1993
BERTRAM, Hans
(1993): Die Familie in den großen Städten. Zur Entwicklung
familialer Lebensformen in Leipzig, München, Stuttgart und
Frankfurt. In: Bernhard Schäfers (Hrsg.) Lebensverhältnisse und
soziale Konflikte im neuen Europa. Verhandlungen des 26.
Deutschen Soziologentag in Düsseldorf 1992, S.299-307
2001
LÜTKE-DALDRUP,
Engelbert
(2001): Last Exit.
Die
"perforierte Stadt",
in: Stadtbauwelt, Heft 150 v. 29.06.
Das
Themenheft
Die perforierte Stadt wird folgendermaßen beworben:
"Die
perforierte Stadt könnte zum neuen städtebaulichen Leitbild in
Ostdeutschland werden. Über eine Million Wohnungen stehen leer,
viele Städte haben in den letzten zehn Jahren bis zu 20 Prozent
ihrer Einwohner verloren. Das Stadtbild hat Risse und Löcher,
der Wohnungsmarkt ist aus den Fugen. Welche Konzepte gibt es für
einen leerstandsbedingten Stadtumbau? Ist Abriss die einzige
Lösung?"
PFEIFFER, Ulrich
(2001): Der Leerstandsschock,.
in:
Stadtbauwelt, Heft 150 v. 29.06.
Der Artikel von Wolfgang
KIL befindet sich auch in den
Arbeitsmaterialien Halle/Leipzig vom Februar 2004.
RICHTER, Peter (2001):
Region erahnter Kindheitsmuster.
Schwermut Ost: Die schrumpfenden,
abrißbedrohten - und die malerischen Städte,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 29.09.
"Leipzig, wo
es erstens die zweitgrößte Großsiedlung Ostdeutschlands gibt,
zweitens einen unvergleichlichen Bestand an Gründerzeitbauten
und drittens das avancierteste Konzept, mit dem Leerstand
umzugehen, geht von einer »perforierten Stadt« aus; sprich:
Ausdünnung des urbanen Gewebes. Die Planer wollen dabei die
Syntax aus Block und Quartier bewahren",
berichtet
Peter RICHTER, der Leipzig - angesichts des grassierenden
Neoliberalismus - zu den rettungslos schrumpfenden Städten
zählt:
"Den
industriellen Glücksversprechen, die die DDR auf den östlichen
Äckern zusammengeschraubt hatte, ist nur bereits passiert, was
jetzt den idyllischen Altstädten noch droht. Denn (...)(längst)
fordern Wirtschaftsliberale ein Ende der flächendeckenden
Subventionen. Wenn es gut läuft, wie in Jena oder Dresden, dann
läuft es eben, und wenn nicht, dann nicht. Schluß, aus,
Schrumpfen. Und am Ende paßt womöglich Magdeburg, so wie nach
der Völkerwanderung der Rest der Stadt Arles in ihr Amphitheater
paßte - dann paßt vielleicht ganz Magdeburg in sein
Fußballstadion, wo es 1974 den Europapokal gewonnen hat."
2003
LÜTKE-DALDRUP, Engelbert
(2001): Die perforierte Stadt - neue Räume im Leipziger Osten,
in: Informationen zur Raumentwicklung, Heft
1-2
KIL, Wolfgang
(2003): Lauter Leuchttürme.
Perforationslandschaft Leipzig-Plagwitz,
in: Deutsches Architektenblatt , Heft 4
Der Artikel von Wolfgang
KIL befindet sich auch in den
Arbeitsmaterialien Halle/Leipzig vom Februar 2004.
TIEFENSEE, Wolfgang (2003): Stadtentwicklung zwischen
Schrumpfung und Wachstum,
in:
Aus Politik und Zeitgeschichte Nr.28 v.
07.07.
Wolfgang TIEFENSEE, Oberbürgermeister von
Leipzig, beschreibt die Stadtentwicklung Leipzigs seit der
Wiedervereinigung.
KIL, Wolfgang/DOEHLER, Marta/BRÄUER, Michael (2003): Zukunft der
Städte und Stadtquartiere Ostdeutschlands,
in:
Aus Politik und Zeitgeschichte Nr.28 v.
07.07.
"Da man vier vermietete Wohnungen braucht,
um die Ausfälle einer leeren fünften zu kompensieren, liegt der
ökonomische Umschlagspunkt bei etwa 15 Prozent Leerstand. Bei 20
Prozent ist der Konkurs nur noch eine Frage der Zeit. Anfang
2001 war in Leipzig-Grünau die erste Wohnungsgenossenschaft
zusammengebrochen. Treten solche Insolvenzen erst einmal
wellenartig auf, so die Befürchtung etwa der Sächsischen
Aufbaubank, ist eine Zerstörung des gesamten ostdeutschen
Wohnungsmarktes durchaus vorstellbar" (S.25),
schreibt Wolfgang KIL als
Verfasser des ersten Kapitels zur Lage des ostdeutschen
Wohnungsmarktes und seiner Gefährdung in Zeiten, in denen der
demografische Niedergang unausweichlich schien. Die Krise will
KIL nicht als ein allein wohnungspolitische Problem verstanden
wissen:
"Diese Krise wird sich als
ein allein wohnungspolitisches Problem weder erklären noch lösen
lassen, denn erstens ist der Leerstand kein Reflex auf
die verrufene »Plattenästhetik«; in besonders betroffenen
Städten wie Leipzig, Halle oder Görlitz sind bisher vorrangig
die Alt- und Innenstädte betroffen. Zweitens lässt sich
die Entvölkerung ostdeutscher ostdeutscher Städte mit
allgemeinen demographischen Tendenzen oder gar dem extremen
Geburtenknick nach der »Wende« nur ungenügend begründen; die
eigentliche demographische Entvölkerungswelle kommt erst noch.
Auch der immer wieder genannte Nachholbedarf an Eigenheimen ist
– vom Berliner »Speckgürtel« einmal abgesehen – nach dem
Zurückfahren der verlockenden Subventionen weithin gedeckt; die
Bewohnerverluste gehen aber ungehemmt, in bestimmten Regionen
sogar noch rasanter, weiter. Drittens sind es
bezeichnenderweise vor allem bestimmte ländliche Regionen, die
an Bevölkerungsschwund leiden". (S.25)
KIL sieht im Osten im
Strukturbruch (im Gegensatz zum Strukturwandel im Westen) und in
deindustrialiserten Landschaften (im Gegensatz zur
postindustriellen Landschaft) im Westen das Kernproblem (vgl.
S.26).
Marta DOEHLER beschreibt im
zweiten Kapitel die Entwicklung Leipzigs zur perforierten Stadt:
"In den späten achtziger
Jahren war die einst repräsentative und wohlhabende Stadt
zweifellos an einem Tiefpunkt ihrer Geschichte angekommen und
zur kaputtesten Großstadt der späten DDR verkommen. Nicht
allein, aber auch nicht zuletzt aufgrund ihres augenscheinlichen
baulichen Verfalls und des damit einhergehenden Kulturverlusts
sowie der eklatanten Umweltbelastungen wurde Leipzig zu einem
der Plätze des gesellschaftlichen Umbruchs und im Herbst 1989
zur Heldenstadt ausgerufen. Die eintreffenden
Wendetouristen aus dem Westen erblickten ein morbides Stadtbild
voller »Schätzchen«, die ihnen nur kurze Zeit darauf per
Einigungsvertrag und Restitution zufielen. (...).
Schon Mitte der neunziger Jahre kam freilich der Katzenjammer.
Im Windschatten des Booms stellten die Akteure auf dem
Immobilienmarkt erschrocken fest, dass sie selbst den Aufschwung
ausgelöst hatten, für den sie doch zu bauen glaubten. Das
frühzeitige Aufzeigen von etwa 800.000 Quadratmetern leer
stehender Büro- und Gewerbefläche sowie annähernd 60.000 leeren
Wohnungen brachte der Stadt den zweifelhaften Ruf der Stadt
in Ostdeutschland mit den größten Leerständen ein. Diesem
problematischen Image begegnet die Stadt seither mit einem
offenen und innovativen Umgang mit dem Leerstand. Leipzig kann
gewiss für sich in Anspruch nehmen, die Debatte um den Leerstand
in Ostdeutschland ausgelöst zu haben, die sich innerhalb weniger
Monate zu dem Slogan der schrumpfenden Stadt
verdichtete." (S.27)
Die Folgen dieser Entwicklung
führten gemäß DOEHLER zur perforierten Stadt:
"Was sich (...) vollzieht,
ist ein anhaltender und massiver Nachfragerückgang nach
Wohnungen und anderen bebauten Flächen, der nicht – wenigstens
nicht überall oder vollständig – durch Mehrverbrauch an
Wohnfläche kompensiert werden kann. Für eine Nutzung entfallen
die schlechtesten Lagen und Bestände; der gesamte
Immobilienmarkt verliert an Dynamik und wird zum riskanten
Unternehmen, Sanierungs- und Neubauvorhaben stagnieren oder
kommen völlig zum Erliegen. Parallel dazu dehnen sich die
Baugebiete von Städten und Gemeinden auf die »grüne Wiese«
am Stadtrand aus. So wird die Nutzungsdecke immer dünner, bis
sie am Ende reißt.
Inzwischen gibt es eine städtebauliche Metapher für diese Art
von Umverteilungsprozessen im Raum: die perforierte Stadt.
Dieser Begriff tauchte erstmals auf, als die Zeitschrift
»Stadtbauwelt« eine Ausgabe unter den Titel stellte:
»Was meint das Schlagwort 'Die perforierte Stadt?'« Man
begegnet ihr als Realitätsmodell, Horrorvision oder bewusstem
Leitbild. Perforation meint jedoch zunächst nicht mehr und nicht
weniger als Durchlöcherung." (S.27f.)
Aufgrund der demografischen
Niedergangszenarien geht DOEHLER davon aus, dass die perforierte
Stadt sozusagen auf Dauer gestellt wird:
"Anders als es in den
vergangenen zehn Jahren exzessiv geplant wurde, dürften sich die
Lücken in der städtischen Struktur mit großer Wahrscheinlichkeit
nicht wieder füllen. Die weitere Auflösung des »starken
architektonischen Zusammenhalts« scheint vorgezeichnet, wenn
niemand das Risiko der Sanierung oder den Neubau in Lücken
übernehmen will." (S.28)
2004
GEINITZ, Christian
(2006): Leipzig ... nach Olympia.
Der
Stadtumbau geht dennoch voran,
in: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung v. 30.05.
Christian GEINITZ erklärt uns wie nach den geplatzten Träumen
von Olympia die geplanten Baumaßnahmen umgewidmet werden sollen.
Der Olympiaboulevard vom Goerdelerring westwärts soll seine
Bewährungsprobe nun zur Fußballweltmeisterschaft 2006 haben. Die
Jahnallee bis zur Leibnitzstraße soll zur Flaniermeile
aufgewertet werden und der Elstermühlgraben - ein Teil der
Pleiße - offengelegt werden. Am östlichen Ende der Jahnallee
sollen in einer leerstehenden Riesenimmobilie u.a.
Seniorenwohnungen entstehen, denn
"2021 wird
jeder vierte Leipziger älter als 65 Jahre sein, die Zahl der
über Achzigjährigen dürfte sich verdoppeln".
Das
Wintergarten-Hochhaus gegenüber dem Hauptbahnhof soll saniert
werden. Statt
einem Hotel sollen nun Wohnungen entstehen. Außerdem sollen in
Plattenbauten Luxuswohnungen enstehen:
"Bis Dezember
entstehen in den sogenannten Elf-Geschossern des Süd-Stadtteils
Neu-Lößnig acht edle Apartments mit Fernsicht."
Neben der
Aufwertung ist zudem weiterer Rückbau geplant. Denn die
Leerstandsquote liegt bei 17 Prozent. Selbst nach Abzug der
"nicht marktfähigen" Wohnungen wären es noch 9 Prozent. Es wird
jedoch vom Sinken ausgegangen, weil von steigenden kleineren
Haushalten bei sonst stagnierender Einwohnerzahl ausgegangen
wird. Aufgrund der Hartz-IV-Reformen wird ein zunehmender Bedarf
an billigen Wohnungen angenommen. Hierfür sollen unsanierte
Wohnungen zur Verfügung gestellt werden.
NEON-Titelgeschichte:
Welche Stadt passt zu dir?
Ausgehen und Arbeiten: neun lebenswerte Umzugsziele von Berlin bis
Freiburg |
BUCHHOLZ, Simone
(2004): Leipzig.
Für
Macher,
in: Neon, November
|
Hauptbahnhof in
Leipzig, Foto: Bernd Kittlaus 2016 |
"Als ich
gestern Nachmittag am Leipziger Hauptbahnhof aus dem Zug stieg,
war ich überfordert. Ich hatte gehört, dass in dieser Stadt
Aufschwung Ost und Umbau großgeschrieben werden, aber was ich
als Erstes sah, fand ich übertrieben: Unter dem schönen alten
Jugendstil- Bahnhof haben sie eine riesige Shopping Mall gebaut.
Und gleich gegenüber, auf einer Art Bahnhofsvorplatz, war eine
Veranstaltung der Firma Sony",
schreibt
Simone BUCHHOLZ. Was wie eine Antiwerbung beginnt, endet dann
jedoch versöhnlich.
2005
BERG, Stefan u.a.(2005):
Permanente Revolution.
Spiegel-Serie Wege aus der Krise: Die Parteien drücken sich im
Wahlkampf um das Thema Aufbau Ost - aus gutem Grund: Viele
Programme sind gescheitert, die Milliarden fließen weiter, aber
die Menschen wandern ab. Experten fordern, ganze Landstriche
aufzugeben, um wenigstens zukunftsträchtige Zentren noch mehr zu
fördern,
in: Spiegel Nr.36 v. 05.09.
