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Der österreichische
Familiendemograph Wolfgang LUTZ hat der üblichen Haushaltsstatistik
eine Kinderstatistik gegenübergestellt, die realistischere Aussagen
über die Häufigkeit von Geschwistern in Familien zulässt. Für
Österreich heißt es:
"Die haushaltszentrierte
Betrachtung führt u. a. dazu, daß das Phänomen der
Geschwisterlosigkeit überschätzt wird. Aus dem Blickwinkel des
Haushaltes stellt die Einkindfamilie rund die Hälfte aller
Familien dar. Aus Kindersicht hingegen handelt es sich um eine
Minderheit von weniger als einem Viertel, denn nach wie vor lebt
die große Mehrheit aller Kinder mit Geschwistern zusammen. Die
haushaltszentrierte Betrachtungsweise gibt Auskunft darüber, wie
viele Haushalte mit wie vielen Kindern welchen Alters leben. Sie
sagt aber z.B. nichts darüber aus, wie viele Kinder mit wie vielen
Geschwistern zusammenleben."
ROSENMAYR, Leopold & Franz KOLLAND (1997): Mein "Sinn" ist nicht dein
"Sinn". Unverbindlichkeit oder Vielfalt - Mehrere Wege im
Singletum. In:
Ulrich Beck (Hrsg.) Kinder der Freiheit, Frankfurt a/M: Suhrkamp,
S.256-287
2000
MITSCHA-EIBL,
Robert (2000): Wenn die Jungen zur Minderheit
werden,
in:
Junge Kirche,
Heft 1
Gespräch mit dem
Bevölkerungswissenschaftler Wolfgang
LUTZ
SALZBURGER
NACHRICHTEN (2000): Der Trend zur
Single-Gesellschaft.
In der Steiermark werden bis zum Jahr 2050 Familien und Haushalte
schrumpfen,
in:
Salzburger Nachrichten v.
16.01.
HAGER, Angelika/KNECHT, Doris/WAGNER, Julia (2000): Auf Schatzi-Suche.
Single-Börsen im Netz, Mentaltraining
für Alleinstehende, Flirtschulen, Kuppelshows, Treffs für einsame
Herzen. Eine allein stehende Gesellschaft wird von der Sehnsucht nach
Glück getrieben. Davon lebt inzwischen eine ganze Industrie,
in:
Profil v.
02.07.
2001
SCHWISCHEI,
Gerhard (2001): Der Freiheit verpflichtet.
Unabhängig,
flexibel, genussorientiert: Die Zahl der Singles
wächst. Zweifelhaft bleibt, ob sie tatsächlich
auch glücklichere Menschen sind,
in:
Salzburger Nachrichten v.
11.01.
SCHWISCHEI setzt das
Leben im Einpersonenhaushalt mit
Partnerlosigkeit gleich, ein weit
verbreiteter Irrtum. In dem Artikel wird
eine Studie von
Leopold ROSENMAYR & Franz KOLLAND
erwähnt, ohne dass Näheres zu deren
Single-Verständnis gesagt wird. Auch
sonst ist der Artikel sehr inhaltsleer.
Was soll man von Sätzen halten wie:
"In Zeitgeistmagazinen finden sich
immer häufiger Geschichten über die
Leiden der neuen Singles". Der Satz
stimmt seit Ende der 1980er Jahre
eigentlich immer. Und das Fazit
überrascht auch nicht mehr: "Das
Image der Singles ist ramponiert".
Im
Spiegel konnte man das ausführlicher
schon letztes Jahr lesen und auch schon
früher immer wieder einmal.
STEHRER hat eine
alte Pressemeldung der Gesellschaft für
wissenschaftliche Gesprächstherapie in
Köln für eine Story über die Leiden
der Singles verwendet. Generalisierende
Aussagen im Stile "Das Single-Dasein
ist gekennzeichnet..." sind schon
von vornherein irreführend, denn die
Psychotherapeuten können nur Aussagen
über Singles machen, die in ihre Praxis
gekommen sind. Andere Singles müssen
deshalb nicht unter den gleichen
Problemen leiden...
Eine
Sammlung von Stereotypen, die SCHWISCHEI einer
Studie von Leopold ROSENMAYR &
Franz KOLLAND
entnimmt.
STEHRER,
Sabine (2001): Thor trifft Toronto.
Singles
lassen sich gern verkuppeln. Nicknames tragen sie
beim anonymen Anbandeln im Fünf-Minuten-Takt,
das in Wien Furore macht,
in:
Salzburger Nachrichten v.
12.01.
STEHRER berichtet über das Speed-Dating als eine neue Mode der
Partnersuche, das seit dem Jahr 2000 auch in Wien stattfindet.
SCHLIESSELBERGER,
Helmut (2001): E-Mail für dich.
Wenn Singles ins
Netz gehen, sind sie keine Singles mehr - falsch gedacht. Zigtausende
stöbern täglich in Internet-Partnerbörsen. Ein Lokalaugenschein,
in:
Salzburger
Nachrichten v. 15.01.
EGGER,
Barbara (2001): Solo und doch im Duett.
Single
sucht Single. Nicht, weil er oder sie auf der
Suche nach der großen Liebe ist, sondern
schlicht deswegen, weil es sich zweisam einsam
besser lebt,
in:
Salzburger Nachrichten v.
16.01.
Der Untertitel ist
eine Anspielung auf den Single-Slogan
"Lieber allein, als gemeinsam
einsam".
SALZBURGER
NACHRICHTEN (2001): Das
Geschäft mit Gerichten
für Singles boomt,
in:
Salzburger Nachrichten v.
16.01.
SCHLIESSELBERGER,
Helmut (2001): Weibl., ledig, jung, sucht...
Partnerinstitute
fahren gut mit dem Geschäft mit der Hoffnung der
Singles auf Zweisamkeit. Partnersuchende nicht
immer,
in:
Salzburger
Nachrichten v. 17.01.
MACKOWSKI, Katrin
(2001): Die schnelle Nummer.
Speed-Dating heiß der
Trend: Ausgerechnet in Wie, der Hauptstadt der
Langsamkeit, können sich Flirtwillige neuerdings
zum Rendezvous mit Stoppuhr verabreden,
in:
Financial
Times Deutschland v. 16.02.
SALOMON,
Martina (2001): Die Berater der Republik.
"Katastrophale
Kommunikation des ganzen Projektes"
in: Der Standard v. 17.07.
Interview mit dem
österreichischen Sozial- und
Arbeitsrechtler Wolfgang Mazal, u.a.
über das Pensionseintrittsalter von
kinderlosen Frauen und Müttern:
"STANDARD: Sollten
Frauen, die keine Kinder haben, das
gleiche Pensionsantrittsalter wie Männer
haben?
Mazal: Der
Verfassungsgerichtshof hat 1991 das
ungleiche Pensionsalter als
verfassungswidrig aufgehoben, weil auch
Frauen, die keine Doppelbelastung haben,
in den Genuss des früheren
Pensionsalters kommen. Danach hat man die
Ungleichbehandlung von Frauen per
Verfassungsgesetz zementiert.
STANDARD: Wieso
Ungleichbehandlung? Handelt es sich nicht
eher um Gleichbehandlung, die für einen
Teil der Frauen eben ein Privileg ist?
Mazal: Dieses
Privileg bleibt ungerechtfertigt, wenn
Frauen nicht doppelbelastet sind und
trotzdem früher in Pension gehen
können. Die Doppeltbelastete ist damit
im Nachteil gegenüber der anderen. Sie
bekommt keinen Ausgleich."
2002
SEIDL, Conrad
(2002): Statistiker belegt: Kindergeld bringt
nicht mehr Geburten.
Obwohl das
Kinderbetreuungsgeld - mit einer
Einschleifregelung - schon wirksam sein müsste,
sind die Geburten in den letzten Monaten stark
zurückgegangen. Besonders in Kärnten. Dass
Österreich wegen akuten Geburtenmangels
ausstirbt, ist aber nicht zu befürchten,
in:
Der Standard
v. 22.02.
SALOMON,
Martina (2002): Selbstverwirklichung statt
Kinder.
Die
dramatisch fallende Geburtenrate sei eine Folge
des Wohlfahrtsstaates meint Sozialminister
Herbert Haupt (FPÖ). Die Bereitschaft,
"sich zurückzunehmen", wenn die Kinder
noch klein sind, sei gesunken. Der Minister will
an einer Trendumkehr arbeiten, sagt er im
Gespräch,
in: Der Standard
v. 23.02.
SALOMON,
Martina (2002): Mehr Hunde, weniger Kinder.
Der Geburtenrückgang stellt
Aufgaben, die nicht nur mit Geld zu lösen sind,
in:
Der
Standard v. 23.02.
SALOMON,
Martina (2002): Ganztagsschulen statt Hausfrauen.
Münz: Infrastruktur
wichtiger als Geld
in:
Der
Standard v. 26.02.
Der
Bevölkerungswissenschaftler Rainer
Münz nimmt Stellung zum
Standard-Interview von Sozialminister
Haupt.
OÖN
(2002): Heuer noch weniger Geburten.
Bringt
Kindergeld mehr Babys?
in:
Oberösterreichische
Nachrichten v. 15.03.
BOCK
(2002): Weiterer Rückgang der Geburten droht in
Oberösterreich,
in:
Oberösterreichische
Nachrichten v. 15.03.
HOROWITZ,
Nina (2002): Die zweite Geburt.
In Österreich kommt auf
zehn adoptionswillige Paare nur ein zur Adoption
freigegebenes Kind. Deshalb führt der Weg zum
"eigenen" Kind immer öfter ins Ausland
- und mitunter knapp an den Rand der Legalität,
in:
Profil
Nr.13 vom 25.03.
PROFIL
(2002): "Minderwertigkeit
kompensieren".
Der Wiener Psychoanalytiker
Helmut Figdar im Interview,
in:
Profil
Nr.13 vom 25.03.
SCHWELLE,
Dagmar (2002): Frauensache.
Sollen Frauen demnächst
länger auf die Pension warten müssen? profil
prüft die in der jüngsten Debatte vorgebrachten
Argumente und Vorurteile auf ihre
Stichhaltigkeit,
in:
Profil
Nr.13 vom 25.03.
SCHWISCHEI,
Gerhard (2002): Gewagte Anregungen für ein neues
Solidarsystem.
Ältere
Menschen werden aus dem Arbeitsmarkt gedrängt.
Gleichzeitig soll man aber länger arbeiten. Auf
der Suche nach Lösungsansätzen,
in: Salzburger Nachrichten
vom 26.03.
Interview
mit dem Freizeitpädagogen Horst
W. Opaschowski
MEINHART,
Edith & Adelheid WÖLFL (2002): Streit ums
soziale Erbe.
Die
Initiatoren des nun startenden Volksbegehrens
machen sich Sorgen um den österreichischen
Sozialstaat. Will die schwarz-blaue Regierung ihn
wirklich demolieren?,
in: Profil
Nr.14 vom 30.03.
BUCHACHER, Robert & Silvia JIRSA (2002): Der Weg in die Welt.
