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Thema des Monats

 
       
   

Berlin, Techno und der Easyjetset

 
       
   

Tobias Rapp zeigt in seinem Buch "Lost and Sound", dass Techno insgeheim zur einflussreichsten Hauptstadtkultur geworden ist (Teil 2)

 
       
     
       
     
       
   
     
 

In den Berliner Clubs der Ausgehmeile kommen verschiedene Subkulturen auf ihre Kosten

Anhand der Berliner Bar 25 lässt sich vielleicht am ehesten noch der subkulturelle Charakter der Club-Szene aufzeigen. Die Existenz der Location ist von allen im Buch behandelten Clubs am unmittelbarsten bedroht und zwar in vielerlei Hinsicht. Die Bar 25 befindet sich aufgrund seiner Lage im Zentrum der politischen Auseinandersetzungen um die weitere Entwicklung der Stadt. Und er bietet ein umfassendes Angebot in allen Bereichen des hedonistischen Genusses.

In der öffentlichen Debatte um die Spaßgesellschaft, die sich von den 90er Jahren bis in die frühen nuller Jahre beharrlich in den Medien hielt, waren immer auch die Techno-Lebensstile gemeint. Die so genannten Selbstverwirklichungsmilieus sind den konservativen Kulturkritikern ein Dorn im Auge .

Wenn Techno wieder in den Underground ging, was er ja bis Mitte der 90er Jahre auch war, dann hängt das auch damit zusammen, dass Subkulturen Schutzräume bzw. Freiräume benötigen. Diesen Aspekt betont auch RAPP.    

Lost and Sound

"Die Leute, die hier wohnen und feiern, leben ein Leben, für das sie sichere Barriere brauchen, der sie vom Rest der Stadt trennt. Der Exzess und der Hedonismus, dem man sich hier am Wochenende hingibt, ist nicht für das Licht der Öffentlichkeit gedacht. Die Welt da draußen würde es nicht mögen.
          
Denn am Ende folgt die Feierei keinem politischen Ziel. (...). Es sei denn, die Tanzfläche soll einem weggenommen werden."
(2009, S.48)

Die Bar 25 gilt neben dem Berghain als legendär. Die Geschichten über Exzesse, die man sich von den Clubs erzählt, sind - ob wahr oder nur erfunden - ein wichtiger Aspekt, warum Berlin zu einem popkulturellen Sehnsuchtsort geworden ist. Das Angebot der Bar 25 hat sich in den vergangenen Jahren auf viele Bereiche ausgedehnt. Dabei hat sich auch der Charakter verändert. Aber auch heute noch ist die Bar 25 nur zu bestimmten Zeiten ein Club-Angebot.

Lost and Sound

"Ein Laden wie die Bar 25 (...) mag als ein Ort für alle angefangen haben, mittlerweile ist er das aber nur noch unter der Woche und tagsüber. Abends und am Wochenende kostet der Besuch nicht nur Eintritt - viele Leute kommen gar nicht erst an der Türsteherin vorbei. Subkultur ist eben nicht notwendigerweise demokratisch, auch wenn sie sich von drinnen so anfühlt"
(2009, S.44) 

Wenn die Wirkung von  '68 noch bis heute währt, dann steht dafür in umfassender Weise die Bar 25. Wenn überhaupt, dann lässt sich an ihr der Fortschritt der Subkulturen ablesen. Muss die  Verbindung von Leben und Arbeit wirklich immer ein Selbstausbeutungsprojekt sein? Der Traum vom unentfremdeten Leben des Hippie-Businessman, der im Roman von Bernd CAILLOUX noch scheiterte, ist noch immer nicht ausgeträumt, wie RAPP zeigt. 

Lost and Sound

"Die Geschichte der Subkulturen ist voll von solchen Versuchen, Leben und Arbeit zu einer neuen, anderen, unentfremdeten Existenzform zu verbinden. Einen schildert der Berliner Schriftsteller Bernd Cailloux in seinem Roman Das Geschäftsjahr 68/69. »Mußegesellschaft« nennt sich die Gruppe, und Cailloux schildert Glücksmomente der Business-Hippies genauso wie die unüberwindbaren Hindernisse, auf die sie bei dem Versuch stoßen, Freizeit und Bürozeit unter einen Hut zu bekommen. Auf gewisse Weise erzählt der Roman auch eine Frühgeschichte des Techno: Die Mußegesellschaft baut ihren Betrieb auf der Erfindung des Stroboskops auf, und das Ganze spielt in Düsseldorf, in einer Szene, die wenig später Kraftwerk hervorbringen wird. (...).
Wenn man sich mit Christoph Klenzendorf unterhält, hat man das Gefühl, als gäbe es tatsächlich so etwas wie subkultureller Fortschritt - der Widerspruch zwischen Arbeit und Leben ist in der Bar 25 aufgehoben, und zwar ohne dass Freizeit in der Arbeitszeit aufgeht - Klenzendorf und seine Freunde zeigen, dass man für Selbstbestimmung nicht automatisch den Preis der Selbstausbeutung zahlt."
(2009, S.169)

Subkulturen sehen ihre Emanzipation in der Regel von Außenstehenden bedroht. Daher stammt auch die Rede vom Ausverkauf durch Kommerzialisierung. Für die Club-Kultur der Selbstverwirklichungsmilieus gibt es zwei Schreckensbilder: die "Touris" und "Prolls". Es wäre jedoch falsch die "Touris" mit den Jetsetravern gleichzusetzen. Letztere gehören zur internationalen Techno-Szeno, während erstere kein Teil der Szene sind. Es gehört zu den Kompetenzen eines guten Türstehers, diesen Unterschied zu erkennen.

