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Einführung
Seit
1978 das erste
"Retortenbaby" geboren wurde,
ist die künstliche Befruchtung zum Alltag von
Reproduktionsmedizinern in der ganzen Welt geworden. Dies hat
auch den Blick auf die Kinderlosigkeit verändert. Diese
Veränderung des Blicks auf Kinderlose und die Einflüsse von
Professionsinteressen und bevölkerungspolitischen Interessen
sollen in dieser kommentierten Bibliografie im Vordergrund
stehen.
Kommentierte Bibliografie (Teil 2 - 2000
bis 2001)
2000
BAHNSEN,
Ulrich (2000):
Verheißung oder Teufelswerk?
Medizin:
Die Ärzteschaft hat sich mit einem umstrittenen Papier den Zorn
der Gesundheitsministerin zugezogen: Gentests sollen künftig
über das Schicksal von Embryonen entscheiden dürfen,
in: Spiegel Nr.9 v. 28.02.
"Am
vergangenen Donnerstag trat die Bundesärztekammer mit ihrem
Entwurf vor die Presse: Künftig, so verlangen die
Ärztevertreter, sollten Gentests über das Schicksal von
Retortenembryonen entscheiden dürfen. Eltern, in deren
Erbgut schwerwiegende Defekte schlummern, wollen sie fortan
die Zeugung im Reagenzglas anbieten. Im Labor sei dann ein
Gencheck, die PID, möglich. So lasse sich sicherstellen,
dass nur Embryonen in den Mutterleib gepflanzt werden, die
den Gendefekt nicht geerbt haben",
berichtet
Ulrich BAHNSEN über einen Diskussionsentwurf der
Bundesärztekammer zur Präimplantationsdiagnostik. Die
Bundesgesundheitsministerin Andrea FISCHER von den Grünen
lehnt eine solche weitreichende Regelung jedoch ab.
HEPP,
Hermann (2000): Präimplantationsdiagnostik – medizinische,
ethische und rechtliche Aspekte.
Der von
der Bundesärztekammer vorgelegte „Diskussionsentwurf zu einer
Richtlinie zur Präimplantationsdiagnostik“, dokumentiert in Heft
9/2000, wurde von einem Arbeitskreis des Wissenschaftlichen
Beirats der Bundesärztekammer ausgearbeitet. Dessen
Vorsitzender, Prof. Dr. med. Hermann Hepp, Verfasser des
nachfolgenden Artikels, hat Inhalt und Hintergründe des
Richtlinienentwurfes vor dem Vorstand der Bundesärztekammer und
später auch in einem BÄK-Presse-Seminar erläutert. Auf diese
Ausführungen geht der Artikel zurück,
in: Deutsches Ärzteblatt Heft 18 v. 05.05.
GROSS, Peter
(2000): Nachwuchs nach Wunsch.
Das genetische Christkind.
Reproduktionsmedizin und Gentechnik befördern den Traum vom
perfekten Kind. Doch wenn wir uns wirklich selbst erzeugen
können, verlieren wir die Freiheit des Zufalls,
in:
Tagesspiegel v. 23.09.
THIMM, Katja &
Gerald TRAUFETTER (2000): "Küss die Hand, gnädiges Ei".
Weltweit
wurden schon mehr als 300000 Retortenkinder geboren. Dass
künstliche Befruchtung künftig zur Regel wird, prophezeit Carl Djerassi, der Erfinder der Antibabypille: Frauen könnten
in Zukunft das Kinderkriegen auf die Zeit nach der Karriere
verschieben,
in: Spiegel Nr.48 v. 27.11.
PAUL, Rainer (2000):
Blonder Nachschub.
Befruchtung: Die dänische Universitätsstadt Aarhus wurde zu
einem Zentrum des globalen Spermahandels. Das dort ansässige
Unternehmen Cryos exportiert Spendersamen in 30 Länder der Erde
und hat schon über 4000 Kindern zu ihrer Existenz verholfen,
in: Spiegel Nr.48 v. 27.11.
MASCHLER, Nicole (2000): Hurra, es ist ein Gayby!