Profil-Titelgeschichte: In Österreich werden
wieder mehr Kinder geboren - Anzeichen für eine Trendwende? Da aber
die meisten Frauen nur ein Kind zur Welt bringen, bekommt die Geburt
einen neuen Stellenwert. Die Medizin zieht sich zugunsten von
Intuition und Emotion zurück, ist aber da, wenn sie gebraucht wird,
in: Profil Nr.18 v. 29.04.
WA (2002):
Mehr Geburten: Politiker, Experten uneins.
Auf
Kindergeld und flexible Arbeitszeit setzt die
ÖVP, um die Zahl der Geburten zu erhöhen, die
SPÖ auf mehr Betreuungsplätze und ein Recht auf
Teilzeitarbeit. Für den Bevölkerungsexperten Rainer Münz hat das Kindergeld gar
keine Auswirkungen auf die Geburtenrate,
in: Die Presse v. 15.05.
SCHWELLE, Dagmar & Adelheid
WÖLFL (2002): Kinderkram.
So wenig Geburten wie nie zuvor - das klingt
bedrohlich, doch die prophezeite Katastrophe wird ausbleiben,
in: Profil Nr.21 v. 18.05.
Während in
Deutschland bei sinkenden Geburtenraten Krisenstimmung angesagt
ist, sieht man in Österreich dem Bevölkerungsrückgang wesentlich
gelassener entgegen, obwohl die Geburtenrate in beiden Ländern
etwa gleich niedrig ist.
HAGER, Angelika/HOROWITZ,
Nina/KIMMEL, Wolfgang (2002): Bis dass die Liebe tot ist.
Die Zahl der
zerbrochenen Ehen hat in Österreich einen historischen Höchststand
erreicht. Trennungs-Betreiber sind vorrangig Frauen. Was sind die
Ursachen für die statistische Bankrotterklärung der Liebe? Wie kann
man Schadensbegrenzung betreiben? Und worunter leiden die Kinder am
meisten?
in: Profil Nr.30 v. 22.07.
HEFNER,
Claudia (2002): Babys auf Bestellung.
Vor
20 Jahren wurde Österreichs erstes Retortenbaby
geboren. Aus der einst exklusiven künstlichen
Befruchtung ist längst ein boomendes Geschäft
geworden: Immer mehr Paare wünschen sich Kinder
aus dem Labor und wollen so die sinkende
Zeugungsfähigkeit kompensieren,
in: Profil Nr.33 v. 12.08.
"Inzwischen kommen allein in
Europa jährlich 40.000 in der Retorte gezeugte Kinder zur Welt, in
Österreich sind es rund 1000. Gut 15.000 Paare wenden sich pro Jahr
an eine der so genannten Kinderwunsch-Ambulanzen, von denen es
bundesweit mittlerweile 24 gibt. In Wien etwa werben sieben solche »Kiwu«-Zentren
um Kundschaft", berichtet Claudia HEFNER aus Österreich angesichts
des 20. Geburtstags von Österreichs erstem Retortenkind Zlatan
JOVANOVIC:
"Fünf Jahre nach Zlatans
Geburt wurde Jovanka Jovanovic neuerlich schwanger - ganz ohne
künstliche Befruchtung und zur großen Überraschung aller. Tochter
Jasmina, Zlatans Schwester, ist heute 15 Jahre alt."
Die Therapeuten Christine und Maximillan SCHALLAUER
bieten einen Workshop für Partnerlose an, die mit ihrem
Single-Dasein unzufrieden sind und die Ursache im persönlichen
Verhalten sehen. Zielsetzung:
"Die
Singles sollen (...) lernen, selbstbewusst alleine zu leben oder
sich auf die nächste Partnerschaft vorbereiten".
Die Defizite der
Partnerlosen werden in 3 Bereichen gesucht:
1) lebensgeschichtlich entstandenes Fehlverhalten
2) Kontaktaufnahme und Beziehungsaufbau
3) defizitäres partnerbezogenes Verhalten (speziell Erotik)
STANDARD (2002): Bekommt die Zukunft
graue Haare?
Es kündigt sich ein gesellschaftlicher Wandel an, der alle vor
große sozialpolitische Herausforderungen stellen wird,
in: Der Standard v. 22.10.
IB (2002): Nur wenig Lust auf Nachwuchs.
Die Geburtenrate liegt in Österreich bei nur noch 1,3 Kindern pro
Frau,
in: Salzburger Nachrichten v. 24.10.
Nach einer Studie des Instituts für Demographie
glauben die Österreicher nicht an einen Zusammenhang zwischen
Familienförderung und Geburtenrate. Am bedenklichsten finden den
Geburtenrückgang diejenigen, die in den nächsten Jahren in Rente
gehen (55-59jährigen).
BUCHACHER, Robert (2002): "Spektakuläre
Einzelfälle".
Die spektakuläre Entbindung zweier Steierinnen im Großmutteralter
beschäftigt Mediziner, Rechtsgelehrte und Ethiker,
in: Profil Nr.52 v. 23.12.
2003
MEIER-BERGFELD, Peter
(2003): Jetzt gehn's sogar an die Pensionen.
Österreich: Mit
der alten Gemütlichkeit ist es endgültig vorbei,
in: Rheinischer Merkur Nr.17 v. 24.04.
WITZMANN, Erich (2003): Gehrer: "Eine
Neidhammel-Diskussion".
VP-Vizechefin Gehrer kritisiert die Forderungen der jüngeren
Generation and die Pensionisten und erinnert sie an ihre Aufgaben -
etwa den Nachwuchs betreffend,
in: Die Presse v. 23.08.
Mit Bezug auf
Susanne GASCHKEs
ZEIT-Artikel
fordert die österreichische Bundesministerin für Bildung,
Wissenschaft und Kultur Elisabeth GEHRER eine Wertedebatte in
Österreich:
"Gehrer:
»Kinder sind die beste Zukunftssicherung, darüber muss man reden.«
Deshalb plädiert die Ministerin für den Beginn einer
Wertediskussion. »Was macht das Leben lebenswert? Etwa wenn man
von Party zu Party rauscht, ist es das Single-Leben?«
(...).
Tatsache ist für Gehrer jedenfalls, dass es den heute 30-Jährigen
nichts nützt, wenn die gegenwärtigen Pensionisten mit einer
Strafsteuer belegt werden. Das helfe ihnen in drei oder vier
Jahrzehnten, wenn sie dann selbst in den Ruhestand treten, wenig.
Das Resümee der Unterrichsministerin: »Die Wahrheit ist: Die
Zukunft ist gesichert, wenn ein Land Kinder hat.«"
GÄCHTER, Sven (2003):
Partysanen-Kämpfe.
PROFIL-Titel: "Partys, Drogen, Faulenzen!":
Bildungsministerin Elisabeth Gehrer hat auf die Fragen von
morgen nur Antworten von gestern. Sie will Politik durch eine
rückständige Moral ersetzen,
in: Profil Nr.36 v. 01.09.
Ermutigt von Susanne GASCHKEs
ZEIT-Artikel
hat Elisabeth GEHRER mit ihren Aussagen in der
Wiener Zeitung
Die Presse vom 23.08.
eine Wertedebatte entfacht, die dankbar aufgegriffen wurde. Das
Nachrichtenmagazin widmet dieser Wertedebatte gar eine
Titelgeschichte, in der - wie in Deutschland - die ständig
wiederholten demografischen Fakten kaum noch in Frage gestellt
werden. Einzig der Sozialforscher
Bernd MARIN rückt die Fakten ein wenig zurecht:
"Die
heutige Generation der unter 40-Jährigen erfüllt ihr Plansoll
bei der Reproduktion genauso viel oder so wenig wie ihre Eltern
und Großeltern."
In
Deutschland hat kürzlich der Ökonom
Detlef GÜRTLER
darauf hingewiesen, dass die Geburtenraten in Deutschland zu
niedrig ausgewiesen werden. Obwohl
die Geburtenrate bereits heute weit höher als 1,4 liegt, wurde
in der jüngsten Bevölkerungsvorausberechnung dieser Wert auch
für die nächsten Jahre unterstellt. GÜRTLER schreibt deshalb in
der Welt vom 19.08.:
"Das
Statistische Bundesamt (...) hat zwar diverse unterschiedliche
Wanderungs- und Lebenserwartungsszenarien beschrieben, die
Geburtenrate aber konstant bei 1,4 belassen. Warum? Unter
anderem um »den Handlungsdruck auf die Politik
aufrechtzuerhalten«, wie einer der Beteiligten ebenso freimütig
wie anonym zugab."
Warum
wird dieser Skandal von keinem einzigen Journalisten
aufgegriffen?
BARTH, Josef/HAGER, Angelika/LAHODYNSKY,
Otmar/MEINHART, Edith (2003): Die Leiden der jungen Werte.
PROFIL-Titel: "Partys, Drogen, Faulenzen!":
Jugendpolitik. Die Forderung von Bildungsministerin Gehrer
"Kinder statt Partys" geht ins Leere: Die heutige Jugend will zwar
weniger Nachwuchs, steht aber auf alte Werte,
in: Profil Nr.36 v. 01.09.
LAHODYNSKY, Otmar (2003): "Ich
liebe es, auf Partys zu sein".
PROFIL-Titel: "Partys, Drogen, Faulenzen!":
Der Erste Nationalratspräsident Andreas Khol (ÖVP) über die
Plage der späten Geburt, moderne Keuschheit und die Verwendung von
Kondomen sowie über die Tücken des Kindergeldes,
in: Profil Nr.36 v. 01.09.
KIMMEL, Wolfgang (2003): "Die
Menschen sollen sich das wünschen".
PROFIL-Titel: "Partys, Drogen, Faulenzen!":
Wirtschaftsminister Martin Bartenstein über Hedonismus,
angepasste Jugendliche und den Kauf von Voest-Aktien sowie
verbilligtem Schuhwerk,
in: Profil Nr.36 v. 01.09.
LINGENS, Peter Michael (2003):
Viele Katholiken - wenige Kinder.
PROFIL-Titel: "Partys, Drogen, Faulenzen!":
Die seit Jahrzehnten verfehlte Familienpolitik von Gehrer und
Co.,
in: Profil Nr.36 v. 01.09.
FIDLER, Harald (2003): Schulfunk für
die Partygeneration.
Kuppelshow "Dismissed" als öffentlich-rechtliches Kernprogramm -
Hier lernt die Partygeneration, dass auf dem Weg zur Nachwuchspflege
im Sinne des Pensionssystems nur wenig zu peinlich ist,
in: Der Standard v. 06.09.
FIDLER spielt hier auf die
Wertedebatte an, die von Elisabeth GEHRER angezettelt worden
ist.
HAMMERL, Elfriede (2003): Kinder, Kinder.
Die Wahrheit ist, die Regierung will, dass Mütter sich im
Verzichten üben,
in: Profil
Nr.38 v. 15.09.