Die Techno-Lebensstile haben das Feiern rund um die Uhr salonfähig gemacht. Techno ist nicht allein Nachtleben, sondern gefeiert wird auch tagsüber. Dafür haben sich im Laufe der Zeit spezielle Formen und Musiken herausgebildet.

Lost and Sound

"Tatsächlich wäre das Feiern in Berlin höchstens halb erzählt, wenn es nur um die Clubs und das nächtliche Leben ginge. Die andere Hälfte der Geschichte - und das, was den Ruf Berlins als eine Art großstädtisches Ibiza am Spreeufer ganz wesentlich geprägt hat - findet an den zahllosen und mitunter schnell wechselnden Orten statt, an denen tagsüber und meist unter freiem Himmel Techno läuft, besonders gegen Ende des Wochenendes."
(2009, S.150)

Die Techno-Szene hat sich ausdifferenziert. Dieser Aspekt ist bei RAPP unterbelichtet, weil er sich auf bestimmte Entwicklungslinien konzentriert, die für die Berliner Clubs der Ausgehmeile wichtig sind. Seit Mitte der 90er Jahre sind einige  Sachbücher und wissenschaftliche Arbeiten erschienen, die gute Einblicke in die Vielfalt der Techno-Szene geben.

In dem Buch Generation XTC von Friedhelm BÖPPLE & Ralf KNÜFER stehen die Drogen im Mittelpunkt. Der Titel ist abgeleitet von der Partydroge Ecstasy. Die beiden Politikwissenschaftler sind zugleich Techno-Fans und ihr Buch wurde deshalb auch als "Techno-Manifest" verstanden. Kritisiert wurde das Buch vor allem deshalb, weil des den Drogenkonsum verteidigt. Das Buch ist ursprünglich 1996 erschienen. In der Taschenbuchausgabe von 1998 wurde in einem Nachwort auf neue Entwicklungen und Kritiken eingegangen. Weiß man um diese Hintergründe, dann lässt sich das Buch von BÖPPLE & KNÜFER mit Gewinn lesen.

Das Buch electronic vibration der Soziologin Gabriele KLEIN ist vor allem deshalb von Interesse, weil es den in der Soziologie bis dahin vernachlässigten Körper in den Mittelpunkt rückt. KLEIN ordnet zudem den Rave in die Tanzgeschichte ein. Vieles was KLEIN zur Raver- und Club-Kultur schreibt, findet man auch bei RAPP wieder.  Und nicht zuletzt gehört die bereits weiter oben erwähnte Studie von Julia WERNER im Sammelband Techno-Soziologie dazu. Dort werden auch die Clubs abseits der Ausgehmeile beschrieben.

Neben den Touristen sind die "Prolls" in der städtischen Club-Szene unbeliebt. Jungmännerhorden werden deshalb in Clubs wie dem Berghain abgewiesen. Das Schlangestehen vor Clubs dient jedoch nicht nur der Selektion, sondern auch dem Einstimmen auf die kommende Feier.  

Lost and Sound

"Das Berghain hat nicht nur architektonisch einige Ähnlichkeit mit einer Kathedrale. Es ist tatsächlich ein Tempel des Techno. Und ob es so gewollt war oder nicht: Das Warten ist der Auftakt eines Initiationsritus, der sich mit dem Kribbeln fortsetzt, das man unweigerlich verspürt, wenn man sich der Tür nähert. Man sieht, wie die Leute vor einem abgewiesen werden. Man versucht, die Kriterien zu ergründen. Meist ist das ziemlich einfach: Gruppen von Jungmännern haben es immer schwer, sind sie zudem Touristen, Heteros oder offensichtlich Betrunkene, wird es noch schwieriger." (2009, S.138f.)

Die Bar 25 dient RAPP auch dazu auf die Freundschaft zweiter Szenen aufmerksam zu machen, die in dieser Form eher ungewöhnlich ist.