"We are family" - der einstige
Schlachtruf der Aidshilfe beschreibt eine neue Realität. In
Berlin haben Lesben und Schwule ihre Lebensplanung längst selbst
in die Hand genommen - gegen alle Vorurteile,
in: TAZ Berlin
v. 28.11.
Bericht über die Berliner
Agentur Queer and kids, eine Vermittlungsagentur für
Lesben und Schwule mit Kinderwunsch.
Eva SCHINDELE übt Kritik an der
Reproduktionsmedizin, die Kinder als "Schwangerschaftsprodukt"
auffasst und die "Krankheit" ungewollte Kinderlosigkeit zu
heilen verspricht. Der Erfolg der Reproduktionsmedizin ist
bislang gering. Nur 30 % der behandelten Frauen gebären ein
Kind. Für SCHINDELE sind dagegen psychische Probleme, die sich
aus einem gesellschaftlich verursachten Entscheidungsdilemma
ergeben, ausschlaggebender. Die Publizistin fordert deshalb
familienpolitische statt technische Lösungen, damit Kinder nicht
nur gewünscht, sondern auch geboren werden.
MEIXNER, Christiane (2000): Der
Kampf um Leben.
In Deutschland kommen jährlich
rund 4000 Kinder nach künstlicher Befruchtung zur Welt. Mal
voller Hoffnung, mal ängstlich haben viele ihrer Eltern lange
auf diesen Augenblick gewartet,
in: Berliner
Illustrierte Zeitung. Beilage der Berliner Morgenpost v.
17.12.
In
Deutschland herrscht Kinderzwang. Paaren, die keine Kinder
haben, wird Egoismus unterstellt. Dies führt zu einem Leidensweg
von Frauen, die ungewollt kinderlos bleiben und alles
unternehmen, um dies zu ändern.
GERRARD, Nicci & Dee O'CONNELL (2001): The
waiting game.
Nicci
Gerrard meets four women who thought they'd never become mothers
and Dee O'Connell investigates the possible treatments,
in:
Observer v. 14.01.
Der britische Observer befasst
sich mit ungewollter Kinderlosigkeit, die in der
familienpolitischen Debatte ausgeblendet wird.
KLAASSEN, Lars (2001):
Tabuthema Unfruchtbarkeit.
Was
tun, wenn man ein Baby möchte, aber keines bekommen kann? Die
Methoden künstlicher Befruchtung sind nicht nur umstritten,
sondern für Frauen auch sehr belastend. Eine Alternative können
psychologisch orientierte Gesprächstherapien sein,
in: TAZ
v. 27.01.
Lars KLAASEN berichtet über
eine psychologische Beratung, die eine ähnlich hohe Erfolgsrate
haben soll wie reproduktionstechnologische Verfahren:
"So wurde an der FH Münster
unter Leitung der Psychologin Christine Hölzle eine Kurzberatung
für kinderlose Paare entwickelt. Diese hatte ursprünglich das
Ziel, die mit der unfreiwilligen Kinderlosigkeit verbundene
Lebenskrise zu bewältigen - zeitigte allerdings darüber hinaus
einen überraschenden Nebeneffekt: Nach sieben Sitzungen sind
knapp 16 Prozent der Teilnehmerinnen schwanger geworden. »Damit
erzielte die Beratung eine ähnliche Erfolgsquote wie eine
sechsmonatige In-Vitro-Fertilisation an der Uniklinik Münster«,
konstatiert Hölze."
MAYER, Susanne
(2001): Die Doppeltbedienten.
Mehr Hilfe für Familien! Und
wer soll's bezahlen? Natürlich die Kinderlosen. Eine tägliche
Provokation für jene, die vergeblich versuchen, Eltern zu
werden. Statt endlich Windeln wechseln zu dürfen, geraten sie
unter pauschalen Verdacht, Hedonisten zu sein,
in: Die ZEIT
Nr.19 v. 03.05.