Der
Spiegel entdeckt eine Kluft zwischen Stadtimage und
wirtschaftlicher Realität in Leipzig:
"Anderen
Regionen im deutschen Osten sieht man die Probleme nicht auf den
ersten Blick an. Sie erscheinen gar als wirtschaftlich potent –
Leipzig etwa. Wenn sich Touristen staunend durch die
Mädler-Passage drängen und vor Auerbachs Keller nach
Goethe-Spuren suchen, dann finden sie den Aufbau Ost
ausnahmsweise recht gelungen. Schon fast zu gut sieht es hier
aus, mitunter sogar besser als im Westen.
Die Stadt gilt als die Boom-Town des Ostens. BMW investierte 1,3
Milliarden Euro und schafft 5.500 Arbeitsplätze bis zum Jahr
2006, Porsche verbaute mehr als 130 Millionen und lässt von 370
Menschen in Leipzig Luxuswagen zusammenschrauben. Und das
Frachtunternehmen DHL will bis 2008 ein Luftkreuz installieren –
3.500 Arbeitsplätze soll das bringen.
Doch zwischen dem Medienbild jener Metropole des Ostens und der
Wirklichkeit klafft eine gewisse Lücke. Sichtbar wurde sie in
den trüben Zahlen, die das Arbeitsamt im August präsentierte und
die selbst der medienerfahrene Oberbürgermeister und oberste
Selbstdarsteller der Stadt, Wolfgang Tiefensee (SPD), nicht
weglächeln kann. 21,1 Prozent der Leipziger haben keinen Job.
Woran Leipzig auch im 16. Jahr der Einheit noch immer krankt,
zeigt eine Studie der IW-Consult, einer Tochter des Instituts
der Deutschen Wirtschaft in Köln. Die Wissenschaftler haben 50
deutsche Großstädte verglichen und bescheinigen den Leipzigern
trotz hochmoderner Fabriken weiterhin ein enormes Defizit bei
der Produktivität. Mit knapp 41.000 Euro Bruttoinlandsprodukt
pro Erwerbstätigem liegt die Stadt auf Platz 49.
Der Stadt und dem Umfeld fehlen – wie fast überall im Osten der
Republik – Industriebetriebe und moderne Dienstleister. Zudem
strahlt der hochgelobte Leuchtturm Leipzig eben zu wenig in die
Region aus, im Umland fehlen die Jobs. 2003 erhielten schon
32.200 Leipziger Hilfe zum Lebensunterhalt – fast dreimal so
viele wie 1995."
2006
GEINITZ, Christian
(2006): Neues Leben in einer alten Industrieimmobilie.
Nach den
gescheiterten Olympia-Plänen sollen in den Leipziger
Buntgarnwerken neue Wohnungen am Wasser entstehen,
in: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung v. 26.02.
Christian GEINITZ berichtet über die Renovierung der ehemaligen
Buntgarnwerke, die durch den
"Fortbestand
der Steuervergünstigungen für die Sanierung von Baudenkmälern (Denkmal-AfA),
die der Gesetzgeber im Gegensatz zu anderen Absetzmöglichkeiten
nicht angetastet hat",
begünstigt
werden, aber anderseits durch die Olympiabewerbung verzögert
wurde:
"Die Stadt
wollte auf den leerstehenden Etagen hotelartig beweirtschaftete
Apartments (Boardinghouse) für das Internationale Olympische
Komitee (IOC) einrichten."
|
Buntgarnwerke in Leipzig-Plagwitz, Foto: Bernd
Kittlaus 2016 |
GEINITZ
beschreibt die Lage des teilsanierten Zentralgebäudes, dem so
genannten Hochbau-Mitte, in dem "zwischenwandlose Saalwohnungen
(Lofts) mit abgetrennten Badezimmern entstehen sollen,
folgendermaßen:
"Der Hochbau
Mitte gehört zu einer Handvoll riesenhafter Backsteinkomplexe,
die auch als Elster Park bezeichnet werden. Sie liegen
beiderseits des Flüßchens Weiße Elster, das die einstigen
Gewerbe- und Arbeiterstadtteile Plagwitz und Schleußig
voneinander trennt, aber zwischen den verschiedenen Teilen der
Buntgarnwerke von Brückchen überspannt wird."
Plagwitz wird
als aufstrebender Stadtteil ohne viel Leerstand und der
Elster-Park als beliebteste Wohnlage beschrieben:
"Plagwitz,
das sich als ältester Industriestadtteil Deutschlands versteht,
habe sich zum »In-Quartier« entwickelt und wachse so schnell wie
kein anderes Leipziger Viertel - seit 1998 um 27 Prozent."
GEINITZ
erklärt außerdem die günstigen Finanzierungsmöglichkeiten der
geplanten Lofts und Gewerberäume:
"An erster
Stelle stehen hier die Steuervergünstigungen der Paragraphen 7i
und 10f des Einkommensteuergesetzes, die als Denkmal-AfA
bezeichnet werden. Darin heißt es, daß die Käufer von
Baudenkmälern acht Jahre lang bis zu 9 Prozent und in den
folgenden vier Jahren bis zu 7 Prozent jener Baukosten von der
Steuer absetzen können, »die nach Art und Umfang zur Erhaltung
des Gebäudes als Baudenkmal oder zu seiner sinnvollen Nutzung
erforderlich sind«. Eigentümer, die in dem Baudenkmal selbst
wohnen, können zehn Jahre lang 9 Prozent geltend machen."
Es zeigt sich
hier wie Vermögende in Deutschland gefördert werden und
Gentrifizierungsprozesse
zu Lasten der Steuerzahler angekurbelt werden.
STADT LEIPZIG (2006): Sozialreport Leipzig 2005
Erster
Sozialreport der Stadt Leipzig.
2007
HORDYCH, Harald (2007): Häuserkampf.
Katastrophe mit großen Löchern:
Wenn in Deutschland Städte schrumpfen. Eine Reise nach Duisburg
und Leipzig,
in: Süddeutsche Zeitung v.
13.01.
Harald HORDYCH
zeichnet zuerst ein deprimierendes Bild von Leipzig als
sterbender Großstadt, die durch verfehlte
Stadtentwicklungspolitik Sinnbild der perforierten Stadt wurde:
"713.000 Einwohner
hatte Leipzig 1933 (...). Vorbei. 505.000 Menschen zählt Leipzig
noch (...). Nach der Wende verlor die Stadt 100.000 Einwohner,
bevor sie 1998 durch Eingemeindungen 50.000 zurückholte, viele
darunter, die den Traum vom Eigenheim nach der Wende nachgeholt
hatten.
Doch Städte schnurren nicht zusammen wie ein Luftballon, dem die
Luft entweicht. Sie bleiben große Steinflächen, die an ihren
Rändern, in den Einfamilienvierteln, weiterwachsen und
ausfransen. Dass sie sich innen leeren, ahnt man von der
Aussichtssplattform des City-Hochhauses nicht. Dazu muss man
sich in den Vierteln umschauen, und hier ahnt man dann auch die
Bedeutung des Schlagworts von der »perforierten Stadt«, das
Leipzig anhängt. Leipzig war über Jahrhunderte eine wohlhabende
Handels-, Messe und Industriestadt (...). Das Rathaus erhebt
sich als uneinnehmbare Bürgerburg, der Bahnhof, der größte
Kopfbahnhof Europas, sieht aus, als sollte Leipzig einmal fünf
Millionen zählen.
Leipzig besitzt überdies annähernd 15.000 Baudenkmäler, die
meisten davon sind Gründerzeithäuser; der größte Bestand in
Deutschland. Was für ein Pfund im Wettbewerb der attraktiven
Metropolen. Doch in Leipzig stehen mehr als 40.000 Wohnungen
leer. (...). 80 Prozent der Häuser sind mittlerweile
grundsaniert. Aber in den östlichen und westlichen Stadtteilen,
die weniger attraktiv sind als beispielsweise der Süden, geht
der Verfall weiter. (...). In manchen Gründerzeitvierteln lacht
einen diese Stadt wie eine Schönheit mit zerklüftetem Gebiss an.
Alexander Khorrami braucht nur einen Spaziergang an die Ecke
Karl-Heine-Straße/Zschorscher Straße zu machen. Dann weiß der
Architekt wieder, warum er zu den Gründern des »Stadtforums
Leipzig für behutsamen Stadtumbau« gehört. An der Stirnseite
liegt eine leere Fläche. (...) Bis vor zwei Jahren stand da ein
prächtiges Eckhaus (...), dann wurde es abgerissen. (...).
Ein paar Schritte weiter, auf der Lütznerstraße (...) wiederholt
sich das alles (...). Der Verein hat jetzt eine Liste mit 150
Häusern aufgestellt, die nicht mehr zu retten sein werden, wenn
in den nächsten fünf Jahren nicht unternommen wird."
Mittlerweile
hat jedoch ein Umdenken eingesetzt, weil die Stadt wieder
wächst:
"In Leipzig
ziehen jetzt viele an einem Strang, seitdem vor fast jedem Haus,
das für den Abriss vorgesehen ist, Demos stattfinden. (...) Aber
auch, weil Leipzig (wieder) wächst (...), seit 2001 jedes Jahr
im Schnitt um 2.000 Einwohner. (...). Gut ist auch, dass 40.000
Menschen in die Gründerzeit-Quartiere zurückgekehrt sind."
Die Anfänge
der Gentrifizierung ("Pionierphase") in den Problemvierteln der
Gründerzeit beschreibt HOYDRICH so:
"»Haushalten
e.V.«. Der Verein bringt Leute zusammen, die zu
Hausbesetzerzeiten Feinde gewesen wären: Eigentümer, die nicht
sanieren, und Menschen, die solche Häuser nutzen wollen. (...):
In den bislang sieben Wächterhäusern in Leipzig zahlt niemand
Miete. Wer einen Vertrag unterzeichnet, verpflichtet sich, für
Strom und Heizungskosten selbst aufzukommen und in den Häusern
zu wohnen. Meist sind es Künstler und Lebenskünstler, die Platz
für Ateliers und Materialien brauchen. Wenn es gut läuft, ziehen
sie irgendwann auf das Gelände der alten Spinnerei, wo seit
vielen Jahren der Maler Neo Rauch arbeit. Leipzig kämpft um
seinen Charme. Und es hat Architekten, Kunstfreunde und Planer
auf seiner Seite."
LEIPZIGER STATISTIK UND STADTFORSCHUNG (2007):
Bevölkerungsvorausschätzung 2007 für die Stadt Leipzig, Juli
Die
Bevölkerungsentwicklung in Leipzig bis 2027 wird folgendermaßen
zusammengefasst:
"Bis
1998 verzeichnete Leipzig größere Bevölkerungsverluste durch
Abwanderung nach Westdeutschland und ins Umland sowie durch den
drastischen Geburtenrückgang.
Seit 2001 ist für die Bevölkerungszahl Leipzigs ein leichter
Anstieg durch deutliche Wanderungsgewinne auch gegenüber dem
Umland zu verzeichnen.
2005 und 2006 hatte Leipzig trotz anhaltenden Geburtendefizits
durch die Einführung der Zweitwohnungssteuer einen
überdurchschnittlichen Bevölkerungsgewinn.
Für die nächsten Jahre ist bis etwa nach 2012 ein weiterer
leichter Anstieg der Geburtenzahlen zu erwarten. Später dürften
die Geburtenzahlen wieder leicht sinken.
Hinsichtlich Sterbefälle ist trotz erwarteten Anstiegs des
durchschnittlichen Lebensalters in den nächsten Jahren ein
permanenter leichter Anstieg bis nach 2020 zu erwarten.
Da die Geburtenzahlen nur wenig variieren, die Sterbefälle
zunehmen, dürfte es weiterhin ein Geburtendefizit geben, das
sich im Lauf der Zeit vermutlich etwas erhöht.
Unterstellt man zukünftig etwas sinkende Wanderungsgewinne, so
ist in Abhängigkeit von deren Höhe in den nächsten 20 Jahren ein
Wachstum der Bevölkerung entgegen dem ostdeutschen Trend
möglich.
Obgleich sich wegen des starken Zuzugs vieler junger Leute 2006
das Durchschnittsalter in Leipzig nicht erhöhte ist anzunehmen,
dass es durch das anhaltende Geburtendefizit und die erhöhte
Lebenserwartung weiter steigt, allerdings weniger stark als in
Ostdeutschland.
Die Bevölkerungsentwicklung wird nicht in allen Leipziger
Ortsteilen gleichmäßig verlaufen. Während bis 2012 in der
Mehrheit der Ortsteile die Bevölkerungszahl zunimmt, teilweise
deutlich, dürfte es in anderen Ortsteilen Verluste geben.
Es wird angenommen, dass bei der durchschnittlichen Größe
privater Haushalte auf niedrigem Niveau eine gewisse
Stabilisierung erfolgt. Je nach Wachstum der Bevölkerung dürfte
aber auch die Zahl der Privathaushalte wachsen." (S.1)
HOLLSTEIN, Miriam (2007): Ostdeutschland wird zum
Rentnerparadies.
WELT-Serie Besser
altern: Der Osten entwickelt sich zu einem Ruhesitz für
Westdeutsche. Während die einen sich über den Zuwachs freuen,
fürchten die anderen, dass Städte wie Görlitz und Weimar in
Zukunft ausschließlich als Altersresidenz angesehen werden
könnten,
in: Welt v. 09.08.
Miriam HOLLSTEIN berichtet
über die Altenwanderung nach Görlitz und Busfahrten nach
Leipzig:
"Mitte Juli lud die Leipziger
Wohnungsbaugesellschaft LWB rund 100 Rentner aus dem Ruhrgebiet
zu einer Kaffeefahrt der besonderen Art: Für 50 Euro konnten die
Senioren drei Tage Leipzig besichtigen, Busfahrt und Unterkunft
inklusive. Statt einem Verkaufsgespräch für beheizbare Matratzen
stand neben dem Sightseeing eine dreistündige Besuchstour durch
freie Mietwohnungen auf dem Programm.