HAMMERL betrachtet die
GEHRER-Debatte
aus feministischer Sicht und warnt davor, den Standpunkt als
Minderheitenmeinung abzutun:
"Die
Tatsache, dass das Gehrer’sche Diktum von der partysüchtigen und
demzufolge vermehrungsunwilligen Jugend eine Menge Hohngelächter
erzeugt hat, darf nicht zu der Annahme verleiten, es handle sich
dabei um einen Minderheitenstandpunkt innerhalb der
Regierungsparteien. Da mag Staatssekretärin Haubner noch so viele
runde Tische zum Thema Kinderbetreuungseinrichtungen ankündigen –
die tatsächliche Linie ist eine andere. Nicht die Vereinbarkeit
von Beruf und Familie wird von Schwarz-Blau gewünscht, sondern die
Rückkehr zum Frauenbild der selbstlos dienenden Mutter."
Nicht zuletzt stellt sich die
Frage, ob Bestandserhaltung überhaupt ein
Politikziel sein muss:
"Im
Jahr zweitausendsoundsoviel wird jede erwerbstätige Person zwei
PensionistInnen erhalten müssen … Derlei Drohungen suggerieren das
schaurige Bild einer armen Supermarktkassierin, der zwei
RentnerInnen schwer auf der schäbigen Tasche liegen. Tatsächlich
werden Pensionen jedoch nicht von Person zu Person finanziert,
sondern aus dem gemeinschaftlich erwirtschafteten Wohlstand, und
der ist – siehe Afrika, siehe Indien – nicht vordringlich von der
Bevölkerungszahl abhängig). Wir sind ein reiches Land. Was wir uns
leisten wollen, ist zunächst einmal eine Frage der Verteilung.
Weshalb der Supermarktkassierin weniger PensionistInnen weniger
helfen würden als mehr Verteilungsgerechtigkeit."
JANDL, Paul (2003): Party, Party.
Auch Österreich hat eine Werte-Debatte,
in: Neue Zürcher Zeitung v. 20.09.
Die Schweizer Zeitung befasst sich mit der
österreichischen Wertedebatte: "Seit
1971 werden im Land weniger Kinder geboren, als nötig wären, um die
Bevölkerungszahl aus eigener Kraft zu erhalten. Statistisch und im
Durchschnitt gesehen, bekommen österreichische Frauen 1,31 Kinder.
2,08 sollten es sein.
Um diese Differenz ist ein Kampf entbrannt, der neben den
pensionsökonomischen Zwecken nun eben auch Distinktionsgewinne für
Vorurteile und Meinungen aller Art bringt. Mehr «Lebensbejahung» und
«Herzlichkeit» fordern die politischen Befürworter des
Familienwachstums. Ein «reaktionäres Gesellschaftsbild», das die
Pensionsdebatte dazu nützen will, die Frauen wieder an den Herd zu
schicken und zum Kinderkriegen zu verdammen, ortet - wenig
überraschend - die Opposition aus Sozialdemokraten und Grünen. Der
Philosoph Peter Kampits warnt unterdessen vor der Vermischung von
Ökonomie und Metaphysik. Der Spagat «zwischen neoliberalistischer
Marktwirtschaft und christlicher Soziallehre unter Berufung auf
naturrechtliche Dogmen» werde nicht gelingen."
KASER, Karl (2003): Das Ende der Familie?
Standard-Dossier: Der Funktionswandel des Zusammenlebens in den westlichen
Gesellschaften schreitet rapid voran - daran vermag auch
herkömmliche Familienpolitik nichts zu ändern. Insbesondere wenn
Migration neue Tatsachen schafft,
in: Der Standard v. 20.09.
Karl KASER, Professor für Südosteuropäische
Geschichte, kommt nach einem historischen Vergleich und einem
internationalen Vergleich zwischen Europa und den Balkanstaaten zum
Ergebnis:
"Der
Vergleich lässt folgende Schlussfolgerungen zu: Familie bedarf
funktioneller Begründungen. Herkömmliche Familienpolitik vermeint,
sie in der Berufung auf traditionelle Familienwerte bei
gleichzeitiger Rückbildung des Sozialstaats finden zu können. Eine
moderne Familienpolitik wird auf den Ausbau des Sozialstaats pochen,
der einen Rahmen für neue Familien- und Zusammenlebensformen bildet
- Lebensabschnittspartnerschaften, RentnerInnenkonkubinate, soziale
und biologische Elternschaften - und vor allem Frauen bessere
Entfaltungsmöglichkeiten als bisher bietet.
Eine solche Familienpolitik ist aber auch Zuwanderungspolitik."
LINSINGER, Eva & Martina SALOMON (2003): Mehrfachjob ohne Netz.
Standard-Dossier:
Die Politik bemächtigt sich der Reproduktionsbedingungen - ob sie
über Familien- oder Frauenangelegenheiten spricht, ob man das Kind
beim Namen nennt oder es gar nicht will,
in: Der Standard v. 20.09.
Die Autoren beleuchten die familienpolitische Debatte
im Hinblick auf die Kontroverse zwischen (schwarzer) Familien- gegen
(rote) Frauenpolitik. U.a. werden die Positionen von Helmuth
SCHATTOVITS und Bernd MARIN referiert.
MON (2003): Nutzerfreundliche Öffnungszeiten.
Standard-Dossier:
Arbeit und Leben unter einen Hut bringen: zwei Modelle,
in: Der Standard v. 20.09.
FREI (2003): Falsches Sparen mit
"Geburtenkeule".
Die Kinder- und Jugendärzte warnen davor, dass Kinderspitäler
kaputtgespart werden. Der angebliche Geburtenrückgang finde derzeit
nämlich gar nicht statt - vielmehr müsse man qualitativ auf das
deutliche Ansteigen der Zahl von Frühgeburten reagieren,
in: Der Standard v. 01.10.
Verkehrte Welt! Wurde Österreich noch vor
kurzem von einer Wertedebatte erschüttert, die
sich aus dem Geburtenrückgang speist. Und nun soll das alles gar
nicht wahr sein? FREI zitiert:
"»Die
Politiker rennen mit der Keule des Geburtenrückgangs herum - aber
der Geburtencrash hat vor 25 Jahren stattgefunden.« In den
60er-und 70er-Jahren war die Geburtenrate von knapp 135.000 auf
unter 90.000 abgesackt. Seither stagniere die Zahl, »im ersten
Halbjahr 2003 gab es sogar einen Zuwachs von zwei Prozent«".
Was den einen in die
politische Strategie passt, das ist anderen gar nicht recht. Auch
in Deutschland ist der
Streit um den Geburtenrückgang
entbrannt. Die Neuen Mitte-Medien ignorieren dies jedoch
beharrlich - schließlich soll die drastische Sozialreform - mit
Hinweis auf den Sachzwang
"demografischer Wandel" durchgepeitscht
werden...
MAYR, Peter & Lisa NIMMERVOLL
(2003): Mit Golf und Nutella ins Altenwohnheim.
Standard-Serie Jugend in Österreich (14 und Ende): Florian Illies, Autor von "Generation Golf", glaubt, dass seine
Generation auch im Alter nicht auf Nutella verzichten will. Von
der heutigen Jugend sieht er T-Shirt-bedingt "mehr Bauch", viel
Pragmatismus und gesunden Menschenverstand bei "maximaler
Freiheit",
in: Der
Standard v. 17.11.
SEIDL, Conrad (2003): Junge geraten
unter Druck.
Standard-Serie Jugend in Österreich (14 und Ende):
Die Senioren werden das Sagen haben - politisch und
wirtschaftlich,
in: Der
Standard v. 17.11.
PRIESCHING, Doris (2003): Den
Unwürdigen keine Rose.
ORF schickt Single auf Brautschau, ATV+ setzt Hermes Phettberg in
den Beichtstuhl,
in: Der
Standard v. 19.11.
2004
HAGER, Isabella & Stefanie TRÄXLER
(2004): Solo sucht Supermann: Liebe auf den ersten Klick,
in:
Der Standard
v. 13.01.
HAGER, Isabelle (2004): Viertueller
Traumprinz wird reeller Frosch.
"Die Realität kann oft mit der Fantasie nicht Schritt halten",
meint Markus Lau Christen von "Blinddate-Sexurity". Isabelle Hager
erklärt er, worauf man achten soll, wenn man Leute aus dem Chat
trifft,
in: Der
Standard v. 13.01.
CALONEGO, Bernadette (2004): Goldene
Geschäfte mit Singles.
Hätte der Kanadier Bruce Croxon seine Ehefrau übers Internet
kennen gelernt, besäße er ein unschlagbares Marketingargument für
seine Lavalife Inc., die zu den größten und erfolgreichsten
Internet-Partnerbörsen in Nordamerika zählt,
in: Der
Standard v. 14.02.
"Lavalife
ist nicht, wie etwa der US-Branchenführer Match.com Inc., vor
allem auf die Eheschließung ausgerichtet. Die Internetseite www.
lavalife.com bedient auch Kunden, die lockere Verbindungen
wollen, und bietet einen Kontaktservice für Schwule und Lesben an",
schreibt CALONEGO.
HAGER, Angelika (2004): Bitte
reparieren Sie unsere Ehe!
Beziehungen als Stressfaktor: Das zusehends krisenanfällige
Verhältnis zwischen Mann und Frau wird zum Hoffnungsgebiet einer
ganzen Branche. Wie Paartherapie die Liebe wieder in Schwung bringen
kann, wo sie nicht mehr hilft und wie man Konfliktkultur lernt,
in: Profil
Nr.8 v. 16.02.
KNECHT, Doris (2004): Gesellschaft:
Rezession, Mauserl!
In den Neunzigern sah es
kurz so aus, als sei es ein Privileg, Frau zu sein, und als könnten
die Frauen sich jeden Tag neu und frei entscheiden, wie sie es sein
wollten. Doris Knecht über die Ernüchterung im neuen Jahrtausend –
und warum nur „Sex and the City“ hilft,
in:
Profil
Nr.7 v. 09.02.
"Die
coolen so genannten Girlies, die in den Neunzigern die Nase, wenn
schon nicht vorn, dann zumindest oben und die Pappn offen hatten,
die waren ja damals auch schon um die 30, dann kam das neue
Jahrtausend, und plötzlich waren sie 35 und 40. Und 35, 40 ist
natürlich ein verfluchtes Alter für Frauen. Weil: Die Kinderfrage
muss entschieden werden; ja oder nein, für vielleicht ist keine
Zeit mehr",
heißt das Dilemma der postfeministischen Frau.
Da die Welt alles andere als erfreulich ist, bleibt den
Österreicherinnen jetzt nur noch das Warten auf die letzte Staffel
von Sex
and the City im ORF:
"Die
Botschaft jedenfalls lautet: Eine Frau sollte sich lieber auf
niemanden verlassen als auf sich selbst (und ein bisschen auf die
besten Freundinnen). Es ist zwar nett, einen Mann zu haben, aber
es wird dich nicht retten. Rechne auf keinen Fall damit, dass es
die Welt da draußen gut mit dir meint – mach halt das Beste
daraus. Und vor allem: Die Neunziger sind vorbei, als es so
aussah, als könntest du alles kriegen und alles sein, wenn du nur
willst. Was immer das ist. Auch Fußballerin."
