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Einführung
Ein Blick in die Vergangenheit der Zukunft
Deutschlands bietet die Möglichkeit die Grenzen von
Bevölkerungsvorausberechnungen zu erkennen. Welche Zukünfte
wurden uns Deutschen prophezeit und was ist davon überhaupt
eingetreten? Diese Bibliografie ermöglicht einen Vergleich
zwischen zeithistorischen Befürchtungen bezüglich des
demografischen Wandels und der tatsächlichen Entwicklung in
Deutschland.
Kommentierte Bibliografie (Teil 2: 2001 -
2005)
2001
SOMMER, Bettina
(2001): Entwicklung der Bevölkerung bis 2050.
Ergebnisse der
neunten koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung des
Bundes und der Länder,
in: Wirtschaft und Statistik, Heft 1, S.22-29
ZEIT-Dossier:
Land ohne Leute |
KIRCHBACH,
Roland (2001): Land ohne Leute.
Der
Bevölkerungsschwund in Deutschland facht
neue Verteilungskämpfe an. Ein Gerangel
um Schüler, Kunden, Fachkräfte beginnt
- und spaltet die Republik in Gewinner-
und Verliererregionen. Ein Report über
soziale Konflikte in schrumpfenden
Städten,
in: Die ZEIT Nr.20
v. 10.05.
Roland
KIRCHBACH malt ein düsteres Bild der Zukunft von Essen: "Die
vier Kinder der Krauses gehören zur großen Zahl jener Essener,
die dafür sorgten, dass die Metropole des Ruhrgebiets
schrumpft - schneller als andere Städte. Und die Verbliebenen
tragen dazu bei, aus Essen eine Stadt der Alten zu machen.
Wegen der niedrigen Geburtenraten sank die Zahl der Essener
von 728 000 im Jahr 1960 auf heute 599 000. In dieser Zeit
verdoppelte sich der Anteil der über 65-Jährigen - auf fast 20
Prozent.
Wegen seiner ungünstigen Altersstruktur wird Essen auch in
Zukunft stark altern und letztlich schrumpfen. Dabei ist die
Bilanz von Zu- und Abwanderung seit zehn Jahren ausgeglichen
der Verlust beruht allein darauf, dass wesentlich mehr
Menschen sterben, als Kinder geboren werden. Schon im Jahr
2015 wird Essen nicht mehr die zweitgrößte Stadt
Nordrhein-Westfalens sein, sondern auf Rang vier abrutschen.
(...)
Einer städtischen Studie zufolge, die
finanzielle Folgen des Bevölkerungsschwunds beleuchtet, müssen
24 Kindergärten zwischen 2006 und 2010 geschlossen werden, bis
2015 weitere sieben. 217 Erzieherinnen werden dann nicht
mehr gebraucht. Öffentliche Dienste von der Müllabfuhr bis zum
Nahverkehr werden ausgedünnt, zugleich die Gebühren erhöht."
FRICKEL, Thomas/HECKEL,
Margaret/TUTT, Cordula (2001): Die Krise hat begonnen.
Die Minus-Gesellschaft (1): Immer weniger, immer älter -
Was die Geburtenflaute für Deutschland bedeutet,
in: Financial Times Deutschland v. 28.05.
Die Financial Times
Deutschland startet eine 5teilige Serie. Ein Kasten
belehrt uns über die dramatische Wende. Danach werde die
Bevölkerung in Deutschland nur noch bis zum Jahr 2010 auf gut
83 Millionen Einwohner steigen, um danach bis 2050
unaufhörlich zu schrumpfen und zwar auf ca. 75 Millionen
Menschen.
TICHY,
Andrea & Roland TICHY (2001): Die Pyramide steht Kopf. Die
Wirtschaft in der Altersfalle und wie sie ihr entkommt,
München: Piper Verlag
Yetties -
ein Begriff der New-Economy-Blaseneuphorie kurz vor dem
Platzen der Wunschträume - sind für die TICHYs die Prototypen
der Single-Gesellschaft:
"»Sie sind
jung und zumeist Single,
sie sind flexibel und verstehen sich selbst als ihre eigenen
Unternehmer.« In den USA wurde
für diesen Menschentyp der Name »Yettie« geprägt. Das
steht für »young, entrepreneurial, tech-based«, was übersetzt
so viel wie »junger Internet-Unternehmer« bedeutet. Yetties
empfinden Arbeit häufig anders als ihre streßgebeutelten
Eltern: »Für einen Yettie ist die viele Arbeit nicht eine
unnatürliche Belastung, sondern die erstrebenswerte Norm«, so
der Sozialwissenschaftler Andreas Boes von der Technischen
Universität Darmstadt. Dem Job wird alles untergeordnet, auch
Freizeit und Freunde. Das Büro wird zum vernetzten Wohnzimmer.
Grenzen zwischen Freizeit und Arbeit verwischen, die
Arbeitskollegen avancieren zur Ersatzfamilie. Das Unternehmen
hat die Aufgabe, für die Nestwärme zu sorgen"
(2001, S.53)
Die
Single-Gesellschaft wird zum Zerfallsprodukt der angeblich
heilen Familienwelt früherer Generationen stilisiert:
"Die
Familie im traditionellen Sinn hat in den vergangenen 150
Jahren zeitgleich mit der Entwicklung der Sozialpolitik ihre
Funktion verloren. (...). In diesem Zeitraum hat sich die
Familie von einer Produktions-, Konsum- und
Fürsorgegemeinschaft, in der drei Generationen voneinander
abhängig leben und wirtschaften, zu einem
Lebensabschnitts-Zweckbündnis gewandelt. Noch um 1900 waren
etwa 45 Prozent aller Haushalte Großhaushalte mit mindestens
fünf Personen, in denen oft mehrere Generationen unter einem
Dach lebten. Bis 1999 ist diese Art zu leben auf einen Anteil
von nur 4,4 Prozent zurückgegangen.
Immer mehr Menschen wohnen und leben allein. »Die Zahl der
Single-Haushalte wächst in einem nie gekannten Ausmaße und hat
sich in den letzten hundert Jahren mehr als verfünffacht«,
beobachtet Professor
Horst
Opaschowski, Leiter des BAT-Freizeit-Forschungsinstituts
in Hamburg.
Eine
Hauptursache für den Anstieg Alleinlebender ist die
gesellschaftliche Aufwertung des Single-Daseins. Immer
mehr Menschen genießen das Singleleben in vollen Zügen, und
viele haben die materiellen Voraussetzungen dafür."
(2001, S.245f.)
Die
Kultur der
Kinderlosigkeit gilt den TICHYs als das zentrale Problem
des Geburtenrückgangs, wobei sie die
Fehleinschätzungen mit dem nationalkonservativen
Bevölkerungswissenschaftler Herwig BIRG teilen und sogar noch
zuspitzen:
"»1961
wurden in Deutschland knapp 1,3 Millionen Kinder geboren,
rund 500 000 mehr als 1999. Der Anteil lebenslang
kinderloser Menschen, der sich heute mit Riesenschritten
auf die 40-Prozent-Marke der Bevölkerung zubewegt, lag
damals bei 10 Prozent (...)«"
(2001, S.252)
Die
heutige Kinderlosigkeit wird von den
Bevölkerungswissenschaftlern (...) häufig als »neu«
bezeichnet, da es sich überwiegend um freiwillige, durch
die sozialen Umstände zwar verursachte, aber auf
individuellen Entscheidungen beruhende Kinderlosigkeit
handelt. So wird der Geburtenjahrgang 1965 in
Westdeutschland zu rund 30 Prozent kinderlos bleiben. Im
Vergleich dazu blieben bei den Frauen des Jahrgang 1950
nur 15 Prozent kinderlos."
(2001, S.257f.)
Die Mythen
der
Demografisierung gesellschaftlicher Probleme kreisen um
magische Zahlen, mit denen Zäsuren herbeigeschrieben werden:
"Das Jahr
1998 markiert für die deutsche Bevölkerung eine Wendemarke:
Erstmals übertraf die Anzahl der Alten die Zahl der Jungen.
Und die Altersschere öffnet sich schnell. Im Jahr 2050 wird
sich die Zahl der jungen Menschen von heute 17 Millionen auf
10 Millionen reduziert haben; Menschen, die älter als 60 sind,
wird es rund 15 Millionen mehr geben als noch im Jahr 2000.
Damit ist Deutschland eines der am schnellsten alternden
Völker, beobachtet Jens Weidmann, Generalsekretär des
Sachverständigenrates zur Begutachtung der
gesamtgesellschaftlichen Entwicklung (»Fünf Weisen«). In 35
Jahren könnte Deutschland dann nach den Prognosen des
Statistischen Bundesamtes den traurigen Rekord der ältesten
Bevölkerung der Welt aufstellen.
Die Umkehrung des Altersaufbaus unserer Gesellschaft wird
zu massiven Umwälzungen führen. Die Senioren werden plötzlich
zur ökonomischen Macht, die die Gelder verteilt. Es entstehen
riesige Märkte, um die Alten bei Laune und Gesundheit zu
halten. Für die Bedürfnisse der Jungen bleibt immer weniger
übrig." (2001, S.67)
Internationale Vergleiche, die mit dem neoliberalen
Kampfbegriff der "Nachhaltigkeit" als Maßstab daherkommen,
sollen uns den richtigen Weg weisen.