Lebensqualität nach Weststandards, aber zu Ostpreisen,
verspricht die Leipziger Wohnungsbaugesellschaft. Wer eine
Wohnung anmietet, erhält zusätzlich noch einen Gutschein für ein
Wellnesswochende. Einen Mietvertrag als Folge der Bustour kann
die LWB zwar noch nicht vermelden, aber immerhin »350 konkrete
Anfragen«."
FISCHER, Josef (2007): Zur aktuellen und
künftigen Bevölkerungsentwicklung in Leipzig. In:
Steffen Maretzke (Hrsg) Städte im demografischen Wandel.
Wesentliche Strukturen und Trends des demografischen Wandels in
den Städten Deutschlands. Dezembertagung des
Arbeitskreises Städte und Regionen der Deutschen Gesellschaft
für Demographie (DGD) in Kooperation mit dem Bundesamt für
Bauwesen und Raumordnung (BBR) vom 6. – 7. Dezember 2007 in
Berlin, Heft 125 Materialien zur Bevölkerungswissenschaft des
Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung
"Seit 1989
wuchs die Lebenserwartung um rund sechs Jahre. Obwohl sie auch
in den letzten Jahren weiter stieg, erhöhte sich das
Durchschnittsalter langsamer. Von 2005 zu 2006 stagnierte es
sogar bei 43,9 Jahren, auch bedingt durch die Einführung der
Zweitwohnungssteuer und die Ummeldung Studierender und anderer
jüngerer Menschen mit Hauptwohnsitz nach Leipzig" (S.116),
beschreibt
Josef FISCHER den Einfluss der Einführung einer
Zweitwohnungssteuer auf die Entwicklung des Durchschnittsalters
in Leipzig.
Bei der
Betrachtung der Geburtenentwicklung in Leipzig verwendet FISCHER
den Begriff "Geburtenrate" für die rohe Geburtenziffer, während
die zusammengefasste Geburtenziffer (TFR), die gewöhnlich als
Geburtenrate bezeichnet wird, Fertilität genannt wird (vgl.
S.117).
Die rohe
Geburtenziffer wird durch die Altersstruktur verzerrt, dient
aber gerne als Beleg für die "Vergreisung" genannte Tendenz zur
Langlebigkeit. Interessant ist die Bevölkerungsvorausberechnung
aus dem Jahr 2007, bei der die absoluten Zahlen bis zum Jahr
2027 genannt werden (Tabelle 4, S.117), da hier die
Fehleinschätzungen bei den einzelnen Komponenten der
Bevölkerungsentwicklung offensichtlich zu Tage treten.
Aus der
nachfolgenden Tabelle ist die prognostizierte
Geburtenentwicklung für Leipzig ersichtlich, da diese
Fehleinschätzung zum größten Problem für die Stadtentwicklung zu
geraten droht:
2008
HÄUßERMANN, Hartmut/LÄPPLE, Dieter/SIEBEL, Walter (2008):
Stadtpolitik, Frankfurt a/M: Suhrkamp
2009
LEIPZIGER STATISTIK UND STADTFORSCHUNG (2009):
Bevölkerungsvorausschätzung 2009 für die Stadt Leipzig, Juli
Die
Bevölkerungsentwicklung in Leipzig bis 2029 wird folgendermaßen
zusammengefasst:
"Bis 1998
verzeichnete Leipzig größere Bevölkerungsverluste durch
Abwanderung nach Westdeutschland und ins Umland sowie durch den
drastischen Geburtenrückgang.
Seit 2001 ist für die Bevölkerungszahl Leipzigs ein leichter
Anstieg durch deutliche Wanderungsgewinne auch gegenüber dem
Umland zu verzeichnen.
Seit 2005 hatte Leipzig trotz anhaltenden Geburtendefizits auch
durch die Einführung der Zweitwohnungssteuer zu Beginn des
Jahres 2006 überdurchschnittliche Bevölkerungsgewinne.
Für die nächsten Jahre ist bis etwa 2010 ein weiterer leichter
Anstieg der Geburtenzahlen zu erwarten. Etwa ab 2014 dürften die
Geburtenzahlen wieder leicht sinken.
Hinsichtlich Sterbefälle ist trotz erwarteten Anstiegs des
durchschnittlichen Lebensalters in den nächsten Jahren ein
permanenter leichter Anstieg bis etwa 2024 zu erwarten.
Das Geburtendefizit, das sich in den letzten Jahren deutlich
verringerte, dürfte ab etwa 2011 wieder ansteigen.
Aufgrund des Einbruchs bei den Geburtenzahlen in Ostdeutschland
nach 1990 dürften die Zuzüge und auch die Wanderungsgewinne
deutlich absinken und sich erst in rund 15 Jahren wieder
stabilisieren.
Es wird für die nächsten 20 Jahre ein Wanderungsgewinn erwartet,
der das Geburtendefizit überkompensiert. Dadurch wird ein
Wachstum der Bevölkerung entgegen dem ostdeutschen Trend
erwartet.
Durch den überdurchschnittlichen Zuzug junger Leute wird das
Durchschnittsalter in Leipzig weniger stark als in
Ostdeutschland steigen, die Zahl der Hochbetagten wird aber auch
in Leipzig stark wachsen.
Die Bevölkerungsentwicklung der Leipziger Ortsteile wird bis
2013 unterschiedlich verlaufen. Die Mehrheit der Ortsteile,
insbesondere die innerstädtischen, dürfte auch weiterhin Gewinne
verzeichnen, Ortsteile mit vielen Großwohnsiedlungen der Jahre
1970 bis 1990 hingegen Verluste.
Es wird angenommen, dass bei der durchschnittlichen Größe
privater Haushalte auf niedrigem Niveau eine gewisse
Stabilisierung erfolgt. Durch das angenommene Wachstum der
Bevölkerungszahl dürfte aber auch die Zahl der Privathaushalte
wachsen." (S.1)
Die
letzte
Bevölkerungsvorausschätzung der Stadt Leipzig stammt aus dem
Jahr 2007.
Im Kapitel
4.1 (S.27). Wird die tatsächliche Bevölkerungsentwicklung in
Leipzig mit Prognosen der Bertelsmann-Stiftung, des BBSR und des
Statistischen Landesamts Sachsen verglichen.
GEINITZ, Christian
(2009): Das Fadenkreuz der Moderne.
Die
Nibelungensiedlung in Leipzig zählt zu den spektakulärsten
Bauprojekten der dreißiger Jahre. Der Architekt des "Rundlings"
war zu modern für die gründerzeitverliebte Stadt und wurde
weggegrault. Die Großanlage mit fast 1000 Wohnungen überstand
vier Regime. Das gilt auch für manche Bewohner,
in: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung v. 23.08.
Christian GEINITZ stellt die
Nibelungensiedlung in Leipzig-Lößnig im Süden der Großstadt
vor:
"1930 (...): (E)ine
Wohnsiedlung aus drei konzentrischen Kreisen, in der so viele
Menschen unterkamen wie nirgendwo sonst in der mit 700.000
Einwohnern viertgrößten Stadt Deutschlands. (...). Auf dem
Siegfriedplatz in der Mitte sollte ursprünglich eine Kapelle
entstehen. Stattdessen schuf man für die kinderreichen Familien
ein überdimensionales Planschbecken. Heute gibt es hier so wenig
Nachwuchs, dass die Leipziger Wohnungsbaugesellschaft (LWB) als
Eigentümerin Spielgeräte abbauen muss. An die Stelle des Bassins
ist ein Rosenbeet getreten".
2011
VOIGT,
Andreas (2011): Leipzig, neue Hauptstadt der Gründerzeit.
Mehr als 12.000 Häuser stehen
in der Stadt unter Denkmalschutz. Viele wurden aufwendig
saniert. Das zieht die Blicke an - und Geld,
in:
Welt am Sonntag v. 30.01.
Andreas
VOIGT schildert die verschiedenen Phasen der
Stadtentwicklungspolitik, die zum weitgehenden Erhalt der
Gründerzeitgebäude führten:
"Zwischen 12.000 und 15.000
Bauten - meist aus der Zeit zwischen 1870 und 1930 - stehen in
Leipzig unter Denkmalschutz. Die Messestadt ist damit das mit
Abstand größte Flächendenkmal der Bundesrepublik Deutschland.
(...) Von großen Bombenschäden (...) blieb Leipzig
vergleichsweise verschont. Ebenso von den westdeutschen
Kahlschlagsanierungen und Modernisierungswellen (...). Mit der
denkmalgerechten Sanierung der Altbauten erlebt das
traditionelle Bauhandwerk (...) eine erstaunliche Renaissance."
Leipzig wird jedoch
inzwischen durch fragwürdige Förderungspraktiken zum Tummelplatz
auswärtiger Investoren:
"Ortsansässige Bauträger und
Sanierer (...) spekulieren auf langfristiges Wachstum von
Bevölkerung und Miete. Damit treffen sie den Nerv ihrer
überwiegend gut situierten westdeutschen Kunden, die von der
Finanzkrise »geläutert« und mit einer üppigen
Denkmal-Abschreibung gelockt ihr Kapital in Leipziger Immobilien
umschichten."
Auch nach der
Wiedervereinigung gab es fatale Fehlentwicklungen:
"Angetrieben von
realitätsfernen Entwicklungsprognosen - Leipzig sollte
Millionenstadt werden - und Förderprogrammen wie etwa
»Sonderabschreibung Ost« versprachen sie ihren Anlegern üppige
Renditen. Statt sich jedoch vornehmlich auf die Sanierung des
großen Altbaubestandes zu konzentrieren, bauten sie nach
westdeutschem Vorbild vor den Toren der Stadt (...) Leipzig
schrumpfte, und die heute so geschäftige Innenstadt verödete
zunehmend."
VOIGT
beschreibt den Leipziger Immobilienmarkt als stark unterbewertet
und der Leerstand hat sich innerhalb von 10 Jahren halbiert.
"Steigende Geburtenraten und
jährlich mehr Zu- als Wegzüge haben dafür gesorgt, dass die
Messestadt seit der Jahrtausendwende wieder wächst.
Familien, die in den 90er Jahren noch ins Umland gezogen sind,
kehren nun in die Stadt zurück. Gut situierte Rentner aus ganz
Deutschland kaufen sich in Leipzig eine Wohnung (...) und Eltern
erwerben für ihre Kinder, die in Leipzig studieren, eine
preiswerte Wohnung",
beschreibt VOIGT die
Zielgruppen der Investoren. Inzwischen kommen auch die
ehemaligen Arbeiterviertel im Osten der Stadt in den Blick der
Investoren.
NEON-Titelgeschichte:
Die beste Stadt für dich!
Arbeiten, feiern, Freunde finden: Welcher Ort in Deutschland
jetzt der richtige für dich ist |
FUCHS,
Christian (2011): Leipzig.
Für (Lebens-)Künstler,
in: Neon,
Juli
"Es gibt Platz für Ideen und
genügend ehemalige Werksgelände, Läden und Wohnungen, die
bezahlbar sind. Das hat vergangenes Jahr auch die »New York
Times« erkannt und Leipzig in die Top Ten der Orte gewählt, die
man unbedingt gesehen haben muss, bevor auch sie
weggentrifiziert sind.
Wer in Leipzig nur ein Wochenende bleibt, um Auerbachs Keller
oder die Ateliers der Künstler der Neuen Leipziger Schule zu
besuchen, wird den Sound der Stadt nicht vernehmen", erzählt uns
Christian FUCHS.
|
Mädler-Passage in
Leipzig, Foto: Bernd Kittlaus 2016 |
HAUPT, Friederike (2011): Dieser Ort ist kein
Traum.
Es gibt
Städte, die ziehen Menschen in ihren Bann - hier ist möglich, was
woanders verkümmert. Leipzig hat das geschafft. Immer mehr
Westdeutsche studieren deshalb hier. Wer glaubt, das liege nur an den
niedrigen Mieten, irrt sich. Die Stadt leistet sich ein Lebensgefühl.
Aber es könnte auch sein, dass sich ein Lebensgefühl diese Stadt
erobert,
in: Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 12.11.
"Stolz präsentiert die
Universität Leipzig im Jahresbericht 2010 ihren Erfolg: Statt der 350
bis 400 westdeutschen Studienanfänger der Vorjahre seien es nun 800,
die ein Studium an der Uni begonnen hätten. Im Wintersemester 2011/12
sind es sogar schon 1270, also 32 Prozent aller Studienanfänger nach
22 Prozent im Jahr zuvor. Hinzu kommen die Erstsemester an den neun
anderen Hochschulen in Leipzig, und hinzu kommen Studenten (...), die
ihr Studium im Westen begonnen haben und dann nach Leipzig wechseln
(...).
Die Universität selbst lobt vor allem ihre Werbekampagne »Abenteuer
Fernost«, die seit 2009 Westdeutsche nach Leipzig locken soll. Sie ist
Teil der Aktion »Studieren in Fernost« der Hochschulinitiative Neue
Bundesländer, in die das Bundesbildungsministerium zehn Millionen Euro
investiert hat",
berichtet Friederike HAUPT über den
studentischen Zulauf in Leipzig. HAUPT dagegen geht es um die
studentische Szene in Leipzig, weshalb sie mit einer Mitarbeiterin des
Leipziger Stadtmagazins Kreuzer unterwegs ist und die gehypten
Leipziger Orte abarbeitet: vom "wilden Connewitz", womit Punks und
besetzte Häuser gemeint sind, bis zu den Clubs und das ehemalige
Arbeiter- und neue Künstlerviertel Plagwitz ("weniger schmuck" als die
bürgerliche Südvorstadt!), denn die New York Times hat bereits
Leipzig entdeckt:
"Leipzig sei wie Berlin vor zehn
Jahren, stellte schließlich die »New York Times« fest und nahm die
sächsische Stadt in ihre Liste
»The 31 places to go in 2010« auf."
