch die Aufsichtsbehörde,
in: Frankfurter Allgemeine Zeitung
v. 17.12.

SCHNELL, Christian (2016): Viel Werbung - wenig Zins.
Noch bis Jahresende gibt es den Garantiezins von 1,25 Prozent auf Lebensversicherungen. Manche Anbieter machen deshalb kräftig Werbung. Vorsicht ist angebracht,
in:
Handelsblatt v. 19.12.

Christian SCHNELL berichtet über den Versuch von Lebensversicherern neue Kunden mit mickrigen Garantiezinsen vor deren weiteren Senkung noch zu ködern. Verbraucherschützer wie Axel KLEINLEIN sehen in Kapitallebensversicherungen sowieso kein lukratives Produkt. Die Stiftung Warentest wird damit zitiert, dass sich die Senkung des Garantiezinses mit einem Minus von 5,5 Prozent zu Buche schlägt. Dies erscheint nur viel, ist jedoch bescheiden im Vergleich zu Altkunden mit einem Garantiezins von 4 Prozent.

Die großen Versicherer wollen sowieso mit kapitalmarktnahen Lebensversicherungen Kasse machen, weshalb sie Policen mit Garantiezinsen entweder eingestellt haben oder nicht mehr bewerben. Kapitalmarktnahe Lebensversicherungen wälzen die Risiken auf die Kunden ab, wovon die Lebensversicherer in jedem Fall profitieren.

Die CDU-Politikerin Anja KARLICZEK sieht bei Lebensversicherungen die langen Bindungszeiten als Problem, denn der Arbeitsmarkt erfordere Flexibilität, die mit Bindung kollidiert. Gebrochene Biographien gelten heute - dank Joschka FISCHER und digitaler Bohème - als Statussymbol unserer Helden der Arbeit.

KROHN, Philipp (2016): Neue Leben gibt klein bei,
in: Frankfurter Allgemeine Zeitung
v. 20.12.

Philipp KROHN berichtet darüber, dass der Lebensversicherer Neue Leben es nun unterlässt, Altkunden mit lukrativen Verträgen eine Kündigung nahe zu legen.

DRIBBUSCH, Barbara (2016): 57 Euro mehr im Monat.
Geld: Löhne, Rente, Pflege. Einiges ändert sich im neuen Jahr. Mindestlöhner, Demenzkranke und Besitzer einer alten Lebensversicherung haben Vorteile beim Geld,
in: TAZ
v. 30.12.

REUTERS (2016): Lebensversicherung bringt weniger.
Die meisten Versicherer senken 2017 die Verzinsung,
in: Frankfurter Allgemeine Zeitung
v. 30.12.

 
     
 
       
   

weiterführender Link

 
       
     
       
   
 
   

Bitte beachten Sie:
single-generation.de ist nicht verantwortlich für die Inhalte externer Internetseiten

 
   
 
     
   
 
   
© 2002-2019
Bernd Kittlaus
webmaster@single-generation.de Erstellt: 14. Mai 2018
Update: 08. Februar 2019