Lost and Sound

"Und wenn man es ganz grundsätzlich erzählen will, so handelt die Bar 25 auch von einer für Berliner Verhältnisse ungewöhnlichen Freundschaft zweier Szenen. Es gab in den Neunzigern immer eine deutliche Trennung zwischen der Goa-Szene, also den Leuten, die sich bei einem Open-Air-Rave irgendwo in Brandenburg am wohlsten fühlten, und den städtischen Ravern, die in Clubs feiern wollten. Das war nicht nur eine Frage der Musik - der Goa-Sound mit seiner deutlichen Verwurzelung im Trance war ziemlich inkompatibel mit den Stilen, zu denen man in den meisten Läden der Stadt feierte. Die beiden Gruppen unterschieden sich auch deutlich in den lebensstilistischen Präferenzen: Die einen waren Hippies, die anderen nicht. Die Bar 25 hat diese beiden Szenen zusammengeführt und eine neue geformt. Dieser kleine Laden an der Spree, gleichzeitig in der Natur und in der Stadt, ist Outdoor- wie Indoor-Rave."
(2009, S.173)

In seinem Roman Faserland hat Christian KRACHT seinen namenslosen Erzähler auch auf ein Out-door Rave nach München geschickt. Zum Zeitpunkt des Erscheinens von Faserland war die Techno-Szene gerade erst vor kurzem im Mainstream angekommen. Große Raves standen im Brennpunkt der Mediendebatte.

Faserland

"Im Zug muss ich wohl mit jungen Leuten gesessen haben, die zu einem Rave wollten, auf einer Wiese etwas außerhalb von München. Ich schätze, ich habe ihnen ein Taxi ausgegeben, vom Bahnhof zur Wiese.
          
Jedenfalls sitze ich auf dieser Wiese, in der Nähe eines pyramidenförmigen Zeltes. Um mich herum sind Hunderte von jungen Menschen, vielleicht sogar Tausend oder mehr. Sie sehen alle nicht besonders schlau aus, und ich schätze, die meisten haben irgendwelche Drogen genommen.
          
Da hinten gibt es eine Tanzfläche. Einige große Boxen sind angeschlossen worden und ein Stroboskop auch. (...).
          
Ich sitze also auf der Wiese und Rollo sitzt neben mir, und wir beobachten die Menschen.
          
(...).
Weil wir ordentliche Kleidung tragen, also keine Techno-Stiefel und organgefarbene T-Shirts und Bundeswehr-Hosen, und weil wir keine rasierten Schädel haben und keinen Ring in der Nase und irgendwelche tätowierte Drachen auf dem Nacken, werden wir pausenlos gemustert und prüfend von der Seite angesehen. Das ist aber eigentlich ganz lustig, daß man so durch Erscheinen provozieren kann, und Rollo meint, die Irren hier würden denken, wir seien vom Drogendezernat."
(1995, S.113f.)

An einer anderen Stelle wird der städtische Techno als "Intelligent Techno" bezeichnet. Dieser Begriff kam in den Jahren zuvor in der englischen Musikpresse auf. Welche Spuren Techno bisher in der Belletristik hinterlassen hat, das ist bislang offenbar noch nicht zum Gegenstand der Forschung gemacht worden. In einem De:Bug-Artikel von Jörg SUNDERMEIER vom Oktober 2007 werden lediglich 4 Werke diskutiert, wobei die Werke des englischen Schriftstellers Irvin WELSH genauso abgelehnt werden wie die Erzählung Rave von Rainald GOETZ. Dem Rockismus-Vorwurf halten nur zwei Werke stand, zum einen eine Fortsetzungsgeschichte über den "Technodeppen Tom" und zum anderen die autobiografische Erzählung Die Tickerlady der Raverin Nancy von BUNKER. Auf diesem Gebiet sind Deutungskämpfe im Gange, die sich u. a. wieder auf den weiter oben bereits angesprochenen Gegensatz von München und Berlin zurückführen lassen.

In seinem Poproman Die Jugend von heute lässt Joachim LOTTMANN die Protagonisten u.a. durch die Berliner und Münchner (Techno-)Clubszene ziehen. Der Roman ist 2004 erschienen und es finden sich darin zahlreiche Anklänge an die Debatte um den demografischen Wandel. Die Jugend von heute - so die Klage - ist kinderlos: oversexed and underfucked. Das ist u. a. auch Schuld der schwulen Clubkultur.

Julia WERNER weist in ihrer Untersuchung der Berliner Techno-Clubs darauf hin, dass sich die normalen Diskotheken von den Clubs auch dadurch unterscheiden, dass nur in ersteren die Partnersuche ein zentrales Motiv ist (zur Partnersuche in der Leipziger Diskotheken- und Clubszene siehe dagegen Gunnar OTTE "Körperkapital und Partnersuche in Clubs und Diskotheken. Eine ungleichheitstheoretische Perspektive" in der Zeitschrift Diskurs Kindheits- und Jugendforschung, Heft 2, 2008).

Die Club-Party: Eine Ethnographie der Berliner Techno-Szene

"»Anmache« und »Abschleppe« sind (...) unerwünscht.
          
(...).
Die Grundsätzlichkeit, mit welcher das für junge Menschen eigentlich natürliche Geschlechterverhalten im Kontext einer Techno-Party zurückgewiesen wird, ist auffällig. Es müssen andere Erlebniserwartungen sein, die für den Besuch einer Techno-Party maßgeblich sind. Für den Besuch einer Diskothek hingegen ist es häufig ein zentrales Motiv, jemanden für eine Nacht »abzuschleppen« oder einen Partner kennenzulernen".
(aus: Techno-Soziologie 2001, S.45)

Aber das bürgerliche München ist auch nicht mehr das, was es früher  einmal war. Die Ekstase erlebt Onkel Jolo zuerst in einem Münchner Latino-Club, in dem nur "Neger und Spanier" verkehren. Die Berliner-Clubkultur erscheint aus dieser Perspektive dann verlogen. 

