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Einführung
Seit
1978 das erste
"Retortenbaby" geboren wurde,
ist die künstliche Befruchtung zum Alltag von
Reproduktionsmedizinern in der ganzen Welt geworden. Dies hat
auch den Blick auf die Kinderlosigkeit verändert. Diese
Veränderung des Blicks auf Kinderlose und die Einflüsse von
Professionsinteressen und bevölkerungspolitischen Interessen
sollen in dieser kommentierten Bibliografie im Vordergrund
stehen.
Kommentierte Bibliografie (Teil 1 - 1970
bis 1999)
Das Buch ist erst
1987 unter dem Titel Frauenbefreiung und sexuelle Revolution im
Jahr 1987 beim Fischer-Verlag erschienen. Shulmath FIRESTONE
sieht in der Reproduktionsmedizin ein Hilfsmittel zur
Entstigmatisierung gewollter Kinderlosigkeit:
"Die künstliche
Fortpflanzung ist nicht prinzipiell enthumanisierend. Zumindest
sollte die Entwicklung dieser Alternative es ermöglichen, daß
der uralte Wert der Mutterschaft einer ehrlichen Neueinschätzung
unterzogen wird. Zur Zeit ist eine Frau, die sich offen gegen
die Mutterschaft ausspricht, geradezu physisch gefährdet und
bleibt nur ungeschoren, wenn sie schnell hinzufügt, daß sie
neurotisch oder abnorm ist oder daß sie Kinder haßt, also nicht
recht «geeignet» ist. (...). Solange dieses Tabu nicht abgebaut
ist und solange die Entscheidung entweder gar keine Kinder zu
wollen oder sie auf künstliche Weise zu kriegen, nicht genauso
legitim ist wie eine traditionelle Schwangerschaft, sind Frauen
so gut wie gezwungen, ihre weibliche Rolle auszufüllen."
(1987, S.220)
FIRESTONE sieht
kinderlose Lebensstile in der Defensive, hofft aber auf die
Abschaffung der Familie durch die Errungenschaften der
Reproduktionsmedizin:
"Heutzutage werden
diejenigen, die in einem bestimmten Alter unverheiratet sind und
keine Kinder haben, dafür bestraft: Sie fühlen sich einsam,
ausgeschlossen und miserabel und leben am Rand einer
Gesellschaft, in der jedermann sich in die Schubkästchen einer
Generationsfamilie eingeordnet hat, deren Hauptmerkmale
Chauvinismus und Exklusivität sind. (Nur in Manhattan werden
Unverheiratete gerade noch geduldet, und auch darüber kann man
streiten.) (...). Doch in unserer reproduktionsfähigen Einheit,
mit einem begrenzten Vertrag und einer auf viele übertragenen
Kindererziehung (die somit praktisch abgeschafft ist), ohne
Existenzsorgen, aber mit Beteiligten, die sich alle freiwillig
auf der Basis persönlicher Neigung zusammengeschlossen haben
werden die »unstabilen« reproduktionsfähigen Strukturen der
Vergangenheit angehören."
(1987, S.251)
Für FIRESTONE ist
nicht die Familie, sondern die Wohngemeinschaft die eigentliche
Grundeinheit der Gesellschaft. Heimkinder sieht sie als
Benachteiligte unserer Kleinfamiliengesellschaft. Als
Grundvoraussetzung einer erfolgreichen feministischen Revolution
erscheint ihr die Abschaffung der natürlichen Geburt:
"Doch auch eine (...)
Wohngemeinschaft kann (...) keine wirklich völlig befreite
soziale Form sein, solange wir auf natürliche Weise Kinder
gebären. Die Mutter, die neun Monate lang schwanger war, wird
wahrscheinlich der Meinung sein, daß das Produkt dieser
Schmerzen und Unbequemlichkeit ihr Eigentum ist (»Wenn ich daran
denke, was ich deinetwegen alles durchgemacht habe!«). Wir aber
wollen diesen Besitzanspruch mitsamt seinen kulturellen
Verstärkern zerstören, damit nicht ein Kind von vorneherein
anderen vorgezogen wird, damit Kinder um ihrer selbst willen
geliebt werden."
(1987, S.253)
Die Entwicklung
einer künstlichen Gebärmutter kann in dieser Sicht also als
Wegbereiter einer feministischen Revolution betrachtet werden.
In der Frauenbewegung galt FIRESTONE als Frontfrau einer
radikalen Frauenbewegung, die bald ins Abseits der Bewegung
geriet. Die Utopie einer Frauenbefreiung durch die
Reproduktionsmedizin kam unter die Räder von Dystopien wie
derjenigen von Aldous HUXLEYs
Schöne neue Welt.
1978
SPIEGEL
-Titelgeschichte: Kinder aus der Retorte.
Fortschritt oder Frevel? |
SPIEGEL (1978): Ein Schritt in Richtung Homunkulus.
Als epochale
Forschertat gerühmt, aber auch mit Beklommenheit aufgenommen
wurde das Ereignis: die Geburt des ersten "Retorten-Babys". Das
Neugeborene verkörpert den jüngsten Triumph der modernen
Biotechnik, die sich anschickt, den Menschen einem
alchimistischen Experiment zwischen Hoffnung und Horror zu
überantworten,
in: Spiegel Nr.31 v. 31.07.