Schweden, das Verfechtern der Doppel-Karriere-Familie als
Vorbild gilt, wird in diesem
Kampf um die
Normalfamilie der Mitte zum Problemfall erklärt:
"Schweden
fördert seit Ende der dreißiger Jahre die Familie und leistete
Pionierarbeit bei Sozialleistungen wie Mutterschaftsurlaub und
Kindergeld. Damit konnte das Land im Norden Europas aber nicht
verhindern, daß die Geburtenrate in den siebziger Jahren stark
abnahm. In den späten achtziger Jahren und zu Beginn der
neunziger Jahre schaffte Schweden jedoch den Turnaround -
wenigstens vorübergehend. Es übertrag die Bestandhaltungszahl
von 2,1 und lag damit weit über der Geburtenrate in der
Europäischen Union. Der entscheidende Faktor für diesen Erfolg
war eine neue Form von Unterstützung, die sogenannte
»Geschwindigkeitsprämie« für das nächste Kind. Diese Reform,
die 1980 eingeführt wurde, bedeutet, daß Müttern weiterhin
Mutterschaftsurlaub auf der Grundlage ihres Einkommens vor dem
ersten Kind bezahlt wurde, wenn sie bald darauf ein zweites
Kind bekamen. (...).
Doch der Anstieg erwies sich als kurzlebig. Die Geburtenrate
fiel ebenso schnell, wie sie gestiegen war, wieder ab. Im Jahr
1998 betrug sie 1,5 - der niedrigste Wert in der schwedischen
Geschichte und eine Bestätigung für die These, daß die
»gewollte« Anzahl von Kindern tatsächlich auf diesem
stabil-niedrigen Niveau liegt."
(2001, S.270)
Dagegen
wird Frankreich
zum strahlenden Vorbild einer wirtschaftsfreundlichen
Familienordnung der "Nicht-Einmischung" erkoren:
"Frankreich verfolgt eine Familienpolitik mit ganz anderen
Zielen: Dort geht es darum, das Arbeitskräftepotenzial
möglichst optimal auszunutzen. Es geht weniger um die
Gleichstellung der Geschlechter oder die Veränderung der
traditionellen Arbeitsteilung. Besondere Anreize zum
Einbezug von Vätern in die Erzieherrolle gibt es nicht.
Die Familie wird aber durch ein traditionell hohes Angebot
an Ganztagsbetreuungseinrichtungen für Kinder aller
Altersklassen unterstützt.
Die direkte finanzielle Unterstützung der Familien ist
dagegen eher karg". (2001, S.271)
"Die
höchste Geburtenrate hat Irland mit seiner
Laissez-faire-Haltung, gefolgt vom traditionell
orientierten Luxemburg. Das familienpolitisch aktive und
sozialdemokratisch-fortschrittliche Schweden ist ähnlich
geburtenarm wie das in der Familienpolitik konservativer
geprägte Deutschland; als großes Flächenland hat allein
Frankreich derzeit mit seiner Politik der Nichteinmischung
in die innerfamiliäre Ordnung, verbunden mit einem breiten
Betreuungsangebot, eine vergleichsweise hohe
Geburtenzahl." (2001, S.275)
Das Jahr
2020 wird in den Augen der TICHYs den Beginn des
wirtschaftlichen Niedergangs aufgrund der Alterung der
Bevölkerung markieren:
"»Die
neuen demographischen Trends werden zu einer neuen
internationalen Hackordnung führen. Die
USA wird in der
ersten Hälfte des 21. Jahrhunderts die vorherrschende
Wirtschaftsmacht bleiben, nicht zuletzt auf Grund ihres
fortlaufenden Bevölkerungswachstums durch Einwanderung.
Aber die Nachkriegsgewinner
Japan und
Deutschland werden die Verlierer sein, wenn ihre
Wirtschaften stagnieren oder sogar schrumpfen, weil die
Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter abnimmt.« Dies
schreibt der englische Wirtschaftsjournalist Paul Wallace
in seinem Buch
Altersbeben. In einer Rangliste von 146 Ländern,
die das Londoner Wirtschaftsforschungsinstitut Lombard
Street Research in Sachen Wachstumspotential bis zum Jahr
2020 aufstellte, landete Deutschland auf dem 144. Platz -
vor
Italien und
Belgien."
(2001, S.289)
Die
Erhöhung des Renteneintrittsalters, die im Kern auf die
Erhöhung der Lebensarbeitszeit abzielt und der
Beitragssatzstabilisierung dient, wird uns als Königsweg zur
Stabilisierung des Rentensystems gepriesen:
"In
ihrer Studie »Reforms for an Aging Society« aus dem Jahr
2000 macht die OECD unmißverständlich deutlich, in welche
Richtung die Politik in den industrialisierten Ländern
künftig zielen muß: Den Trend umzukehren, daß immer
weniger Lebenszeit in einem Arbeitsverhältnis verbracht
wird und immer mehr Zeit im Ruhestand.
So sieht es auch der Sozialbeirat der Bundesregierung. In
seinem neuesten Bericht ist zu lesen: »Die Verlängerung
der Lebensarbeitszeit stellt eine sehr effiziente Maßnahme
zur Dämpfung der Beitragssatzdynamik dar.« Ein Jahr
Aufschub des Renteneintritts entlastet die Rentenkassen um
10,2 Milliarden Euro.
Theoretisch könnte es sogar gelingen, durch Mobilisierung
älterer Menschen das potentielle Unterstützungsverhältnis,
also die Zahl der Arbeitnehmer, die einen Rentner
ernähren, auf dem Niveau von 1995 zu halten. Allerdings
wäre dafür eine drastische Erhöhung der Lebensarbeitszeit
nötig. Nach Berechnungen der Vereinten Nationen müßten die
Deutschen im Schnitt bis sie 77,2 Jahre alt sind arbeiten,
um dies zu erreichen."
(2001, S.303f.)
BIRG,
Herwig (2001): Die demografische Zeitenwende.
Bevölkerungsrückgang in Deutschland und Europa, München: C.H.
Beck Verlag
Herwig BIRG hält sich bei
der Bevölkerungsvorausberechnung erst gar nicht mit kurzen
Zeiträumen auf, denn erklärtes Ziel ist nicht eine
Vorausberechnung realistischer Entwicklungen, sondern die
Durchsetzung von politischer Maßnahmen:
"eine Bevölkerungsprognose
(...) dient (dazu) (...), politische Reaktionen und Maßnahmen
herbeizuführen" (2001, S.97)
Von daher ist es
konsequent, dass lediglich für 2030, 2050, 2080 und gar 2100
Zahlen genannt werden (2001, S.104).
36 Varianten wurden
durchgerechnet (Wanderungssaldo 0 bis 300.000),
Lebenserwartung Männer (81 bis 87 Jahre) Frauen (87 bis 93
Jahre) und Geburtenraten von 1,4 über 1,6 bis 2,1. Basisjahr
der Vorausschätzung war der 1.1. 1998. Die 36 Varianten wurden
im Auftrag des Gesamtverbands der Deutschen
Versicherungswirtschaft im Vorfeld zur Rentenreform 2001
berechnet (vgl. 2001, S.101). Es ging also darum die kapitalgedeckte Altersvorsorge durchzusetzen.
Als Referenz dient BIRG die
9.
koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen
Bundesamtes. Abweichend hiervon benutzt BIRG einen anderen
Bevölkerungsbegriff, der sich nach dem Abstammungsprinzip und
nicht nach dem Territorialprinzip richtet.
Für die EU wird eine
Vorausberechnung für 15 Länder vorgestellt, wobei davon
ausgegangen wird, dass die damaligen Geburtenraten konstant
bleiben. Dies führt z.B. dazu, dass für
Frankreich
von einer Schrumpfung der Bevölkerung ausgegangen wird (vgl.
2001, S.123). Ein Anstieg, wie er von der UN angenommen wurde
(von 1,71 im Jahr 1995 auf 1,86 bis 2050) wurde als
unrealistisch ("politisch korrekt") abgetan (vgl. 2001, S.121)
Kapitel 9 befasst sich u.a.
mit der
Haushaltsentwicklung, wobei hier für das Jahr 2015 Zahlen
genannt werden, die sich bald überprüfen lassen:
"Die im folgenden dargestellte
Haushaltsprognose wurde aus den
Bevölkerungsvorausschätzungen des Verfassers für die
Rentenreform 2000 abgeleitet (...). Diese
Bevölkerungsvorausberechnung vom November 1999 stimmt mit
der des Statistischen Bundesamtes vom Juli 2000 in ihren
langfristigen Ergebnissen überein. Die mittlere Variante
des Verfassers liegt zwischen den Varianten 1 und 2 der
sogenannten »9. koordinierten
Bevölkerungsvorausberechnung« des Statistischen
Bundesamtes." (2001, S.140)
"Die wesentlichen
Ergebnisse sind:
(1) Die Bevölkerungszahl nimmt von 2000 bis 2030 von 82,0
auf 77,5 Mio. und bis 2050 auf 68,0 Mio. ab (mittlere
Variante). Gleichzeitig wächst die Zahl der Haushalte
wegen der zurückgehenden Haushaltsgröße noch von 1998 bis
2015 von 37,5 auf 39,2 Mio. Danach geht sie bis 2030 auf
38,7 Mio. und bis 2050 auf 34,6 Mio. zurück.
(2) Die Zahl der Einpersonenhaushalte erhöht sich von 1998
bis 2015 von 13,3 Mio. auf 14,4 Mio. und bis 2030 auf 15,2
Mio. Danach geht sie bis 2050 auf 13,8 Mio. zurück. Der
Anteil der Einpersonenhaushalte wächst kontinuierlich von
1998 bis 2030 von 35,4 auf 39,2 und bis 2050 auf 39,8 %.
(3) Die Zahl der Mehrpersonenhaushalte steigt von 1998 bis
2015 nur geringfügig von 24,2 auf 24,8 Mio., danach nimmt
sie bis 2030 auf 23,5 und bis 2050 auf 20,8 Mio. ab.
(4) Die Haushaltsgröße (Zahl der Personen je Haushalt)
sinkt kontinuierlich von 1998 bis 2030 von 2,19 auf 2,00
und bis 2050 auf 1,96 (...).