Leipzig landete übrigens nur auf
Platz 10 hinter der Antarktis!
|
Leipzig-Plagwitz, Foto: Bernd Kittlaus 2016 |
2012
WENDT, Alexander (2012):
Leipzig.
Die sächsische Metropole gilt als
idealer B-Standort: Die Kulturszene glänzt, die Wirtschaft zeigt
sich stabil, die Einwohnerzahl steigt. Trotzdem sind Immobilien
gerade noch erschwinglich,
in: Focus
Spezial - Deutschlands großer Immobilienatlas,
Mai
|
Brockhausstraße in Leipzig-Schleußig, Foto: Bernd
Kittlaus 2016 |
Alexander WENDT beschreibt drei
gute Lagen (Mitte, Mitte-Süd und Plagwitz/Schleußig), die er von
Problemvierteln im Osten abgrenzt, für die stellvertretend
Volksmarsdorf steht. Die folgende Übersicht stellt die
Wohnmarktgliederung des Focus Immobilienatlas dar:
Tabelle: Der
Leipziger Immobilienmarkt im Focus-Urteil |
Ortsteil |
Focus-Name |
Beschreibung des Wohnungsteilmarkts |
Genannte Viertel |
Zentrum
Zentrum-Nord
Zentrum-Nordwest
Zentrum-West |
Mitte |
"Knappes Angebot,
stolze Preise" |
Waldstraßenviertel |
Zentrum-Süd |
Mitte-Süd |
"Begehrte
Altbauten, Platz für neue Stadthäuser" |
Musik(er)viertel |
Plagwitz
Schleußig |
Plagwitz/Schleußig |
"Leben am Canal
Grande" |
|
Volksmarsdorf |
Volkmarsdorf |
"Günstige Preise,
aber Probleme" |
|
|
Eine Karte teilt Leipzig in
unterschiedliche Kategorien ein, wobei die durchschnittlichen
Angebotspreise für Eigentumswohnungen im Bestand im Jahr 2011 als
Abgrenzungskriterien gelten. Die Daten für die drei Indikatoren
Eigentumsquote, Leerstandsquote und Einwohnerzahl, die den
gesamtstädtischen Immobilienmarkt charakterisieren sollen, stammen
von Empirica. Außerdem wird die Bevölkerungs- und
Leerstandsentwicklung folgendermaßen zusammengefasst:
"Die Einwohnerzahl stieg seit
2005 um vier Prozent. Leipzig liegt in der Größe nur noch knapp
hinter Dresden. Die relativ hohe Leerstandsquote sinkt."
|
Musikviertel im Leipziger Stadtteil Zentrum-Süd, Foto:
Bernd Kittlaus 2016 |
RÖSSEL, Jörg & Michael HOELSCHER
(2012): Lebensstile und Wohnstandortwahl,
in:
Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie,
Juni, S.303-327
RÖSSEL &
HOELSCHER beschreiben die untersuchten Leipziger Stadtteile und
die Zielsetzung der Studie folgendermaßen:
"Die
empirische Studie geht zurück auf ein Lehrforschungsprojekt, das
im Jahr 2002 in einem Stadtteil im Leipziger Westen durchgeführt
und anschließend weitergeführt wurde. Es handelt sich hier also
um eine Studie unter den spezifischen Bedingungen des
ostdeutschen Wohnungsmarktes, der insbesondere für Personen mit
einem mittleren bis höheren Einkommen ein ausgesprochenes
Überangebot von Wohnungen ausweist (...). Im Vergleich zu
anderen räumlichen Kontexten sind hier also eher starke Effekte
von lebensstilbasierten Präferenzen erwartbar. Damit kann die
Untersuchung aber zentral zur Klärung der Rolle von Lebensstilen
bei der Wohnstandortwahl beitragen (...).
Im Rahmen des Projektes wurden in den Jahren 2002 und 2005 zwei
schriftliche Befragungen von Personen in zwei ausgewählten
Quartieren dieses Stadtteils durchgeführt. Die bisherige
Forschung zu Segregation und Aufwertung in Ostdeutschland hat
gezeigt, dass sich derartige sozialräumliche Prozesse
typischerweise sehr kleinräumig entwickeln (...). Daher wurden
zwei Quartiere ausgewählt, die sich jeweils um einen Straßenzug
gruppieren und durch Verkehrsachsen und einen Fluss oder einen
Kanal deutlich abgegrenzt sind. Es wurde ein Quartier
berücksichtigt, das eine deutliche Aufwertungstendenz zeigt:
Zentraler architektonischer Anziehungspunkt ist eine
gründerzeitliche Textilfabrik, die aufwändig für die Wohnnutzung
umgewidmet wurde. Das Quartier ist geringfügig näher an der
Innenstadt als das andere Quartier, sodass die Einrichtungen der
urbanen Hochkultur, die sich im Stadtzentrum befinden, leichter
erreichbar sind. Zudem liegt es somit auch deutlich näher am
städtischen Grüngürtel, der die Quartiere des Leipziger Westens
vom Stadtzentrum trennt. Die umgenutzte Textilfabrik und der
zentrale Straßenzug des ausgewählten Quartiers liegen
unmittelbar an einem Fluss. Im Quartier selbst gibt es gewisse
Hinweise auf die für Aufwertungsprozesse typische Infrastruktur,
vor allem im Bereich der Gastronomie. (...). Darüber hinaus
wurde über die Kneipen und Restaurants in diesem Quartier
häufiger im Leipziger Stadtmagazin
»Kreuzer«
berichtet, sodass der Aufwertungsprozess auch nach außen
sichtbar wurde. Hinweise auf Aufwertungstendenzen im Bereich des
Einzelhandels gab es allerdings kaum. Das andere berücksichtigte
Quartier wird durch einen Kanal begrenzt, der durchaus hohe
Freizeitqualitäten aufweist. Allerdings waren weder im Bereich
der Gastronomie noch des Einzelhandels Aufwertungstendenzen
sichtbar. Es gab weniger Neubauten als im anderen Quartier und
der Anteil nicht sanierter und unbewohnter Altbauten lag
deutlich höher. Diese Unterschiede spiegeln sich auch in der
Bevölkerungszusammensetzung der beiden Quartiere wider. Während
in dem Quartier mit Aufwertungstendenz lediglich 6 % der
Befragten arbeitslos waren, sind dies in dem anderen Quartier
20,4 %."
(2012, S.312f.)
Die Autoren
ziehen aufgrund der Studie folgendes Fazit:
"Insgesamt
zeigt sich (...), dass vor allem das Einkommen und die
Lebensform das Leben in qualitativ hochwertig ausgestatten und
großen Wohnungen prägt, weniger dagegen der Lebensstil." (2012,
S.319)
2013
LEIPZIGER STATISTIK UND STADTFORSCHUNG (2013):
Bevölkerungsvorausschätzung 2013 für die Stadt Leipzig,
August
Die
Bevölkerungsentwicklung in Leipzig bis 2032 wird folgendermaßen
zusammengefasst:
"Leipzig ist
seit der Jahrtausendwende eine wachsende Stadt − aufgrund von
Wanderungsgewinnen.
• Die Jahre 2011 und 2012 waren durch historisch hohe
Wanderungsgewinne – insbesondere bei den ausbildungsrelevanten
Jahrgängen – gekennzeichnet. 2011 betrug der Wanderungssaldo gut
+9 000 und 2012 fast +11 000 Personen
• Die Hauptherkunftsgebiete der Wanderungen sind nach wie vor die
mitteldeutschen Bundesländer. Zudem ist auch der Wanderungssaldo
mit den westdeutschen Bundesländern in den letzten Jahren
positiv geworden, wobei doppelte Abiturjahrgänge zu
berücksichtigen sind.
• Im mitteldeutschen Raum sinkt das Bevölkerungsvolumen der
ausbildungsrelevanten Jahrgänge (potenzielle Zuwanderungsgruppe)
durch den Geburtenrückgang nach 1990 rapide ab.
• Aufgrund gut besetzter Altersjahrgänge im fertilen Alter sind
die Geburtenzahlen in Leipzig in den letzten Jahren gestiegen.
• Die Totale Fertilitätsrate (TFR) verharrt nach einem
kontinuierlichen Anstieg bei ungefähr 1,4. • Die in der letzten
Bevölkerungsvorausschätzung 2009 prognostizierte
Einwohnerentwicklung wurde von der tatsächlichen übertroffen,
zumindest in der kurzen Frist bis 2012. Dies ist auf zu gering
angenommene Wanderungsgewinne zurückzuführen.
• Zum Prognosehorizont 2032 wird in der mittleren Variante
(Hauptvariante) der aktuellen Bevölkerungsvorausschätzung eine
Einwohnerzahl von 598 100 erwartet. Mögliche obere bzw. untere
Schranken der künftigen Bevölkerungsentwicklung bilden die
ausgewiesene optimistische bzw. die pessimistische Variante mit
557 500 bis 641 000 Einwohnerinnen und Einwohnern im Jahr 2032.
• In der mittleren Variante besteht bis 2019 ein
Geburtenüberschuss, danach wieder ein Geburtendefizit.
• Die erwarteten Einwohnergewinne werden insbesondere von den
Ortsteilen westlich, nördlich und östlich des Stadtbezirks Mitte
aufgenommen. Insgesamt wurde bis 2017 für 24 Ortsteile ein
starkes Wachstum von über 5 Prozent und für 18 Ortsteile ein
leichtes Wachstum (2 bis unter 5 Prozent) berechnet. Lediglich
in 7 Ortsteilen wird die Einwohnerzahl vermutlich schrumpfen."
(S.1)
Die
letzte
Bevölkerungsvorausschätzung der Stadt Leipzig stammt aus dem
Jahr 2009.
2014
KRAUSHAAR, Martin
(2014): Freie Fahrt.
Leipzig: Die neue S-Bahn-Strecke unter der
City macht die Innenstadt leichter erreichbar. Für die Leipziger ein
Grund mehr, im Grünen zu wohnen,
in: Capital
Immobilienkompass 2014
Martin Kraushaar fasst den
Immobilienmarkt von Leipzig folgendermaßen zusammen:
"Der kontinuierliche Zuzug und
die niedrigen Zinsen sorgen 2014 für moderat steigende
Immobilienpreise in Leipzig. Die Aufwertungswelle geht von Plagwitz
weiter in Richtung Lindenau und mit dem City-Tunnel auch ins
Zentrum. Der Wohnungsneubau gewinnt weiter an Dynamik."
|
Bachviertel in
Leipzig, Foto: Bernd Kittlaus 2016 |
Der Artikel beschreibt die
Teilwohnungsmärkte des Musikviertels, des Bachviertels, des
Waldstraßenviertels, das Zentrum/Innerer Ring, Gohlis-Süd, Schleußig,
Südvorstadt, Plagwitz und Lindenau. Die Bewertung der
Wohnungsteilmärkte erfolgt per Haussymbol (1 = Finger weg bis 5 =
sehr attraktives Invest)
|
Bayerischer Bahnhof im Leipziger Stadtteil
Zentrum-Südost;
Foto: Bernd Kittlaus 2016 |
Tabelle: Der
Leipziger Immobilienmarkt im Capital-Urteil |
Ortsteil |
Capital-Name |
Beschreibung des Wohnungsteilmarkts |
Genannte Viertel |
Genannte Bauprojekte |
Zentrum-Süd (Teilgebiet) |
|
sehr attraktives Invest |
Musikviertel |
|
Zentrum-West
(Teilgebiet) |
|
sehr attraktives Invest |
Bachviertel |
|
Zentrum-Nordwest
(Teilgebiet) |
|
attraktives
Invest |
Waldstraßenviertel |
|
Zentrum-Ost
(Teilgebiet)
|
Zentrum / Innerer
Ring |
sehr attraktives
Invest |
Graphisches Viertel |
Am Alten Zoll |
Zentrum |
|
|
Zentrum-Südost |
|
Bauvorhaben am
Bayerischen Bahnhof |
Gohlis-Süd |
|
attraktives
Invest |
|
|
Schleußig |
|
attraktives
Invest |
|
|
Südvorstadt |
|
sehr attraktives
Invest |
|
|
Plagwitz |
|
attraktives
Invest
(klassischer Gentrifizierungsprozess) |
|
|
Lindenau
Altlindenau
Neulindenau |
Lindenau |
attraktives
Invest |
|
Lindenauer Hafen
und Brunnenviertel |
|
Außerdem wird
Markkleeberg genannt, das jedoch nicht zu Leipzig gehört,
sondern zu den Suburbanisierungsgewinnern zu zählen ist.
LOHRER/LÖRCHNER/MEYER/PLATT (2014):
Wer jetzt kein Haus hat...
...kauft sich keines mehr. Falsch!
Trotz Immobilienboom gibt es noch Gelegenheiten für alle, die
Eigenheime suchen oder Geld anlegen wollen,
in: Euro
Immobilien-Atlas, Mai
Der
Immobilien-Atlas benutzt folgende Merkmale zur Charakterisierung der
Städtischen Immobilienmärkte:
- Einwohnerzahl (DESTATIS Ende 2012)
- Arbeitslosenquote (Bundesagentur für Arbeit, Sand Februar 2014)
- Pro-Kopf-Einkommen (DESTATIS 2012 Verfügbares Einkommen)
- Kaufpreis Wohnung (Immobilienscout 24, Stand Ende 2013)
- Miete (Nettojahreskaltmiete je qm)
- Mietrendite
Der Immobilienmarkt in Leipzig wird
folgendermaßen zusammengefasst:
"Hohe
Renditen, allerdings auch erhöhtes Risiko."
HUNZIKER, Christian (2014): Viel Raum
fürs Geld.