"Auf künstliche Weise, per
Kaiserschnitt, holte Steptoe das offenbar normal entwickelte
Kind ans Licht - künstlich war es, knapp neun Monate zuvor,
gezeugt worden. Im Labor hatten Steptoe und sein Kollege Robert
Edwards eine männliche und eine weibliche Keimzelle der Eltern
miteinander verschmolzen und das befruchtete Ei einige Tage in
einer Nährlösung heranreifen lassen; danach wurde der Embryo in
Lesley Browns Gebärmutter überpflanzt.
Daß sich dort der winzige Zellklumpen komplikationslos zu einem
menschlichen Wesen auswuchs, werteten letzte Woche Zeitungen und
Experten in aller Welt einhellig als einen »wissenschaftlichen
Durchbruch«, einen medizinischen Fortschritt, dessen Folgen fürs
erste kaum abzuschätzen sind.
Nach rund zwei Jahrzehnten vergeblicher Versuche, in der Retorte
gezeugte Embryos zu geburtsreifen Babys heranzuzüchten, sahen
viele Fachleute in dem Triumph der ausgefeilten Biotechnik
Steptoes nicht nur eine Methode, bislang unfruchtbaren Frauen
den Wunsch nach einem Kind zu erfüllen,"
heißt es im Spiegel
zur Geburt von
Louise Brown. Noch in den 1960er Jahren, die
von
einem Zeitgeist geprägt waren, in dem es um Empfängnisverhütung
statt um die
Bekämpfung des Geburtenrückgangs ging, hatten
solcherart voreingenommener Experten gemäß Spiegel die
Entwicklung auf dem Gebiet künstlicher Befruchtung unterschätzt:
"In den sechziger Jahren noch
utopisch anmutende Vorhersagen sind durch die Ergebnisse aus den
Labors schon überholt. So hatte eine Gruppe von 82 Experten
damals die praktisch »unbegrenzte Konservierung menschlicher
Samenzellen« und die »Einpflanzung künstlich befruchteter
Eizellen in die menschliche Gebärmutter« gegen das Jahr 1990
erwartet - schon 1978 sind beide Ziele erreicht."
Der Spiegel sieht
in der künstlichen Gebärmutter das Endprodukt dieser Entwicklung:
"Endprodukt dieser
Entwicklung wäre eine Schwangerschaft, die vollständig außerhalb
des Mutterleibs nur noch im künstlichen Brutkasten abläuft -
eine Bio-Technologie, die der Brite Aldous Huxley schon 1932 in
seinem Zukunftsroman »Schöne
neue Welt« ausgemalt hat. Dort gibt es keine natürliche
Geburt mehr."
HAAF, Günter (1978):
Auf dem Weg zum Bio-Babel?
Das
Retortenbaby von Oldham und die Grenzen zwischen Machbarem und
Erlaubtem,
in: Die ZEIT, Nr.32 v. 04.08.
Günter HAAF fasst die
Reaktionen auf die Geburt des weltweit ersten Retortenbaby
folgendermaßen zusammen:
"Die einen feiern einen
Triumph der »neuen Biologie«, der Hunderttausenden von Frauen,
die keine Kinder empfangen können, neuen Mut und neue Hoffnung
gibt. (...).
Die anderen sind da skeptischer, nachdenklicher, ja: sie spüren
Horror im Herzen, wenn sie sich die Möglichkeiten der neuen
Biologie vor Augen führen. Sie denken an Fausts Homunculus; an
Aldous Huxleys »Schöne
neue Welt«, wo die Babys fabrikmäßig auf Flaschen gezogen
werden; an Frankenstein, das klägliche Ergebnis des Versuchs,
Menschen künstlich herzustellen; an Alvin Tofflers Buch
»Zukunftsschock«, in dem vor zehn Jahren
schon die schreckliche Aussicht auf Reagenzglaskinder und
Mietmütter auf den Begriff »biologisches Hiroshima« gebracht
wurde."
HAAF plädiert angesichts der
reproduktionstechnologischen Revolution für eine breite
öffentliche Debatte.
MAZOR, Miriam D. (1979): Unfruchtbar.
Zunehmend
verschieben junge Paare in den westlichen Ländern Ehe und
Kinderkriegen auf die Jahre nach 30. Dann setzt die Frau die
Pille ab - und nun klappt es trotz größter Anstrengungen nicht
(mehr), Angst, Hilflosigkeit und Schuldgefühle sind die Folge.
Was bedeutet es für die Betroffenen, wenn die Diagnose heißt:
Unfruchtbar,
in: Psychologie Heute, Oktober
Das (noch) singuläre Ereignis
der Geburt eines Retortenbabys weckt in Großbritannien neue
Hoffnungen:
"Obwohl das Verfahren völlig
neu und sehr schwierig ist, haben sich - bis Anfang 1979 -
bereits mehr als 500 Frauen bei einer Fruchtbarkeitsklinik in
Norfolk, Virgina beworben. Dort wird beabsichtigt, die
Reagenzglas-Geburt zu wiederholen."
Miriam D. MAZOR befasst sich
deshalb mit dem "Schicksal" Unfruchtbarkeit. Dabei steht
die Reaktion der Umwelt und die Verarbeitung der Diagnose im
Vordergrund.