(5) Die Zahl der Personen je Haushalt in
Mehrpersonenhaushalten verringert sich von 1998 bis 2030
von 2,84 auf 2,70 und bis 2050 auf 2,60."
(2001, S.144)
Im Kapitel 11 werden die
Annahmen, die für das
Pflegefehlurteil aus dem Jahr 2001
verantwortlich gewesen sind, auf die Rentenversicherung
ausgeweitet. Hier lässt sich nachlesen, dass von BIRG eine
Reihe von möglichen Maßnahmen vorab ausgeklammert werden:
"Eine andere Möglichkeit
ist, die Erhöhung der Zahl der Beitragszahler durch eine
Steigerung der Frauenerwerbstätigkeit oder durch die
Beseitigung der Arbeitslosigkeit, aber die Wirkung dieser
Maßnahmen reicht auf Dauer nicht aus, weil die Zahl der
Personen in der Altersgruppe 20-60 bis 2050 in der
Größenordnung von 16 Mio. zurückgeht." (2001, S.172)
Die Begründung ist
scheinheilig, weil erstens gar nicht von einer Konstanz der
Entwicklung über einen so langen Zeitraum ausgegangen werden
kann und zweitens weil auch über den Arbeitskräftebedarf des
Jahres 2050 nur spekuliert werden kann. Die Auswirkungen von
Digitalisierung und Roboterisierung sind kaum abschätzbar,
ganz zu schweigen von Innovationen, die noch völlig unbekannt
sind.
Die Steuerfinanzierung wird
ebenfalls nicht berücksichtigt, weil dies angeblich dem
"Äquivalenzprinzip" widersprechen würde. Der
Rentenversicherung wurden jedoch immer wieder Lasten
aufgebürdet, die diesem Prinzip ebenfalls widersprechen (z.B.
die Wiedervereinigung oder die Mütterrente).
Stattdessen werden nur drei
Faktoren diskutiert: Beitragssatzerhöhung, Rentenniveausenkung
und Anhebung des Renteneintrittsalter. Entsprechend dieser
verengten Diskussion steht der
Altenquotient und nicht der aussagekräftigere Rentnerquotient
im Blickpunkt. Die Verhinderung von Debatten ist Ausdruck
gesellschaftlicher Machtverhältnisse ("Non-Decision-Making").
2002
DEUTSCHER BUNDESTAG (2002): Schlussbericht der
Enquête-Kommission "Demographischer Wandel".
Herausforderungen unserer älter werdenden Gesellschaft an den
Einzelnen und die Politik, Drucksache 14/8800
Im
Schlussbericht der Enquête-Kommission wird -
im
Gegensatz zum ersten Zwischenbericht - nicht mit dem
Anteil der Hochbetagten an der Gesamtbevölkerung, sondern mit
einem Hochbetagtenquotienten gerechnet, der den Anteil der
80-Jährigen und Älteren auf den Anteil der 20-79-Jährigen
bezieht. Welchen Unterschied das macht, zeigt die folgende
Tabelle:
|
1991 |
1992 |
1993 |
1994 |
1995 |
1996 |
1997 |
1998 |
1999 |
Anteil der Hochbetagten an der Bevölkerung (in %) |
3,8 |
3,9 |
4,0 |
4,1 |
4,0 |
3,9 |
3,7 |
3,5 |
3,6 |
Hochbetagtenquotient |
5,1 |
5,3 |
5,4 |
5,5 |
5,4 |
5,2 |
4,9 |
4,7 |
4,8 |
Quelle:
Hochbetagtenquotient: Bundestag-Drucksache 2002, S.26,
Anteil der Hochbetagten:
destatis.de (Stand 01.05.2015) |
Für das
Jahr 2010 wird ein Hochbetagtenquotient von 6,5 erwartet, der
sich bis 2020 auf 8,7 erhöht (vgl. Tabelle 10, S.33).
MIEGEL, Meinhard (2002): Die deformierte Gesellschaft. Wie
die Deutschen ihre Wirklichkeit verdrängen, Berlin, München:
Propyläen Verlag
Meinhard MIEGEL berechnet
ein unrealistisches Szenario ohne Zuwanderung, um eine
fiktive Bevölkerungsentwicklung bis ins Jahr 2080
fortzuschreiben.
"Die
Kinderarmut individualistischer Wohlstandsgesellschaft ist
(...) Ausdruck des Wesenskerns dieser Gesellschaft. (...)
Das aber bedeutet, dass die Kinderarmut anhalten wird,
solange diese von der großen Bevölkerungsmehrheit tief
verinnerlichte Gesellschaftsform bestehen bleibt. Solange
ist ein dauerhafter Wiederanstieg der Geburtenrate
unwahrscheinlich. Wahrscheinlicher ist ihr weiterer
Rückgang.
Dennoch sei unterstellt, dass die seit dreißig Jahren
recht stabile westdeutsche Geburtenrate unverändert
bleibt,
die derzeit niedrigere ostdeutsche bis 2010 das
westdeutsche Niveau erreicht, die Zuwanderer noch lange
ihre höhere Geburtenrate beibehalten und die
Lebenserwartung des älteren Bevölkerungsteils weiter
kräftig steigt. Dann würde ohne Zuwanderer die Bevölkerung
in den kommenden zehn Jahren um 2,5 Millionen abnehmen,
von 2011 bis 2020 um weitere 3,9 Millionen, bis 2030
nochmals um 5,2 Millionen und bis 2040 erneut um 6,2
Millionen. Insgesamt verlöre Deutschland innerhalb der
nächsten vierzig Jahre knapp 18 Millionen Einwohner, mehr
als derzeit die Bevölkerung der neuen Bundesländer zählt.
Bei Fortdauer dieses Trends hätte sich bis 2080 die
gegenwärtige Bevölkerungszahl auf vierzig Millionen
halbiert." (2002, S.23) "Die
Kinderarmut individualistischer Wohlstandsgesellschaft ist
(...) Ausdruck des Wesenskerns dieser Gesellschaft. (...)
Das aber bedeutet, dass die Kinderarmut anhalten wird,
solange diese von der großen Bevölkerungsmehrheit tief
verinnerlichte Gesellschaftsform bestehen bleibt. Solange
ist ein dauerhafter Wiederanstieg der Geburtenrate
unwahrscheinlich. Wahrscheinlicher ist ihr weiterer
Rückgang.
Dennoch sei unterstellt, dass die seit dreißig Jahren
recht stabile westdeutsche Geburtenrate unverändert
bleibt,
die derzeit niedrigere ostdeutsche bis 2010 das
westdeutsche Niveau erreicht, die Zuwanderer noch lange
ihre höhere Geburtenrate beibehalten und die
Lebenserwartung des älteren Bevölkerungsteils weiter
kräftig steigt. Dann würde ohne Zuwanderer die Bevölkerung
in den kommenden zehn Jahren um 2,5 Millionen abnehmen,
von 2011 bis 2020 um weitere 3,9 Millionen, bis 2030
nochmals um 5,2 Millionen und bis 2040 erneut um 6,2
Millionen. Insgesamt verlöre Deutschland innerhalb der
nächsten vierzig Jahre knapp 18 Millionen Einwohner, mehr
als derzeit die Bevölkerung der neuen Bundesländer zählt.
Bei Fortdauer dieses Trends hätte sich bis 2080 die
gegenwärtige Bevölkerungszahl auf vierzig Millionen
halbiert."
(2002, S.23)
Die unrealistische
Annahme einer dauerhaft höheren Geburtenrate der Zuwanderer
wird 5 Seiten weiter wieder relativiert, um dann das Ende
der europäischen Zuwanderung zu erklären:
"In
der Westhälfte Europas ist der Wanderungssaldo
mittlerweile ausgeglichen.
Es gibt kaum noch
Wanderungsgewinner oder -verlierer. Die wirtschaftlichen
Unterschiede sind nicht mehr groß genug, um Menschen zu
veranlassen, ihre angestammten Sprach- und Kulturräume
sowie ihre sozialen Bindungen aufzugeben. Die Zeiten, in
denen süditalienische, portugiesische oder griechische
Arbeitskräfte dankbar gen Norden zogen, sind längst
vorbei.
(2002, S.28)
Die Zuwanderung nach der
unvorhergesehenen "Finanzkrise" widerlegt Meinhard MIEGELs
Aussagen gründlich. Aufgrund des Bruchs im Verhalten, geht -
nicht nur MIEGEL - von falschen Annahmen zur Zuwanderung
aus:
"Bei
einer stabilen westdeutschen und steigenden ostdeutschen
Geburtenrate, weiter zunehmender Lebenserwartung und einem
weitgehend problemlos aufnehmbaren Zustrom von jährlich
hunderttausend Zuwanderern nimmt die Bevölkerung
Deutschlands bereits in den kommenden zehn Jahren um 1,3
Millionen Menschen ab. Allerdings erfolgt diese Abnahme
regional unterschiedlich. Die Ostdeutschen, zu denen im
folgenden auch alle Berliner gerechnet werden, sind weit
überproportional von ihr betroffen."
(2002, S.56)
Die Annahmen einer zu
niedrigen Zuwanderung hat Folgen für die Beurteilung der
innerdeutschen Migration bzw. Bevölkerungsentwicklung:
"Seit
der Wiedervereinigung haben sich - bedingt durch einen
steilen Geburtenrückgang und Abwanderungen -
Bevölkerungszahl und -anteil weiter auf 17,2 Millionen
beziehungsweise 21 Prozent vermindert. Damit hat
Ostdeutschland seit 1950 weit mehr als ein Siebentel
seiner Bevölkerung verloren. Dieser Trend wird sich
künftig voraussichtlich fortsetzen.