Die Jugend von heute

"Das Schöne an diesem Nachtleben war ja, daß es keine Einschränkungen mehr gab. Jeder war ein Mensch, ein Geistwesen, nicht behindert durch Alter, Hautfarbe oder jedwede Zugehörigkeit. Ich war den Leutchen sympathisch, egal wie »daneben« ich mich aufführte. Wie schon im Backstage erlebte ich wieder dieses Rauschhafte, das sich in der Hauptstadt niemals gesehen hatte, diese echte, eben nicht gespielte Ekstase."
(2004, S.173)

Erst gegen Ende des Romans versteht Onkel Jolo das Berliner Club-Leben als Utopie des Moments, als Leben im Loop wie es RAPP bezeichnet.

Die Jugend von heute

"Die dummen Jungs von der Sonnenallee waren verschwunden. Die Menschen bewegten sich selbstsicher, tanzten selbstsicher, lachten viel.
          
Ein gutes Publikum. Der Abend begann erst. Auffallend war der Garderobenwechsel. Viele wohlhabende Töchter aus Charlottenburg und Umgebung tanzten in Abendkleidern, die Rastafarilocken um sich werfend. Athletisch schöne Lesben tanzten mit den Freunden der elektronischen Musik und Redakteuren der Zeitschrift de:bug, und auch mein Kollege aus Schweden wirkte um Jahrzehnte schöner, jünger und unwiderstehlicher. Man verstand die Gesetze des Nachtlebens eben nicht, wenn man nicht bis zum Ende blieb. Erst um vier Uhr ging es wirklich los. Alles davor zählte gar nicht.
          
Die Leute sah ich nun anders. Sie lebten in einer Welt, die den Kapitalismus bereits hinter sich gelassen hatte. Eine Welt, die in sich funktionierte, in der jeder schön war und in der die Musik die Sprache ersetzt hatte.
          
Hier waren die Menschen, deren Gesichter leuchteten und die längst alles verstanden und überwunden hatten, was die müden Feuilletons jeden Tag vor sich hinbeteten. Leute, die arbeiteten, sich liebten und verstanden ohne Worte und in der Kälte Lebten mit einer schicken Wollmütze auf.
          
»Es iste die Utopie des Moments«, erklärte Kjell, der sich mit der nordischen Zukunft auskannte, »der Moment, der siche an den nächsten reihte und an dene nächsten, eine ganze Leben lang.«
          
Die Frauen tanzten, und die Männer wippten ihnen glücklich in der warmen Musik zu. Was sie aufgestellt hatten, dauert immer in einem fort."
(2004, S.310)

Warum Menschen in die Berliner Clubs kommen, das hängt auch mit dem Möglichkeitsraum zusammen, den Alexis WALTZ für das Berghain beschreibt.

Lost and Sound

"Das Berghain stellt eine existenzielle Herausforderung dar: Es ist nicht allein ein Ort, um den Dampf einer Arbeitswoche abzulassen, einen Partner zu finden oder interessante Musik zu hören. Es ist ein freier Raum - was man dort macht, muss nicht aus der sonstigen Lebensweise ableitbar sein. Indem der Club einem die größtmöglichen Genüsse vorführt, muss man sich selbst die Frage stellen: Was will ich? Wo trage ich mich in die Karte des sozialen, sexuellen und musikalischen Genießens ein? Das Berghain ist ein Ort, an dem man lernt, seinem eigenen Begehren ins Auge zu schauen."
(Alexis Waltz, 2009, S.132)

Die neue Feierkultur zwischen Protest und Anpassung an die neue Arbeitswelt

DJ-Culture hieß eine erste wissenschaftliche Arbeit, die den DJ in den Mittelpunkt stellte. Es ging um eine Ästhetik-Geschichte, die jedoch den Arbeitsalltag eines DJs ausklammerte. Dies kritisierte bereits Rainald GOETZ in der Erzählung Rave.

Rave

"Ich dachte an Ulf Poschardt und sein Buch »DJ-Culture«. Was da total fehlt ist die reale PRAXIS, die Kultur und Kunst des handwerklichen Tuns des Mischens und des Mixens, des Cuttens und des Scratchens.

Diese Kultur beginnt zuhause beim Erlernen der Kunstfertigkeit dieses realen Handwerks, mit zwei verschiedenen Plattenspielern gleichzeitig EINE Musik zu machen.
          