1981
HUXLEY, Aldous (1981):
Schöne neue Welt. Ein Roman der Zukunft Frankfurt: Fischer
Der Roman hieß im Original
Brave New World und ist bereits 1932 erschienen. Seine
Bedeutung für den Blick auf die Reproduktionsmedizin beschreibt
Andreas BERNARD in seinem Buch
Kinder machen folgendermaßen:
"Aldous Huxleys »Schöne neue
Welt« liegt aus historischen und biographischen Gründen viel
näher an der wissenschaftlichen Realität der
In-vitro-Fertilisation. Anfang der 1930er Jahre arbeitet Gregory
Pincus in Cambridge bereits an seinen künstlichen
Befruchtungsversuchen mit Mäusen und Kaninchen, und Huxley hat
über seinen Bruder Julian, einen in der Eugenik-Bewegung aktiven
Embryologen, direkten Zugang zu den neuesten Forschungen und
gesellschaftspolitischen Visionen der Reproduktionsbiologie.
Anregungen für seinen Science-Fiction-Klassiker über einen
Staat, der keine sexuelle Fortpflanzung mehr duldet und die
Entstehung neuer Menschen von der Befruchtung bis zur
»Entkorkung« in fabrikartige Labore verlegt, erhält Aldous
Huxley durch die eugenischen Manifeste im Umfeld seines Bruders
(...). Aldous Huxley verfasst den Roman also zeitgleich mit den
ersten tatsächlichen Experimenten zur extrakorporalen
Befruchtung (Pincus veröffentlicht seinen bahnbrechenden Aufsatz
1934), und es ist bemerkenswert, dass schon die allerfrühesten
Reaktionen auf diese wissenschaftliche Zäsur einen Zusammenhang
zu der gerade erschienenen literarischen Dystopie herstellen.
»Die 'schöne neue Welt Huxleys scheint Realität zu werden«,
heißt es 1937 in einem Editorial des New England Journal of
Medicine über Pincus' Versuche:
Vierzig Jahre später, nach der Geburt der ersten in vitro
gezeugten Menschen, wird das Buch geradezu als prophetische
Vorwegnahme der aktuellen Ereignisse gedeutet. Um die
Detailgenauigkeit der Schilderungen zu unterstreichen, ergänzen
die Zeitungen ihre Artikel über Louise Brown um den Abdruck
langer Passagen des Romans (...) oder veröffentlichen, wie die
»Zeit« im Februar 1979, Dossiers über den Zusammenhang von
Huxleys Schreckensvision und der Wirklichkeit der
Reproduktionsmedizin. Eines der ersten populärwissenschaftlichen
Bücher über die neue Zeugungstechnik trägt den Untertitel »Brave
New Hope - or Horror?« Bis weit in die achtziger Jahre hinein
bleibt der totalitäre Zukunftsstaat ein Leitbild der
Berichterstattung über neue Reproduktionstechnologien."
(2014, S.431f.)
1982
HAAF, Günter (1982): Frankens Babys.
Demnächst gibt es auch deutsche Reagenzglas–Kinder,
in: Die ZEIT, Nr.4 v. 22.01.
Anlässlich einer
Pressekonferenz der Universitäts-Frauenklinik Erlangen
berichtet Günter HAAF über die bevorstehende Geburt des ersten
Retortenbabys in Deutschland (Die ZEIT meldet die am
16. April stattfindende Geburt von Oliver WIMMELBACHER mit der
Schlagzeile
"Oliver aus dem Glas"). Die damit verbundene Hoffnung
beschreibt HAAF folgendermaßen:
"Die fränkischen
Reagenzglas-Babys, das scheint gewiß, helfen mit, den
bislang unerfüllbaren Wunsch nach Kindern von allein 100 000
bundesdeutschen Ehepaaren vielleicht doch in Erfüllung gehen
zu lassen. Zwar wird die in vitro-Befruchtung nicht in allen
Fällen helfen können. Sie könnte sich aber als billiger als
die operative Behandlung verschlossener Eileiter erweisen."
SPIEGEL (1982): Abraham und Hagar.
Die Vermittlung
sogenannter Leihmütter per Annonce ist nicht erlaubt. Dies hat
ein Gericht jetzt zum ersten Mal festgestellt,
in: Spiegel Nr.3 v. 18.10.
1983
SPIEGEL (1983):
Erster Durchbruch.
Recht: Müssen
Krankenkassen die Kosten für die Zeugung eines Retortenbabys
übernehmen?,
in: Spiegel Nr.23 v. 06.06.
"Weltweit sind erst etwa 150
Geburten nach Reagenzglas-Zeugung bekannt, davon sieben in der
Bundesrepublik. Fünf der deutschen Retortenbabys kamen in
Erlangen zur Welt, wo Professor Siegfried Trotnow seit 1981 an
der Universitäts-Frauenklinik die Labor-Befruchtung erfolgreich
praktiziert", berichtet der Spiegel anlässlich eines
Rechtsstreits um die Kostenerstattung bei künstlicher
Befruchtung über die Erfolgsrate der Reproduktionsmedizin.
1986
SPIEGEL
-Titelgeschichte: Die Babymacher.
Zeugung in der Retorte - Eingriff ins Erbgut |
SPIEGEL (1986): Von Menschenzüchtung triebhaft fasziniert.