PROFIL (2004): Das erste Mal.
PROFIL-Titelgeschichte "Das erste
Mal":
Romantische Erfüllung, Desaster oder so lala: Der erste Sex ist
ein Meilenstein an der Schwelle zum Erwachsenwerden. Jugendliche
berichten über ihre sexuelle Initiation, Prominente erinnern sich,
wie es damals war,
in:
Profil
Nr.15 v. 05.04.
PROFIL (2004): "Wilde Fantasien sind
wichtig".
PROFIL-Titelgeschichte "Das erste
Mal":
Der Kinder- und Jugendpsychiater und Neurologe Max Friedrich über
die Bedeutung des ersten Mals und Verhaltensfehler der Eltern,
in:
Profil
Nr.15 v. 05.04.
PROFIL (2004): "Das Interessante ist nicht
der Akt".
PROFIL-Titelgeschichte "Das erste
Mal":
Die Berliner Autorin Alexa Hennig von Lange, 31, über das erste
Mal in kleinen Iglu-Zelten an südfranzösischen Stränden oder
Badewannen, auf deren Ränder Kerzen geklebt werden,
in:
Profil
Nr.15 v. 05.04.
Alexa Hennig von LANGE über das erste Mal. Der französische
Soziologe Jean-Claude KAUFMANN hat sich im neuen Buch über den
Morgen
danach ebenfalls mit diesem Thema
beschäftigt. Er geht jedoch weit über das hinaus, was hier
beschrieben wird.
2005
PROFIL-Titelgeschichte:
Die Scheidungsindustrie.
Rechtsanwälte. Psychotherapeuten. Mediatoren. Was sie können. Was
sie kosten. Warum wir sie brauchen. |
HAGER, Angelika/MEINHART,
Edith/MOSER, Uli (2005): Die Scheidungsindustrie: Noch nie wurden
Ehen so häufig entsorgt wie heute.
Von der
Kurzlebigkeit der ewigen Liebe profitieren ganze Branchen wie
Rechtsanwälte und Psychotherapeuten,
in: Profil Nr.21 v. 23.05.
MEINHART, Edith (2005): "Ich glaube,
dass die Ehe halten wird".
Justizministerin Karin
Miklautsch über eine neue Scheidungsstudie und ihre persönlichen
Erfahrungen mit Hochzeiten und Trennungen,
in: Profil Nr.21 v. 23.05.
2006
LINSINGER, Eva (2006): Der "Gebärstreik" - und die Suche nach den
Ursachen.
Panorama-Thema: Österreich hat eine der
üppigsten Familienförderungen - Dennoch sorgen sich Politiker um
niedrige Geburtenraten,
in: Der Standard v. 18.03.
LINGENS, Peter Michael (2006): Die "deutsche Mutter" stirbt aus.
Die Bevölkerung der EU-Länder
schrumpft und schrumpft. Jede vierte Deutsche und jede sechste
Österreicherin bleiben kinderlos,
in: Profil Nr.12 v. 20.03.
BAIER, Stephan (2006): Krieg der Generationen, Kampf der Kulturen.
Kinderlose Doppelverdiener bilden die privilegierte Klasse des
europäischen Kastenwesens. Familien mit Kindern geraten in die
Armutsfalle,
in: Die Presse v. 23.03.
2007
STANDARD (2007): Familienministerin Andrea Kdolsky sagt, sie sei
missverstanden worden und liebe Kinder,
in: Der Standard v. 19.01.
SCHWAIGER, Rosemarie (2007): Ärztin ohne Grenzen.
Schweinsbraten-Debatte statt Sachpolitik: Die neue
Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky hatte einen schwierigen Start.
Langfristig schaden muss ihr das nicht,
in: Profil Nr.4 v. 22.01.
Die österreichische Familienministerin Andrea
KDOLSKY ist u.a. durch ihre Stellungnahmen zur Familie in die Kritik
geraten:
"Tags darauf wurden
Wortspenden Kdolskys für das im Vorjahr erschienene Buch
»Kinderlos, na und?«
bekannt. Die Ministerin identifiziert darin eine »politische
Verklärung der Mutterschaft« und spricht salopp über ihr eigenes
Verhältnis zum Nachwuchs: »Ich bin eine leidenschaftliche Tante. Das
aber schon auch, weil ich weiß, dass ich die lieben Kleinen
irgendwann wieder zurückgeben kann.« Schreiende Kinder im Flugzeug
oder in einem Nobellokal würden ihr »einiges vermiesen«.
In der ÖVP kam vor allem
dieser letzte Teil des Outings nicht reihum gut an. Sissy Potzinger,
Obfrau des steirischen Familienverbandes, kritisierte die Ministerin
als »inhaltlich völlig inkompetent«."
PROFIL-Titelgeschichte:
Späte Mütter.
Immer mehr ältere Menschen entscheiden sich für das erste Kind.
Wie hoch ist das medizinische Risiko - und wie verändert sich
unsere Gesellschaft dadurch? |
HAGER, Angelika/HOFER, Sebastian/STANZL,
Eva (2007): Späte Mütter: Midlife-Mamas.
Die Zahl der Erstgebärenden 40+ hat sich verdoppelt. Immer mehr
ältere Frauen entscheiden sich für das erste Kind. Wie hoch ist das
medizinische Risiko?
in: Profil Nr.21 v. 21.05.
Bereits vor über 3
Jahren schrieb single-generation.de über die Spätgebärenden
als Trendsetter einer
Gesellschaft der Langlebigen und
stellte die
Utopie der Ruhestandsfamilie
vor, die nun auch im österreichischen Nachrichtenmagazin Profil
angekommen ist:
"Mutterschaft als
Beschäftigungstherapie für die Pension erscheint derzeit noch als
eine durchgeknallte oder beklemmende Orwell-Utopie, aber
angesichts der Forschungsprognosen für das 21. Jahrhundert liegt
sie durchaus im Bereich des Möglichen. Die Soziologie hat für das
gesellschaftliche Novum bereits einen Begriff geprägt: die
»Ruhestandsfamilie«.
(...).
Die Vorbehalte, dass Kinder mit älteren Müttern verwöhnt,
verweichlicht und Hänseleien seitens der Kindergartenfreunde
ausgesetzt würden, werden von Familien- und Seelenexperten unisono
vom Tisch gewischt. »Ich halte das Kriterium des Alters für
problematisch«, so der Kinderpsychotherapeut Helmut Figdor. »Eine
Mutter mit 45 kann genauso gut und schlecht wie eine 25-Jährige
sein.«
Eine gestiegene Lebenserwartung von 82 Jahren für die Frau
entkräftet auch das Argument vom allzu frühen Waisenkind. Der
renommierte Bildungspsychologe
Wassilios Fthenakis
befürwortet sogar die späte Mutterschaft, »weil in dieser Phase
Kinder meist viel besser sich in die berufliche Biografie
einordnen lassen und Mütter ihr Kind bewusster erleben«. Die
Weichen für die gesellschaftliche Akzeptanz der späten
Mutterschaft wären also gestellt."
Im Buch
Die Single-Lüge
wird aufgezeigt, wie Nationalkonservative und ihre Sympathisanten
den Trend zur späten Mutterschaft zum Anstieg der lebenslangen
Kinderlosigkeit umdeuten. Frühe Mutterschaft wird als Königsweg zum
Geburtenanstieg gepriesen, ungeachtet der Tatsache, dass sowohl das
Bildungssystem, der Arbeitsmarkt als auch die Norm der
verantwortungsvollen Mutterschaft den Trend zu älteren Müttern
fördern. Der Soziologe Karl Otto HONDRICH bezeichnet deshalb in
seinem Buch
Weniger sind mehr
die späte Mutterschaft zu Recht als moderne Mutterschaft. Im Buch
Ein Leben ohne Kinder
wird Kinderlosigkeit zwar im Zusammenhang mit dem Aufschub von
Geburten diskutiert. Im Gegensatz zum nationalkonservativen
Argumentationsmuster wird dafür jedoch nicht der Egoismus der
Kinderlosen verantwortlich gemacht, sondern gesellschaftliche
Strukturen (z.B. fehlende Kinderbetreuungsangebote) oder Werte
(Rabenmutter-Klischee).
Inwieweit von einem bereits
erfolgten bzw. zukünftigen Anstieg der Kinderlosigkeit ausgegangen
werden kann, ist durchaus umstritten. Die lebenslange
Kinderlosigkeit könnte bei den jüngeren Frauenjahrgängen niedriger
ausfallen als dies von Nationalkonservativen um Herwig BIRG
prognostiziert wurde.
Die konservative ÖVP hat sich den Rat des
Historikers
Paul NOLTE geholt, der drei
Problemgruppen von Kinderlosen benannt hat:
"Zum
einen die Akademiker,
aber auch die Männer, die noch häufiger kinderlos bleiben als
Frauen, sowie die
enkellosen Alten.
Es sei an der Zeit, Kinderlosigkeit auch über mehr als eine
Generation hinweg zu betrachten."
LINSINGER, Eva & Edith MEINHART (2007): Die Geburtsfehlanzeige.
Das Kinderbetreuungsgeld war ein Herzensanliegen der
schwarz-blauen Wenderegierung. Das Fazit nach fünf Jahren: Frauen
bleiben länger von der Arbeit weg, mehr Geburten gibt es trotzdem
nicht,
in: Profil Nr.31 v. 30.07.
LINSINGER & MEINHART ziehen Bilanz beim
Kinderbetreuungsgeld, das 2002 als geburtenfördernde Maßnahme in
Österreich eingeführt wurde:
"Die
Hoffnung, dass das Kindergeld die Zahl der Geburten ankurbelt, hat
sich nicht erfüllt: In den ersten fünf Monaten des heurigen Jahres
sank die Geburtenrate um 2,4 Prozent – und damit auf das Niveau
des Jahres 2001, der Zeit vor der Einführung des Kindergelds. Die
konservative Familienpolitik, die die »Fehler jahrzehntelanger
sozialistischer Gesellschaftsplanung ausbügeln« (Herbert Haupt)
wollte, ist gefloppt."
Nicht
die Zunahme der Kinderlosen, sondern die Abnahme der kinderreichen
Familien ist nach Meinung der Autoren Schuld am Geburtenrückgang
in Österreich:
"Die
Zahl der Einkindfamilien hat zugenommen. Die böse kinderlose
Akademikerin und der karrieregeile Banker-Yuppie sind entgegen
allen öffentlichen Anklagen nicht allein schuld an den niedrigen
Geburtenraten. Die Zahl der Kinderlosen bleibt nämlich seit
Jahrzehnten konstant".
HAMMERL, Elfriede (2007): Kinderkram.
Niemand weiß, welcher Ideologie das Kindergeld eigentlich dienen
soll,
in: Profil Nr.31 v. 30.07.
BARTH, Joseph/MITTELMEIER, Andreas/REXER,
Andrea (2007): Migration: "Wie lange bleibst du?"