Vor wenigen Jahren lag Leipzigs
Wohnungsmarkt am Boden. Mittlerweile sind in der Stadt wieder
Baukräne zu sehen. Trotzdem sind Mieten und Kaufpreise noch
immer wesentlich günstiger als in anderen deutschen Metropolen,
in:
Handelsblatt v. 24.06.
|
Leipzig am Bayerischen Bahnhof, Foto: Bernd Kittlaus
2016 |
Christian
HUNZIGER listet 30 Trendviertel auf, in denen die
Preissteigerung für Wohneigentum zwischen 2010 bis 2013 über dem
Durchschnitt der Stadt lag:
Tabelle: Der
Leipziger Immobilienmarkt im Handelsblatt-Urteil |
Ortsteil |
Beschreibung des Wohnungsteilmarkts |
Genannte Viertel |
Genannte Bauprojekte |
Zentrum |
Gehört bei mindestens einer Kategorie zu den
teuersten fünf Wohnungsmärkten |
|
|
Zentrum-Nord |
Gehört bei mindestens einer Kategorie zu den
teuersten fünf Wohnungsmärkten |
|
|
Zentrum-Ost |
Gehört bei
mindestens einer Kategorie zu den teuersten fünf
Wohnungsmärkten |
Graphisches Viertel |
Eisenbahnstraße* |
Zentrum-Südost |
|
|
Bauvorhaben am
Bayerischen Bahnhof |
Marienbrunn |
|
|
|
Connewitz |
|
|
|
Südvorstadt |
Gehört bei
mindestens einer Kategorie zu den teuersten fünf
Wohnungsmärkten |
|
|
Zentrum-Süd |
|
Musikviertel |
Lindenauer Hafen
und Brunnenviertel |
Zentrum-West |
Gehört bei
mindestens einer Kategorie zu den teuersten fünf
Wohnungsmärkten |
|
|
Zentrum-Nordwest |
Gehört bei
mindestens einer Kategorie zu den teuersten fünf
Wohnungsmärkten |
Waldstraßenviertel |
|
Gohlis-Süd |
|
|
|
Gohlis-Mitte |
Gehört bei
mindestens einer Kategorie zu den teuersten fünf
Wohnungsmärkten |
|
|
Gohlis-Nord |
Gehört bei
mindestens einer Kategorie zu den teuersten fünf
Wohnungsmärkten |
|
eh.
Heeresbäckerei |
Eutritzsch |
|
|
|
Reudnitz-Thonberg |
|
|
|
Anger-Crottendorf |
|
|
|
Stötteritz |
|
|
|
Probstheida |
|
|
|
Lößnig |
|
|
|
Schleußig |
|
|
|
Plagwitz |
|
|
Veneziaquartier
(Buntgarnwerke) |
Lindenau |
Gehört bei
mindestens einer Kategorie zu den teuersten fünf
Wohnungsmärkten |
|
Lindenauer Hafen |
Möckern |
|
|
|
Wiederitzsch |
|
|
|
Sellerhausen-Stüntz |
|
|
|
Paunsdorf |
|
|
|
Heiterblick |
|
|
|
Meusdorf |
|
|
|
Dölitz-Dösen |
Gehört bei
mindestens einer Kategorie zu den teuersten fünf
Wohnungsmärkten |
|
|
Kleinzschocher |
|
|
|
|
* Die
Eisenbahnstraße
liegt anders als der Trendviertel-Report behauptet nicht im
Stadtteil Zentrum-Ost, sondern durchquert
Neustadt-Neuschönefeld und Volkmarsdorf und führt
bis Sellerhausen-Stünz.
TAUBERT, Greta (2014): Die Schwarm-Stadt.
Nirgendwo boomt der
Arbeitsmarkt so sehr wie in Leipzig. Die Autorin, die in der
Stadt lebt, erklärt das Geheimrezept,
in: Capital,
Juli
Der
Ökonom Harald SIMONS hat den Begriff "Schwarm-Stadt" geprägt,
um die angeblich "unerklärliche" Anziehungskraft von Städten
zu bezeichnen:
"Aus der umliegenden öden
ostdeutschen Provinz ziehen junge Leute wie Vögelschwärme in
die verheißungsvollen urbanen Zentren. Irgendwann ist mal
einer aus der Dorfjugend vorgeflogen, hat in Leipzig eine
Nacht auf einem illegalen Elektro-Open-Air durchgetanzt, saß
mit anderen Langweile-Migranten und ausreichend Bier
sommerabends auf der Sachsenbrücke oder wusste sich,
überwältigt von der Übermacht der Möglichkeiten."
Für die Erklärung dieses
Hip-Phänomens wurden z.B.
Hipster-Theorien oder der Begriff
"Symbolische Gentrifizierung" erfunden.
|
Leipziger Zentrum, Foto: Bernd Kittlaus
2016 |
ENGELHART, Katie (2014): "New Berlin" or Not, Leipzig Has New Life,
in: New York Times
v. 07.09.
2015
VEYDER-MALBERG, Thyra
(2015): Leipzig ist nicht Anti-München.
Die Zeiten des großen Leerstands
sind in Leipzig vorbei. Auch dort lohnt sich mittlerweile das
Immobiliengeschäft. Die Georg-Schwarz-Straße ist ein gutes Beispiel
für die Entwicklung,
in:
Jungle World Nr.8 v. 19.02.
"Die Georg-Schwarz-Straße in
Leipzig (...) hat sich rasant entwickelt. »Stadtteilentwicklung von
unten« heißt dies in einer jüngst erschienenen
Selbstbeweihräucherungsbroschüre der Stadt Leipzig mit dem Titel
»Kaleidoskop Georg-Schwarz-Straße«.",
berichtet Thyra VEYDER-MALBERG
über eine Straße im Leipziger Westen, in der sich nach Meinung von
VEYDER-MALBERG die Leipziger Entwicklung spiegelt:
"Noch im Jahr 2008 standen 51 der
177 Gebäude der Georg-Schwarz-Straße, meist Mehrfamilienhäuser aus
der Gründerzeit, vollständig leer, in anderen waren nur noch
vereinzelt Mieter zu finden. Etwa ein Drittel der Häuser war noch
unsaniert, einige davon waren baufällig. Diese Daten hat nicht die
Stadt Leipzig erhoben, sie stammen aus Analysen, die Bürger
angefertigt haben. Der Bürgerverein Leutzsch und der Stadtteilverein
Lindenau haben den Leerstand beschrieben, Hausbesitzer recherchiert
und die Potentiale der Straße analysiert.
(...). Eine der ersten Firmen, die in der Georg-Schwarz-Straße tätig
wurde, war die Leipziger Stadtbau AG. Bereits 2010 kaufte sie vier
Karrees mit insgesamt 61 Gründerzeithäusern. Seither saniert sie die
Immobilien Stück für Stück. (...). Die Stadtbau AG vermarktet ihre
sanierten Karrees als
»Brunnenviertel«. Verschiedene Wohnungsgrößen, zum Teil
barrierefrei und betreut, ökologisch nachhaltig, mit begrünten
Innenhöfen und mittlerer bis gehobener Ausstattung – das Angebot
richtet sich ganz eindeutig an die Mittelschicht."
REINHÄCKEL, Heide (2015): Gemeinsam alt sein.
Alten-WG: Mehrgenerationenhäuser sind die konkrete Utopie der
alternden Gesellschaft. Wie man solche Konzepte verwirklichen kann,
zeigt das "Leipziger Modell". Zwei Architektinnen, die das Projekt
initiieren, setzten sich dabei auch mit dem Thema Armut auseinander,
in: TAZ v. 09.05.
2016
BFI (2016): Neuer Rekord.
Bevölkerungswachstum: Leipzig
begrüßt 2015 mehr als 16.000 Neubürger Der Leipzig-Boom hält weiter
an. Auch im abgelaufenen Jahr legte die Messestadt bei der
Bevölkerungszahl zu und bewegt sich weiter über dem Niveau der
Wende. Besonders die Zahl der kleinsten Neubürger ist erneut
gestiegen,
in: Leipziger
Volkszeitung Online v. 08.01.
"Waren es im Jahr 2014 noch 6.241
Babys, stehen 2015 schon 6.622 Neu-Leipziger zu Buche. Damit wird
wieder einmal eine neue Höchstmarke nach 1990 erreicht. Die
Gesamt-Geburtenrate (Geburten je 1.000 Einwohner) stieg auf 11,9 –
und war damit erstmals höher als 1988.
Zudem verzeichnet die Messestadt für 2015 erneut einen
Geburtenüberschuss. Dem Plus von 352 Personen aus 2014 folgte im
vergangenen Jahr ein Überschuss von 423 Neugeborenen. Insgesamt
waren 2015 laut Amt 6.199 Messestädter verstorben.
Auch der Zuzug nach Leipzig ist weiter ungebrochen an. 40.963
Zuzügen in die Messestadt standen lediglich 24.294 Wegzüge
gegenüber. 42,2 Prozent der Zugezogenen waren dabei Ausländer (2014:
31,6 Prozent). In den Zahlen sind laut dem Statistikamt auch die in
Leipzig lebenden Asylbewerber enthalten, allerdings vornehmlich
diejenigen, die in städtischen Einrichtungen oder Wohnungen leben.
Nur ein kleiner Teil der in Erstaufnahmeeinrichtungen des Freistaats
Sachsen untergebrachten Personen konnte berücksichtigt werden,
gerade weil sich diese Zahlen aufgrund der hohen Fluktuation nicht
konkret beziffern lassen", berichtet die Leipziger Volkszeitung.
LEMBKE,
Judith (2016): Alle wollen wieder nach "Hypezig".
Im Osten blühen nicht die Landschaften, sondern die Großstädte.
Von Rostock bis Leipzig steigen Mieten und Hauspreise. Und manch
einer fürchtet, dass sich alte Fehler wiederholen,
in:
Frankfurter Allgemeine
Sonntagszeitung v. 31.01.
Anlässlich
der Broschüre Der Osten auf Wanderschaft berichtet Judith LEMBKE
über die Trendwende bei der Zuwanderung in den neuen
Bundesländern:
"(Es ist) gerade einmal zehn
Jahre her, dass Leipzig die »Hauptstadt des Schrumpfens« genannt
wurde. Ein trister Titel, doch passend für eine Stadt, die in
den neunziger Jahren so sehr ausblutete, dass in der Innenstadt
40 Prozent der Gebäude leer standen, in einigen Vierteln sogar
die Hälfte.
Die 2001 nur noch 493 000 Einwohner zählte, so wenige wie im gesamten 20. Jahrhundert nicht.
Und nun: Von Schrumpfen spricht keiner mehr, stattdessen von »Hypezig«
und davon, dass in Leipzig ein Lebensgefühl herrsche wie in
Berlin Prenzlauer Berg in den Neunzigern, mit Künstlerateliers
in aufgelassenen Fabriken und Mieten, von denen man in Frankfurt
oder München nicht zu träumen wagt. Die Stadt gilt als so hip,
dass sie im vergangenen Jahr nicht nur 16 000 Neubürger anzog,
sondern auch die ersten Rechtsanwälte und Zahnärzte aus dem
Westen wieder da sind, die sich eine Wohnung als vermeintlich
sichere Kapitalanlage"
Als Experte wird außerdem
Reiner
BRAUN von Empirica genannt, der im Leerstand der
schrumpfenden Regionen das größte Problem sieht:
"Er unterscheidet zwischen
»echten« und »unechten« Wachstumsstädten. Während »echte«
Wachstumsstädte auch überregional Zuzügler anziehen, profitieren
»unechte« Wachstumsstädte nur von der Wanderung aus dem direkten
Umland.»Das geht nicht lange gut, denn das Potential ist bald
ausgeschöpft«, erwartet Braun. Außerdem trifft der
demographische Wandel die ostdeutschen Städte noch härter als
die westdeutschen. Da nach der Wende vor allem junge Erwachsene
abwanderten, fehlt der Nachwuchs. (...).
Braun sieht den Hype auf dem ostdeutschen Immobilienmarkt
kritisch. »Alle reden jetzt wieder vom Wohnungsneubau, es sollen
Milliarden investiert werden. Damit produzieren wir den
Leerstand von morgen«, sagt er."
BRAUN kritisiert, dass zu
wenig große und zu viele kleine Wohnungen gebaut werden, weil
diese bei Investoren gefragt sind.
Zum Schluss präsentiert
LEMBKE ein eher skurriles Beispiel einer Lösung für die
ausblutenden Gemeinden: die Bildung von Großkommunen:
"Achtzehn einst selbständige
Gemeinden wurden zu einer Großgemeinde mit 630 Quadratkilometer
Fläche zusammengelegt. Das senkt Kosten, hat aber auch Folgen
für die stolzen Metropolen: Seitdem ist die drittgrößte Stadt
Deutschlands nicht mehr Köln, sondern das Städtchen
Gardelegen."
Der Effekt dürfte sich eher
auf einen Marketingag beschränken. Bislang gibt es keine
Städterankings, in denen ernsthaft die flächengrößten deutschen
Gemeinden untersucht wurden. Dies hindert jedoch andere
Gemeinden nicht, diesem Beispiel Folge zu leisten - und wenn es
nur deshalb ist, weil anders eine bessere finanzielle
Ausstattung durch die Länder nicht zu erhalten ist. Beispielhaft
dafür ist die hessische Großgemeinde
Oberzent, die in den Medien als Hessens drittgrößte Stadt
bezeichnet wird.
CAPITAL-Titelgeschichte:
Immobilienkompass 2016 |
HUNZIKER, Christian (2016):
Go West.