Die Befruchtung
außerhalb des Mutterleibs, die Langzeit-Lagerung von Keimlingen
in Tiefkühltruhen, "Embryo-Transfer" in die Gebärmutter - das
alles gehört inzwischen zur gynäkologischen Routine: Sind
Babymacher und Gentechniker unterwegs in Aldous Huxleys schöne
neue Welt der Menschenzüchtung?
in: Spiegel Nr.3 v. 13.01.
"Rund 2000 Retortenbabys
leben in aller Welt, die meisten in England, den USA, Australien
und in der Bundesrepublik. Auch die DDR ist stolz auf ein halbes
Dutzend außerhalb des Körpers gezeugter Menschen; schließlich
hat Goethe das Drama vom Dr. Faustus und seiner
Homunkulus-Phiole in Weimar vollendet. Was 1978 mit der Geburt
der 2600 Gramm schweren Louise Brown in Großbritannien begann,
hat sich zu einem weltweit operierenden Business entwickelt.
Die Babymacher kennen keine Grenzen. Ihren ersten Glaubenssatz
formulierte der Brite Robert Edwards, einer der Väter aller
Laborkinder und seit 1978 bei Hunderten von Zeugungen aktiv
dabei: »Die Ethik muß sich der Wissenschaft anpassen, nicht
umgekehrt.«
In der Bundesrepublik ist dieser Anpassungsprozeß in vollem
Gange - auch wenn nur einer kleinen Minderheit wohl dabei ist.
Schon leben in Deutschland rund 200 Kinder, die »extrakorporal«
gezeugt wurden, außerhalb des menschlichen Organismus. Im
kommenden Jahr wird sich ihre Zahl mindestens verdoppeln, denn
mittlerweile beschäftigen sich mehr als 30 Kliniken (allein fünf
im kinderarmen West-Berlin) und drei gynäkologische Privatpraxen
mit der Doktor-Faustus-Therapie. Besonders erfolgreich sind die
frauenärztlichen Unikliniken Erlangen, Kiel und Lübeck",
berichtet der Spiegel
über die Fortschritte der Reproduktionsmedizin. Solcherart
gezeugte Kinder können bis zu 5 Elternteile haben:
"Ein Kind mit fünf
Elternteilen sei mittlerweile durchaus möglich, erläutert
Professor Hans Peter Wolf, der Vorsitzende des
Wissenschaftlichen Beirats der Bundesärztekammer: zwei
»genetische« Eltern, die Ei und Samen spenden; eine »Leih«- oder
»Mietmutter«, die gegen Honorar den transferierten Embryo
austrägt, und schließlich die »sozialen Eltern«, denen das Baby
nach der Geburt zur Adoption übergeben wird."
In Deutschland sollen solche
Zustände verhindert werden, weshalb im letzten Jahr die
sogenannte "Benda-Kommission" eingesetzt wurde, die Ende
November ihren Bericht über In-vitro-Fertilisation,
Genomanalyse und Gentherapie vorgelegt hat.
Reproduktionsmediziner und ungewollt kinderlose Paare gelten als
gleichermaßen suspekt:
"Professor Peter Petersen
(...), Psychosomatiker an der Frauenklinik der Medizinischen
Hochschule Hannover und Mitglied der Benda-Kommission (...)
Viele Ärzte, meint er, seien von den Techniken zur gezielten
Menschenzüchtung »triebhaft fasziniert«. Petersen hat deshalb
dem Benda-Bericht ein abweichendes »Sondervotum« angefügt.
Kernsatz seiner Kritik: »Der Arzt übernimmt als Mitschöpfer
eines Menschendaseins die Rolle des Schicksals, ohne aber die
Weitsicht des Schicksals zu besitzen. Er weiß nicht, was er
tut.« Die Patientinnen wissen es auch nicht. Ihr Motiv ist der
unerfüllte Kinderwunsch, im Klinikjargon kurz »Kiwu« genannt. 10
bis 15 Prozent aller deutschen Ehen bleiben ungewollt kinderlos,
entsprechend groß ist die Nachfrage nach ärztlicher Hilfe."
Ungewollt kinderlose Frauen werden pathologisiert:
"Ausgehend von zwei
miteinander synchronisierten Überzeugungen - »Die einzigen
echten Kinder sind die eigenen« und »Die einzig echte Mutter ist
die natürliche« -, wird die Kinderlosigkeit von vielen Frauen
als schwere Kränkung empfunden und »krankhaft verarbeitet«
(Psychosomatiker Petersen). Die durchschnittliche
Sterilitätspatientin, so hat der Berliner Frauenarzt und
Geburtshelfer Professor Manfred Stauber herausgefunden, ist
»stark depressiv und narzißtisch gestört«, ihr Selbstwertgefühl
ist geschwächt. Überraschenderweise zeigt sich diese
Persönlichkeitsstörung, wie Stauber an 2300 Patientinnen
ermittelte, bereits vor Auftreten des Kiwu. Durch ein »eigenes
leibliches Kind« soll, sagt Petersen, das Gefühl der »Hilf- und
Wertlosigkeit ausgeglichen und überkompensiert« werden. Dafür
nehmen vor allem dominante Frauen, die mit einem gefügigen Mann
verheiratet sind, viel in Kauf: operative Eingriffe, um die
(häufig durch frühere Abtreibungen) verklebten Eileiter wieder
durchgängig zu machen; wiederholte (Aus der »Rocky Horror
Picture Show«. ) Hormonbehandlungen, Klinikaufenthalte, Narkosen
und Bauchpunktionen zur Gewinnung der Eizellen; schließlich die
instrumentelle Rückführung der Embryos in einem sterilen
Operationssaal. Klaglos wird auch akzeptiert, daß die Babymacher
nur jeder zwanzigsten, günstigstenfalls jeder siebenten der
behandelten Frauen durch extrakorporale Befruchtung helfen
können. Mindestens 85 Prozent der Kiwu-Patientinnen bleiben
kinderlos."