Sie sind die neue große Zuwanderergruppe: Mittlerweile leben in
Österreich mehr Deutsche als Türken. Wie gehen die Österreicher mit
den Immigranten aus dem Nachbarland um?
in: Profil Nr.31 v. 30.07.
HOCHADEL, Oliver (2007): Wenn der Storch die Pille nimmt.
Die Geburtenzahlen sinken, wir werden immer weniger - so scheint es
zumindest. Nur: warum? Und was ließe sich dagegen tun?
in: Der Standard v. 01.08.
PROFIL-Titelgeschichte:
Schlachtfeld Familie. |
HAGER, Angelika & Sebastian HOFER (2007):
Happy Crashmas! Schlachtfeld Familie: Fliegende Fetzen und purzelnde
Fassaden.
Friede & Besinnlichkeit? Weihnachten ist der Crash-Test für
marode Beziehungen und kriselnde Ehen,
in: Profil Nr.49 v. 03.12.
2008
KOCINA, Erich (2008): Umfrage: Weniger Verwandte, mehr Singles.
Onkel, Tanten & Co werden seltner in Österreich, Einzelkinder und
Ein-Personen-Haushalte werden dagegen immer mehr,
in: Die Presse v. 07.02.
KOCINA vermischt Aussagen über
Familiennetzwerke in nicht nachvollziehbarer Weise mit
Haushaltszahlen. Walter
BIEN hat für Deutschland dagegen mittels
Netzwerkanalyse aufgezeigt, inwiefern auch Singles Teil von
Familien sind. Heribert
ENGSTLER wiederum zeigt, dass die
amtliche Haushaltsstatistik ein verzerrtes Bild der
Familienstruktur liefert. Einzelkinder werden in solchen amtlichen
Querschnittuntersuchungen überschätzt, weil zum einen Erstgeborene
bis zur Geburt des zweiten Kindes als Einzelkinder erscheinen und
zum anderen Kinder höherer Ordnung durch den Auszug der
Geschwister wieder zu Einzelkinder werden.
PROFIL-Titelgeschichte:
Rätsel Liebe |
HAGER, Angelika & Sebastian HOFER
(2008): Rätsel "Liebe".
Wie die Wissenschaft versucht, den Romantik-Code zu
entschlüsseln,
in: Profil Nr.15 v. 14.04.
KAMOLZ, Klaus (2008): Wie viel Mutter
braucht ein Kind?
Experten bringen Licht in den Ideologiestreit. Eine
Bestandsaufnahme zum Muttertag,
in: Profil Nr.20 v. 10.05.
HAGER, Angelika (2008): Willkommen in Cinderellahausen!
Rückzug ins Biedermeier für Carrie & Co.,
in: Profil Nr.23 v. 02.06.
KLINGHOLZ,
Reiner/KRÖHNERT, Steffen/HOßMANN, Iris (2008): Die
demografische Zukunft von Europa. Wie sich die Regionen
verändern, München: Deutscher Taschenbuch Verlag
HAMMERL, Elfriede (2008): Protektionskinder.
Wer sagt, dass sie unfähig sind? Eben. Aber
wer sagt, dass sie fähiger sind als andere?
in:
Profil
v. 03.11.
2009
RESCH, Christian & Thomas HÖDLMOSER (2009): Der dornige Weg zur
Zweisamkeit.
SN-WOCHENENDE-Thema: Einsame Herzen:
Gut aussehend soll er sein, sportlich und wohlhabend: Die
Ansprüche an den Partner steigen - und für die Partnersuche bleibt
immer weniger Zeit. So überlassen viele Singles heute die Suche nach
dem Traummann oder der Traumfrau Vermittlungsprofis. Die kühnste
Variante ist Speed-Dating. Zwei SN-Redakteure waren dabei,
in:
Salzburger
Nachrichten v. 21.03.
RESCH, Christian (2009): Ein Jammer seit immer.
SN-WOCHENENDE-Thema: Einsame Herzen:
Die Partnersuche sei eine elende Qual - so quengelt häufig der
moderne Single-Mensch. Ein Blick auf die Geschichte zeigt aber:
Früher war das Flirten, Balzen und Begatten keinen Deut angenehmer.
Sondern manchmal echt peinlich, oft sehr teuer und schlimmstenfalls
lebensgefährlich,
in:
Salzburger
Nachrichten v. 21.03.
HÖDLMOSER, Thomas (2009): Im Gespräch.
SN-WOCHENENDE-Thema: Einsame Herzen:
Tanja Mazurek vermittelt über ihre Single-Show "Herzblatt" auf
Antenne Salzburg seit 8 Jahren Singles. Im SN-Gespräch erklärt sie, wozu es solcher Sendungen bedarf, warum schon Schüler das richtige
"Anbandeln" lernen sollen und welche Fehler beim ersten Date nicht
passieren sollten,
in:
Salzburger
Nachrichten v. 21.03.
PROFIL-Titelgeschichte:
Der Therapie-Wahn.
Der Psycho-Boom hat die ganze Gesellschaft erfasst: Wer nicht
krank ist, wird krank geredet. Das gefährliche Geschäft mit der
Seele |
HAGER, Angelika & Sebastian HOFER (2009): Die übertherapierte
Gesellschaft und die Auswüchse.
Die Beschäftigung mit psychischen
Funktionsstörungen ist zum Massensport geworden. Der Psychoboom
heizt eine Industrie an, in der Missbrauch und Inkompetenz fatale
Folgen haben können,
in: Profil v. 27.04.
PROFIL-Titelgeschichte:
Die hohe Kunst des Smalltalks |
HAMMERL, Elfriede (2009): Feindbild Oma.
Senile Greisin, rassistischer Trampel, viel
zu reiche Alte - was für eine Rollenauswahl!
in: Profil Nr.19 v. 11.05
HAGER, Angelika (2009): Hohe Kunst des Smalltalks.
Die Tricks und schlimmsten Sünden bei dem
Zungenspiel,
in: Profil Nr.25 v. 22.06.
PROFIL-Titelgeschichte:
Die Liebesmacherin.
Elizabeth T. Spiras Kuppel-Show geht ins 13. Jahr. Warum es bei
manchen funkt und bei anderen nie - und was die Wissenschaft dazu
sagt |
HOFER, Sebastian (2009): Vom Suchen und Finden der Liebe: Die
Mechanismen der Partnerwahl.
Nach 122 Folgen „Liebesg’schichten
& Heiratssachen“ weiß Elizabeth T. Spira:
Beamte gehen immer. Ansonsten bleiben die Mechanismen der menschlichen
Partnerwahl aber weitgehend rätselhaft. Auch Evolutionsbiologie,
Verhaltensforschung, Neurowissenschaft und Psychologie tappen ziemlich
im Dunkeln,
in: Profil Nr.30 v. 20.07
PROFIL-Titelgeschichte:
Abtreibungsland Österreich.
Spitzenreiter bei Schwangerschaftsabbrüchen in Europa - nach
Russland und Rumänien. Wie Politik und Kirche Prävention verhindern |
BUCHACHER, Robert (2009): Abtreibungsland Österreich: Wie Politik und
Kirche Prävention verhindern.
Österreich zählt zu den
Top-Abtreibungsländern in Europa – nach Russland und Rumänien. Grund:
oft erschreckendes Unwissen aufgrund mangelnder Aufklärung, kein
freier Zugang zu Verhütungsmitteln – und eine Geheimniskrämerei, die
aus dem katholischen Background stammt,
in: Profil Nr.40 v. 28.09.
GOEBEL, Tina/HAGER, Angelika/HOFER, Sebastian (2009): Jugend und Sex.
Österreichs Teenager sind erschreckend
schlecht aufgeklärt,
in: Profil v. 09.11.
2010
PROFIL-Titelgeschichte:
Macho-Land Österreich.
Frauenanteil im
Parlament: kein Drittel.
In Aufsichtsräten? Unter 10 Prozent.
An der Uni-Spitze? Null. |
LINSINGER, Eva & Edith
MEINHART (2010): Österreich und die Gleichberechtigung: keine
Erfolgsgeschichte.
Macho-Paradies
Österreich: Die Gehaltsschere ist größer als im Rest der EU, die Zahl
der Frauen in Führungsfunktionen sinkt, statt zu steigen. Das Land
fällt immer weiter zurück – und niemand redet darüber,
in: Profil Nr.09 v. 01.03.
LINSINGER, Eva & Ulla SCHMID (2010): Warum Österreichs
Familienförderung volkswirtschaftlicher Unsinn ist.
Die Budgetmisere zwingt zu einem Umdenken in
der Familienpolitik. Gut so: Sie war extrem teuer, aber völlig
erfolglos,
in:
Profil
Nr.14 v. 02.04.
HAGER, Angelika & Sebastian HOFER (2010): Partnerwahl -
Wer mit wem und warum: Die neuesten Forschungserkenntnisse.
Aktuelle Studien
widerlegen uralte Mythen: Männer sind weit romantischer als bisher
angenommen, der Drang, sich zu verlieben, ist ein Trieb wie Hunger
oder Sex. Plus: Experten beleuchten die Gesetze der Partnerwahl,
in:
Profil Nr.16 v. 19.04.
BUCHACHER, Robert/GOEBEL, Tina/HAGER, Angelika (2010): Was macht den
Mann zum Mann?
Testosteron: Geschlechter. Kraft,
Kreativität, Trieb und Wahnsinn: Das Sexualhormon Testosteron
modelliert männliche Attribute, aber eine feministisch verblendete
Gesellschaft wünscht sich einen Mann, der keiner mehr ist. Der
Widerstand wächst,
in: Profil Nr.19 v. 17.05.
HAGER, Angelika (2010): Die neuen TV-Heldinnen.
Verrückt, kaputt, notorisch untreu, kriminell
und tablettensüchtig. Neue TV-Heldinnen lassen die "Sex and the
City"-Frauen wie Musterschülerinnen wirken,
in: Profil Nr.21 v. 24.05.
PROFIL-Titelgeschichte:
Scheidung, aber richtig.
Wie teuer wird es nach der Ehe - und nach dem Ehebruch?
Obsorge-Chance für Väter? Was kann Mediation? Tipps & Tricks von
Anwälten und Betroffenen |
HAGER, Angelika (2010): Scheidung, aber richtig.
Der Navigator für Scheidungswillige,
in: Profil Nr.27 v.
05.07.
PROFIL-Titelgeschichte:
Die gescheiterte Familie.
Maximale Kosten, minimale Geburtenrate, diskriminierte Frauen.
Österreichs stockkonservative Familienpolitik ist am Ende |
LINSINGER, Eva & Christa ZÖCHLING (2010): Die gescheiterte Familie.
Die Ideologie der Hausfrauenehe beherrscht
seit zwei Jahrhunderten das Handeln der Politik. Nicht nur die Kirche
fand die traditionelle Aufteilung zwischen den Geschlechtern
erstrebenswert. Heute steht Österreich vor dem Scherbenhaufen dieser
Politik,
in: Profil Nr.45 v. 08.11
HAGER, Angelika & Sebastian HOFER (2010): Der
Stand der Dinger.