Leipzig: Die Stadt hat das Image
des Krisenstandorts abgelegt. Zahlreiche Zuzügler lassen den
Leerstand schrumpfen. Die Zeit der Schnäppchen ist vorbei,
in: Capital,
Mai
Chistian HUNZIKER fasst den
Immobilienmarkt von Leipzig folgendermaßen zusammen:
"Mit Leipzig geht es weiter
aufwärts. Immer weniger Wohnungen stehen leer, es wird wieder
gebaut. Während Selbstnutzer in etablierten Stadtteilen wie der
Südvorstadt ein breites Angebot an Wohnraum finden, lohnt sich für
Kapitalanleger ein Blick auf aufstrebende Stadtteile wie Lindenau
oder den Leipziger Osten."
|
Bundesbank-Filiale in
Leipzig-Südvorstadt, Foto: Bernd Kittlaus 2016 |
Die Bewertung der
Wohnungsteilmärkte erfolgt per Haussymbol (1 = Finger weg bis 5 =
sehr attraktives Invest)
Tabelle: Der
Leipziger Immobilienmarkt im Capital-Urteil |
Ortsteil |
Capital-Name |
Beschreibung des Wohnungsteilmarkts |
Genannte Viertel |
Genannte Bauprojekte |
Zentrum-Ost
(Teilgebiet) |
|
attraktives Invest |
Graphisches Viertel |
LKG Carré; Schumanns Gärten; Czermaks Garten |
Lindenau
Altlindenau
Neulindenau |
Lindenau |
attraktives Invest |
|
Lindenauer Hafen |
Zentrum-Süd (Teilgebiet) |
|
sehr attraktives Invest |
Musikviertel |
|
Plagwitz |
|
attraktives Invest |
|
|
Schleußig |
|
weniger
attraktives Invest |
|
|
Südvorstadt |
|
sehr attraktives
Invest;
Connewitz mit der Karl-Liebknecht-Straße wird zur
Aufwertung genannt |
|
Thalysia-Höfe |
Zentrum-Nordwest
(Teilgebiet) |
|
attraktives
Invest |
Waldstraßenviertel |
|
Zentrum |
Zentrum / Innerer
Ring |
weniger
attraktives Invest |
|
|
|
Im Vergleich zum
Jahr 2014 ist der
Immobilienmarkt weniger attraktiv geworden. Die Gentrifizierung
sorgt dafür, dass Studenten und Kreative in den Leipziger Osten
ausweichen. Genannt wird das Quartier um die
Eisenbahnstraße.
|
Wandmalerei in
Leipzig-Südvorstadt, Foto: Bernd Kittlaus 2016 |
HABERER/HINTERBERGER/LOHRERLÖRCHNER/PLATT/REHAK/WATERMANN (2016):
Kein Ende in Sicht.
Die Zinsen bleiben niedrig, die
Preise steigen weiter. Deutschlands größter Immobilien-Atlas zeigt,
wo Käufer jetzt noch fündig werden,
in: Euro
Immobilien-Atlas, Mai
Der
Immobilien-Atlas benutzt folgende Merkmale zur Charakterisierung der
Städtischen Immobilienmärkte:
- Einwohnerzahl (DESTATIS Ende 2014)
- Private Haushalte (BBSR-Prognose 2035)
- Arbeitslosenquote (Bundesagentur für Arbeit, Sand Februar 2014)
- Pro-Kopf-Einkommen (DESTATIS 2012 Verfügbares Einkommen)
- Kaufpreis Wohnung (Immobilienscout 24, Stand Ende 2015)
- Miete (Nettojahreskaltmiete je qm)
- Mietrendite
Die Kategorie "Kleine Perlen"
präsentiert Städte mit 20.000 - 100.000 Einwohner. Die Bewertung der
Wohnlagen wird durch die Vergabe von einem ("meist sozialer Brennpunkt") bis
fünf Sterne (Top-Lage) auf Basis der Mietrendite und des
Vermietungsrisikos vorgenommen.
Der Immobilienmarkt von Leipzig wird
folgendermaßen beschrieben:
"Die
Kaufpreise für Eigentumswohnungen in Leipzig haben 2015 deutlich
angezogen. Doch noch immer sind die Preise für eine deutsche
Großstadt niedrig. Für die Mieten gilt das Gleiche. Die Bevölkerung
wächst derzeit durch Zuzug und Geburtenüberschuss. Dennoch gibt es
Lagen, an denen der Boom vorbeigeht."
Die Spannbreite der
Sterne-Bewertung reicht von einem Stern (Althen-Kleinpösna,
Altlindenau, Anger-Crottendorf, Böhlitz-Ehrenberg, Burghausen-Rückmarsdorf,
Connewitz, Engelsdorf, Großzschocher, Liebertwolkwitz, Lindenau,
Marlenbrunn, Mockau, Mokau-Süd) bis vier Sterne (Gohlis-Mitte und -Nord,
Zentrum-Nord und -West)
STREIT, Matthias (2016): "The
better Berlin".
Neue Immobilien-Studie: Warum Leipzig und Dresden stetig
attraktiver werden,
in:
Handelsblatt v. 18.05.
CHZ
(2016): Vom Krisengebiet zum Szeneviertel.
Der Leipziger Osten hat ein
ganz schlechtes Image. Doch genau dort liefern sich Bauträger
Bieterwettkämpfe um unsanierte Mehrfamilienhäuser, und die
Mieten steigen stärker als anderswo - eine völlig unerwartete
Entwicklung,
in:
Frankfurter Allgemeine
Zeitung v. 03.06.
Der Artikel
berichtet von Bauträgern in Leipzig, die sich auf die Sanierung
von maroden denkmalgeschützten Wohnhäusern spezialisiert haben,
weil aufgrund der guten Abschreibungsmöglichkeiten solche Häuser
mit hohem Profit an Kapitalanleger weiterverkauft werden können.
Da in Leipzig die innenstadtnahen Viertel bereits gentrifiziert
sind, wird nun auf Ortsteile im Leipziger Osten, speziell
Volkmarsdorf, zurückgegriffen, die aufgrund ihrer Bausubstanz
aus der Gründerzeit noch Profite versprechen. Zielgruppe sind
nicht Einheimische sondern zugezogene Yuppies, die sich um den
ehemals schlechten Ruf nicht kümmern, sondern hohe Mieten für
Komfortwohnungen zahlen.
STEHLE, Anja (2016): Stadt der
Baudenkmäler.
Noch ist Wohnen in der
sächsischen Metropole Leipzig günstig. Doch je mehr Altbauten saniert
werden, desto höher steigen Miet- und Preisniveau,
in:
Handelsblatt v. 12.07.
Waren es
vor zwei Jahren noch
30 Trendviertel, so listet Anja STEHLE nur noch 25 Viertel auf,
in denen die Preissteigerung für Wohneigentum zwischen 2013 bis
2015 über dem Durchschnitt der Stadt lag:
Tabelle: Der
Leipziger Immobilienmarkt im Handelsblatt-Urteil |
Ortsteil |
Beschreibung des Wohnungsteilmarkts |
Genannte Viertel |
Genannte Bauprojekte |
Zentrum |
Gehört bei mindestens einer Kategorie zu den
teuersten fünf Wohnungsmärkten |
|
|
Zentrum-Nord |
Gehört bei mindestens einer Kategorie zu den
teuersten fünf Wohnungsmärkten |
|
|
Zentrum-Ost |
Gehört bei
mindestens einer Kategorie zu den teuersten fünf
Wohnungsmärkten |
Graphisches Viertel |
Eisenbahnstraße* |
Zentrum-Südost |
|
|
|
Marienbrunn |
|
|
|
Connewitz |
|
|
|
Südvorstadt |
Gehört bei
mindestens einer Kategorie zu den teuersten fünf
Wohnungsmärkten |
|
|
Zentrum-Süd |
Gehört bei
mindestens einer Kategorie zu den teuersten fünf
Wohnungsmärkten |
Musikviertel |
|
Zentrum-West |
Gehört bei
mindestens einer Kategorie zu den teuersten fünf
Wohnungsmärkten |
|
|
Zentrum-Nordwest |
|
Waldstraßenviertel |
|
Gohlis-Süd |
Gehört bei
mindestens einer Kategorie zu den teuersten fünf
Wohnungsmärkten |
|
|
Gohlis-Mitte |
Gehört bei
mindestens einer Kategorie zu den teuersten fünf
Wohnungsmärkten |
|
|
Gohlis-Nord |
Gehört bei
mindestens einer Kategorie zu den teuersten fünf
Wohnungsmärkten |
|
|
Eutritzsch |
|
|
|
Reudnitz-Thonberg |
|
|
|
Stötteritz |
|
|
|
Probstheida |
|
|
|
Schleußig |
|
|
|
Plagwitz |
|
|
|
Lindenau |
|
|
|
Möckern |
|
|
|
Wiederitzsch |
|
|
|
Kleinzschocher |
|
|
|
Schönefeld-Abtnaundorf |
|
|
|
Neustadt-Neuschönefeld |
|
|
|
|
Herausgefallen sind die 7 Stadtteile Anger-Crottendorf, Lößnig,
Sellerhausen-Stüntz, Paunsdorf, Meusdorf, Döltiz-Dösen und
Heitrblick. Neu dazu gekommen sind Schönefeld-Abtnaundorf und
Neustadt-Neuschönefeld.
Die Hauptrolle im Artikel
spielt Plagwitz und die Leipziger Malerschule um Neo RAUCH.
EHRENREICH,
Elian (2016): Leipzig tickt anders als Dresden.
Die Bürgerstadt an der Pleiße
wurde von den Amerikanern befreit und von ihrer internationalen
Messe geprägt. Die Residenzstadt an der Elbe wurde schwer
bombardiert und hatte kein Westfernsehen. Das spürt man im
einstigen "Tal der Ahnungslosen" bis heute,
in:
Welt v. 06.10.
LOCKE, Stefan
(2016):
Ruhe bewahren im Boom.
Leipzig ist legendär für
seine Gründerzeitbauten. Doch die Zeiten des billigen Wohnens
sind auch hier vorbei,
in:
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
v. 04.12.
Stefan LOCKE berichtet in
erster Linie über das Waldstraßenviertel. Unvermeidlich ist der
Begriff "Hypezig", der zur Identitätsstiftung dient:
"In Lindenau und Plagwitz
werden einstige Industriebauten in Eigentumswohnungen und
Luxuslofts verwandelt, und unter Studenten gilt die Stadt auch
wegen ihrer Club- und Partyszene als »das bessere Berlin«. Es
mangelt nicht an Zuschreibungen, Vergleichen und Übertreibungen,
welche die Leipziger selbst auch ganz schön nerven, weshalb
einige von ihnen vor Jahren einmal den Spottnamen »Hypezig« in
die Welt setzten, der wiederum von Medien selbst, umgehend
hysterisch verbreitet wurde.
Das alles ist den Ur-Leipzigern ein Graus, sehen sie doch ihre
Stadt gern als gemütlichste Großstadt der Welt."
2017
BARTSCH, Michael (2017): Boomtown zulasten der
Mieter.
Gentrifizierung: Leipzig galt als
Mekka für Mieter. Wohnen war günstig, das Angebot an bezahlbaren
Wohnungen groß. Das ändert sich gerade. Doch die Menschen wehren sich,
in:
TAZ v. 05.01.
"(I)n Leipzig
herrschte bis vor fünf, sechs Jahren noch ein Mietermarkt.
Besonders in den verschlissenen Gründerzeitvierteln kann man bis
heute günstig wohnen. In ganz Leipzig liegen die
Durchschnittsmieten bei 5,50 Euro je Quardratmeter",
berichtet Michael BARTSCH über
Leipzig. Der Bericht wird garniert mit einem Foto, das die
Alternativszene Anfang der 1990er Jahre so zeigt, wie sie sich gerne
nostalgieverliebt sieht.
|
|
Leipzig: Café Puschkin in der Südvorstadt; Industrieruine
in Plagwitz; Fotos: Bernd Kittlaus 2016 |
Man findet auch heutzutage noch
genügend Ecken in Leipzig, wo es wie zu Zeiten der
Deindustrialisierung aussieht.
"Bedingt durch
Deindustrialisierung und Abwanderung
schrumpfte die Bevölkerung
der Stadt in den 90er Jahren um gut 100.000 Menschen. Seit dem
Jahre 2001 aber wächst die Einwohnerzahl wieder, zuletzt in schwindelerregendem Tempo. Allein im Jahr 2015 kamen knapp 16.000
Bewohner hinzu. Das ist in Relation zur Gesamtbevölkerung
deutscher Rekord",
erklärt uns BARTSCH die
Bevölkerungsentwicklung in Leipzig. Mehr zur Bevölkerungsentwicklung
bietet das
Statistische Jahrbuch 2016 und diverse
Bevölkerungsvorausschätzungen.
POLLMER, Cornelius (2017): Ferner Osten.
Leipzigs Eisenbahnstraße ist
eine Topadresse - für solche, allerdings auch für solche. Zu
Besuch auf einer einzigartigen Meile in den neuen Bundesländern,
in:
Süddeutsche Zeitung
v. 21.01.
"Der
Leipziger Osten ist nun »außerhalb Berlins das einzige
migrantisch geprägte Viertel in den neuen Bundesländern«",
zitiert
Cornelius
POLLMER den Leipziger Stadtforscher Dieter RINK.
Nach der taz berichtet nun
auch die SZ über den Wohnungsmangel in Leipzig und die
ansteigende Gentrifizierung:
"Gentrifizierung (...)
gab es (...) im Zentrum und im Süden, dann wanderte sie für
zwei, drei Jahre in den Leipziger Westen, und jetzt reden
wir hier über sie im Pionierstadium"
wird RINK zum Leipziger
Osten zitiert, in der die Eisenbahnstraße liegt.
BAULIG,
Christian
(2017): Leipzig-Altlindau.
Die Lage der Nation: Jeden
Monat stellt Capital ein spannendes Viertel einer deutschen
Stadt oder Gemeinde vor,
in:
Capital, Februar
Unter der Herrschaft des
Finanzkapitalismus wird Wohnen zum Spielball von Investoren, die
sich hohe Renditen erhoffen. Die Zeitschrift Capital
sieht sich als Helfershelfer, indem sie Lagen mit
renditenträchtigen Immobilienobjekten vorstellt:
"Käufern mit langem Atem rät
Köngeter zu Objekten in Stadtteilen wie Altlindenau. »Schleußig
boomt, Plagwitz ist stark gelaufen«, sagt er. Die angrenzenden
Viertel im Norden könnten der nächste Hotspot werden. In
Altlindenau würden manche Wohnungen für gerade mal 5 Euro pro
Quadratmeter vermietet. »Da sind mindestens 30 Prozent mehr
drin«, meint der Makler - zumal in Leipzig keine Mietpreisbremse
gilt. Entlang der
Georg-Schwarz-Straße werden zurzeil zahlreiche Altbauten saniert.