Der Spiegel verbindet
dieses Bild der "selbstsüchtigen" ungewollt kinderlosen Frauen
und den hohen Kosten der Reproduktionsmedizin mit dem
unausgesprochenen Vorwurf kein Kind aus der Dritten Welt
adoptieren zu wollen:
"Alles in allem kostet die
Krankenkassen die Geburt eines Retortenbabys rund 50000 Mark
(...).
Die unvermeidliche Desillusionierung der Mütter irritiert die
Babymacher sowenig wie die Tatsache, daß es in der Welt
Millionen Kinder gibt, die Hunger leiden und denen kein
Erwachsener ein erfülltes Leben ermöglicht.
Auch in diesem Jahr werden, in den Elendsregionen der Dritten
Welt, wieder täglich rund 40000 Kinder an Unterernährung sterben
- während in den spezialisierten Zentren der Industrieländer an
jedem Tag ein, zwei Kinder unter großem Aufwand künstlich
gezeugt werden.
In den öffentlichen Debatten über Sinn oder Unsinn der
Befruchtungstechnologie kam dieser zynisch wirkende Widerspruch
bislang nicht vor."
COREA,
Gene (1986): MutterMaschine. Reproduktionstechnologien - von der
künstlichen Befruchtung zur künstlichen Gebärmutter, Frankfurt
a/M: Fischer
SCHOPPE,
Waltraud (1986): "Die Kleinfamilie wird das nicht verkraften".
Über das
feministische Sachbuch "MutterMaschine" von Gena Corea,
in: Spiegel Nr.37 v. 08.09.
1987
SPIEGEL
-Titelgeschichte: Babys nach Maß.
Leihmütter, Samenspender, Retortenkinder |
SPIEGEL (1987): Mein Gott, was habe ich getan?
Mit einem
aufsehenerregenden Urteil fand der Streit um "Baby M." ein
vorläufiges Ende: Die Leihmutter muß ihren Vertrag erfüllen und
das Kind, das sie behalten wollte, den Auftraggebern überlassen.
Leihmütter und Retortenkinder, Samenbanken und Embryos im
Tiefkühlschrank sind nur der Anfang einer fragwürdigen
Entwicklung: Am Ende stehen der Eingriff ins menschliche Erbgut
und die totale Maschinengeburt,
in: Spiegel Nr.15 v. 06.04.
Anlässlich eines
Rechtsstreits um Leihmutterschaft in den USA, berichtet der
Spiegel über die eingeschränkte Praxis in der BRD und von
geplanten weiteren Einschränkungen:
"Bisher sind in der
Bundesrepublik nur vereinzelte Fälle von Leihmutterschaft
bekannt geworden, die Rede war von Honoraren bis zu 30000 Mark.
In aller Öffentlichkeit agierende Vermittlungspraxen, von denen
es in den USA schon mehr als ein Dutzend gibt, waren jedoch in
Deutschland schon nach geltendem Recht kaum denkbar und wohl
auch nicht rentabel: Bis zur Adoption, die das Jugendamt
genehmigen muß, bleibt das Baby, mag auch vertraglich vereinbart
sein was will, das Kind der Leihmutter, in der Regel sogar kraft
Gesetzes das eheliche Kind ihres Ehemannes.
Bundesdeutsche Politiker wollen die Barrieren dennoch erhöhen".
Und immer noch gilt Aldous
HUXLEY als Prophet der biowissenschaftlichen Entwicklung:
"Gestützt auf die
Errungenschaften der modernen Reproduktionsbiologie, entsteht
ein neuer Unternehmenszweig des medizinisch-industriellen
Komplexes. Besessene Wissenschaftler, aber auch
geschäftstüchtige Frauenärzte und Anwälte sind dabei, Huxleys
»Brave New World« lange vor dem ominösen Jahr »632 nach Ford«
Wirklichkeit werden zu lassen - Leihmütter sind nur ein Schritt
auf diesem Weg."
1988
ERB, Gabriele. (1988): Wenn
das Wunschkind ein Wunsch bleibt.