Die Lust des Mannes: Er besitzt ein
Pendant zum G-Punkt, kann seinen Orgasmus vortäuschen, ist weit
weniger schwanzgesteuert als sein Ruf und durchleidet ebenso wie die
Frau ein Klimakterium. Neue Forschungen revidieren die gängigen
Klischees über männliche Sexualität und die Ursachen für Libidoverlust
und Potenzstörungen,
in: Profil Nr.50 v. 13.12.
REXER, Andrea (2010): Alleinverdienerinnen.
Der unsichere Arbeitsmarkt, schlecht
bezahlte Jobs und immer bessere Ausbildung von Frauen: In Österreich
wird bald jeder zehnte Paarhaushalt finanziell von einer Frau
versorgt. Tendenz steigend,
in: Profil Nr.50 v. 13.12.
2011
PROFIL-Titelgeschichte:
Mensch des Jahres Thilo Sarrazin.
Bestsellerautor mit fragwürdigen
Thesen |
STAUDINGER, Martin & Robert TREICHLER (2011): Der gestrenge Herr
Sarrazin.
Der Mensch des
Jahres: Niemand hat 2010 die politische Debatte im deutschen
Sprachraum so stark geprägt wie der frühere SPD-Politiker und
mittlerweile geschasste Bundesbanker Thilo Sarrazin mit seinem Buch
„Deutschland schafft sich ab“. Ein Besuch beim Star der Neuen
Deutschen Ungemütlichkeit,
in: Profil Nr.1 v. 03.01.
FRITSCH, Sybille (2011): Eine Art von Sehnsucht.
Essay: Einsamkeit ist zu einer gesellschaftlichen Realität
geworden, die sich nicht mehr leugnen lässt. Und: Sie muss nicht
zwangsläufig trostlos sein,
in: Der Standard v. 08.01.
"Innerhalb von 30 Jahren hat
sich die Zahl der Alleinlebenden in unseren Breiten verdoppelt,
sagt uns die Statistik, ebenso, dass in Europa rund 158 Millionen
Menschen allein leben - Tendenz rapid steigend. Von aktuell einer
Million Singles in Österreich klinken sich 700.000 in die
Internet-Partnersuche ein",
klagt FRITSCH. Als
single-dasein.de vor fast 10 Jahren online ging, da wurde
der Begriff Alleinlebende selbst in der Sozialforschung meist mit
Partnerlosigkeit und Einsamkeit gleichgesetzt. Der Haushaltsansatz war in der
empirischen Forschung aufgrund der
unseligen Dominanz der Individualisierungsthese von Ulrich
BECK weitgehend unumstritten und die Rede vom wachsenden
Nicht-Familiensektor wurde unkritisch allerorten
nachgeplappert.
In
den letzten Jahren bahnt sich jedoch ein
Paradigmenwechsel an, der auf dieser Website bereits vor 10
Jahren angemahnt wurde. Selbst in der
Bevölkerungswissenschaft - bis vor kurzem noch ein Hort des
rückständigen Denkens par excellence - werden inzwischen
haushaltsübergreifende Lebensformen berücksichtigt. Ein wichtiger
Grund dafür: der demografische Wandel und die
zunehmende Mobilität haben innerhalb von 20 Jahren die
Erklärungskraft des Haushaltsansatzes sichtlich schrumpfen lassen.
Bilokale
Paarbeziehungen - die Bedeutung und Vielfalt einer Lebensform
heißt ein Beitrag des Bevölkerungswissenschaftlers Jürgen DORBRITZ
im letzten Heft der Zeitschrift für Bevölkerungswissenschaft.
DORBRITZ spricht von einer "Untererforschtheit" einer "bisher zu
wenig beachteten Lebensform". Das erscheint als eine grandiose
Untertreibung, denn die amtliche Statistik kennt diese weit
verbreitete Lebensform bis heute noch nicht. Und solange diese
Lebensform nicht amtlich anerkannt ist, so lange können
Journalisten unwidersprochen überhöhte Zahlen von Partnerlosen
verbreiten. Selbst gleichgeschlechtliche Partnerschaften sind
heutzutage anerkannter als Partnerschaften ohne gemeinsamen
Haushalt. Eine geradezu absurde Realität angesichts der
gegenwärtigen Mobilitätszwänge.
FRITSCH
stellt das Buch
Solotanz der französischen Psychoanalytikerin Marie-France
HIRIGOYEN in den Mittelpunkt ihres Essays, in dem das Alleinleben
für eine Ideologie vereinnahmt wird, die die Mobilitätszwänge der
modernen Arbeitswelt schlichtweg leugnet. Der
Umdeutung der Einsamkeit im Zeitalter des Selbstunternehmers
wurde bereits im Jahr 2006 ein zweiteiliges Thema des Monats
gewidmet. Im vorletzten Jahr hat der Sänger Jochen DISTELMEYER
(ehemals Blumfeld) diesem neuen Ethos des Einsamen eine
Absage erteilt:
Einsam sein ist keine Kunst/Ich weiß für mich/Muss es Liebe
sein. Das ist aber nicht zu verwechseln mit dem
Problem des Nicht-Alleinsein-Könnens.
Eines
scheint sicher: eine Sozialwissenschaft, die wie in den 1990er
Jahren gesellschaftliche Zwänge in individuelle Freiheiten
umgedeutet hat, ist mittlerweile an ihr Ende gekommen. Die
deutschen Sozialwissenschaften haben mindestens 10 Jahre
verschenkt. Der Paradigmenwechsel kommt zu spät und er ist bei
weitem unzureichend. Aber zumindest ist ein Anfang gemacht.
EHGARTNER, Bert (2011): Wozu Schönheit?
Warum attraktive
Menschen bessere Schulnoten, mehr Geld und besseren Sex haben,
in: Profil Nr.18 v. 02.05.
BURGSTALLER,
Katrin (2011): Kinderwunsch der Männer nimmt in Österreich
signifikant ab.
Männer im Zeugungsstreik: Warum immer mehr Männer den
"Spagat" zwischen Familienernäher und Vaterschaft "ablehnen" erklärt
Familienforscher Wolfgang Mazal,
in: Der Standard Online v. 05.07.
KRAUS, Doris (2011): Männer - Das Recht auf "Nein" zum Kind.
Früher mussten sich die Frauen rechtfertigen, wenn sie
keinen Nachwuchs wollten. Jetzt spüren Männer den Druck - und müssen
erklären, warum sie keine (neuen) Väter werden wollen,
in: Die Presse v. 10.07.
BAYRHAMMER, Bernadette (2011): Warum Männer vor Kindern
zurückschrecken.
Männerforscher Josef Aigner über zu hohe Ansprüche an
Väter, den Spagat zwischen Ernährer und Supervater und die
versteckten Sehnsüchte der Männer,
in: Die Presse Online v. 15.07.
PAUMKRICHNER, Petra (2011): Graz Austrian Fertility Project -
Mangelware Kind.
Rückläufige Geburtenzahlen sind kein neues Phänomen,
sondern werden seit mehr als 100 Jahren beobachtet. Historiker
untersuchen nun die Entwicklung im "alten" Österreich,
in: Die Presse v. 17.07.
PROFIL-Titelgeschichte:
Das Ende der Liebe
Brüchige Beziehungen, keine Monogamie, keine Leidenschaft -
Gefühle in den Zeiten der individuellen Freiheit |
HAGER, Angelika & Sebastian HOFER
(2011): Das Ende der Liebe.
Warum
Partnerschaften immer brüchiger werden und wie man dagegen vorgeht,
in: Profil v. 31.10.
PROFIL-Titelgeschichte:
Traumberuf Hausfrau?
Jede
zweite junge Österreicherin denkt an den Rückzug zu Kindern und
Küche |
HAGER, Angelika & Sebastian HOFER (2011): Traumberuf Hausfrau?
Jede zweite
junge Österreicherin kann sich ein Leben als Hausfrau vorstellen.
Ursache für die schleichende Reanimierung der Traditionsrolle ist
jedoch kein neuer Konservativismus, sondern die Wirtschaftskrise,
erschöpfte Emanzen-Mütter und das Versagen des Staats bei der
Kinderbetreuung,
in: Profil Nr.47 v. 21.11.
2012
HAGER, Angelika (2012): In der
Hitze des Geschlechts.
Eine zornige
Männerbewegung tritt auf den Plan: Während junge Frauen den Mann zur
Jammerfigur ausrufen, macht sich eine neue, zornige Männerbewegung
stark. Angelika Hager über eine Debatte, die etwas von einer grausamen
Zeitreise hat,
in: Profil Nr.13 v. 02.04.
Angelika HAGER referiert nochmals
die deutsche Debatte um den neuen Mann, die von Nina PAUER
angestossen wurde, und die Männerbewegung, zu der Ralf BÖNT mit dem
Buch
Das entehrte Geschlecht ein weiteres Manifest beigetragen
hat. Am Ende wird die Geschlechterfrage dann jedoch als wenig
zukunftsweisend abgetan:
"In der Hitze des Gefechts
haben Männer wie Frauen aber vergessen, dass die gesellschaftliche
Realität längst andere Prioritäten setzt. Angesichts der
verschärften Wirtschaftslage und eines in die Knie gehenden
Mittelstands wird der Geschlechterkrampf von einem neuen
Klassenkampf verdrängt werden."
Dazu passt auch die
Titelgeschichte über angeblich ungleiche Löhne: die Gender-Gap wird
als Mythos entlarvt.
Ist man in Österreich etwa schon
weiter als in Deutschland, wo unsere Jammereliten immer noch die
nivellierte Mittelstandsgesellschaft (Schlagworte:
Individualisierung, Optionsvielfalt) weiterträumen, während längst
die neue Klassengesellschaft Normalität ist?
Was HAGER jedoch übersieht: In
Deutschland wird die Männerbewegung vom Männerüberschuss bzw.
Ungleichheiten auf dem Heiratsmarkt befeuert. Bislang wird das noch
in Machwerken wie Not am Mann als ostdeutsches Problem
verharmlost und auf eine Gefahr des Rechtsradikalismus verkürzt.
Tatsächlich ist das Problem jedoch ein Kernelement der neuen
Klassengesellschaft: auf der einen Seite die schöne neue Welt der
Doppel-Karriere-Paaren/-Familien und auf der anderen Seite das Elend
der zunehmenden Partnerlosigkeit im Niedriglohnsektor und unter
Hartz IV-Empfängern, um nur die extremen Gegensätze zu nennen.
PROFIL-Titelgeschichte:
Was Freundschaft wert ist.
Warum
sie hält, während Liebe und Familie immer brüchiger werden |
GOEBEL, Tina & Angelika HAGER
(2012): Freunde sind die Familie des 21. Jahrhunderts.
Warum sie hält,
während Liebe und Familie immer brüchiger werden,
in: Profil Nr.16 v. 16.04.