"Nun gibt es statt Urteilen vor allem
Vorurteile. Eine neue Variante des Klassenkampfes wird
geübt: solche mit gegen solche ohne Kinder. Jede Gruppe
unterstellt der anderen Vorteile, für die man selber zur
Kasse gebeten werde",
schreibt Susanne MAYER. Dieser
Klassenkampf ist die konsequente Folge der
Individualisierungsdebatte, die von dem Soziologen Ulrich BECK
forciert wurde. Die Individualisierungsthese hat sich seit den
80er Jahren als selbstverständlicher Deutungszusammenhang
etabliert. Lesen Sie hierzu:
Der
Familiensektor: Vom unerfüllbaren Kinderwunsch zur
Dramatisierung des Geburtenrückgangs.
SZ (2001): Der Mutterstand der
Dinge.
Vom
Aussterben des deutschen Volkes bis zur Menschwerdung im
Reagenzglas: Acht Thesen zur Zukunft der menschlichen
Reproduktion,
in: Süddeutsche Zeitung
v. 12.05.
RÖPER, Burkhardt & Silvia
SANIDES (2001): Kind zweier Mütter.
Medizin: Seit über vier Jahren
erzeugen Wissenschaftler genmanipulierte Babys. Erst jetzt
geraten sie in die Kritik,
in: Focus
Nr.20 v. 14.05.
WOLFRUM, Rüdiger (2001): Forschung an humanen Stammzellen:
ethische und juristische Grenzen.
Die Entscheidung, ob in Deutschland in Zukunft mit
überzähligen Embryonen geforscht werden kann, muss der
Gesetzgeber treffen. In der Debatte sollte u.a. versucht werden,
die möglichen Vorteile herauszufiltern,
in: Aus
Politik und Zeitgeschichte
Nr.27 v. 26.05.
HAUSKELLER, Christine (2001): Die Stammzellforschung - Sachstand
und ethische Problemstellungen.
Der Artikel gibt einen Überblick über den derzeitigen
Forschungsstand mit humanen Stammzellen. Am Beispiel des Textes
"Empfehlungen der DFG zu Forschung mit menschlichen Stammzellen"
zeigt er die ethischen Problemfelder auf,
in: Aus
Politik und Zeitgeschichte
Nr.27 v. 26.05.
GRAUMANN, Sigrid (2001): Zur Problematik der
Präimplantationsdiagnostik.
Die derzeit heftig geführte Debatte über Verbot oder
Zulassung der Präimplantationsdiagnostik (PID) konzentriert sich
vor allem auf die Frage nach dem moralischen Status menschlicher
Embryonen. Es gibt aber noch weitere Aspekte,
in: Aus
Politik und Zeitgeschichte
Nr.27 v. 26.05.
"Die
Präimplantationsdiagnostik (PID) ist ein relativ neues
Verfahren, das darauf abzielt, die Entwicklung eines Kindes mit
einer genetisch bedingten Krankheit oder Behinderung schon vor
der Entstehung einer Schwangerschaft zu vermeiden. Weltweit sind
mittlerweile über 400 Kinder nach einer PID geboren. In
Deutschland, Österreich und der Schweiz ist die PID verboten, in
anderen europäischen Ländern wie beispielsweise Belgien, den
Niederlanden, Großbritannien, Frankreich, Italien, Spanien,
Dänemark und Schweden darf sie angeboten werden. Seit die
Bundesärztekammer im vergangenen
Jahr einen Regelungsvorschlag zur Durchführung der PID vorgelegt
hat, reißen die Diskussionen über Zulässigkeit oder
Unzulässigkeit der Methode auch in Deutschland nicht ab",
erläutert Sigrid GRAUMANN den
Stand der Debatte zur Präimplantationsdiagnostik.
FEUERSTEIN, Günter & Regine KOLLEK
(2001): Vom genetischen Wissen zum sozialen Risiko:
Gendiagnostik als Instrument der Biopolitik.
Die Gendiagnostik verspricht, Krankheitsdispositionen
frühzeitig zu erkennen. Prädiktive Gentests können allerdings
nur selten medizinische Ungewissheiten tatsächlich reduzieren,
in: Aus
Politik und Zeitgeschichte
Nr.27 v. 26.05.