Allein aufgrund des absehbaren Sterbeüberschusses wird
sich die Bevölkerungszahl bis 2010 weiter um knapp eine
halbe Million vermindern. Hinzu kommt die noch immer anhaltende innerdeutsche Ost-West-Wanderung, die so lange
fortdauern wird, bis das kritische Gefälle bei den
Wirtschafts- und Lebensbedingungen unterschritten ist. Das
wird kaum vor 2010, möglicherweise aber auch noch später
der Fall sein. (...). Schließlich ist zweifelhaft, ob von
den hier unterstellten hunderttausend Zuwanderern im Jahr,
dem heutigen Bevölkerungsanteil der Ostdeutschen
entsprechend, ein Fünftel in die neuen Bundesländer zieht.
Geschieht das nicht, wird die ostdeutsche Bevölkerung bis
2010 auf etwa 16,6 Millionen zurückgehen - zuzüglich der
zu erwartenden innerdeutschen Wanderungsverlust.
Diese Entwicklung ist wahrscheinlich." (2002, S.56)
"Während die neuen
Bundesländer - deutlich spürbar - weitere vier Prozent
ihrer Bevölkerung verlieren dürften, wird der Rückgang der
westdeutschen Bevölkerungszahl mit weniger als einem
Prozent kaum wahrnehmbar sein." (2002, S.58)
Die tatsächliche
Bevölkerungsentwicklung in Deutschland von 2001 bis 2010
sieht gemäß dem aktuellen Statistischen Jahrbuch 2014
folgendermaßen aus: Die westdeutsche Bevölkerung ist nicht
um 1 Prozent gesunken, sondern von 65,323 auf 65,426
Millionen minimal angewachsen. Dagegen ist die ostdeutsche
Bevölkerung von 17,118 auf 16,326 Millionen zurückgegangen.
Und dies bei der falschen Annahme, dass sich die
Geburtenrate an das westdeutsche Niveau angleichen würde.
Stattdessen lag die Geburtenrate in Ostdeutschland bereits
im Jahr 2008 höher als in Westdeutschland.
Im Jahr 2010 lag die Geburtenrate im Westen bei 1,39 und im
Osten bei 1,46.
Zur
Auseinanderentwicklung in der Altersgruppe der unter
20jährigen in Ost und West heißt es:
"Schon
in den kommenden zehn Jahren wird bei der Entwicklung des
Kinder- und Jugendanteils ein markantes West-Ost-Gefälle
sichtbar werden. In dieser Zeit wird sich die Zahl der bis
zu Zwanzigjährigen voraussichtlich um 2,3 Millionen
verringern. Ostdeutschland trägt jedoch mit einem Anteil
von fast vierzig Prozent weit überproportional zu diesem
Rückgang bei. In den neuen Bundesländern wird deshalb 2010
nur noch gut ein Siebentel der Bevölkerung dieser
Altersgruppe angehören, wogegen es in den alten immerhin
noch ein Fünftel sein wird. Allerdings wird dieses
West-Ost-Gefälle in den dann folgenden dreißig Jahren
wieder flacher werden - vorausgesetzt, die ostdeutsche
Geburtenrate steigt bis 2010 auf westdeutsches Niveau. In
diesem Fall werden um 2040 in Ostdeutschland knapp ein
Siebentel und in Westdeutschland reichlich ein Sechstel
jünger als zwanzig Jahre sein."
(2002, S.61)
2003
ZEIT-Serie:
Land ohne Leute (Teil
1) |
NIEJAHR, Elisabeth (2003): Land ohne Leute.
Die vergreiste Republik.
Deutschland verliert jährlich 200000 Einwohner, da mehr
Menschen sterben als geboren werden. Es wächst ein
demografisches Problem ungeheuren Ausmaßes heran, doch die
Politiker ignorieren es,
in: Die ZEIT Nr.2 v.
02.01.
Elisabeth NIEJAHR beschreibt am
Beispiel der Stadt Essen, die bereits im
Jahr 2001 im Mittelpunkt eines ZEIT-Dossiers stand, den
demografischen Wandel in Deutschland:
"In der
Zeit von 1962 bis 1999 sank die Zahl der Einwohner von Essen
um 20,3 Prozent, teils durch Abwanderung, teils dadurch, dass
mehr Menschen starben als geboren wurden. Das hat eine ganze
Reihe unerwünschter Folgen: Steuereinnahmen und Kaufkraft
fallen weg, die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt leidet,
Infrastruktur wird nicht mehr gebraucht. Typisch ist nur der
Streit, welcher Stadtteil zuerst auf sein Hallenbad verzichten
muss.
Auf Wermkers Schreibtisch liegen Grafiken und Tabellen, die
allesamt düstere Zukunftsaussichten illustrieren: Die Stadt
rechnet damit, bis 2015 weitere 83000 Einwohner zu verlieren –
fortan wegen der ungünstigen Altersstruktur."
Essen hatte 586.750 Einwohner im Jahr 2003.
Am 31.03.2015 zählte die Stadt 577.827 Einwohner (Stand:
27.04.2013). Dies bedeutet einen Einwohnerverlust von
nicht einmal 9.000 Einwohnern statt der prognostizierten
83.000 Einwohner. Seit dem Jahr 2011 wächst die Stadt sogar
wieder. Wie kam es also dazu, dass eine Prognose über nur 12
Jahre so völlig daneben liegen kann?
Man mag
sich gar nicht ausmalen, welche katastrophalen Fehlplanungen
die Falscheinschätzung der Entwicklung in Essen zur Folge
hatte.
KERNER, Regina (2003): "Das Miefige der
Kleinfamilie ist weg".
Trendforscher
sehen neue Lust zum Leben mit Kindern. Geburtenrate von 1,7
erwartet,
in: Berliner Zeitung v. 03.06.
Nach
zitty und Welt am Sonntag berichtet nun auch
Regina KERNER über den
Baby-Boom in den Schickimicki-Vierteln der deutschen
Dienstleistungsmetropolen.
KERNER stellt der skeptischen Perspektive von
Elisabeth BECK-GERNSHEIM die
optimistische Perspektive von Matthias HORX (in der Welt am
Sonntag nur als Experte tituliert) entgegen:
"Trendforscher Matthias Horx, Mitautor der
Studie »Future Living«. Er
prognostiziert Deutschland eine Steigerung der Geburtenrate in
den nächsten fünf Jahren von derzeit 1,4 auf 1,7 Kinder pro
Frau. Er verweist auf die skandinavischen Länder und
Frankreich, wo es einen solchen Anstieg schon längst gegeben
hat."
BECK-GERNSHEIM wird mit dem Satz zitiert:
"Es gibt
keinen Bevölkerungswissenschaftler, der glaubt, dass die
Geburtenrate in den nächsten Jahren steigen wird".
Das wäre
auch wirklich zu viel erwartet! Bereits in den 1960er Jahren
wurden die Bevölkerungswissenschaftler vom Wandel des
Geburtenverhaltens überrascht. Die simple Fortschreibung von
Trends der Vergangenheit in die Zukunft - das Geschäft von
Bevölkerungswissenschaftlern - führt unweigerlich dazu, dass
Wendepunkte im generativen Verhalten "verschlafen" werden.
DESTATIS (2003): Im Jahr 2050 wird jeder Dritte in Deutschland 60
Jahre oder älter sein,
in:
Pressemitteilung Statistisches Bundesamt v. 06.06.
"In
Deutschland wird sich das zahlenmäßige Verhältnis zwischen
älteren und jüngeren Menschen in den nächsten Jahrzehnten
erheblich verschieben: Im Jahr 2050 wird – nach der neuesten
Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes –
die Hälfte der Bevölkerung älter als 48 Jahre und ein Drittel
60 Jahre oder älter sein. Auch die Einwohnerzahl in
Deutschland wird – selbst bei den angenommenen
Zuwanderungssalden aus dem Ausland – langfristig abnehmen.
Dies berichtete der Präsident des Statistischen Bundesamtes,
Johann Hahlen, heute in Berlin bei der Vorstellung der
Ergebnisse der 10. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung
des Statistischen Bundesamtes bis zum Jahr 2050.
Derzeit hat Deutschland rund 82,5 Millionen Einwohner. Nach
der "mittleren Variante" der Vorausberechnung, auf die sich
die nachstehenden Ergebnisse beziehen, wird die
Bevölkerungszahl nach einem geringen Anstieg auf 83 Millionen
ab dem Jahr 2013 zurückgehen und bis zum Jahr 2050 auf das
Niveau des Jahres 1963 (gut 75 Millionen Einwohner) sinken.
Der "mittleren Variante" liegen folgende Annahmen zu Grunde:
Konstante Geburtenhäufigkeit von durchschnittlich 1,4 Kindern
pro Frau; Erhöhung der Lebenserwartung bei Geburt bis zum Jahr
2050 für Jungen auf 81,1 Jahre und für Mädchen auf 86,6 Jahre
und ein jährlicher positiver Wanderungssaldo von rund 200 000
Personen. Zu einem langfristigen Bevölkerungsrückgang kommt
es, weil in Deutschland – wie schon seit 30 Jahren – auch in
den nächsten fünf Jahrzehnten stets mehr Menschen sterben
werden, als Kinder zur Welt kommen. Wegen des zu
unterstellenden anhaltend geringen Geburtenniveaus wird die
heutige jährliche Geburtenzahl von ca. 730 000 auf etwa 560
000 im Jahr 2050 sinken und dann nur noch halb so hoch sein
wie die Zahl der jährlich Gestorbenen, das "Geburtendefizit"
wird etwa 580 000 betragen (2001: 94 000). Das niedrige
Geburtenniveau wird dazu führen, dass die jüngeren
Altersjahrgänge (bis etwa zum 50. Lebensjahr) generell
schwächer besetzt sind als die älteren. Die Zahl der unter
20-Jährigen wird von aktuell 17 Millionen (21% der
Bevölkerung) auf 12 Millionen im Jahr 2050 (16%) zurückgehen.