Sie würden alles
tun, ein Kind zu bekommen - und werden oft jahrelang von
Medizinern behandelt. Erst wenn die ganze Palette
gynäkologischer und reproduktionstechnischer Maßnahmen
ausgeschöpft ist, wird sterilen Paaren geraten, sich um die
seelische Seite ihres Problems zu kümmern. Was am Ende steht,
wäre vor oder mit Beginn der medizinischen Therapie
angebrachter. Den Unfruchtbarkeit kann oft psychische Ursachen
haben, in jedem Fall wird sie - vor allem während langwieriger
Behandlungen - von einschneidenden seelischen Prozessen
begleitet,
in: Psychologie Heute, Juli
"Frau A. und ihr Mann zählen
zu den statistisch geschätzten 15 Prozent aller Ehen der BRD,
die
ungewollt kinderlos sind. Nach der klassischen Indikation
kommt für ein Viertel von ihnen die in-vitro-Fertilisation in
Frage: entweder aufgrund tubarer Sterilität der Frau oder wegen
ungenügender Samenbeschaffenheit beim Mann. Mit der Zahl der
Kliniken, die ivF anbieten, steigt auch die Nachfrage: Es wird
geschätzt, daß jeden Monat bundesweit ungefähr 200 bis 300
Ehepaare in entsprechender Behandlung sind",
reiht Gabriele ERB das
geschilderte Fallbeispiel in den allgemeinen gesellschaftlichen
Kontext ein. Die
Erfolgsaussichten der Reproduktionsmedizin
werden skeptisch beurteilt:
"Was die Medizin den Frauen
als Therapie anbietet, kann bei näherem Hinsehen bestenfalls als
experimenteller Versuch mit der Fruchtbarkeit bezeichnet werden.
Nach neuesten Forschungsberichten liegen die realen Chancen für
eine Geburt mit Hilfe der ivF zwischen vier bis sechs Prozent.
Die offiziell dazu angegebenen Zahlen bewegen sich zwischen 15
und 20 Prozent. Da außerdem
häufig nicht die Geburts-, sondern
die Schwangerschaftsrate angegeben wird, sieht die klinische
Statistik noch günstiger aus; die Schwangerschaftsrate ist cirka
30 Prozent höher als die Geburtsrate.
Befunde sprechen dafür, daß eine erfolgreiche künstliche
Befruchtung generell zur Risikoschwangerschaft führt. Vermehrt
kommt es dabei zu Spontanaborten, Früh- und Mehrlingsgeburten,
erhöhten Kaiserschnittraten und einem Lebensbeginn des Kindes im
Brutkasten.
So bedeutet die in-vitro-Behandlung für viele Frauen nicht nur
eine Verleugnung ihrer Trauer, sondern sie verleugnen auch die
realen Erfolgschancen."
Hoffnungsvoller erscheint
dagegen in dieser Sicht der rechtzeitige Abbruch einer
Behandlung:
"Anstatt die Partnerschaft
durch gemeinsame Bewältigung des seelischen Leids zu vertiefen,
droht sie zu einer Arbeitsgemeinschaft in Sachen Fortpflanzung
auszuarten. Besser wäre es, sich an die Aussagen mancher
ivF-Experten zu halten, wonach die größten Behandlungserfolge
zwischen dem vierten und vierzehnten Behandlungsmonat liegen.
Wird die Fixierung auf den Kinderwunsch aufgegeben und ein neues
Lebensziel angestrebt, kommt es paradoxerweise nicht selten zu
einer Schwangerschaft. (...). In einer Nachuntersuchung von
ehemaligen ivF-Patientinnen zeigt sich beispielsweise, daß
bereits 15 Monate nach Abbruch der erfolglosen Therapie 38,8
Prozent der Frauen schwanger geworden waren."
1990
SPIEGEL (1990):
Riskanter Segen.
Retortenbabys: Nach
künstlicher Befruchtung häufen sich die Fälle zu früh geborener
Mehrlinge. Viele dieser Retortenbabys tragen bleibende Schäden
davon,
in: Spiegel Nr.8 v. 19.02.
"Erstmals machten Ende
vergangenen Jahres Wissenschaftler der
Weltgesundheitsorganisation (WHO) darauf aufmerksam, daß die für
»In vitro«-Zeugung immer wieder genannten Erfolgsquoten von über
30 Prozent herbeigeführter Schwangerschaften irreführend seien.
Wenn nicht nach der Zahl der Schwangerschaften, sondern nach
Geburten gerechnet werde, liege die Rate des Erfolgs nur mehr
bei 8,3 Prozent; damit sei die »Wirksamkeit der künstlichen
Befruchtung bescheiden«, berichtete WHO-Experte Marsden G.
Wagner in der Mediziner-Fachzeitschrift The Lancet. Verglichen
mit der Zahl spontaner Schwangerschaften sei das Ergebnis dieser
Analyse (die sich allerdings nur auf wenige vorhandene
Statistiken stützt) noch entmutigender: Zwischen 7 und 28
Prozent der Frauen, die zur Retortenzeugung angemeldet waren,
wurden während der Wartezeit ohne jede Therapie oder binnen zwei
Jahren nach Absetzen der Behandlung ohnehin schwanger,
ermittelte Wagner. Das wenig effiziente und teure Verfahren -
Wagner veranschlagt die Kosten pro Lebendgeburt auf 50 000
Dollar - wird noch fragwürdiger angesichts der hohen Risiken für
Mütter und Kinder", berichtet der Spiegel kritisch über
die Erfolgsaussichten und Risiken der reproduktionsmedizinischen
Verfahren.
SPIEGEL (1990):
Ich frage mich: Was soll das?
SPIEGEL-Interview
mit dem französischen Kinderarzt Jean-Pierre Relier über Risiken
bei der Retortenzeugung,
in: Spiegel Nr.8 v. 19.02.
Der französische Kinderarzt
Jean-Pierre RELIER plädiert angesichts der Zunahme von Früh- und
Mehrlingsgeburten aufgrund reproduktionstechnologischer
Verfahren für die Begrenzung des Einsatzes und die Adoption als
Alternative.