KETTNER, Matthias (2001):
Neue Formen gespaltener Elternschaft.
Die Fortschritte der "Reprogenetik" haben unser
Standardmodell der "natürlichen" Elternschaft eines
heterosexuellen Paares um neue Formen gespaltener Elternschaft
erweitert. Genetische, austragende und aufziehende Elternteile
werden personell trennbar,
in: Aus
Politik und Zeitgeschichte
Nr.27 v. 26.05.
KOCH, Hans-Georg (2001): Fortpflanzungsmedizin im europäischen
Rechtsvergleich.
In Deutschland existiert eine Gesetzgebung zu Fragen und
Erscheinungsformen der medizinisch unterstützten Fortpflanzung.
Dies gilt ebenso für andere europäische Länder,
in: Aus
Politik und Zeitgeschichte
Nr.27 v. 26.05.
BÖHM, Andrea (2001): Kalifornien - Im Land der Kindermacher.
Wo ein Wille zum Baby ist, ist
auch ein Weg. Amerika führt vor, was eugenische Raffinesse ist.
Elitestudentinnen als Eizellen-Verkäuferinnen, Tote als
Samenspender - Reise durch die Fortpflanzungsfabriken
Kaliforniens,
in: Die ZEIT
Nr.24 v. 07.06.
"Agenturen
haben sich auf Eispenderinnen für schwule Paare spezialisiert,
Therapeuten auf das Coaching von Leihmüttern, Ärzte auf die postmortale Spermaentnahme, Pornofotografen auf die Vermarktung
der Eizellen von Playboy-Models und ein Optiker namens Robert
Graham auf den Verkauf von Samen von Nobelpreisträgern zwecks
genetischer Aufwertung der Weltbevölkerung. Anything goes - ob
im Namen der Gleichberechtigung oder der eugenischen Verheißung.
Mit medizinischer Hilfe bei Unfruchtbarkeit hat das nichts zu
tun", meint Andrea BÖHM zum Angebot der Reproduktionsmedizin im
US-amerikanischen Bundesstaat Kalifornien.
"Der
Schutz von Ehe und Familie beinhaltet auch das Recht einer
Behandlung ungewollter Kinderlosigkeit. Lehnt man die PID ab,
lässt man die Abtreibung dagegen zu, mutet man der Frau eine
»Schwangerschaft auf Probe« mit all den Belastungen einer
späteren Abtreibung zu", kritisiert Jochen TAUBITZ.
LEMKE, Thomas (2001):
Die Universalisierung der Eugenik.
Optimierung des individuellen
Humankapitals - zu gesellschaftlichen Nebenwirkungen der
genetischen Diagnostik,
in:
Frankfurter Rundschau v. 19.06.
"Die
Konzentration der medizinisch-sozialen Praktiken auf die Analyse
von genetischen Risiken könnte die Voraussetzung für eine
Umcodierung eugenischer Praktiken schaffen, die nicht mehr nur
auf identifizierbare Individuen und Kollektive zielen, sondern
auf alle und jeden Einzelnen. Diese Eugenik wäre nicht mehr auf
die Autorität des Staates angewiesen, sondern könnte auf die
Autonomie der Individuen rekurrieren. An die Stelle staatlich
verordneter eugenischer Programme, die vor allem auf repressive
Mittel zurückgriffen und deren Gegenstand die »Volksgesundheit«
war, träte ein Risikodispositiv, das im Namen von
Selbstbestimmung, Eigenvorsorge, Verantwortung und Wahlfreiheit
auf eine produktive Optimierung des individuellen Humankapitals
zielt. Daher reicht es heute möglicherweise nicht mehr aus,
allgemein auf das Risiko der Eugenik hinzuweisen, diese ist
vielmehr als eine spezielle Eugenik, als eine Eugenik des
Risikos zu dechiffrieren",
meint Thomas LEMKE.