»Das Image des Viertels wird sich verbessern«, sagt Köngeter."
HOYER, Niklas u.a.
(2017):
Der Traum von mehr Raum.
Immobilienatlas 2017: Der
Immobilienboom steuert aufs Finale zu. Unser Ranking der 50
größten Städte zeigt, wo der Kauf noch lohnt,
in:
WirschaftsWoche Nr.7
v. 10.02.
HUNZIKER, Christian (2017):
Platzmacher.
Leipzig: Die Messestadt zieht Jahr
für Jahr mehr Bewohner an. Das dämpft den Leerstand und ruft jede
Menge Projektentwickler auf den Plan, die neuen Wohnraum schaffen,
in: Capital
Immobilien-Kompass,
Mai
Christian HUNZIKER beschreibt Volksmarsdorf mit
der Eisenbahnstraße als kommendes In-Viertel. Als Bauprojekt wird
das Marianeum in der Mariannenstraße genannt. Der städtische
Immobilienmarkt wird folgendermaßen charakterisiert:
"Bevölkerungszuwachs,
Wirtschaftswachstum, Image - viel spricht für Leipzig. Die Zeit der
Schnäppchen ist indes vorbei. Kaufwillige können unter einem
deutlich gestiegenen Angebot an Neubauwohnungen auswählen - was über
kurz oder lang zumindest in diesem Segment den Preisauftrieb dämpfen
dürfte."
Tabelle: Der
Leipziger Immobilienmarkt im Capital-Urteil |
Ortsteil |
Capital-Name |
Beschreibung des Wohnungsteilmarkts |
Genannte Viertel |
Genannte Bauprojekte |
Lindenau
Altlindenau
Neulindenau |
Lindenau |
attraktives bis sehr attraktives Invest |
|
Lindenauer Hafen |
Plagwitz |
|
attraktives Invest |
|
|
Schleußig |
|
weniger attraktives Invest |
|
|
Südvorstadt |
|
attraktives Invest |
|
|
Zentrum |
|
weniger attraktives Invest |
|
|
Zentrum-Nordwest
(Teilgebiet) |
|
attraktives Invest |
Waldstraßenviertel |
|
Zentrum-Ost
(Teilgebiet) |
|
weniger attraktives Invest |
Graphisches Viertel |
LKG Carré; Schumanns Gärten; Czermaks Garten;
Hofmeister-Haus |
Zentrum-Süd (Teilgebiet) |
|
attraktives Invest |
|
|
|
LOHRER/LÖRCHNER/PLATT/REHAK/WATERMANN (2017): Der Immobilienatlas
2017.
Die Preise steigen immer
schneller. Wo es sich dennoch lohnt, viel Geld für Wohnraum zu
zahlen. Deutschlands größte Marktanalyse,
in: Euro
Immobilien-Atlas, Mai
Der
Immobilien-Atlas benutzt folgende Merkmale zur
Charakterisierung der Städtischen Immobilienmärkte:
- Einwohnerzahl (keine Angabe)
- Haushaltsprognose bis 2035 (BBSR)
- Knappheit (Empirica-Index; Knappheit: Werte unter 100,
Überangebot: Werte über 100)
- Einkommen pro Kopf (keine Angabe)
Die Bewertung der Wohnlagen
wird durch die Vergabe von einem ("meist sozialer Brennpunkt")
bis fünf Sterne (Top-Lage) auf Basis der Mietrendite und des
Vermietungsrisikos vorgenommen.
Im Vergleich zum
letzten Jahr hat sich
die Vergabe eines Sterns stark von 13 auf einen Ortsteil,
nämlich Althen-Kleinpösna, reduziert. Zum Ein-Sterne-Stadtteil
Burghausen-Rückmarsdorf gibt es nun jedoch keine Angaben mehr.
Die Vier-Sterne-Vergabe
wurde dagegen von 4 Stadtteilen auf 11 Stadtteile erhöht. Neu
dazu gekommen ist Gohlis-Süd, Schleußig, Zentrum,
Zentrum-Nordwest, Zentrum-Ost, Zentrum-Süd und -Südwest.
Fünf-Sterne-Stadtteile gibt es dagegen weiterhin nicht.
HONNIGFORT, Bernhard (2017):
Auferstehung in Ruinen.
Leipzig ist lebendig, wächst
und platzt ein bisschen aus allen Nähten. Vor allem junge Leute
kommen und bleiben. Sie leben und arbeiten in ehemaligen
Fabriken oder Altbauten und helfen der Stadt damit, zu altem
Glanz zurückzukehren,
in:
Frankfurter Rundschau
v. 31.05.
Bernhard
HONNIGFORT betätigt sich als Mitarbeiter des Stadtmarketings,
so jedenfalls liest sich seine Hymne auf Leipzig.
"Leipzig wächst und
wächst. Es hat gut 580.000 Einwohner. Die Messestadt ist
Nummer zehn in Deutschland, aber Leipzig gehört zu den
Städten, die am schnellsten wachsen. 10.000 bis 15.000
Einwohner plus pro Jahr, heißt es im Rathaus. Zuzügler, seit
2014 mehr Geburten als Sterbefälle, es geht nur noch
aufwärts. 2030 sollen es mindestens 680.000 Einwohner sein",
berichtet HONNIGFORT über
die Bevölkerungsentwicklung in Leipzig. Dabei sah die Zukunft
noch 2006 nicht rosig aus:
"Viele Leipziger suchten
ihr Glück in Westdeutschland. Andere verließen die Stadt und
zogen in Dörfer im Umland. Seit 2006 ist Jung
Oberbürgermeister. Damals lag die Arbeitslosigkeit bei 22
Prozent, die Einwohnerzahl bei knapp 500.000. Und heute?
»Weniger als acht Prozent Arbeitslosigkeit, wir steuern auf
600.000 Einwohner zu.« (...). In Leipzig wurde(n) 8.000
Wohnungen abgerissen, weil zu viel leer stand. (...).
Von den Leipzigern, die 1989 die friedliche Revolution
miterlebten und anschoben, ist heute nicht einmal mehr die
Hälfte da.
(...). Mit der Ansiedlung von Großunternehmen wie BMW und
Porsche oder DHL ebbte der Niedergang ab, die Verhältnisse
drehten sich.",
beschreibt HONNIGFORT den
Umschwung in Leipzig, der dann der Stadt das Etikett "Hypezig"
einbrachte:
"Irgendwann begann es.
Mehr Menschen aus dem sexy, aber armen Berlin zogen nach
Leipzig als umgekehrt. »Hypezig« hieß es plötzlich. Der
Prenzlauer Berg in Berlin sei langweilig, teuer und
verspießert. Die »New York Times« schickte Reporter und die
fanden. Leipzig sei »hipper« als Berlin. Andere kamen und
berichteten und behaupteten Berlin sei »over«. Das war die
Hype-Zeit. Leipzig war plötzlich ein Versprechen."
Den Geograf Sebastian LENTZ
zitiert HONNIGFORT, um das Gerede über Gentrifizierung als
lächerlich hinzustellen:
"1998 war der Tiefpunkt
mit 437.000 Einwohnern. 1930 der Höhepunkt. Damals hatte die
Stadt fast
719.000 Einwohner. »Dafür ist sie angelegt, dafür hat sie
auch heute noch den Raum«, so der Wissenschaftler."
Die Mieten sind in Leipzig
zwar gegenüber anderen Metropolen niedrig, aber auch das
Einkommen ist in Leipzig niedrig:
"Das verfügbare Einkommen
privater Haushalte liegt im Schnitt bei 16.500 'Euro pro
Jahr je Einwohner. Ein Tausender weniger als in Dresden. Vor
fünf Jahren fürchtete man noch, ein Viertel aller Leipziger
Haushalte könne unter die Armutsgrenze abrutschen",
erklärt uns HONNIGFORT, was
wohl heißen soll, dass es nun besser aussieht als befürchtet.
Das Ausscheiden bei der Olympiabewerbung 2012 wird als
Glücksfall beschrieben.
HUNZIKER, Christian (2017): Markt mit
Fragezeigen.
Leipzig: Der Zuzug in die Stadt
hält an. Der Preisanstieg ebenso. Doch viele bezweifeln, dass Käufer
das hohe Niveau noch lange mitgehen können,
in:
Handelsblatt v. 17.07.
Waren es
vor zwei Jahren noch
25 Trendviertel, so listet Christian HUNZIKER nur noch 17
Viertel auf, in denen die Preissteigerung für Wohneigentum
zwischen 2013 bis 2016 über dem Durchschnitt der Stadt lag:
Tabelle: Der
Leipziger Immobilienmarkt im Handelsblatt-Urteil |
Ortsteil |
Beschreibung des Wohnungsteilmarkts |
Genannte Viertel |
Genannte Bauprojekte |
Zentrum |
Gehört bei mindestens einer Kategorie zu den
teuersten fünf Wohnungsmärkten |
|
|
Zentrum-Nord |
|
|
|
Zentrum-Ost |
Gehört bei
mindestens einer Kategorie zu den teuersten fünf
Wohnungsmärkten |
|
|
Zentrum-Südost |
Gehört bei
mindestens einer Kategorie zu den teuersten fünf
Wohnungsmärkten |
|
|
Marienbrunn |
|
|
|
Connewitz |
Gehört bei
mindestens einer Kategorie zu den teuersten fünf
Wohnungsmärkten |
|
|
Südvorstadt |
|
|
|
Zentrum-Süd |
|
|
|
Zentrum-West |
|
|
|
Zentrum-Nordwest |
|
Waldstraßenviertel |
|
Gohlis-Süd |
Gehört bei
mindestens einer Kategorie zu den teuersten fünf
Wohnungsmärkten |
|
|
Gohlis-Mitte |
Gehört bei
mindestens einer Kategorie zu den teuersten fünf
Wohnungsmärkten |
|
|
Gohlis-Nord |
|
|
|
Eutritzsch |
|
|
|
Schönefeld-Abtnaundorf |
|
|
|
Schönefeld-Ost |
|
|
|
Thekla |
|
|
|
|
Herausgefallen sind die 10 Stadtteile Reuditz-Thonberg,
Stötteritz, Probstheida, Schleußig, Plagwitz, Lindenau, Möckern,
Wiederitzsch, Kleinzschocher und Neustadt-Schönefeld. Neu dazu
gekommen sind Schönefeld-Ost und Thekla.
RADOMSKY, Stephan (2017): Zig
Hypes.
Leipzig wollte über die Jahre
vieles sein - nur bitte nicht egal,
in:
Süddeutsche Zeitung v.
30.08.
FISCHER,
Eva & Donata RIEDEL (2017): Der Rechtsschock.
Report: Leipzig hat sich immer
gerühmt, anders zu sein als die anderen Städte im Osten. Die Metropole
steht wirtschaftlich gut da und hat eine lebhafte linke Szene.
Trotzdem hat die AfD hier deutlich mehr Stimmen als im Bundesschnitt
geholt. Warum ist das so?
in:
Handelsblatt v. 29.09.
"Bereits 2013 erfand der
Schriftsteller André Herrmann den Begriff »Hypezig«, so groß war
der Drang der Hipster gen Osten. (...). Und viele Leipziger sind
auch heute noch stolz darauf, dass in ihrer Stadt 1863 die SPD
gegründet wurde.
Und auch wirtschaftlich steht die Stadt nicht schlecht da.
(...).
Umso überraschender also, dass ausgerechnet dort die AfD 18,3
Prozent holte. In einer Stadt, die so offen, so weltstädtisch
sein will.
Es hat sich das andere Leipzig in Erinnerung gerufen, die
Menschen, die abseits leben von Jugendstilfassaden und
herrschaftlichen Bauten, von Inspiration und Lebensfreude. Sie
leben nur ein paar Kilometer weiter westlich, in Grünau, da, wo
Plattenbauten verloren in den Himmel ragen und die Sicht
versperren wie unüberwindbare Gefängnismauern. (...).
Lausen-Grünau ist einer der ärmsten Stadtteile Leipzigs, die
Arbeitslosigkeit ist hoch, und die wenigen, die doch einen Job
haben, können schlecht davon leben. (...). 28,4 Prozent der
Stimmen hat die Partei hier geholt. Mehr noch als in Sachsen
insgesamt, wo die AfD mit 27 Prozent stärkste Partei geworden
ist",
beginnen FISCHER & RIEDEL ihren
Leipzig-Report. Die 18,3 Prozent gelten für die
Stadt und umfasst die Wahlkreise 152 Leipzig I und 153 Leipzig
II. In Lausen-Grünau lag der Erststimmenanteil der AfD bei 28,4
Prozent. Der Zweitstimmenanteil lag mit 29,5 % noch höher.
"Viele Menschen in den
Plattenbau-Siedlungen von Grünau, Paunsdorf und Schönefeld
profitieren nicht vom Aufstieg Leipzigs. Die prächtige
Innenstadt spiegelt nicht ihre Alltagswelt wider",
zitieren die Journalistinnen
den Politikwissenschaftler
Hendrik TRÄGER von der Uni Leipzig. Den
Autoren geht es jedoch nicht wirklich um diese Menschen, sondern
um den Wirtschaftsstandort Leipzig, den sie durch die AfD bedroht
sehen.
NOWOTNY,
Konstantin (2017): Menschen, mit denen er reden kann.
Leipzig: Sören Pellmann hat für die
Linke in Sachsen das erste Direktmandat seit 1990 gewonnen. Wie konnte
das gelingen?
in: Freitag
Nr.40
v. 05.10.