Die Gruppe der mindestens 60-Jährigen wird mehr als doppelt so
groß sein (28 Millionen bzw. 37%). 80 Jahre oder älter werden
im Jahr 2050 9,1 Millionen Personen und damit 12% der
Bevölkerung sein (2001: 3,2 Millionen bzw. 3,9%)",
meldet das
Statistische Bundesamt angesichts der
10.
koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung.
"Die
Unterschiede zur letzten 9. koordinierten
Bevölkerungsvorausberechnung aus dem Jahr 2000, die auf dem
Bevölkerungsstand zum 1.1.1998 basierte, bestehen vor allem in
den Annahmen zur Lebenserwartung"
sagt
Johann HAHLEN zur neuesten Bevölkerungsvorausberechnung.
Die Vorausberechnung basiert auf Daten vom 31.12.2001 und die
Geburtenrate ist eine schlichte Fortschreibung der
Vergangenheit, welche in den Medien nicht als solche kenntlich
ist. Kommentatoren wie MÖLLER behaupten sogar: "Die
Geburtenrate wird weiter sinken". Das muss der Journalist
nicht begründen und es lässt sich auch nicht begründen,
sondern ist reine Spekulation.
Genauso gut könnte sich die Geburtenrate auf 1,7 erhöhen wie
HORX dies vermutet. Dafür gäbe es
ebenfalls Gründe.
Eine
Vorausberechnung über eine Zeitspanne von 50 Jahren dient in
erster Linie ideologischen Zwecken. Dies wird deutlich, wenn
alle Medien die Vorausberechnung im Zusammenhang mit der
Rentenreform zitieren.
Der
Präsident des Statistischen Bundesamtes, Johann HAHLEN
schildert die
Entwicklung des Altenquotienten auf der Pressekonferenz
folgendermaßen:
"Auch der
Altenquotient – hier in der Abgrenzung 60 Jahre betrachtet –
entwickelt sich ungleichmäßig. Von 2001 (44) bis 2010 (46)
wird eine Erhöhung um lediglich 2 Personen im Alter ab 60
Jahren je 100 Menschen im Alter zwischen 20 und 59 Jahren
erwartet. Danach kommt es von 2010 (46) bis 2020 (55) zu einem
deutlichen Anstieg um 9 Personen und von 2020 bis 2030 (71) zu
einer sprunghaften Zunahme um weitere 16 Personen.
Anschließend wird der Altenquotient nicht mehr so stark
ansteigen. Von 2030 auf 2040 (73) erhöht er sich nur
geringfügig, im letzten Jahrzehnt der Vorausberechnung nimmt
er dann noch einmal zu (2050: 78), wobei diese Veränderungen
nicht mehr das frühere Ausmaß erreichen. Rückblickend hatte
sich im letzten Jahrzehnt bereits ein deutlicher Anstieg des
Altenquotienten ergeben – von 35 im Jahr 1990 auf 44 im Jahr
2001; vor 50 Jahren hatte er nur 27 betragen. Die Alterung
wird also nicht erst in 50 Jahren zu Problemen führen, sondern
bereits in den nächsten beiden Jahrzehnten eine große
Herausforderung für Wirtschaft, Gesellschaft sowie vor allem
für die sozialen Sicherungssysteme darstellen. Diese
Entwicklung ist vorgegeben und unausweichlich: Im Jahr 2024
werden die 1964 Geborenen, der geburtenstärkste Jahrgang
Deutschlands, 60 Jahre alt."
PH (2003): 2020 gibt es mehr Rentner als
Erwerbsfähige.
Statistiker warnen vor "kritischer
Beschleunigung" der Alterung. Grüne wollen Rentenalter auf 67
Jahre anheben,
in: Welt v. 07.06.
"Gegenwärtig liegt der Altenquotient bei 44, das heißt 100
Menschen im erwerbsfähigen Alter stehen 44 Rentner gegenüber.
Bis 2010 wird der Altenquotient zwar nur auf 46 ansteigen, im
Jahr 2020 wird er schon bei 54,8 liegen,"
heißt es im
Text. Während die Schlagzeile suggeriert, dass es 2020 mehr
Rentner geben wird als Erwerbsfähige, belegt der Text
lediglich, dass 2020 auf 100 20- bis 59-Jährige gerade einmal
ca. 55 Menschen im Alter von 60 und mehr Jahren kommen. Das
sind also fast doppelt so viele 20- bis 59-Jährige
("Erwerbsfähige") als 60-Jährige und Ältere. Wie viele
Menschen Rentner sein werden, davon wird gar nicht gesprochen,
denn dazu müsste der
Rentnerquotient berechnet werden.
Richard MENG
kennt den Unterschied zwischen "Erwerbstätigen" und
"Erwerbsfähigen" nicht, wenn es heißt:
"Derzeit
müssen 100 Erwerbstätige 44 Rentner finanzieren. Bei
unverändertem Renteneintrittsalter müssen 100
Erwerbstätige im Jahr 2030 bereits für 71 Rentner
aufkommen, 2050 sogar für 78 Rentner."
Nicht jeder 20-
bis 59-Jährige ist erwerbstätig und erst recht nicht in
einem sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis. Auch
sonst kann man nur vor so viel Naivität erschrecken, wenn
eine Agenda 2050 gefordert wird. Obwohl MENG selber
zugibt, dass selbst Kurzfrist-Planungen voll daneben gehen
können
SOMMER, Bettina
(2003): Bevölkerungsentwicklung bis 2050.
Annahmen und
Ergebnisse der
10.
koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung,
in: Wirtschaft und Statistik, Heft 8, S.693-701
KLÖCKNER, Bernd W. (2003): Die gierige Generation. Wie
die Alten auf Kosten der Jungen abkassieren, Frankfurt a/M:
Eichborn Verlag
Für Bernd W. KLÖCKNER steht das
Rentensystem bereits nach 2010 vor dem Kollaps:
"Die
gesetzliche Rentenversicherung ist pleite und hätte, wäre
sie ein normales Wirtschaftsunternehmen, längst Konkurs
anmelden müssen. Die Rentenkasse ist leer, die
Rentengelder werden von den Konten der Jungen direkt auf
die Rentenkonten der Alten weitergeschoben. Wie leer die
Kassen sind, wird sich spätestens nach 2010 drastisch
zeigen. Dann nämlich, wenn die starken Jahrgänge der
fünfziger Jahre ihre Renten- und Pensionsansprüche geltend
machen und niemand da ist, der sie bezahlen kann."
(zitiert nach der Taschenbuchausgabe 2005, S.32)
KLÖCKNER vertritt die
Interessen der Versicherungsbranche, indem er die Renditen
der gesetzlichen Rentenversicherung hervorhebt, ohne die
Risiken der privaten Altersvorsorge zu nennen:
"Ein
1930 Geborener, der 45 Jahre rund 187.000 DM in die
gesetzliche Rentenversicherung einbezahlte, erhält knapp
330.000 DM an Rentenleistungen. Das ist mehr als das
1,7fache. Die Rendite dieser Kapitalanlage des Alten liegt
bei rund 3 Prozent. Wer dagegen 2015 in Rente geht, muss
sich mit wahrscheinlich rund einem Prozent Rendite
zufrieden geben. Wer 2030 die Rente antritt, wird auf
belustigende null Prozent kommen, und für alle späteren
Rentner gibt es voraussichtlich eine Minus-Rendite. Auf
den Punkt gebracht: Das jetzige Rentensystem führt
zwangsläufig dazu, dass einige für ihre Investitionen
nicht nur keinen Zins erhalten, sondern sogar weniger als
die eigenen Investitionen zurückbezahlt bekommen."
(zitiert nach der Taschenbuchausgabe 2005, S.29)
In seiner Warnung an die
ewigen Vorsorge-Zögerer geht KLÖCKNER von einer gegenwärtig
traumhaft hohen effektiven Verzinsung von 5 % aus.
MAI,
Ralf (2003): Die Alten der Zukunft. Eine
bevölkerungsstatistische Analyse, Schriftenreihe es
Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung, Band 32
2004
SPIEGEL-Titelgeschichte: Der letzte Deutsche.
Auf dem Weg zur Greisen-Republik |
BÖLSCHE, Jochen u. a.
(2004): Land ohne Lachen.
Deutschland
schrumpft - und ergraut. Die Bundesrepublik rangiert mit ihrer
Geburtenrate unter 190 Staaten auf Platz 185. Vier von zehn
deutschen Akademikerinnen verzichten auf Mutterglück und
Mutterstress. Sind die Frauen in den Gebärstreik getreten -
oder die Männer in den Zeugungsstreik?
in: Spiegel Nr.2 v. 05.01.2004
"Schon im Jahr 2035 werden
die Deutschen das älteste Volk der Welt sein - eine graue
Revolution verwandelt die Republik allmählich in einen
Gerassic Park, in dem jeweils ein Berufstätiger für einen
Rentner aufkommen muss",
verkündet der Spiegel.
Dazu wird eine absurde Rechnung zu einer
Bevölkerungsentwicklung OHNE ZUWANDERUNG präsentiert:
"Schon um das Jahr 2010
wird die Republik, bei gleichbleibender Lebenserwartung und
ohne zusätzlichen Zuzug, wahrscheinlich eine halbe Million
Einwohner weniger haben als heute. Bis 2050 könnte die
Bevölkerungszahl von jetzt 82,5 auf 70 Millionen oder noch
darunter fallen."
Offenbar glaubt der
Spiegel, seine Leser seien besonders dämlich und man
müsste ihnen Scheuklappen aufsetzen, dass sie nicht auf den
Gedanken kommen, unser Wohl könnte von anderem abhängen als
von der Geburtenrate.