Wie erlernt man dieses schöne, alte Handwerk? Wie das meiste, Freund, ganz einfach nur durch Zuschauen und Nachmachen. Beim Zuschauen kommt es hier auf die Beobachtung der vielleicht schwierigsten Geistesaktivität an: des ZUHÖRENS."
(1998, S.82)

In einem Beitrag für die Zeitschrift Aus Politik und Zeitgeschichte aus dem Jahr 2008 über den Arbeitsalltag einer Kultfigur folgt der Soziologe Ronald HITZLER und Mitherausgeber des Sammelbandes Techno-Soziologie dieser Kritik von GOETZ und beschreibt das Handwerk des DJ.

Arbeitsalltag einer Kultfigur: Der Techno-DJ

"Der Arbeitsplatz des DJs befindet sich auf der so genannten »DJ-Bühne«, einer im Verhältnis zur Tanzfläche zumeist leicht erhöhten Plattform am Rande derselben, die dem DJ und den Tanzenden eine relativ gute Sicht auf einander ermöglicht. Die DJ-Bühne wird dominiert vom so genannten »DJ-Pult«, einem in der Regel tischhohen Gestell mit einer ebenen Arbeitsfläche. Darauf ist, normalerweise mittig, ein Mischpult mit zahlreichen Drehknöpfen und Schiebereglern (»faders«) angeordnet, mittels derer beim Mischen das Klangbild und die Lautstärke zweier Musikstücke (»tracks«) angeglichen bzw. abgestimmt, das heißt klanglich gefiltert, werden kann. Links und rechts vom Mischpult befindet sich normalerweise jeweils (mindestens) ein Plattenspieler mit einem »Pitchregler« (oder »pitcher«) zum Beschleunigen und Verlangsamen der Laufgeschwindigkeit der jeweiligen Platte.

Zur Grundausstattung des Arbeitsplatzes (Mischer und zwei Plattenspieler) gehören außerdem ein bis zwei zum DJ hin ausgerichtete Lautsprecher (Monitorboxen)."
(Aus Politik und Zeitgeschichte Nr.52 v. 22.12.2008)

Die Arbeitsplatzbeschreibung von HITZLER gilt mittlerweile nicht mehr für alle DJs, denn auch der Arbeitsplatz des DJs ist einem technologischen Wandel unterworfen. Und es ist eine Berliner Firma, die dafür verantwortlich ist, dass immer mehr DJs einen Laptop benutzen.

Lost and Sound

"Gut zwanzig Jahre lang hat die Vinylplatte überlebt, weil die Dance Musik dieses Medium nicht aufgeben wollte. Techno und House waren das auf der einen, HipHop auf der anderen Seite. Genres, in denen die DJs das Format bestimmen.  (...). Und jetzt? Während die Vinylschallplatte ein höchst erstaunliches Comeback erlebt (...), hören immer mehr DJs auf, Vinyl aufzulegen. Stattdessen nutzen sie ihr Laptop". (2009, S.235)

Wir werden noch darauf zurückkommen, dass Berlin nicht nur für eine neue Feierkultur verantwortlich ist, sondern auch die technologische Entwicklung auf dem Gebiet des Techno wird in Berlin vorangetrieben. Der DJ wird in manchen Büchern als Schamane oder hoher Priester beschrieben. RAPP liegt solches Pathos fern, wenngleich er sein Sujet leidenschaftlich vertritt. Wenn es in dem Buch einen DJ gibt, der eine Hauptrolle spielt, dann ist es Ricardo VILLALOBOS, aber auch sein Anteil wird durch andere Aspekte relativiert. Immer wieder geht es im Buch von RAPP darum die einzigartige historische Konstellation hervorzuheben. Das Neue wird nicht von einem einzelnen Protagonist - wie z.B. dem DJ hervorgebracht, sondern es muss vieles zusammenkommen.

Die Ausdehnung des Feierns

Die Internationalisierung der Techno-Szene fiel mit verkehrstechnischen Entwicklungen zusammen, ohne die die neue europäische Ausgehgeografie nicht denkbar gewesen wäre. Und diese Veränderungen betrafen nicht nur die Raver, sondern auch die DJs. Neben den Easyjetraver trat der Easyjet-DJ. Und einer dieser DJs sorgte für die Ausdehnung des Feierns.

Lost and Sound

"Wenn man einen Moment in den nuller Jahren festlegen müsste, an dem zum ersten Mal klar wurde, wie sehr die Billigfluglinien und die billigen Berliner Mieten das Nachtleben veränderten, wie international die Berliner Szene in kürzester Zeit geworden war, dann dürften das die M-Partys gewesen sein, die ab 2004 im WMF-Sommerlager stattfanden. (...) Das »M« stand für »Mittwoch«, weil die Party immer am Mittwoch stattfand, dem ersten Mittwoch im Monat - wenn man den Zettel umdrehte, stand das »W« für »Wednesday«. (...) Es war die Party von Dave Turov und was sie so besonders machte, war nicht nur, dass der Eintritt trotz der vielen sehr bekannten DJs kaum der Rede wert war. Sondern vor allem, dass so gut wie keine Deutschen da waren. Dafür wimmelte es von DJs, Produzenten und anderen Musikleuten aus aller Herren Länder. Hier versammelten sich die Briten, Amerikaner und anderen Zugezogenen, die gerade in die Stadt gekommen waren und zusammen feiern wollten."
(2009, S.95f.)