Dies blendet die Tatsache aus, dass qualitative
Bevölkerungspolitik sich nicht in erster Linie auf die
Mittelschicht bezieht, sondern auf die so genannte Unterschicht,
die nicht durch "Selbstbestimmung", sondern durch staatliche
Zwangsmaßnahmen reguliert wird.
GROLLE, Johann & Beate LAKOTTA (2001): Heerscharen auf Eis.
Deutsche
Reproduktionsmediziner fordern, Eizellspenden und das Einfrieren
von Embryonen zu erlauben. So könnte es bald Zigtausende
herrenlose Embryonen geben. Auch dafür haben die Ärzte schon ein
Patentrezept: die Adoption,
in: Spiegel
Nr.26 v. 25.06.
Die Berufsverbände deutscher Gynäkologen
und Fortpflanzungsexperten verweisen in einem Positionspapier
darauf,
"dass Deutschland im internationalen
Vergleich suboptimale Schwangerschaftsraten aufweist".
Mit solchen bevölkerungspolitischen
Argumentationen sind wir der
Vision vom
Deutschland im Jahr 2030 bereits heute
näher als so mancher glaubt. Für Bernd Wacker von der
Kinderhilfsorganisation Terre des hommes, leben wir in
einer "babysüchtigen Gesellschaft". Adoption verkommt dadurch
von einem
"Instrument der Kinder- und Jugendhilfe
(...) zur Hilfe für unfruchtbare Menschen"
ALBERS, Regina (2001): Neue
Chance für Embryonen.
Fortpflanzungsärzte in
Deutschland fordern mehr Rechtssicherheit für den Einsatz neuer
Verfahren bei der künstlichen Befruchtung,
in: Focus
Nr.26 v. 25.06.
FUCHS, Ursel (2001):
Fortpflanzung wird Chefsache.
Max-Planck-Präsident Mark hat
gesprochen - und die "Enteignung der Mütter" schreitet voran,
in: Welt
v. 26.06.
"Mit 21 lässt sie Eizellen
einfrieren. Nach Ausbildung und Karriere taut sie sie auf
und lässt sie künstlich befruchten. Die Embryonen werden kloniert, also Kopien gemacht. Eine davon im
Acht-Zell-Stadium untersuchen Wissenschaftler in der
Präimplantationsdiagnostik (PID) mikroskopisch. Hat der
Embryo einen Gendefekt, werden die übrigen Embryonen
repariert mittels Keimbahn-»Therapie«, Elternwünsche werden
berücksichtigt, Gendaten gespeichert. Einige Embryonen
werden tiefkühlkonserviert, auf Vorrat, andere der Frau
eingepflanzt. Sie werden durch Pränataldiagnostik überwacht.
Falls doch was schief geht: Abtreibung. Die Geburtsrate
beträgt 13.9 Prozent.
Sollte ein Kind später krank werden
oder sterben - identischer Ersatz kann jederzeit aufgetaut
und eingepflanzt werden."
KULKE, Uli (2001): Wer liebt ,
wählt aus.
Auch Paarbildung
ist Selektion - tun wir nicht so, als wäre sie erst mit der
Gentechnik in die Welt gekommen,
in: Welt v.
29.06.
WEINGÄRTNER, Daniela (2001):
Der Baby-Bastler aus Brüssel.
Paul Devroey verhilft Eltern zu
garantiert erbgesunden Babys. Nach einer künstlichen Befruchtung
sucht er die besten Zellen für eine Verpflanzung aus. Ethische
Bedenken hat der Arzt keine. Jede zehnte Patientin ist aus
Deutschland,
in: TAZ
v. 10.07.
"Frauen
über 44 weist er ab. Ab dem 37. Lebensjahr steige das Risiko für
Chromosomen-Anomalien dramatisch. Bei Frauen über vierzig
scheitere im Schnitt jede zweite Schwangerschaft.
»Diese Botschaft möchte ich vermitteln: All diese Techniken sind
für junge Frauen entwickelt. Mit über vierzig sind die Eier
abgenutzt.« (...). Eine Gesellschaft, die das Wohl der Frauen im
Blick habe, (...) müsse ihnen ermöglichen, in jungen Jahren
Kinder zu bekommen.",
zitiert Daniela WEINGÄRTNER
den belgischen Reproduktionsmediziner Paul DEVROEY, der keine
Skrupel hat auch lesbischen oder alleinlebenden Frauen zu einem
Kind zu verhelfen.