Trügerische Hoffnungen setzt der Spiegel auf die
Differenz zwischen zusammengesetzter Geburtenziffer und
Kinderwunsch und nennt gleich auch ein paar
Umsetzungshindernisse:
"Trotz
des gesellschaftlichen Wertewandels und trotz sinkender
Kinderzahlen ist der Kinderwunsch verblüffenderweise
relativ konstant geblieben: Junge Deutsche erhoffen sich
heute im Schnitt 2,2 Kinder, also sogar etwas mehr als
nötig, um den Bevölkerungsbestand stabil zu halten.
Die »enorme Lücke« zwischen Kinderwunsch und realisierter
Geburtenzahl (von 1,35 Kindern), erkannte die »Frankfurter
Allgemeine«, »stellt einen Skandal dar, der gleichwohl
öffentlich eher beschwiegen wird«.
Familienministerin Renate Schmidt - mit 60 Jahren
dreifache Mutter und vierfache Großmutter - zieht aus den
Statistiken den richtigen Schluss, dass es überflüssig
sei, irgendjemanden zum Kinderkriegen zu beschwatzen. Der
Staat müsse vielmehr die Hindernisse aus dem Weg räumen,
die einer Umsetzung des durchaus vorhandenen
Kinderwunsches im Wege stünden.
Leicht gesagt, schwer getan. Denn da gibt es zum Beispiel
die Gruppe jener, die wollen, aber nicht können - ein, zum
Teil aus Scham, häufig tabuisiertes Thema.
Bei
schätzungsweise jedem sechsten Paar mit Kinderwunsch
leidet zumindest einer der Partner unter
Fruchtbarkeitsstörungen, in etwa der Hälfte der Fälle
liegt die Ursache beim Mann.
(...).
Daneben gibt es die Gruppe derer, die wohl können, aber
nicht wollen.
Zu ihnen zählt die Hamburger Psychologin Susie
Reinhardt, 41
(...).
Andere, die einen Partner haben, schieben das
Kinderkriegen lange vor sich her - und kommen dann doch
nicht aus den Startlöchern: Achtung, fertig, kinderlos.
(...).
Oft auch erstirbt bald nach der Geburt des Erstlings der
Wunsch nach weiterer Nachkommenschaft."
(2004, S.41ff.)
Das Problem der
Partnerlosigkeit als Familiengründungshindernis wird
ausgeklammert. Eine umfassende Kritik des Artikels findet sich
hier.
GEO
-Titelgeschichte: Deutschlands Zukunft.
Wie werden wir leben? Wo
werden wir leben? Welche Aussichten hat unsere Gesellschaft? |
KLINGHOLZ, Reiner
(2004): Aufbruch in ein anderes Land.
Geburtenrückgang, Überalterung, Zuwanderung: Die
demographischen Veränderungen werden die Gesellschaft von
Grund auf und nachhaltig verändern. Die Deutschen müssen sich
vom alten Wachstumsdenken verabschieden - und im radikalen
Wandel nach Chancen für einen Neuanfang suchen,
in: GEO, Mai
SPARMANN, Anke (2004): "Vielleicht
irgendwann...".
Geburtenreichtum und -armut sind ungleich
verteilt. Im Kreis Cloppenburg bekommen Frauen doppelt so viele
Kinder wie in Heidelberg. In Hoyerswerda leben viele Männer ohne
Aussicht auf eine eigene Familie. Liegt das am Geld oder am Glauben?
An Beruf, Bildung oder Beziehungen? Die Suche nach den Ursachen hat
überraschende Einsichten zutage gebracht - wenn auch keine einfachen
Antworten,
in: GEO, Mai
GEO
-Extrabeilage: Kreise und Städte im Test.
Der demographische Wandel:
Daten, Trends und Analysen |
GRONEMEYER,
Reimer (2004): Kampf der Generationen, Stuttgart: DVA
GRONEMEYER droht uns gleich
mit den Verhältnissen im Jahr 2050, um die Dramatik des
"demographischen Wandels" entsprechend seines
Generationenkrieges möglichst schwarz zu malen:
"Eckpunkte des drohenden
Konfliktes (...):
- Zunehmende Vergreisung: Im Jahre 2050 werden in
Deutschland 38,7 % der Menschen über sechzig Jahre und
31,4 Prozent über fünfundsechzig Jahre alt sein.
- Verhältnis Jung-Alt: Bis 2020 - so teilt das
Bundesamt für Statistik im Jahre 2003 mit - wird sich die
Schülerzahl in den Sekundarstufen I und II (Klassen 7-13)
halbiert haben und die Zahl der über 80-Jährigen wird 2050
auf 9,1 Millionen gestiegen sein. Weil die Alten von
morgen heute schon geboren sind, wird sich daran kaum
etwas ändern. Auch Zuwanderung wird diese Zahlen
allenfalls etwas dämpfen.
- Verringerte Zahl von Erwerbstätigen: Bis 2050
wird sich die Zahl der Erwerbstätigen - so ebenfalls das
Bundesamt für Statistik - von 51 Millionen auf 40
Millionen verringern, die Einwohnerzahl wird auf 75
Millionen sinken.
- Gefährdete Sozialsysteme: Schreibt man die
gegenwärtige
Rentenfinanzierung fort, wird um die Jahrhundertmitte
jeder Erwerbstätige eine Rente finanzieren müssen.
- Explodierende Gesundheitskosten: Achtzig Prozent
der Gesundheitskosten fallen gegenwärtig in den letzten
beiden Lebensjahren an. Ein 90-Jähriger verursacht acht
Mal so hohe Gesundheitsausgaben wie ein 10-Jähriger.
-
Überbordende Pflegeausgaben: Da die Zahl der über
80-Jährigen sich in den nächsten 25 Jahren vervierfachen
wird, wächst die Zahl der Pflegebedürftigen von jetzt 1,5
Millionen bis zum Jahr 2040 auf 2,9 Millionen. Für das
Jahr 2050 wird in Deutschland mit zwei Millionen
Alzheimer-Kranken gerechnet, deren Versorgung extrem teuer
ist.
- Wachsende Altenmacht: Jede zweite Wählerstimme
gehört schon bald einem Alten, denn die unter
Achtzehnjährigen wählen nicht mit. Das schafft den Alten
prinzipiell die Möglichkeit, jede Wahl zu entscheiden, und
sie können so im Prinzip Veränderungen zu ihren Ungunsten
verhindern.
-
Geringe Geburtenrate: Gleichzeitig schrumpft -
ohne Einwanderung - die Bevölkerung Deutschlands bis 2050
von jetzt 82 Millionen auf 70 Millionen. Die Geburtenrate
liegt bei 1,4 Kindern pro Frau, und zu dem
verschwindenden Kinderwunsch tritt noch die
sich
ausbreitende Unfruchtbarkeit, die heute jedes zehnte
Paar betrifft." (2004, S.23f.)
Zur Pflegeversicherung,
Rentenversicherung und Generationen schreibt GRONEMEYER:
"Die Pflegeversicherung
verzeichnete für das Jahr 2002 ein Defizit in Höhe von 400
Millionen Euro. Das liegt vor allem daran, dass die Zahl
der stationären Pflegefälle rasant anwächst (1996 waren es
385.000; 2001 bereits 578.000). Die Zahlen kann man lesen
als Ausdruck einer kommenden Finanz- und
Versorgungsfrage." (2004, S.28)
"In Deutschland werden
zwischen 2010 und 2020 ein Drittel mehr Menschen in den
Ruhestand treten, als neue Erwerbstätige hinzukommen"
(2004, S.70)
"Die Angehörigen der
Babyboom-Generation (die 1950 bis 1970 Geborenen) »könnten
Probleme bekommen, ihre Finanztitel einer immer kleiner
werdenden Sparerklientel zu verkaufen« konstatiert im
Dezember 2002 die Hypovereinsbank." (2004, S.80)
"Grob, wie gesagt, aber
doch erkennbar, sind jetzt drei Generationsgruppen
innerhalb der Älteren zu unterscheiden: (...).
- Die Aufbaugeneration (Jahrgänge vor 1930). Die
Hochaltrigen (...)
- Die Wohlstandsgeneration (Jahrgänge 1930-60)
(...)
- Die Generation Einbruch (Jahrgänge, die nach 1960
geboren sind). Nichts scheint für diese Generation mehr so
zu sein, wie es war." (2004, S.156f.)
Am Beispiel Hamburg wird
die Entwicklung im Pflegebereich geschildert:
"2002 lebten in Hamburg 299.114
Menschen über 65 Jahre. 2005 werden es etwa 17500 mehr
sein. Die Zahl der über 80-Jährigen steigt von jetzt
(2003) 79884 auf etwa 82000. Die Ausgaben der
Sozialbehörde für die Altenpflege stiegen seit 1999 um 20
Prozent auf jetzt 83,4 Millionen Euro pro Jahr. (...).
6456 Altenpfleger betreuen in Hamburg rund 41052
Pflegebedürftige. 15035 davon leben in Heimen. Pro
Einrichtung fehlen 16 Pflegekräfte.
Zwar wird nach wie vor vorwiegend in der Familie gepflegt
(zu etwa 80 Prozent), oft mit ambulanter und
professioneller Unterstützung. Und die Pflegenden sind
ausschließlich Frauen. Allerdings schrumpft die Gruppe der
»Pflegetöchter« (die 45-59Jährigen) in Relation zu den
über 65-Jährigen. Sollte die Erwerbsorientierung der
Frauen zunehmen - was allerdings angesichts des
schrumpfenden Arbeitsmarktes nicht unbedingt realistisch
ist -, geht die Zahl der pflegenden Familienangehörigen
weiter zurück. Steigt die Zahl der Scheidungen weiterhin,
sinkt die Zahl der Eheschließungen und
wächst die
Gruppe der Alleinlebenden, dann wird man von der Familie
in Zukunft noch weniger Pflege erwarten dürfen."