Für Kneipengänger ist der Mittwoch ein typischer Ausgehtag. Für den Partygänger war das jedoch ungewöhnlich, denn das Wochenende begann erst mit dem Donnerstag und endete spätestens mit der Afterhour am Montag.
          
Dieser neue Party-Mittwoch war jedoch nicht allein deswegen wichtig, sondern neben der besseren Auslastung der Clubs, eröffnete sich für die DJs ein neues Experimentierfeld. Kommerz und Avantgarde schlossen sich für die großen Clubs nicht mehr aus.

Lost and Sound

"Es hat etwas angenehm Beiläufiges und zugleich etwas Extremes, mittwochs auszugehen, nicht zuletzt wegen des parallelgesellschaftlichen Charmes. Im Grund öffnet sich hier ein Raum, der zwei Gruppen in ziemlich reiner Form zusammenführt, die man so ohne Weiteres nicht zusammen denken würde: die DJs und die Ausgehtouristen. (...). Die Nacht bezieht ihre Dynamik daraus, dass die DJs das Gefühl haben, ziemlich frei experimentieren zu können, während die Ausgehtouristen (...) tanzen, als gäbe es kein Morgen. Schließlich sind sie ja vor allem deshalb in die Stadt gekommen."
(2009, S.24f.)

Aber die Konsequenzen waren noch weitreichender, denn es fand eine einzigartige Konzentration statt, die Berlin für immer mehr Macher der Techno-Szene attraktiv machte. In Berlin sammelte sich in den vergangenen Jahren ein gewaltiges Innovationspotenzial an.

Lost and Sound

"Man muss nicht mehr dort wohnen, wo man spielt. Was bedeutet, dass viele DJs sich erlauben können, nach Berlin zu ziehen (...). Für manche DJs steigert der Umstand, in Berlin zu wohnen, sogar den Marktwert.
          
Die Folgen in den letzten Jahren waren gewaltig. Viele Hundert DJs, Produzenten und Labelmacher sind nach Berlin gezogen. (...).
          
Die Szene, die in den Neunzigern weltweit noch mehrere Zentren hatte und sich auf Städte wie Chicago, New York, London, Manchester, Sheffield, Paris, Frankfurt und Köln verteilte, konzentriert sich mittlerweile sehr stark auf Berlin."
(2009, S.90f.)

Wirklich neu ist diese Arbeitsmigration für Großstädte nicht. Zuzug war von jeher das Lebenselixier der Städte - was die konservative Zunft der Bevölkerungswissenschaftler schon immer negativ bewertetet hat. In diesem Zusammenhang muss man  auch die vergangenen 40 Jahre sehen, in denen gemäß RAPP Berlin den Ruf einer Underground-Hauptstadt hatte.

Lost and Sound

"Dieser Ruf der ewigen Underground-Hauptstadt haftet Berlin seit gut vierzig Jahren an. Und ungefähr genauso lange ist der Berliner Underground eine Zuwanderungskultur. Ob es die Studenten und die Wehrdienstverweigerer sind [mehr], die Autonomen und die Lebenskünstler jeder Art, die berühmten Schwaben, die erst Kreuzberg übernahmen und dann Berlin-Mitte - ohne diesen konstanten Zuzug hätte Berlin popkulturell keinerlei Strahlkraft entwickelt. Einzige Ausnahme dürften die Krawallrapper der vergangenen Jahre sein, die meist tatsächlich Berliner sind, wenn auch häufig mit Eltern, die eingewandet sind.
          
Diese Kulturen standen immer im steten Austausch mit dem Rest des Landes. Wenn auch eher über die Mitfahrzentralen oder per Anhalter als mit dem Flugzeug. In den Achtzigern waren es die Freunde »in 36«, die man besuchte (Sven Regeners Der kleine Bruder erzählt eine schöne Geschichte darüber), in den Neunzigern kannten viele west- und ostdeutsche Szenetouristen Leute, die »im Osten« wohnten. Viele dieser Besucher blieben dann selbst in Berlin hängen. Das ist heute noch genauso. Nur, dass sich dieser Prozess europäisiert hat."
(2009, S.98f.)

Leben im Loop - Die Feierkultur als Protest?

Die neue Feierkultur hat nach RAPP den Stellenwert der Afterhour verändert, d.h. die Zeit nach der eigentlichen Party

Lost and Sound

"In den Neunzigern hatten diese Stunden ihren eigene Soundtrack: Ambient - beatlose Sphärenmusik zum Wohlfühlen. Interessanterweise ist dieser Sound heute fast vollkommen ausgestorben, und mit ihm die Chill-out-Räume, die es früher in vielen Clubs gab. Minimal Techno und Minimal House ist an die Stelle getreten - reduzierte Tanzmusik, die auf einfachen und endlosen Wiederholungsmustern beruht.
          