Die Beschäftigung mit
Freundschaften hat in den Medien seit etwa einem Jahrzehnt
Konjunktur. Diese Konjunktur lässt sich auch anhand der Sitcom
Friends ablesen, die zwar seit 1996 in Deutschland lief, aber
erst ab 2002 zunehmend Beachtung fand. 2003 erschien in den USA das
Buch Urban Tribes von Ethan WATTERS, das Freunde als
Ersatzfamilie beschrieb und zum Bestseller avancierte.
Zwar redete man bereits in den
1990er Jahren allerorten über die
Single-Gesellschaft,
aber die Netzwerkforschung, die sich mit Beziehungen von
Haushaltsmitgliedern jenseits des Haushalts beschäftigte, setzte -
wenn überhaupt auf Verwandtschaft und nicht auf die "schwachen
Bindungen". Christiane GREFE fragte deshalb in dem ZEIT-Artikel
Wie man in Deutschland befreundet ist (26.02.2004) noch
skeptisch:
"Doch können
Wahlverwandtschaften tatsächlich an die Stelle sich auflösender
»Blutsverwandtschaften« und vielleicht auch Bindungen an Betriebe,
Vereine, Kirchen treten, weil man Freundschaften flexibler auf die
Bedürfnisse der Selbstverwirklicher zuschneiden kann? Ist also,
trotz emsiger Bemühungen um eine Renaissance der Kleinfamilie,
deren kurze historische Hoch-Zeit in den Sechzigern endgültig
vorbei? (...). Und bricht nun das seit den Siebzigern dämmernde
Zeitalter der Freundschaft an? Oder ist im Gegenteil das Wachsen
und Bestehen verlässlicher Freundschaften von den gleichen
Veränderungen wie Liebe und Familie bedroht? (...).
Doch wie Erwachsene Freundschaften tatsächlich leben und was sie
daraus beziehen, das ist empirisch nur in einzelnen, meist nicht
sehr umfassenden Studien untersucht; Freundschaft sei, sagt die
Familiensoziologin Ursula Nötzoldt-Linden, wissenschaftlich eine
»vernachlässigte Kategorie«."
2008 brachte die Zeitschrift
Mittelweg 36 (Ausgabe Juni/Juli), das wissenschaftliche
Zentralorgan der Generation Berlin, einen Schwerpunkt zum
Thema, denn der forcierte Umbau des Sozialstaats ist Motor der Suche
nach Alternativen zum Staat. Freundschaft gilt spätestens seit
damals als
zivilgesellschaftlicher Hoffnungsträger. 2011 legte die
Zeitschrift Mittelweg 36 mit Sorgenden Freunden nach.
Während Kulturpessimisten
soziale Netzwerke wie Facebook als Niedergang betrachten,
plädiert der Profil-Titel für eine positive Sicht auf diese
virtuellen Freundschaften.
BUCHACHER, Robert/GOEBEL, Tina/HAGER, Angelika/HOFER, Sebastian
(2012): Das traumatisierte Kind.
Scheidungsdramen, Beziehungskriege, Vernachlässigung und Gewalt – die
Wege zum kindlichen Trauma sind vielfältig. Die Auswege nicht. Die
Folgen dramatisch: Kindliche Traumata wirken ein Leben lang nach –
psychisch wie physisch,
in:
Profil Nr.17 v. 23.04.
2013
PROFIL-Titelgeschichte:
Lebensgefühl Einsamkeit.
1,3 Millionen Single-Haushalte in Österreich: Warum immer mehr
Menschen allein sind und wie man der sozialen Isolation entkommt |
HAGER, Angelika & Sebastian HOFER (2013): Isolationshaft
Einsamkeit.
Einsamkeit gilt als Schreckgespenst
einer digital restlos vernetzten und manisch beziehungssüchtigen
Gesellschaft. Alleinsein muss jedoch nicht nur krank machen, sondern kann auch zum
Trainingslager für ein besseres Ich werden,
in:
Profil v. 07.01.
PROFIL-Titelgeschichte:
Die Ich-Sucht.
Wie der Narzissmus zur Überlebenstechnik des Einzelnen wurde - und
die Gesellschaft gefährdet |
ERNST, Michaela (2013): Lasst uns
roh und munter sein!.
Narzissmus ist zur allein selig machenden
Überlebenstechnik geworden. Rüpel geben den Ton an, das
gesellschaftliche Klima wird täglich rauer. Wie die grassierende
Ich-Sucht uns krank macht, und wer dabei unter die Räder kommt
in: Profil v. 25.02.
SCHWAIGER, Rosemarie (2013): Im Kindertheater.
Familienpolitik: Mehr geht immer.
Österreich investiert pro Jahr über neun Milliarden Euro in die
Förderung von Familien. Bald wird gewählt, also legt die Regierung
noch etwas drauf. Rosemarie Schwaiger über die seltsamen Versuche der
Politik, sich in das Privatleben der Bürger einzumischen,
in:
Profil v. 17.06.
"Als Hauptargument für aktive
Bevölkerungspolitik darf stets das Pensionssystem herhalten. Weil
die Lebenserwartung steigt und der Nachschub schwächelt, müssten
immer weniger Junge immer mehr Alte finanzieren, warnen Experten.
Das klingt in der Tat bedrohlich. Bloß gut, dass es so nicht
stimmt. Das gibt auch Reinhold Mitterlehner zu. »Wenn der
Zusammenhang so einfach wäre, müssten Länder wie Indien oder
Pakistan das sicherste Pensionssystem der Welt haben«,
sagt der Minister (siehe Interview). Entscheidend für das
Funktionieren des Generationenvertrags ist aber nicht die Zahl der
Kinder, sondern die Zahl der Erwerbstätigen. Gibt es genug Jobs,
müssen sich die Senioren keine Sorgen machen. Ein arbeitsloser
20-Jähriger dagegen hilft weder den Pensionisten, noch der
Konsumgüterindustrie. Er stellt bloß einen zusätzlichen
Kostenfaktor für den Sozialstaat dar, der ihn weiter erhalten
muss. Bei Licht betrachtet ist es ein Segen, dass die heute 40-
bis 50-Jährigen ihren Fortpflanzungsauftrag nicht so tierisch
ernst nahmen, wie sich das der Berufsverband der Hebammen
gewünscht hätte. Österreichs Jugendarbeitslosigkeit wäre sonst
deutlich höher.
Tröstend wirkt auch ein Blick nach Deutschland, wo die Verhütung
noch eine Spur besser funktioniert als hierzulande. Beim großen
Nachbarn trat bereits ein, was Ökonomen für Österreich erst im
Jahr 2018 erwarten: Der erwerbsfähige Teil der Bevölkerung ist
geschrumpft – und zwar mit erfreulichen Folgen,"
erklärt Rosemarie SCHWAIGER den
Österreichern. Aber wie auch in Deutschland, ist die kinderlose
Akademikerin die Hauptadressatin der Bevölkerungspolitik:
"Vor
allem Akademikerinnen verweigern in großer Zahl die Reproduktion."
LINSINGER, Eva (2013): Marcus Franz über "Anomalien" Kinderlosigkeit
und Homosexualität.
Marcus Franz, Primararzt und
Politiker im Team Stronach, über das Amoralische an Kinderlosigkeit,
Demonstrationsverbot für Schwule in der Innenstadt und den
Altersstarrsinn von Frank Stronach,
in:
Profil Nr.44 v.
04.11.
HAGER, Angelika/HOFER,
Sebastian/HUBER, Sebastian (2013): Generation Crash.
Jung, motiviert, chancenlos: Sie
investieren in Karrieren, die der Arbeitsmarkt ihnen verweigert, oder
steigen gleich gar nicht in ein System ein, an das sie den Glauben
verloren haben. Warum die Zukunft für viele gut ausgebildete Menschen
unter 30 zum Härtetest wird,
in: Profil
Nr.47
v. 18.11.
Seit
Journalisten
der Generation Golf mit Abstiegsangst ihre Generation Anfang
des Jahrtausends zur verlorenen Generation stilisiert haben,
grenzt man sich folgendermaßen gegen die immer wiederkehrenden
Akademikerarbeitslosigkeitswellen ab
Anfang
der 1980er Jahre ab:
"Die traditionellen
Klischeefiguren des arbeitsmarktuntauglichen Akademikers in
Gestalt des Altphilologen im 35. Semester, des professionellen
Beislphilosophen oder akademisch geprüften Taxifahrers haben in
den vergangenen Jahren ein neues, erheblich weiter verbreitetes
Pendant bekommen: den bestausgebildeten, hochmotivierten und
dennoch nicht adäquat beschäftigten Universitätsabsolventen."
Die Autoren wollen damit das Bild
der Generation Y, das Zeitungen wie die FAZ angesichts
eines angeblich drohenden Fachkräftemangels malen, korrigieren:
"Die gängigen Vorurteile über
die Generation Y, die in Medien wie der »New York Times« oder der
»Neuen Zürcher Zeitung« als zögerlich, unentschlossen, weltfremd
und verwöhnt vom satten Lebensstandard ihrer
Babyboomer-Eltern dargestellt wird, widerlegt eine
repräsentative Studie der »Allianz Gruppe Österreich«"
In Deutschland hat die FAS
gar das goldene Zeitalter der Vollbeschäftigung ausgerufen.
Bei der Beschreibung möglicher
Reaktionen auf die Arbeitsmarktsituation greifen die Autoren dagegen
auf Standardklischees der Vergangenheit, die lediglich ein wenig
modernisiert werden, zurück:
"Der
Konkurrenzdruck und die verschärften Arbeitsmarktbedingungen
reanimieren den Yuppie der
1980er-Jahre, der mit Ehrgeiz und Ellbogentechnik seine
Mitbewerber aus dem Feld schlägt und manchmal schon als
Mittdreißiger mit als
»Burn-out« etikettierten Erschöpfungsdepressionen flachliegt.
Daneben entsteht eine Welle von »idealistischen neuen
Selbstständigen«, die einen niedrigeren Lebensstandard für eine
Existenz in Freiheit und Flexibilität in Kauf nehmen (...).
Als dritter markanter Typus kristallisieren sich die
Systemverweigerer heraus".
Aber warum ist dies ein Problem?
Die Autoren erklären uns:
"Das Durchschnittsalter von
Frauen bei der Geburt ihres ersten Kindes hat sich inzwischen bei
knapp über 30 Jahren eingependelt. Die Pensionskatastrophe
erscheint durch die schrumpfenden Geburtenraten und den immer
länger hinausgezögerten Zeitpunkt für eine Familiengründung
programmiert. Denn weniger Kinder bewirken mittelfristig einen
Rückgang der arbeitsfähigen Bevölkerung und somit auch einen
Rückgang der volkswirtschaftlichen Wertschöpfung."
Der demografische Wandel könnte aber genauso gut eine Chance sein.
2014
PROFIL-Titelgeschichte:
Alt liebt Jung.
Ältere Herren mit blutjungen Frauen. reife Damen mit knackigen
Burschen. Eine Polemik gegen die Alterskluft in Beziehungen |
HAGER, Angelika
(2014): Methusalem-Familien und die
dramatisch wachsende Alterskluft in Beziehungen.