SPIEGEL
-Titelgeschichte: Baby-Fabriken.
Die
Qualen der Retorten-Zeugung |
SPIEGEL (1992): Tun wir den Frauen Gutes?
Frauen jenseits
der Wechseljahre werden mit gespendeten Eizellen schwanger;
Mütter leihen Töchtern ihre Gebärmutter; tiefgefrorene Embryonen
("Frosties") werden nach Wunsch wieder aufgetaut - mit immer
kühneren Methoden greifen Ärzte und Biologen ein in den
natürlichen Vorgang von Zeugung und Schwangerschaft,
in: Spiegel Nr.17 v. 20.04.
"Mit immer kühneren -
Kritiker sagen: mit immer zweifelhafteren - Behandlungsmethoden
stellen Ärzte und Biologen (...) die Natur auf den Kopf. Weder
Alter noch Unfruchtbarkeit, weder Erbkrankheit noch
Jungfräulichkeit stehen künftig dem Wunsch nach einem eigenen
Kind noch im Wege:
* Mit Hilfe gespendeter Eizellen junger Frauen können nun auch
Frauen jenseits der Wechseljahre Kinder bekommen. Den Rekord
erreichte, im vergangenen Dezember, eine Athenerin, die nach
Zellspende und In-vitro-Befruchtung mit 54 Jahren ihr erstes
Kind gebar. (...).
* Mit künstlicher Befruchtung verhalfen britische Ärzte 1991
einer 39jährigen Jungfrau zum ersehnten Kind.
Single-Frauen und
Lesbierinnen machen sich ihr Kind selbst - sie kaufen Sperma von
niederländischen, französischen oder amerikanischen Samenbanken,
die ausgelesene Spender per Katalog anbieten.
* Hunderte von »Frosties«, als Embryonen tiefgefroren und zum
erwünschten Zeitpunkt wieder aufgetaut, wurden bereits geboren.
Zwillinge konnten nach diesem Verfahren zeitversetzt in für die
Eltern bequemem Abstand zur Welt kommen.
* Zur Verwirklichung des Kinderwunsches werden herkömmliche
Generations- und Familienstrukturen umgeworfen: Schwestern
leihen einander, Mütter leihen ihren Töchtern die Gebärmutter.
In Amerika trug letztes Jahr eine Großmutter ihre Enkel aus. Die
42jährige Arlette Schweitzer sprang für ihre unfruchtbare
Tochter ein, gezeugt wurden die Zwillinge im Reagenzglas.
* Mit »Mikromanipulationen« wird männliche Unfruchtbarkeit
überspielt - bei zu schlechter Samenqualität injizieren
Embryologen die schlappen Spermien direkt durch die Eihülle
hindurch ins Ei oder eröffnen ihnen mit Hilfe von Enzymen,
feinen Glasnadeln oder Laserstrahlen den Weg.
* Noch bevor die im Glas befruchtete Eizelle in die Gebärmutter
eingepflanzt wird, fahnden Genetiker nach Erbkrankheiten; in
manchen Fällen werden defekte Gene der Mutter schon vor der
Befruchtung des entnommenen Eis aufgespürt",
zählt der Spiegel
die Tabubrüche durch die Reproduktionsmedizin auf. Zum Ausmaß
der "künstlich erzeugten" Kinder heißt es:
"Nach der einen oder
anderen dieser Methoden sind bislang weltweit 40000 Kinder
geboren worden, im Jahr 2010, so schätzen Experten, werden es
mehr als eine Million sein (...).
Insgesamt sind mittlerweile in 55 deutschen Kliniken und Praxen
Ärzte als technische Zeugungshelfer tätig, vor fünf Jahren waren
es noch 28."
Die
Erfolgsrate wird vom
Spiegel als gering veranschlagt - auch im Vergleich zu
den damit verbundenen Mühen:
"Die Babymacher warten
zwar mit rapide steigenden Statistiken über die Zahl der
vorgenommenen Eingriffe auf - aber die Rate der erzielten
Schwangerschaften stagniert. Überdies enden die hoffnungsvollen
Umstände in jedem dritten Fall frühzeitig mit einer Fehlgeburt;
als glückliche Mutter geht nach Reagenzglasbefruchtung höchstens
jede zehnte Patientin nach Hause. Dieses magere Ergebnis ist mit
langer Pein erkauft, körperlicher und seelischer".
Mit Verweis auf die
Gesundheitsorganisation WHO wird der künstlichen Befruchtung
eine geringe Bedeutung im Gegensatz zu anderen Aspekten
zugeschrieben:
"Dringlicher als die
künstliche Befruchtung, meinen die WHO-Experten, sei die
Behandlung oder Prophylaxe der unterschiedlichen Ursachen von
Sterilität, darunter Geschlechtskrankheiten, emotionale Faktoren
oder auch schädliche Umwelteinflüsse."
1992
SPIEGEL (1992):
Ich sah mich schon mit dickem Bauch.
Die vergeblichen
Versuche einer 38jährigen, mit In-vitro-Befruchtung schwanger zu
werden,
in: Spiegel Nr.17 v. 20.04.
1993
SPIEGEL (1993):
Vier Eltern und ein Baby.