Das passt, denn die Afterhour ist ein Leben im Loop. Der Konsum eines solchen Nachmittags erzählt keinen Entwicklungsroman. (...). Darum geht es in der Afterhour nicht - sie handelt vom Weitermachen, von der ziellosen Bewegung. Von der Selbstverschwendung, vom schönen Fertigsein."
(2009, S.156)

Viel zu dieser neuen Feierkultur hat der DJ Ricardo VILLALOBOS beigetragen, den RAPP besonders verehrt. Auslöser für die Neugewichtung war jedoch auch das Verschwinden des Techno-Clubs Ostgut, der 2002 schließen musste. Dadurch wurde die dazugehörige Techno-Szene quasi heimatlos. Das Leben im Loop - wie es weiter oben von LOTTMANN beschrieben wurde, kann man auch als Protest oder Verweigerungshaltung verstehen, die mit einem bestimmten Politikverständnis einhergeht, das auch von einigen anderen Szenen geteilt wird.

Lost and Sound

"Haben Tocotronic auf ihrem Album nicht auch äußerst eloquent zur »Kapitulation« aufgerufen? Geistert der Schreiber Bartleby aus Melvilles gleichnamiger Erzählung nicht seit Jahr und Tag durch die verschiedensten Zusammenhänge mit seinem berühmten Satz »I would prefer not to«? Ist die Vorstellung des Exodus nicht ein zentrales Thema, wenn Negri und Hardt eine Politik der Multitude skizzieren? Darauf läuft es hinaus."
(2009, S.120)

Ist eine solche Verweigerungshaltung ein typisch männliches Verhalten? Denn auffällig ist, dass die Techno-Szene wie andere Clubkulturen auch, eher von Männern getragen werden. Frauen kommen bei RAPP nur selten zu Wort. Es gibt z.B. ein Interview mit einer ehemaligen Clubbeauftragten des Senats und einige Raverinnen werden porträtiert. Ansonsten gehören sie als Freundinnen zur Entourage von DJs und sonstigen Machern der Szene. Es ist also eine Jungswelt. Linke Kritik an der Techno-Szene gab es deshalb vor allem von Frauen. So z.B. in dem Buch Mainstream der Minderheiten oder in einem Spex-Artikel aus dem Jahre 2007 von Sonja EISMANN zum Thema 20 Jahre Rave.

Die digitale Bohème als Trägermilieu der neuen Feierkultur

Eine der vier Gruppierungen, die die neue Feierkultur tragen, sind die "Mittis", zu denen die so genannte "digitale Bohème" zählt, die durch Publikationen der Zentralen Intelligenzagentur in den Medien viel Aufmerksamkeit erfahren hat. Auch wenn ihre Lage teils prekär ist, sehen sie eher die Chancen ihrer Arbeitssituation. Kommt die neue Feierkultur also den Freiberuflern der neuen Dienstleistungsbranchen entgegen?

Lost and Sound

"Fast alles Menschen aus der modernen Dienstleistungsbranche (...). Leute, die zum Teil sehr viel und sehr hart arbeiten. (...).
          
Ob die Afterhour, diese neue Organisationsform des Feierns, mit dieser Daseinsform zusammenhängt? Einem Leben, in dem das Wochenende nicht mehr das Ende und der Zielpunkt - das Andere - von Arbeitstagen ist, die von entfremdeter Maloche in Büro und Fabrik geprägt werden, sondern lediglich das mehr oder weniger selbstbestimmte Wegarbeiten diverser Aufträge eine Weile unterbricht, aber eigentlich derselben Existenzordnung angehört?
          
Die Musik spricht auf jeden Fall dafür. Es läuft Minimal Techno". (2009, S.160)

Die Kultur der Festanstellung, wie sie für die traditionelle Angestelltenkultur typisch ist, wird in diesen Kreisen eher belächelt. An einer Stelle des Buches wird von RAPP auf diese After-Work-Kultur hingewiesen. Die Passage spricht für sich.

Lost and Sound

"In den Neunzigern kam einmal der Begriff des Handbag House auf, eine abwertende Bezeichnung für süßliche House Music, mit der man sich über den Musikgeschmack einer bestimmten innerstädtischen After-Work-Club-Angestelltenkultur lustig machte, über Sekretärinnen, die ihre Handtaschen auf die Tanzfläche stellten und um sie herumtanzten. So wie an diesem Abend im Weekend eine ganze Gruppe junger Frauen Anfang zwanzig. Das sieht süß aus und erinnert entfernt an die Interrail-Touristen früherer Jahrzehnte, die auf Bahnsteigen ihre Rucksäcke aufeinanderstapelten, um dann drumrum zu sitzen und zu kiffen. Allerdings läuft kein Handbag House (und auch kein »Friseusen-Elektro«, die deutsche Entsprechung). Der DJ spielt Minimal House, alles andere als »Sekretärinnenmusik«."
(2009, S.75)

Ist die neue Feierkultur eine Jugendkultur?

Auffällig an der Techno-Szene ist, dass die Raver und Raverinnen eher jünger sind. Wenn sie älter sind, dann arbeiten sie meist in der einen oder anderen Weise in der Musikbranche oder in den zugehörigen Medien. Oder sie sind eher Teilzeit-Raver, die an der Feierkultur nur in einem sehr eingeschränkten Sinne teilnehmen. In den großstädtischen Szenenvierteln gibt es aber immer einige Postadoleszenten, die den Absprung nicht schaffen .