(2004, S.172f.)
Für Ostdeutschland sieht
GRONEMEYER ein größeres Problem beim Pflegepotenzial:
"In den alten Bundesländern hat
man es gegenwärtig mit einem Double-Aging-Prozess zu tun:
Abnahme der Geburtenrate, Zunahme der Lebenserwartung. In
den neuen Bundesländern wird sich bald die Folge eines
Triple-Aging-Prozesses zeigen: Dort sank von 1990 bis 1997
der Anteil der 25- bis unter 30-Jährigen an der gesamten
ostdeutschen Bevölkerung um 23,2 Prozent. Dort wird in
Zukunft die Gruppe derjenigen fehlen, aus denen in 15 bis
30 Jahren die Pflegepotenziale erwachsen müssten."
(2004, S.173)
Bei dieser Betrachtung
fällt auf, dass innerdeutsche Migrationprozesse gänzlich
unberücksichtig bleiben.
Die Zukunft der Pflege
hinsichtlich der Anzahl der Pflegebedürftigen im Jahr 2050
führt GRONEMEYER noch detaillierter aus:
"Wie viele Pflegebedürftige wird
es in Deutschland im Jahre 2050 geben? Die Prognosen
schwanken, ist doch zum Beispiel die Frage nach einer
zukünftigen Zuwanderung oder nach der Entwicklung der
Medizin schwer zu kalkulieren. Im Jahre 2000 jedenfalls
wurden 1.822.104 Pflegefälle gezählt. Daraus werden bis
2050 nach zurückhaltenden Schätzungen 3.200.000 geworden
sein, nach skeptischen Schätzungen 5.800.000 in häuslicher
Pflege." (2004, S.173)
Veränderungen der
Geburtenrate bzw. Veränderungen des Gesundheitszustandes von
Älteren werden hier als mögliche Faktoren nicht erwähnt. Und
das über solch einen langen Zeitraum.
HORX, Matthias (2004): Deutschland im Jahre 2015.
Vier Szenarien für die Zukunft unserer Republik,
in: Welt v. 21.02.
"In
den deutschen Betten beginnt eine fieberhafte Produktivität. Die
Geburtenrate steht mit 2,0 auf dem höchsten Stand seit 40 Jahren.
Nach dem dritten Kind zahlen deutsche Bürger bis zu einem Einkommen
von 100 000 Euro keine Steuern mehr, darüber nur linear 15 Prozent.
Eine Vielzahl von steuerlich absetzbaren privaten Dienstleistungen
macht Karriere auch mit Kindern möglich. Die Städte Deutschlands
vibrieren vor Vitalität - sie sind rund um die Uhr geöffnet. Mit
fünf bis sechs Prozent Dauerwachstum ist Deutschland wieder die
Wachstumslokomotive Europas. Aber dies fordert einen Preis",
lautet eines der Szenarien, mit denen Matthias HORX die Leser der Welt zur
kostenlosen Mitarbeit an seinem neuen Projekt auffordert.
SCHIRRMACHER, Frank (2004): Das Methusalem-Komplott. Die
Menschheit altert in unvorstellbarem Ausmaß. Wir müssen das
Problem unseres eigenen Alterns lösen, um das Problem der Welt
zu lösen, München: Blessing Verlag
Seit 2008 müsste die Welt
aufgrund der
Babyboomer im Ausnahmezustand sein:
"Der
Eintritt der Babyboomer ins Rentnerdasein wird in der
ganzen westlichen Welt einen Altersschub auslösen und wie
ein nie verglühender Raketentreibsatz über Jahrzehnte
Millionen von Menschen, Einzelne, die sich zu ganzen
Völkern summieren, über die Datumsgrenze des 65.
Lebensjahrs katapultieren (...). Den Countdown dieser
gewaltigen Mission haben die amerikanischen
Bevölkerungsinstitute mit großem Alarm vordatiert:»(...)
Bisher glaubte man, dass die ersten Boomer im Jahre 2011
in den Ruhestand treten, und die Alterswelle uns dann erst
erreicht. Heute ist die Annahme realistischer, dass die
erste Welle uns bereits im Jahre 2008 trifft.«"
Übersetzt man sich die Schätzungen in Bilder, dann wird
die Erde wie ein riesiges Altersheim durchs Weltall
kreisen. Wie viel Senilität, Vergesslichkeit,
Altersdemenz, wie viel Krankheit wird in diesem
kollektiven Bewusstsein sein? Wie viel Angst und
schlechtes Gewissen, Selbsthass und - Hass?
In den USA wird alle 7,5 Sekunden ein Babyboomer 50. Alle
7,5 Sekunden bekommt das Leben, in den Worten Mark Aurels,
schlechte Gesellschaft. Die Babyboomer, die zwischen 1950
und 1964 geborenen Generationen, werden spätestens in dem
Moment, in dem sie in Rente gehen, die ganze westliche
Welt in einen Ausnahmezustand versetzen." (2004, S.17f.)
Wie elitär das Buch ist,
beweist die Aussage, dass Hundertjährige für die heutige
Lebenden zur Normalität werden (vgl. 2005, S.23). Dies dürfte
höchstens für den kleinen Kreis der jungen Elite, aber nicht
für Deutschland zutreffen.
SCHIRRMACHER lobt die
Präzision von Bevölkerungsprognosen. Die Präzision von
SCHIRRMACHERs hysterischem Buch lässt dagegen zu wünschen
übrig. Seit 2010 herrscht bei uns der Generationenkrieg, für
diejenigen, die das bislang nicht gewusst haben:
"Beginn
des Konflikts: 2010, denn dann gehen die ersten
Nachkriegsjahrgänge in Vorruhestand. Unsere
Gesellschaft wird aus zwei Richtungen untergraben:
(...). Während die Alten leben und nicht sterben, wurden
die Jungen, die wir für die Zukunft benötigen, niemals
geboren. (...).
Der geburtenstärkste Jahrgang ist der
Jahrgang 1964, Stichjahr also 2029.
Der
Altenquotient der Deutschen - die Zahl der über
60-Jährigen auf 100 Menschen im Alter von 20 bis 60 - wird
sich bis 2030 nahezu verdoppeln, und zwar
von 44,3 im Jahre 2002 auf 46 im Jahre 2010, 54,8 im
Jahre 2020 und 70,9 im Jahre 2030. Er steigt weiter bis
78,0 im Jahre 2050." (2004, S.40f.)
SCHIRRMACHER beschwört
außerdem den
Konflikt zwischen Eltern und Kinderlosen. Mancher wird
bereits Anklänge an das Buch Minimum erkennen:
"Heute
wird schon deutlich, dass ein erheblicher Herd der Unruhe
innerhalb der Gesellschaft zwischen Kinderlosen und Eltern
schwelen wird; es wird zu Solidarisierungen der einen
Fraktion gegen die andere kommen, die Fraktion der
Ernährer gegen die Fraktion der Egoisten. Und es bedarf
keiner Phantasie, sich auszumalen, dass die Schlecht dort
besonders schmerzhaft sein wird, wo Alternde, die weder
Kinder noch Eltern haben, sich gegen solche behaupten
müssen, die sich hinter die Festungen familiärer
Strukturen zurückziehen können.
In Florida, einem der demographisch ältesten Staaten der
USA, erproben allein stehende Männer und Frauen neue
Adoptionsformen; sie investieren in die Ausbildung von
Waisenkindern in der Erwartung, sich dadurch später im
Leben Treue zu sichern. Stimmen die Prognosen nur
halbwegs, werden wir in ein paar Jahren auch in
Deutschland die Diskussionen führen, die in Florida
bereits zu gesellschaftspolitischen Entscheidungen geführt
haben. Denn selbst wenn wir morgen in einem Akt
beispielloser Massenzeugung die Geburtenrate steigern
wollten, würden wir die Folgen höchstens in Ansätzen
spüren. Eine erhöhte Geburtenrate würde erst in 30 Jahren
die Schrumpfung der Bevölkerung beeinflussen und erst in
60 Jahren zu eine spürbaren Anstieg der Bevölkerungszahl
führen. (...). Das heutige Florida ist die benchmark,
die jede entwickelte Nation in absehbarer Zeit
erreichen und übertreffen wird." (2004, S.59f.)
SOMMER, Bettina
(2004): Bevölkerungsentwicklung in den Bundesländern bis 2050.
Annahmen und
Ergebnisse der
10.
koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung,
in: Wirtschaft und Statistik, Heft 8, S.834ff.
RHEINISCHER MERKUR-Spezial:
Deutschland im Jahr
2020.
Geisterstädte und
leere Landstriche – das Geburtendefizit wird unser Land radikal
verändern. Blick in eine düstere Zukunft |
KLINGHOLZ, Reiner (2004): Abstieg in
die zweite Liga.
Einwohnerschwund nicht
ausgleichen. Der wirtschaftliche Niedergang ist programmiert,
in: Rheinischer Merkur Nr.42 v. 14.10.
2005
FELDMANN, Joachim (2005): LSD-Sekt aus dem Supermarkt.
Zeitschriftenschau. Wie man sich um 1968 die Zukunft vorstellte,
in: Freitag Nr.9 v. 04.03.