SPIEGEL
-Titelgeschichte: Der neue Mutterstolz.
Kinder statt Karriere |
NEWSWEEK-Titelgeschichte:
The Truth About Fertility.
Don't Believe the Hype - Even Fertility Specialists Say Younger
Is Better |
KALB,
Claudia (2001): Should You Have Your Baby
Now?
A group of
doctors thinks advances in fertility
treatment have given women too much hope.
Its new ad campaign is bound to stir up
public controversyand private
anguish
in: Newsweek v.
13.08.
MIKA, Bascha (2001): Der Spross als Wille und Wahn.
Wer keinen Nachwuchs hat, muss
sich peinlichen Fragen stellen oder peinigenden Behandlungen
unterziehen
in: TAZ v.
17.08.
"Vor
allem die, die unfreiwillig verzichten. Gerade sie laufen
Gefahr, sich emotional auf etwas zu fixieren, was für sie
so schwer zu haben ist. Dieser Wahn hat einen Namen:
Severino Antinori. Der Mann ist Spezialist für künstliche
Befruchtung und weltweit agierender Marketingdirektor der
Reproduktionsmedizin. Antinori sorgt dafür, dass der Markt
das Angebot bereit hält, und er stimuliert gekonnt die
Nachfrage. Es gibt ein Menschrecht auf Kinder, sagt er.
(...).
Allein in Deutschland versuchen jährlich knapp 40.000
Frauen, künstlich schwanger zu werden - Tendenz steigend.
Die Ärzte führen 65.000 Behandlungen durch; die
Krankenkasse zahlt vier Versuche pro Frau. Nur bei 12 bis
15 Prozent aller begonnenen Behandlungen trägt eine Frau
dann tatsächlich ein Kind nach Hause. Für diese kleine
Chance lassen sich die Wunschmütter mit hochdosierten
Hormonen vollpumpen, riskieren, dass ihre Eierstöcke
bedrohlich anschwellen, sich im Bauch lebensgefährlich
Wasser ansammelt, sie mit speiender Übelkeit kämpfen - von
der unerforschten Krebsgefahr mal ganz zu schweigen. Es
ist ein grandioser Stress, dem sich Frauen und die
dazugehörigen Männer aussetzen. Dieser Widersinn heißt
dann, sich nichts sehnlicher zu wünschen als ein Kind",
kritisiert Bascha MIKI.
SPOERR, Kathrin (2001): Vom Los
der Kinderlosen.
Das restriktive deutsche Embryonenschutzgesetz erschwert die
Erfolge durch künstliche Befruchtung,
in: Welt
v. 22.08.
Aus
einer Position heraus, die Abtreibung und künstliche
Befruchtung in einen Zusammenhang bringt, kritisiert SPOERR
das deutsche Embryonenschutzgesetz:
"Der drei oder fünf Monate
alte Fötus zählt weniger als der Vierzeller. Der Wille der
abtreibungswilligen Frau steht höher als der Wille der Frau
mit Kinderwunsch. Der Arzt, der eine Abtreibung vornimmt,
steht unter geringerem ethischen Druck als der
Reproduktionsmediziner."
BIDDER, Julia (2001): Wenn der
Kinderwagen leer bleibt.
Frauen leiden unter ungewollter
Kinderlosigkeit besonders - Betroffene tauschen sich in neuer
Selbsthilfegruppe aus,
in:
Saarbrücker Zeitung v. 25.08.
"Elke Z. (hat) die erste
Selbsthilfegruppe für ungewollt Kinderlose im Saarland ins Leben
gerufen. Trotz dieses für sie sehr mutigen Schrittes möchte sie
anonym bleiben, verrät nicht mal ihren Beruf oder ihr Alter.