"Der Wahlkreis II umfasst die
urbanen, angesagten, leicht jüngeren Stadtteile Leipzigs: den
Süden, das Zentrum und den Westen. Hier wächst die Stadt. Die
Immatrikulationen an der Universität werden mehr, die
Einwohnerzahl nähert sich der historischen Marke von 600.000. In
diesem traditionell eher linken Milieu, zwischen den neuen Clubs
und den schicken Cafés, gibt es, wie überall in solchen
Regionen, Probleme mit Gentrifizierung und steigenden Mieten.
(...) Die echten sozialen Brennpunkte liegen nicht im Wahlkreis
II. Wo die Einkommen niedrig und die Schulen marode sind, gewann
vor allem die AfD",
erklärt uns Konstantin NOWOTNY
den
Wahlkreis 153 Leipzig II, den Sören PELLMANN von der
Linkspartei gewann. Problematisch sind Entwicklungen wie in
Berlin-Hellesdorf und Rostock-Lichtenhagen, wo die AfD der
Linkspartei die Wähler abjagt.
BÄHR, Sebastian
(2017): Von den Platte in den Bundestag.
Sören Pellmann gewann in Leipzig
ein Direktmandat für die Linkspartei,
in:
Neues Deutschland v. 07.10.
"Mit rund 1000 Stimmen Vorsprung
gewann »Pelli« das Direktmandat im Leipziger Süden gegen seinen
CDU-Widersacher Thomas Feist. Es ist außerhalb Berlins das einzige
Direktmandat der Linkspartei. Sie gewann damit - und das ist die
kleine Sensation - in einem Bundesland, das seit der Wende von einer
rechtskonservativen CDU geführt wurde und in dem sich nun die AfD
als stärkste Kraft bei den Zweitstimmen durchgesetzt hat",
erklärt uns Sebastian BÄHR, der
den Mythos einer
"widerspenstigen Trutzburg
inmitten eines immer weiter nach Rechts driftenden Landes"
kritisiert, denn:
"Im südwestlichen Stadtteil
Grünau, für den Pellmann im Stadtrat sitzt und der Teil seines
Bundestagswahlkreises ist, wurde die AfD stärkste Kraft.
Das Plattenbau viertel Grünau, 1991: Knapp 80 rechtsradikale
Jugendliche versuchen ein Flüchtlingsheim zu stürmen. (...). Auch in
den folgenden Jahren wird es kaum besser in dem Viertel, das vor der
Wende als beliebt galt, und in dem sich nun die Mischung aus Armut,
Überalterung und Enttäuschung immer häufiger in Rassismus äußerst."
In den folgenden Leipziger
Wahlbezirken der Wahlkreise 152 und 153 wurde die AfD gemäß der
Stadt Leipzig bei den Zweitstimmenanteilen die stärkste Kraft:
Wahlkreis 152 Leipzig I |
Stadtbezirk |
20,8 % |
Wahlkreis 153 Leipzig II |
Stadtbezirk |
16,0 % |
Mockau-Nord |
Nordost |
27,8 % |
Lausen-Grünau |
West |
29,5 % |
Paunsdorf |
Ost |
27,5 % |
Grünau-Nord |
West |
29,4 % |
Thekla |
Nordost |
27,0 % |
Liebertwolkowitz |
Südost |
29,1 % |
Mockau-Süd |
Nordost |
26,0 % |
Meusdorf |
Südost |
27,2 % |
Schönefeld-Ost |
Nordost |
24,7 % |
Schönau |
West |
26,6 % |
Möckern |
Nordwest |
24,1 % |
Grünau-Mitte |
West |
26,4 % |
Neulindenau |
Alt-West |
23,8 % |
Grünau-Ost |
West |
25,0 % |
Sellerhausen-Stünz |
Ost |
23,7 % |
|
|
|
Schönefeld-Altnaundorf |
Nordost |
21,0 % |
|
|
|
Ergebnis
der AfD in der Stadt Leipzig: 18,3 % |
|
PELLMANN gewann den Wahlkreis 153
Leipzig. Und es ist offensichtlich, dass er ohne die Stimmen, die
der Direktkandidat der AfD dem CDU-Direktkandidaten abgejagt hat
(Die AfD erhielt 15,0 % der Erststimmen im Wahlkreis 153), den
Wahlkreis nicht gewonnen hätte. Vor diesem Hintergrund besteht
eigentlich kein Grund zum Feiern über diesen Sieg.
BÄHR porträtiert ansonsten den
Bundestagsneuling Sören PELLMANN, der jedoch seit 2009 im Leipziger
Stadtrat sitzt. Über Leipzig wurde bereits im Freitag und
im
Handelsblatt berichtet.
LASCH, Hendrik (2017): Plagwitzer
Entmischung.
Siemens stellt einen der letzten
Industriebetriebe im Leipziger Westen in Frage,
in: Neues
Deutschland
v. 10.11.
Hendrik LASCH berichtet über den
Niedergang des Leipziger Industriestandorts Plagwitz, der durch die
Schließung des vor über 100 Jahren gegründeten Pumpen- und
Getriebewerks PGW, das erst 2006 von Siemens übernommen wurde, bedroht
ist:
"Unter den drei sächsischen
Großstädten ist Leipzig die mit der höchsten Arbeitslosigkeit.
Und schließlich geht es um die »Plagwitzer Mischung«. Um kleine
Firmen, die von Aufträgen von Siemens leben. Um Nachbarn, Künstler und
Musiker, die wollen, dass die industrielle Tradition des Viertels
fortlebt."
|
Leipzig-Plagwitz, Foto: Bernd Kittlaus 2016 |
Im Kampf der strukturschwachen
Standorte könnte Leipzig als kleinster Standort geopfert werden, so
die Befürchtung.
2018
HOYER, Niklas u.a.
(2018):
Das Heimspiel.
Immobilienatlas 2018: Der sagenhafte Anstieg der Haus- und
Wohnungspreise geht weiter - noch. Unser Ranking der 50 größten
Städte zeigt, wo der Markt überdreht und wo ein Kauf noch lohnt,
in:
WirschaftsWoche Nr.7
v. 09.02.
KOWALSKI, Matthias
(2018): 401-mal Deutschland.
Regional-Ranking 2018: Wachstum und Stillstand. Job oder
Warteschleife. Sicherheit oder Kriminalität, Stadt versus Land:
Der neue große Focus-Vergleich der Wirtschafts- und
Lebensumstände in allen 401 Landkreisen und kreisfreien Städten
offenbar eine erstaunlich zerrissene Bundesrepublik,
in:
Focus v. 10.02.
FRIEDRICHS, Julia/HURST, Fabienne/SPINRATH,
Andreas (2018): Unten ist näher als oben.
"Der gemeine Sachse kann da
nicht mithalten": Familie Clauß gehört zur Mittelschicht. Aber
wie lange noch? In Sachsen fürchten sich viele vor dem sozialen
Abstieg,
in: Die
ZEIT Nr.22 v. 24.05.
FRIEDRICHS/HURST/SPNRATH porträtieren eine
privilegierte ostdeutsche Akademikerfamilie in Leipzig, das
ostdeutsche Pendant zur Generation Scharnigg, nur ohne
westdeutsche Erbschaftsoption. Die Akademikerfamilie entspricht dem
westdeutschen Ideal der Zweikindfamilie.
Zwei Ursachen der Abstiegsangst dieser
privilegierten Akademikerfamilie werden benannt: Zum einen das
finanzielle Unvermögen sich eine familiengerechte Eigentumswohnung
im Leipziger Trendviertel zu leisten. Was nebenbei gesagt, nur die
Segregation in ostdeutschen Großstädten weiter verschärfen würde:
"Was ist, wenn sie in eine
günstigere Gegen umziehen müssten? Was wird dann aus Gustavs
Schulplatz, Luises Kita?
Laut einer Studie des Berliner Bildungsforschers Marcel Helbig hat
die Segregation, also die Teilung in arme und reiche Gegenden
(...) zugenommen, besonders im Osten. Boomende Zentren würden dort
von Großwohnsiedlungen umschlossen, in denen vor allem arme
Menschen leben. Im Viertel der Familie Clauß liegt die
Arbeitslosenquote bei zwei Prozent, in anderen Teilen der Stadt
bei zwölf. Vor diesen sozialen Brennpunkten (...) würde er seine
Kinder gerne bewahren."
Zum zweiten arbeitet der Ehemann
in einem Leipziger Siemens-Werk, das zur Disposition steht. Sowohl
das Normalarbeitsverhältnis als auch die Arbeitsstätte sind dadurch
unsicher geworden.
Der Artikel weist einige
Unstimmigkeiten auf, denn einerseits sieht sich die Leipziger
Akademikerfamilie als Teil der mittleren Mittelschicht:
"Man bekommt Angst, dass die
Perspektive nach unten, in die untere Mittelschicht, wesentlich
näher ist als der Schritt nach oben, in die höhere Mittelschicht."
Zum anderen wird der umstrittene
ehemalige Weltbankökonom Branko MILANOVIC zitiert, der jedoch die
"unteren Mittelschichten der
Industriestaaten in den USA und Europa"
zu den Globalisierungsverlierern
zählt und nicht die mittlere Mittelschicht. MILANOVIC gehöhrt zu
jenen Neoliberalen, die Umverteilung nur dann gerechtfertigt sehen,
wenn innerstaatliche Ungleichheit das Wohlstandsniveau eines Landes
gefährdet. Inwiefern das der Fall ist, darüber geht der
Meinungsstreit mittels jeweiliger Fakteninterpretation.
Fazit: Leipzig lag beim
Segregationsindex 2014 (vgl.
HELBIG/JÄHNEN 2018, S.30) auf Rang 28 von 74 Großstädten in
Deutschland. Beim Anstieg der Segregation zwischen 2005 und 2014 lag
Leipzig unter 71 Großstädten sogar auf Rang 9. Akademikerfamilien
wie jene, die im Artikel porträtiert wurden, sind Motoren dieser
Segregation und verschlimmern dadurch die Spaltung der
Stadtgesellschaft, weil segregierte Nachbarschaften die
Bildungserfolge von Armen negativ beeinflussen. Leipzig lag hier
2014 auf Rang 15 von 73 Großstädten (S.53). Dort lebten rund 10
Prozent aller Kinder in Gebieten mit über 50 Prozent armen Kindern.
Rostock lag mit über 30 Prozent an der Spitze.
TRÄGER, Hendrik (2018): Sachsens "blaues Wunder" bei der
Bundestagswahl 2017,
in: Zeitschrift für Politik,
Juni
NIMZ, Ulrike
(2018): Leipziger Häuserkampf.
Der SPD in Sachsen gehen die
Wähler aus. Sie sucht Bürgernähe an der Haustür - auch in
Problemvierteln,
in: Süddeutsche
Zeitung v. 16.06.
Ulrike NIMZ begleitet die
SPD-Bundestagsabgeordnete
Daniela KOLBE, die nicht über ihren Wahlkreis 152 Leipzig I,
sondern nur über die Landesliste einziehen konnte. KOLBE ist zudem
Generalsekretärin der Sachsen-SPD. Der Leipziger Osten steht zur
Gentrifizierung an und wird deshalb als "Problemviertel" bezeichnet.
Die alteingesessene Bevölkerung ist dort noch nicht im ausreichenden
Maße verdrängt worden:
"Heute laufen sie zu viert die
Mariannenstraße ab, eine Parallelstraße der
berüchtigten Eisenbahnstraße. (...). Auch in so genannten
Problemvierteln muss niemand verzichten auf Stuckrosetten und
Treppengeländer, die aussehen, als endeten sie in einer Kanzel statt
vor Schuhregalen voller Flipflops. (...). Kolbe, 38, hat früher
selbst an der Eisenbahnstraße gelebt. Ende der 90er zog sie von
Thüringen nach Leipzig, um Physik zu studieren. Heute wohnt sie in
der Südvorstadt, einem bürgerlichen Ausgeh- und Familienviertel.
(...).
Der Leipziger Osten ist ein raues Pflaster. Der Migrantenanteil
liegt um die 40 Prozent, immer wieder gibt es Schlagzeilen, Randale,
Razzien, Rockerkrieg. Als einzige Kommune Sachsen hat die Stadt eine
Waffenverbotszone beantragt. (...).
Leipzig ist (...) die Wiege der SPD. Hier hat sich die Partei 1863
gegründet. (...). In Kolbes Wahlkreis kam die Partei bei der
Bundestagswahl auf 12,9 Prozent. Die jüngste Umfrage sieht die
Sozialdemokraten in Sachsen bei neun Prozent, erstmalig einstellig."
Die SPD sondiert, was NIMZ als
"kümmern" verklärt, in Wirklichkeit nur in
Neustadt-Neuschönefeld, das nur an einem kleineren Teil der
Eisenbahnstraße liegt, und im
Jahr 2016 vom Handelsblatt sogar als Trendviertel
aufgeführt wurde.
NOWOTNY, Konstantin
(2018): Unser Sterben wird teuer.
Streik: Der Autozulieferer Neue
Halberg Guss will sein Werk in Leipzig schließen. Die Arbeiter
wehren sich mit einer beispiellosen Härte,
in: Freitag
Nr.43 v. 25.10.
Konstantin NOWOTNY berichtet über einen
"Ausnahme-Streik" in Leipzig, bei dem es um "menschenwürdige
Entlassungen" angesichts einer drohenden Werkschließung geht. Eher
ist der Streik jedoch symptomatisch für die neue Härte, mit der
Kämpfe in niedergehenden Regionen angesichts des Erfolgs der AfD
geführt werden. Dass diese Kämpfe in Sachsen mit aller Härte geführt
werden, liegt daran, dass die CDU-SPD-Regierung dort mit dem Rücken
zur Wand steht und nächstes Jahr bei der Landtagswahl ein Desaster
droht.
LASCH, Hendrik
(2018): Trendviertel ohne Küchenmesser.
Kritik an Einrichtung von
Sachsens erster Waffenverbotszone in Leipzigs Eisenbahnstraße,
in: Neues
Deutschland v. 07.11.