Wer zu den Festangestellten mit starren Arbeitszeiten gehört oder Kinder hat, der gehört selten zum harten Kern der Feiergemeinde. Im Buch befindet sich ein Interview von Anton WALDT, in dem er eine Ravermutter und ihr Kind befragt, das deutlich die Grenzen einer solchen Lebensweise aufzeigt. Und RAPP deutet auch an, dass die Integration solcher Menschen bislang nicht gelungen ist.

Lost and Sound

"Es hat in den letzten Jahren in Berlin einige Versuche gegeben, dem älter gewordenen Feierpublikum Ausgehmöglichkeiten zu eröffnen, die ihren neuen Lebensumständen - Beruf, Kinder - entgegenkommen. Gerade am Sonntag. (..) Wirklich funktioniert hat das in Berlin bisher noch nicht."
(2009, S.152)

Techno schafft auch außerhalb der Clubs Arbeitsplätze

Eine andere Möglichkeit Teil von Techno zu bleiben, ist das Arbeiten in Firmen, die im Umfeld der Club-Kultur entstanden sind. Berlin hat hier z.B. im Bereich der Musiksoftware einiges zu bieten. Ableton hat die Produktion von Musik revolutioniert und Traktor Scratch verändert den Arbeitsplatz von DJs.

Lost and Sound

"Arbeit bei einer Firma wie Ableton ist auch eine Möglichkeit, Teil von Techno zu bleiben, wenn man sich nicht mehr die Nächte um die Ohren schlagen kann oder will. Und Ableton ist nicht die einzige große Berliner Musiksoftwarefirma, die aus der Technoszene hervorgegangen ist. Die andere ist Native Instruments, sie stellt Traktor Scratch her, ein Programm, das es dem DJ erlaubt, das Auflegen von Schallplatten am Computer zu simulieren. Auch bei Native Instruments arbeiten ehemalige DJs."
(2009, S.231)

Noch am ehesten denkt man an die Plattenläden oder Labels. Seit 1999 sind viele bekannte Techno-Labels aus anderen Städten nach Berlin umgezogen. Die Verbindung von Club und Label ist in Clubs wie dem Berghain sehr eng. Und auch die Plattenläden selber haben immer noch eine wichtige Funktion, wie z.B. beim Berliner Hardwax

Lost and Sound

Manchmal " wird ein Plattenladen auch selbst zur kreativen Kraft. Gerade im Bereich Techno und House waren in den vergangenen zwanzig Jahren immer wieder Plattenläden die Institutionen, um die herum sich ein Haufen Begeisterter sammelte, um etwas Eigenes zu machen. Am prominentesten wahrscheinlich Kompakt in Köln. Irgendwann einmal als Filiale des Frankfurter Delirium gestartet, ist es heute ein riesiges Techno-Imperium, das die verschiedensten Labels, einen international operierenden Vertrieb, eine Booking-Agentur, einen Verlag und Studios umfasst. Alles in einem Gebäude: die Factory von Köln, das Bauhaus des Minimal Techno.
          
Beim Hardwax ist es ganz ähnlich."
(2009, S.246)

Fazit: Das lesenswerte Buch von Tobias Rapp zeichnet ein sehr facettenreiches Bild von Berlin als Welthauptstadt des Techno

Dem Buch Lost and Sound von Tobias RAPP wurde in diesem Rezessionsessay breiten Raum eingeräumt und dennoch konnten nicht alle erwähnenswerten Aspekte angesprochen werden. Dies allein zeigt bereits, dass dieses Buch sehr viele Facetten anspricht.

Die Techno-Szene lässt sich nicht auf Musikstile, eine Drogenkultur, oder eine Feierkultur reduzieren. Das Berliner Techno-Universium ist zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor der Stadt geworden.

Techno hat bereits einige Krisen durch gestanden, hat sich jedoch immer wieder erneuert. Für die nuller Jahre hat Tobias RAPP überzeugend gezeigt, dass Techno in Berlin noch immer sehr lebendig ist. Das Buch ist allen zu empfehlen, die an der Berliner Stadtentwicklung interessiert sind. Sozial- und Kulturwissenschaftlern bietet das Buch Anregungen für zahlreiche interessante Fragestellungen wie hier aufgezeigt wurde. Und nicht zuletzt ist das Buch verständlich und spannend geschrieben. Wer sich bislang noch nicht für die Techno-Kultur begeistern konnte, der wird vielleicht durch das Buch Lost and Sound dazu verführt.

Das Buch ist eine Momentaufnahme. Das Berlin der nuller Jahre wurde durch eine ganz bestimmte historische Konstellation für die Techno-Szene bedeutend. Diese Konstellationen können und werden sich verändern. Manches was im Buch beschrieben wird, ist vielleicht bald schon Vergangenheit, anderes dagegen wird sich weiterentwickeln.

 
     
 
       
   

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Update: 20. November 2018