Im Kapitalismus der Liebe zählt Jugend bei betagten
Herren zum kräftigsten Kaufargument. Doch auch Seniorinnen ergreift
zunehmend das Jagdfieber nach jüngeren Männern. Über die wachsende
Alterskluft in Beziehungen und den damit verbundenen
gesellschaftspolitischen Backlash,
in: Profil Nr.4 v. 20.01.
SCHUH, Karin (2014): Nachwuchs für "die kinderlose Generation".
"Die Presse am Sonntag" hat vor vier
Jahren drei Frauen porträtiert, die sich für die Kinderlosigkeit
entschieden haben – damals. Heute ist alles anders, sie sind Mütter
und finden das gut,
in:
Die Presse am Sonntag v. 02.03.
Karin SCHUH hat im Jahr 2010 drei
dreißigjährige Frauen porträtiert, die sich damals noch unschlüssig
waren - von "für die Kinderlosigkeit entschieden" ist also eine
Lüge. Es zeigt aber einmal mehr was Kinderwunsch-Studien wert sind.
Denn auch in diesen Studien werden unschlüssige Frauen entweder
ignoriert, den Kinderlosen ohne Kinderwunsch oder gleich "gewollt"
Kinderlosen zugeschlagen. Neuere Kinderwunsch-Studien legen dagegen
differenzierte Vorgehensweisen bei Befragungen nahe.
Da
Akademikerinnen häufig zu den Spätgebärenden gehören sind
Porträts von 30Jährigen, die sich angeblich gegen Kinder entschieden
haben, mehr als fragwürdig. Eher muss man sie als "mediale
Bevölkerungspolitik" einstufen. Es geht dann nicht wirklich um die
Situation von kinderlosen Frauen, sondern um die Steigerung der
Geburtenrate mit den Mitteln der Medien. Die Porträtierten sind dann
lediglich Mittel zum Zweck: Fallmaterial. Im Artikel von SCHUH
dienten sie als Demonstrationsmaterial, die die Richtigkeit von
bevölkerungswissenschaftlichen Theorien beweisen sollen.
Der Artikel aus dem Jahr 2010
richtete sich insbesondere gegen den Trend zur späten Mutterschaft:
"Zum Vergleich: Im Jahr 1984
(in dem das Alter der Erstgebärenden erstmals ermittelt wurde) lag
das Durchschnittsalter bei 26,6 bzw. bei 24,1 Jahren beim ersten
Kind. Rille-Pfeiffer sieht darin auch die Hauptursache für
Kinderlosigkeit. »Die Leute schieben die Fertilität so lange
hinaus, bis es nicht mehr geht.«"
SCHUH stellt das
"außergewöhnliche" Kinderkriegen der porträtierten Frauen
folgendermaßen dar:
"Die gewollte Kinderlosigkeit
(bei Frauen zwischen 18 und 45) liegt bei rund zehn Prozent und
verändert sich mit dem Alter der Frauen. »Je älter die Frauen
sind, desto nachrangiger wird der Kinderwunsch«, so Neuwirth. Bei
den drei Niederösterreicherinnen war offenbar das Gegenteil der
Fall. Oder sie waren für den »nachrangig werdenden Kinderwunsch«
noch zu jung. Allerdings liegen sie mit dem Alter knapp über 30
als Erstgebärende über dem Durchschnitt. 2012 waren Erstgebärende
im Schnitt 28,8 Jahre alt."
Lagen die porträtierten Frauen
tatsächlich über dem "Durchschnitt" oder handelt es sich nicht hier
um etwas, das der Sozialwissenschaftler Jürgen LINK als Normalismus
bezeichnet, das heißt eine statistisch konstruierte Normalität, von
der die Porträtierten angeblich abweichen?
Für Akademikerinnen wie die
porträtierten Frauen (eine Controllerin, eine Gymnasiallehrerin und
eine Mitarbeiterin einer Medienagentur) liegt das Erstgebäralter
höher als für Frauen mit niedrigerem Bildungsniveau, aber dafür gibt
es keine statistischen Informationen, sondern nur über den
"Bevölkerungsdurchschnitt". Man kann also davon ausgehen, dass die
porträtierten Frauen mit ihren Geburten im normalen Bereich
("Akademikerinnendurchschnitt") liegen und nicht wie suggeriert ihre
Kinder "zu spät" (im Vergleich mit anderen Akademikerinnen) bekommen
haben.
Man kann das Kinderkriegen
jenseits der 30 kritisieren und früheres Gebären propagieren, aber
bitte nicht mit statistischen Tricks, sondern mit Argumenten, die
diskutiert werden können. Mediale Bevölkerungspolitik basiert jedoch
auf impliziten Denkverboten, wie in den beiden Artikeln von SCHUH.
SCHLAFFER, Edit (2014): Nonnen, "ein Zimmer für dich allein" und die
Folgen.
In der schönen Provinz Österreich
erreichen uns Debatten nur zeitverzögert; Deswegen wird hierzulande
noch über Quoten diskutiert, während international die Frauenfrage
längst im Turbokapitalismus angekommen ist,
in:
Die Presse am Sonntag v. 02.03.
PROFIL-Titelgeschichte:
Wie schlecht war Ihre Mutter?
Falls Sie unter Bindungsstörungen, Aggressionen, psychischen
Defekten leiden... |
HAGER, Angelika
(2014): Wie schlecht war Ihre Mutter?
Nicht alle Mütter haben das Talent
für bedingungslose Liebe. Manche verwechseln ihre Kinder mit einem
Kampfauftrag. Sie geben ihnen ein gewaltiges Konfliktpotenzial –
Aggressionen, psychische Defekte, Bindungsstörungen – mit auf den
Weg. Experten erklären, welche Muttertypen es gibt und welche
Langzeitschäden sie anrichten können,
in:
Profil Nr.20 v. 12.05.
BALTACI, Köksal
(2014): "Rückbau unumgänglich".
Landflucht und Alterung:
Raumordnungsexperte Heinz Faßmann fordert, das Schrumpfen von
ländlichen Regionen nicht zu bekämpfen,
in:
Die Presse v. 29.06.
FREYNSCHLAG, Sophia (2014): Das Geschäft mit einsamen Herzen.
Eine Partnervermittlung verlangte
von einem Steirer mehr als 6000 Euro - auch beim Online-Dating
lauern Fallen,
in: Wiener Zeitung Online
v. 15.04.
ETTLINER, Karl (2014): "Man darf Junge nicht mundtot machen".
Johanna Tradinik,
Vorsitzende der Bundesjugendvertretung, sieht Gemeindepolitik als
Vorbild. Sie fordert die gemeinsame Schule der Zehn- bis
15-Jährigen. Gleichstellung im Beruf werde es ohne Frauenquoten
nicht geben,
in:
Die Presse v. 30.06.
LINSINGER, Eva (2014):
Eiertänze.
Das Fortpflanzungsgesetz ist
hoffnungslos veraltet, realitätsfremd und verlogen,
in:
Profil Nr.45 v. 03.11.
"Der deutsche Bundestag hat
vorexerziert, wie Politiker mit medizinisch-ethischen Fragen umgehen
können. Ausdrücklich ohne Fraktionszwang wurde quer über die
Parteigrenzen sensibel diskutiert und abgestimmt, was erlaubt und was
verboten sein soll. In Österreich scheuen Politiker die überfällige
Debatte und überlassen grundlegende Fragen der Bioethik lieber den
Höchstgerichten",
lobt Eva LINSINGER die deutschen
Verhältnisse, während der deutsche
Focus (vgl. "Leiden fürs Wunschkind", 27.10.2014) erst vor kurzem die österreichischen Verhältnisse lobte:
"In ihrer Verzweifelung begann Anna
Stahr nach Alternativen zu suchen. Sie stieß auf Nicolas Zech. Der
Reproduktionsmedizin im österreichischen Bregenz wirbt gezielt um
deutsche Patientinnen - mit dem Versprechen, bei ungewollter
Kinderlosigkeit besser helfen zu können als seine deutschen Kollegen.
(...).
Der Reproduktionsexperte profitiert davon, dass hierzulande die
Gesetze zur künstlichen Befruchtung im Vergleich zu Österreich und dem
Rest Europas am restriktivsten sind."
Und die Moral von der Geschichte?
Nationale Zeitungen oder Magazine sind gestrig! Sie sind an einer
Leserschaft ausgerichtet, die noch nationale Grenzen kennt, statt sich
grenzüberschreitend zu informieren. Solidarität mit einem
Journalismus, der so engstirnig ist?
2017
SEISER, Monika
(2017): Aufbau ohne Abbau.
Erstmals nach langer Zeit entsteht
in Europa wieder ein Stahlwerk - im österreichischen Kapfenberg. Für
die alte Industrieregion bedeutet dies eine Belebung,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 04.12.
"Vielleicht führen die kräftigen
Geldflüsse auch zu einer stärkeren Besiedlung der Stadt, die von der
Entwicklung von Böhler abhängt. In den Nachkriegsjahren bis 1971
erhöhte sich die Zahl der Bevölkerung auf einen Höchststand von
26.3000 Einwohnern. Damals beschäftigte Böhler rund 8.000 Mitarbeiter.
Die darauffolgende Stahlkrise und die fortschreitende Privatisierung
des Unternehmens, durch die sich die Zahl der Böhler-Beschäftigten auf
3.500 um den Jahrtausendwechsel reduzierte, ließ die Einwohnerzahl bis
auf 21.831 im Jahr 2011 sinken. Jetzt zählt die Stadt 23.000 Bürger.
Die Steigerung erklärt sich durch die Zusammenlegung der Gemeinden
Kapfenberg und Parschlug im Rahmen der Steiermärkischen
Gemeindestrukturreform",
berichtet Monika SEISER aus dem
österreichischen Kapfenberg.
2018
STATISIK AUSTRIA
(2018): Positive Geburtenbilanz 2017: 4.363 mehr Geburten als
Sterbefälle.
in:
Pressemitteilung Statistik Austria v.
17.05.
"Im Jahr 2017 wurden in Österreich
laut endgültigen Ergebnissen von Statistik Austria 87.633 Kinder
geboren, 42 weniger als im Vorjahr. Im gleichen Zeitraum wurden
insgesamt 83.270 Sterbefälle verzeichnet, um 2.601 mehr als im Jahr
davor. Obwohl die Geburtenzahl 2017 nahezu unverändert blieb (-0,05%)
und die Zahl der Sterbefälle um 3,2% anstieg, war die Geburtenbilanz
mit +4.363 erneut deutlich positiv (2016: +7.006)", meldet Statistik
Austria.
STATISIK AUSTRIA
(2018): Einwanderung kompensiert künftige Geburtendefizite.
in:
Pressemitteilung Statistik Austria v.
22.11.
Die österreichische
Statistikbehörde hat eine Bevölkerungsprognose 2017 - 2100
vorgestellt!
STATISTIK AUSTRIA (2018):
Demographisches Jahrbuch 2017, Dezember
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