'Ich habe sehr große Angst, dass jemand in meinem Bekanntenkreis
erfährt, dass ich betroffen bin', erklärt sie. Heinz Krämer,
Leiter der Saarbrücker 'Pro Familia'-Beratungsstelle, kennt
diese Problematik. 'Besonders Frauen empfinden ihre
Unfruchtbarkeit immer noch als ungeheures gesellschaftliches
Stigma', erzählt er".
Eine der Auswirkungen der
gegenwärtigen Sozialschmarotzer-Debatte ist der zunehmende
soziale Druck auf ungewollt Kinderlose. Eine Möglichkeit, diesem
Druck entgegenzuwirken, ist die Gründung von
Selbsthilfegruppen...
RENTSCH, Andreas (2001): Späte
Schwangerschaft als Risiko.
Frauenarzt Martin Link: Jedes
siebente sächsische Paar bleibt wider Willen kinderlos,
in: Sächsische
Zeitung v. 25.10.
In Sachsen wurden im Jahr
2000 lediglich 350 Kind per künstlicher Befruchtung geboren.
Dies liegt auch an der geringen Erfolgsrate, wie der Frauenarzt
Martin LINK erläutert:
"20 bis 25 Prozent (...). Das
heißt, von den Fällen, wo die befruchtete Eizelle übertragen
wurde, führt letztlich jede fünfte zur Geburt eines Kindes."
CORSTEN, Volker (2001):
Tragödienstoff im Wartestand.
Reality-TV mit Herz: Eine Dokumentation begleitet kinderlose
Paare bei ihren Versuchen, dem Glück nachzuhelfen,
in: Welt am Sonntag v. 18.11.
"Ungewollte Kinderlosigkeit"
ist im Zeitalter von Reproduktionsmedizin und
Bevölkerungspolitik das Topthema. RTL2 zeigt die Serie
Wunschkinder, in der das Thema zeitgeistmäßig aufgegriffen
wird.
MAINKA,
Iris (2001): Die Leere im Bauch.
Paare
wünschen sich Kinder - notfalls mithilfe einer
Samenspende. Manchmal raten Psychologen ab,
in: Die ZEIT Nr.50 v.
06.12.
SPERBER, Katharina
(2001): Das verflixte X-Chromosom.
Warum
eine junge Frau mit einem behinderten Bruder sich
ein Baby aus dem Reagenzglas wünscht
in: Frankfurter Rundschau
v. 15.12.
Katharina
SPERBER berichtet
über eine Frau, die ihr Recht auf ein
Kind durchsetzen möchte: "Sie
könnte auch ohne PID das Risiko
ausschließen, einen Sohn mit
Muskeldystrophie Duchenne zu bekommen:
»Verzicht auf Kinder«, schlagen die
Bischöfe beispielsweise vor (...). Sie
kann im christlichen Rat, ganz und gar
auf Kinder zu verzichten, um nur ja kein
behindertes zu bekommen, nichts
Tröstliches finden."
SPIEWAK, Martin (2001): Leiden an der guten Hoffnung.
Die
Zahl der künstlichen Befruchtungen steigt
rapide. Doch die psychische Belastung ist für
viele Paare schwer zu ertragen,
in: Die ZEIT Nr.52 v. 20.12.
"40 000 Paare
haben im vergangenen Jahr in Deutschland versucht, mithilfe
künstlicher Befruchtung Eltern zu werden. Fünf von ihnen werden
zurzeit freitags in der Serie Wunschkinder vorgestellt. Zwei
Jahre lang haben ZDF-Reporter die Männer und Frauen begleitet.
Die Paare reden über den Schock, als sie erfuhren, unfruchtbar
zu sein - und die Hoffnungen, mittels Hormonstimulationen,
Eizellgewinnung und Embryonentransfer sich doch noch ihren
Lebenstraum zu erfüllen", berichtet Martin SPIEWAK anlässlich
einer ZDF-Serie.
RIEWENHERM, Sabine (2001):
Die Wunschgeneration. Basiswissen zur Fortpflanzungsmedizin. Mit
einem Vorwort von Andrea Fischer, Berlin: Orlanda Verlag
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