FELDMANN vergleicht die Zukunftsentwürfe im
Kursbuch 14 (August 1968) mit dem Bravo-Heft 21 (31. Mai
1968). Der Sieg nach Punkten geht laut FELDMANN an die
Jugendzeitschrift:
"Es
ist der ungebrochene Glaube an den technischen Fortschritt, der den
beiden Zukunftsentwürfen gemeinsam ist. Doch während Dutschke,
Rabehl und Semler von der großen kollektiven Arbeits-, Lern- und
Wohnmaschine träumen, entpuppt sich das »Wohn-Center« der Bravo
als eine Freizeit- und Konsumwelt, die vor allem an den Hedonismus
ihrer Leser appelliert"
Tröstlich findet es
FELDMANN - mit Blick auf den allseitigen demografischen Alarmismus,
dass die damals für Deutschland prognostizierte Überbevölkerung
nicht eingetreten ist:
"Erleichtert
(...) sollten die Verkünder eines »Methusalem-Komplotts« zur
Kenntnis nehmen, dass die demographische Prognose für das
Deutschland des Jahres 2000 »Überbevölkerung« lautete.
Geburtenkontrolle, so endet der Bravo-Artikel, werde zur
gesetzlichen Pflicht eines jeden Bürgers. Je nach Zugehörigkeit zu
einer der drei gesellschaftlichen »Intelligenz-Gruppen« würden
Familien zwischen einem und drei Kindern zugestanden. Wie gut, dass
uns diese Ausgeburt eines familienplanerischen Totalitarismus
erspart geblieben ist."
SIRLESCHTOV, Antje (2005): An
Feierabend ist nicht zu denken.
Eine Studie über das Leben im
Jahre 2050 – wenn 70-Jährige morgens zur Arbeit fahren müssen,
in: Tagesspiegel v. 10.03.
1968 machte sich das Intellektuellenmagazin
Kursbuch und die Jugendzeitschrift Bravo Gedanken über
unsere Gegenwart,
FELDMANN hat das nun verglichen. Bevölkerungspolitisch gesehen
waren die Zukunftsentwürfe ein Flop, obwohl der Zeitrahmen nicht
einmal 40 Jahre beträgt. Unsere Politiker dagegen kennen
kein Pardon. Sie wissen bereits heute was uns 2050 erwartet, z.B.
Ullrich PFEIFFER und Thilo SARRAZIN. Sie haben im Auftrag der
SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung die Studie
»Staatshaushalt,
Wachstum, Demographie« verfasst. Jede Generation muss mit den
Irrtümern ihrer Vorgängergeneration leben, da hilft auch die beste
Studie nichts! Ein Beispiel aus dem Pamphlet:
"Die
Relation der über 80-Jährigen im Verhältnis zur Zahl der 40-
bis 60- Jährigen wird sich bis 2050 vervierfachen: heute
beträgt die Relationsziffer 12,6%, 2050 wird sie 55,0%
betragen (Vgl. Frank Schirrmacher:
Das Methusalemkomplott, S. 43)." (2005, S.7)
Bei
SCHIRRMACHER wird damit der "demographische
Altenpflegequotient" bezeichnet. Warum sollten aber im Jahr
2050 die 40-60-Jähirgen die über 80-Jährigen pflegen? Warum
z.B. nicht die 40-80-Jährigen, weil technologische
Innovationen die Pflege erleichtern? Man überträgt einfach die
Vergangenheit unbesehen auf die Zukunft, als ob die
Gesellschaft der Langlebigen nicht mit einer veränderten
Lebenssituation der Einzelnen einhergeht.
Die
Berechnungen beruhen auf der
10.
koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung, wobei nicht
mit der mittleren Variante 5 (Rürup-Kommission), sondern mit
der Variante 7, d.h. geringer Einwanderung (100.000
Personen Wanderungsüberschuss statt 200.000) und einer höheren
Lebenserwartung gerechnet wird.
LBS Research (2005): 2030 Deutschland mit mehr Einwohnern als
heute.
Prognosen seit 1992 um 13,7 Millionen Einwohner nach oben
korrigiert – Demografen unterschätzen die tatsächliche
Entwicklung immer wieder – Steigende Lebenserwartung
wichtigster Faktor,
in: Pressemitteilung Bundesgeschäftsstelle Landesbausparkassen v.
04.04.
SZ (2005): Bevölkerung
wächst in Deutschland
in: Süddeutsche Zeitung v. 08.04.
Die
SZ berichtet über eine
Pressemitteilung der LBS-Research.
Dort hat man
die Bevölkerungsvorausschätzungen des Statistischen Bundesamt
überprüft und festgestellt, dass die Schätzungen bezüglich der
Bevölkerungsentwicklung seit den 1990er Jahren viel zu pessimistisch
waren.
Daraus folgt, dass die
Bevölkerung im Jahr 2030 nicht auf 69,9 Millionen Einwohner
schrumpft, sondern auf 83,6 Millionen wächst. Ursachen sind die
verstärkte Zuwanderung nach 1989 und die steigende Lebenserwartung.
DW (2005): Deutschland verliert bis 2050 fast acht Millionen
Einwohner,
in: Welt v. 09.04.
Davon abgesehen, dass es sich bei einem solchen
Zeitraum um
moderne Kaffeesatzleserei handelt, hat die LBS Research die Treffsicherheit bisheriger Vorausschätzungen
überprüft und kommt zum Ergebnis, dass bis 2030 nicht mit
Schrumpfung, sondern eher mit weiterem Wachstum der
Bevölkerung zu rechnen ist.
taz-Serie: Deutschland - Räume ohne
Volk und auseinanderklaffende Lebenswelten (Teil 1) |
TEGTMEIER, Sascha (2005): Deutschland, ein Flickenteppich:
Aussichten aufs Jahr 2020.
Wie attraktiv sind deutsche
Standorte? Und wie können sie sich entwickeln? Ein Berliner Institut
hat einen umfassenden Atlas der Zukunftsfähigkeit deutscher Regionen
erstellt,
in: TAZ v. 12.04.
BMFSFJ
(2005): Perspektive für eine nachhaltige Familienpolitik.
Ergebnisse des Gutachtens von Prof. Dr. Eckart Bomsdorf
"Im Kontext unserer
nachhaltigen Familienpolitik stellt die Erhöhung der
Geburtenrate auf 1,7 bis 2015 ein realistisches Ziel dar"
(S.2),
heißt es in
dem Gutachten von Eckart BOMSDORF.
KAUFMANN, Franz-Xaver (2005) Schrumpfende Gesellschaft.
Vom Bevölkerungsrückgang und seinen Folgen, Frankfurt a/M:
Suhrkamp Verlag
Obwohl die Bevölkerung in
Deutschland seit 2002 bis zum Erscheinen des Buchs minimal
zurückgegangen ist, schreibt KAUFMANN von einem anhaltenden
Bevölkerungswachstum bis 2010 und einem dann beginnenden
Bevölkerungsrückgang (S.39).
Die Bevölkerungsentwicklung
beschreibt KAUFMANN anhand der 5. Variante der
10.
koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung, die auch als
Rechtfertigung für die Agenda 2010 diente.
KAUFMANN geht insbesondere
von einem starken Anstieg der Pflegebedürftigen
("Hochbetagte") aus:
"Die
stark sinkende Alterssterblichkeit wirkt sich insbesondere
im Sinne einer überproportionalen Zunahme der
Hochbetagten aus, welche im Unterschied zu den »jungen
Alten« mehrheitlich unter gesundheitlichen
Beeinträchtigungen leiden und einem erheblichen
Pflegefallrisiko ausgesetzt sind. Wir setzen als
Konvention die Grenze zwischen »jungen Alten« und
»Hochbetagten« bei 80 Jahren an, (...). Bereits 2020 wird
sich die
Zahl der Hochbetagten gegenüber 2000 verdoppelt
haben und bis 2050 weiter ansteigen.
(2005, S.46)
KAUFMANN geht davon aus,
dass ab dem Geburtsjahrgang 1970 jede dritte Frau lebenslang
kinderlos bleiben wird (S.50). Diese Zahl ist weit überhöht,
was von single-generation.de bereits bei Erscheinen des Buches
kritisiert wurde.
Gemäß dem Mikrozensus 2012 betrug der Anteil der
Kinderlosen der Geburtsjahrgänge 1968 bis 1972 nur 22 % (23 %
im Westen und 15 % im Osten).
Für die Anfang
der 1970er Jahre geborenen Frauen wird sogar von einem
Geburtenanstieg ausgegangen, der ebenfalls bereits damals
voraussehbar war.
Die Annahmen zur
Zuwanderung widersprechen jene von
MIEGEL (2002) bezüglich Ostdeutschland:
"Sollte
sich die Zuwanderung in Deutschland im bisherigen Umfang
fortsetzen, so würde der Anteil der Zugewanderten und
ihrer Nachkommen nach einer Schätzung von Birg (2003:13)
sich von 9 % (1998) auf 19,6 % (2030) und 27,9 % (2050)
erhöhen. In Ostdeutschland und manchen Großstädten könnte
schon bald unter den Jüngeren die Zahl der Zugewanderten
und ihrer Nachkommen überwiegen."
(2005, S.84)
HOLL,
Thomas (2005): "Berlin schrumpft, Hamburg wächst, München verjüngt".
Demographie-Studie über Bevölkerungsentwicklung in
Millionenstädten. Zuwachs nur durch Wanderung,
in: Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 16.06.
Bericht über die
Studie Deutschlands Millionenstädte im demografischen
Wandel von Eckart BOMSDORF & Bernhard BABEL, in der die
Entwicklung der Städte Berlin, Hamburg, München und Köln bis
2040 fortgeschrieben wird.
SCHWANITZ, Thoralf (2005): Deutschlands demografische Zukunft.
Laut Studie geht die Bevölkerungszahl bis 2040 auf 75 Millionen
zurück - Hamburg legt zu,
in: Welt v. 25.06.
BOMSDORF, Eckart
(2005): Höhere Fertilität, steigendes Rentenzugangsalter und
Migration.
Wie die
zukünftige Belastung der Gesellschaft in Deutschland
erträglich gestaltet werden kann,
in: Deutsche Rentenversicherung, Heft 8-9, S.439-459
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