Nach dem Ende der
Promiskuität fordern homosexuelle Paare das Recht auf Gründung
einer Familie: Lesbische Frauen lassen sich künstlich
befruchten, Väter erleben ihr Coming-out und ziehen trotzdem
ihren Nachwuchs auf. Staat und Gesellschaft müssen sich
einstellen auf Kinder, die zwei Väter oder zwei Mütter haben,
in: Spiegel Nr.37 v. 13.09.
"In einer Zeit, da die
»Familie als Keimzelle des Staates« (wie sich Deutschlands
Kanzler gern ausdrückt) grundsätzlich zur Disposition gestellt
wird von unverheirateten Paaren und Wohngemeinschaften und
Müttern, die vom Vater ihrer Kinder nichts wissen wollen; in
dieser Zeit streben ausgerechnet Lesben und Schwule - einst
Avantgardisten der Selbstverwirklichung - nach dem biederen
Idyll der Kleinfamilie: Papa, Papa, Kind", berichtet der
Spiegel.
Zwanzig Jahre später sieht Andreas BERNARD deshalb in der
Reproduktionsmedizin die Retterin der bürgerlichen Familie.
1994
NEFFE, Jürgen (1994):
Mütter, die niemals lebten.
Über zweifelhafte
Fortschritte bei der künstlichen Befruchtung,
in: Spiegel Nr.3 v. 17.01.
"Nachdem eine 62jährige
Italienerin ein Embryotransfer-Kind bekam und eine 59jährige
britische Geschäftsfrau aus den Eizellen einer 20jährigen sogar
Zwillinge gebar, wackelt bereits die nächste biologische Hürde.
Mit der Ausdehnung der Mutterschaft bis ins Rentenalter leistet
die Fortpflanzungstechnologie einen höchst zweifelhaften Beitrag
zur Gleichberechtigung der Geschlechter", kritisiert Jürgen
NEFFE.
SPIEGEL (1994):
Freude in jedem Alter.
"Stoppt den
Hexenmeister der Retorte", fordern seine Gegner. Seine
Patientinnen rühmen und verehren ihn. Kein anderer Mediziner ist
gegenwärtig so umstritten wie der römische Frauenarzt Severino
Antinori, der mit modernsten Methoden der künstlichen
Befruchtung über 60jährigen noch zum ersehnten Mutterglück
verhilft,
in: Spiegel Nr.5 v. 31.01.
Der Spiegel
berichtet über die Schwangerschaft der 63jährigen Rosanna Della
Corte und dessen Geburtshelfer Severino ANTINORI.
SPIEGEL (1994):
"Das Volk ist auf meiner Seite".
Interview mit Frauenarzt Severino
Antinori über Risiken und Chancen später Mutterschaft,
in: Spiegel Nr.5 v. 31.01.
FOCUS-Titelgeschichte:
Wunschkind verboten!
Schärfere
Gesetze bremsen medizinischen Fortschritt |
KUNZ,
Martin & Gaby MIKETTA (1994): Wunschkind verboten!
Künstliche
Befruchtung: Politiker wollen die künstliche Befruchtung massiv
einschränken. Ärzte und Patienten wehren sich. Sie fragen: Darf
der Staat die intimsten Details der Fortpflanzung regeln?
in: Focus Nr.8 v. 21.02.
"Mehr als 1,5 Millionen
deutsche Paare gelten als
»ungewollt kinderlos«, Tendenz
steigend. Die Gründe: Immer mehr Frauen erfüllen sich ihren
Kinderwunsch erst mit 30 oder 40 Jahren, wenn die Fruchtbarkeit
sinkt.
Die Qualität des Spermas nimmt seit Jahren dramatisch
ab",
erläutern KUNZ & MIKETTA, die
den
Reproduktionstourismus als Auswirkungen des
Embryonenschutzgesetzes, das am 1. Januar 1991 in Kraft trat,
betrachten.
SPIEGEL (1994):
Kennwort: "SÄMANN".
Hunderttausende
homosexueller Mütter gibt es in Deutschland. Das Familienmodell
Lesben mit Anhang, einst tabu, wird mancherorts bereits von
Behörden unterstützt. Die Frauen suchen sich Kindsväter per
Zeitungsannonce und Partneragentur aus - oder im Katalog
ausländischer Samenbanken,
in: Spiegel Nr.5 v. 31.01.
1996
SPIEGEL
-Titelgeschichte: Müde Spermien.
Die
Fruchtbarkeits-Krise |
SPIEGEL (1996):
Nur noch halbe Männer.
Werden die
Spermien rar? Um rund zwei Prozent pro Jahr sinkt die Zahl
männlicher Samen. Umweltgifte aus der Chemieindustrie stehen
unter Verdacht, die männliche Zeugungskraft zu schwächen.
Fortpflanzungsmediziner stellen sich darauf ein, immer mehr
Kinder aus der Retorte zu produzieren,
in: Spiegel Nr.9 v. 26.02.
Der Spiegel
berichtet über die männliche Unfruchtbarkeit.
Was ist dran an der "Spermienkrise"?
1997
NAVE-HERZ, Rosemarie & Corinna ONNEN-ISEMANN (1997):
Kinderlosigkeit und künstliche Befruchtung.
In:
Einblicke. Forschungsmagazin der Carl von Ossietzky-Universität
Oldenburg, Nr.26, Oktober
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